Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 9: 9. Gefährliche Blicke -------------------------------- Po keuchte erschöpft. Er wusste nicht wie lange sie nun schon unterwegs waren. Wobei er eigentlich der Einzige war, der einen Schritt nach dem anderen unternahm, während Shen immer noch, wenn auch unfreiwillig, auf seinem Rücken schlief. Mit besorgtem Blick warf Po einen Blick zum Himmel hoch. Es war schon fast Abend und dunkle Wolken bedeckten den Himmel. „Okay, okay“, murmelte der Panda vor sich hin. „Es kann solange nichts passieren solange es nicht regnet…“ Er hatte kaum zu Ende geredet, da fühlte er auch schon den ersten Regentropfen auf der Nase. „Na toll. Okay, es ist ja nur ein kleiner Wassertropfen. Wäre ja schlimmer, wenn es…“ Plötzlich wurde aus einem Regentropfen mehrere und nach nur wenigen Sekunden prasselten dicke Regentropfen auf die Erde nieder und hüllten den Panda mit dem Pfau auf dem Rücken ein. Po ließ die Schultern sinken und seufzte laut. „Ist das ein bescheuerter Tag“, murmelte er grimmig. Er stand hier allein und vergessen in der Wildnis mit einer Kreatur auf dem Rücken, die ihn jederzeit töten wollte, wenn sie die Chance dazu hätte. Besorgt blickte der Panda auf Shen, der ein sanftes Stöhnen von sich gegeben hatte. Plötzlich blies ihnen ein kalter Wind entgegen und peitschte den Regen aggressiv ins Gesicht. Missmutig wischte sich Po das Wasser aus dem Gesicht und setzte seinen Weg mühsam fort. Doch nach ein paar Schritten… „Das ist doch lächerlich.” Suchend sah er sich nach einem Platz um, wo sie sich unterstellen könnten bis der Regen vorbei war, und… vielleicht sogar wo sie die Nacht verbringen könnten. Er stieß ein lautes knötterndes Knurren aus. „Oh Mann, Universum! Es wäre wirklich sehr schön, wenn du uns ein Zeichen schicken würdest, um uns den Weg zu einem trockenen Platz zu weisen.“ Ein weiterer starker Wind blies ihm ins Gesicht und wirbelte einen kleinen Blätterhaufen auf. Überrascht beobachtete der Panda wie die Blätter in eine bestimmte Richtung flogen. Und dann sah er es. Nicht weit entfernt auf einem Hügel stand ein Haus. Po blieb der Mund offen, bevor er ihn nach einer Weile wieder schloss. „Wow, das ging aber schnell.“ Er blickte sich um. „Danke“, flüsterte er. Schnell rannte er auf das Haus zu, das unbewohnt zu sein schien. Kein Licht brannte und es war niemand zu sehen. Kurz vor der Tür hielt er an und schob sie langsam und vorsichtig auf. „Hallo, jemand zuhause?“ Doch niemand antwortete. Na gut, dachte Po. Er hatte ja eh keine andere Wahl. Sie konnten unmöglich draußen bleiben. Und mit einem verletzten Vogel schon gar nicht. Langsam trat er ein. Die Tür war recht alt und stand kurz davor aus den Angeln zu fallen. Bei jedem Schritt knarrte der Boden unter seinen Füßen, dass Po befürchtete jeden Moment einzukrachen. Das Dach war undicht, aber zum Glück noch soweit intakt, dass der Regen größtenteils daran abprallte und nur kleine Pfützen auf dem Holzboden hinterließ. Plötzlich ließ ihn ein lauter Knall zusammenfahren. Erschrocken wirbelte Po herum, bis er erkannte, dass nur ein loser Fensterladen gegen die Wand geschlagen war. Das Haus war nicht sonderlich groß. Es bestand nur aus einem leeren Essbereich, Küche ohne Kücheneinrichtung, eine Art Wohnzimmer mit einem demolierten, kaputten Tisch und einem weiteren Einzelzimmer in der ein Bett in der Ecke stand, was Po erleichtert aufatmen ließ. Wenigstens hatte er für Shen einen guten Platz gefunden. Sachte legte er den in der Decke gehüllten Pfau erst mal auf dem Fußboden ab, schüttelte die Bettmatratze aus und breitete ein Tuch darauf aus. Anschließend bettete er den Lord aufs Bett. Shens Stöhnen wurde jetzt lauter. Vorsichtig schob Po die Decke etwas runter. Shens Flügel zitterte leicht. Po strich ihm beruhigend über den Kopf. „Okay… oooahhh!“ Er musste laut gähnen. Am liebsten hätte er sich sofort hingelegt, doch Shens Versorgung ging vor. Er war zwar kein Arzt, aber vielleicht konnte er wenigstens die gebrochen Glieder schienen bis er jemanden fand, der sich den Verletzungen annehmen würde. Mit diesem Vorhaben ging Po nach draußen, um nach ein paar geraden Stöcken zu suchen und ein paar Lianen aufzusammeln. Nachdem er alles gefunden hatte, rannte er zurück ins Haus, wo er sich erst mal den Regen vom Fell schütteln musste. Dann trocknete er die Fundsachen ab und eilte damit an Shens Bett. Zögernd entfernte er die Decke um ihn. Dann legte er ein paar der Äste zuerst um Shens gebrochen Flügel. Doch als er die Lianen drum herumwickelte, begannen Shens Gesichtsmuskeln merklich zu zucken. Sanft strich Po über den Flügel, nachdem er mit der Schienung fertig war. Dann machte er mit dem Bein weiter. Er war kurz davor die Lianen drum herum zusammenzuziehen, als Shen auf einmal blinzelte. Im nächsten Moment zog Po die Seile straff und die Äste pressten sich um das gebrochene Bein. „AAAAAAAAAAAHHHHHHH!“ Shen brüllte vor Schmerz und setzte sich wie vom Blitz getroffen auf. Po war so erschrocken, dass er alles fallen ließ. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt Shen sich sein Bein. Die Äste und Lianen waren von dem heftigen Aufsetzen wieder runtergefallen. „Es ist okay, es ist okay“, stotterte Po nervös. „Ich wollte nur…“ „DU VERFLUCHTE KREATUR VON EINEM DORFTROTTEL!“, schrie Shen. „Äh, okay, nun, ich wollte…“ Shen stieß ein bedrohliches Knurren aus. „Komm – nicht - näher!“, zischte er mit kontrollierter gepresster Stimme. Doch dann fiel ihm die impovisierte Schienung um seinem Flügel auf. „Was...?“ Verwundert starrte er darauf. „Die ist von mir“, meldete Po sich mit einem verlegenen Lächeln zu Wort. „Damit dein Flügel gut verheilt.“ Der Panda erwartete eventuell ein gemurmeltes Danke, oder sowas ähnliches. Doch stattdessen warf Shen ihm einen bitterbösen Blick zu. „ICH BRAUCHE DEINE HILFE NICHT!“ Shen zeriss die Lianen und schleuderte alles auf den Boden. „Dafür wirst du sterben!“ „Hey, wofür?“ Po war empört. „Du hast meine Ehre in den Dreck gezogen!“ Dem Panda blieb der Mund offen. „I-ich… ich hab dich gerettet.“ „Hab ich dich darum gebeten?“ „Äh… nun… ich…“ „Hab ich nicht oder hab ich nicht? Oder habe ich?“ Shens Stimme klang verärgert und zutiefst verbittert. Po legte die Fingerspitzen seiner Zeigefinger zusammen. „Nein…“, antwortete er kleinlaut. Für einem Moment herrschte absolute Stille. Shen rieb sich über seinen befreiten gebrochenen Flügel, während er Po ununterbrochen voller Hass ansah. „Ich hatte die Gelegenheit einen ehrenvollen Tod zu sterben“, fauchte der Pfau düster. „Aber du hast es ruiniert.“ Voller Verachtung drehte er den Kopf zur Seite. „Lass mich allein.” So langsam wagte es Po sich wieder zu bewegen und war innerlich irgendwie erleichtert. „Oh, okay… du bist müde… wir hatten einen schlechten Tag… und…“ Ein gefährlicher Blick von Shen und Po taumelte rückwärts durch die Tür aus dem Raum. Anschließend schloss er schnell die Tür. Draußen seufzte der Panda laut auf. Er war enttäuscht von sich selbst. „Na toll,“ murmelte er. Seine Augen wanderten zu einem der kaputten Fenster. Mit schweren Schritten ging er darauf zu und blickte traurig nach draußen. „Was die anderen wohl gerade machen.“ Im Jade-Palast war Shifu gerade in einer Meditation vertieft. Um ihn herum war es dunkel und draußen noch kein Regen, da die Regenfront noch ziemlich weit entfernt war. Ein leichter Hauch von Sorge umschlich ihn. Irgendetwas stimmte nicht und er hoffte, dass es nicht mit Po zu tun hatte. Kerzen brannten vor dem Kung-Fu-Meister. Mit tiefster Konzentration versuchte er den Grund für seine innere Sorge zu ergründen. Plötzlich flatterte etwas durch die Luft und landete kurz darauf neben ihm zu Boden. Sofort stand Shifu auf, sichtlich genervt von dieser Störung. „Was ist denn jetzt los?“ Neben ihm war ein Palast-Gänserich erschienen. „Och, ich sehe du bist aus Gongmen. Ich hoffe, du hast gute Nachrichten.“ Tigress, Monkey, Crane und Viper standen gerade in der Küche und versuchten etwas Schmackhaftes für den Abend zu kreieren. Lustlos kramte Monkey durch die Regale. „Ich vermisse Po irgendwie“, murmelte er. „Seine Kochkünste waren bis jetzt immer das absolute Highlight.“ „Jetzt sei nicht so ein Weichei“, meinte Tigress genervt. „Ein gesundes Mahl ist auch eine gute Sache.“ „Und ich dachte, das was Po gekocht hatte wäre gesund“, meinte Viper verwundert. Plötzlich flog die Tür auf und Shifu stürmte herein. „Hört zu!“, rief der Meister. „Po ist verschwunden! Und Shen auch!“ Die vier Freunde starrten Shifu mit großen Augen an. „Verschwunden? Po?“, fragte Monkey ungläubig. „Was ist passiert?“, fragte nun auch Tigress. „Shens Hinrichtung wurde von unbekannten Angreifern unterbrochen. Seitdem sind Po und Shen spurlos verschwunden.“ „Was ist mit Mantis?“, fragte Tigress weiter. „Mantis ist okay. Er hält sich noch in Gongmen auf und sucht nach ihnen.“ „Und Po?“, fragte Viper, in der Hoffnung einen kleinen Anhaltspunkt zu bekommen. Doch Shifu schüttelte den Kopf. „Nichts. Ich kann nur hoffen, dass er nichts Dummes anstellt.“ Damit verschränkte er die Hände auf den Rücken. „Und falls doch… kann er sich auf eine Menge Probleme gefasst machen.“ Er seufzte. „Falls er noch leben sollte.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)