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One-Shots 2020

Projektsammlung
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Fandom: Harry Potter Komplett anzeigen

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Raum der Wünsche

Ein Schniefen entwich ihm. Heute war so gar nichts nach Plan gelaufen. Nur weil er seinen Zauberstab falsch geschwungen und eine Silbe verschluckt hatte, hätte der Tisch in Verwandlung nicht gleich in Flammen aufgehen müssen. Die ganze Klasse hatte ihn ausgelacht und Professor McGonagall hatte ihm dreißig Punkte für Gryffindor abgezogen. Seamus war sofort danach in den Gryffindorturm geeilt um sich im Schlafsaal zu verstecken. Ruhe fand er dort allerdings nicht, denn sein Unfall sprach sich schnell herum. Er entschloss sich den Gemeinschaftsraum zu verlassen, um auf den Ländereien spazieren zu gehen. Erst als das Portrait der Fetten Dame hinter ihm zufiel, fiel ihm ein, dass er nicht nach draußen gehen konnte. Oder eher nicht wollte. Die Dementoren waren immer noch auf der Suche nach Sirius Black und er hatte keine große Lust einem davon über den Weg zu laufen. Seufzend ging der den Gang entlang. Gäbe es doch nur einen Rückzugsort, an dem ihn niemand finden konnte. Am besten irgendetwas, wo er sich die nächsten drei Tage verstecken könnte, dann wäre hoffentlich jemand anderes in eine peinliche Situation und sein Fauxpas in Vergessenheit geraten.

Erneut seufzte er und lief weiter hin und her, bevor er an einem kleinen Fenster stehen blieb um nach draußen zu blicken. Am liebsten würde er nach Hause. Normalerweise fühlte er sich sehr wohl in Hogwarts, doch in solchen Momenten hasste er das Internatsleben. Draußen begann es zu regnen und Seamus war sich sicher, dass das Wetter seine Stimmung repräsentierte.

Er wandte sich ab und wollte sich auf den Weg in die Bibliothek machen, da bemerkte er eine Tür, die zuvor sicher noch nicht da gewesen war. Es war eine schwere Tür, die gerade langsam wieder zurück ins Schloss fallen wollte, doch Seamus war schneller. Er flitzte quer über den Korridor und schob sich durch den Spalt. Hinter der Tür lag ein Raum, den er in seinen etwas mehr als zwei Jahren in Hogwarts noch nie gesehen hatte. Erstaunt sah er sich um. Der Raum war so verwinkelt, dass er der perfekte Ort für ein Versteckspiel wäre. Neugierig ging Seamus weiter und fand bald eine gemütliche Ecke, in der ein kleines Sofa stand, auf das er sich gleich setzte. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich sofort wohl, als hätte er seine Probleme und Sorgen draußen gelassen.

Seamus zog eine flauschige Decke zu sich heran, legte sich hin und schlief innerhalb von Sekunden ein.
 

Der Raum der Wünsche war schon zu Schulzeiten einer seiner Lieblingsräume gewesen und daran hatte sich bis heute nichts geändert. Wie Sirius es unentdeckt nach Hogwarts reingeschafft hatte, wusste er immer noch nicht genau, aber er war froh hier zu sein. Nur bevor er weiter nach Pettigrew Ausschau hielt, brauchte er eine Pause. Einen Rückzugsort, an dem ihn niemand finden konnte. Was würde sich hier besser anbieten als der Raum der Wünsche? Richtig. Nichts.

Sirius lief in eine Ecke des Raumes, wo er sich zurückverwandelte und einmal durchstreckte. Es war anstrengend ein Hund zu sein.

Gerade als er es sich auf einer kleinen Couch gemütlich machte, hörte er leise Schritte. Sein Herz begann unwillkürlich schneller zu schlagen. Hatte er sich das nur eingebildet? Er lauschte. Nichts. Er atmete aus und merkte erst da, dass er die Luft angehalten hatte. Etwas entspannter setzte er sich und legte die Füße hoch. Ein kleines Schläfchen konnte nicht schaden.

Gerade als er die Augen schloss, schreckte er wieder hoch. Da war ein Quietschen, ganz sicher! Sirius spitzte die Ohren und umklammerte den Zauberstab, den er irgendwo geklaut hatte. Sein eigener war immer noch im Besitz des Zaubereiministeriums; wie sehr er ihn doch vermisste.

Sirius schlich Richtung Ausgang, denn er war sich sicher, dass das Geräusch von da gekommen war. Er drückte sich an die Wand und hielt den Zauberstab erhoben, immer zum Angriff bereit. Oder zur Verteidigung, je nachdem. Langsam schob er sich vorwärts und warf einen Blick um die Ecke.

Beinahe hätte er laut aufgelacht, doch dann hätte er den kleinen Jungen geweckt, der dort auf der Couch lag und schlief. Er sah beinahe friedlich aus, wäre da nicht sein furchtbar trauriges Gesicht. Sirius´ Mitgefühl wurde geweckt. Er erkannte das Wappen der Gryffindors und er schätzte den Jungen in Harrys Alter. Vielleicht ein Jahr jünger. Sirius kannte diese Art Schlaf: Etwas Schreckliches war passiert und der Junge suchte ein Versteck, wo ihn niemand finden konnte. Früher war es Sirius oft so gegangen; wenn seine Mutter ihre Ausraster hatte, hatte er sich auch immer versteckt und war mit dem selben Ausdruck im Gesicht eingeschlafen. Manchmal auch mit der ein oder anderen Träne in den Augen. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen und er zog sich zurück. Der Kleine hatte sich die Ruhe mehr verdient als er.

Sirius suchte nach einer zweiten Decke und legte sie vorsichtig über den Jungen. Ihm war in solchen Situationen immer kalt gewesen. Wie gerne würde er dem Jungen Mut zusprechen, doch er wusste genau was passieren würde, würde der ihn erkennen: Er würde schreien, nach Hilfe rufen und binnen weniger Minuten würde Sirius von einem Dementoren geküsst werden. Dabei wollte er nur helfen. Ein leises Seufzen entwich ihm, als er den Gryffindor beobachtete. Dann zog er sich zurück, setzte sich an die Wand gelehnt auf den Boden und wartete.
 

Es dauerte nicht lange, bis Sirius das Quietschen erneut hörte. Der Junge war wach und setzte sich vermutlich gerade auf.

»Was ist das denn?«, hörte er die zarte Stimme murmeln und lächelte leicht. »Ist hier jemand?«, rief der Junge und Sirius war sich sicher, dass er sein Herz schlagen hören konnte.

»Ja«, antwortete Sirius.

»Bist du gefährlich?«

»Nein.«

Stille.

Dann hörte Sirius ein leises Schluchzen und es zerriss ihm beinahe das Herz.

»Ist alles okay bei dir?«, fragte er vorsichtig und wartete lange auf eine Antwort.

»Nein«, gestand der Junge und es brachen alle Dämme bei ihm.

»Willst du es mir erzählen?«

»Ja.«

Erneut dauerte es, bis er weitersprach, doch Sirius drängte ihn nicht. Er hatte ohnehin alle Zeit der Welt. Dann plötzlich prasselten die Informationen auf ihn ein, wie ein Wasserfall und Sirius brauchte einen Moment, um alles zu verstehen, so schnell sprach der Gryffindor. Aha, ein kleiner Tollpatsch also, der dafür ausgelacht wurde. Jetzt tat er ihm noch mehr leid. Als der Junge seine Geschichte beendete weinte er nicht mehr, wirkte aber immer noch ziemlich erschöpft.

»Lass dich von den anderen nicht unterkriegen, von denen ist auch keiner perfekt«, begann Sirius. »Jeder macht Fehler, deine sind halt etwas feuriger, als die der anderen.«

»Hm«, machte Seamus und zuckte mit den Schultern, auch wenn die unbekannte Stimme das nicht sehen konnte.

»Und glaub mir, morgen ist das schon wieder vergessen. Wahrscheinlich ist irgendjemandem gerade etwas total Peinliches passiert und an dein brennendes Pult denkt niemand mehr.«

»Meinst du?«

»Ganz bestimmt.« Sirius lächelte. »Du darfst das nicht an dich ran lassen. Aber wenn du trotzdem wieder eine Auszeit brauchst, dann komm einfach wieder her.«

»Aber wie? Ich habe den Raum bisher nie gesehen.«

»Der Raum ist nur hier, wenn du willst, dass er hier ist.« Bevor das Kind eine Frage stellen konnte, erklärte Sirius, wie der Raum der Wünsche funktionierte.

»Wenn ich wiederkommen sollte, bist du dann auch wieder hier?«

»Ich denke nicht.«

»Das ist schade«, sagte er mit einer traurigen Stimme. »Treffen wir uns irgendwann wieder?«

»Vielleicht.« Erneut schlich sich ein Lächeln auf Sirius´ Lippen. Die Unschuld eines Kindes … ein Phänomen.

»Das reicht mir.« Man hörte das Lächeln in der Stimme. Seamus war aufgestanden und ging Richtung Tür. Bevor er den Raum verließ hielt er noch einmal inne und wandte sich um und sagte: »Vielen Dank. Du bist wirklich nett.« Und mit diesen Worten verschwand er nach draußen.

Sirius lehnte seinen Kopf an die Wand. »Danke«, sagte er leise, als der Junge schon lange weg war und wischte sich eine flüchtige Träne aus seinem Augenwinkel.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Angaben
Charakter 1: Sirius Black
Charakter 2: Seamus Finnigan
Ort: Raum der Wünsche Komplett anzeigen

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