DOOMSTEAM von NiFuu (Fälle zweier ungleicher Auroren) ================================================================================ Kapitel 1: T rugschluss E ines A lten M annes --------------------------------------------- T rugschluss E ines A lten M annes Aurorenbüro H. Potter & R. Henning D.A. Malfoy, 28. September 2013 – Harry Potter Fassungslos stand Harry in seinem Büro, dessen jetziger Zustand sich merklich von dem, aus seiner Erinnerung unterschied – was eine Zeitspanne von gerade mal drei Stunden ausmachte. «Was zum Teufel ist das hier?», entkam es ihm ungläubig, während seine Augen unschlüssig ab ihrem Ziel, wild umherschweiften. Malfoy, der sich akkurat an Hennings altem Tisch niedergelassen hatte, blickte ungerührt über den Rand seiner Lesebrille, ohne auch nur den Kopf zu heben. «Es nennt sich Ordnung, Potter.», entgegnete er kühl und wandte seinen Fokus zurück auf die Akte in seinen Händen. Sich aus seiner Starre reissend, schritt Harry zu seinem Tisch und begann eiligst, die Schubladen zu durchforsten. «Wo zum Teufel sind all meine Sachen?!» «Da wo sie hingehören.» Irritiert hob Harry den Kopf und schielte über die Tischplatte, auf der mindestens ein duzend Bilderrahmen fehlten. Malfoy deutete, ohne aufzublicken, in seine Richtung. Die Stirn runzelnd, drehte Harry sich um und erblickte- «Wo kommt die Kiste her?», denn die war bis vor drei Stunden noch nicht da gewesen. Was da gewesen war, war ein gemütliches Sofa, von dem nun jedoch jede Spur fehlte. «Das ist eine Truhe Potter und angesichts der Zustände, die ich hier vorfand, hielt ich die Aufopferung, eines der verstaubenden Gegenstände in meinem Dachstock, für das kleinere Übel.» «Und die Couch?» «Entsorgt wegen Epidemie Gefahr, zudem ist das hier ein Büro; schlafen kannst du zuhause und zur Erholung steht ein ausreichlich versorgter Pausenraum zur Verfügung.» «Das fasse ich einfach nicht!», fluchte Harry vor sich hin, während er in besagter Truhe sein sämtliches Eigentum wiederfand. Angefangen bei diversen Kleidungsstücken und endend bei seinen Fressvorräten – gesponsort von Ron, der immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, ihn hier alleine gelassen zu haben. «Ja, dieses Gefühl ist mir bestens bekannt.» «Oh nein!», wütend knallte er seinen Pokal, vom letzten Zentralenturnier, auf den Tisch, was Malfoy doch tatsächlich mit einem giftigen Blick quittierte. «So läuft das nicht Malfoy! Mein Schreibtisch geht dich einen feuchten Dreck an! Mach auf deiner Seite des Büros was du willst, aber du kannst dich nicht hier einnisten und mir vorschreiben, wie ich meinen Arbeitsplatz zu gestalten habe!» «Natürlich kann ich das.», wagte er ihm zu wiedersprechen. Galant erhob er sich aus seinem Drehstuhl, strich sich die Weste glatt und trat um den Tisch herum. Die Arme verschränkt, bäumte er sich vor Harry auf – dass ihm die Tränen nicht Flussartig über die Wangen liefen, bei der Verachtung, die aus seinen Augen triefte, war auch schon alles. «Wo sind meine Akten und Berichte?», knurrte Harry, sich nicht von der Statur des anderen einschüchtern lassend – wäre ja noch schöner. Er war Staubmäusen begegnet, die beeindruckender gewirkt hatten. «Wenn du diese erbärmliche Entschuldigung zusammengehefteter Blätter so nennen möchtest, bitte – sie sind in den Aktenschränken. Falls sie dir in dem Chaos verständlicherweise nie aufgefallen sind, sie stehen da an der Wand und wurden für die nach Datum und Alphabet sortierte Sammlung wichtiger Fallunterlagen, in sämtlichen Aurorenbüros eingeführt.», er nickte in gemeinte Richtung, ohne das es Harry interessiert hätte. «Du verdammter Arsch! Da war ein System dahinter und es hat jahrelang hervorragend funktioniert! Lass deine Griffel von meinen Sachen Malfoy – letzte Warnung!» Unbeeindruckt hob der eine Augenbraue im Spott. «Das hat nichts mit System zu tun. Glück – Potter. Dummes, naives Glück.», betonte er jedes Wort voller Hohn, «Dein jeher einziges Erfolgsgeheimnis.» «Zieh deine Brille aus.», zischte Harry, sich der Wut vollkommen bewusst, die wie ein elektrisches Feld durch seinen ganzen Körper floss. Mit einem hatte der blonde Dreckskerl recht: seit sein magisches Potenzial mit jedem Jahr anwuchs, hatte er Schwierigkeiten damit, sein Temperament im Zaun zu halten. Leider war Malfoy der Einzige, der sich davon nie hatte beeindrucken lassen – so auch jetzt nicht. Kein Zucken ging durch seine Statur, die Mimik eisern, formten sich seine Augen zu dünnen Schlitzen. «Wieso sollte ich? Imponiert dir ihr intellektuelles Sinnbild?» Der Tag war zu lange gewesen und seine ohnehin schon strapazierten Nerven am Ende. Na immerhin ist er keine Frau, dachte er noch, seine Prinzipien in den Wind schiessend und holte aus.Das nächste was er spürte, war Malfoys Kieferknochen, der unter seiner Faust knackste. Kaum eine Sekunde später, breitete sich ein ätzender Schmerz in seiner linken Seite aus, der sich rankenähnlich ausbreitete. Zischend stolperte Harry zurück und griff sich an die schmerzende Stelle. Wohlwollend besah er sich den Abdruck seiner Faust, in dem sonst so makellosen Gesicht, das ihm wutverzehrt entgegenloderte. Die Brille lag verkrümmt und auf halbem Weg zwischen ihnen.Von Harrys pulsierender Magie zurückgeworfen, stützte Malfoy sich an die Wand, den Zauberstab fest umschlossen, mit dem er eben noch einen Fluch auf Harry geworfen hatte. «Na warte…»   «Vergiss es Potter!», schon feuerte Malfoy den nächsten Fluch, doch diesmal war Harry gewappnet. Das Duell entbrannte.   *** Das Lied endete für sie beide im St. Mungos. Einige Brüche und Verbrennungen auf Malfoys Seite, Fluchwunden auf Harrys – schon wieder. Und zwar welche der eklig-fiesen Sorte. Der vermaledeite Bastard musste sich wieder einmal in alten, zerfallenden Büchern gewälzt haben! Was Harry an Kraft aufbrachte, machte Malfoy, wie die Schlange, die er war, mit Hinterlistigkeit weg und schlussendlich waren sie sich keuchend, in ihrem eigenen Blut suhlend, gegenübergestanden, als eine hysterische Sekretärin sie unterbrochen hatte. Die Standpauke von Robards, der mit zornesrotem Kopf in ihrem Krankenzimmer aufgetaucht war, würde ihn noch in seinen Alpträumen verfolgen. Es war nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen, doch vermutlich hatte auch ihr Leiter einen bescheidenen Tag hinter sich – beinahe wäre sein Kopf geplatzt und er hätte sich zu ihnen legen können. Sie waren für den verbliebenen Abend freigestellt worden und unter Todes- wie auch Kündigungsandrohungen, für den nächsten Morgen beordert worden. Nun sass Harry mit Ron und Hermine am Wohnzimmertisch, die ein Walkie-Talkie an ihren Hoodie gepinnt hatte, und nippte an seinem Whiskey.   «Kaum zu glauben.», fassungslos schüttelte sein Freund den Kopf, «Wie kommt Robards auf die dumme Idee, euch zwei in ein und dasselbe Zimmer zu stecken? Weisst du noch, das Freundschaftsspiel gegen das Hampshire-Departement? Ihr habt euch gegenseitig in Flammen gesteckt und ihr wart im selben Team.», nahm er lachend ab der Erinnerung ein schluck seines Biers, «Er hätte es wissen müssen.» Was Ron einen langen Blick seiner Frau einbrachte. «Was?» «Er hätte es wissen müssen.», äffte sie ihn, die Augen verdrehend nach, «Wirklich Ron?» «Was? Was stimmt jetzt schon wieder nicht?», patzte er und die Spannung, die bereits unangenehm im Raum schwebte, als Harry ihn betreten hatte, entlud sich. «Oh ich weiss nicht, Schatz… Man dürfte von Männern über dreissig doch erwarten, dass sie sich dementsprechend verhalten und ein Mindestmass an Verantwortung übernehmen.», entgegnete sie kühl, ehe sie aufstand und in die Küche verschwand. Fragend sah Harry ihn an und Ron warf murrend einen prüfenden Blick über die Schulter. Seufzend beugte er sich zu ihm über den Tisch und winkte ihn näher. «Ich habe sie heute mit den Kindern sitzen lassen, weil Fred die neuen Artikel testen wollte… Der Zufall wollte es, dass Rose ausgerechnet heute einen Fieberschub bekommen hat und Mione hat mir eine Eule geschickt, damit ich den Trank in der Apotheke abhole, aber der Brief ist einem Knallfrosch zum Opfer gefallen, ehe ich ihn lesen konnte und ich dachte mir, wenn es wichtig wäre, hätte sie einen Patronus geschickt.», zuckte er verloren mit den Schultern, «Mann war die sauer als ich ohne Fiebertrank nach Hause gekommen bin, und dann hatte die Apotheke natürlich schon zu…» «Alter», lachte Harry, «Den Vogel hast du abgeschossen.» «Ja, hat er.», meldete sich Hermine zurück und setzt sich mit einem Whiskey in der Hand zu ihrem Mann. «Ach komm schon Mione,», schlang er einen Arm um ihre Schulter, «ich habe mich schriftlich entschuldigt und die nächsten zwei Tage hast du frei – dank meiner Dummheit, kannst du endlich all die Bücher lesen, die ich dir zum Geburtstag geschenkt habe.», nuschelte er in ihr Ohr und küsste liebevoll ihre Wange.Schmunzelnd suchte Harry Hermines Blick, indem der Ärger sich durch ein freudiges Funken ersetzt hatte. Verstohlen zwinkerte sie ihm zu und er nahm einen Schluck, um sich vom Lachen abzuhalten. «Und ich werde jede Sekunde davon geniessen.», schnurrte sie, denn Kuss erwidernd. «Aber ernsthaft Harry – es reicht schon, dass wir uns wegen deiner Fälle ständig um dich sorgen müssen, bitte nicht auch noch die Zeit dazwischen… Bitte Harry, benimm dich.» Irritiert hielt er inne. Hatte er gerade… – ja, er hatte richtig gehört. «Ich soll mich benehmen?» «Ja?», verdrehte sie die Augen, «Wenn es um Malfoy geht, ist dein Temperament noch kürzer angebunden als sonst und ich würde dich in Zukunft nur ungern in Askaban besuchen, weil man seine Überreste von der Decke kratzen musste.» Harry würde sich ja ab der Übertreibung nerven, leider war es rückblickend nicht ganz so unwahrscheinlich, wie er es sich gerne einredete. Geschlagen liess er sich zurück ins Polster sinken. «Keine Versprechungen, der Kerl treibt mich zur Weissglut – aber», unterband er seine Freundin rechtzeitig, «ich werde mir Mühe geben.» Zufrieden nickend lehnte sie sich zurück und enthielt sich dem weiteren Gespräch, indem Harry hauptsächlich mit Ron, über seinen neuen Partner lästerte.   Hermine war die einzige ihres Trios, die über die letzten zehn Jahre ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zu dem Arsch aufgebaut hatte. Sie gab zwar zu, dass es ihm an «gewissen sozialen Aspekten fehlte», er dies jedoch mit Verstand und Profession auszugleichen vermochte. Fertiger Mist, wenn man ihn fragte, aber solange Ron ihm noch den Rücken stärkte, war alles in bester Ordnung – dafür hatte man schliesslich einen besten Freund.   *** «Das nennst du dir Mühe geben?», tadelnd und mit verschränkten Armen stand Hermine, am Morgen des nächsten Tages, an seinem Krankenbett, aus dem er in einer Stunde bereits entlassen werden würde – schätzungsweise, um sich ein völlig neues Niveau an Wutausbruch anzuhören. Neben ihr lachte Ron sich kaputt, beim Anblick der üppigen Verbände, mit denen Harry als Mumie jeden Kostümwettbewerb gewonnen hätte, würde man noch etwas Dreck auf die Bandagen schmieren. «Ich habe nicht angefangen.», brachte er gepresst hervor und es stimmte! Diesmal war es Malfoy gewesen, der den ersten Stein geworfen hatte – wortwörtlich. Einen verdammten Stein! Nur Gott wusste, woher und vor allem warum er das Teil hatte! «Und das bringt dir jetzt was genau? Harry, du liegst im St. Mungos – zum zweiten Tag in Folge, ohne überhaupt die Zentrale verlassen zu haben!» Hermine hatte eine unglaubliche Begabung dafür, ihn mit wenigen Worten, zum Witz der Woche zu ernennen.   Immerhin sah Malfoy nicht besser aus. Das war der Moment gewesen, indem Harry festgestellt hatte, dass der Stein verflucht gewesen war. Kaum das er ihn zum Absender zurückgeschleudert hatte – er den Schock in Malfoys Augen sah, dessen Schild ihm bei Harrys Kraft einen Dreck nutzte – war der beim ersten Hautkontakt violett angelaufen. Die darauffolgende Blasenbildung war kein schöner Anblick gewesen – nicht, dass es ihm selbst besser gestanden hätte. «Ich schwöre Hermine, ich habe keinen Plan, wie es so schnell ausarten konnte. In einem Moment habe ich das Büro mit besten Absichten betreten und im nächsten lag ich auch schon hier.» Er war sogar extra früher ins Büro gegangen, damit er wenigstens noch in Ruhe seinem Schreibtisch zu altem Glanz verhelfen konnte – eine, wie er glaubte, beruhigende Massnahme. Ironischerweise, war vermutlich genau das sein Fehler gewesen, denn als er eintrat und Malfoy, der Arschkriecher, bereits mit Tee und Zeitung dasass, war sein Konzept zu Nichte gewesen. Spätestens bei dem überraschten und nicht minder abwertenden Kommentar über sein verfrühtes Erscheinen, war es mit Harrys Beherrschung vorbei gewesen. Zwar hatte er sich zur Ruhe gemahnt, doch der Zug raste bereits auf den Abgrund zu. Es brauchte lediglich ein paar weitere Wortwechsel und ein scheinbar bedrohliches Zucken seinerseits, da hatte Malfoy zum Stein gegriffen. «Alter, Robards wird euch sowas von den Arsch aufreissen. Ich meine, das ist ein neuer Rekord für euch, keine zehn Minuten und auch noch vor Arbeitsbeginn!», grölte Ron und wäre es nicht um seinen Hals gegangen, er hätte mit gelacht. «Ich weiss…», seufzte Harry.   *** Der Begriff wütend, umschrieb den mächtigen Orkan an Zorn nicht annähernd, der sie in Robards Büro beinahe von den Füssen fegte. Sicher zwanzig Minuten schrie er sie an, ohne ihnen überhaupt einen Sitz angeboten zu haben und die feuchte Aussprache reichte locker über den ganzen Tisch. Mehrere Male ertappte Harry sich dabei, wie er sich die Spucke aus seinem Gesicht wischen wollte – nicht, dass er es getan hätte, beim kleinsten Wank befürchtete er, enthauptet zu werden. «-letzte Mal!! Noch eine, verdammte, verschissene, kleine Schramme, und sie beide fliegen hochkantig raus! Und glaubt nicht, dass es damit erledigt wäre – oh nein! Ich werde die Story so lange durch die Zeitungen zerren, bis auch der hinterletzte Bauerntölpel es ablehnen wird, einen von euch beiden Vollidioten einzustellen!! Ich gebe euch genau fünf Stunden, um einen Fall abzuschliessen und solltet ihr das nicht hinbekommen, oder es wagen vorher im Krankenhaus zu landen – Gnade euch Merlin, ich werde euch eigenhändig euer Grab schaufeln lassen, in dem ich euch zusammen und lebendig begraben werde!», brüllte er in einer Lautstärke, die Bären aus dem Winterschlaf geholt hätte, wären in der näheren Umgebung welche angesiedelt gewesen. Es war das langersehnte Ende, der ausführlichen Rede über Behandlungskosten, Verantwortung und das Ansehen ihres Berufstandes. Mit ähnlich charmanten Worten wurden sie entlassen und sie legten den Weg zu ihrem Büro in eisernem Schweigen zurück, wo sich jeder an seinen Tisch setzte. Fünf Stunden – lächerliche fünf Stunden! Sie hatten sich noch nicht mal in die Akte eingelesen und die Uhr tickte. Harrys Rekord lag bei fünf ein halb Stunden, Malfoys bei fünf ein Viertel, weil der Täter sich schlussendlich freiwillig eingeliefert hatte… Etwas das sie ihm gleich tuen konnten. Wenn sie eins waren, dann geliefert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)