Umwege einer Liebe von Iwa-chaaan ================================================================================ Kapitel 58: Der nächste Schritt ------------------------------- Donnerstag, 12.07. Es war ungewohnt, bereits kurz 16 Uhr zu Hause zu sein, doch für gewöhnlich war Donnerstag ihr trainingsfreier Tag, also hatte Oikawa beschlossen, ein paar Dinge für die Uni zu erledigen, die im Trubel der letzten Wochen liegen geblieben waren. Seit Iwa wieder gesund war, suchte er immer öfters die Nähe zu ihm und Toru konnte kaum glauben, dass er ihn mittlerweile sogar küssen durfte, wenn sich die Gelegenheit bot. Zu seiner Irritation tat sich das Ass aber sehr schwer mit dem Küssen, wenn Makki und Mattsun dabei waren. Dass er ausgerechnet bei ihnen Problemen hatte, verwunderte ihn stark, da sie sich so lange kannten, aber da blockte sein Freund jegliche Kussversuche ab und brummte nur genervte Laute, während Takahiro über beide Ohren grinste. Irgendwas musste zwischen den Zwei vorgefallen sein, von dem er keine Ahnung hatte. Mehrmals hatte er ihnen in den Ohren gelegen, dass sie ihm sagen sollten, was los war, aber Hajime verweigerte jeden Kommentar und Makki verwies immer nur kichernd an das Ass. Nach dem zehnten Mal hatte er schmollend aufgegeben und zickte nun hin und wieder bei dem Rosahaarigen rum. Bei seiner potenziellen Liebe traute er sich das gerade nicht, da er ihn nicht zu Tode nerven wollte. Nicht, dass Iwa sich doch noch von ihm abwandte. Also musste Makki das allein ertragen. Ansonsten fühlte er sich so gut wie schon so lange nicht mehr in seinem Leben. Iwa war genauso liebevoll und zärtlich, wie er es sich immer vorgestellt hatte und er genoss es, in seiner Nähe zu sein. Nach all den Strapazen der vergangenen Wochen war das eine willkommene Abwechslung. Der einzige Wermutstropfen, der blieb, war die Sache mit Kana. Er mochte den Tänzer noch immer, seine lebendige Art, seine Leidenschaft, aber es sollte nicht sein, so traurig das auch war. Wer wusste schon, ob sie sich überhaupt jemals wiedersehen würden? Seufzend holte er seine Unisachen aus der Tasche neben dem Schreibtisch und breitete sie vor sich aus. Er musste die Sache mit Kana ruhen lassen. Die Gedanken führten zu nichts und BWL war – so sehr er es auch verabscheute – gerade wichtiger. Also versuchte er sich auf diese trockenen Paragraphen zu konzentrieren und zu lernen, doch es fiel ihm schwer. Seine Gedanken spielten unkontrolliert Ping-Pong in seinem Kopf. Von Iwa zu Kana zu Bokuto – er hatte ihm im Regen wirklich die Augen geöffnet. Ausgerechnet er! – zu Hodaka und schließlich zu seinen Eltern und seinem Bruder. Mit ihnen – Das Klingeln seines Smartphones riss ihn abrupt aus seinen Gedanken und irritiert griff er danach. Er erwartete keinen Anruf, lächelte aber, als er „Mum“ im Display blinken sah. Schnell nahm er ab und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, ließ den Blick durch das Fenster schweifen, wo ein tristes, graues Wetter herrschte. Seine Laune konnte das aber nicht verderben, also sagte er gut gelaunt: „Hi Mum! Ich habe grade an euch gedacht.“ „Hallo mein Schatz! In welchem Zusammenhang denn?“, fragte sie sofort neugierig und das Lächeln auf seinen Lippen wurde noch eine Spur breiter. „Ich bin so unendlich froh, dass Iwa sich über mich hinweggesetzt und uns wieder zusammengeführt hat. Ich habe euch manchmal so furchtbar vermisst …“ „Wir dich auch, Liebling! Und das ist auch einer der Gründe, warum ich anrufe. Kanaye und ich haben uns überlegt, dass wir Iwaizumi eine Freude machen möchten. Ihm etwas schenken, weil er uns geholfen und unterstützt hat. Du hast doch da bestimmt eine Idee, oder?“ „Ähm so spontan nicht, aber ich sag dir Bescheid, sobald mir etwas einfällt, ja?“ „Ist gut. Das hat er sich verdient.“ „Ja, das hat er auf jeden Fall. Und warum rufst du noch an?“, wollte er mit neugieriger Stimme wissen und war ganz dankbar für die Ablenkung von BWL. Es war einfach nicht sein Fach! Aber zu seinem Studiengang gehörte es dazu und er konnte sich nicht ewig darum drücken. Leider … Vielleicht sollte er auch einer Lerngruppe beitreten, wie Iwa es getan hatte. Das trockene Zeug zusammen mit anderen zu lernen, würde ihm vielleicht leichter fallen. „Ich wollte fragen, wie es dir geht. Und ob Hajime wieder ganz gesund ist. Nach dem, was du erzählt hattest letzte Woche, war er ja sehr angeschlagen.“ „Alles gut, Mum, danke. Iwa ist wieder auf dem Damm. Dank meiner Fürsorge kann er wieder wie ein junges Reh herumspringen“, witzelte Toru und wurde dann doch nachdenklich, als seine Gedanken nochmal zu den letzten Wochen wanderten. „Was mich angeht … Es war unglaublich anstrengend, meine Gefühle die ganze Zeit geheim halten zu müssen und ich bin unendlich froh, dass das vorbei ist. Und dass Iwa es versuchen möchte. Außerdem ist mir den Montag klar geworden, was für ein unglaublich gutes Team wir geworden sind. Ach ja, habe ich dir erzählt, dass sie mir beim Essen sogar Milchbrötchen mitgebracht hatten, um mich aufzumuntern? Ist das nicht lieb?“ „Ja, das ist wirklich lieb von ihnen. Wir sind sehr erleichtert, dass du so viele gute Freunde an deiner Seite hast. Und das nächste Mal, wenn wir uns sehen, gebe ich dir wieder Mama-Spezial-Milchbrötchen, mit ganz viel Liebe gebacken.“ Na, wenn das kein Hinweis war, dass er schnellstmöglich mal wieder zu Hause vorbeischauen sollte! Er hatte den Wink schon verstanden und es ging hier immerhin um Mamas Milchbrötchen! Wenn er das nächste Mal Zeit hatte, würde er nach Hause fahren. Vielleicht kamen die anderen Drei ja auch mit. Das wäre schön, wenn sie alle ein Wochenende zu Hause verbringen könnten. Wie in alten Zeiten durch die bekannten Straßen schlendern und alte, peinliche Geschichten herauskramen. Ein vertrautes, warmes Gefühl breitete sich in seinem Inneren bei der Vorstellung aus und Toru beschloss, die anderen bald darauf anzusprechen. „Da freue ich mich drauf! Ich bespreche das mal mit den Jungs, wann wir ein Heimatwochenende machen wollen und dann sage ich dir Bescheid.“ „Ja, mach das. Dann könnten wir bei der Gelegenheit auch Hajime das Geschenk übergeben“, schlug Ran vor und Oikawa nickte. Stimmt, das könnten sie miteinander verbinden. Sein Blick wanderte kurz zum Schreibtisch und das BWL Buch schien ihn herausfordernd anzuschauen. Verdammt, er musste mit Lernen weitermachen. So nett das Telefonieren auch war, aber er musste diese Paragraphen noch verinnerlichen, wenn er die nächste Prüfung nicht verhauen wollte. Schwer seufzend drehte er sich mit dem ganzen Körper wieder den Unterlagen zu und verabschiedete sich von seiner Mum: „Entschuldige, ich will dich nicht abwürgen, aber ich muss noch irgendwie BWL in meinen Kopf prügeln. Ich will für die Prüfungen nicht erst drei Tage vorher anfangen zu lernen.“ „Sehr vernünftig, Schatz! Dann will ich dich nicht weiter stören und wir sprechen uns die Tage, wenn es sich ergibt. Liebe Grüße noch von Papa und grüß deine drei Jungs, ja?“ „Das mach ich. Und danke, sag Papa auch liebe Grüße, ja? Bis dann!“ Seine Mutter erwiderte den Gruß und Toru legte auf. Seufzend wandte er sich BWL erneut zu, überlegte kurz, ob er es verwünschen sollte und griff dann doch wieder nach dem Buch, um weiter zu machen. Es klopfte kurz an der Tür und Iwaizumi trat mit einem Teller ein. „Hey, ich dachte mir, du könntest was zu essen gebrauchen. Wie läuft das Lernen?“ „Essen hört sich super an. Ich hoffe nur, du hast es nicht gekocht, Iwa-chan“, flötete er mit einem Grinsen auf den Lippen. „Nein, keine Sorge. Das habe ich Mattsun überlassen.“ Das Ass stellte den Teller am Rande des Tisches ab und schaute ihm über die Schulter auf die offenliegenden Unterlagen und seufzte leise. „BWL?“ „Ja, ich habe keine Lust mehr, Iwa! Das ist so trocken!“ „Soll ich dich abfragen? Vielleicht kannst du es dir dann besser merken …“ „Ja bitte! Aber erst einmal essen! Achso und Grüße von meiner Mum. Mit ihr habe ich eben noch telefoniert“, richtete Oikawa aus und griff nach dem Teller mit gebratenen Nudeln, die er sich schmecken ließ. Matsukawa war einfach der geborene Koch. Es war alles lecker, was er zubereitete. Im Ernst, er hatte noch nie etwas von ihm bekommen, was nicht geschmeckt hatte. „Ah danke. Es ist schön zu sehen, dass die Annäherung mit deinen Eltern und deinem Bruder so gut läuft. Das beruhigt mich sehr.“ „Und mich erst. Das werde ich nie bei dir gutmachen können“, erwiderte Toru mit einem leichten Lächeln und Iwa wuschelte ihm kurz durch seine frisierten Haare. Nein, nicht die Haare! „Als ob du das müsstest. Du würdest das gleiche auch für mich tun, also belassen wir es dabei.“ Sie verfielen in ein angenehmes Schweigen – der Setter verzichtete auf jeden Kommentar bezüglich seiner ruinierten Frisur, weil Iwa sie nur noch schlimmer verunstalten würde –, welches bis zum Ende des Essens anhielt. Gut gesättigt stellte Toru den leeren Teller beiseite und schaute zu seinem besten Freund – hoffentlich bald Partner – auf. „Du Iwa-chan?“ „Ja?“ Mit verschränkten Armen lehnte er sich mit dem knackig aussehenden Hintern an seinen Schreibtisch und erwiderte den Blickkontakt. Da er ein enganliegendes T-Shirt trug, kamen seine Armmuskeln nahezu perfekt zur Geltung. Und der Oberkörper erst … Aber bevor er weiter seinen Tagträumen nachhängen konnte, musste er eine wichtige Frage stellen, die ihn schon seit Wochen beschäftigte. „Warum studierst du eigentlich Medizin?“ Dem Ass schien die Frage unangenehm zu sein, denn er wandte sich mit dem Kopf von ihm ab und schaute die gegenüberliegende Wand an, wo ein Filmposter des ersten Alien Films hing. Anscheinend suchte er noch nach den richtigen Worten, denn es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Iwaizumi ihn wieder mit seinen grünen Augen fixierte und erwiderte: „Irgendjemand muss ja aufpassen, dass du es bis zur Nationalmannschaft schaffst.“ Dann hatte Kaori tatsächlich recht und er studierte wegen ihm Medizin und nicht, um die Praxis seines Vaters zu übernehmen? Die Schmetterlinge in seinem Bauch flatterten wild umher und er fühlte, wie sich das Glück wie warme Sonnenstrahlen überall in seinem Körper ausbreitete. Dieser Mann war einfach der liebevollste, treueste und fürsorglichste Mensch, den er kannte. Doch wie er schnell merkte, konnte er auch der fieseste sein, so wie er ihn beim Abfragen triezte! Es war noch nicht allzu spät am Abend, als sich Toru geschafft nach zwei Stunden des Abfragens aufs Sofa fallen ließ. Iwa war noch in der Küche, weil er irgendetwas vorbereiten wollte und entspannt schloss er die Augen. Automatisch wanderten seine Gedanken zu den Küssen, die sie bisher geteilt hatten und die seiner Fantasie abends eine ganze neue Dimension verliehen. Von ihm aus könnten sie auch schon zum nächsten Part übergehen, aber er wusste, dass dieser Schritt von Iwa kommen musste. Sonst würde er sich bedrängt fühlen und das nicht genießen können. Das wollte er keinesfalls riskieren. Außerdem war ihm klar, dass Iwa sich bewusst war, dass es an ihm lag und würde ihn nicht unnötig warten lassen. Da war sich der Setter absolut sicher. Aber wenn er daran dachte, wie sie … „Woran du auch gerade denkst, hör auf damit“, brummte eine ihm nur allzu bekannte Stimme und grinsend öffnete er ein Auge und schaute zu dem Ass rüber, das mit einem Tablett auf ihn zukam. „Warum denn, Iwa-chan? Wie sah ich denn aus?“, fragte er unschuldig, doch Hajime schnaubte nur kurz. Um ihn zu besänftigen und weil er selbst nicht genug bekommen konnte, küsste er ihn kurz, als sich Hajime hingesetzt hatte und zu seiner Freude wurde er sofort erwidert. Es erschien dem Setter noch immer wie im Traum, dass er das einfach so tun konnte und Iwa sich darauf einließ. Er hatte sich so lange nach solchen Momenten gesehnt, sich vorgestellt, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein und es kam ihm so unvorstellbar vor, dass sich ihre Bindung tatsächlich in diese Richtung bewegte. Schweren Herzens löste er sich von diesen wundervollen Lippen, die er so gern noch an ganz anderen Stellen spüren wollte. Allein die Gedanken daran ließen seinen Körper in Wallung kommen, weshalb er schnell an etwas anderes dachte. BWL zum Beispiel. Oh ja, das wirkte Wunder … Er musste sich nunmal zusammenreißen. Iwa gab den Takt vor und er musste das akzeptieren. Nur dann hatten sie eine Chance. Und nach den zweieinhalb Jahren des Verheimlichens würde er sich doch noch etwas zusammennehmen können, oder? Immerhin gab es Iwa-chan als Hauptgewinn! Sie schauten sich gemütlich einen Alien Film an, als Iwa seinen Arm um ihn legte und ihn an sich zog. Mit einem Lächeln auf den Lippen kuschelte er sich an das Ass, genoss diese vertraute Nähe und der Film rückte zunehmend in den Hintergrund. Makki und Mattsun hatten sich für einen Ausflug über Nacht verzogen, was nichts anderes bedeutete, dass sie die Nacht im Love Hotel verbringen würden und so waren sie ganz unter sich. Sofort sagte sein Kopfkino hallo und begann, ihm einen ganz besonderen Film zu zeigen. Wie gern würde er jetzt … Weiter kam er mit seinem Gedanken nicht, denn Iwa drehte vorsichtig seinen Kopf etwas und küsste ihn ohne Vorwarnung. Sofort stieg er in den Kuss ein, der zuerst noch etwas zögerlich war, aber dann wurde das Ass doch immer mutiger, fordernder und Oikawa setzte sich vorsichtig auf. Er spürte Iwas Hand in seinem Nacken, damit er gar nicht erst die Gelegenheit hatte, den Kuss zu lösen und als Oikawa sich auf das Sofa gekniet hatte, was deutlich bequemer für ihn war, fühlte er eine Hand zwischen seinem Oberschenkel und seiner Wade und er begriff, was Hajime von ihm wollte. Mit klopfendem Herzen hob er das Bein an und setzte sich auf Iwas Schoß. Kaum, dass er es sich bequem gemacht hatte, spürte eine fremde Zunge in seinem Mundraum und überrascht keuchte Oikawa. Was passierte hier? In Gedanken kam er kaum mit, wie mutig sein (bester) Freund plötzlich war. Er konnte nur reagieren, ließ sich von ihm führen und schaltete seinen Kopf kurzerhand aus. Er wollte es genießen – alles, was hier geschah – und hatte doch leise Zweifel, ob das nicht etwas zu schnell ging gerade. Also nicht für ihn, aber vielleicht für Iwaizumi? Immerhin sollte Iwa nicht glauben, dass er das tun musste, weil er ihn unbedingt wollte. Aber das Ass würde sich doch zu nichts durchringen, was ihm nicht gefiel, oder? Nein, das fühlte sich nicht richtig an. Verdammt, hatte er seinen Kopf nicht eben in den Urlaub geschickt? Keuchend löste sich Hajime von ihm, musste – genau wie er selbst – Luft in seine Lungen bekommen und sie schauten sich einfach nur an. Dieses intensive grün, leicht verdunkelt wie auf der Party, aber hier im Licht deutlich besser zu sehen. Er liebte es, wie viel diese Augen ausdrücken konnten, ohne dass er etwas sagen musste und wie sie ihn in den Bann ziehen konnten, dass er alles andere um sich herum vergaß. „Iwa …“, hauchte er etwas unschlüssig und bekam augenblicklich eine Gänsehaut, als er die weiche Hand auf seiner Wange spürte. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich etwas tun würde, was ich nicht will …“, erwiderte er mit leicht rauer Stimme und Oikawa schloss kurz die Augen, um seine vernebelten Gedanken und das Kopfkino zu ordnen. Dieser Mann brachte ihn um den Verstand. „N-nein, aber …“ „Na also. Hör zu … Richtiger Sex kommt für mich jetzt noch nicht in Frage, aber ich … Ich denke, ich wäre bereit für den nächsten Schritt“, murmelte das Ass mit leicht rosafarbenen Wangen und versiegelte erneut seine Lippen mit einem fordernden, intensiven Kuss, bevor er die Chance hatte, darauf zu antworten. Bereit für den nächsten Schritt? Seine Schmetterlinge wirbelten wild durch ihn hindurch und ließen ihn alle Bedenken über Bord werfen. Iwa wusste, dass er jederzeit Stopp sagen konnte und er würde sofort aufhören, egal wie schwer es ihm fiel. Also ließ er sich führen, genoss es, so von ihm begehrt zu werden und wartete ab, was noch passieren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)