Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 8: 8. Irgendwo auf dem Wasser und auf dem Land ------------------------------------------------------ Der Himmel verdunkelte sich. Es war schon fast später Nachmittag. Pos Blick hing über der Stadt Gongmen, die mit jeder Minute immer kleiner und kleiner wurde, während das Boot weiter entlang der Küste schipperte. Er hatte überhaupt keine Ahnung was er jetzt machen sollte. Erst jetzt fiel ihm wieder Mantis und die anderen ein. Er hatte sie im Stich gelassen. Doch andererseits war er viel mehr besorgt darum, dass die Angreifer Shen töten könnten. Er konnte nur hoffen, dass seine Freunde wohlauf waren. In diesem Moment vernahm er wieder Shens Stöhnen. Po griff sich ein Paddel und paddelte schneller von der Stadt weg. Sein Blick fest entschlossen. Er wollte unbedingt in Erfahrung bringen was in der Nacht passiert war. Genau das wollte er noch wissen, bevor Shen starb. Es war sein Recht die Wahrheit zu erfahren. So lange Shen in seiner Nähe war, konnte es nicht verkehrt sein ihn am Leben zu lassen bis die Gefahr für ihn und die anderen vorüber war. Nach einer Weile hielt er keuchend inne. „Okay, kleine Pause.“ Er legte das Paddel beiseite und lehnte sich zurück. Tief in Gedanken ließ er den Blick wandern und blieb schließlich an Shen hängen, der zwar die Augen immer noch geschlossen, aber sich sachte zu bewegen begann. Ein tiefes Seufzen entkam dem Panda. Vorsichtig erhob er sich und kramte in einer hölzernen Seemannskiste, um etwas zu finden, womit er die Schnur durchschneiden könnte. Er fand ein altes Messer und ging damit auf den Pfau zu. Sachte schob er die Decke beiseite, die immer noch um den Vogel gewickelt war und kappte die enge Schnur. Der Lord rang zischend nach Luft, als die Kordel sich um seinen Flügeln löste. Nachdem der Panda die Fesseln vollständig entfernt hatte, warf er sie irgendwo auf dem Boot in eine Ecke und überlegte was er als Nächstes tun könnte. Er zuckte zusammen. Shens Bewegungen wurden jetzt kräftiger und mit einem Mal stand der Pfau auf allen vieren. Plötzlich machte er eine schnelle Bewegung nach vorne. Seine Augen dabei weit aufgerissen. Po war so erschrocken, dass er vorsichtshalber etwas zurückwich. Was war nur mit ihm los? War der Pfau am Ersticken oder wollte er ihn nur wieder angreifen? In der nächsten Sekunde warf Shen sich nach vorne, beugte sich über die Bootsrelling und… übergab sich. Po tat nichts. Er ließ ihn einfach. War das alles zu viel für ihn gewesen? Oder war mit dem Schlag auf dem Kopf etwas irreparabel beschädigt worden? Das Ganze dauerte nicht lange. Nach weniger als 10 Sekunden hob Shen wieder schwer atmend den Kopf und hing mit zittrigen Flügeln über dem Bootsrand. Sachte legte Po seine Tatze auf seinen Rücken. „Das ist schon okay.“ Plötzlich drehte Shen den Kopf in seine Richtung und sah ihn mit hasserfüllten aber auch beschämten Augen an. Sich vor seinem ärgsten Feind zu übergeben, war bei weitem die schlimmste Demütigung, die er sich je vorstellen konnte. Doch für einen Kampf war er viel zu schwach. Er bewegte den Schnabel, doch Po konnte nicht verstehen was er sagte, vermutete jedoch, dass es keine positiven Worte beinhaltete. Doch dann schaffte es Shen klare Worte zu formen. „Du… tot.“ Damit rollte er die Pupillen nach hinten und schloss willenlos die Augen. Schnell beugte sich Po nach vorne und hielt den Oberkörper des Vogels, der jetzt völlig kraftlos aus dem Boot hing. Vorsichtig holte er ihn zurück ins Innere des Bootes, wo er ihn in den Tatzen halten auf den Rücken rollte und schweigsam seinen Blick auf ihn ruhen ließ. Er kontrollierte Shens Puls, um sich zu vergewissern, dass das Herz noch schlug. Langsam strich er über Shens Kopf. Er hatte Mitleid mit ihm. Würde sich der Lord jemals ändern? Po konnte einfach nicht verstehen, wie ein so einflussreicher Herrscher alles was er im Leben hatte wegwerfen konnte, um ein grausamer Militärbefehlshaber zu werden. Sachte legte er ihn wieder auf den Bootsboden und suchte nach ein paar Materialien, um die alten und neuen Wunden zu säubern. Die Wunden vom Kanonenaufprall waren zwar fast schon verheilt, doch es steckten immer noch kleine Holzsplitter in der Haut. Einige Stellen hatten sich sogar entzündet. Po hatte überhaupt keinen blassen Schimmer wie er solche Art von Wunden behandeln sollte und beschloss sie mit Wasser zu säubern, um sie anschließend später weiter von einem Arzt untersuchen zu lassen. Po stieß einen tiefen Seufzer aus. Wo sollte er hier einen Arzt finden? Auf einmal fiel ihm etwas anderes ein. Was würde Shifu dazu sagen? Und all die anderen? Er schüttelte den Kopf. Dazu war später immer noch Zeit. Mit einem Lappen säuberte er zuerst Shens Kopfwunde und wickelte ein weiteres sauberes Tuch drum herum, wobei Shen krampfhaft die Augen zusammenkniff. Er spürte die Schmerzen, hatte aber keine Kraft aus seiner Ohnmacht aufzuwachen. Er musste sich dringend erholen. Nachdem Po damit fertig war, deckte er ihn wieder mit der Decke zu. Dann ließ er sich neben dem Pfau nieder und beobachtete wie sich der Brustkorb des Lords sachte hob und senkte. Wenigstens arbeitete das Herz noch. Vielleicht war es sogar unwahrscheinlich, dass er sterben würde. Zumindest hoffte er das. Müde schloss der Panda die Augen, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Mittlerweile glitt das Boot am bewaldeten Ufer entlang. Die Wellen ließen es näher ans Festland driften, bis es mit einem Mal strandete. Bei dem leichten Aufprall schlug Po sofort die Augen auf und sah sich verwundert um. Am Ufer hielt sich zum Glück keine lebende Seele auf und war von dichten Bäumen und Büschen bewachsen. Schließlich beschloss er das Boot zu verlassen. Er hatte zwar immer noch kein klares Ziel vor Augen, doch er musste einen Patz finden, wo sie für eine Weile in Sicherheit sein konnten. Vorsichtig nahm er den Lord wieder in die Arme, die Decke immer noch eng um ihn geschlungen, und marschierte durch den Wald. Zum Glück war der Pfau nicht sonderlich schwer, sodass Po keine Probleme hatte ihn durch das dichte Gestrüpp zu tragen. Nach einer Weile merkte Po wie ihm der Hunger plagte. „Zu dumm. Kein Mittag gegessen.“ Seufzend sah er zum Himmel hoch. „Also ein kleines Zeichen vom Universum könnte ich jetzt gut gebrauchen.“ In der nächsten Sekunde erblickte er vor sich einen hölzernen Karren, der über und über mit Gemüse beladen war. Verwundert starrte der Panda auf das essbare Wunder. „Wow, das nenn ich mal eine schnelle Antwort. Danke.“ Er lief schneller und legte Shen im Gras ab. Dann griff er nach einem großen Rettich und biss rein. „Mmmm, wie zuhause.“ Er hielt inne. Nachdenklich betrachtete er den großen Holzkarren. Dann kam ihm eine Idee. „Könntest du mal etwas schneller machen?“, rief ein Schwein ungeduldig einem großen Ochsen zu, der eine große Gemüsekiste auf den Schultern trug. „Wir müssen diese Waren so schnell wie möglich zu den Restaurants transportieren. Sie warten. Die haben lauter hungrige Kunden!“ „Ja, ja“, grummelte der Ochse gelangweilt. „Ich weiß. Ich weiß.“ „Fein, fein“, plapperte das Schwein. „Beeil dich, beeil dich, Beeilung, wir müssen noch… Hey!“ Mit hochgerissenen Armen lief das Schwein nach vorne, als es Po sah, der seelenruhig an einem Rettich kaute. „Hey, du Dieb! Nimm sofort deine dreckigen Hände von meinem Gemüse!“ Hastig schluckte Po den Bissen hinunter. „Oh, tut mir leid.“ Und wische sich über den Mund. „Ich hatte Hunger und da dachte ich…“ „Fang den Dieb!“, rief das Schwein und klopfte gegen die Beine des Ochsen. Der Ochse schnaubte. „Ich fange den Dieb.“ Po ließ den Rettich fallen. „Oh, halt, halt, bevor du einen Fehler machst…“ „Du bist derjenige, der einen Fehler gemacht hat“, knurrte der Ochse und rammte den Panda. Po reagierte schnell und im nächsten Moment lag der Ochse auf dem Boden. Doch kurz darauf startete das große Tier einen neuen Angriff, während das Schwein ihn laut anfeuerte. „Zertrampel ihn!“ Seine Rufe wurden leiser, als der Ochse immer wieder und wieder zu Boden fiel. Nach der zehnten Runde hob er erschöpft den Huf. „I-ich brauch ne Auszeit.“ Das Schwein zog sich aufgebracht an den Ohren. „Na toll. Wir werden uns verspäten! Wirklich toll! Dann nimm doch meine Waren!“ Ruhig strich sich Po über sein Fell. „Ich bin nicht hier, um dir deine Sachen zu stehlen.“ „Was willst du dann?“, fragte das Schwein nervös. Der Panda räusperte sich respektvoll. „Kumpel, ich bin der Drachenkrieger. Und ich suche nach einem Transportmittel in mein Dorf.“ Schweigend sahen ihn die beiden an. „Du bist der Drachenkrieger? Du?“ „Ja, ich bin‘s. Und ich muss dringend ins Tal des Friedens kommen.“ Das Schwein sprang auf. „Das liegt auf unserem Weg! Es wäre mir eine Ehre dich dorthin zu bringen. Ich hab immer viel von dir gehört, wenn wir am Dorf vorbei gekommen sind.“ Po lächelte. „Danke.“ „Bist du auf einer Mission unterwegs?“ Darüber musste Po erst mal nachdenken. „Äh… ja. In der Tat. Ich bin auf der Durchreise. Ich und mein… äh… Freund.“ Das Schwein und der Ochse sahen sich um. „Wo ist er denn?“ Po lächelte nervös. „Nun, er ist ein bisschen… müde geworden. Wir haben schon einen beschwerlichen Weg hinter uns. Und jetzt versuchen wir nach Hause zu kommen.“ Mit diesen Worten hob er den Pfau vom Boden auf, jedoch so dass die beiden nicht vollständig das Gesicht sehen konnten. Das Schwein kratzte sich am Kopf. „Wenn es weiter nichts ist, dann könnt ihr mit uns kommen.“ „Oh, das wäre großartig, danke, vielen Dank!“ „Komm, Yan“, wandte sich das Schwein dem Ochsen zu. „Wir sind ohnehin schon spät dran.“ Mühsam erhob er sich. „Ja, ja“, grummelte er. Po wählte einen freien Platz auf dem Karren, wo er Shen ablegen konnte. Mühsam kletterte er aufs Gefährt und bettete Shen neben einer der Holzkisten, während das Schwein es sich auf dem Kutschbock bequem machte und der Ochse mit seinen starken Armen die beiden Stangen des Karrens fest in die Hufe nahm, sodass er sie hinter sich herziehen konnte wie eine Rikscha. „Alles klar“, rief das Schwein zu ihm runter. „Los geht’s.“ Damit setzte sich der Wagen in Bewegung. Po atmete erleichtert auf. Vielleicht wurde doch noch alles gut. Der Wagen fuhr durch dichten Wald und auf alten Wegen. Doch Pos Gedanken lagen in weiter Ferne. Irgendwie war es Ironie, dass sie nun denselben Weg fuhren auf dem er als Baby zu seinem Dorf gefahren worden war. Er lächelte und versuchte zu ergründen, ob ihm irgendetwas an diese Gegend erinnerte, doch es kam ihm nichts davon bekannt vor. Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als Shen sich zu bewegen begann. Plötzlich fuhr der Wagen über einen Stein und der harte Aufprall ließ den Karren erzittern. Shen blinzelte. Zuerst dachte Po, er würde wieder einschlafen, doch dann wurde das Blinzeln des Pfaues heftiger und blickte sich verwundert um. „W-was i-ist pass-iert?”, stotterte er zwischen heftigen Atemzügen. Er zuckte merklich zusammen, als er nicht weit von sich Po gegenüber erblickte. Der Panda lächelte und hob die Tatze. „Hi.“ Plötzlich durchzogen Shens Augen eine grenzenlose Giftigkeit und schien sich sofort wieder an alles zu erinnern. Sein Schnabel zitterte, sein Blick gefüllt mit blanker Wut. Po wurde es unheimlich. „Äh, mh, ganz ruuuhiig.“ Shen knurrte böse und sprang mit einem Mal auf. Doch sofort wandelte sich sein Wutschrei in einen Schmerzensschrei und landete ungewollt auf Po. Beherrscht hob der Panda die Tatzen. „Es ist okay, Shen. Es ist alles okay. Du brauchst keine…“ Shen ließ ihn überhaupt nicht ausreden und grub die Krallen seines heilen Beines in sein Gesicht. Po schrie erschrocken auf. Er rollte sich auf die Seite, versuchte sich aus dem Griff zu befreien, machte ein paar Schritte zu viel und beide landeten unsanft auf dem dreckigen grasbewachsenen Boden. Dort purzelten sie auseinander und Po flüchtete ein paar Meter weiter weg. Sofort wollte Shen einen erneuten Angriff starten, doch mit seinem gebrochenen Bein war es für ihn praktisch unmöglich sich vollständig auf den Beinen zu halten. Stattdessen blieb er auf den Boden liegen, die Augen zitternd zusammengedrückt. Mühsam versuchte er wieder zu Atem zu kommen, begleitet von wimmernden knurrenden Lauten im Versuch die Schmerzen damit zu erleichtern. Den Wundverband um seinen Kopf hatte er bei dem Gerangel zwar verloren, doch wenigstens hatte die Wunde aufgehört zu bluten. „Alles in Ordnung mit euch?“, rief das Schwein ihnen zu. Po winkte ihnen zu. „Wir sind okay, wir haben nur eine kleine… Auseinandersetzung.“ Er lief rüber zu Shen. „Shen, du darfst dich nicht bewegen. Dein Flügel und dein Bein sind gebrochen.“ Shen warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. „Ich bin nie gebrochen – Panda“, zischte er verärgert. Mit bebendem Körper richtete er seinen langen Hals auf, während der Rest am Boden liegend von seinem noch heilem rechten Flügel aufrechtgehalten wurde. Doch jede passive Bewegung sendete tausend Nadelstiche durch ihn und am Ende durch den Kopf und legte seinen klaren Verstand komplett lahm. Knurrend und zischend atmete er ein und aus, als er spürte wie eine Decke über ihn gelegt wurde, die Po gerade vom Karren geholt hatte. Shens Atmung wurde heftiger und aggressiver. „Wenn du fertig damit bist mich noch mehr zu demütigen, dann tu dir keinen Zwang an. Ich bin jederzeit bereit zu sterben. Ich werde solange aufrecht stehen bleiben bis du mich tötest.“ Po schwieg zuerst. „Warum sollte ich das tun?“ Shen hielt in seinen harten Atemzügen inne, bevor er heiser auflachte. „Nett, für wie dumm hältst du mich?“ Po zuckte die Achseln. „Nein, ich meine es ernst. Warum sollte ich dich töten?“ Shens Atmung wurde schneller. Ein giftiges Lächeln zierte seine Schnabelwinkel. „Wenn es – deine Bestrafung – befriedigt. Ich – ich habe deine Familie genommen, hast du das vergessen, - dummer Panda?“ Das Lächeln wurde gefährlicher. „Selbst wenn du mich tötest, wirst du sie nie mehr zurückbekommen – und ich wollte dich töten – und – ich habe immer noch vor es zu tun.“ „Gentlemen,“ rief das Schwein. „Wollen Sie die Reise mit uns nun fortsetzen oder nicht?“ „Ja, wir kommen“, rief Po zurück. Shen hob die Augenbrauen. „Wir?“ „Äh, ja.“ Misstrauisch kniff Shen die Augen zusammen. „Wo willst du hin?“ „Dieser Wagen bringt uns auf direktem Wege in mein Dorf. Dort werden wir erst mal in Sicherheit sein.“ „In Sicherheit?“, frage Shen verwundert. „Na vor den Angreifern. Kanntest du sie eigentlich?“ Shen kniff die Augen noch mehr zusammen. Sein Schnabel blieb geschlossen. Po seufzte, doch er respektierte Shens Recht auf Schweigen. „Na gut. Komm. Gehen wir los.“ Damit beugte er sich zu ihm runter, doch Shen stieß seine Tatzen weg. „Fass – mich – nicht – an!“, zischte er abgehakt. „Ich werde auf keinen Fall mit dir mitkommen.“ „Du kannst nicht hierbleiben.“ „Besser hier zu sterben, als bei dir zu sein.“ „Sag doch sowas nicht“, murmelte Po traurig. „Und außerdem sind da noch ein paar Dinge, die ich wissen möchte.“ „Und danach willst du mich töten?“ „Äh, vielleicht kann ich dir helfen.“ „Um mir einen kurzen Tod zu geben?“ „Nein, du hast ein paar Probleme. Aber vielleicht könnte ich ein gutes Wort für dich einlegen…“ Er machte eine kleine Pause. „Wenn du bereust.“ Po beobachtete ihn. Noch immer lag Shen zitternd am Boden. Bis er den Kopf zurückwarf und lachte. „Du verstehts es wirklich dumme Witze zu reißen, Panda“, kicherte er. Po lächelte. „Nun, es mag vielleicht verrückt klingen, aber vielleicht änderst du noch deine Meinung.“ Plötzlich sprang der Pfau unerwartet auf den Panda zu und packte ihn mit seinen Krallen am Hals. Po, der das nun nicht erwartet hatte, stand da völlig sprachlos. Dieser Pfau war um einiges stärker als er gedacht hatte. Von einem Moment auf den anderen schien es als hätte der Vogel jeglichen Schmerz aus seinem Körper ausgetrieben und stierte den Panda nun beinahe teuflisch in die Augen. „Ich werde nirgendwo hingehen“, zischte Shen mit zittriger Stimme. „Und du – du wirst auch nirgendwo hingehen, Panda!“ Damit warf er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Po, sodass dieser nach hinten fiel. „Shen! Hör auf damit! Du machst es mit deinen gebrochenen Knochen nur noch schlimmer.“ Doch Shen hörte ihm überhaupt nicht zu. Wie im wilden Trance grub er seine Klauen nur noch tiefer in das Fell. Doch Po war bei weitem stärker als der leichtere Vogel in seinem üblen Zustand. Er rollte sich auf die Seite, sodass Shen auf den Boden gedrückt wurde und der Panda auf dem Bauch auf ihm liegen blieb und ihn so festhalten konnte. Der Lord zitterte stark unter seinem Gewicht und versuchte ihn von sich wegzudrücken. „Hey!“, rief ihnen das Schwein vom Karren aus zu. „Wollen Sie denn jetzt mit uns weiterreisen oder nicht?“ „Fahr weg“ – „Wartet auf uns“ riefen Shen und Po gleichzeitig. „Wegfahren, wegfahren, haut ab!“ Shen wurde beinahe hysterisch und wehrte sich wie wild. Schließlich hielt Po es für das Beste ihn irgendwie zu beruhigen. Mit einem tiefen Seufzer rief er: „Fahrt los. Wir kommen schon klar.“ Zunächst wusste das Schwein nicht was es davon halten sollte. Doch dann nahm das Gefährt Fahrt an und fuhr davon. Traurig sah Po ihnen nach bis Shens Schreie ihn wieder zurückholten. „Verschwinde!“, rief Shen aufgebracht. „Ich hab das Recht für meine Freiheit zu kämpfen!“ Doch Po drückte ihn an den Schultern runter. „Nein, Shen! Ich werde dich nicht gehen lassen.“ Jetzt verengte Shen seine Augen so eng, dass Po es mit der Angst zu tun bekam. „In diesem Fall lässt du mir wohl keine andere Wahl“, flüsterte er bösartig. Ein gleißender Schmerz ließ Po zusammenfahren. Shen hatte ihn seine Krallen in den Bauch gerammt. Po sprang auf. Glücklicherweise war sein Fell dicht genug, dass er keinen Schaden davontrug. Sein Blick fiel wieder auf Shen, der sich wieder aufgerappelt hatte. Sein Körper krampfte furchtbar, doch sein Wille war stark genug, um die Konsequenzen zu ignorieren. „Shen! Mach es nicht noch schlimmer als es schon ist.“ Doch Shens weitaufgerissene Augen sprühten nur so vor Wahnsinn. „Ich werde dich töten, ich werde dich töten! Die Prophezeiung war eine Lüge! Alles ist eine Lüge!“ Er nahm Anlauf, doch Po war schneller. Er wich Shens Sprung aus und warf ihn auf den Boden. Shen schrie vor Schmerz, doch Po zögerte diesmal keine Sekunde und warf sich über den Pfauenkörper. „Verzeih mir, aber du lässt mir keine andere Wahl.“ Eine schnelle Bewegung mit den Fingern auf Shens Nacken und Shen fiel in einen traumlosen Schlaf. Erleichtert atmete Po auf. Ein Glück, dass Shifu ihm diesen Trick vor wenigen Wochen gezeigt hatte. Schnell stand der Panda auf und sah auf den schlafenden Pfau herab. Dann rannte er zur Straße, doch der Wagen war nicht mehr zu sehen. „Na toll“, schimpfte er. „Jetzt müssen wir den ganzen Weg zu Fuß laufen.“ Er wickelte Shen erneut in die Decke ein und hievte ihn auf seinen Rücken. Fluchend und schimpfend marschierte er mit dem Pfau durch den Wald, ohne zu wissen was als nächstes kommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)