Candlelight von Morgi (Inu no Taishō / Kagome) ================================================================================ Kapitel 15: Jaken IV -------------------- Candlelight - Jaken IV - Autor: Beta: Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 21 Vielleicht hatte ich es mit meiner Glückseligkeit etwas zu eilig, als ich direkt in den Regen hinausstöckelte. Die Markisen wölbten sich unter der Last, die prasselnd auf die rotgefärbten Stoffe einschlug, bis aus einem Rinnsal am Gelenkarm ohne Vorwarnung ein ganzer Wasserfall wurde. Die Flut platschte direkt neben mir herunter – und ich dankte allen Göttern, die mir die Hauptrolle in durchweichter Abendgarderobe ersparten. Hallo? Wenn ich Isamu in meinen Augenwinkeln lächeln sehen wollte, brauchte ich nur zu atmen! Störrisch ignorierte ich die Welle, welche die Laufsohlen meiner Stilettos beim nächsten Schritt überrollte, dann streifte mein Blick die Drehtür. Sie glitt hinter uns in einer Eleganz zurück, als hätte jemand schillernde Juwelen im Goldrahmen versteckt. Wer sagte es denn? Das Tor zur Hölle spie Sesshoumaru nicht wieder aus und mit seinem Vater konnte ich leben. Nun, nicht für immer, aber für den Moment. Dieses Mal war ich nämlich aufmerksamer, was seine Wirkung auf Gäste betraf: Das links vom Eingang kichernde und miteinander auf Tuchfühlung gehende Pärchen zuckte unter Isamus Präsenz wie von Eiswasser getroffen zusammen. "G-Guten Abend", hörte ich den Mann bleich hervorbringen. Unglaublich, wie eilig die beiden es daraufhin hatten, sich mit unterwürfig gerundeten Schultern an uns vorbeizudrücken und die Facett– huh?! Facettenaugen?! Pupillen, in denen noch einmal hunderte Augen ruhten? Jetzt hatte ich wirklich alles gesehen. Verblüfft starrte ich an Isamus Kragen vorbei, bis auch die Frau in ihren zart berüschten, purpurfarbenen Röcken mit Trippelschritten im Restaurant verschwunden war. Dann fragte ich mich, ob alle Menschen so blind mit dem Taxi vorgefahren und diesen Ort betreten hatten wie ich. Wenn ich das Sango erzählte! Das Kleid hatte an ihr wie eine zweite Haut gesessen. Ob das Libellendämonen gewesen waren? Gottesanbeter? Fruchtfliegen? "Schmetterlingsyoukai", flüsterte er meinem offen stehenden Mund verwegen zu. Oh. Pikiert über seine nachfolgende Kopfneigung, die meinen Sicherheitsabstand wie einen Heiratsantrag schmelzen ließ, schloss ich meine Lippen wieder. "Woran haben Sie das erkannt?" "Ihre Witterung verrät sie. Die Dame trägt Puder auf der Haut, der meinesgleichen Kopfschmerzen bescheren könnte, wenn sie nur einige Jahrhunderte älter gewesen wäre." "Ich fand sie wunderschön", seufzte ich trotzdem. "Ah, ich fürchte, das würden Sie nicht wiederholen, wenn Sie wüssten, dass ihre Art den Pflanzen und Menschen in wenigen Momenten das Leben aussaugt, um ihre Eier ablegen zu können." Was?! "Sie hätten auch mir–?" Nein? Doch? "Ohne mit der Flügelspitze zu zögern", nahm er mir jede Hoffnung, nur um sie mit einem Zwinkern wieder wie einen Shinto-Tempel auferstehen zu lassen. "Jedoch nicht in meiner Nähe." Oh Gott. Meine Fingerspitzen verkrampften auf dem dunklen Lederriemen, der meine Handtasche wie einen Gürtel umschlang, aber ich war noch nicht verzweifelt genug, um die Hand in seinem Ärmelstoff zu verhaken und mir einzubilden, ihm befehlen zu können, den Rest der Nacht am besten direkt neben mir stehen zu bleiben. Seine Gegenwart war verhängnisvoll genug. Statt ihn und alle Dämonen der Stadt im strömenden Regen hinter mir zu lassen, tat ich sogar noch einen halben Schritt auf ihn zu – auch, wenn ich das skrupellos auf meinen Überlebensinstinkt und die bessere Aussicht neben ihm schob. Jenseits der Markise türmten sich gigantische Wolkenberge wie Zuckerwatte auf, in die jemand schwarze und graue Farbe gekippt hatte, während das Grollen eines Gewitters um die Lichtkegel der Straßenlaternen schlich. Es erschien mir vollkommen verrückt, dass Isamu Interesse daran hegen könnte, sich wegen mir bis auf die Knochen durchnässen zu lassen und dann mit einer Lungenentzündung auf dem Bürgersteig zu flirten. Der begann fünf Schritte weiter in kleinen, unverschämt teuren und vermutlich mit einer winzigen Nagelfeile in Form gebrachten Pflastersteinen. Leider erwies sich mein Begleiter als genauso stur wie ich: Er schlug sich lediglich den Mantelkragen auf, ehe er mit einem vergnügten Funkeln unseren Gesprächsfaden wiederaufnahm. "Sie mögen das Wetter?" "Natürlich." Ich mochte auch wahnsinnig komplizierte Dreiecksgeschichten, aber das sprach beides nicht für mich. "Und Sie?" "Ich schätze Wolkenbrüche. Das kann ich nicht leugnen", erwiderte er zufrieden, ehe er sogar dieser Belanglosigkeit Leben einhauchte, als verberge sich hinter allem ein Geheimnis, das ich nur entdecken müsste. "Sehen Sie sich um. Die Menschen kehren heim und der Regen wäscht den Schmutz in den Grund, den ihre Autos auf allen Straßen und Wegen hinterlassen. Die Welt ist im Wandel, meine Liebe. Dachbalken bestanden einst aus Holz und waren mit gebrannten Ziegeln bedeckt. Ich habe viele Stunden meines Lebens damit verbracht, die handgeschnitzten Familienwappen am Ende der Traufen zu zählen, statt Pergamente zu studieren. Es ist fast seltsam, dass die Natur trotz der Wolkenkratzer noch nicht ihre Stürme und rauen Winde vergessen hat. Unter uns gesagt: Könnten Sie in der Zeit reisen, würde ich Sie zurück in eine Epoche nehmen, in der auch ein Dämon einen Unterschlupf zwischen Felsspalten suchen musste, um Blitzschlägen und gewaltigen Taifunen zu entkommen. Sie wären überrascht." "Ja, vermutlich." Oder innerhalb der ersten Stunde tot. Ich wollte die Vorstellung nicht weiter vertiefen, wie mich eine Böe von den Beinen hob, um danach wie ein kleines Fleischhäppchen gegrillt zu werden, daher beließ ich es bei der Gänsehaut auf meinen Unterarmen. "Warum ziehen Sie nicht auf das Land?" "Allein?" "Warum nicht? Ihre Sinne wären sicherlich weniger strapaziert als in der Großstadt." "Nun, fortzugehen erscheint mir doch sehr abenteuerlich für einen Hundedämon meines Alters." Schmunzelnd trat er unter dem Schutz der kuppelförmigen Überdachung hervor, als fiele es ihm leichter, meinen Vorschlag zu überdenken, während der Regen wie Bindfäden sichtbar wurde und als feiner, schimmernder Film auf den Wollstoff des Mantels traf. Sein Haar glänzte nach wenigen Herzschlägen, doch ich widerstand der Versuchung, ihn darauf aufmerksam zu machen. Das war viel zu riskant. Sogar halbe Hundedämonen steckten voller Überraschungen. Das wusste ich aus erster Hand seit meiner Beziehung zu Inuyasha, weil mein Ex-Freund in den Taschen seiner Schuluniform damals alle möglichen Nudelpackungen versteckt hatte. Ich zweifelte mit keinem fingerbreit daran, dass Isamu dann einen Regenschirm – und falls nötig noch drei Schwerter – aus dem Nichts hervorholen konnte, bevor er mir den Arm anbot. Das kam gar nicht in die Tüte! Meine Neugierde schlug beide Vorstellungen nieder, als ich den Kopf schüttelte und blieb, wo ich war. "Ich dachte, Sie sind aus freien Stücken allein. Was hält Sie an diesem Ort? Ihre Arbeit?" "Wie wäre es mit Ihrer Gesellschaft?" Oh, bitte! Dieses jungenhafte, herausfordernde Lächeln wählte er doch mit Absicht! Seine unverblümte Heiterkeit über mein Einatmen traf mich genauso warm wie Sommerregen auf der Haut, aber mein widerspenstiges Blinzeln lockerte bereits seine Zunge. Selbst die blitzförmigen Streifen auf seinen Wangen schienen mit der Ruhe aufzuweichen, die einem Bachlauf zu Eigen war. "Ich genieße die Arbeit in diesem Jahrhundert tatsächlich, Kagome. Mein Ältester ist ein fähiger Geschäftsführer und verhandelt geschickter in unseren Kreisen, als ich es in seinem Alter vermocht hätte, doch ich möchte vermeiden, dass er sich auf seinen Erfolgen ausruht. Der ein oder andere Einfall hält ihn bei Laune, solange ich ihn damit unvorbereitet treffe. Die Zeit wäre ihm sonst bald ebenso langweilig wie mir, und ein junger Dämon ist rastlos, wenn es darum geht, Grenzen zu finden und zu übertreten." "Tatsächlich?" Das klang ja fast zu diplomatisch, um wahr zu sein. Ketzerisch biss ich mir auf die Lippen, um ihm nicht auf die Nase zu binden, dass sein Ältester bereits die Klauen in das Holz seines Schreibtisches bohrte, wenn er nur einen väterlichen Briefumschlag knistern hörte. Stattdessen fragte ich: "Und das können Sie nicht aus der Ferne in Ihrer Firma fortführen?" Er blinzelte, während er meine Worte mit sichtbarem Gefallen vergalt. Einen Moment schien er ernsthaft zu überlegen, dann verwarf er den Anlauf zu seiner Antwort wieder und fuhr die Linie meiner Lippen ab, als könne der aufbrausende Wind ihn nicht besser beschäftigen. "Sie unterschätzen die Treue zu meinem Heim. Eine Flucht auf das Land bedeutet mir wenig. Warum sollte ich mich um die Gelegenheiten prellen, bei denen meine Söhne ihren Platz an meinem Tisch einfordern? Sie zusammen zu erleben, ist... es ist–" "Einzigartig?" "Ja, aber ich dachte an etwas anderes." Ich beobachtete, wie er auf der Suche nach einem passenderen Wort die Augen schmälerte und dabei die Zeit zu vergessen schien. Seine Miene erinnerte mich flüchtig an einen Tag im Café. Porzellangeschirr, leise Gespräche. Wenn man vor meiner Nase ein Törtchen abstellte, perfekt mit grün-weißem Fondant überzogen, hier und da eine Erdbeere und kandiertes Karamell darauf getupft, bekam ich denselben, entrückten Gesichtsausdruck. Dann fiel mir Sesshoumarus Charakter ein und meine Gedanken bissen prompt auf eine saure Zitrone. Schon gut. Vermutlich würde ich auch ins Grübeln kommen, wenn ich die potenziellen Mordversuche an meinem Jüngsten verharmlosen sollte – vorausgesetzt, der war als Hanyou nicht genauso angriffslustig wie Inuyasha gestrickt und sprang auf den Lacktisch, bevor man ahnte, welcher Satz gerade die Stimmung vergiftet hatte. Meine Fantasie wetteiferte prompt mit dem Plätschern des Regens, bis der windumtoste, sanft beleuchtete Eingangsbereich zum Schauplatz von knurrenden, aufeinander zu springenden Schatten wurde, solange ich Isamus Söhnen genügend Schwarzpulver auf die Zungen legte. Leider wurde ich unterbrochen, bevor ich mich entschieden hatte, wer wem das Fell gerbte. "Ich fürchte, ich muss Ihren Einwurf vorerst gelten lassen", gestand er mir freundlich. "Der Starrsinn meiner Erben ist in jeder Hinsicht bemerkenswert, allerdings auf eine Weise, die ich einer Frau wie Ihnen gerne noch etwas vorenthalten möchte. Meine Familie pflegt ihre Geheimnisse und ich möchte nicht alles an einem Abend mit Ihnen überstürzen." "Wollen Sie nicht, hm?", raunte ich spöttisch. "Jedenfalls nicht ohne Ihr Einverständnis", verbesserte er sich mit einem feinen Heben seines Mundwinkels, während der Regen unter seinen dämonischen Energien zu knistern begann. "Ich bin mir sicher, dass sich unsere Grenzen nach Einbruch der Nacht ähneln, was das betrifft. Sie nicht?" - - - - - - - Hui, gefährliches Terrain wartet in Kapitel #16, "Jaken V". Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)