Candlelight von Morgi (Inu no Taishō / Kagome) ================================================================================ Kapitel 11: Kagura ------------------ Candlelight - Kagura - Autor: Beta: , Fandom: Inu Yasha Genres: Romantik (Hetero), Humor, Alternatives Universum Disclaimer: Inu Yasha ist Eigentum von Rumiko Takahashi, ich verdiene hiermit kein Geld. - - - - - - - 15 Stottern? Das war kein Stottern. Das war der verkrampfte, nutzlose Versuch, mit jeder Silbe einen ganzen Meter Abstand zwischen seinen Unterarm und mein spitzenbesetztes Kleid zu bringen. Sowas nannte sich verdammt nochmal Überlebensinstinkt! Warum konnte er diese Frage nicht seinem krötenhaften Sekretär stellen, der sowieso alles besser wusste? "H-hören Sie", flüsterte ich kläglich, "das ist alles ein Missverständnis! Sie halten das doch nicht etwa für ein Date, oder? Sehen Sie sich um!" Das war lächerlich! Fahrig deutete ich mit meinen manikürten Fingernägeln auf das Tischtuch und die rundbäuchige Champagnerflasche, deren Etikett von Wassertropfen aufgeweicht wurde. Ebenso gut hätte der Schriftzug schadenfroh den Preis kichern können, aber Sesshoumaru war bereits bei den Gläsern angekommen, ignorierte das zerkratzte Display meines Telefons und starrte auf das Feuerzeug neben der Bienenwachskerze, als ob sich darunter ein Hochzeitssträußchen verbergen könnte. Dann bemerkte er den akkurat zusammengefalteten Zettel seines Vaters und mir blieb Isamus feierliche Glückskeksbotschaft prompt im Halse stecken. Bei allen Göttern! Wenn ich ihm erklärte, dass dort ein ungewöhnlicher Abend angepriesen wurde, sprach das kein bisschen für mich. Um ehrlich zu sein, hatte sich der ganze Tisch gegen mich verschworen! Hektisch rang ich nach Luft und versuchte das Gefühl zu verdrängen, das mir bei seinem nächsten Funkeln den Rücken herunterlief. Hätte ich es nicht besser gewusst, wäre ich sicher gewesen, dass meine Zehenspitzen nicht mehr in Stilettos, sondern mitten in der Antarktis steckten. "Okay", murmelte ich, "können wir uns darauf einigen, dass es romantischer aussieht, als es ist?" "Wollen Sie mich zum Narren halten, Higurashi?" Es wurde so still, dass auf meinen Wangen die Leichenblässe um sich griff und ich mir wie eine wandelnde Tote vorkam. Wahrscheinlich fehlte dazu auch nicht mehr viel, aber dann regte sich mein Trotz. Ich schob meine Unterlippe vor und spürte ein Kribbeln auf meiner Zunge, weil es mir so unsinnig vorkam, bei ihm um Verständnis zu feilschen, obwohl ich gar nichts getan hatte. Zur Hölle noch eins! War ich etwa wegen seines Vaters hergekommen? Ich hatte meiner besten Freundin einen Gefallen getan, mich über eine Stunde unsichtbar gewünscht und versucht, meine Tischgesellschaft nach allen Regeln der Kunst wieder zu vertreiben. Woher sollte ich denn wissen, dass ein vollblütiger Hundedämon hartnäckiger als jeder Hanyou war und ich bei meinem nächsten Ausflug in ein Restaurant lieber in ein Dutzend Pfeile investierte? "Als ob", zischte ich und reckte meinen Hals, bis die Elle Abstand zwischen Sesshoumaru und mir um einen ganzen Zentimeter schmolz. Sogar meine rechten Fingerspitzen lagen auf dem Tisch auf, dicht neben seinen. "Es gibt nichts, das ich Ihnen erklären müsste. Ihr Vater war einfach nur charmant, ohne dass ich ihn darum gebeten habe!" Am liebsten hätte ich noch hinterhergeworfen, dass er damit wahrscheinlich der Einzige in der Familie war, doch das Knacken und Knistern in den Blumentöpfen schwoll an, ehe es genauso schnell abebbte. Sesshoumaru richtete sich galant wieder auf, um mit der Klaue erst über seinen Hals und dann über seinen dichten, weißen Schulterpelz zu fahren. Die Drohung zertrat einen beträchtlichen Anteil meines Muts, aber als mein Chef zur Seite wich, leuchtete mir sein verstohlener, scharfer Blick ein: Hinter Sesshoumaru befanden sich nicht nur üppige Blumenbouquets, welche die Tische mit Chrysanthemen und Pflaumenzweigen zierten, sondern auch die Dämonin, die sich bei Isamu untergehakt hatte. Kagura. Mein Verstand flüsterte, dass ihr das Herz abhanden gekommen sein musste, wenn sie sich mit meinem Chef einließ, aber bevor ich das Loch in ihrer Brust suchen konnte, spülte eine unverhoffte Welle über mich hinweg. Das Gefühl, das zurückblieb, fühlte sich bitter an - wie Algen, die zäh und unangenehm zwischen den Zähnen klebten. Dann beobachtete ich ihre freie Hand, die einen Fächer mit samtigen, rotweißen Stoffbahnen schwenkte, ehe sie ihn unbekümmert gegen seine Schulter schlug. Sie schritt an Isamus Seite so elegant und amüsiert dahin, als hätte sie alle Zeit der Welt, sein verschmitztes, aufkeimendes Lächeln auf sich zu beziehen und dann zu mir zu sehen. Oh. Die Gänsehaut in meinem Nacken vertrieb ich mit einem Schnauben, ehe ich schützend die Arme vor meiner Brust verschränkte. Meine Haltung schien sie zu belustigen, weil sich ihr Mundwinkel kräuselte und sie etwas flüsterte, doch ich war nicht leichtgläubig gestrickt. Ich kannte Sesshoumarus Mutter - und die Tage, an denen sie sich zu einem feinen Lächeln hatte hinreißen lassen, waren stets die tückischsten gewesen. Innerlich wappnete ich mich für das Schlimmste. Mit etwas Glück war es nur der Inhalt des Champagnerglases, der in meinem Gesicht landen würde, aber ein prüfender Blick zu Sesshoumaru revidierte das: Als Hundedämon schien er mich bereits im nächsten Waldstück vergraben zu wollen, daher konnte mich seine Verabredung bestimmt ohne mit der Wimper zu zucken in alle Winde zerreißen. Schön! Die Aussicht war doch erquickender als der Blick aus den Panoramafenstern. Während ich das Plätschern des Ziersprungbrunnens und das verhaltene Murmeln der anderen Gäste im Restaurant ertrug, hoffte ich, dass mir beim nächsten Mal eine kleine Giftspinne auf den Kopf fiel, wenn ich Sango etwas auf die Hand versprechen wollte. Diese Kreatur konnte ich wenigstens in den Wäschekorb schleudern oder mit einem Juwelenkästchen erschlagen! Isamu besaß vielleicht Manieren, die mich erröten ließen, doch jeder andere Youkai an diesem Ort zählte bestimmt nicht zu der Gesellschaft, die ich mir bei einem Lagerfeuer oder einer frisch gekochten Nudelsuppe zum Plaudern wünschte. Das hieße: Ihn wollte ich auch nicht um mich haben. Nein, kein bisschen! Dass mir sein Lächeln weiche Knie bescherte, lag nur daran, weil sich mein Leben um eine glatte Minute verlängerte, solange er in meiner Nähe atmete. Verbissen kämpfte ich gegen meinen schnellen, hingerissenen Herzschlag an, während er Kaguras Arm freigab und höflich den Kopf neigte. "Es wird mir eine Freude sein, Sie am Sonntag zum Tee wiederzusehen", hörte ich ihn sagen. "Sesshoumaru?" "Eine Einladung, Vater? Zu dritt?" "Zu viert", berichtigte er, bevor er ein Schmunzeln in meine Richtung schickte und den Moment auskostete, in dem sein Sohn nachdrücklich Atem schöpfte. Dann ließ Isamu beiläufig die Schultern sinken und ignorierte mein entgeistertes Gesicht. "Ich hatte gehofft, Rin würde Euch begleiten, Sesshoumaru. Aber wie auch immer. Wir können die Details morgen im Büro besprechen. Ich möchte Euch nicht aufhalten. Kagura?" "Isamu?" "Es war mir eine Ehre." 16 Dieser ... dieser Hund! Sprachlos hatte ich meine Haltung gelöst, mir eine gelockte Strähne hinter das Ohr gestrichen und suchte nach den richtigen Worten, während ich mich über die Tischkante lehnte. In einem anderen Leben hätte ich mich noch fürstlich amüsiert: Darüber, dass Sesshoumaru zu Kagura so viel Abstand hielt, dass seine Mutter dazwischen gepasst hätte, während sie den Gang hinabschritten - oder über die Art und Weise, mit der sie ihm nicht verraten wollte, warum sein Vater ihr den Vornamen innerhalb von zwanzig Metern angeboten hatte. Aber das musste warten! "Sie haben ihn an der Nase herumgeführt!", flüsterte ich erschüttert. "Ist das etwas Ungewöhnliches, Kagome?" Nur, wenn man es überlebt, wollte ich schnaufen, aber ich erkannte die Falle und hob im letzten Moment bloß ausweichend die Schultern, um die einjährige Bekanntschaft zu meinem Chef nicht durchblitzen zu lassen. "Er ... er scheint sehr wenig für Scherze übrig zu haben", sagte ich, als er erheitert den Stuhl an der geschnitzten Lehne zurückzog, wieder Platz nahm und in aller Ruhe den Sitz seiner hochgekrempelten Ärmel prüfte. Dann lockerte er sich erneut die Paisley-Krawatte und sah mich aus dunklen, bernsteinfarbenen Augen an. Meine Wangen glühten, weil mein Verstand darüber brütete, was seine großen, schlanken Hände noch alles beherrschten – aber ich war erwachsen genug, um energisch nach meinem Champagnerglas zu greifen und mich an das Knurren seines Sohnes zu erinnern. Genau. Das sollte ich ihm verraten! Offenbar hatte er seinen Ältesten im besten Flegelalter nicht oft genug am Ohr gezogen! Entschlossen nippte ich am Alkohol, dann verzog ich prompt wieder meinen Mund. Ugh. Ich hatte ganz vergessen, dass dieses Gebräu immer noch scheußlich schmeckte und dass sich das Prickeln der kleinen Bläschen wie eine erdverkrustete Wurzel auf der Zunge anfühlte. Unwillkürlich dachte ich an Inuyasha, der mir vor Jahren ein Rezept seiner Mutter empfohlen hatte, als mich die furchtbarste Erkältung meines Lebens heimsuchte: Seitdem schwor ich jedem Menschen, der mich mitleidig über einer Taschentuchbox erwischte, dass ich schon wieder so gut wie neu wäre. Aber ehe ich das Gesicht meines treulosen Exfreundes ein weiteres Mal mit dem Isamus verglich, holte er mich aus den Gedanken. Geduldig führte er seine Hand und das Feuerzeug zu der roten Bienenwachskerze, die links von mir stand – doch dann hielt er im letzten Moment inne und musterte mich. "Sie bleiben noch etwas?" "Warum?", erkundigte ich mich und schwenkte spitzfindig mein Glas. "Wollen Sie mir noch Ihren zweiten Sohn vorstellen?" "Nein, ich ... Verzeihen Sie. Ich habe Sie damit wohl etwas überfallen." Etwas? Das war die größte Untertreibung der letzten fünf Jahrhunderte. Zu meinem Ärger stimmte mich sein aufmerksames Blinzeln jedoch gnädiger, daher seufzte ich. Als Vater war er bestimmt stolz auf seinen Sohn und es erschien mir unrecht, mit ihm über Sesshoumarus Charakter zu streiten. Was verstand ich schon von den Launen eines Dämons? "Solange ich niemandem den linken Arm abschlagen muss", erwiderte ich, "habe ich es wohl verkraftet. Sie sind nur anders als Ihr Sohn. Ruhiger." "Mit dem Alter kommt die Gelassenheit", verriet er mir, während er den Deckel des Feuerzeugs aufschnappen ließ und die kleine, blaue Flamme dichter an den Docht brachte. "Mögen Sie Kerzenschein?" "Nein", behauptete ich trocken. "Ah, ich verstehe. Nicht in diesem Zusammenhang, hm?" Wie bitte? - - - - - - - Huch! Wer wird da rot werden? Und wie weit sitzt Sesshoumaru entfernt, um aus anderen Gründen Farbe zu bekommen? Erfahrt es in Kapitel #12, "Jaken"! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)