Was sie nicht wissen... von Atina ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Die folgenden Tage vergingen recht schnell, es waren viele Hausaufgaben zu machen und die Lehrer sparten auch nicht mit Kontrollen, für die man lernen musste. So kam der Donnerstag schneller heran als erwartet. Natascha hatte seitdem nicht mehr mit Klaus gesprochen, in den Pausen sahen sie sich nicht und im Unterricht gab es nichts, das sie hätten zusammen ausarbeiten können. Erst an diesem Tag, an dessen Abend das Stück aufgeführt werden sollte, kam Klaus in der kleinen Pause zwischen zwei Mathestunden zu ihr. „Hast du die letzte Aufgabe schon gelöst?“, fragte er. „Ja, aber das Ergebnis kommt mir falsch vor. Ist der Flächeninhalt bei dir 1,835 Flächeneinheiten?“ „Das habe ich auch ausgerechnet.“ „Na, dann wird es wohl stimmen“, sagte Natascha und legte ihren Stift in die Federtasche. „Was meinst du? Wird das Theaterstück gut?“ „Sicher, es wird super! Schließlich spielt Miriam eine der Hauptrollen. Sie ist eine fantastische Schauspielerin!“, antwortete sie und dachte an ihre Kumpeline, die in Chemie neben ihr saß und ein kleiner Sonnenschein war. „Wenn das so ist, kann ja gar nichts schief gehen. … Ich hole dich um halb sieben ab. Okay?“ „Okay.“ In diesem Moment klingelte es zum Unterricht und Klaus musste zurück an seinen Platz. „Noch fünf Minuten Arbeitszeit, dann vergleichen wir die Aufgaben“, sagte der Lehrer, setzte sich an seinen Tisch und begann mit den Fingern auf diesen zu klopfen. Das machte er genauso gerne wie irgendwelche Melodien pfeifen. Seine Schüler nervte es einfach nur, aber er machte es immer wieder, egal wie oft sie etwas dagegen sagten.   Am Abend war viel los in der Schule. Die Mitglieder der Theatergruppe waren hinter der Bühne und gingen noch einmal ihren Text durch, während sie sich anzogen und schminken ließen. An der Garderobe wurden die Jacken und Mäntel gegen eine Nummernkarte abgegeben, einige Lehrer, Schüler und Familienmitglieder saßen bereits im Saal, andere standen auf dem Gang oder auf dem Schulhof und warteten auf Freunde und Verwandte. Der Schulhof diente heute als Parkplatz für die vielen Zuschauer, die mit dem Auto kamen, denn der Lehrerparkplatz war dafür zu klein. Auch konnte man sich noch etwas zu trinken, ein Stück Kuchen oder ein belegtes Brötchen kaufen, die Schüler der 13. Klasse hatten den Verkauf organisiert, um etwas Geld für die Finanzierung des Abiballs einzunehmen. Jede Woche war einer der Leistungskurse dafür verantwortlich einen Verkauf zu organisieren, war jeder Kurs einmal dran gewesen, ging es wieder von vorn los. Damit und auch mit einem Talentefest, an dem ebenfalls viele teilgenommen hatten, die nicht zur Stufe gehörten, hatten die Abiturienten bereits eine ganze Menge Geld eingenommen. Lilli hatte sich an diesem Abend dazu bereit erklärt, einen Blechkuchen mit bunten Streuseln mitzubringen und beim Verkauf zu helfen. Es war viel zu tun, Bestellungen entgegennehmen, das Essen mit Kuchenhebern auf Servietten legen, Getränke in Plastikbecher gießen, Geld zählen und wenn nötig das Rückgeld herausgeben. Als Natascha und Klaus den Vorraum der Aula betraten, standen noch immer sehr viele Menschen darin. Die Blonde sah zu ihrer Freundin hinüber, die gerade einem älteren Herrn ein mit Schinken und Ei belegtes Brötchen reichte. Die Blicke der Zwei trafen sich und Natascha lächelte ihr zu, was Lilli mit einem genervten Gesichtsausdruck kommentierte. „Kommst du?“, fragte Klaus und sah sie mit einem sanften Blick an. „Ja.“ Sie gaben ihre Jacken ab und gingen dann zum Eingang der Aula, wo ihre Karten von zwei Schülerinnen entwertet wurden. „In welcher Reihe sitzen wir?“ „Reihe 7, auf den Plätzen 5 und 6“, antwortete Klaus und nicht einmal zwei Minuten später saßen sie auf ihren Plätzen. Fast alle Stühle der Aula waren besetzt und überall entdeckte man bekannte Gesichter. „Ich frage mich, wo sie die Stühle lagern. Schließlich haben wir hier noch vor drei Tagen eine Klausur geschrieben und an Tischen gesessen“, überlegte Natascha. „Siehst du die Tür dort neben dem Eingang?“ „Ja.“ „Die führt zu einem ziemlich großen Raum, dort werden im Moment die Tische untergestellt sein“, sagte Klaus. „Woher weißt du das?“ „Na ja, ich bin nicht sehr stolz darauf, aber Christian, Pascal und ich haben in der neunten Klasse einmal etwas Dummes getan und mussten zur Strafe dem Hausmeister beim Umräumen der Aula helfen.“ Er lächelte schuldbewusst. „Was ist eigentlich mit Christian und Pascal? Hatten sie keine Zeit oder sind sie einfach Kulturbanausen?“ „Kulturbanausen, um es kurz zu sagen. Die beiden machen sich nicht viel aus Theater. Das einzige, das sie sich jedes Jahr antun, ist das Talentefest, das die Dreizehner organisieren. Zu mehr sind sie wirklich nicht zu bewegen.“ Natascha sah ihn an und dachte: Ich hatte also Recht, als ich zu Lilli sagte, er ist nicht so wie seine Freunde. Sie wollte gerade sagen, dass die Zwei durch ihre Einstellung etwas Tolles verpassten, als der erste Gong ertönte. Das bedeutete, dass das Stück in fünf Minuten anfing und die Zuschauer sich auf ihre Plätze begeben sollten. Beim zweiten Gong saßen bereits alle und beim dritten wurde es still im Saal. Der Vorhang öffnete sich und das Stück begann. Das Bühnenbild zeigte ein gemütliches Wohnzimmer. Es gibt eine Couch und zwei passende Sessel, dazu einen Beistelltisch und einen Teetisch. Über dem Kamin, der sich zwischen der Eingangstür und der Tür zur Küche befindet, hing das Gemälde einer reizenden Frau mittleren Alters. Mitten im Raum stand ein etwa 40-jähriger Mann, auf der Couch saß eine Frau. Die Tür ging auf und ein älterer Herr im Jogginganzug kam hinein.   Wilson (atmet heftig): David! Kommst du wieder herumschnüffeln. Hallo Cynthia, mein Engel. Cynthia: Hi Dad. David: Wie geht es dir, Dad? Wilson: Bis eben noch ganz gut. David: Wo warst du überhaupt? Wilson: Wonach sieht es denn aus? David: Dad, wir haben über 30 Grad. Du kannst doch bei den Temperaturen nicht da draußen herum galoppieren! Wilson: Warum nicht? Ich mach nur 10 Kilometer. Das hält mich fit. David: 10 Kilometer? Das ist doch Wahnsinn! Cynthia: Lass ihn doch, wenn er sich dabei wohlfühlt. David: Was sagt der Arzt dazu? Wilson: Ich habe den perfekten Arzt. Dr. Nobody. Du weißt doch, „Nobody is perfect“! David: Dad, das ist überhaupt nicht komisch! Du musst doch einen Arzt haben! Wilson: Warum? David: Weil du 74 bist! Du brauchst jemanden, der auf deine Gesundheit achtet. Was ist denn mit dem Arzt, zu dem du und Mum immer gegangen seid? Wilson: Dr. Evanston, der ist letzten Monat an Herzverfettung gestorben. Ursache: Bewegungsmangel. …   Hinter der Bühne waren alle so still wie möglich, leise wurden die letzten Vorbereitungen getroffen und wer nichts zu tun hatte, verfolgte das Stück. Bis jetzt waren noch keine Pannen passiert. Ganz anders war es in der Generalprobe gelaufen. Requisiten waren verschwunden, es gab viele Textfehler und gestolpert war der Darsteller des David auch noch. Doch unter Theaterleuten hieß es, wenn die Generalprobe schieflief, dann klappte die Premiere. „Miriam, bist du fertig?“, fragte jemand. „Ja, das Kostüm habe ich an, geschminkt bin ich auch, aber die Koffer fehlen. Ich kann sie nirgendwo finden.“ „Das kann doch wohl nicht wahr sein.“ Aufgeregt liefen die beiden hinter der Bühne hin und her, fragten alle, ob sie die Koffer gesehen hätten. „Es ist wie verhext, niemand hat sie gesehen, aber vorhin standen sie doch noch da. Ich weiß es ganz genau“, meinte Miriam und war schon am Verzweifeln. Aber dann fanden sie sich an, der Leiter der Theatergruppe hatte sie beim aufgezogenen Vorhang gefunden, die großen Falten hatten die Koffer versteckt. „Gott sei Dank.“ Im Stück war die Handlung inzwischen vorangeschritten. Wilson war die Treppe hinuntergestürzt und hatte sich das Bein gebrochen. Seine Söhne David und Jess kümmern sich um ihn, doch eigentlich fehlt ihnen dafür die Zeit.   David: Dad, wie geht es dir denn heute? Wilson: Temperatur 36,5 – Blutdruck 110 zu 80, Zucker 140, leichtes Kribbeln im Schienbein, Stuhlgang normal. ... Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse. David: Du hast am ganzen Körper blaue Flecken, dein Bein ist gebrochen, du bist an den Rollstuhl gefesselt, aber ansonsten keine besonderen Vorkommnisse?! Reicht dir das noch nicht? Wilson: Irgendwie... schon.... David: Gut... und deswegen werden wir etwas für dich tun! Wilson: Für mich? Oh nein... fang nicht wieder damit an. Ich ziehe nicht aus! Wenn du mich zwingen willst, kette ich mich an die Heizung. David: Keine Sorge, für den Augenblick ist ein Umzug nicht in Planung. Wir tun etwas anderes. Wilson (misstrauisch): Ach ja? Und was? David: Du kannst dir offensichtlich nicht selbst helfen, ich kann nicht ständig hin und her fahren, um dich zu versorgen, und Jess ist sowieso unzuverlässig... Jess (setzt sich kerzengerade auf): Hey! David: Reg dich nicht auf. (zu Wilson) Wir haben jemanden beauftragt, sich um dich zu kümmern. Wilson: Wenn du irgendjemanden hier ins Haus bringst, der sich um mich „kümmern“ soll, dann hänge ich mich in der Dusche auf! (Es klingelt an der Eingangstür.) David: Das wird sie sein! Wilson: Wer? David: Die Frau, die dir helfen wird. (Wilson dreht seinen Rollstuhl und saust zum Badezimmer.) David: Halt! Jess: Es hat keinen Zweck, du kannst dich nicht verstecken, Dad. (Wilson blickt von einem zum anderen. Dann rollt er niedergeschlagen wieder in die Mitte des Raumes. David öffnet die Tür und Caroline Lenahan kommt mit zwei Koffern herein. Sie sieht sehr tüchtig und professionell aus. Sie ist in den 60ern.) Caroline: Ich bin Caroline Lenahan. Die Agentur schickt mich. David: Ja, wir haben schon auf Sie gewartet. Kommen Sie herein. (Sie kommt weiter ins Zimmer und stellt ihre Koffer ab.) David: Dies ist mein Bruder Jess. Und hier ist mein Vater, Wilson Reddy. Dad... Caroline Lenahan! Caroline: Guten Tag, Mr. Reddy! (Wilson dreht sich weg. Sie sieht David an.) David: Er ist normalerweise nicht so. Er glaubt nur nicht, dass er Hilfe braucht. Er meint, er käme alleine zurecht. Caroline: So, wie das Bein aussieht, könnte das ein kleines bisschen schwierig werden. …   Caroline zog ein und Wilson fand sich damit ab, nicht ohne den einen oder anderen bissigen Kommentar zu geben. Das Stück gefiel und wurde super gespielt, immer wieder gab es spontanen Beifall vom Publikum. Natascha sah den Schauspielern begeistert zu, sie hatte die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen. Wenn Klaus zu ihr herübersah, merkte sie es nicht einmal, so war sie in den Bann des Theaters gezogen. Er betrachtete sie und sah das Funkeln in ihren grünen Augen. Der junge Mann konzentrierte sich wieder auf die Vorführung, doch nach einer Weile überwand er sich und seine Hand berührte Nataschas. Sie sah ihn an und ihre Blicke trafen sich, beide wirkten etwas verlegen, doch ihre Hände blieben vereint. Zwar mussten sie sich oft voneinander lösen, um zu applaudieren, aber ihre Hände fanden immer wieder zueinander.   (Zwei Wochen später.) Caroline: Ich hab mich gefragt, warum außer Ihren Söhnen niemand zu Besuch kommt. Haben Sie keine Freunde? Wilson: Ich habe genug Freunde. Dutzende. Aberdutzende! Caroline: Und wo sind sie? Wilson: Die meisten sind gestorben. Caroline: Auch ein Weg vor Ihnen zu flüchten. Wilson: Was erlauben Sie sich?! Ich ziehe die Menschen an – wie... ein Magnet! Jedenfalls belästige ich sie nicht mit meiner Gegenwart oder unsinnigen Fragen und Kommentaren. Caroline: Gut, dann mache ich ab sofort nur noch das, was in meinem Vertrag steht. Wilson: Dann tun Sie’s doch! Machen Sie sauber und lassen Sie mich in Ruhe! (Caroline knallt den Lappen hin und zieht die Schürze aus.) Caroline: Jetzt reicht’s! Ich gehe. Meine Koffer lasse ich später holen. Wilson: Was soll das heißen? Sie können doch nicht einfach gehen. Caroline: Warum nicht? Ich kündige. Sagen Sie Ihren Söhnen, Sie möchten mir bitte den Scheck an meine Hausadresse schicken. (öffnet die Tür) Wilson: Moment mal! Moment! Was wird denn jetzt aus mir, wenn Sie gehen? Caroline: Sie können sich selbst helfen. Sie brauchen niemanden, der sich um Sie kümmert. Das erzählen Sie doch jedem, der es nicht hören will. Jetzt haben Sie Ihren Willen. Auf Wiedersehen! (Sie ist schon halb draußen. Wilson rollt durch das Zimmer hinter ihr her.) Wilson: Caroline! Caroline! Gehen Sie nicht! (Sie hält inne. Sie zeigt ihm die Schulter.) Wilson: Bleiben Sie. (Sie hält die Hand immer noch an die Türklinke.) Wilson: Bitte, Caroline. Es tut mir leid. …   Nach etwas über einer Stunde wurde das Stück für eine fünfzehnminütige Pause unterbrochen. Der Saal leerte sich schnell, die Besucher wollten zu den Toiletten, zum Verkaufsstand oder nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Klaus und Natascha blieben wie etwa ein Drittel der anderen Zuschauer sitzen. Einige Reihen hinter den beiden saß Sabrina mit zwei ihrer Freundinnen. „Ist das dort vorne nicht Klaus?“ „Ja, das ist er“, antwortete Lydia. „Aber warum sitzt er neben Natascha?“ „Das ist bestimmt nur Zufall“, antwortete Sabrina auf Steffis Frage. „Nein, nein. Ich habe sie vorhin zusammen hereinkommen sehen. Sie sind gemeinsam hier“, erwiderte Lydia. „Dann ist das so eine Art Date?“ „Es sieht ganz danach aus.“ „Wenn Anne das erfährt, wird sie ausrasten! Klaus hat sich ja von ihr getrennt, weil er sich in ein anderes Mädchen verliebt hat. Doch dass die andere Natascha ist, hätte niemand von uns erwartet. Sie gehört schließlich überhaupt nicht in seine Welt.“   Caroline: Kommt Jess heute noch einmal vorbei? Wilson: Ich glaube nicht, er hat eine Konferenz. Man hat ihm einen Job in Kalifornien angeboten… Einen, den er sich immer gewünscht hat…er will ihn ablehnen. Caroline: Warum das denn? Wilson: Weil er sich um mich kümmern muss, sagt er. Er will den Job nur annehmen, wenn ich irgendwo hinziehe, wo man auf mich… aufpasst. Er und David arbeiten jetzt im Team. Vielleicht haben sie ja Recht, ich habe abgewirtschaftet. Caroline: Reden Sie keinen Unsinn! Wilson: Ich bin ein Fossil, ein Auslaufmodell. Jess und David müssen ihr eigenes Leben führen, ich bin ihnen dabei nur im Weg. Caroline: Sie möchten also alles aufgeben, was Ihnen lieb und wert ist? Das Haus, die Freiheit, zu entscheiden, was Sie tun und lassen? Wilson: Was bleibt mir anderes übrig? Caroline: Ich bitte Sie – Sie sind der unternehmungslustigste Mann, den ich je gesehen habe. Was ist los mit Ihnen? Als Sie hier im Rollstuhl saßen, haben Sie nicht aufgegeben. Was hat sich geändert? Wilson: Ich muss das tun, was für meine Jungs gut ist. Caroline: Das sind doch keine Jungs mehr. Das sind gestandene Männer. … Werfen Sie doch nicht den Rest Ihres Lebens weg. Jeder Tag ist kostbar! Und es kommen noch viele schöne Tage. Das einzige, was zählt, ist, dass Sie geliebt werden. (tätschelt seinen Arm) … Ich gehe jetzt die Kartoffeln schälen. Wilson: He?! (Caroline dreht sich um.) Wilson: Sie sind eine tolle Frau, wissen Sie das? (Caroline lächelt und geht in den Keller. Plötzlich hören wir einen Schrei von ihr, gefolgt von einem lauten „Rumms“.) Wilson: Caroline? Caroline! (Er geht, so schnell es die Krücken erlauben, zur Kellertür. Er peilt die Kellertreppe hinunter.) Wilson: Caroline?! Ich komme!! (und geht ab)   Am folgenden Tag Caroline sitzt im Rollstuhl, ein Bein in Gips. Wilson steht neben ihr, lehnt sich auf seine Krücken. Jess, David und Cynthia sitzen auf der Couch. Wilson (versucht, einen fröhlichen Ton anzuschlagen): So – da sind wir nun alle. Jess (düster): Ja. David (kummervoll): In der Tat – hier sind wir. Wilson: Was ist mit euch beiden los? Ihr seht aus, als hätte man euren Hund erschossen. Also, ich bitte um ein wenig Optimismus! David (lacht sarkastisch): Ha! Habt ihr euch schon mal angesehen? Da vergeht einem der Optimismus! Die arme Frau hätte sich das Genick brechen können. Caroline: Ihren Vater trifft keine Schuld. Und ich bin schon bald wieder auf den Beinen. David: Jedenfalls werden wir Sie als erstes nach Hause transportieren. Mit Ihrer Verletzung sind Sie offensichtlich in diesem Hause nicht mehr von großem Nutzen. Wilson: David, lass diesen Ton und hör endlich auf, dich in meine Angelegenheiten einzumischen! Es ist an der Zeit, dass hier mal jemand ein Machtwort spricht! Caroline: Bravo, Wilson! Bleiben Sie tapfer! Wilson: Ab sofort werde ich hier wieder das Kommando übernehmen. David: Wie soll das denn gehen? Wilson: Ruhe auf den billigen Plätzen! … Jess, wenn du mich glücklich machen willst, und ich weiß, dass du das willst, dann wirst du den Job in Kalifornien annehmen. Jess: Ich lasse dich ungern allein, aber wenn du darauf bestehst… Wilson: Keine Widerrede! … Und nun zu dir, David! Ich weiß, dass du dich um mich sorgst. Aber du hast noch andere Aufgaben in deinem Leben. Wann warst du das letzte Mal mit deiner Familie im Urlaub? David: Urlaub? Wilson: Da, bitte! Du kennst nicht mal mehr das Wort. Du fährst mit deiner Familie in den sonnigen Süden! Cynthia: Oh ja, eine gute Idee. Wilson: Und Caroline. Nach Ihrer Genesung… Können Sie sich vorstellen, noch eine Weile länger hier zu bleiben? Wir haben noch ein paar Tage vor uns, haben Sie gesagt… ein paar schöne Tage… Caroline: Wilson… meinen Sie damit…? Wilson: Ich weiß, eine dolle Partie bin ich nicht gerade… aber wollen Sie… (versucht einen Kniefall, kriegt sein Bein nicht gebeugt) Verdammtes Knie. Dann muss es eben im Stehen sein… Caroline Lenahan, möchtest du meine Frau werden? Caroline: Ja. Wilson: Darf ich die Braut jetzt küssen? (Wilson sieht Caroline an, sie streckt die Arme aus.) Caroline: Nun komm schon! Wilson: Okey-dokey! (und stürzt sich auf Caroline) (Licht aus. Poltern.) Caroline: Oh Wilson, pass auf! (Während Wilson auf ihr zu liegen kommt, schießt ihr Gipsbein in die Höhe. Der Rollstuhl kippt nach hinten, Jess und David fangen ihn gerade noch auf. Während Caroline und Wilson sich nicht stören lassen, halten Jess und David den Rollstuhl und sehen sich an.) David: Ab und zu werden sie doch noch mal unsere Unterstützung brauchen! (David und Jess grinsen sich an, während der Vorhang fällt.)   Als das Stück endete, hörten die Zuschauer gar nicht mehr auf zu klatschen, einige standen sogar auf und alle anderen taten es ihnen nach. Die Schauspieler verbeugten sich erst einzeln oder zu zweit und dann kam noch einmal das gesamte Team auf die Bühne, nicht nur die Schauspieler, sondern auch Masken- und Bühnenbildner. Ebenfalls holten die Schüler ihre Theatergruppenleiter aus dem Off zu sich, die sich eigentlich nicht so gerne zeigten. Nach einer Weile schloss sich der Vorhang und das Klatschen erstarb, die Zuschauer machten sich auf den Weg nach Hause. Zunächst mussten sie aber aus der Aula herauskommen, was bei diesen Mengen einiges an Zeit dauerte, und dann ihre Jacken und Mäntel an der Garderobe abholen. Der Himmel war sternenklar, es sah wunderschön aus, doch dadurch war die Nacht auch sehr kalt. Natascha und Klaus hatten das Schulgelände bereits verlassen und waren jetzt Hand in Hand auf dem Weg nach Hause. „Ich glaube, ich brauche dich nicht zu fragen, ob es dir gefallen hat.“ Klaus grinste sie an. „Ich hatte ja vorher schon gesagt, dass es klasse wird. Miriam war wirklich fantastisch, überhaupt alle. Die Geschichte war echt süß.“ „Ja, die hat mir auch gut gefallen. Die Witze waren der Bringer. … Ich mag es, dass sich die Theatergruppe immer für Komödien entscheidet. Wenn sie etwas von Schiller oder Shakespeare spielen würden, würde ich wohl zu Hause bleiben. Nichts gegen die Schriftsteller, die sind Weltklasse, aber nicht fürs Schultheater geeignet“, meinte der junge Mann. „Da hast du Recht. Es ist schon schwer genug, die Werke für den Unterricht zu lesen. Da muss man sie sich nicht noch im Theater ansehen.“ Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, bis die Zwei vor Nataschas Haustür standen, sie wohnte schließlich nicht weit weg von der Schule. „Hast du morgen schon etwas vor?“ „Ich werde wohl zur Schule gehen“, antwortete die Blonde lächelnd. „Ich rede natürlich vom Abend.“ „Nun, am Abend habe ich noch nichts vor.“ „Hättest du dann vielleicht Lust mit mir ins Kino zu gehen?“, fragte Klaus, etwas verlegen.  „Welcher Film schwebt dir denn vor?“ „Was sagst du zu Black Matt?“ „Ich sage, dass ich den Film gern sehen würde.“ Ihre Augen strahlten, denn sie war einfach nur glücklich. Nie hätte sie gedacht, dass sie je mit Klaus ausgehen würde. „Dann hole ich dich um halb acht ab.“ „Gut. Ich freue mich schon darauf.“ Natascha stand bereits auf der ersten der vier Treppenstufen und war somit genauso groß wie Klaus. „Es war wirklich ein schöner Abend. Doch ich denke, ich sollte jetzt gehen. Ich könnte hier noch ewig mit dir stehen und reden, aber weil wir morgen in die Schule müssen, wäre es wohl besser, wenn wir noch etwas Schlaf bekommen.“ „Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Na dann, gute Nacht!“ Er beugte sich zu ihr herüber und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange. „Gute Nacht.“ Der junge Mann drehte sich um und lief den Weg entlang. Natascha sah ihm hinterher, doch dann stieg sie die Stufen hinauf und schloss die Haustür auf.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)