Der Eisprinz von Miss-JDox ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 ----------------- Hallo zusammen, anlässlich zu Weihnachten hier ein kleiner Zweiteiler. Teil 2 gibts dann am 4.Advent. LG „Harry! Harry, pass auf!“ Die helle Stimme Hermines schallte über den sonst angenehm ruhigen Hof von Hogwarts. Doch es war zu spät. Ein paar Schneebälle von den Slytherins hatten Hary Potter bereits am Kopf getroffen und ihm auf den vereisten See, auf dem er sich gerade bewegte, zum Schwanken gebracht. Ein kleiner Aufschrei war zu hören, dann saß der Gryffindor schon auf dem Hosenboden. Seine Freunde, die beide am Ufer auf einem Stein gesessen und den Dunkelhaarigen beobachtete hatten, liefen so schnell es über die vereiste Fläche eben ging zu ihm. Das Gelächter der Slytherins, ganz vorn dabei Draco Malfoy, war hinter ihnen laut zu hören, doch darum scherte sich im Moment keiner von ihnen. „Hey Alter. Alles in Ordnung?“, fragte Ron besorgt, während er Harry aufhalf. Dieser stöhnte leicht, rieb sich dann den Hintern und fluchte laut. Erst dann blickte der Potter in die braunen Augen seines besten Freundes und nickte. „Geht schon.“, hauchte er leise und schüttelte den Kopf. „Die spinnen doch.“ Seufzend sah Harry Ron und Hermine an und lächelte. „Sie sollten froh und dankbar sein, dass sie zur Schule gehen dürfen und nicht in Askaban sitzen.“ Hermine und Ron tauschten einen Blick, dann nickten sie schließlich. Die drei Gryffindors watschelten auf der glatten Fläche des Sees langsam wieder zurück zum Ufer. Das Eis unter ihnen glitzerte im Sonnenschein, doch es war eiskalt an diesem Dezembernachmittag. Harry blickte gedankenverloren zum Schloss. In einer Woche waren Ferien, stellte er gedanklich fest und freute sich darauf. Zwar würde er nicht mit Ron und Hermine feiern, denn die beiden verbrachten ihr erstes gemeinsames Weihnachten bei Rons Familie, doch immerhin würde der Potter das Fest an dem Ort verbringen, an dem er sich all die Jahre wie zu Hause gefühlt hatte. In Hogwarts. Ihn hatten Molly und Arthur Weasley zwar auch eingeladen, doch er hatte dankend abgelehnt. Es war nicht so, dass Harry nicht wollte. Er liebte die Weasleys und verbrachte mit ihnen gerne Zeit. Doch er gehörte nun einmal nicht zu dieser Familie und er hatte das Gefühl, nach diesem Krieg ein Störfaktor zu sein. Die Weasleys hatten viel erlebt, viel gegeben. Sie hatten einen Sohn verloren… Harry wollte dieses Weihnachten nutzen, um sich ein wenig zurück zu ziehen, um selbst all das Erlebte ein wenig hinter sich zu lassen und in eine bessere Zukunft zu blicken. Dieses Jahr war nun endgültig das letzte Jahr für Harry, Ron und Hermine, sowie für ihre Freunde. Nachdem endlich der Frieden gekommen war, ist die Schule unter McGonagells Leitung aufgebaut und sofort im kommenden Schuljahr wieder eröffnet worden. Es war wieder wie früher. Nun ja.. fast… Harry seufzte innerlich. Er dachte an all die Verstorbenen, die nun nicht mehr an dieser Schule verweilten. Diejenigen, denen des Krieges wegen das Leben genommen worden war. Besonders oft, dachte der junge Potter an Snape. Er bereute, dass er den Mann nie wirklich kennen gelernt hatte, dass er nie hinter die kühle Fassade geblickt hatte und dass er ihm nie hatte danken können. Severus Snape hatte ihm mehrfach das Leben gerettet, hatte ihn unterstützt und schlussendlich auch geholfen, in den Tod zu gehen, um Voldemort zu besiegen. Auch, wenn der Mann es nie gezeigt hatte, so glaubte der grünäugige Gryffindor jedoch, dass Snape ihn doch ein wenig gemocht hatte. Wenn auch auf eine sehr komische Art und Weiße. Und auch, wenn es nur deswegen war, weil Harrys Augen der seiner Mutter glichen. „Harry?“ Besorgt sah Hermine ihren Freund an. „Wo bist du nur schon wieder mit deinen Gedanken?“ Die drei waren mittlerweile vor dem Bild der fetten Dame angelangt und erst jetzt merkte Harry erst, dass er die ganze Zeit über gedankenverloren vor sich hin gestarrt haben musste. „Entschuldigt. Ich habe nur nachgedacht.“, murmelte Harry ein wenig peinlich berührt und grinste schief. Ron verdrehte die Augen. „Du solltest aufhören mit dem Nachdenken und ein wenig mehr Spaß haben“, sagte der Rotschopf ernst. „Aber ich hatte doch Spaß. Eben beim Eislaufen. Bis die Slytherins kamen jedenfalls.“ Harry hob abwehrend die Hände und lächelte. „Hört auf euch Sorgen zu machen, mir geht es gut.“ Sie betraten den Gemeinschaftsraum und setzten sich in ihre Lieblingssessel. Dabei nahm Hermine den Blick nicht von dem Schwarzhaarigen. „Willst du nicht doch mit uns Weihnachten feiern Harry? Wir könnten dich ein wenig ablenken.“, sagte die Brünette liebevoll und lächelte aufmunternd. Doch Angesprochener schüttelte den Kopf. „Auch wenn ich mich wiederhole. Mir geht es gut, Hermine. Ich möchte Weihnachten gern hier verbringen. Es wird das letzte Mal sein, dass ich Hogwarts so nah sein werde.“ Und das letzte Mal, dass er eine Ausrede haben würde, um für sich zu sein. Ja, Harrys Beschluss stand fest und er wollte sich auch nicht davon abbringen lassen. Hogwarts im Winter war wunderschön und besonders an Weihnachten wirkte es friedlich und ruhig. Wenn draußen Schnee lag, drinnen ein warmes Feuer loderte… Weihnachtsbäume waren geschmückt und überall roch es ein wenig nach Plätzchen und warmer Milch… Der Potter genoss das und glaubte auch daran, dass er so ein wenig von allem abschalten konnte. Seine Freunde sorgten sich nicht umsonst. Sie hatten Recht. Harry war ruhiger und auch nachdenklicher geworden, seit sie den Krieg, die Strapazen und all das hinter sich gelassen hatten. Der Grünäugige hatte das Geschehene noch nicht richtig verarbeitet. Er träumte noch ab und zu von den Geschehnissen, von den glühend roten Augen Voldemorts und - Harry seufzte innerlich – von Snape. Severus Snape kam ihm immer und immer wieder in seine Träume, besuchte ihn. Es war jedes Mal dasselbe. Sie waren auf dem Bootshaus, der Tränkemeister sah ihm in die Augen. Harry konnte seinen Blick nicht abwenden. Er verlor sich in den schwarzen Seelenspiegeln des Anderen, die ihn auf einmal warm ansahen, fast schon liebevoll. In seinem Traum versuchte Snape etwas zu sagen, doch bevor er es schaffte, war da Naginni. Sie biss ihm in den Hals, in die Brust, in die Arme… Spätestens an dieser Stelle wachte Harry auf. Meist schweißgebadet. Es dauerte nach einem solchen Traum lange, bis sich der Potter wieder beruhigen und einschlafen konnte. Die Bilder ließen ihn einfach nicht los, nahmen ihn zum Gefangenen und er ertrank darin… Die kommende Woche verging wie im Fluge, auch wenn sie noch mal recht anstrengend war. Die meisten Professoren hatten begonnen, ihre Schüler auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Es wurden Zauber geübt, Formeln gelernt und so viel Wissen wie möglich weiter gegeben. Ein paar Professoren hatten außerdem begonnen, ein bisschen der zur Verfügung stehenden Zeit zu nutzen, um mögliche Berufswünsche nochmals zu erläutern. So hatte zum Beispiel Professor Slughorn das Studium der Tränke erklärt und die daraus resultierenden Berufsmöglichkeiten. Harry war sich unsicher, was seinen künftigen Beruf anging. Vom Krieg hatte er genug, genauso wie vom Kampf gegen schwarze Magier oder böse Menschen. Auror schied also aus. Auch wenn ihn fasziniert hatte, was Slughorn erzählt hatte, so waren Harrys Noten noch immer nicht gut genug, um das Tränkestudium überhaupt in Erwägung zu ziehen. Und so entschied der Potter, die Entscheidung noch ein wenig zu vertagen… Es war mittlerweile Freitagnachmittag. Der Zug gen London würde bald abfahren. Hermine und Ron hatten ihren Freund überreden können, sie noch zum Bahnhof zu begleiten. Es war ein kleineres Chaos am Bahnhof in Hogsmeade. Überall liefen Schüler umher, dick eingepackt in Pullover, Stiefel und Winterumhänge. Hier und dort verabschiedeten sich Schüler von Klassenkameraden, die nicht mitfahren würden. „Habt ganz viel Spaß und eine schöne Weihnacht wünsch ich euch.“, sagte Harry lächelnd, während er seine beiden Freunde umarmte. „Habe du auch schöne Weihnachten. Und pass auf dich auf, Harry.“ Besorgt musterte Hermine den Anderen. „Frohe Weihnachten, Kumpel. Schreib mal.“ Ron grinste den Schwarzhaarigen an, dann wandten sie sich ab. Das Pärchen bestieg den Zug, winkte aus der Tür heraus Harry noch mal zu und verschwand dann im inneren des Abteils. Die Lokomotive pfiff und wie von Zauberhand schlossen sich die Türen an den Wagons. Langsam setzte sich der Zug unter lautem Schnaufen der Lokomotive in Bewegung und bald war das Gefährt aus der Sicht Harrys verschwunden. Erst jetzt setzte sich der Gryffindor langsam in Bewegung, um wieder zum Schloss zu kehren. Es war kühl und trotz dicker Handschuhe und Kleider fror es den jungen Mann. Harry war bereits auf halben Weg Richtung Schloss, als ihm eine kleine, schwarze Kugel nicht weit von ihm im Schnee auffiel. Erst hielt der Potter es für einen Stein, doch als er etwas näher heran kam, bemerkte der Gryffindor, dass es sich um ein Tier handeln musste. Vorsichtig ging er Grünäugige auf das Fellbüschel zu. Als er direkt vor dem Tier stand, sah er, um was es sich handelte. Eine schwarze Katze! Der schwarze Stubentiger schien verletzt zu sein und zitterte stark. Vorsichtig nahm Harry den Kater auf die Arme. „Ruhig..“ hauchte er, denn das Fellbündel wurde nervös und bewegte sich. „Dich habe ich hier noch nie gesehen. Du musst neu sein. Bestimmt gehörst du einem der Erstklässler. Oder bist du womöglich ein Streuner?“ Natürlich wusste Harry, dass ihm das Tier nicht antworten würde, doch er hatte das Gefühl, seine ruhige Stimme beruhigte den Kater. „Ich bring dich zum Schloss.“, sagte der Gryffindor nun entschlossen und setzte seinen Weg fort. Währenddessen besah er sich die Katze. Der komplette Körper war schwarz. Sie schien etwas ausgemergelt und zu dünn, aber schien definitiv kein Jungtier mehr zu sein. Also vielleicht doch eher ein Streuner und kein Schlossbewohner? Harry runzelte die Stirn. Am Hals konnte er eine Narbe durch das Fell des Katers spüren. Was da wohl passiert war? Schlagartig fiel ihm Snape ein und der Blick des Gryffindors veränderte sich kurzzeitig. Er bereute vieles, konnte jedoch nichts mehr klären, was er so gern geklärt hätte. Nun musste er es mit ins Grab nehmen… Harry und sein kleinerer Begleiter ereichten das Schloss und bald darauf auch den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Es war still und kaum jemand war da. In diesem Jahr sind die meisten Schüler nach Hause gefahren und außer dem Grünäugigen befanden sich im Gryffindorturm nur noch zwei Erstklässler, sowie ein Drittklässler. Es war dem jungen Mann nur Recht, dass er nun nicht gestört wurde. So konnte er sich in aller Ruhe um den Kater kümmern. Vielleicht konnte er ihn sogar behalten… Nach Hedwig hatte sich Harry bisher kein neues Tier gekauft. Dazu war ihm die weiße Eule zu wichtig gewesen. Doch der Kater schien allein und ohne Herrchen. Warum ihm also keine Zuflucht ermöglichen? Vorsichtig setzte sich der Potter in einen Sessel und den kleinen Tiger auf seinen Schoß. „Na dann lass dich mal ansehen.“, hauchte er freundlich und lächelte. Auf den ersten Blick schien alles in Ordnung zu sein. Es waren keine offensichtlichen Verletzungen an dem kleinen Fellknäuel und auch gebrochen schien nichts. Nur abgemagert war das Tier. Stirnrunzelnd strich Harry über den Kopf des Katers. Dieser hatte die bisherige Untersuchung ohne sich zu wehren oder zu beklagen über sich ergehen lassen und genoss nun sichtlich die Liebkosungen. „Ich denke… wenn du keinem gehörst werde ich dich behalten.“, sagte der 18-Jährige nun zu dem Tier und lächelte. Das schwarze Tier schnurrte, als wollte es ihm für diese gute Entscheidung beglückwünschen. „Nun, wenn du bei mir bleibst, brauchst du auch einen Namen. Wie wäre es mit Sev? Du erinnerst mich nämlich ein bisschen an meinen ehemaligen Lehrer, weißt du? Er war auch immer ganz schwarz gekleidet und…er hatte auch eine Wunde am Hals.“ Bei seinen letzten Worten verflog die gute Stimmung des Gryffindors und er seufzte. „Leider war es meine Schuld.“ Harry strich sich über die Augen und seufzte leise. „Aber was erzähle ich dir das. Du verstehst mich ja eh nicht…“ Die grünen Augen des Schülers sahen ein wenig wehleidig auf den Kater, der ihn musterte, während dessen Ohren hin und her wackelten. „Sev ist ein guter Name. Du schaust genauso streng, wie er mich immer angesehen hat.“ Das wiederum zauberte nun doch ein kleines Lächeln auf Harrys Lippen. Ein Blick auf seine Uhr verriet dem jungen Mann, dass es langsam Zeit fürs Abendessen wurde. Langsam erhob er sich, setzte dabei den Kater auf den Sessel und strich diesem noch mal über den Kopf. „Ich geh jetzt zum Essen. Du musst hier warten. Außer den Eulen sind keine Tiere in der großen Halle gewünscht. Aber ich bring dir etwas mit. Immerhin muss ich dich ja wieder aufpeppeln.“ Noch einmal strich Harry über den schwarzen Kopf des Tieres, welches ihn aus schwarzen Augen musterte. Dann wandte sich der Potter ab und verließ den Gemeinschaftsraum… Die folgenden Tage verliefen ereignislos. Harry nutze die Zeit, um ein wenig zu lesen oder auf dem See Schlittschuh zu laufen. Hermine hatte ihm einen Zauber gezeigt, womit er sich Kufen an seine Stiefel zaubern konnte. Der Gryffindor hatte schon in seinem sechsten Jahr gefallen am Schlittschuhlaufen gefunden. Ginny hatte es ihm damals gezeigt… Am Montagnachmittag schließlich, es waren noch zwei Tage bis Weihnachten, nahm der Potter seine Schulbücher zur Hand. Trotz Ferien und Feiertagen hatten ihre Professoren viele Hausaufgaben aufgegeben, denn sie mussten ihre Schützlinge ja auf die Prüfungen vorbereiten. Das was die Professoren in den letzten Tagen vor den Ferien weniger an Stoff gemacht hatten, schienen sie nun auch in den Hausaufgaben nach holen zu wollen. Seufzend machte sich Harry ans Werk. Für Verteidigung gegen die dunklen Künste, welches in diesem Jahr von einem jungen Mitarbeiter aus dem Ministerium unterrichtet wurde, sowie Verwandlungen benötigte er nicht all zu viel Zeit. In diesen Fächern kam der Gryffindor gut mit und hatte ein ausreichendes Wissen angehäuft. Auch der Aufsatz für Zauberkunst gelang schließlich, nachdem der Grünäugige ein paar er Zauber und deren Funktionen nachgeschlagen hatte. Schließlich widmete sich der Gryffindor Zaubertränke. Auch jetzt noch nicht sein wirkliches Lieblingsfach. Er hatte sich zwar etwas gebessert, was meist auch an der extremen Geduld von Slughorn lag, doch es wollte nicht richtig in seinen Kopf. Sev, der ihm seit seinem Fund kaum von der Seite wich, hatte bis eben friedlich neben Harry auf seinem Schreibtisch gelegen. Zwar hatte er ihn beobachtet, sich jedoch kaum bewegt und ab und an vor sich hin gedöst. Nun wo Harry allerdings das Tränkebuch zur Hand nahm, schien Leben in den Kater zu kommen. Das schwarze Tier hatte sich nun aufgesetzt und es wirkte auf den Löwen fast so, als beobachte Sev, was er schrieb. Harry wusste, dass magische Katzen durchaus intelligenter waren, als gewöhnliche Hauskatzen. Doch mitlesen? Das schien nun doch zu abwegig. Also schob der Potter das Verhalten auf die Neugier des Tieres. Seufzend besah sich Harry seine Aufgabe. „Beschreiben Sie Aussehen und Wirkung der Lunampflanze und erklären Sie fünf Tränke, die die seltene Wurzel der Lunampflanze enthalten. Gehen Sie dabei auf Inhalte und Nutzen der Tränke ein.“, las der Grünäugige leise vor sich hin und seufzte erneut. Der Potter legte sich Pergamentrollen zu Recht und begann im Buch zu blättern. Eine Abbildung der gesuchten Pflanze, sowie eine ausführliche Beschreibung fand er bald. Es war nicht schwer, die Definition in eigene Worte zu transferieren. Auch die Zeichnung gelang ihm einigermaßen gut. Nun galt es jedoch die Tränke herauszufinden. Slughorn hatte ebreits beim Stellen der Hausaufgabe gesagt, dass in ihrem Buch keine fünf Tränke zu finden sein werden. Er hatte sich ein gewisses Transferdenken gewünscht... Hermine war bei dieser Aufgabe schier vor Begeisterung ausgeflippt. Nach ihrer Stunde bei Slughorn war sie freudig auf und ab gehüpft. „Wenn man weiß, wofür die Pflanze gut ist, ist es so einfach.“, hatte das Mädchen geschwärmt und ihre beiden Freunde angegrinst. Harry hatte nur einen verzweifelten Blick mit Ron getauscht. Und nun saß er hier, wusste sogar, was die Pflanze bewirkte und doch konnte er sich keinen Reim daraus machen, in welchen Tränken sie noch von Nütze sein könnte. Die Lunampflanze, so viel wusste der Gryffindor bereits, hatte hauptsächlich eine verstärkende Wirkung. Außerdem schien sie in der richtigen Kombination mit weiteren Zutaten eine beruhigende, sowie fast schon vernebelnde Wirkung zu haben. Im Buch waren zwei verschieden starke Beruhigungstränke beschrieben, die die Wurzel der Lunam nutzten. Beide brachte Harry auf sein Pergament. Doch fehlten noch immer drei weitere. Er seufzte resigniert. „Vielleicht sollte ich warten, bis Hermine und Ron zurück sind und mir von ihr helfen lassen.“, sprach der Potter leise, mehr zu sich selbst. Er blickte zu Sev, der nun nicht mehr saß, sondern über sein Pergament und sein Tränkebuch tapste. Immer wieder schritt der Kater auf und ab. Harry verdrehte die Augen. „Was soll das denn? Komm geh runter da…“ Er versuchte, Sev zur Seite zu nehmen, doch der wich geschickt aus. Gleichzeitig lief der Kater so über sein Tränkebuch, dass er die Seiten mit den Beruhigungstränken weg blätterte und statt dessen einen der Heiltränke aufschlug. „Ach Sev..“, knurrte Harry genervt. Wieso ließ ihn der Kater den nicht arbeiten? Nur kurz besah sich der Grünäugige die aufgeschlagene Seite. Dann wollte er wieder vor blättern und sich die Seite mit der Pflanzenbeschreibung noch einmal ansehen. Vielleicht fand er dort noch einen Hinweis, den er zuvor übersehen hatte. Doch Sev legte eisern eine Pfote auf das Buch. Er schien Harry aufhalten zu wollen und er machte den Anschein, als wollte der schwarze Kater ihm etwas zeigen. Der junge Mann runzelte die Stirn. Dies war wirklich keine normale Katze. Das Tier verhielt sich über allem Maße komisch… Dennoch besah sich Harry die Seite nun genauer. Die Fragen, die sich ihm zu Sev stellten verschob er in den Hintergrund. Er würde morgen in der Bibliothek deswegen recherchieren. Mit akribischer Genauigkeit las sich der Schwarzhaarige die Beschreibung des Heiltrankes durch und erneut machte sich ein Stirnrunzeln auf seinem Gesicht breit. Was hatte er noch gelesen? Lunam verstärkte in der richtigen Dosis manche Tränke. Lunam könnte also auch die Wirkung des Heiltrankes leicht verstärken. Das war einer der Tränke, der ihm noch fehlte! Nach und nach fand Harry mehrere Tränke, die durch die Kraft der Lunamwurzel verstärkt oder teilweiße sogar gänzlich verändert werden konnten. Dabei schien ihm immer wieder der kleine Kater Sev auf die Sprünge zu helfen, der mehrmals vehement über sein Buch stolziert war und dabei immerzu eine hilfreiche Seite aufgeschlagen hatte. Das konnte kein Zufall mehr sein. Nochmals beschloss der Gryffindor für sich, diesen Dingen auf den Grund zu gehen und ein wenig in der Bibliothek zu recherchieren. Doch für den heutigen Tag beendete der Potter seine Arbeiten und ging zum Abendessen… Auch die restlichen Tage bis Weihnachten verliefen ziemlich ruhig. Der Grünäugige genoss dies sehr. Die Zeit für sich hatte er irgendwie gebraucht und sie auch ausreichend genutzt wie er fand. Er hatte sich neue Klamotten gekauft und war oft spazieren gegangen. Dabei hatte der Gryffindor auch Hagrid mal wieder besucht. Es war schön gewesen, sich mal wieder ausgiebig mit dem Wildhüter zu unterhalten und hatte dem Potter auch gut getan. Mit dem Halbriesen konnte Harry über viele seiner Probleme reden. Und Hagrid hatte oftmals auch eine andere Sichtweiße auf die Dinge, wie Hermine oder Ron… Sein Vornehmen, in der Bibliothek wegen des Katers zu recherchieren hatte der junge Mann schließlich am Abend vor Weihnachten erledigt. Doch fündig war er nicht wirklich geworden. Die meisten Bücher beschrieben magische Katzen zwar als überaus intelligent, doch von Fähigkeiten in Tränkekunde oder vom Verständnis der menschlichen Sprache war nicht die Rede gewesen. Dabei waren das Dinge gewesen, die ihm an dem Tier aufgefallen waren. Nur eine einzige Lösung hatte Harry gefunden und die fand er abwegig. Doch wie hieß es so schön? Wenn man alle unmöglichen Dinge ausgeschlossen hatte, so war das, was übrig blieb, die einzig richtige Lösung, auch wenn sie noch so unlogisch erschien. Harrys einzige Lösung war der Gedanke, dass Sev ein Mensch war. Ein Mensch im Körper einer Katze…Ein Animagus. Lange hatte sich der Potter damit auseinander gesetzt. Gänzlich glauben daran konnte und wollte er nicht. Schließlich hatte der Grünäugige auch keinerlei Beweiß. Zudem kannte er niemanden, der sich in einen Kater verwandeln konnte und auch niemanden, der es ihm verheimlicht hatte, um sich nun bei ihm einzunisten. Wenn das Tier andere Pläne verfolgen würde, wäre es doch längst wieder verschwunden, oder nicht? Nachdenklich lag der Sucher in seinem Bett. Es war mittlerweile Weihnachtsmorgen, doch so richtig aufstehen wollte er nicht. Sev, der es sich in den letzten Nächten angewöhnt hatte, bei ihm auf dem Bett zu schlafen, war nicht mehr da. Er schien irgendwo herum zu streunen. Harry lächelte leicht. Egal was faul war an dem Kater, er lenkte ihn ab. Und er half dem Potter, ein wenig abzuschalten, an andere Dinge zu denken. Nur die Alpträume blieben. In den ersten Nächten war sein neues Haustier deswegen sehr unruhig um sein Bett getigert. Immerzu war der schwarze Kater aufgewacht, wenn Harry schweißgebadet hoch schreckte. Und als hätte er sich Sorgen gemacht, hat Sev auch nicht eher zur Ruhe gefunden, bis sein Besitzer wieder ruhig atmend im Bett lag. Nach einer weiteren, knappen halben Stunde entschied der junge Mann schließlich aufzustehen. Er ging duschen, zog sich einen dicken Pullover und eine Jeans an und trabte schließlich die Treppe hinab. Neben dem Kamin im Gemeinschaftsraum stand der festlich geschmückte Weihnachtsbaum. Rote und goldene Kugeln schimmerten im Licht der Kerzen und des Kaminfeuers und verbreiteten eine sehr gemütliche und festliche Stimmung. Buntes Lametta funkelte. Wenn man aus dem Fenster blickte, konnte man sehen, dass frischer Schnee gefallen war. Harrys Augen glänzten. Er liebte frischen Schnee und beschloss, nach dem Frühstück raus zu gehen und vielleicht eine Runde Schlittschuh zu laufen. Doch erst einmal wandte sich der Potter seinen Weihnachtsgeschenken zu, die fein sortiert unter dem großen Weihnachtsbaum lagen. Viele waren es nicht, doch Harry freute sich über jedes einzelne. Langsam und bedächtig öffnete der Löwe jedes einzelne Päckchen, genoss diese kleine Zeremonie des Auspackens und das bisschen Herzklopfen, wenn man herausfand, was sich in den Geschenken befand. Wenn Ron da gewesen wäre, hätte dieser ihn nur zur Eile gerufen und schnell sehen wollen, was sein Kumpel bekam. Doch so konnte der Dunkelhaarige wirklich genießen. In diesem Jahr waren es wieder besonders schöne Geschenke, wie Harry fand. Von Hermine hatte er ein Buch rund um magische Berufe und deren Inhalte bekommen. Ron schenkte ihm neue Politur für seinen Besen. Wie üblich gab es auch einen gestrickten Pullover und Socken von Mrs. Weasley. Auch Ginny hatte an ihn gedacht und ihm einen Federkiel geschenkt, in den sie seinen Namen eingraviert hatte. Hagrid beschenkte ihn mit den traditionellen, steinharten Keksen. Harry lächelte glücklich und wollte sich schon zum Frühstück erheben, da sein Magen nun doch nach etwas Essbarem verlangte. Doch ihm fiel ein weiteres, schmales Päckchen auf. Es war in dunkles, grünes Papier gewickelt und mit einer silbernen Schleife. Es war keine Karte dabei und auch sonst nichts, dass auf einen Schenker hinwies. Nur ein kleines Schildchen mit seinem Namen darauf geschrieben baumelte an dem kleinen Präsent. Mit grunzelter Stirn griff der Potter nach dem Paket. Er wog es in der Hand, konnte jedoch auch dadurch nicht viel herausfinden. Es war etwa so schwer wie ein Notizbuch und rechteckig. Wer da wohl an ihn gedacht hatte? Innerlich verspürte der Schüler ein leichte kribbeln im Bauch, doch er wusste nicht, woher es war. Mit leicht zittrigen Fingern löste der Gryffindor das silberne Band. Dann wickelte er das Papier ab. Zu Tage kam eine rechteckige, simple Schachtel. Sie war nicht besonders, wies keine spezielle Farbe oder Form auf. Auch hier befand sich keine Nachricht. Also öffnete der Löwe die Schachtel vorsichtig. In seidigem Papier eingewickelt lag eine schmale, lange Phiole. Ein dunkelroter Trank schimmerte darin. Vorsichtig entnahm Harr das gläserne Gefäß und drehte es in den Händen. Ein kleiner Zettel war darauf geklebt. In einer fein geschwungenen Schrift, die dem Potter merkwürdig bekannt vorkam, stand:„Gegen Alpträume. 5 Tropfen vor dem Schlafen“ Der Potter riss die Augen auf. Niemand wusste von seinen Alpträumen. Er hatte es nicht erzählt, da sich seine Freunde schon genug sorgten. Auch von den Lehrern wusste es niemand… Der Trank war etwas höhere Magie. In der siebten Klasse begann man gerade erst, mit einem solchen Schwierigkeitsgrad. Und kein Schüler darunter könnte ihn wohl meistern. Spontan fielen Harry nur zwei Personen ein, die im Stande wären, einen solchen Trank zu brauen. Das waren Horice Slughorn und…Snape. Doch Snape war tot. Und Professor Slughorn wusste doch ebenfalls nichts von ihm und seinen Träumen, von seinen Ängsten… Seufzend schüttelte der schwarzhaarige den Kopf. Zu viele Gedanken schossen ihm im Kopf herum, zu viele Emotionen. Der Schüler zitterte am ganzen Körper. Was wenn Snape noch lebte, was wenn er den Angriff irgendwie überstanden hatte? War vielleicht doch Snape der Kater? Aber warum? Der Tränkemeister hatte ihn nie leiden können, wieso sollte er auf einmal als Kater bei ihm wohnen? War Snape überhaupt ein Animagus? Und wieso sollte er ihm nun helfen? Es machte alles keinen Sinn für Harry. Der Dunkelhaarige spürte sein Herz wild klopfen. Seine Gedanken waren wild, als würden sie Achterbahn fahren. Einen klaren Gedanken bekam der Schüler so kaum zu Stande. Auch er Hunger auf das eigentlich so leckere Weihnachtsfrühstück war dem jungen Mann vergangen und so entschied er, gleich hinaus zu gehen. Vielleicht würde er beim Schlittschuhlaufen auf dem See ein wenig ruhiger werden. Schnell zog sich Harry feste Schuhe und einen weiteren, warmen Pullover an. Dann zog er sich seinen wärmsten Winterumhang über, verpackte seine Hände in Handschuhe und zog eine dunkelrote, mit kleinen fliegenden Schnatzen verzierte Wollmütze auf. Unruhig lief der Potter die Treppen des Gryffindorturmes hinab. Tausende Fragen schwirrten ihm durch den Kopf, doch er fand keine Antworten. Immer und immer wieder kam ihm der tote Snape in den Sinn. Was, wenn dieser noch lebte? Würde sich ihr Verhältnis vielleicht nun bessern? Wollte Harry dies überhaupt, nachdem der Tränkemeister ihn so viele Jahre so schlecht behandelt hatte? Als er noch geglaubt hatte, dass sein ehemaliger Lehrer verstorben war, konnte Harry dies mit einem klaren Ja beantworten. Er hatte Schuldgefühle, denn er hatte nie versucht, den schwarzhaarigen Mann richtig kennen zu lernen. Dieser hatte ihm ja auch keine Chance gelassen. Nun, wo der Löwe annehmen musste, dass der Ältere noch lebte, war er unsicher. Wieso sollte sich Snape überhaupt verändert haben? Wieso sollte er ausgerechnet jetzt anders von Harry denken und aufhören, diesen herunter zu putzen und schlecht zu machen? Das Herz des jungen Zauberers wummerte schmerzhaft gegen seine Brust. Sollten sich seine Vermutungen bewahrheiten, sollte sich in dem Kater tatsächlich Snape verstecken, so würde er versuchen, mit diesem Frieden zu schließen. Er sah den Mann in anderen Augen, verdankte diesem so viel und er hatte beschlossen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Harry hatte den See erreicht. Das gefrorene Wasser schimmerte im Licht der Morgensonne. Es war kühl und ein leichter Wind wehte, der dem Potter schmerzhaft im Gesicht biss. Die Ländereien der Schule waren unter einer dicken Schicht Schnee versteckt. Es war ein wirklich wunderschönes Bild mit dem hellblauen Himmel und dem strahlenden Sonnenschein. Mit einem Zauber verwandelte der Gryffindor seine Stiefel in Schlittschuhe. Dann betrat er vorsichtig das glatte Eis des Sees. Nachdem der junge Mann vorsichtig ein paar Runden geschlittert war, erhörte er das Tempo ein wenig, denn er fühlte sich sicherer. Die Gedanken des Helden der Zaubererwelt schweiften ab. Der Grünäugige bemerkte nicht, wie er der Mitte des Sees immer näher kam. In seine Gefühle versunken hatte er nicht darauf geachtet, wo er sich befand. Auch das leichte Knacksen des Eises ging an dem jungen Mann vorbei. Die Schicht des Eises war, je näher der Gryffindor der Mitte des Sees kam, zu dünn, um ordentlich und sicher darauf laufen zu können. Mehr und mehr von dem Gefrorenen unter den Füßen des Potters splitterte weg. Erst als ein lautes Krachen zu hören war, fuhr Harry aus seinen Gedanken hoch und blickte sich um. Doch war es zu spät zum reagieren. Unter dem Gewicht des jungen Mannes ächzte das Eis, brach immer mehr, nur um den Schüler letztendlich in die Tiefen des Sees zu reißen. Harry schrie auf und bereute es sofort. Kaltes Wasser brach über ihn herein und füllte seine Lungen. Die Temperatur vernebelte ihm die Sinne und ließ seine Glieder schwer werden. Hilfesuchend blickt Harry nach oben, versuchte sich zu dem Loch zu strampeln, welches sich weiter und weiter zu entfernen schien. Die verzauberten Schlittschuhe halfen ihm dabei kaum, sich richtig nach oben zu bewegen, machten ihren Träger fast sogar noch schwerer. So jedenfalls fühlte es sich an. Panik machte sich in Harry breit. Sein Kopf war wie leer gefegt. Sein einziger Gedanke war, wieder nach oben zu kommen. Mit aller Kraft strampelte sich der Potter dem rettenden Loch näher, doch sein Körper verlange nach Sauerstoff und das eisige Wasser machte es ihm schwer, Arme und Beine richtig zu bewegen. Dazu kam seine Kleidung, die mit Wasser getränkt war und ihn noch mehr nach unten in die Tiefen zog. Schwarze Punkte flimmerten vor den grünen Seelenspiegeln des Löwen auf. Er keuchte ein letztes Mal stumm auf. Die letzten Reste Sauerstoffs aus seinem Körper sprudelten in kleinen Blasen nach oben davon. Das letzte, was der Schüler erblickte, war ein verschwommener Schatten auf dem Eis. Es musste eine Wolke sein, die die Sonne verdeckte. Dann wurde ihm schwarz vor Augen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)