Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 7: Freundschaft? ------------------------ Als die Sonne aufgegangen war hatte Jonouchi das Dach verlassen und war leise die Treppe hinunter in den sechsten Stock gestiegen. Vor der Wohnung war er stehen geblieben und stellte fest, dass er gar nicht in die Wohnung reinkam. Sein Vater hatte ihn so prompt vor die Tür gesetzt, dass der Blonde gar keine Gelegenheit mehr gehabt hatte nach seinem Schlüssel zu greifen. Also musste er warten, bis entweder der Alte oder die Tussi die Wohnung verlassen würden. Er seufzte ergeben. Doch so lange musste er gar nicht warten. Es war kurz nach sechs Uhr, als die Tür eilig aufging und die Frau eilig auf ihren Hochhakigen das Weite suchte. Entsetzt sah sie den Blonden an, der vom Flurboden aufstand. Scheinbar machte es auf sie den Eindruck, er habe die ganze Nacht hier gesessen. Aber das war ihm nur Recht. Sollte sie doch vor Scham im Erdboden versinken. Gerade als er an ihr in die Wohnung wollte, ohne sie eines Wortes oder eines weiteren Blickes zu würdigen stapfte der Alte in einer dreckigen, Feinrippunterhose aus dem zweiten Schlafzimmer. "Hey, Schnalle, wohin so eilig?", fragte er und der Alkohol in seinem Atem erfüllte den Raum. "Dein Junior scheint zur Schule zu müssen.", meinte sie nur, bevor sie hinter sich die Tür zu zog und man hörte, wie sie eiligst das Weite suchte. Jonouchi schaute ihr ungläubig hinterher und konnte nicht glauben, dass sie für ihren Abgang ihm die Schuld zugeschoben hatte. Er presste die Zähne fest aufeinander und spürte, wie sein Vater sich hinter ihm aufbaute. Jonouchi wusste, was jetzt kommen würde. Er war spät dran. Nachdem der Alte endlich fertig war und zum Frühstücken die Wohnung verlassen hatte, war Jonouchi noch schnell duschen gegangen und war dann in seine frisch gewaschene Schuluniform geschlüpft. Es hatte etwas gedauert sein Haar richtig zu frisieren und dann hatte er entsetzt festgestellt, dass er spät dran war. Der Kühlschrank war ohnehin leer und bot kein Frühstück und vom Abendessen war nichts übrig geblieben. Als er das Haus verließ blieb er verwundert stehen, als er Kaiba wartend auf dem Bürgersteig stehen sah. Sicherlich wartete der andere auf jemand anderes, tadelte er sich und verließ das Grundstück des Wohnhauses. Doch als er zu Kaiba aufschloss straffte dieser sich und musterte ihn fragend. "D... Dachte, wir könnten gemeinsam zur Schule gehen.", meinte der Goth schüchtern. Jonouchi hatte ihn verdutzt angeblickt und genickt, wodurch sich sein Haar etwas bewegte. Kaiba streckte seine Hand aus und der Blonde brauchte seine gesamte Selbstbeherrschung, nicht einfach zurück zu schrecken. Doch statt das Haar wegzustreichen und das Veilchen offen zu legen richtete der Goth es wieder, so dass es den Bluterguss verbarg. Jonouchi war einfach nur verwirrt und sie bestritten gemeinsam den Schulweg. Auf halben Weg sah Jonouchi weiter vorne Ushio und dessen Kumpel stehen. Er stockte kurz und suchte nach einer Ausrede für Kaiba, warum er mal eben die Straßenseite wechseln wollte. "Schau mal da drüben.", meinte Kaiba auf einmal und deutete auf die Fensterscheibe des Spielladens auf der anderen Straßenseite. Er wechselte direkt die Straßenseite und Jonouchi folgte ihm. "Kennst du das?" Jonouchi blickte auf die Auslagen der verschiedenen Kartendecks des Trading Card Games, von dem er neulich phantasiert hatte. "Nur vom Hören.", meinte er schließlich. "Hab gehört, es sei sehr strategisch." "Kann es sein.", meinte Kaiba und warf einen Blick über seine Schulter. Ushio und die anderen beiden hatten sie offensichtlich nicht gesehen und stapften Richtung Schule davon. Auch sie setzten ihren Weg weiter fort. Die Schulklingel läutete zur Mittagspause und die meisten aus ihrer Klasse strebten hinaus, um in der Schulkantine essen zu gehen. Jonouchi streckte sich, hatte er überwiegend auf seinem Pult gelegen und hatte etwas gedöst. Gerade als er den Raum verlassen wollte, sah er Ushio den Flur hochstapfen. Der Drittklässler sah alles andere als gut gelaunt an, also wich der Blonde in seinen Klassenraum zurück und presste sich mit dem Rücken an die Wand. Mit ein bisschen Glück würde Ushio ihn bei einem flüchtigen Blick in den Raum nicht sehen. Er sah, wie Kaiba aufstand und zu ihm kam. Jonouchi fluchte innerlich. Er wollte den anderen nicht vor den Kopf stoßen, doch wenn er jetzt zu ihm kam und ein Gespräch begann, würde Ushio ihn mit Sicherheit sehen. Doch Kaiba stellte sich mit dem Rücken zu ihm neben ihn und dann schien Ushio in den Raum zu schauen. "Suchst du wen?", fragte Kaiba und etwas Kaltes lag in seiner Stimme. "Jonouchi?", blaffte Ushio. Unbewusst hatte Jonouchi den Kopf immer mehr eingezogen und war sogar an der Wand immer mehr nach unten gerutscht. "Ist nicht da.", erwiderte Kaiba kalt. "Soll ich ihm was ausrichten?" Eine kurze Pause entstand, doch dann stapfte der andere fort. Kaiba blieb noch einen Augenblick so stehen und sah dem Drittklässler hinterher. "Dummer Bulle.", meinte Kaiba leise und seine Stimme verlor an Kälte und wurde wieder weicher, so wie Jonouchi sie kennen gelernt hatte. "Er ist weg." Überrascht blickte Jonouchi vom Boden, auf dem er angekommen war, zu Kaiba hoch, der ihn kurz anlächelte. "Danke.", hauchte er und versuchte das Adrenalin abzustellen, welches ihn geflutet hatte. "Ach was.", meinte Kaiba nur, bevor ein lautes Magenknurren den Raum durchzog. Überrascht blickte der Goth auf den Blonden, dessen Wangen sich vor Verlegenheit etwas röteten. "Sorry.", murmelte der Blonde nur. Kaiba ging zu seinem Tisch zurück und kramte in seiner Tasche. Als er zurück kam hielt er Jonouchi, der immer noch am Boden saß, eine Bentō Box hin. Verwirrt sah der Blonde auf das edel wirkende, schwarze Holzgefäß, dass man ihm darbot. "Was ...?", kam es irritiert von ihm. "Ich ess dir doch das Esse nicht weg." "Tust du nicht.", meinte der Goth und trat einen Schritt beiseite, so dass Jonouchi zu dessen Tisch schauen konnte, auf der eine weiße Bentō Box stand. Das verwirrte den Blonden noch mehr. "Warum ... hast du zwei Boxen dabei?", fragte er nicht-verstehend. "Mir... ist aufgefallen, dass du nie etwas zu essen dabei hast und ... ähm ... also ...", begann Kaiba zu stammeln. Langsam stand Jonouchi auf und nahm die Bentō Box dankbar entgegen. "Danke.", meinte er erneut. Kaiba sah ihn erneut direkt an. Nur kurz, bevor er fast sofort den Kontakt wieder brach. Dann kehrte der Goth zu seinem Platz zurück und Jonouchi folgte ihm langsam. Er wandte seinen Stuhl zu Kaibas Tisch um und stellte die Box hin, bevor er sich setzte. Kaiba hatte ihn kurz fragend gemustert, verstand aber dann, was der Blonde bezweckte. Schweigend aßen sie ihr Mittagessen und Jonouchi musste eingestehen, dass der Inhalt der Bentō wirklich vorzüglich schmeckte. Seit zwei Wochen gingen Jonouchi und Kaiba morgens zusammen zur Schule, wichen Ushio und dessen Schläger aus und aßen in der Schule gemeinsam zu Mittag. Nachmittags liefen sie gemeinsam nach Hause, gingen sich schnell umziehen und trafen sich danach auf dem Dach. Oft saßen sie nur da und schauten in die Ferne. Das Schweigen, welches dabei herrschte, war nicht unangenehm. Im Gegenteil ... Jonouchi hätte nie gedacht, dass ein gemeinsames Schweigen so angenehm sein konnte. Aber es gab Fragen, die ihn beschäftigten. Warum stellte Kaiba nie Fragen, wenn Jonouchi nach dem kurzen Moment, in dem sie sich trennten, um sich umzuziehen, mit neuen blauen Flecken auf dem Dach ankam? Er nahm es einfach hin, half ihm morgens vor der Schule sicher zu stellen, dass man sie nicht so ohne weiteres sehen konnte und ansonsten behandelte er ihn so, als wären die Blutergüsse gar nicht da. Doch da gab es auch noch andere Fragen: Warum verschwand Kaiba jeden Nachmittag zur selben Zeit im Haus? Wieso mied der andere den Blickkontakt - bis auf seltene Ausnahmen - oder generell Berührungen, seien sie noch so zufällig? Doch nach wie vor befand Jonouchi, dass er kein Recht hatte irgendwelche Fragen zu stellen, solange der andere ihm das gleiche Recht zugestand. Zum ersten Mal seit zwei Jahren hatte Jonouchi das Gefühl einen Freund gefunden zu haben. Jemand, dem es nichts ausmachte, dass er blondes Haar hatte. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)