Eien ni von MAC01 (Bis in alle Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 5: Unerwartete Hilfe ---------------------------- Jonouchi saß auf der Bank in der Turnhalle und fragte sich, warum er heute überhaupt in die Schule gekommen war. Ushio und seine Kumpels hatten ihn bereits auf halben Weg zur Schule abgepasst und seine tägliche Portion Gift verspritzt. Hatten ihn spüren lassen, dass er nur ein 'Gaijin' in ihren Augen war, ihm wiederholt gesagt, dass er nichts wert und ein Totalversager war. Nichts was neu für Jonouchi gewesen war und was er nicht ohnehin schon gewusst hatte. Er hatte nichts erwidert. Jede Erwiderung seinerseits hätte die Rage der drei nur noch verstärkt. Kurz vor der Schule hatten sie dann begonnen ihn zu schubsen und zu stoßen. Dabei war er sogar vor ein Auto gefallen, dessen Fahrer erschrocken auf die Bremse gestiegen war und gerade noch rechtzeitig hatte anhalten können. Doch nicht ohne seinem Ärger Luft zu machen und Jonouchi zu fragen, ob er doof sei. Wenigstens waren Ushio und seine zwei Lakaien durch die plötzliche Ernsthaftigkeit der Situation erschrocken und hatten sich direkt verzogen. Nur mühevoll hatte er sich vom Asphalt der Straße hochgestemmt und hatte gesehen, dass ein großer Ölfleck an seinem Knie in den Stoff eingesickert war. Als er endlich stand und das Auto weitergefahren war fiel ihm der neue auf, der am Bordstein stand. Dessen Blick hatte etwas irritiertes, doch das war Jonouchi egal. Er wandte sich Richtung Schule und absolvierte den Rest der Strecke mit hängenden Schultern. Kaum war er auf dem Schulgelände angekommen wurde er von der Hofaufsicht gestoppt, die ihn auf Grund des unordentlichen Zustands seiner Kleidung und des deutlichen Ölflecks auf der Hose rügte. Doch immerhin hatte sie ihm keinen Verweis erteilt. Als Jonouchi an seinem Spind ankam musste er feststellen, dass seine Hausschuhe für die Schule verschwunden waren. Fahrig ging er sich durch sein Haar. Als er sich umschaute, sah er einen Schuh aus dem Mülleimer ragen. Also ging er hin und fischte sie heraus. Zum Glück waren diese Schuhe so konzipiert worden, dass man sie einfach abwaschen konnte. Doch es ging weiter, denn kaum in der Klasse angekommen fand er seinen Tisch mit dem Wort 'GAIJIN' verschmiert vor. Doch ehe er es abwaschen konnte kam auch schon der Lehrer, also verteilte er seine Schulsachen so, dass man das Wort nicht mehr sah. Einen Verweis wegen Beschädigung von Schuleigentum war das letzte, was er jetzt brauchte. Zur Krönung der ersten Unterrichtsstunde teilte der Lehrer die korrigierten Arbeiten der vergangenen Woche aus. Es überraschte den Blonden gar nicht, dass auf seiner Arbeit ein fettes 'Ungenügend' prangerte. Alles andere wäre ein Wunder gewesen. So stopfte er die Arbeit nur wieder in seine Tasche. Dann schien irgendeine kosmische Kraft doch Erbarmen mit ihm zu haben und er konnte die restlichen Schulstunden unbehelligt vor sich hin existieren, aus dem Fenster schauen und seine Gedanken schweifen lassen. Bis ihm einfiel, dass sie in den letzten beiden Schulstunden Sport hatten. Das verpasste ihm einen ziemlichen Dämpfer, denn er hasste es sowohl sich umziehen zu müssen, als auch seine eingeschränkte Mobilität, die die Sportstunde zu einem Spießrutenlauf werden lassen würde. Auf dem Weg zur Turnhalle hatte er dann das Pech, das er mit Genzo, einem aus dem Baseball-Club, zusammen stieß. Der andere fiel nach vorne und mitten in eine Schlammpfütze, was ihm das Gelächter und Grinsen seiner Clubmitglieder und der zwei Cheerleaders einhandelte. Bitterböse hatte er Jonouchi angefunkelt als dieser nervös einen Schritt zurück wich. Dann hielt er dem anderen aber seine Hand hin, um ihn aufzuhelfen. Doch Genzo, der Starspieler des Baseball-Clubs, der vor ihm im Schlamm kniete, schlug die Hand ungehalten weg. Als der Blonde die Sporthalle erreichte stellte er fest, dass sein Sportspind leer war. Keine Sportsachen, keine Turnschuhe. Der Spind war einfach leer. Dazu war er auch noch zu spät. Er hatte nur fest die Lippen aufeinander gepresst und kurz abgewogen: Eine Möglichkeit wäre gewesen, die Umkleiden wieder zu verlassen, doch er sah einige Mitglieder des Baseball-Clubs vor der Tür warten. Ob sie auf ihn warteten wollte der Blonde nicht rausfinden. Also entschied er sich für die zweite Möglichkeit: Er war zu seinem Sportlehrer gegangen und hatte ihm gestanden, dass er seine Sachen vergessen hatte. Dieser war wenig begeistert und trug ihm ebenfalls ein 'Ungenügend' in die Notenliste ein, bevor er ihn auf die Bank verwies. Zu Jonouchis Überraschung saß bereits jemand auf der Bank: Kaiba. Er saß da, als wäre es das Normalste der Welt und lass im Biologiebuch. Kurz hatte sich der Blonde gefragt, ob Kaiba auch seine Sachen vergessen hatte, entschied aber dann, dass ihn das nichts anging. Na ja, im Grunde war Jonouchi froh nicht am Sportunterricht teilnehmen zu müssen. Das was der Sportlehrer heute von den anderen verlangte hätte er mit seinen Schmerzen im Rücken und dem Bauch nicht mal ansatzweise hinbekommen. Es wäre also so oder so auf ein 'ungenügend' hinaus gelaufen. UNGENÜGEND, hallte es immer wieder durch Jonouchis Kopf, während er durch die hohen Scheiben nach draußen in den Himmel schaute. Dieses Wort beschrieb ihn ganz gut. Erst das Klingelzeichen riss ihn aus seinen Gedanken und er stellte fest, dass die Turnhalle sich längst geleert hatte und er wohl der letzte war. Also stand er langsam auf und machte sich auf den Weg zu den Umkleiden. Als er feststellte, dass sie bereits von allen verlassen worden war, war er erleichtert. Langsam näherte er sich seinem Spind und stellte beruhigt fest, dass seine Sachen noch da waren. Also nahm er seine Tasche und ging ohne große Eile in die große Eingangshalle, in der die Spinde mit den Straßenschuhen standen. Er wechselte das Schuhwerk und verließ dann endlich die Schule. Er trat durch die verglaste Tür und wurde angerempelt. Ärger wallte für einen Sekundenbruchteil in ihm auf. Dann wurde er erneut angerempelt und noch einmal und noch einmal. Dann schlug ihm jemand die Tasche aus der Hand, so dass sie auf den harten Steinboden fiel, dass Schloss zersprang, woraufhin sich die Bücher auf dem staubigen Untergrund verteilten. Als Jonouchi über seine Schulter den zehn Jungs hinterher sah schnallte er es endlich: Das war die A-Mannschaft des Baseballclubs gewesen. Super, dachte er bei sich. Noch ein paar auf der Liste der Leute, die einen Groll gegen mich hegen. Mühsam ging er in die Knie und musste scharf einatmen. Seine Hand war an seine Seite geschnellt und presste gegen den aufkeimenden Schmerz, der von einem Tritt seines Vaters herrührte, den er vor ein paar Tagen kassiert hatte. Dann griff er nach den nächsten Büchern und steckte sie in seine Tasche. Für die restlichen drei Bücher hätte er aufstehen, einen Schritt weiter gehen und sich wieder bücken müssen. Innerlich fluchte er bei dieser Erkenntnis, doch was blieb ihm schon groß übrig? Da griff jemand nach seinen Büchern und reichte sie ihm. Verwundert blickte er auf die blassen, schmalen Hände, die ihm die Bücher hinhielt. Verwirrt folgte er über die Hände den Armen zu den Schultern und dem dazwischen liegenden Gesicht. Zu seiner Überraschung hatte sich Kaiba hingehockt und seine Bücher aufgesammelt und hielt sie ihm stumm entgegen, während er den Blickkontakt mied. Nach einem langen Zögern nahm er seine Bücher entgegen, verstaute sie in seiner Tasche und versuchte dann die Klappe so zu fixieren, dass sich die Tasche nicht gleich erneut ausleeren würde. Als er aufstehen wollte reichte Kaiba ihm eine helfende Hand. Misstrauisch besah der Blonde sie. Sicherlich würde der andere die Hand wegziehen, wenn er nach ihr griff oder ihm die halbe Strecke aufhelfen und dann loslassen, so dass er wieder hinfiel. Vermutlich wollte der andere sich so endlich profilieren und in die Klassengemeinschaft eingliedern. Also warum sollte er ihm diesen Dienst nicht erweisen. Wissend was da kommen würde griff er nach der Hand und ... fand sich plötzlich im Stand wieder, bevor sich Kaibas Hand von ihm löste. Verwirrt blickte sich Jonouchi um, bevor ihm klar wurde, dass sie ganz alleine waren. "D ... Danke.", meinte er leise zu dem Goth, der ihm nur zunickte. Dann wandte er sich zum Schultor und Kaiba schien ihm in einem Schritt Abstand zu folgen. Als sie die Straße erreichte, an der Jonouchi am Morgen fast überfahren worden wäre, hörte er die Stimme des anderen, die er zuvor nur einmal vernommen hatte, nämlich als er ihm mit seinem Einkauf geholfen hatte. "Warum wehrst du dich nie?", fragte Kaiba leise, als hätte er vor seiner eigenen Stimme Angst. "Bin halt friedliebend.", meinte Jonouchi grinsend, doch tatsächlich brauchte er nur noch einen Verweis um einen Schulverweis einzuheimsen. Und so bestritten sie den Rest des Weges schweigend nebeneinander. . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)