Die letzte Chance von BuchTraumFaenger ================================================================================ Kapitel 3: 3. Alleine ist nicht genug ------------------------------------- „Wo willst du hin?“, fragte Monkey, als er Po mit einem Rucksack auf dem Rücken ihnen entgegenkommen sah. „Oh, ich werde eine kleine Reise machen.“ „Ohne uns?“ Viper war überrascht. Po berichtete was sich in Gongmen ereignet hatte. Eine Weile herrschte unter seinen Freunden tiefes Schweigen. „Wir kommen mit dir“, sagte Monkey mit fester Stimme. „Nein“, entgegnete Po ernst. „Ich muss alleine da hin. Das ist nur eine Sache zwischen mir und ihm. Ich möchte mit ihm alleine sprechen. Ganz alleine.“ „Wir könnten doch draußen warten“, schlug Crane vor. „Tut mir leid, aber das ist eine Ein-Mann-Tour. Ich habe damals mein Dorf alleine verlassen und alleine werde ich auch meinem Schicksal entgegenblicken.“ Tigress wollte etwas erwidern, doch Po sah sie so entschlossen an, dass sie schließlich nickte. „Dann geh.“ Po seufzte erleichtert. „Danke.“ Nach einer Welle des “Auf Wiedersehens”, machte Po sich auf den Weg und ließ das Dorf hinter sich. Seine Freunde verfolgten ihn mit ihren Blicken bis er hinterm Horizont verschwunden war. Po konnte sich nicht daran erinnern, dass der Weg nach Gongmen so lang gewesen war. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er diesmal alleine wanderte, ohne die Gegenwart seiner Freunde, mit denen er sich immer angeregt unterhalten konnte, wobei die Zeit schnell verflogen war. Nach einem “langen” Fußmarsch, es waren gerade mal ein paar Kilometer, ließ er sich keuchend auf einem flachen Stein nieder. „Uff, meine Güte, ist das anstrengend.“ In diesem Moment meldete sich sein Magen. „Oh Mann, hab ich einen Hunger. Ich brauche etwas Kraftstoff.“ Er stellte den Rucksack auf den Boden ab. „Energie für den Drachenkrieger.“ Er öffnete die Tasche und holte ein Päckchen heraus. Doch plötzlich… „Ahhh!“ Vor Schreck ließ Po das eingewickelte Lunch-Paket fallen, als eine kleine, grüne Gestalt haarscharf an ihm vorbei auf einen Stein sprang. „Mantis!“, schimpfte Po. „Ich hab doch gesagt, dass ich alleine gehe!“ „Tut mir leid, aber wir können dich nicht einfach so alleine auf eine Mission gehen lassen.“ So langsam wurde Po wütend. „Ich schaff das alleine!“ Mantis schüttelte den Kopf. „Dann lass mich dich wenigstens nach Gongmen begleiten. Du brauchst doch bestimmt jemanden, der dir auf dem Hinweg etwas die Zeit vertreibt, oder?“ Dieser Satz ließ dem Panda seine Muskeln wieder entspannen, bevor er Mantis zu einem Kampf herausforderte. Er seufzte tief. Vielleicht war das doch keine so schlechte Idee. „Na schön. Aber denk dran…“ Er nahm seinen Rucksack. „Es ist meine persönliche Mission.“ Mantis vibrierte dankbar mit seinen Antennen. „Na super.“ Damit sprang er auf Pos Kopf. Das Gefängnis in Gongmen war kalt und dunkel, besonders in der hintersten Ecke des Gewölbes. Shen wagte einen tiefen Atemzug durch seine schmerzenden Lungen. Nichts mehr sehnte er herbei als zu schlafen und einen Platz zum Hinlegen. Aber hier gab man ich keine Gelegenheit dazu. Seine metalllosen Krallen krallten sich in den harten steinigen Boden, während seine Kniee leicht zitterten. Ketten hielten ihn aufrecht und streckten seine Gliedmaßen in eine unangenehme Position. Weitere Eisenringe waren um seine wundgescheuerten Füße gekettet und hinderten ihn daran sich fortbewegen zu können. Er zischte wütend. Dieser verdammte… Er zog an seinen Handfesseln. „Mmpf!“ Diesen Versuch brach er sofort wieder ab. Es war unmöglich sich ohne starke Schmerzen davon loszureißen, denn diese Ketten waren eine Spezialanfertigung, gedacht für Tiere, die nicht so einfach anzubinden waren. Die Metallringe umwickelten nicht nur den mittleren Teil seiner Flügel, sondern waren zusätzlich mit Garn versehen, die durch seine Haut unter den Federn wie Ohrringe vernäht worden waren. Würde er sich davon losreißen, könnte es seine Haut böse zerreißen. Mühsam bewegte er den Kopf, um den ein Lederknebel um seinen Schnabel gebunden worden war. Mehrere Male hatte er versucht das Teil herunterzubekommen, jedoch ohne Erfolg. Niedergeschlagen ließ er seufzend den Kopf hängen. Er kam sich vor wie ein eingesperrter Kampfhund. Diese Schande. Wie konnte das nur passieren? Alles hatte wunderbar funktioniert, aber dann ist alles anderes gekommen, nachdem dieser Panda aufgetaucht war. Seit man ihn hier eingesperrt hatte, hatte er diese schwarz-weiße Kreatur mehr als eine Million Mal verflucht. Doch er musste sich eingestehen, dass jede Art Fluchen jetzt sinnlos war. Er betrachtete seine zerrissene Robe, wo er schmutzigen Federn und darunter seine gestreckten, wunden Füße sehen konnte. Der ehemalige Herrscher fühlte sich mehr als gedemütigt, aber er wusste, dass das erst der Anfang seines Leidens sein würde. Er stieß ein tiefes Stöhnen aus. Er war so müde. Diese skrupellosen Nashörner waren nicht gerade sanft mit ihm umgegangen, als sie ihn hierhergeschleppt hatten. Er bekam nicht einmal Zeit sich zu erholen. Ohne Rücksicht hatten sie ihn in die hinterste Zelle verfrachtet, ohne Wasser und Essen. Ohne Wärme und Pflege. Es war ein Wunder, dass sein Herz überhaupt noch schlug. Er hustete durch die Nase und bewegte seine Zunge in seinem blockierten Schnabel. Sein Mund war völlig ausgetrocknet. Noch nie in seinem Leben hatte er sich nach so etwas Simplen gesehnt wie nach einem Tropfen Wasser. Er hob den Kopf, als er Schritte im Korridor vernahm. Sofort spannte er seine Muskeln an, als eine große Gestalt die Tür zu seiner Zelle öffnete. Im nächsten Moment betrat ein riesiges Nashorn den Raum und platzierte sich direkt neben ihn. Kurz darauf erschienen Meister Tosender Ochse und Meister Kroko. Shen kniff seine Augen zu gefährlichen Schlitzen zusammen. Meister Ochse nickte dem Nashorn zu und dieser entfernte den Lederknebel. Mit Abscheu warf Shen seinen Kopf mehrere Male hin und her und bewegte angeekelt den Schnabel, sichtlich froh darüber das widerliche Teil für einen Moment los zu sein. „Stellt es dich zufrieden mich so zu sehen?“ zischte Shen gereizt. „Fühlst du dich mir gegenüber jetzt stärker?“ Meister Ochse schnaubte. „Du weißt sehr wohl, warum du hier bist.“ Insgeheim hatte Shen gehofft, dass ihm sowas nie passieren würde, doch der Tag war gekommen. „Ich bin sehr neugierig es zu hören.“ Er lachte heiser, doch plötzlich musste er furchtbar husten. Seine Lunge brannte mit jedem Atemzug seiner Stimme. „Das Gesetz von Gongmen verurteilt dich zum Tod durch Folter. Du weißt hoffentlich, was du zu erwarten hast.“ Shens Gesicht wurde wie Stein, doch dann lachte er spöttisch. „Ist das alles?“ Wieder musste er husten und verfluchte sich dafür selbst. Er konnte die Genugtuung des Meisters gerade zu spüren. Die Atmosphäre in dem Raum war mehr als abgetötet. Doch Meister Ochse bewegte keinen Muskel. „Doch weil du ein Teil der königlichen Familie bist, ist es dir erlaubt, ein Schmerzmittel einnehmen zu dürfen. Aber wirklich nur eine sehr geringe Menge.“ Der Lord schloss seine Fingerfedern ein wenig. Dann lächelte er boshaft. „Von euch Narren brauche ich gar nichts“, antwortete er mit heiserer, frecher Stimme. „Wie du willst“, meinte der Ochse abfällig und warf dem Nashorn einen signalisierenden Blick zu. „Check ihn durch.“ Damit ging der Wächter auf Shen zu und tastete das Gesicht und den Körper des Pfaus ab. Auf Shens Gesicht breitete sich ein Ausdruck des Ekels aus. Es war gegen seine Würde, dass ihn jemand so unverschämt behandelte als wäre er ein Sklave. Der Pfau zuckte merklich zusammen, als das Nashorn seine Schulter berührte. Doch der Wächter schenkte seinen Schmerzen keinerlei Beachtung und warf zum Schluss noch einen Blick in Shens Mund, dann drückte er seine Augenlider runter. Der Lord wehrte sich nicht, obwohl er sich nur zu sehr wünschte diesem Bastard ordentlich ins Gesicht schlagen zu können. Doch wollte er sich nicht der Schande aussetzen und sich wie ein Idiot vor den Kung-Fu-Meistern aufführen, die sich darüber nur amüsiert hätten. Nein, wenn er schon unterging dann mit Stolz und Würde. Meister Kroko sagte die ganze Zeit über kein Wort, schien aber so etwas wie Mitleid für ihren Gefangenen zu empfinden. „Nur noch zwei weitere Tage und er ist bereit“, sagte das Nashorn abschließend und ließ vom Lord ab. Shen zischte verärgert. Meister Ochse nickte zufrieden. „Also, bist du bereit?“ Shen verengte die Augen. Erwartete der Ochse wirklich von ihm um Gnade zu betteln? Es stand dem Ochsen deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er Shens brutalen, kaltblütigen Mord an Meister Donnerndes Nashorn nicht verziehen hatte. Shen wich seinem Blick aus, starrte an die Wand und ignorierte ihn. „Antworte!“ Doch der Pfau stellte sich taub und stand da wie ein bockiges Kind. Vor Wut schrie der Meister auf und wollte sich auf ihn stürzen, doch im letzten Moment hielt ihn Meister Kroko davon ab. „Beruhige dich. Er wird seine Strafe noch früh genug bekommen.“ Meister Ochse stieß ein lautes Schnauben aus. Wütend schwang er mit den Fäusten durch die Luft. Sein Blick blieb weiterhin auf den arroganten Pfau gerichtet. Dann wandte er sich wütend ab. „Wir sehen uns in ein paar Tagen auf deiner Abstrafung.“ Shen schnaubte aufmüpfig. „Es wird mir ein Vergnügen sein.“ In diesem Moment wollte das Nashorn ihn wieder knebeln, doch Shen wich ihm aus. „Wage es ja nicht!“, warne er. Das Nashorn schnaubte und packet den Pfau am Genick. Shen wehrte sich wie verrückt. „Hast du so große Angst vor mir, dass du mich zum Schweigen bringen willst?“ Diese Worte waren an die beiden Meister gerichtet, die sich gerade zum Gehen abgewandt hatten. Bei den Worten des Pfaues drehten sie sich um, während Shen immer noch versuchte dem Knebel zu entkommen. „Wie niederträchtig...mpmff!“ Mit aller Kraft presste der Nashorn-Wächter ihm den Lederknebel auf den Schnabel. Meister Ochse schnaubte. „Nur um sicher zu gehen, dass du niemanden mit deinem unsinnigen Gerede beeinflusst.“ Noch ein letztes Mal schaffte es der Lord für einen kurzen Moment wieder frei zu kommen. „Also hast du doch Angst, dass ich mich befreien könnte, ode..“ Diesmal ließ ihm das Nashorn keine Chance mehr sich zu äußern und schnürte die Seile des Knebels an seinem Hinterkopf fest. Der Lord durchbohrte die zwei Meister mit seinen roten müden, aber höhnisch wütenden Augen. Seine Augen waren röter als sonst. Seit Tagen hatte er nicht mehr geschlafen. Doch der Wille des Vogels war noch lange nicht gebrochen. Die Fäuste von Meister Ochse verhärteten sich. „Nimm es ihm ab“, schnaubte er. Das Nashorn schnaubte zurück und entfernte den Knebel wieder. Hörbar rang Shen nach Luft. Eine Welle der Erleichterung überkam ihn, als sich die Zellentür wieder schloss. Nachdem seine Peiniger verschwunden waren, wartete er noch ein paar Minuten bis er sicher war, dass sich niemand mehr in seiner Nähe befand. Dann atmete er tief aus und ließ den Kopf hängen. Wieso verfluchte ihn das Universum mit einem qualvolleren Tod? Er war bereit zu sterben gewesen, als die Kanone auf ihn niedergefallen war. Jetzt hatte sich sein Leidensweg ungewollt verlängert. Sachte bewegte er die Flügel. Er presste die Augen zusammen und zischte. Es gab hier keinen Weg nach draußen. Er hatte noch nicht einmal die Chance sich selber umzubringen, bevor diese Bastarde ihm seinem letzten in seinem eigenen Blut getränkten Atemzug nehmen würden. Wenigstens musste er diesen Panda nicht mehr sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)