Sister's Note von YukihoYT (Nach der Ära Kiras) ================================================================================ Kapitel 2: Erkenntnis --------------------- Sayu schwieg. "Ist alles in Ordnung?", wollte der Mann wissen und das Mädchen zuckte zusammen. "J-ja, ich... ich weiß nur... selbst nicht, wieso ich hier bin. Ich kann es selbst nicht so ganz erklären.", sie gab auf, einen auf normal zu machen und war einfach ehrlich. "Verstehe.", antwortete Matsuda nur. "Und was hast du hier verloren? Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?", beginnt sie wieder eine Konversation. "Ja... das habe ich. Aber... nachdem gestern... du weißt schon was passiert ist, habe ich im Moment nicht mehr wirklich den Nerv zu arbeiten und weiß nicht, was ich für den Tag noch tun könnte. Nur herumzusitzen ist ja auch nichts.", resümierte das jetzt jüngste Mitglied der Sonderkommission. Das bislang jüngste war jetzt hoffentlich an einem besseren Ort. Sayu wusste nicht, was sie mit den Informationen anfangen sollte, denn auch sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun wollte. Aber wie Matsuda sagte, nichts zu tun war eben... nichts. "Das kommst jetzt vielleicht etwas plötzlich, aber... hast du nicht Lust, spazieren zu gehen?", fragte eben jenes Mitglied, das noch am Leben war, die Schwester des Verstorbenen. Das überraschte sie. "K-klar. Wieso nicht.", antwortete sie. "Ich habe ja genauso wenig vor.", mit den Worten verließen die beiden das Gebäude. "Willst du vielleicht an einen bestimmten Ort?", fragte Matsuda und versuchte, die unangenehme Stille zwischen den beiden zu brechen, da sie nicht auszuhalten war. "Vielleicht ins Kino.", antwortete sie eher lustlos, weil sie nicht wusste, was es sonst zu sagen gab. Sicher, sie liebte das Kino, Serien, insbesondere Anime aus dem Shojo-Genre, jedoch war sie zu diesem Zeitpunkt einfach so überhaupt nicht in der Stimmung, sich überhaupt irgendetwas anzusehen. "Dann ist es das Kino. Hast du Geld?", ging der Mann damit sicher, nicht für zwei zahlen zu müssen, da er nicht sonderlich wohlhabend war. "Ja.", murmelte sie und kurz darauf hielten sie vor dem Kino an, dass sie schneller erreicht hatten als gedacht. Was es wohl diesmal zu entdecken gab? Welcher Film dieses Mal lief? Das würden sich normale Menschen, die spontan ins Kino gingen, fragen. Doch so nicht die junge Yagami. Ihr war es in ihrer Verfassung absolut gleichgültig, was sie sich gleich reinziehen würden. Ihretwegen hätten sie sogar in Elfenlied reingehen können, der Anime war ja schließlich blutrünstig wie sonst was. Als sie den Tresen betraten, erwachte sie wieder aus ihrer Apathie, in dem Moment, in dem der Mann am Schalter fragte, was sie denn sehen wollten. Schlussendlich entschied sich das junge Paar für eine Liebeskomödie, welche am Ende jedoch nicht ansatzweise so gut, lustig, romantisch und nachvollziehbar war, wie der Typ am Tresen seine Einzigartigkeit suggeriert hatte. Beide waren enttäuscht von diesem Film und beschlossen, sich noch woanders die Zeit zu vertreiben. Die beiden endeten erneut schweigend an einem McDonalds und aßen Pommes. Dieser ganze Tag war eine reine Ablenkung. Ins Fahndungszentrum zu gehen, spazieren zu gehen, ins Kino zu gehen und auch hier zu essen, all das brachte ihr nicht ihren Bruder zurück und sie wusste das. Sie dachte nach. Was würde es für einen Sinn gemacht haben, Light in dieses verlassene Gebäude zu locken? Was war Kiras wahres Selbst? Von allen bekannten Toden durch Kira war der hier doch der definitiv kurioseste. Schließlich hatte Kira doch so ziemlich stets das Muster des Mörders, der nur böse Menschen tötete, oder jene, die sich ihm in den Weg stellten. Light musste also eine dieser Voraussetzungen erfüllt haben. Nun, er war in der Sonderkommision, was ihn automatisch zu einem Feind Kiras gemacht hatte. Somit stellte er sich ihm vor seinem Tod in den Weg. Nun, ihr Vater starb an den Schussverletzungen, die in jener Mello zugefügt hatte. Das Death Note in der Hand habend, war er im Stande, Mello ein für alle Mal das Licht auszuknipsen. Doch Mello kam ihm zuvor, beziehungsweise die, welche auf seiner Seite waren. Woher hatte ihr Vater das Death Note noch gleich? Das wusste sie nicht. Aber auf jeden Fall hatte Kira Soichiro Yagami nicht direkt umgebracht, sondern nur... was eigentlich? Wie nannte man so etwas? Nein, auch das wusste sie nicht. Wieso auch sollte Light ihr alle dreckigen Details geschildert haben? Ihr, einer Unbefugten. Wenn also ihr Vater nicht an Herzversagen starb, wieso tat das dann ihr Bruder? Das Death Note, der Schreiber dieses Notizbuches hatte ihn getötet. Doch wer war das? Es hätte ein Mensch sein können, aber auch etwas völlig anderes. Schließlich wusste keine Menschenseele, woher diese magische Mordwaffe ursprünglich eigentlich herkam. Doch, Moment, wurde in den Nachrichten nicht des Öfteren das Wort Shinigami erwähnt? Ein Todesgott. Okay, es war SakuraTV, doch vielleicht war an dieser Sache wirklich etwas dran. Oder es war wirklich ein Mensch. Also entweder Kira selbst, ein Komplize Kiras oder ein Shinigami. Verflixt, sie kam nicht weiter. Aber-, nein... Nein, sie wollte das nicht denken! Sie war seine Schwester, so dachte man nicht über Geschwister, die tot waren! Nie und nimmer! Niemals! Jemals! Absolut gar nicht! Dieser Gedanke ließ sie nicht mehr los. Schließlich konnte es am Ende vielleicht wirklich sogar stimmen. Und eben das gleiche Gefühl gab ihr die Vorahnung davon, das ihr Gegenüber mehr darüber wusste, als ihm lieb war zuzugeben. "Hey, Matsuda.", erregte sie seine Aufmerksamkeit. "Ja, Sayu?", "Wer ist Kira?", kam sie gleich zur Sache und wusste, wie harsch sie sich gerade anhörte. "Entschuldigung?", "Du hast mich verstanden. Ihr wart doch alle zusammen an diesem Tag da. Light ist an Herzversagen gestorben und Mikami verhaftet worden. Der hat ihn aber nicht getötet. Und Near? Das glaubst du doch wohl selber nicht. Du weißt doch etwas. Ich weiß, das du es tust!", wurde sie laut, sich im Klaren darüber, dass sie jeder im Raum anstarrte. "Sayu, ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst? Ich weiß es genauso wenig wie du.", blieb der Mann ruhig und versuchte, nicht verdächtig auszusehen. "Spiel nicht den Idioten. Seit Light tot ist, seit heute Morgen benimmst du dich schon so komisch. Du kannst mir doch nicht vormachen! Ich dachte, du wärst der Letzte von allen, der mich mutwillig anschwindeln würde, Matsuda! Du siehst in mir nicht nur irgendeine Unbefugte oder nur die Schwester des Personals, hab ich recht? Auch das weiß ich. Ich bin doch nicht blöd, ich-", "Sayu, verdammt, halt endlich den Mund!", unterbrach sie Matsuda nun ähnlich laut. "Weißt du eigentlich, wie du dich anhörst? Weißt du eigentlich, wie sehr du auf mich herabsiehst? Glaubst du wirklich, dass ich so hilflos bin, dass ich einfach nur ein Handlanger für andere bin? Es reicht, wenn mich die Sonderkommision mich für einen Idioten hält. Ich dachte, du seist anders.", das hatte gesessen. War sie wirklich so oberflächlich? Matsuda hatte schließlich auch Gefühle. Und das gleiche galt auch für sie. Sayu schwieg und biss sich die Zähne aufeinander. Noch immer waren alle Blicke auf die beiden gerichtet. "Ich ertrage die Wahrheit mehr, als du denkst, Matsuda. Sag, was du weißt. Ich habe nichts zu verlieren. Wenn du so reagierst, dann weißt du etwas. Sag es, verdammt.", zischte sie, um ihre Tränen zurückzuhalten. Matsuda sammelte sich kurz und überlegte. Was könnte schlimmsten Falls passieren? Zu wissen, dass der eigene Bruder all diese Menschen auf dem Gewissen hatte, das war zu viel für einen einzigen Menschen zu ertragen. "Light war es, ist es das was du hören wolltest?! Bin ich immer noch nur ein Idiot für dich?", keifte er grimmig und versuchte, nicht zu laut zu sein, den anderen Gästen wegen. Sayu zuckte zusammen. Also doch. Light Yagami war Kira. Und sein Todesgott hatte ihn umgebracht. Kira war keine Person, die Suizid begehen würde. "Sayu? Es, es tut mir- Wo willst du jetzt hin?!", fragte das Mitglied der Sonderkommision, als Sayu sich in Bewegung setzte, um den Laden zu verlassen. "Nach Hause.", sie holte noch tief Luft, um nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen, wie sie das Bedürfnis dazu verspürte. Das traf. Sie bekam, was sie wollte, doch... wieso tat es so weh, das aus Matsudas Mund zu hören? Wieso tat es weh, von ihm als oberflächlich betrachtet zu werden, jetzt so plötzlich? Warum das alles? Und wieso verspürte sie eine solche Wut auf sich selbst und diesen Mann? "Du hast mir keine Wahl gelassen.", murmelte Matsuda nachträglich. "Halt den Mund.", blaffte sie. "Ich will dich nie wieder sehen.", mit den Worten verließ sie McDonalds und brach der einzigen Person, die trotz allem immer an sie dachte und die Wahrheit offenbarte, das Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)