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Daxakon

Stargate Atlantis
von

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„Sag was!“

Ede setzte seine Schnapsflasche ab, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und gaffte dann fragend seinen Weltraum-Assi-Captain an. Er musste blinzeln, um ihn zu erkennen, denn die Sonne stand noch tief und blendete ihn. Es war schon der nächste Morgen. „Wozu denn, du Wichser?“

„Zu dieser Stadt hier.“

Ede spie auf den Boden und trank dann noch einen Schluck des scharfen Alkohols. Wenn er so früh am Morgen schon damit anfing, war irgendwas im Busch. „Mir gefällt es hier nicht“, maulte er bloß.

„Wir haben schon schlimmer kampiert“, warf Ole von der Seite ein. Der junge Punker und Bordmechaniker kratzte mit einem Ast Muster in den Boden.

„Hier ist irgendwas“, beharrte Ede. „Habt ihr letzte Nacht den Kampf unten im See gehört? Da haben sich welche im Wasser gegenseitig die Schädel eingeschlagen! Und dann dieses Dorf hier! Wir sind hier nicht die einzigen! Die Häuser leben!“

„Jetzt übertreibst du“, gab Ole zurück.

Sein Assi-Kumpane winkte nur genervt ab und schüttete brummend weiter Schnaps in seinen Rachen.

Captain Kalle warf ihm strafend ein Steinchen an den Kopf.

„Penner!“, ereiferte sich der Angetrunkene sauer.

Der Mechaniker seufzte. „Macht halblang, Leute.“

„Ede hat Recht. Hier ist was. Und ich werde es finden.“

„Ich war gestern schon in der alten Miene. Da sind zwar noch Bodenschätze im Gestein, aber man braucht schweres Gerät, um sie rauszupickern. Nichts für uns.“

„Das meinte ich auch nicht. Ich dachte an lebende Schätze. Rifa“, erklärte Captain Kalle leise, damit es keiner der herumlungernden Polizisten hörte.

„Du meinst Friwa“, gab Ole schockiert zurück. Das waren lebende Wesen, und sie zu verschleppen war streng genommen Sklavenhandel. Sie hatten in ihrer Weltraum-Assi-Karriere ja schon viele heikle Güter verschoben, aber das ging jetzt echt zu weit, wie er fand.

„Die sind im Rest des Universums recht viel wert. Und hier gibt es sie. Deshalb hab ich überhaupt eingewilligt, mit den Polizisten her zu kommen.“

„Ich weiß nicht, wieviel du geladen hast ... aber DAS ist Wahnsinn!“

„Ich bin stocknüchtern, du Knackwurst“, maulte Kalle.

„Oh, dann vielleicht deshalb!“

Captain Kalle gab ihm sauer eine grobmotorische Kopfnuss.
 

„Komm mit, wir müssen hier weg“, befahl Yokka, als die junge Frau ihn endlich wieder handlungsfähig aus den Fesseln geschält hatte.

„Wo ist der Alpha? Wir müssen ihn warnen!“ Sie nannten den Anführer nie beim Namen. Um nicht der Versuchung zu erliegen, ihn als gleichwertig anzusehen. Sie sollten sich immer vor Augen halten, dass er der Boss war. Keiner aus dem Rudel konnte ihn sonderlich leiden. Er war arrogant und herzlos. Aber er war stark, und das zählte.

„Unnötig. Er weiß längst, was hier Phase ist. Die Tatsache, dass er nicht eingeschritten ist, sagt mehr als genug über ihn aus.“

„Warte mal, wo willst du hin?“, quietschte die junge Friwa verängstigt. Sie strich sich nervös die langen, grünen Haare aus den Augen.

„Ins Dorf!“

„Aber da sind gerade Fremde!“

„Genau darum will ich ja ins Dorf.“

Racuja beeilte sich, zu ihm aufzuschließen. Sie wusste selbst nicht so richtig, warum. Sie wollte nicht ins Dorf, sie wusste ja gar nicht wer die Fremden waren und was sie wollten. Früher hatten hier Bauarbeiter eine Miene in die Erde getrieben und dabei das Wasser im See verseucht, das die Friwa zum Überleben brauchten. Sicher hatten diese Neuankömmlinge, die nun im Dorf hausten, auch nichts Besseres im Sinn und Racuja hatte jetzt beileibe keine Lust, sich mit denen anzulegen. Aber noch viel weniger wollte sie allein hier rumlaufen, solange die Jäger noch herumstreiften. Also folgte sie dem fast zwei Meter großen Mann mit den breiten Schultern einfach. Yokka würde hoffentlich wissen was er tat.
 

Ronon schlurkste mit verschlafenem Blick aus dem Puddle Jumper, in dem er und McKay übernachtet hatten, und schaute sich müde um. Ein unterdrücktes Gähnen verspannte kurz seinen Kiefer.

Hinter ihm stöhnte McKay theatralisch auf. „Mein armer Rücken! Mir tut alles weh! Der Jumper ist nicht zum Schlafen geeignet.“

„Wenn du dich nur zum frühen Morgen schon wieder beschweren kannst ...“, brummte Ronon unwillig. Sein Blick schweifte skeptisch über das Dorf. Sofort war er hellwach. Es sah plötzlich wieder so bewohnt aus.

„Meine Fresse ist das kalt auf diesem Eismond. ... Hast du zufällig eine Zahnbürste dabei?“, quasselte McKay ungerührt weiter. „Ich hab vom Schlafen so einen widerlichen Geschmack im Mund und ...“

„Sei still!“, zischte der Hüne ihn an.

Rodney McKay tauchte neben ihm auf, um zu erfahren, woher die plötzliche, schlechte Laune kam. Ein „Oh“ nahm von seiner gesamtem Mimik Besitz. Da waren Menschen im Dorf. Und zwar viele. Das war so nicht geplant gewesen. Was sollten sie jetzt um Himmels Willen tun?

„Sie haben uns noch nicht entdeckt“, glaubte Ronon und aktivierte die Tarnvorrichtung des Jumpers, damit das auch so blieb.

„Sheppard und die anderen sind noch nicht wieder zurück, was?“

„Nein.“

„Denkst du, ihnen ist was passiert?“

„Nein. Ist gestern nur verdammt schnell dunkel geworden. Sie haben in der Finsternis bloß den Weg zurück nicht gefunden. Sie kommen heute sicher gleich wieder.“

McKay nickte einverstanden. Das klang logisch. Er mochte Logik. Sein Blick irrte suchend herum. „Äh ... und was ist mit denen da?“

Ronon schreckte herum und hatte im gleichen Moment schon seine Pistole in der Hand. Er beherrschte sich gerade noch rechtzeitig, bevor er reflexartig abdrückte. Aber er ärgerte sich trotzdem, die beiden nicht eher bemerkt zu haben. Über den Lauf seines Schießeisens hinweg musterte er die zwei seltsamen Gestalten. „Was verdammt nochmal seid IHR denn?“, stellte er als Frage in den Raum, ohne dass man recht sagen konnte, ob er die Frage ihnen oder sich selbst stellte.

Yokka hob beschwichtigend die Hände mit den Schwimmhäuten zwischen den Fingern. Er wusste durchaus, was eine Pistole war. „Oh, ihr versteht unsere Sprache, das ist gut“, meinte er. „Bitte tut uns nichts. Wir brauchen Hilfe.“

Ronon runzelte die Stirn, ließ die Waffe konsequent oben, und starrte weiter diese blauen Wesen mit den langen, grünen Haaren, spitzen Ohren und schwarzen Augen an, die an Körpergröße selbst ihn noch übertrafen. Sie waren unverkennbar ein Männchen und ein Weibchen. Sie versteckte sich halb hinter ihrem Partner. Einen Moment herrschte Schweigen. Dann holte Ronon Luft. „Was seid ihr?“, wiederholte er stoisch.

„Ich glaube, eure Art nennt uns ‚Friwa‘.“

„Nie gehört.“

„Das glaube ich. Von uns gibt es nicht viele“, erklärte Yokka, stellte sich und Racuja dann mit Namen vor, und bat erneut um Hilfe.
 

McKay versuchte, die Augen offen und den Kopf klar zu behalten. Er wünschte sich gerade nichts sehnlicher als einen Kaffee, aber es gab keinen. Er saß mit den beiden blauen Gestalten im Puddle Jumper und erörterte die Lage. Sie hatten ja jede Menge Zeit, solange Sheppard, Teyla und Radek nicht zurück waren. Und draußen rumspazieren konnten sie auch nicht, bevor sie wussten, wer die Kerle im Dorf der Bergarbeiter waren. Ronon hatte sich gerade in die Nähe geschlichen und versuchte, mehr herauszufinden. Zum Glück hatte McKay wenigstens eine Waffe. Ohne die hätte er sich, allein mit den beiden Friwa im Jumper eingesperrt, nicht gerade sicher gefühlt, während Ronon weg war.

„Wir Friwa leben in losen Gefügen von drei bis fünf Personen. Einer davon ist der Anführer“, erzählte Yokka gerade. McKay hatte ihn nach der Lebensweise und den Gepflogenheiten seiner Art gefragt, um gegen die unangenehme, peinliche Stille anzugehen und mehr über diese für ihn neue Rasse zu erfahren. „Wir sind eigentlich Einzelgänger. Wir spazierten zwar die meiste Zeit alleine und auf uns gestellt durchs Leben, unterstehen aber immer der Befehlsgewalt des Alphas. Auf sein Geheiß schließen wir uns dann und wann zu einem Rudel zusammen, um unser Einzugsgebiet zu verteidigen oder ähnliches. Das ist die einzige Situation, in denen die drei bis fünf Individuen sich mal sehen und miteinander reden, ansonsten haben wir eigentlich nicht viel miteinander zu schaffen.“ Yokka warf einen Blick auf Racuja neben sich. „Um so mehr wundert es mich, dass Racuja mich extra gesucht und vor den Jägern gerettet hat.“

„Wer sind die Jäger denn?“, wollte Rodney McKay hellhörig wissen. Er versuchte sich von dem leichten Fisch-Geruch abzulenken, den die Kleidung der beiden verströmte. In dem geschlossenen Raum des Jumpers wurde das langsam unangenehm.

Yokkas Blick schweifte nachdenklich ab, als suche er in der Ferne nach Antworten auf diese Frage. „Ich weiß nicht“, meinte er dann. „Aber im Arbeiterlager sind Menschen verschwunden. Sicher besteht da ein Zusammenhang.“

„Menschen verschwunden? Sind die Arbeiter deswegen von hier abgehauen?“

„Davon gehen wir aus“, nickte Yokka.

Der Wissenschaftler atmete tief durch, wusste aber nicht recht, was er zu diesem Thema weiter fragen sollte. „Euer Anführer ... wo steckt der gerade?“

Racuja knurrte auf wie ein wütender Wolf. „Das werden wir dir nicht verraten!“

„Schon gut! Schon gut!“, machte McKay erschrocken. „Das war eine dumme Frage, schon gut. Ich meinte ja nur, ob er weiß, was hier los ist.“

„Tut er!“, zischte das Friwa-Weibchen aufgebracht.

McKay klemmte sich nervös die aneinander gelegten Hände zwischen die Oberschenkel und vermied vorübergehend den Blickkontakt. Irgendwie hatte er gerade das Gefühl, dass ... keine Ahnung ... dass Blickkontakt die Situation noch weiter befeuert hätte, oder so. Er fühlte sich unwohl. Wo zur Hölle blieb Ronon denn nur? Er zog die Lippen zwischen die Schneidezähne und nagte darauf herum. Eine Weile herrschte pikiertes Schweigen. „Ist er ... schon sehr lange euer Alpha?“, fragte er dann doch weiter. Er wusste, dass es eine blöde Idee war, noch weiter auf dem Thema des Anführers herumzureiten. Aber ihm fiel auf die Schnelle kein besseres ein. Und wenn er hibbelig war, musste er einfach quasseln.

„Schon immer“, bestätigte Yokka gelassen. „Wenn ein Friwa den Alpha tötet, wird er selber zum neuen Alpha. In der Regel bringt er dann auch alle seine Rudelgenossen um und baut sich ein neues Rudel auf. Aus Friwa, die ihn nie als Gleichberechtigten gekannt haben und seine Autorität deshalb nicht anzweifeln.“

Rodney wurde blass. Diese Rasse war brutaler als er gedacht hatte. Er wollte gern weiterfragen, wo der frischgebackene Alpha denn seine neuen Rudelmitglieder hernahm, die doch ihrerseits sicher wieder einem anderen Alpha unterstanden haben mussten. Aber er kam nicht mehr dazu, weil sich in diesem Moment die Ladeluke des Jumpers öffnete. McKay atmete erleichtert auf und federte eiligst von seinem Sitzplatz hoch. Ronon war zurück. „Und!? Wie lief es?“

Ronon schüttelte grummelnd den Kopf. Er wirkte unzufrieden. „Die Typen, die ich gesehen habe, waren ungepflegte, alkoholisierte Rüpel. Ich würde keinen Kontakt zu denen suchen, solange wir noch alleine sind. Die sind für mich nicht sehr vertrauenerweckend. Wahrscheinlich Verbrecher.“

„Haben sie dich gesehen?“

„Nein.“

McKay deutete flüchtig auf die beiden Friwa. „Sie sagen, es wären Jäger in der Gegend, die ein paar Arbeiter von hier verschleppt haben. Deswegen haben die Arbeiter das Dorf verlassen. Sie waren hier nicht sicher.“

„Jäger“, wiederholte Ronon skeptisch und musterte die beiden Gäste. Dieses Wort hinterließ bei ihm immer ein Alarmsignal. Bei Jägern musste er unweigerlich an die Wraith-Gleiter denken, die mit ihren „Aufsaug“-Strahlen Menschen in ihrem Speicher einfingen. „Wraith?“

„Nein, keine Wraith. Diese Jäger waren menschlich“, erklärte Yokka und strich sich die langen, dunkelgrünen Haare aus dem Gesicht.



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