Umwege einer Liebe von Iwa-chaaan ================================================================================ Kapitel 5: Das Date ------------------- Samstag 21.04. Sie sah wirklich hinreißend aus in ihrem knielangen Blumenkleid. Es hatte etwas Feminines und unschuldiges und der Ausschnitt war auch nur dezent. Er mochte keine Frauen, die ihre Reize zur Schau stellten. Selbstbewusste Frauen, die wissen, was sie wollten, waren vollkommen in Ordnung, aber beim Äußeren war er doch pingeliger, als er selbst gedacht hatte. Doch sie sah einfach umwerfend aus. Er selbst hatte sich für ein hellgrünes T-Shirt und eine weiße Stoffhose entschieden, da es in Tokyo doch recht warm um die Jahreszeit war. Sie begrüßten sich mit einer Umarmung und er ließ sie bei sich einhaken, als sie den Park betraten. „Und? Was genau haben wir jetzt vor?“, fragte sie neugierig und schaute lächelnd zu ihm auf. „Ich dachte an einen Spaziergang durch den Park, denn direkt daneben gibt es ein hervorragendes Restaurant.“ „Das klingt super!“ Gemeinsam schlenderten sie durch den Park am Hafen, genossen die Sonnenstrahlen und die Kirschblüten, die in voller Pracht standen. Kaori bestand darauf, gemeinsame Fotos zu machen und Iwa ließ sich darauf ein. Er hatte schon länger nicht mehr so gute Laune gehabt und entspannte sich bei einigem herumalbern mit ihr. Es war so leicht mit ihr. Sie konnten sich hervorragend unterhalten, hatten viele gemeinsame Interessen und studierten beide Medizin. Vielleicht konnte daraus wirklich etwas werden im Laufe der Zeit. Aber er hatte keine Lust, das jetzt zu überstürzen. Nachher ging das nur fürchterlich schief wie bei seiner ersten Freundin, die er im zweiten Jahr der Oberschule hatte. Das hatte nur vier Monate gehalten und sie waren die Sache viel zu überstürzt angegangen. Selbst sein Sandkastenfreund hatte die Sache nur am Rande mitbekommen, weil er damals sehr unsicher dem Thema Liebe gegenüberstanden hatte. Nun saßen sie an einem ruhigen Tisch an der Fensterfront zum Hafen und genossen ihr leckeres Essen. „Danke dir nochmal für die Hilfe bei der Hausarbeit. Jetzt habe ich einen besseren Überblick über das Thema“, bedankte sich Iwa und sie winkte ab. „Ich habe dabei auch noch mal viel gelernt. Außerdem sitzen wir ja alle in einem Boot und wollen das schaffen. Ich hatte auch schon den Gedanken, ob wir gemeinsam mit ein paar anderen eine Lerngruppe aufmachen wollen, damit wir uns einmal die Woche treffen, um den behandelten Stoff noch einmal zu wiederholen. Ich denke, das wäre sinnvoll, um die ganzen Themen weiter zu verinnerlichen.“ „Das klingt sehr gut, ja. Immerhin sind wir jetzt ja im zweiten Abschnitt des Studiums. Immer wieder krass, wie schnell die Zeit vergeht …“ Kaori nickte zustimmend und schaute für einen Augenblick aus dem Fenster. Sie schien sich gerade an etwas zu erinnern, doch er fragte nicht danach. Wenn sie darüber reden wollte, dann würde er ihr zuhören, aber er würde sich nicht aufdrängen. Dafür war er noch nie der Typ gewesen. „Sag mal, mit welcher Note hast du den ersten Teil eigentlich bestanden?“, fragte sie nach kurzer Pause neugierig und lehnte ihren Kopf gegen eine Hand. „1,4 und du?“ „Wow, beeindruckend! Wie lange hast du denn dann für die Prüfungen gelernt? Ich habe mit 1,9 bestanden.“ „Zwei Monate hab ich jeden Tag gelernt, an den Wochenenden bis zu 12 Stunden, bis meine Freunde mich aus dem Zimmer gezerrt haben, damit ich auch noch am sozialen Leben teilnehme.“ „Dir ist es wirklich sehr wichtig, dieses Studium zu schaffen, oder? So sehr, wie du dich immer reinhängst“, vermutete sie und er nickte. Doch bevor sich Iwa noch weiter dazu äußern konnte, kam die Bedienung auf sie zu. „Darf ich Ihnen noch ein Dessert bringen?“, fragte die Frau freundlich und Iwaizumi schaute zu Kaori rüber, die sich ein Stück Käsekuchen bestellte. Er entschied sich für das Tiramisu. Die Frau tippte auf dem Smartphone herum, da die Bestellung von dort aus direkt in die Küche gelangte und schritt mit einem Nicken wieder davon. „Das Restaurant ist wirklich wunderschön. Warst du schon öfters hier?“, erkundigte sie sich und beobachtete ein riesiges Frachtschiff, dass an ihnen vorbeifuhr. Es hatte kaum etwas geladen, dennoch war es ein beeindruckender Anblick. „Ja, ich war als Kind mit meinen Eltern in Tokyo im Urlaub und damals waren wir hier essen. Da ich das Meer sehr mag, habe ich mir die Adresse gemerkt und seit ich hier studiere, bin ich immer mal wieder hier, wenn es die Zeit und das Geld zulässt.“ „Das Meer ist auch etwas Schönes, aber es macht mir auch Angst. Ich bin mehr der Bergetyp.“ „Ah, also lieber wandern gehen. Warum macht dir das Meer Angst?“ Kaori löste den Blick von dem Frachter und schaute ihm jetzt direkt in die Augen, als sie erwiderte: „Das Meer ist so gewaltig groß. Da fühlt man sich doch winzig, oder nicht? Selbst Schiffe können einfach verschwinden. Die größten Tiere leben im Meer. Wenn man auf dem offenen Ozean über Bord geht, wird man nie wieder gefunden. Und auch beim Baden im Meer, wenn es so eine Abbruchkante gibt und es plötzlich unter einem tiefschwarz wird. Das macht mir große Angst …“ So hatte Iwaizumi das noch nie gesehen. Er war schon so oft im Urlaub am Meer gewesen und schwamm und tauchte durch den Ozean, bis er die Zeit vergaß. Für ihn war es eine andere, spannende Welt, die er erkunden wollte. Die See konnte so ruhig sein, dass einen das leise Rauschen der Wellen beruhigte und dann wieder so überwältigend und aufbrausend, dass es alles verschlang. Ihn faszinierte die See. „Hm, von der Seite hab ich das noch nie betrachtet. Für mich ist es einfach eine wundervolle, fremde Welt. Und was magst du noch gern? Abgesehen von Bergen?“ „Erdbeereis. Außerdem male ich gern, wenn ich gestresst bin, um zu entspannen. Und du?“ „Ich treibe viel Sport. Neben Volleyball noch joggen gehen und Krafttraining. Ich würde gern Gitarre spielen lernen, aber neben Studium und Sport habe ich dafür nicht auch noch Zeit …“ Die Bedienung brachte ihnen die Desserts und sie unterhielten sich noch über das Meer und die Berge, was sie daran liebten und wohin sie unbedingt einmal wollten. Iwaizumi genoss diesen Nachmittag sehr. Obwohl sie schon seit zwei Jahren gemeinsam studierten, hatten sie nie viel miteinander zu tun gehabt. Erst als er sie bei der Hausarbeit um Hilfe gebeten hatte, weil er wusste, dass sie sehr gut in dem Thema war, hatten sie eine erste richtige Unterhaltung geführt und er hätte es nicht für möglich gehalten, dass es sich gleich so positiv entwickelte. Wie es sich in seinen Augen gehörte, bezahlte er das Essen und sie verließen das Restaurant, als es bereits dunkel war. Sie schlenderten, sich unterhaltend, die Straßen Richtung U-Bahn entlang und sie hakte sich wieder bei ihm ein. Die kühle Abendluft wehte in einer leichten Brise und Iwa genoss die ruhigere Stimmung, die herrschte, da viele bereits zu Hause waren. Vielleicht sollte er von Kaoris Wohnung aus nach Hause spazieren. Das würde etwa eine halbe Stunde dauern, wenn er den direkten Weg nahm und er konnte noch etwas Musik hören und sich entspannen, ehe er zu Hause vielleicht noch mit den Jungs einen Film schaute und dann ins Bett ging. Ja, das klang nach einem außerordentlich guten Plan. Vor Kaoris Wohnung blieben sie stehen und er spürte ihre Nervosität. Was hatte sie denn auf einmal? Es gab doch keinen Grund, so aufgeregt zu sein. Oder erwartete sie etwa einen Kuss? Dann würde er sie enttäuschen müssen, denn dafür kannten sie sich noch nicht genug. Da war er sehr altmodisch. „Danke, dass du mich gebracht hast. Das ist sehr nett von dir.“ „Natürlich. Also danke für den tollen Nachmittag und wir sehen uns dann übermorgen in der Uni wieder“, verabschiedete sich Iwa, umarmte sie kurz und sie nickte nur. Anscheinend war sie wirklich von einem Kuss ausgegangen. Als ob er das direkt nach dem ersten Date tun würde! „Ja, ich freu mich drauf“, entgegnete sie leicht lächelnd und betrat ihre Wohnung. Von innen hörte er Makos Stimme und sie schloss die Tür, als er sich bereits umgedreht hatte und das Haus wieder verließ. Gut gelaunt schlenderte er die Straße entlang, holte seine Kopfhörer aus der Hosentasche und schloss sie an seinem Smartphone an. Mit Musik in den Ohren ging er durch das Viertel und genoss die laue Abendluft. Die Passanten, die ihm entgegen kamen, waren ebenso gut gelaunt und aus den Restaurants strömten leckere Gerüche, die seinen Appetit anregten, obwohl er gerademal vor gut zwei Stunden ein Drei Gänge Menu hatte. Doch bis er in gut 30 bis 40 Minuten – er wollte einen Umweg gehen, um die Stimmung noch genießen zu können – zu Hause war, hatte er bestimmt schon etwas von dem Essen verdaut und es war schon eine Weile her, dass sie sich Sushi bei ihrem Lieblingsladen bestellt hatten. Da er auf dem Umweg lag und wusste, was seine Mitbewohner am liebsten aßen, beschloss er, sie zu überraschen. Zwanzig Minuten später betrat er das kleine Restaurant, in das gefühlt nicht mehr als zehn Menschen reinpassten und schob sich an zwei Gästen vorbei zum Tresen, um den Chefkoch zu begrüßen, als ihm eine Hand auf den Rücken gehauen wurde. „Hey Iwaizumi! Was machst du denn hier?“, grinste ihn Bokuto an und neben ihm saßen noch Akaashi, Kuro und Tsukki, die die Hand zum Gruß hoben. „Essen bestellen und mitnehmen. Und ihr?“, erwiderte er überrascht. „Wir sind regelmäßig zum Essen hier und zeigen heute Tsukishima den Laden“, antwortete Akaashi und Iwa nickte, als sich der Chefkoch an ihn wandte. „Hallo Iwaizumi. Einmal wie immer?“ „Ja bitte. Dieses Mal zum Mitnehmen, vielen Dank!“ Der ältere Mann tippte seine Bestellung in die Kasse und nannte ihm den Betrag. Er bezahlte und setzte sich auf den freien Platz neben den Eulenkopf, solange das Essen noch zubereitet wurde. „Der Koch kennt deine Bestellung?“, hakte Kuro nach. „Ja. Makki, Mattsun, Oikawa und ich sind hier mindestens einmal im Monat und bestellen immer das gleiche. Daher weiß der Koch schon, was wir wollen, wenn wir herkommen.“ „Wie langweilig, immer das gleiche zu nehmen“, brummte Bokuto und Iwa ignorierte ihn. Es wunderte ihn nicht im Entferntesten, so einen Kommentar von ihm zu hören, da er ihn auch so einschätzte. Er brauchte immer etwas Neues, sonst wurde ihm sehr schnell langweilig. Ob das auch auf Akaashi zutraf? Wäre er auch nur kurzzeitig interessant? Naja, das ging ihn nichts an. Aber er hoffte es nicht, denn mit dem Setter konnte man sich gut unterhalten und er hätte einen Freund oder Freundin verdient, der oder die sich gut um ihn kümmerte. „Und? Wie gefällt dir der Laden, Brillenschlange?“, fragte er interessiert und Tsukki schaute desinteressiert zu ihm rüber. „Ganz okay. Das Essen ist gut. Ich bin froh, dass ich nicht unter Platzangst leide, sonst hätte ich hier ein Problem.“ „Wow, das klang fast wie ein Lob! Dann kannst du ab jetzt ja mitkommen, Tsukki!“, freute sich der Eulenkopf und Iwaizumi beschloss, dass er ihm nie sagen würde, an welchem Tag er mit den anderen herkam, sonst würden sie nur noch zu Acht hier sitzen und das wollte er nicht. Schließlich war das ihr Vierer-Date, das sie hatten und das sollte so bleiben. „So, hier ist dein Essen. Bis bald, Iwaizumi!“, verabschiedete sich der Koch und reichte ihm eine Plastiktüte mit vier Boxen darin. „Vielen Dank, Herr Suzuki! Bis bald!“, entgegnete Iwa und stand auf. Er klopfte auf den Tresen und sagte: „Also denn, wir sehen uns Montag beim Training! Schönes Wochenende noch!“ „Bis dann! Grüß die anderen und euch auch!“ Zwischen den Gesprächen der anderen Gäste war sich Iwaizumi nicht ganz sicher, wer das gesagt hatte, aber er winkte an der Tür noch einmal kurz und verschwand dann. Der gemütliche Filmabend konnte kommen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)