Kirschblüten im Sommerregen von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 1: Blütenschauer ------------------------ Ein Tag wie jeder andere und doch war heute etwas anders als sonst. Zuerst war es nur ein Gefühl gewesen, aber als Koichi in dem Café angekommen war, in welchem er arbeitete, wusste er genau, was es war. Einer ihrer Stammgäste saß bereits an seinem Ecktisch, mit einer großen Tasse Kaffee vor sich, Sonnenbrille auf der Nase und seinem Handy in der Hand - aber für gewöhnlich kam Ryoga nie tagsüber vorbei. Und vor allem nicht vormittags. Irgendetwas musste passiert sein und Koichi war mehr als nur gewillt herauszufinden, was es war. Mit einem Lächeln auf den Lippen war er dann allerdings erstmal in den Angestelltenbereich verschwunden, dass er sich umziehen, eintragen und seine Kollegen begrüßen konnte, danach hatte er einen ihrer Schokoladenmuffins auf einen kleinen Teller gepackt und diesen summend vor Ryoga abgestellt. „Hier mein Hübscher, du siehst aus als ob du etwas Schokolade brauchen könntest.“ Damit hatte er ihm bereits zugezwinkert und sich zum gehen gewandt, als eine leise Stimme ihn zurück hielt und seufzen ließ. „Nimm den lieber wieder mit, ich glaub wenn ich was essen muss, übergebe ich mich und das will ich dir nicht antun.“ Für gewöhnlich klang der Kerl nicht ganz so heiser und fertig und mit einem leisen Laut zuckte Koichi mit den Schultern, bevor er sich auf den freien Stuhl gegenüber des Andern sinken ließ. „Hey…Ich kenne keinen, dem von einem Schokomuffin je schlecht geworden ist. Ich lass ihn einfach hier, ok? Du kannst ihn notfalls auch noch mitnehmen.“ Er hatte nicht damit gerechnet, dass Ryoga die Sonnenbrille abnahm und zuckte im ersten Moment doch etwas zurück, als er dessen rote Augen und die dazu passenden Augenringe wahr nahm. Ups. „Bemüh dich nicht, Koichan, ok? Es ist lieb von dir, aber ich bin zu müde um auch nur zu versuchen irgendetwas runter zu würgen, das kein Kaffee ist. Ich war die halbe Nacht wach und muss später noch zur Bandprobe. Da will ich echt nichts riskieren.“ Koichi hob seufzend eine Augenbraue, bevor er den Kopf schief legte und dann mit den Schultern zuckte. „Gerade weil du noch Bandprobe hast, solltest du etwas essen. Ich weiß nicht, welche Probleme dich quälen, aber nichts ist es wert, dass du dich selbst zugrunde richtest. Vor allem wenn es Dinge sind, die du nicht ändern kannst.“ Damit hatte er dem Sänger zugezwinkert und war dann wieder aufgestanden um zurück hinter den Tresen zu verschwinden, sich durchaus bewusst, dass die Blicke des Anderen an ihm klebten. Jedoch sah er es nicht ein, sich umzudrehen, er hatte alles gesagt, wie sich Ryoga entscheiden würde, hing nicht von ihm ab und summend machte er sich daran die Bestellung einer jungen Frau zuzubereiten, welche gerade das Café betreten gehabt hatte und während er mit ihr Smalltalk hielt, konnte er nur hoffen, dass Ryoga nicht auf dumme Gedanken kam. Dauerten Bandproben nicht locker mehrere Stunden? Und man brauchte doch auch zum Singen Kraft oder nicht? Die nächsten Stunden jedoch sollte er nicht dazu kommen, weiter darüber nachzugrübeln, weil er zu beschäftigt damit war, Bestellungen abzuarbeiten und als er schließlich doch wieder Zeit hatte, aufzusehen, war der Tisch an welchem Ryoga gesessen gehabt hatte, leer. Mit einem Schmunzeln bemerkte Koichi allerdings dass auch der kleine Teller auf welchem der Muffin davor Platz gefunden hatte, nur noch Krümel aufwies und mit einem Lächeln räumte er das Geschirr in ihre kleine Spülmaschine. Hoffentlich würde Ryogas Tag besser werden. Ansonsten würde er ihm morgen nochmal auf den Zahn fühlen, immerhin mochte er ihn. Er war einer ihrer wenigen Stammkunden der keine anzüglichen Bemerkungen in seine Richtung machte oder ihn fragte ob seine Haare eine Perücke waren, nur weil er sie rosa gefärbt gehabt hatte. Aber als Bandmember war man da wohl aufgeschlossener. Der Rest seiner Schicht verlief völlig normal und als er nachmittags schließlich Feierabend hatte, war er doch froh, diese Woche seine Schicht getauscht zu haben. Die weitere Woche verlief jeden Tag gleich - sobald Koichi auf Arbeit ankam, saß Ryoga bereits an seinem Tisch und trank Kaffee, jeden Tag mit Sonnenbrille und in sein Handy starrend. Die einzelnen Tage unterschieden sich nur darin, was er dem Sänger brachte. Mal ein Stück frischen Kuchen, mal einen Donut oder eben einen Muffin. Samstag wurde diese Prozedur jedoch dadurch unterbrochen dass Ryoga einen zweiten Kaffee bestellte - etwas, dass er sonst noch nie getan hatte und Koichi leicht aus dem Konzept brachte. Vielleicht war das auch der Grund, wieso er sich erneut an den Tisch des Sängers setzte, vielleicht lag es auch daran, dass ihre anderen Kunden momentan gut versorgt waren mit Getränken und Speisen. „Sag mal~ hast du irgendetwas spannendes vor, dass du dafür mehr Kaffee brauchst?“ Grinsend ließ Koichi den Kopf zur Seite kippen, bevor er mit seinen frisch manikürten Fingernägeln auf die Tischplatte tippte und Ryoga ein unschuldiges Lächeln schenkte. Dieser zuckte unbeeindruckt mit den Schultern, ließ Koichi jedoch erschaudern als er dessen Hand in seine nahm und begann dessen Nägel aufmerksam zu mustern. Im ersten Reflex hätte Koichi beinahe schon die Hand weg gezogen - dann erinnerte er sich daran, dass Ryoga ihn noch nie für sein Aussehen verurteilt hatte und hielt still. Immerhin war er extrem stolz auf das Design - es war das erste Mal, dass er sich selbst die Fingernägel manikürt hatte und es hatte wahnsinnig viel Arbeit in Anspruch genommen. Blöd, wenn man Perfektionist war. Aber dass der Sänger da einen näheren Blick drauf werfen würde, hätte er trotzdem nicht gedacht. Immerhin waren es nur alberne Cartooncharaktere, mit etwas Glitzer darüber als Finish… „Ich hab ein Konzert heute Abend. Willst du kommen?“ Damit hatte Ryoga seine Hand los gelassen und schenkte ihm zum ersten Mal seit er ihn diese Woche gesehen hatte ein schwaches Lächeln, dass es schaffte, Koichis Herz zum Schmelzen zu bringen. „Wenn du mir ein Ticket zurück legst, können wir darüber reden.“ Damit hatte er Ryoga zugezwinkert und bereits wieder aufstehen wollen, als dieser erneut seine Hand nahm um ihm einen sanften Kuss darauf zu geben und Koichi erstarrte komplett in der Bewegung. Was sollte das denn jetzt werden? „Natürlich. Ich sag Bescheid, dass sie ein Ticket für die Rosa Schönheit zurück legen sollen.“ Als Koichi das nächste Mal wagte zu blinzeln, war Ryoga bereits halb aus der Tür und er spürte deutlich, wie ihm warm und seine Wangen rot wurden. Verdammt, er brauchte definitiv endlich mal wieder ein Date und sei es nur zum Druckabbau. Er konnte sich doch nicht einfach so von einem Sänger aus dem Konzept bringen lassen! Egal wie unverschämt gut der auch aussehen und wie nett er ihn behandeln mochte. Trotzdem dauerte es ein paar Sekunden bis er es geschafft hatte sein heftig schlagendes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen und zurück an die Arbeit zu gehen. Die restliche Schicht jedoch kreisten seine Gedanken um Ryoga - und was er anziehen sollte. Immerhin ging er nie aus dem Haus, noch seltener auf Konzerte. Auch wenn man es bei seinem bunten Aussehen nicht glauben mochte, aber er war gerne für sich nach der Arbeit. Nur dieses Mal freute er sich darauf, später noch wegzugehen. Mal sehen, was für Überraschungen der Abend für ihn bereit halten würde. Vor dem Livehouse angekommen, war sich Koichi allerdings nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, überhaupt das Haus nochmal zu verlassen. Er hatte sich nie näher mit Ryogas Band befasst, er wusste den Namen und die Namen der einzelnen Member, aber da hörte es auch schon auf. Und irgendwie fühlte es sich falsch an, mit so wenig Wissen hier zu stehen und die Menschenmenge voller Fans zu betrachten, welche ihm auf Nachfrage hin sicherlich alles über jedes einzelne Bandmitglied hätten erzählen können. Fuck. Vielleicht sollte er besser gehen, andererseits würde Ryoga sicher wahnsinnig enttäuscht sein, wenn er jetzt abhaute und irgendwie fand er sich dann doch vor dem Ticketschalter wieder - überaus erstaunt, dass Ryoga sich seinen Namen gemerkt gehabt hatte. Keine zehn Minuten später hielt er das Ticket in den Händen und wurde vom Staff in die Reihe dirigiert, während sein Herz nur erneut angefangen gehabt hatte, schneller zu schlagen. Er hatte absolut keine Ahnung, wo er stehen würde, war sich allerdings mehr als sicher, dass Ryoga ihn nicht nach hinten verbannt hatte. Na das würde noch lustig werden und definitiv peinlich. Er kannte die Lieder doch gar nicht! Als er angesprochen wurde, zuckte Koichi leicht zusammen, bevor er dem Mädchen neben sich ein Lächeln schenkte. Er hatte sie gar nicht kommen hören, aber gut, er war auch ziemlich in Gedanken versunken gewesen. Lange dauerte es nicht, bis sie in ein Gespräch vertieft waren, nachdem er ihr nur hatte versichern müssen, dass er kein Mädchen war und dass er sich selbst geschminkt hatte. Es war eine zweifelhafte Ehre, trotz seinem eng anliegenden, bauchfreien Top als Mädchen gesehen zu werden, aber andererseits wollte er sich daran auch nicht aufhängen, wusste er doch selbst, dass er ziemlich weiblich aussehen konnte, vor allem wenn er wollte. Nun, heute war das wohl reiner Zufall. Aber so konnte er wenigstens seine Nerven beruhigen. Die restliche Zeit vor dem Einlass verging so relativ schnell, dass Koichi erneut zusammen zuckte, als er plötzlich seine Nummer hörte und er war doch erleichtert, dass der Platz nicht direkt in der ersten Reihe war. Wenn er richtig gezählt hatte, war es die vierte Reihe und es dauerte nicht lange, bis sich seine neu gewonnene Freundin grinsend neben ihm niederließ. „Hab ganz vergessen dich zu fragen, wer dein Lieblingsmember ist?“ Vielleicht hätte er sich doch unsichtbar machen sollen. „Ryoga.“ Der Name war ihm über die Lippen gekommen, bevor er richtig darüber hatte nachdenken können, aber solange niemand heraus fand, dass das auch der einzige Kerl war mit dem er mehr verknüpfen konnte als nur ein hübsches Gesicht war wohl alles gut. „Ah.“ Seine Begleitung seufzte leise, bevor sie mit den Schultern zuckte. „Ich steh ja mehr auf Kifumi, aber ich will dich hier nicht allein lassen, wenn das wirklich dein erstes Konzert ist. Vielleicht kommst du dann nächstes Mal mit auf die andere Seite.“ Damit hatte sie ihm bereits zugezwinkert und er hätte sie beinahe umarmt. Wer hätte gedacht, dass es so nette Fans geben konnte? Die Panik, welche ihn vorhin überfallen gehabt hatte, war längst verschwunden und grinsend nickte Koichi. „Klar, machen wir. Aber dafür musst du mir deinen Namen verraten. Und wenn du magst können wir auch Mailadressen tauschen?“ Während sie summend in ihrer Tasche nach ihrem Handy suchte, ließ er den Blick schweifen - er wusste nicht mal, wie er die Größe der Halle einschätzen sollte! Aber klar war, dass hier verdammt viele Fans zusammen gekommen waren und das freute ihn wieder für Ryoga - vielleicht würde dieser nächste Woche dann nicht mehr so traurig schauen wenn er ihm seinen Kaffee servierte. „Nenn mich Machiko, ja?“ Damit hatte sie ihm ihr Handy bereits vorgehalten und schmunzelnd hatte er ihre Mailadresse in sein eigenes Handy eingetragen, ihr eine kurze Nachricht geschickt um zu bestätigen, dass er sich nicht vertippt hatte und dann sein Handy wieder auf lautlos geschalten und eingesteckt. Jetzt konnte es ja los gehen. Womit Koichi jedoch nicht gerechnet gehabt hatte, war die Energie, die Born mit sich brachten, als sie die Bühne betraten. Ryoga war ohne Make-up schon hübsch, aber ihn jetzt komplett aufgestylt und geschminkt zu sehen war dann doch nochmal ein Unterschied und er hatte für einige Sekunden sicherlich nur auf die Bühne gestarrt, bevor er begonnen hatte, sich zu bewegen. Die ersten drei Lieder hatten ihn die Furi komplett verwirrt, aber nachdem er einige Fans in ihrer Nähe und die Band aufmerksam beobachtet hatte, wurde es besser. Und er stellte fest, dass er schon ewig nicht mehr so viel Spaß gehabt hatte. Das Konzert war sogar noch schneller vorbei, als gedacht und Koichi ertappte sich dabei, wie er schließlich mit den anderen Fans nach einem Encore rief. Er konnte nicht anders, er wollte nicht, dass es vorbei war. Auch wenn er sich irgendwie ziemlich K.O. fühlte, er hätte den ganzen Abend so weiter machen können und als die Band schließlich umgezogen zurück auf die Bühne kam, fand sein Blick den von Ryoga und für einige Sekunden sahen sie sich einfach nur an, bevor sich ein Grinsen auf die Lippen des Sängers legte und er gemütlich in Richtung Bühnenrand schlenderte. Fast hätte Koichi damit gerechnet, dass er sich in die Fans fallen lassen würde - aber nein. Trotzdem klebte sein Blick wie hypnotisiert an Ryoga und als dieser sich mit einem mehr als sexy Hüftschwung an Kifumi schmiegte, hätte er beinahe gefiept. Zum Glück konnte er das gerade noch so unterdrücken, denn das wäre peinlich geworden. Wobei er das Gefühl hatte, dass Ryoga es darauf anlegte, ihn in Verlegenheit zu bringen, so wie dieser sich an K heran schmiegte, kaum dass er Kifumi hatte gehen lassen. Ohje. An die Lieder vom Encore erinnerte er sich gar nicht mehr, dafür waren seine Beine weich wie Gummi, kaum dass die Band die Bühne verlassen und der Vorhang gefallen war. Fuck. Ihm schwirrte der Kopf und er war doch ganz dankbar, dass Machiko immer noch da war, auch wenn sie ihn anstrahlte, als hätte sie im Lotto gewonnen. „Ich hab Kifumis Plek gefangen - du bist ein super Glücksbringer, Koichi!“ Er lachte leise verlegen auf und verschwieg, dass er gar nicht mitbekommen gehabt hatte, dass die Band noch Sachen geworfen hatte, dafür war er gedanklich schon viel zu weit weg. Wie konnte sich der liebe Kerl den er vom Café kannte in diese Person verwandeln, die er auf der Bühne gesehen gehabt hatte? Klar war ihm bewusst gewesen, dass Musiker nicht nur eine Persönlichkeit hatten, aber eine 180 Grad Drehung war irgendwie gewöhnungsbedürftig. Da war er froh, dass Machiko mit ihm zusammen die Halle verließ, auch wenn er ausblendete, was sie sagte, es war beruhigend zu wissen, dass überhaupt jemand bei ihm war, der das auch alles erlebt hatte. Wenngleich es für sie wohl schon Normalität sein könnte, nachdem sie ja zugegeben hatte, öfter auf Born Konzerte zu gehen. Draußen an der frischen Luft hatte er sich erstmal eine Zigarette angezündet, ließ den Kopf in den Nacken sinken und atmete tief durch. Fuck, fühlte er sich zittrig. „Also…Ich muss dann los. Sonst komm ich zu spät zur Arbeit, ich schreib dir, ja?“ Schmunzelnd nickte er Machiko zu und hatte sich direkt eine neue Zigarette angezündet. „Pass auf dich auf.“ „Klar - du auch.“ Lachend wandte sie sich ab, dass sie in Richtung Bahnstation gehen konnte und er fragte sich, ob er sie nicht besser hätte begleiten sollen. Andererseits waren auch noch andere Fans anwesend, die den gleichen Weg hatten und sie wirkte nicht so als wäre sie komplett hilflos. Aus seinen Gedanken gerissen wurde er erst, als er erneut angesprochen wurde und er starrte den Staffmember komplett irritiert an. Wie kam der denn jetzt auf ihn? Aber er war viel zu neugierig, weswegen er dem Staff auch zurück in die Halle folgte. Es dämmerte ihm erst, als sie sich Backstage befanden, dass er das wohl Ryoga zu verdanken hatte und wie um das zu bestätigen, kam ihnen der Sänger halbnackt entgegen. „Hey~ Danke genau den hab ich gesucht.“ Der Staff nickte und verschwand und Koichi kam gerade noch so dazu, ihm nachzusehen, bevor er auch schon an den Sänger gezogen wurde und überrascht aufkeuchte. Ryoga war nass, warm. Und erstaunlich auf Körperkontakt bedacht. „Freut mich dass du gekommen bist, Koichi. Hab vergessen dir zu sagen, dass wir die nächsten zwei Wochen auf Tour sind und bevor du mir einsam wirst, dachte ich, ich stell dir noch die Band vor und du kannst dir solange überlegen ob du zu noch einem Konzert kommen willst.“ Ryoga lachte leise auf und Koichi nickte völlig überfordert - wow. Dafür dass Ryoga sonst wenig und vor allem langsamer sprach war der jetzt aber echt aufgedreht. Musste wohl davon kommen, wenn man Stunden auf einer Bühne verbrachte und eine große Menschenmenge anheizen musste. „Na komm, die anderen müssten eigentlich fertig sein mit Duschen. Aber wir haben noch etwas Zeit, der Staff ist eh noch am abbauen.“ Widerstandslos ließ er sich von Ryoga mitziehen, stolperte mehr oder weniger und war doch ganz froh, dass er ausnahmsweise normale Schuhe angezogen gehabt hatte, anstatt seinen geliebten Plateauboots die er sonst so gern in der Freizeit trug. Ansonsten hätte er doch noch den Boden kennen gelernt. „Heeeeyyy Jungs! Wollte euch doch noch wen vorstellen, sagt hallooo zu Koichi!“ Damit wurde er bereits in den Umkleideraum geschoben und erstarrte erstmal, während ihn vier geschockte Bandmitglieder ansahen. Ups? Zumindest Ray und Tomo waren bereits umgezogen, Kifumi stand noch in Shorts da. Und K hatte sich gerade nach einem frischen Shirt gebückt und Koichi musste schlucken. Sein Blick sprang zwischen den vier hin und her und für einige Sekunden verfluchte er Ryoga direkt. Hatte der überhaupt eine Ahnung, was er ihm damit antat? „Eh? Wo hast du den denn her?“ Koichis Augenbrauen schossen in die Höhe bei diesem Kommentar und hätte Ryoga ihn nicht lachend mit sich aufs Sofa gezogen, hätte er Kifumi wohl die Meinung gegeigt. Was sollte das denn heißen bitte?! „Hör auf zu grummeln, Fumi. Ich hab ihn eingeladen weil ich seinen tollen Kaffee vermissen werde und als Dankeschön. Also pst!“ Damit hatte der Sänger bereits eine leere Wasserflasche geworfen, welcher Kifumi murrend auswich und ihm als Ausgleich die Zunge heraus streckte. Was für eine Chaotenbande. „Mach dir nichts draus, die sind sonst recht umgänglich, hab ihnen heut nur verschwiegen, dass wir noch nen Ehrengast haben.“ „Ah…“ Koichi nickte langsam während er versuchte, woanders hinzusehen. Nur nicht auf den halbnackten Sänger neben sich starren. Ryoga schien es nämlich nicht einzusehen, sich etwas anzuziehen, was schlecht war. Zum einen für sein heftig schlagendes Herz, zum anderen für seine Gesichtsfarbe. Die biss sich momentan nämlich sicherlich super mit seiner Haarfarbe. Fünf Minuten später war die restliche Band wenigstens umgezogen und Tomo hatte ihm ein Bier in die Hand gedrückt. Das half zumindest seinen Nerven - bis sie vom Staff aufgescheucht wurden. Offenbar war alles eingepackt und er folgte der Band summend zum Bus. Vielleicht hätte er das Bier nicht halb auf Ex kippen sollen, aber ansonsten hätte er kein Wort heraus gebracht und es nicht geschafft, sich mit Kifumi zumindest ein bisschen über Bässe zu unterhalten. Vor dem Tourbus jedoch fühlte er sich komplett verloren. K, Ray, Tomo und Kifumi hatten sich nur kurz verabschiedet, bevor sie mit ihren Sachen eingestiegen waren, aber Ryoga hatte sich unter dem strengen Blick eines Staffmitglieds noch eine Zigarette angezündet und zum ersten Mal, seit er ihn kannte, fehlten Koichi die Worte. Der Sänger mochte abgeschminkt und umgezogen sein, aber er hätte diesen Look jederzeit bevorzugt. Nur hatte er keine Ahnung warum er jetzt so wahnsinnig durcheinander war. Weil Ryoga offen zugegeben hatte, dass er sie als Freunde sah? Wider Erwarten war die Zigarette zu schnell aufgeraucht und Koichi musste schlucken, als Ryoga den Zigarettenstummel zu Boden fallen ließ um ihn auszutreten. Also würde er wirklich auf Tour gehen. Er hatte das nie direkt mitbekommen, es war immer nur ein beiläufiger Kommentar gewesen wenn Ryoga bei ihm im Café gewesen war, aber hier jetzt fühlte sich das alles um einiges realer an. Und ihm wurde bewusst, dass er ihn vermissen würde. Dass er zum ersten Mal seit sie sich kannten die nächsten zwei Wochen damit verbringen würde, über die Konzerte nachzugrübeln, die Ryoga jede Nacht geben würde, die Fans und und und… „Ich liebe deine Stimme.“ Offenbar hatte sein Hirn beschlossen, ihn endgültig im Stich zu lassen und Koichi verfluchte sich innerlich. War das wirklich, was er ihm als Letztes hatte sagen wollen?! Klar würden sie sich wieder sehen, ohne Probleme, so eine Tour war schließlich nicht lebensgefährlich, aber trotzdem. Er war ein Vollidiot. Und als Ryoga ihn grinsend an sich zog um ihn verlangend küssen zu können, war er so perplex, dass er den Kuss auch noch erwiderte. Als sie sich wieder voneinander lösten, konnte er Ryoga nur noch anstarren, welcher ihm amüsiert zuzwinkerte. „Damit du mich nicht vergisst und nicht so schnell einsam wirst.“ Er bekam kaum noch mit, wie ihm eine Visitenkarte in die Hosentasche geschoben wurde, als Ryoga ihn ein zweites Mal küsste und dann summend in den Bus verschwand. Koichi konnte dem Tourbus nur nachsehen, wie dieser langsam verschwand, während er sich vorsichtig über die Lippen strich. Wusste Ryoga, dass er selbst schwul war? Oder war das nur ein Anfall von Leidenschaft gewesen? Zu viel Adrenalin nach dem Konzert? Fragen über Fragen die ihm wohl nur einer wieder würde beantworten können - Ryoga. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)