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Daxakon

Stargate Atlantis
von

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„Sind wir hier wirklich richtig?“, wollte Commander Wotjak zweifelnd wissen, als der große Raumkreuzer gemäß Anweisung der Weltraum-Assis auf dem Mond Daxakon gelandet war und er den ersten Fuß hinaussetzte.

„Genau richtig, du Plinse“, murrte Ede genervt. „Oder zweifelst du an meiner Orientierung?“ Es war ihm völlig egal, dass er hier mit einem Commander der Orbit-Polizei sprach. Und die Tatsache, dass er ihn nur eine Plinse nannte, zeugte schon von großem Respekt. Normalerweise waren seine Beleidigungen von einem anderen Kaliber.

Commander Wotjak nahm es auch nicht weiter tragisch. Er sah sich nur unzufrieden in der Gegend um. Vor ihm erstreckte sich ein Dörfchen mit ein paar Dutzend Häusern. Eher eine Ansiedlung als ein echtes Dorf. Unverkennbar war der Eingang zu einem großen Mienenschacht. Demnach hatten hier wohl Arbeiter gelebt. Aber es war alles leer und ausgestorben. In der Ferne sah man einen großen See friedlich in der Mittagssonne schillern. Wenigstens war diese Stadt auf der momentan sonnenzugewandten Seite des Mondes. Wegen seiner Rotationsgeschwindigkeit und der Dauer einer Planetenumkreisung lag jeder Längengrad nur dreimal im Jahr überhaupt für ein paar Wochen in der Sonne. Ansonsten war er entweder auf der Nachtseite oder gerade im Schatten des Gasriesen. Deshalb herrschte hier auch ständig Winter.

„Hier ist doch nichts!“, bemerkte Ole, der junge, punkige Bordmechaniker.

„Oh, ich hab nie behauptet, dass hier irgendwas ist“, lachte Ede heißer und spuckte auf den verschneiten Boden.

„Und was wollen wir dann hier?“

Commander Wotjak erschloss sich das Bild, das er vorfand, nicht so recht. „Hier SOLLTE aber was sein“, stellte er klar. „Warum ist hier niemand mehr? Der Stollen wird von Roor betrieben. Und er scheint ziemlich tief zu sein, demnach müssen sie doch auf Rohstoffe gestoßen sein.“

„Wenn hier keiner mehr arbeitet, erklärt das schon mal, wieso die Lieferungen ausbleiben“, warf einer der Polizisten ein.

„Na schön. Um das rauszufinden, sind wir hier. Schlagt ein Lager auf.“
 

Das dunkle Wasser blieb völlig unbewegt. Es schlug keine Blasen, nicht mal sachte Wellen, als sich der Kopf langsam daraus erhob. Nur bis zur Nasenspitze, weiter nicht. Der Rest blieb unter der schwarzen Oberfläche verborgen. Der See war aufgrund seiner vulkanischen Heißwasserquelle wesentlich wärmer als die frostige Luft hier draußen – weshalb dieser See übrigens niemals zufror – deshalb wollte er gar nicht weiter aus dem Wasser heraus. Und mehr war auch nicht nötig, damit sich die schwarzen Augen und spitzen Ohren ein Bild von der Lage machen konnten. In die alte Bergarbeitersiedlung war unverkennbar wieder Leben eingekehrt. Irgendwo brannte ein Lagerfeuer und Planen flatterten im Wind. Stimmen wehten herüber. Wie unerfreulich ...

Plötzlich klatschte etwas direkt neben seinem Kopf ins Wasser und im gleichen Moment fühlte er sich am Hals umschlungen und festgehalten. Eine Lasso-Schlinge. Erschrocken wollte Yokka abtauchen, sich dem Übergriff entziehen, aber sofort zog sich das Seil um seinen Hals zu, umso schmerzhafter je mehr er sich wehrte. Er unterließ diesen Versuch auf der Stelle wieder. Seine Hände zuckten zu dem groben Strick und versuchten ihn panisch aufzuzerren.
 

Cody hatte in seinem Leben schon viele, schrille Vögel gejagt, und seit er Wraith kannte, hatte er eigentlich geglaubt, sich über nichts mehr zu wundern. Aber einen so skurrilen Typen wie den hier hatte er wirklich noch nie gesehen. Der hatte eine menschliche Anatomie. Zwei Arme mit Fingern, zwei Beine mit Füßen, ein Kopf, alles da. Nur war die Haut blaugrau, ebenso wie die schleimigen, nach Fisch stinkenden Klamotten, die er trug. Cody glaubte fast, dass das wirklich Fischhaut war, aus der seine Kleidung bestand. Er hatte lange, moosgrüne Haare, lange, spitze Ohren, und seine Augen hatten keine weißen Augäpfel mit Pupillen, sondern waren komplett schwarze Spiegel. ‚Friwa‘ nannte man diese blauen Wichser offenbar. Der Kerl war nicht nur eine mutierte Laune der Natur, sondern es gab tatsächlich noch mehr von denen. Dieses Exemplar hier hörte auf den Namen Yokka, so viel hatten sie bereits aus ihm herausbekommen.

„Na los, rede schon!“ Sein Kollege trat Yokka wuchtig in den Bauch. Der konnte einen schmerzhaften Laut nicht ganz unterdrücken, biss die Zähne zusammen und keuchte. Aber er sagte nichts. Mit fest geschlossenen Augen blieb er liegen und wartete auf noch mehr Folter. Etwas anderes konnte er auch nicht tun. Mit auf den Rücken gefesselten Händen und gebundenen Füßen blieb ihm keine andere Wahl, als es zu ertragen. Oder zu reden, aber das würde er ganz bestimmt nicht tun. Weg kam er hier jedenfalls nicht. Keinen Meter. Kurz öffnete er die schwarzen Augen und ließ den Blick über das Wasser streifen, dann traf ihn der nächste Schlag, diesmal von dem dornigen Holzknüppel des zweiten Jägers. Die langen, dunkelgrünen Haare fielen ihm ins Gesicht, als er den Kopf abwandte.

„Weißt du was, das wird mir langweilig“, maulte Cody und begann Yokka ungehalten mit seinem Knüppel zu bearbeiten, bis er trotz seiner derben Haifischleder-Kleidung ringsherum wund geschlagen war und sich zu einem wimmernden Häufchen Elend zusammenkrümmte. Ein stattliches, muskulöses Bild von einem Mann, gefesselt und windelweich geprügelt. Irgendwie gefiel das dem Jäger. Auch wenn sie immer noch nicht die Informationen aus ihm herausgeholt hatten, die sie wollten. „Du wirst es noch bereuen, nicht geredet zu haben!“ Er zwang Yokka ein Tuch mit einem festen Knoten zwischen die Zähne und band die Enden hinter seinem Kopf zusammen, um ihn zu knebeln.

„Ab ins Wasser mit ihm!“, befahl der zweite und packte den Friwa an der Schulterpartie der Jacke, um ihn grob durch den Schnee zu schleifen. Gemeinsam versenkten sie ihn im See, wo er dank seiner Fesseln bewegungsunfähig unterging und nicht wieder auftauchte. „Okay, lassen wir ihn ein paar Stunden da drin. Es reicht, wenn wir ihn morgen wieder rausziehen.“

„Wird er auch nicht absaufen?“

„Nein, so schnell nicht.“

„Ganz schöne Freaks, diese Wassermenschen“, brummte sein Kumpan, dann spazierten sie beide mürrisch davon. Es ärgerte sie, dass ihr Gefangener einfach nicht zum Reden zu bringen war, obwohl sie ihm weiß Gott genug angetan hatten. Aber sie konnten ihn schlecht in seinem eigenen Blut ersäufen. Tot nützte er ihnen schließlich auch nichts mehr. Naja, morgen würden sie weitersehen. Ihn im See zu versenken, war die beste Lösung, im Moment. Hier draußen an Land war die Chance zu groß, dass ihn jemand fand und befreite. Den Jägern war nicht entgangen, dass im verlassenen Bergarbeiterdorf gerade Leute herumlungerten.
 

Racuja hockte unbewegt hinter einem Felsen und verfolgte heimlich das ganze Szenario. Sie saß bereits seit zweieinhalb Stunden hinter ihrer Deckung. Die Jäger hatten Yokka schon wesentlich länger in der Mangel, das wusste sie. Aber eingreifen konnte sie nicht. Wie auch? Sie war nur ein junges Weibchen, nicht ansatzweise so stark wie die Männer ihrer Art, und sie stand genauso auf der Liste der Jäger wie Yokka. Tränen der Wut und Hilflosigkeit waren über ihre Wangen geronnen, während sie machtlos zugesehen hatte, wie die Jäger ihn malträtierten. Als sie endlich gegangen waren, wartete sie noch lange in ihrer Deckung, ehe sie sich rührte, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich weg waren.

Es machte nichts. Die Friwa waren Hybriden, Wassermenschen, und konnten stundenlang unter Wasser leben und atmen. Sie musste Yokka also nicht binnen weniger Augenblicke wieder heraufgeholt haben. Aber irgendwann musste er wieder an Land. Wasser führte nicht genug Sauerstoff, damit die Friwa dauerhaft darin leben konnten. Sie mussten immer wieder mal an die Luft, sonst würde sich ihr Körper nach und nach ganz langsam mit Kohlendioxid vergiften.

Andererseits konnten sie auch stundenlang an Land bleiben, aber auch das nicht ewig, weil ihr Körper sonst buchstäblich austrocknete. An sich war es ziemlich unpraktisch, ein Hybrid zu sein. Sie konnten weder an Land noch unter Wasser dauerhaft existieren und mussten ständig zwischen beiden pendeln. Die meisten Friwa arrangierten sich, indem sie ein Leben an Land führten, wie Menschen, und jeden Tag ausgiebig badeten. Nur wenige lebten ständig im Wasser, weil ihr humanoider Körperbau eigentlich nicht dafür gemacht war. Sie konnten zwar schneller und geschickter schwimmen als normale Menschen, aber sie waren eben keine Fische. - Dennoch, die Vorteile, die es mit sich brachte, ein Friwa zu sein, wogen all diese schizophrenen Unzulänglichkeiten bei weitem wieder auf.
 

Als Racuja nicht mehr damit rechnete, dass die Jäger so schnell wieder nach dem Rechten sehen würden, machte sie mit einem federnden Satz und in voller Bekleidung einen eleganten Kopfsprung ins Wasser. Mit mehr roher Gewalt und Verzweiflung als mit koordinierter Körperkraft zerrte sie Yokka wieder ans Ufer und zog ihm den Knebel aus dem Mund. Wischte ihm die langen, moosgrünen Haare aus den Augen, damit er wieder etwas sehen konnte. Bis auf wenige Ausnahmen hatten alle Friwa moosgrüne, glatte Haare, die im Wasser wie Algen wirkten. Dann machte sie sich an dem groben Strick zu schaffen, der seine Hände auf dem Rücken hielt.

Yokka hustete. „Racuja, was tust du hier?“, wollte er wissen.

„Blöde Frage. Ich helfe dir. Ich hab nach dir gesucht, als die Jäger hier aufgetaucht sind, um dich zu warnen. War leider zu spät.“

„Du solltest dich schleunigst über alle Berge machen! Die Jäger sind auch hinter dir her!“

„Ja, sind sie. Genau darum helfe ich dir ja!“

Der stattliche Mann schaute kurz fragend, ehe er begriff, dass sie wohl auf seinen Schutz hoffte. Alleine war sie hilflos gegen die Jäger. Sie hoffte, er würde sie im Notfall verteidigen. Nun, das hatte er eben gerade schon getan. Wer sie war und wo man sie fand, war eine der Fragen, die die Jäger ihm gestellt hatten, während sie ihn gefoltert hatten. Aber sie war nicht das eigentliche Ziel. Die Kerle wollten den Alpha.



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