Daxakon von Futuhiro (Stargate Atlantis) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- „Sir, sie antworten nicht!“ Commander Wotjak seufzte und schaute weiter auf den Schirm. „Was will diese Blechbüchse von uns? Haben sie immer noch Kollisionskurs?“ „Nein, Sir, sie drehen bei. ... Sie ... halten auf unsere Frachtschleuse zu“, meldete der Maat verwundert, als wisse er selbst nicht so recht, was er da erzählte. „Sie docken an?“, übersetzte Commander Wotjak nicht minder irritiert. „Einfach so?“ „Es scheint so, Sir.“ Der schwarzhaarige Mann in Uniform schüttelte leicht den Kopf. „Nagut, meinetwegen. Dann lasst sie andocken.“ „Commander? Wir wissen doch nicht mal wer oder was die sind! Geschweige denn, was die wollen!“, protestierte der Maat fassungslos. „Ach komm schon. Wer in so einer Rostlaube unterwegs ist, kann bloß Hilfe wollen. Vermutlich haben die gar kein funktionierendes Kommunikationssystem mehr. Ein Wunder, dass die überhaupt noch damit fliegen können“, gab Commander Wotjak aber nur sorglos zurück und verließ dann gutgelaunt die Brücke, um seine neuen Gäste in Empfang zu nehmen. Natürlich rückte er seine Dienstwaffe am Gürtel zurecht und richtete die Dienstmarke, die an seiner Brust pinnte. Ganz lebensmüde war er ja doch nicht, auch wenn er gern anderen half. Ein Scheppern und Krachen kündete davon, dass auf der anderen Seite der luftdichten Druckschleuse etwas angekoppelt hatte, dann ein gänsehauterregendes Quietschen als sich die Türen dieses in den letzten Zügen liegenden Stahlmonsters scheinbar öffneten. In der Luftschleuse wurde derbes Fluchen laut. Schließlich drifteten auch die inneren Türen auseinander und die Besatzung des Kurierschiffs war herübergekommen. Commander Wotjak wusste nicht, was er erwartet hatte, aber das dann doch nicht. Vor ihm standen zwei Männer im fortgeschrittenen Alter – um nicht zu sagen ‚alte Säcke‘ – und wedelten mit prähistorischen Laserwaffen herum, für die es heutzutage vermutlich nicht mal mehr Ladeeinheiten gab. Einer hatte graues, ausgedünntes Haar und einen ungepflegten 3-Tage-Bart, der zweite war kahlköpfig, im Gesicht über und über tätowiert, und ... nunja ... auch nicht besser als der erste. Sie beide trugen löchrige, verschlissene Lederjacken und aus der Luftschleuse kam ein Hauch von Zigarettenqualm und billigem Alkohol herüber. „Wir kapern das Schiff! Gebt uns alles was ihr habt! Na los, macht schon!“ Unterdrücktes Lachen wogte durch den Raum. Kalle sah sich fragend um und ließ verdutzt seine Waffe sinken. „Was?“, brachte er nur hervor. Er war praktisch umzingelt von dutzenden Pistolenmündungen. Das fand er nicht okay. So einen Empfang hatte er nicht erwartet. „Ihr haltet euch wohl für witzig, ausgerechnet die Polizei zu überfallen, was?“, kicherte der Commander. „Ach, verdammte Scheiße ...“ „Idiot!“, zeterte Ede und gab seinem Captain einen Klaps auf den Hinterkopf. „Nur, weil wir ohne Vorräte und Sprit nicht weiterkommen, musst du uns doch nicht gleich der Orbit-Polizei in die Hände treiben!“ Captain Wotjak lachte immer noch. „Wo wollt ihr denn hin, Jungs? Kann ich euch vielleicht ein Stück des Weges mitnehmen, wenn euer Treibstoff nicht mehr reicht?“ „Sir! Das sind Kriminelle!“, warf einer aus der Crew ein. „Ach, Unsinn. Das sind nur ein paar harmlose Landstreicher. Verglichen mit dem Typen, zu dem wir gerade unterwegs sind, sind das hier Musterknaben, die die genauere Beachtung gar nicht lohnen.“ „Ah ja? Wo geht´s denn hin, Mister?“, wollte Captain Kalle wissen. „Zu Roor. Schon mal von ihm gehört?“ „Ah, und was hat er verbrochen?“ „Das wissen wir noch nicht, darum gehen wir ihn mal besuchen. Seine Geschäftspartner sagen, die Lieferungen würden in letzter Zeit ausbleiben, ohne dass er Probleme oder Störungen melden würde. Daxakon hat eine so unwirtliche Atmosphäre, dass man keinen Funkkontakt bekommt, also hat man uns gebeten, mal nach dem Rechten zu sehen.“ „Sir!“, protestierte einer der Polizisten. Soviel sollten sie den Weltraum-Assis nun wirklich nicht verraten. Nicht ganz zu Unrecht, denn bei dem Wort „Lieferung“ blitzte es schon interessiert in Kalles Augen auf. „Was ... ähm ... was liefert der Typ denn so?“ „Kalle?“ „Da bist du ja endlich“, grüßte der Captain des Räuberschiffs seinen Kollegen. „Das Schiff ist unbesetzt“, gab Ole zu bedenken, während er Kalle und Ede musterte, die fröhlich mit einem uniformierten Typen am Tisch saßen und Kaffee schlürften. Es war ihre oberste und allererste Regel, dass ihr Schiff niemals unbesetzt zu sein hatte. Es blieb immer mindestens einer an Bord, egal was passierte. Mit dieser Regel waren sie schon oft gut gefahren. Und doch hatte Kalle ihn jetzt hergerufen. Der Uniformierte war augenscheinlich ein Gardist, wie Ole unbehaglich feststellte. War irgendwas schiefgegangen? Sie waren doch wohl hoffentlich nicht der Orbit-Polizei ins Netz gegangen. „Setz dich, das solltest du dir anhören“, forderte Captain Kalle den Punkerverschnitt auf, der für die Technik zuständig war. Ole war ein gutes Stück jünger als die anderen und hatte trotz seiner fehlenden Ausbildung erstaunlich viel Ahnung von den Mechaniken des Kurierschiffes. Seine Haare waren schulterlang, asymmetrisch gestuft und mit einer rot gefärbten Strähne im Seitenpony, womit er optisch überhaupt nicht zu den beiden alten Pennern passte. „Seid ihr jetzt vollzählig?“, wollte Commander Wotjak wissen und beäugte die drei ‚Assis‘ vor sich mit gemischten Gefühlen. Hätte er gewusst, dass sich in Edes Taschen bereits mehrere Pistolenmagazine befanden, die er in den wenigen Minuten seiner Anwesenheit hier den Polizisten abgenommen hatte, wäre seine Meinung sicher eindeutiger geworden. Aber noch mochte er die vergammelten Kerle aus irgendeinem Grund. „Ja, wir sind alle“, nuschelte Ede und trat mit dem Fuß leicht gegen ein Stuhlbein, woraufhin der Stuhl kratschend über den Boden schabte. „Mach´s kurz.“ „Na schön, ihr habt gesagt, ihr wollt auf Daxakon hinunter“, begann Commander Wotjak. Daxakon war einer der Monde dieses Gasplaneten draußen vor dem Fenster. Er war an sich unbewohnt. Nicht in dem Sinne wie der Mond Ugra jedenfalls, der eine ähnlich dichte Besiedlung wie andere Planeten hatte. Der Mond war reich an Rohstoffen, doch leider auch völlig unwirtlich. Nur Roor, ein stinkreicher Wirtschaftsboss und Inhaber eines gewaltigen Terraforming-Konzerns, unterhielt auf Daxakon einige großangelegte Fördermienen. „Ihr wisst aber nicht, wie ihr mit eurer defekten Schüssel da runterkommen sollt, weil neben euren Landeklappen auch etliche weitere Vorrichtungen kaputt sind.“ Ole verzog skeptisch das Gesicht. Ihre Landeklappen waren NICHT kaputt, das wusste er als Bordmechaniker ganz genau. Aber wenn Kalle die Orbit-Polizei in diesem Glauben ließ, würde das schon Gründe haben. „Und ihr wollt uns mit da runternehmen?“, fragte er direkt nach. Er kannte ja das bisherige Gespräch nicht. „Euer Captain sagt, ihr würdet euch auf diesem Mond gut auskennen. Und wir haben leider keine Ahnung von den tödlichen Witterungsbedingungen und Lebewesen da unten. Wir wissen so gut wie nichts über Daxakon. Also, ja, wenn ihr uns da unten anleitet und führt, nehmen wir euch mit runter. Und hinterher auch wieder mit rauf, wenn ihr wollt.“ Ole verengte argwöhnisch die Augen. Was hatte Kalle vor? Er wusste nicht, was sie da unten sollten. Und selbst wenn es dort unten krumme Geschäfte abzuwickeln gäbe, könnten sie die wohl kaum in Anwesenheit der Polizei betreiben. „Also ein paar Ersatzteile für unser Schiff und was zu essen müssen schon mindestens noch dabei rausspringen“, gab Ede zurück. „Ich glaub ja nicht, dass du das wirklich hingekriegt hast“, murmelte Ede und schüttelte den Kopf. Dann zog er die Nase hoch und spie auf den Boden. Mitten in den Gang des Polizeischiffes. „Lass das, sonst fliegen wir wieder raus, du Penner“, maulte Captain Kalle missbilligend, während er weiterging. „Ja, Sir“, gab Ede trotzig zurück. Aber weder war er gut genug im Darstellen von Zynismus, noch war Kalle gut genug im Erkennen desselbigen, so dass der gewollte Effekt eigentlich wirkungslos verpuffte. Egal. „Ich meine ja nur. Wie hast du es fertiggekriegt, dass die Polizei für uns Taxi spielt? Wir haben hier sogar Quartiere bekommen, bis wir morgen an die Oberfläche gehen!“ „Ich bin eben gut.“ „Aber sag mal, was wollen wir überhaupt auf Daxakon?“, mischte sich Ole von der anderen Seite ein. „Weiß ich noch nicht. Aber irgendwas wird es uns schon bringen. Und wenn es nur eine Wagenladung voll Roherz ist. Sieh dich hier auf dem Schiff um und sag mir, ob es von drei Leuten manövriert werden kann“, wies Kalle seinen punkigen Bordmechaniker an. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Ole verstand, welchen Plan sein Captain ihm damit offenlegen wollte. Er wollte der Polizei den Kreuzer streitig machen. Wieder spie Ede auf den Boden und erntete böse Blicke. „Das ist ein Garde-Schiff! Willst du wirklich mit sowas draußen rumfliegen?“ „Klar, das wird uns vieles einfacher machen. Es ist gut bewaffnet und bestens gewartet und wenn man uns für Polizisten hält, stehen uns überall Tür und Tor offen. Außerdem fällt unser Schrotthaufen schon ringsrum auseinander. Sehr weit kommen wir damit nicht mehr.“ „Aber die Garde-Schiffe haben doch sicher registrierte Peilsender, mit denen man sie wiederfinden kann. Uns wird die gesamte Orbit-Polizei auf den Fersen sein.“ „Lass das Oles Sorge sein, der programmiert die Erkennungs-Codes schon um.“ Nickend machte Ole Kehrt und verschwand in eine andere Richtung, um seinem neuen Auftrag nachzukommen. Captain Kalle und sein glatzköpfiger Stellvertreter zogen allein weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)