Paper Umbrella Moon von YoungMasterWei ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Als WangJi die Tür öffnete, hatte er eigentlich angenommen, dass es sein Bruder wäre, besuchte ihn um solch eine Zeit eigentlich sonst niemand mehr.   „Uhm…hey.“   Wei Ying vor sich stehen zu sehen, erschien ihm im ersten Moment wie eine Erscheinung, dann fiel ihm sofort dessen zerschundenes Gesicht und das im Ganzen recht mitgenommene Aussehen auf, das er besorgt näher an diesen herantrat, sich aber gerade noch besinnen konnte die Hand, die er ausgestreckt hatte, wieder zurückzuziehen und ebenso wieder einen Schritt zurückzutun.   „Wei Ying.“ Dieser lächelte etwas hölzern und schaute merklich nervös, bevor er sich leicht räusperte und ihm folglich mit einem entschlossenen Blick begegnete.   „Lan Zhan, können wir reden? Es gibt da ein paar Dinge die womöglich etwas missverstanden worden sind.“   Wei Ying lächelte abermals steif.   WangJi war über dessen Anliegen zwar ein wenig überrascht, nickte aber schließlich und trat zur Seite um ihm anzugeben, dass er hereinkommen solle.   „Danke.“, meinte dieser und setzte an seiner Aufforderung folgen zu wollen, als er unter einem angestrengten Murren, über den ersten Schritt, ins Straucheln geriet und er ihn aus einem besorgten Reflex auffing, indem er ihm entgegen kam. Mit einem überraschten Keuchen landete dessen Gewicht gegen seinen Oberkörper, dass er einen sichernden Arm um Wei Ying legte, um ihm besseren Halt geben zu können.   Und für den nächsten Augenblick blieben sie in dieser Position, ohne dass sich einer von ihnen gerührt hätte.   Doch spürte WangJi sein Herz in einem wilden Takt in seiner Brust schlagen, sicher dass es Wei Ying auf diese Nähe nicht entgehen konnte.   „Ich glaube, ich sollte mich vielleicht setzen.“, murmelte dieser schließlich und WangJi vernahm die Erschöpfung in dessen Stimme.   WangJi war im Begriff ihn wieder loszulassen, um ihm den nötigen Raum zu geben, als dieser nach seinem Arm griff.   „Ich könnte etwas Hilfe gebrauchen, sonst passiert das gleiche wie gerade eben.“ WangJi nickte verstehend und legte sich einen Arm von Wei Ying über die Schultern. Mit dem anderen stützte er ihn um dessen Hüfte, bis sie die Couch erreicht hatten.   Mit einem erleichterten Seufzen nahm dieser Platz.   „Es tut mir leid, wenn ich ungelegen gekommen bin. Ich schwöre ich verschwinde hiernach sofort wieder.“   Wei Ying fuhr sich mit einer Hand über seinen zerzausten Haarschopf und schüttelte folglich seinen Kopf.   „Ok, wo soll ich am besten anfangen.“ Es war nicht so das WangJi nicht wissen wollte was Wei Ying zu sagen hatte, doch war dessen leidlicher Anblick einfach nicht für ihn zu ertragen und er ergriff das Wort seinerseits, bevor der andere hätte erneut ansetzten können.   „Lass mich zuerst nach deinen Verletzungen sehen. Sie müssen schmerzhaft sein.“ Wei Ying schaute darauf zu ihm und schien unentschlossen. Etwas womit WangJi hätte rechnen müssen, hieß dessen Auftauchen hier nicht automatisch, das er seine Fürsorge begrüßen würde.   „Es ist nichts weiter.“, war dann auch schon die Antwort und es ließ WangJi seine unsichere Zurückhaltung außen vor lassen, entsprach dies offensichtlich nicht der Wahrheit.   „Lass mich danach sehn und wir können reden. Ich weiß ich bin jemand den du nicht mehr länger als notwendig um dich haben möchtest, doch kann ich nicht ignorieren, das dir etwas zugestoßen sein muss. Wenn es dir lieber wäre, fahre ich dich auch zu einem Arzt. Bitte, Wei Ying, ignoriere nicht wenn es dir schlecht geht. Es gibt Menschen die sich Sorgen um dich machen. Deine Schwester, A-Yuan, Wen Ning…“   Anzufügen das er sich ebenso sorgte, empfand er allerdings als unangebracht.   Nachdem Wei Ying nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, zählte seine Besorgnis wohl auch am wenigsten bis gar nicht mehr.   „In Ordnung. Ich wollte bloß keine Umstände machen, wenn ich schon so unangemeldet deinen Abend ruinieren gekommen bin.“ Es lag ihm auf der Zunge zu sagen, dass er nichts ruiniert habe. Dass er wirklich froh war ihn zu sehen, doch nickte er abermals nur und holte schließlich das Nötige aus dem Badezimmer.       Während sich Lan Zhan um seine Blessuren kümmerte, befand sich Wei Ying in einem ständigen Hin und Her der Emotionen und auch des Schmerzes, brannte die Desinfektion auf seinen Wunden reichlich, dass es ihn oft genug das Gesicht verziehen ließ.   Er hatte mindestens schon drei Mal ansetzen wollen ein Gespräch anzufangen, doch wusste er einfach nicht so richtig was er sagen sollte.   Sollte er mit simplen Smalltalk starten, bevor er zum eigentlichen Grund seines Hierseins kam?   Sollte er einfach sagen was ihn dazu gebracht hatte herzukommen und dann wieder verschwinden, wie er es vorhin gesagt hatte?   Oder wäre es besser einfach wieder zu gehen, war offensichtlich das Lan Zhan mit seiner Anwesenheit nicht so recht umzugehen wusste.   Dieser hatte ihn nur einmal wirklich angesehen, als er die Tür für ihn geöffnet hatte. Von da an wirkte er derart steif und verhalten, das Wei Ying beinahe dem Impuls nachgab, diesen aus seiner Haltung schütteln zu wollen, brachte diese distanzierte Art ihn ebenso dazu, sich wieder so ungemein nervös zu fühlen.   Kurz bevor Lan Zhan sich seiner annahm, hatte er in dessen Gesicht diesen gepeinigt wirkenden Ausdruck einfangen können, während dessen Hand quasi in der Bewegung eingefrohren war, gefolgt von der unsicher klingenden Frage, ob es in Ordnung sei, wenn er ihn berührte.   Eine Frage die seltsam erschien, hatte er ihn quasi schon aufgefangen und zur Couch geholfen. Doch, so ging es Wei Ying durch den Sinn, war dies nicht mit tatsächlichem Hautkontakt geschehen.   Eine Tatsache die ihm so vollkommen entgangen wäre.   Lan Zhan hingegen schien sich dem nur zu gewahr und es ließ Wei Ying innerlich schuldbewusst seufzen.   „Es ist okay.“, hatte er ihm versichert.   Und das war es wirklich, wie er feststellen konnte.   Kein Verlangen sich den vorsichtigen Fingern, die ihn verarzteten, entziehen zu wollen oder sich unwohl darunter zu fühlen.   Als er ihn vorhin zu Gesicht bekommen hatte, konnte er nicht bestreiten, das es ihn in einem gewissen Maße glücklich gemacht hatte.   Als er dann unbeabsichtigt in dessen Arme gestolpert war, konnte er nicht bestreiten, dass es sich wirklich gut angefühlt hatte von ihm gehalten zu werden.   Als dieser ihn gebeten hatte sich um seine Verletzungen kümmern zu können, konnte er nicht bestreiten, dass es ihn mit einer Wärme ausfüllte, die dessen Führsorge schon früher in ihm zum Blühen gebracht hatte.   Es mochte einfach nur Lan Zhan gewesen sein, dass dieser sich so hilfsbereit gab. Aber genau das war eben eine Eigenschaft gewesen, die ihn Stück für Stück mehr für diesen hatte empfinden lassen, als er je beabsichtigte.   Deswegen war seine Enttäuschung auch so alles verzehrend gewesen, als er sich mit der Option konfrontiert sah, dass dieser nur mit ihm gespielt haben musste.   Seit seinem Gespräch mit Lan XiChen allerdings, hatte er nicht mehr unterdrücken können Lan Zhan noch einmal sehen zu wollen, um genau das zu tun, um was ihn dessen Bruder gebeten hatte.   Sollte er Lan Zhan tatsächlich Unrecht getan haben, dann wollte er ihm diese Bürde wieder nehmen wollen.   Der Mann den er kennengelernt hatte, hatte es verdient von seiner egoistischen und von Selbstzweifeln diktierten Schuldzuweisung befreit zu werden.   Lan Zhan lehnte sich auf seine Fersen zurück, als er mit seinem Gesicht soweit fertig schien.   „Lass mich auch einen Blick darauf werfen.“ Er deutete auf sein rechtes Bein und zu Wei Yings Entsetzen musste er feststellen, das er noch immer seine schmutzigen Schuhe trug und man die Abdrücke davon schon auf dem cremefarbenen Läufer vor der Couch erkennen konnte.   Er war wirklich ein Desaster!   „Oh, Sorry! Ich hätte sie ausziehen sollen. Ich…“ Er fummelte etwas ungelenk an der Schnürung seiner Stiefel herum. Darauf gab er ein ungewollt lautes und schmerzerfülltes Grollen von sich, als er den Rechten eher unsanft von seinem Fuß streifen wollte, sein Knie dabei aber so unbedacht verdrehte,das er sich einen Moment nach hinten lehnen musste, um sich mit tiefen Atemzügen wieder zu sammeln.   „Das war wohl keine gute Idee.“, lachte er durch den Schmerz hindurch und rieb sich erschöpft über sein Gesicht.   Er wurde mit einem Male wirklich müde.   „Wei Ying?“ Lan Zhan klang abermals besorgt und es ließ ihn sacht Lächeln.   „Was ist vorgefallen?“, hakte dieser nun auch nach, konnte er sich vorstellen, dass ihm diese Frage schon die gesamte Zeit über auf der Zunge gelegen haben musste, er sich aber zurückgehalten hatte, um nicht zu aufdringlich zu erscheinen.   Wei Ying atmete in einem tiefen Seufzen durch und legte seinen Kopf auf die Rückenlehne.   „Manche Leute mögen einen einfach nicht, selbst wenn man ihnen nie wirklich etwas getan hat. Es ist ihr Ego oder irgend sowas.“  Lan Zhan sagte nichts darauf und Wei Ying linste mit einem Auge zu ihm.   Er hatte seinen Blick gesenkt und schien in Gedanken vertieft, die Wei Ying nicht dreist genug war zu hinterfragen.   Vielleicht dachte er, dass er mit seiner Art solche Anfeindungen ja regelrecht provozierte und sich demnach nicht zu wundern brauchte.   Wei Ying schüttelte mit einer selbstermahnenden Miene leicht den Kopf.   Nur weil er so dachte, musste es nicht jeder andere ebenso empfinden.   Bei Lan Zhan, so wie er ihn kannte, erschien es sogar sehr unwahrscheinlich.   „Lan Zhan, lass uns reden. Sonst verliere ich nur den Mut. Okay?“ Er setzte sich nun wieder so, dass er den anderen direkt ansehen konnte und zu seiner Überraschung tat es Lan Zhan ihm gleich.   Ein Zug der Wei Ying kurz aus der Bahn warf, und er Lan Zhan einen Moment einfach nur weiter ansah.   Womöglich griff es dieser so auf, dass er darauf wartete, dass er zuerst etwas sagte und tat dies somit auch.   „Wei Ying. Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht ehrlich zu dir gewesen bin. Ich habe es zu spät verstanden.   Leider bin ich nicht sonderlich gut in diesen Dingen. Es ist etwas das ich mir nicht habe selbst beibringen können auch wenn mein Bruder oft genug meinte, ich solle außerhalb der Arbeit mehr unter Leute gehen.   Allerdings hatte ich nie das Bedürfnis oder einen nennenswerten Grund dafür und es beeinflusste mein Leben nie wirklich. Ich bin es gewöhnt allein zu sein. Es hilft mir mich zu sortieren und meine Gedanken zu klären.“   Wei Ying überkam wieder dieses zwickende Gefühl, dachte er daran wie er sich trotz allem in dessen Leben, dessen Alltag hineingequetscht hatte. Nicht zum ersten Mal kam ihm die Erkenntnis, dass er ebenso einen Part in dem Ganzen gespielt hatte und die Schuld für das Fiasko nicht allein bei Lan Zhan lag.   Und das wollte er ihm auch sagen, doch ließ er den anderen erst einmal weiterreden.   „Mit dir waren die Dinge jedoch komplett anders. Du fasziniertest mich seit wir uns das erste Mal begegneten, auf eine Art die ich so nicht gewohnt war. Du bist ein so fesselnder Charakter, dass der Wunsch dich um mich haben zu wollen immer stärker wurde. Ich schätzte unsere Freundschaft und war dankbar das du gewillt warst mir diese zu schenken.“ Lan Zhan hielt einen Moment inne und wirkte darauf sichtlich angespannt.   „Aber es wäre gelogen, würde ich sagen, dass das alles war, was ich mir gewünscht habe. Und vielleicht war es wirklich das Beste, das du mich aus deinem Leben geworfen hast, denn…denn ich konnte einfach nicht anders, als mich in dich zu verlieben.“ Hier schluckte dieser schwer und senkte seinen Blick, gefolgt von seinem sich leicht nach vorn beugenden Oberkörper. „Verzeih.“   Wei Ying wusste ohne Zweifel, dass dieser es ehrlich meinte.   Dass er sich für seine unbeholfene Art und schweigsamen Charakter endschuldigte, wie auch dafür etwas für ihn zu empfinden, von dem er ausging, das es ihm eine unangenehme Last sein musste.   Auf kurz oder lang waren sie beide wirklich zwei ungelenke Tölpel.   „Lan Zhan, schau mich an. Hey. Na los, schau mich an.“ Man folgte seiner Bitte mit einem resoluten Gesichtsausdruck der aussagte, dass dieser sich nun sämtlichen Konsequenzen widerstandslos stellen würde und es ließ Wei Ying innerlich etwas mit den Augen rollen.   Es war der Schalk, wie auch der Übermut nicht allein mit diesem Gefühl zu sein, der ihn denken ließ `Na, gut, wenn den so ist, dann stelle dich dieser Konsequenz.´ als er sich wortlos nach vorn beugte und ihn einfach küsste.   Lan Zhan verspannte sich noch etwas mehr, das Wei Ying schon befürchtete, dass es ihn wie Glas zerspringen lassen würde, worauf er sich wieder zurückzog und in dessen irritiertes und verschreckt erscheinendes Gesicht schaute.   Wei Ying legte den Kopf etwas schief und zog die Augenbrauen zusammen.   „Du siehst nicht wirklich glücklich darüber aus.“, stellte er fest und hoffte bei allen Göttern, das er nicht schon wieder einen riesen Fehler begangen hatte, indem er etwas falsch verstand.   Seine Augen weiteten sich demnach in Panik, als Lan Zhan ihn nur weiterhin so zwiegespalten ansah, als ihm ein Gedanke kam.   Dachte dieser womöglich er wolle ihn nur veralbern?   Am Ende kämpfte Lan Zhan nicht gegen weniger Selbstzweifel als er und es machte ihm das Herz schwer, hatte er diese Option bis jetzt gar nicht in Betracht gezogen.   „Lan Zhan?“ Er legte ihm eine Hand an die Wange und lächelte warm.   „Ich mag dich ebenso. Deswegen war ich auch so enttäuscht, als ich annehmen musste, dass ich nur ein Zeitvertreib für dich war. Ich wollte einfach mehr für dich sein. Aber ich dachte, dass ich mir nichts vormachen brauche. Das jemand wie du, selbst ohne dieses dumme Missverständnis, nie an jemandem wie mir interessiert sein würde. Ich…“ Ein Funkeln zeigte sich in Lan Zhans Augen, das sich über dessen folgende Worte als Teil eines Tadels entpuppte.   „Du bist ein großartiger Mensch Wei Ying.“ Er sprach dies derart resolut aus, das es Wei Ying die Sprache verschlug, dem in einem eingespeicherten Reflex zu wiedersprechen. Stattdessen schmunzelte er, als Lan Zhan nun beide Hände sanft an seine Wangen legte und mit den Daumen darüber strich.   „Für mich bist du jemand ganz Besonderes. Am Ende bin ich derjenige der…“ Wei Ying war schnell dabei ihm einen Zeigefinger auf die Lippen zu legen, um diesen in seiner Selbstverurteilung zu unterbrechen.   Sie kämen nirgendwo an, wenn sie dies fortführen würden.       Als Wei Ying ihn so urplötzlich küsste, schien der Moment in sich stillzustehen, war WangJi völlig überfordert mit diesem Werdegang, dass er sich ebenso nicht erlaubte es zu tief in sein Inneres vordringen und dort ankommen zu lassen, wo all seine Gefühle für Wei Ying ihr Nest gebaut hatten.   Denn Hoffnung war in diesem Augenblick etwas das er nicht wagte zuzulassen.   Aber es war so unsäglich schwer.   Als sich Wei Ying wieder von ihm zurückzog wartete er einzig darauf, dass dieser ihm sagen würde, dass es ein Scherz gewesen sei, dass es seine Art von Revanche gewesen war und sie nun quitt wären.   Und er hätte es hingenommen.   Herzschmerz und jammernde Sehnsucht inbegriffen.   Wenn es das war, was sie womöglich wieder zu ihrer Freundschaft zurückführen würde, dann hätte er es akzeptiert.   Die letzten Wochen waren für ihn eine wirkliche Herausforderung. Denn egal was er tat, wo er war, mit wem er sich auch unterhielt, Wei Ying war eine beständige Präsenz in seinem Kopf gewesen.   Er vermisste ihn so unsäglich.   Er fühlte sich so einsam und miserabel.   Es war eine Leere in sein Herz gezogen, die sich einfach mit nichts auffüllen ließ. Sie wurde nur größer mit all der Reue und Schuld die beständig an dessen Rändern fraß und ihm nichts weiter übrig blieb, als es hinzunehmen.   Nicht nur einmal hatte er sein Telefon in der Hand gehalten und minutenlang auf Wei Yings Nummer geschaut nur um es dann wieder wegzulegen.   Er wollte ihm nicht lästig werden.   Dass er ihm diese Unterlagen zum Lernen für seine Prüfungen versucht hatte zukommen zu lassen, war ebenso auch der Versuch eines Abschlusses gewesen, doch war es naiv von ihm, anzunehmen, dass es derart einfach sein würde.   Natürlich hatte er sich ständig gefragt, ob dieser mit allem zurechtkam. Ob er weiter Fortschritte machte. Ob er am Ende erfolgreich gewesen war.   Wei Ying hätte es sich wirklich verdient. Wie so viele andere gute Dinge auch, die er ihm nur zu gern ermöglichen hätte wollen.   Doch er hatte es ruiniert.   Und nun schaute man ihn mit einem ebenso unerwartet irritierten Ausdruck an, dass er einfach nicht mehr wusste, was es in dieser Situation zu tun galt.   Also blieb er reglos und durcheinander, bis ihm Wei Ying eine kühle Hand auf die Wange legte und ihn mit einem Lächeln bedachte, das ihm sofort wieder ins Herz zog. Die Leere zurückdrängte.   Ihn darauf sagen zu hören, dass dieser ihn ebenso mochte, änderte nichts an seiner Starre, fühlte er sich gerade etwas von der Realität entfremdet.   Sollte er tatsächlich solch ein Glück haben?   Erst als Wei Ying meinte, dass dieser sich nicht gut genug für ihn hielt, sprang er in seine Form zurück und seine Wiederrede kam ihm in ehrlicher Selbstverständlichkeit über die Lippen.   Auf welche Wei Ying schließlich einen Finger legte, und er darunter wieder verstummte.   „Einigen wir uns darauf, dass wir beide noch einiges zu lernen und herauszufinden haben, was den anderen angeht. Okay? Es mag scheinheilig klingen wenn ich es sage, aber ich denke es tut keinem von uns gut, wenn wir ständig an uns selbst zweifeln. In Zukunft sollten wir einfach die Sachen beim Namen nennen, wenn uns etwas verunsichert oder missfällt.“ Wei Ying klang so überzeugend und in sich etwas mehr gereift, dass es WangJi zugetan lächeln ließ. Auch weil dessen Worte andeuteten, dass es eine Zukunft geben würde die sie zusammen zeigte.   Es brachte eine Überschwänglichkeit mit sich, die ihm ebenso unbekannt war und es seinen Körper fast zum Vibrieren brachte.   „Du hast Recht. Ich möchte ebenso, dass wir es zusammen versuchen. Wei Ying. Solange du mich bei dir haben willst.“   Dieser rollte nun mit den Augen, doch lächelte er darüber und legte ihm folglich beide Arme um den Hals. Sah ihn offen und sanft an.   „In Ordnung. Da wir das geklärt haben.“ Er brachte ihre Gesichter noch etwas mehr zusammen. „Darf ich dich noch einmal küssen Lan èr gē ge?“, wisperte er mit einem verschmitzten Schmunzeln, wohl weil er merkte das ihn dieser Titel etwas verlegen werden ließ.   „Mn.“, brachte er somit etwas kratzig hervor und diesmal kam er Wei Ying bereitwillig entgegen.   Es war ein Gefühl, als würden sich bewusste wie auch unbemerkte Fesseln um ihn lösen.   Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals zuvor derart befreit und von solch einem ungestümen Wirbel an Emotionen eingenommen gefühlt zu haben, dass es ihn tatsächlich etwas taumelig machte.   Ein leises, aber hörbares Zischen stahl sich von Wei Yings Seite dazwischen und WangJi zog sich ein wenig zurück um diesen anzusehen. Wei Ying leckte sich mit der Zungenspitze über die Blessur an seiner Unterlippe. Er wirkte nun auch merklich schläfriger als zuvor, dass er diesem mit einer Hand gegen dessen Brust aufhielt, als er sich wieder zu ihm lehnte.   „Du solltest dich erst einmal richtig ausruhen. Außerdem habe ich noch nicht den Rest deiner Verletzungen gesehen. Wir sollten damit nicht leichtfertig sein.“, erklärte er ihm, was Wei Ying sofort ein Schmollen aufsetzen und trotzig murren ließ.   Dann jedoch stahl sich wieder dieses kecke Grinsen auf sein Gesicht.   „Dafür müsste ich erst aus meiner Hose raus.“ Er wippte albern mit den Augenbrauen, während es WangJi warm auf den Wangen wurde.   Wei Yings unbefangenes, amüsiertes Lachen das darauf folgte, war der schönste Klang den er seit langem gehört hatte.   *** Lan èr gē ge – Zweiter großer Bruder Lan     *** So, an dieser Stelle möchte ich auf etwas eingehen, das mir in letzter Zeit öfter wieder untergekommen ist und ich finde, dass man es vielleicht einmal ansprechen sollte. So als Smut Veteran. Das Thema wäre Analverkehr. Ich habe über die Jahre selbst einiges an homoerotischen Smutszenen geschrieben und wesentlich mehr gelesen. Natürlich fängt jeder einmal an. Manche lesen es zwar gern, aber würde es nicht selbst schreiben. Manche sind nur wegen dem Smut dabei. Manche brauchen ihn für eine gute, intensive BL Story auch gar nicht. Und alles davon ist vollkommen in Ordnung. Ehrlich. Aber, wenn man solche Szenen schreiben möchte, gibt es doch das ein oder andere, von dem ich das Gefühl habe, dass man es mal erwähnt haben sollte. Analverkehr ohne Gleitmittel wird für keinen der Beteiligten ein angenehmes Erlebnis werden. Im Gegenteil! Es führt eher zu Verletzungen und die können in dieser Region wirklich zu ner fiesen Sache werden. Der Anus ist nicht ausgelegt, wie das weibliche Geschlechtsorgan. Er gibt kein Eigensekret zum feucht machen ab und ist von Natur aus nicht darauf ausgelegt Dinge eindringen zu lassen. Man sollte sich somit ausreichend Zeit mit der Vorbereitung lassen und auch auf seinen Partner eingehen. Und Nein, Speichel oder Schweiß ist kein Ersatz für ein vernünftiges Gleitmittel! Eine aufgezwungene/gewaltsame Penetration des Anus ist ebenso Vergewaltigung! Nun hat ja, was Smut Fan Fiktion betrifft, jeder so seine Vorlieben. Manche finden Gefallen daran wenn ihr OTP hart zur Sache geht im Bett (oder wo auch immer) Manche stören sich nicht an einer Vergewaltigung (können ihr sogar einen romantischen Aspekt abgewinnen, was mir jedoch etwas unverständlich ist) Manche wollen, dass ihr OTP immer und überall übereinander herfällt. Manche mögen es, wenn es spontanen oder überraschenden Sex gibt. Manche mögen es wenn ein Part ihres OTP darauf abfährt, wenn er bei Sex Schmerzen erleidet. Und auch das ist jedem selbst überlassen es gut zu finden. Allerdings gibt es auch Leser denen unvorsichtiger Smut die Freude am Lesen nimmt. Ich bin zum Beispiel eine dieser Personen. Umso mehr enttäuscht es mich, wenn solche Szenen in populären Novels vorkommen. Und ich finde es ebenso etwas unverantwortlichem Analsex in dieser uninformierten Art darzustellen, denn viele jüngere Leser/Autoren denken am Ende das es tatsächlich ok so ist, weil sie es nicht besser wissen. Auch wenn man nicht ständig eine große, ausführliche Smutszene schreiben will, gibt es Wege, den Analsex angenehmer darzustellen, wenn man den Bottom seines OTP nicht absichtlich leiden lassen will. Auch muss es nicht immer gleich Analsex sein. Ein Hand-oder Blowjob kann auch zureichen, und kann ebenso ausgebaut werden, dass es die gewünschte Atmosphäre mit sich bringt. Es gibt Gleitgel in kleinen Packung die man wie ein Kondom auch mit sich führen kann. Man kann den Bottom seines OTP sich schon vorbereitet haben. Er könnte einen Plug tragen. In Stories mit Fantasy/Magie Anteil kann man selbst kreativ werden. Selbst anatomisch gesehen (siehe z.b. ABO Geschichten) Man muss nicht mal direkt über das Vorbereiten für kommenden Analsex schreiben, wenn es einem zu fade ist. Man kann es schlicht Andeuten und dann zum eigentlichen Akt überwechseln. Diese Text, soll keine Standpauke sein. Sondern eine gutgemeinte Information. Es gibt ebenso Webseiten, wo man sich zu dieser Thematik belesen kann. Ich zieh mir das also nicht einfach nur aus den Fingern. Jedem Autor ist es aber immer noch selbst überlassen, was er mit seiner Story und seinen darin vorkommenden Charakteren anstellt. Ich persönlich mag es wenn mein OTP happy wird/ist. Wenn der Smut Qualität hat, umso besser. Und auch ich lerne immer noch dazu. Lasse mich von anderen Autoren inspirieren oder bewundere ihre Art wie sie eine Geschichte zum Leben erwecken können. Wir können alle voneinander lernen und die Welt der Fan Fiktion damit nur umso besser und umfangreicher machen. In diesem Sinne, lass euch die Lust am Schreiben und Kreativsein nicht nehmen. LG   YMW Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)