Ein letzter Kampf von Tales_ ================================================================================ Kapitel 5: Schock ----------------- Tales konnte die Flugverbotszone ignorieren, da Escar den Soldaten Bescheid gesagt hatte. Er landete direkt vor dem gesonderten Eingang für die Krankenstation, die ausschließlich für Notfälle gedacht war. Escar und Radis standen schon bereit. Sie hatten eine Trage dabei, auf der sie Radditz sofort hinlegten. Dann brachten sie ihn hinein. Tales folgte ihnen automatisch und betrat das Behandlungszimmer. Er wollte seinen Bruder keine Sekunde alleine lassen. Doch er blieb etwas zurück, um nicht im Weg zu stehen. Im Behandlungszimmer befanden sich zwei weitere Pfleger. Einer notierte alles, was Escar sagte und der andere war dafür zuständig, ihm die nötigen Utensilien zu reichen. Als Escar die Bisswunde betrachtete, öffnete Radditz die Augen. „Wer war das? Ein Cheoná?“, fragte Escar. Tales nickte. „Wir werden die Wunde säubern und Blut entnehmen. Lebt er noch?“ „Er ist tot“, antwortete Radditz ruhig und blinzelte um seine Sicht zu schärfen. Escar nickte ernst. Das machte es nur noch schwieriger. Radis reichte ihm ein Gerät, dass Escar an Radditz‘ Stirn hielt, um die Temperatur zu messen. Sie war leicht erhöht. Dann kümmerte sich Radis um Radditz‘ Brustpanzer. Sie boten einen guten Schutz im Kampf und es brauchte einiges, um sie zu zerstören. Doch gerade für solche Fälle, wurde ein Gerät entwickelt, was sie mit einer Leichtigkeit zerstören konnte. Das Tetzuk war klein und handlich. Man zog es über den Brustpanzer und es schnitt durch ihn ohne den Körper zu verletzen. Radis schnitt mehrmals, ehe er die obere Hälfte entfernen konnte. Mehrere Verletzungen kamen zum Vorschein und Tales erstarrte, als er das sah. Schnittwunden, Brandwunden… einfach überall. „Radditz...“, nuschelte Tales erstickt. „Schon gut, Sórek. Es tut gar nicht so weh“, murmelte dieser müde. Könnte er seine Rute bewegen, hätte er sie um Tales‘ Handgelenk geschlungen, um ihn zu beruhigen. Doch so, konnte er nur zu ihm sehen. Escar hatte in der Zwischenzeit Blut genommen und eine Probe aus der Bisswunde, die er einem anderen Pfleger in die Hand drückte, damit es sofort ins Labor kam. Danach sah er sich Radditz‘ Hand an. Dieser zuckte bei der kleinsten Berührung zusammen und verzog das Gesicht. Vorsichtig tupfte Escar das Blut weg, das inzwischen etwas angetrocknet war. Die Hand war aufgerissen und er konnte Knochen sehen. Das war ein komplizierter Bruch. „Das muss auf jeden Fall operiert werden“, sagte Escar schlicht. „Radis, reinige die Wunde“ Radis nickte und tauschte den Platz mit Escar, der sich die Wunden an der Brust ansah. Keine lebensbedrohlichen Verletzungen, soweit er es beurteilen konnte. Normalerweise würde er dafür den Medi-Tank empfehlen, doch mit dem Bruch konnten sie Radditz damit nicht heilen. Also Wundreinigung und Heilsalbe. „Tut dir noch etwas weh, Radditz?“, fragte der Arzt. „Mein Rücken und das rechte Bein“, antwortete Radditz schwerfällig. Tales biss sich auf die Unterlippe. Er ertrug es kaum, seinen Bruder so zu sehen. Escar sah sich das Bein an, dass am Oberschenkel etwas geschwollen und rot war. Vorsichtig tastete er es ab, doch soweit er es beurteilen konnte, war es nicht gebrochen. Doch sie würden es noch röntgen, um ganz sicher zu gehen. Dann gab Escar, Radis ein Zeichen und gemeinsam drehten sie ihn auf die Seite und entfernten den Rest des Brustpanzers, damit er sich Radditz‘ Rücken ansehen konnte. Rötungen, blaue Flecken und Wunden von Peitschenhieben. Vorsichtig drehten sie ihn zurück. Radditz verzog das Gesicht und Tales trat an seine Seite, um eine Hand auf sein linkes Bein zu legen. Sie sahen einander in die Augen. Radditz versuchte zu lächeln, was Tales jedoch nicht erwidern konnte. Er fühlte sich schrecklich, angesichts der vielen Verletzungen, die sein großer Bruder hatte. Er fühlte mit ihm. Tales wusste genau, wie schlimm es war, wenn man gefoltert wurde. Wie sehr er sich wünschte, dass Radditz diese Erfahrung niemals gemacht hätte. „Was ist das?“, fragte Escar und nahm Radditz‘ Rute in seine Hand. Vorsichtig drehte er sie und betrachtete das kühle Metall. „Nicht den Knopf drücken!“, sagte Tales schnell. „Da sind Nadeln drin…“, sagte Radditz zögernd. Entsetzt wurde er von allen angeschaut. Escar fing sich als Erster wieder. „Okay… wir werden sehen, wie wir das aufbekommen… wir bringen dich am besten sofort in den Operationssaal“, sagte Escar. Radis hörte mit der Wundreinigung auf und bedeckte die Hand vorsichtig. Tales schluckte schwer, als er das hörte. Am liebsten würde er mitkommen, aber er wusste das Escar ihm das nicht erlauben würde. „Mach dir keine Sorgen, du bist in guten Händen“, sagte Escar und legte Radditz eine Hand auf die Schulter. Radditz nickte langsam, ehe er einen Blick zu Tales warf. Sein Bruder trat näher und küsste ihn auf die Stirn. „Bis später, Sórek“, murmelte er leise und versuchte ruhig zu klingen. Er wollte nicht, dass Radditz sich sorgte. Escar zog Tales zur Seite und Radditz wurde nach draußen gebracht. Tales sah ihm besorgt nach und begann zu zittern. Der Schock über die vergangenen Ereignisse saß tief. „Mach dir keine Sorgen, Tales. Ich werde mich gut um deinen Bruder kümmern“, sagte Escar ruhig und blickte ihn ernst an. „Ich weiß, deswegen habe ich ihn hierher gebracht“, murmelte Tales. „Ich habe deine Eltern informiert und auch den König. Dein Vater wird bald hier sein, also warte bitte auf ihn. Wahrscheinlich werden dich Wachen befragen wollen, wie es möglich ist, dass ein Cheoná es geschafft hat, auf unseren Planeten zu kommen. Denkst du, du schaffst das?“, fragte Escar ruhig. Tales senkte den Blick. Er war froh, dass sein Vater auf dem Weg war, aber wusste nicht was er ihm oder den Wachen sagen sollte. Er konnte es sich selbst nicht erklären. „Ich schaffe das“, sagte Tales entgegen seiner Sorgen. Escar sollte sich nur auf seinen Bruder konzentrieren. Radditz brauchte ihn gerade. Der Arzt klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und verließ das Behandlungszimmer. Tales blieb noch einen Moment stehen, ehe er in den Wartebereich ging. Es war das erste Mal das er hier saß und es fühlte sich merkwürdig an. Zwar musste er nicht um Radditz‘ Leben bangen, doch er wünschte sich nichts sehnlicher als, dass es seinem Bruder bald wieder besser ging. Radditz hatte so viele Wunden. Unweigerlich drängte sich das Bild in seinen Kopf, wie er damals gefoltert wurde. Manchmal banden sie ihn fest und schlugen auf ihn ein. Peitschten ihn aus oder brannten und schnitten in seine Haut. Stunde über Stunde. Endlos lange. Wie lange war Radditz von Tràkon gefoltert worden? Es war schon eine ganze Zeit vergangen, seit Radditz ihm gesagt hatte, dass er auf Mission wollte. Jede Minute war schon zu viel! Wenn er sich vorstellte, wie sein Bruder dort angekettet lag und vor Schmerzen schrie… Hatte Tràkon ihn auf den Stuhl gesetzt? Nein… er sah unbenutzt aus. Tales konnte es nur hoffen. Denn diese demütigende und äußerst grausame Art der Folter, sollte niemand erleben. Kurz erinnerte er sich selbst, wie es sich angefühlt hatte. Wie dieses Ding, sich immer und immer wieder in seinen Körper geschoben hatte. Schlagartig sprang Tales auf die Beine, rannte nach draußen und übergab sich. Immer wieder, bis sein Magen schließlich restlos leer war. „Tales!“ Wie durch Watte gepackt hörte er die Stimme seiner Mutter und hob blinzelnd den Kopf. Gine drückte ihren jüngsten Sohn in Bardocks Arme und rannte auf ihn zu. Fest wurde Tales in die Arme genommen und an den warmen Körper seiner Mutter gedrückt. Sanft legte der Dunkelhäutige seine Arme um sie und holte zitternd Luft. Er versuchte sich zu beruhigen. Blinzelnd blickte er zu seinem Vater auf, der ihn ernst ansah. „Was ist passiert?“, fragte Bardock. „Lasst uns reingehen“, sagte Gine bestimmend und löste sich von ihrem Zweitältesten, ehe sie ihm über die Wange strich. Tales nickte zustimmend und ging mit seinen Eltern hinein in den Wartebereich, in dem gerade keiner saß. „Radditz wird gerade operiert“, sagte Tales ruhig, nachdem sie sich hingesetzt hatten. Gine sah ihn betroffen an. Dann begann Tales zu erzählen, zumindest das was er wusste. Kaum, dass er angefangen hatte, waren zwei Wachen aufgetaucht, die ebenfalls wissen wollten, was geschehen war. Nachdem er fertig war, flogen die beiden Krieger nach Ravir, um sich Tràkons Versteck anzusehen. Sein Vater war mitgeflogen, um sich, dass alles mit eigenen Augen anzusehen. Er war wütend, auch wenn er es nicht zeigte. Tales und Gine blieben zurück. Radditz war inzwischen schon mehrere Stunden im OP. Es war Nacht geworden und seine Mutter, war mit dem Kopf an seiner Schulter gelehnt eingeschlafen. Tales fühlte sich besser, zumindest ruhiger. Der Schock war immer noch groß, aber er hatte sich wieder unter Kontrolle. Keine weiteren Flashbacks. Nun wollte er nur noch seinen Bruder zurück. Nachdenklich schaute Tales auf das schlafende Baby in seinen Armen herab. Ein kleines, kaum vorhandenes Lächeln umspielte seine Lippen, während er seinen kleinen Bruder betrachtete. Gine hatte auf den Namen Tziles bestanden. Radditz und er, waren damals sehr überrascht gewesen, als sie ihnen sagte, dass sie ihn nach ihnen beiden benannt hatte. Radditz, wegen seiner fürsorglichen Art, wie er sich um seine Familie kümmerte und ihn, weil er so viel Stärke bewiesen hatte. Tales hatte sie damals entgeistert angesehen, aber nicht gewagt zu widersprechen. Gine meinte, Tziles sehe ihn beiden ähnlich und Tales musste ihr recht geben. Der Kleine hatte einen dunkleren Teint und war somit, der Zweite neben ihm in der Familie. Seine Haare erinnerten stark an die von Radditz und waren genauso wuschig. Jedoch waren sie nur schulterlang. Seine Augen hatte er von seinem Vater und das Gesicht erinnerte stark an das ihrer Mutter. Sanft strich Tales über das schlafende Gesicht seines Bruders, ehe er den Kopf hob. Escar kam auf ihn zu und fast wollte er von seinem Sitz aufspringen, bremste sich dann aber im letzten Moment. „Wie geht es ihm?“, fragte Tales leise, nachdem er seine Mutter sacht anstupste, damit sie aufwachte. Müde öffnete Gine die Augen und war mit einem Mal wach, als sie Escar sah. „Die Operation verlief gut. Der Bruch war kompliziert, doch wir konnten ihn richten. Im Moment kann ich nicht sagen, inwieweit er die Hand benutzen kann. Die Schäden waren immens“, sagte Escar ruhig. „Heißt das, er kann seine Hand nicht mehr benutzen?“, fragte Gine besorgt. „Wir müssen einfach abwarten“, beschwichtigte sie Escar. Betroffen schwieg sie und Tales fühlte sich einfach mies. „Wir konnten seine Rute aus dem Metall befreien und behandeln sie nun mit Heilsalbe. Sie sollte bis morgen, vollständig verheilt sein. Dasselbe gilt für seine anderen Verletzungen. Sein Bein ist nicht gebrochen, aber er sollte es etwas schonen. Radditz schläft jetzt, wir haben ihm etwas gegeben, damit er die Nacht durchschläft“, erzählte Escar weiter. „Können wir zu ihm?“, fragte Tales sofort. Er war etwas erleichtert. „Natürlich, ich habe ein extra Bett hineingestellt. Aber lasst ihn bitte schlafen“, meinte Escar mit einem kleinen Lächeln. Tales nickte dankend und erhob sich. Gemeinsam mit seiner Mutter folgte er Escar und betrat das Zimmer seines Bruders. Radditz schlief, doch sein Atem ging schwer und Schweiß stand ihm auf der Stirn. Besorgt drehte Tales sich um. „Das Fieber ist eine Begleiterscheinung von dem Biss. Radditz ist ein besonderer Fall, wir müssen abwarten, was das Labor morgen sagt“, erklärte der Arzt ruhig. Gine seufzte und trat an Radditz‘ Seite, ehe sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte. „Werde schnell wieder gesund, mein Großer“, wisperte sie und blinzelte die Tränen weg. „Versucht euch auszuruhen. Morgenfrüh wissen wir mehr“, meinte Escar. „Danke, Escar“, antwortete Tales leise. Der Arzt nickte, ehe er den Raum verließ. Langsam trat Tales an die Seite seiner Mutter und strich ihr behutsam über die Schulter. „Du solltest schlafen, Takrá. Ich bleibe noch etwas auf“, sagte Tales sanft. Gine sah ihn unsicher an, seufzte dann aber. „Weck mich, wenn etwas ist“, bat sie ihn leise, ehe sie Tziles aus Tales‘ Armen hob und sich mit ihm auf das freie Bett legte. „Mache ich“, versprach er, ehe er sich einen Stuhl nahm und sich neben Radditz setzte. Kurz warf er einen Blick zu seiner Mutter, ehe er sich mit den Händen auf Radditz‘ Bett abstützte. Sanft umfasste er die Hand seines Bruders und hielt sie fest. Die Wärme von Radditz beruhigte ihn und er war froh, ihn in seiner Nähe zu wissen. Doch an Schlaf war gerade nicht zu denken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)