Zum Inhalt der Seite

Krieger des Lichts

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich wage ein Experiment: Naruto gemixt mit High Fantasy (oder zumidnest Elementen idieses Genres). Keine Ahnung, ob das gut geht, aber ich bin optimistisch und würde mich freuen, wenn möglichst viele Leser mich - oder vielmehr unsere Manga-Helden - auf dieser Reise begleiten.
Abos und Kommentare werden mit Kusshand entgegengenommen. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel Eins. MorgenGrauen.

Gähnend streckte Hagane Kotetsu die Glieder: die Nacht schien heute gar kein Ende nehmen zu wollen. Er konnte seine Augen jetzt kaum noch offenhalten und bis zur Wachablösung dauerte es immer noch gut zwei Stunden.

Schon seit Sonnenuntergang maskierte ein dicker Mantel aus Wolken jeden Zentimeter des Himmels. Trüb und grau wölbte er sich in dieser Nacht über die Wälder vor Konoha, ohne etwas von seiner üblichen Weite, seiner Unendlichkeit zu zeigen.

Kotetsu glaubte beinahe, nur die Hand ausstrecken und zugreifen zu müssen, um mit einem kurzen Ruck Mond und Sterne zu befreien, deren silbriger Schimmer sich heute Nacht hartnäckig hinter den düsteren Wolken verborgen hielt.

Ohne ihr mattes Funkeln am Himmel gab es außer der Öllampe, die munter zwischen ihm und Izumo flackerte, nichts, was der Dunkelheit Einheit gebieten konnte.

Mit unstillbarer Gier fiel sie über die Welt her, vertilgte Konturen und Farben restlos von der Erdoberfläche und ließ dabei nichts weiter als formlose, zuckende Schatten zurück. Zwischen Himmel und Erde gab es keine Grenze mehr. Alles versank in Dunkelheit und alles verwandelte sich in Dunkelheit.

Kotetsu fröstelte leicht, als ein frischer Windstoß die Bäume zum Rauschen brachte.

Izumo neben ihm hingegen schien weder den kühlen Wind noch die rauschenden Blätter wahrzunehmen: er schlief und saß dabei kaum noch auf seinem Stuhl, sondern hing zwischen den Armlehnen. Dabei lag sein Kopf überstreckt im Genick, sodass ihm der Kiefer weit offenstand. Speichel rann aus seinem Mundwinkel und tropfte an seinem Kinn hinab.

Mit jedem Atemzug wichen kleine Nebelwolken aus ihren Mündern und stiegen träge zum Himmel auf.

Blinzelnd blickte Kotetsu ihnen hinterher und beobachtete, wie sie in die graue Dunkelheit über seinem Kopf empor schwebten, bis der Wind sie fort wischte.

Im Osten erwachte unterdessen allmählich der Tag: weit, weit entfernt am Horizont brach ein einsamer Lichtstrahl über die Wipfel der Bäume hinweg und tauchte einen schmalen Streifen Land in bleiche Helligkeit.

Die Bäume erhielten langsam wieder ihre gewohnte Gestalt zurück. In zahlreichen Grauschattierungen hoben sie sich von der einheitlichen Schwärze der Nacht ab.

Zwischen den Stämmen erhoben sich Nebelschwaden vom Boden; ähnlich den kleinen Wolken, die aus Kotetsus und Izumos Mündern aufstiegen, mit dem Unterschied, dass die Schleier im Unterholz viel massiver wirkten. Nicht wie aus Dunst, sondern fast schon gegenständlich.

Geisterhaft wanden sie sich um die Stämme, setzten sich in die Furchen der Baumrinden, krochen unter Wurzeln hindurch und kletterten hinauf in das Geäst der Blätterkronen.

Es war, als versuchten die trüben Schwaden längst vergessene Erinnerungen wieder zum Leben zu erwecken, um sie Kotetsu zu zeigen. Die Art, wie sie sich mit jedem Augenblick neu formierten, erschufen für den Hagane die Illusion eines Willens, der dem Nebel innezuwohnen schien.

Ein Wille, mächtig genug, den Verstand des Ninja zu überwältigen und ihn mit sich fortzunehmen, um ihn in ein gespensterhaftes Nebelwesen zu verwanden, dessen Seele auf ewig dazu verdammt war, ruhelos umher zu wandern. Er glaubte beinahe, jenen Willen rufen zu hören...

Kotetsu stutzte.

Wie der Nebel wohl klingen würde, wenn er eine Stimme hätte?

Männlich, vermutlich. Und alt. Schrecklich alt; immerhin gab es den Nebel schon seit Anbeginn der Zeit und wenn er eine Stimme hätte, so gäbe es diese wohl auch schon seit Anbeginn der Zeit. Sie wäre also ausgedünnt und schwach von all den vielen Worten, die sie in all der langen Zeit schon gesagt hatte. Sie würde düster klingen, und rau; rau wie das Reiben von Schmirgelpapier auf Holz und düster wie patschende Schritte auf regennasser Straße in der Nacht.

Kotetsu!

Kotetsu war nicht wirklich überrascht zu hören, dass tatsächlich jemand (oder etwas) seinen Namen rief. Er hatte schließlich darüber nachgedacht, wie der Nebel klingen könnte. Da erschien es ihm nur logisch, sich diesen Klang nun auch vorzustellen.

Kotetsu!

Dass seine Überlegung und seine Vorstellung jedoch so weit auseinander klafften, überraschte ihn sehr wohl.

Kotetsu!

Denn da rief die Stimme einer Frau nach ihm, die klang wie eine Melodie – weich und zärtlich, klar und...

Kotetsu!

...silbern. Kotetsu hatte nie darüber nachgedacht, wie Silber wohl klingen mochte. Oder ob es das überhaupt tat. Aber als die Stimme aus dem Nebel nach ihm rief, schien ihm plötzlich einzuleuchten, wie das Metall klingen musste. Obwohl er sich das nie gefragt hatte.

Kotetsu!

Der Ruf wurde lauter. Und als er lauter wurde, merkte Kotetsu, dass er ihn gar nicht mit den Ohren hörte, sondern mit jeder Faser seines Körpers spürte – in seinem Herzen, hinter seiner Stirn, auf seinen Lippen.

Kotetsu!

Kotetsu stand auf und entfernte sich stolpernd ein paar Meter von Izumo und ihrem Wachposten.

Hilfe, Kotetsu!

Der Nebel wurde noch gegenständlicher. Wie ein kontrahierendes Herz verdichtete er sich in einem kleinen, weißen Wirbel, um drei Atemzüge später in einer Welle aus blauem Licht zu explodieren.

Die hellen Strahlen nahmen Kotetsu die Sicht. Der Boden entglitt seinen Füßen. Er stürzte, ohne den Aufprall zu spüren.

Es dauerte, bis sich seine Augen wieder von der unerwarteten Helligkeit erholten.

Deshalb wollte er ihnen zunächst auch nicht glauben, als sie plötzlich vor ihm stand, diese Gestalt. Er blinzelte, in der Hoffnung, den unwirklichen Anblick so vertreiben zu können.

Vergeblich. Sie wollte nicht weichen.

Ihr Gesicht war ohne Konturen, wie eine Maske. Zwei leere, schwarze Höhlen klafften dort, wo normalerweise die Augen saßen. Nase und Mund fehlten.

Sie hatte pechschwarzes Haar. In beinahe bodenlangen, seidenfeinen Strähnen wand es sich um das Gesicht und den Körper der Gestalt, als ob es lebendig wäre. Blaue Flammen, vier an der Zahl, umschwebten die Erscheinung.

Sie hob einen Arm und streckte ihn in Kotetsus Richtung aus. Der weite Ärmel ihres weißen Gewandes verbarg dabei ihre Hand.

Komm' zu mir. Bitte - hilf mir.

Kotetsu rappelte sich wieder auf und ging auf die Gestalt zu. Sein Körper fühlte sich fremd an. Wie ferngesteuert.

Ganz automatisch streckte er seine Hand nach ihr aus und berührte sie, diese Geisterfrau. Ihr Ärmel löste sich sofort auf, zerfiel einfach in Nebel. Auf Kotetsus Haut anfühlte sich die Berührung an wie ein Kuss von kalten Lippen. Die Härchen auf seinem Körper stellten sich auf.

„Wobei soll ich dir helfen?“, flüsterte er; aus Angst, er könnte das Nebelwesen erschrecken.

Folge mir.

Es dämmerte ihm. „Du bist der Wille des Nebels, oder? Du kommst, um mich zu holen.“

Folge mir.

Und tatsächlich, Kotetsu folgte ohne weitere Fragen zu stellen. Die Gestalt schwebte voran.

Ja, schwebte: unter dem Saum ihrer Robe schritten keine Füße über den Boden hinweg.

Genaugenommen gab es diesen Saum gar nicht. Die Gestalt verblasste zum Boden hin und war von den Knien abwärts nur noch ein Wolkenfetzen.

Doch nichts von alledem beunruhigte Kotetsu. Die blauen Flammen lenkten ihn zu sehr ab. Für ihn waren sie so faszinierend wie schimmernde Seifenblasen für ein kleines Kind.

Die Geisterfrau schlug den Weg Richtung Osten ein, weg von Konoha und in die Morgendämmerung. Kotetsu folgte.

Die Gestalt verließ die Straße, schwebte durchs Unterholz. Kotetsu folgte.

Äste brachen unter seinen Füßen. Dornen zerkratzten ihm die Hände und das Gesicht. Er strauchelte immer wieder, weil er nicht darauf achtete, wohin er ging und deshalb in kleine Erdlöcher trat oder über Wurzeln stolperte. Nichts davon nahm er wahr. Da war nur noch die Geisterfrau mit dem wehenden, schwarzem Haar und ihren vier blauen Flammen

Kotetsu folgte ihr wer weiß wie weit und blieb erst stehen, als sich das Dickicht aus Bäumen, Sträuchern und Wurzeln zu einer Lichtung teilte.

Der Nebel war hier dichter denn je, sodass Kotetsu die Geisterfrau nur noch wegen ihrer blauen Flammen ausmachen konnte. Sie verweilte.

Hilf, mir!, rief sie immer wieder.

„Wobei?“, fragte Kotetsu in ihre Rufe hinein, aber konnte sich selbst nicht hören.

Vorsichtig, weil er im Nebel seine eigenen Füße nicht sah, tastete er sich Schritt für Schritt vorwärts, zu den blauen Lichtern hin. Erst als er keine Armlänge mehr von ihr entfernt war, entdeckte er sie.

Nicht die Gestalt. Sondern die junge Frau am Boden, über der sie schwebte.

Hilf mir!

Kotetsu schnappte erschreckt nach Luft und presste sich instinktiv die Hände auf die Ohren. Dieser letzte Ruf war kein Ruf mehr, sondern ein Schrei. Nicht länger weich oder zärtlich, klar oder silbern, sondern einfach nur entsetzlich. Schlimmer als Fingernägel, die über eine Tafel kratzen.

Noch lange hallte dem Schrei ein mehrstimmiges Echo nach, das Kotetsu wieder nicht mit den Ohren hörte, sondern mit jeder Faser seines Körpers spürte.

Es tat schrecklich weh. So sehr, dass er schreien wollte, aber zu sehr, um dafür Luft holen zu können. Er sank in die Knie.

Die Gestalt und ihre blauen Flammen wirbelten um ihn herum. Ihr konturloses Gesicht war zur grausigen Fratze verzogen. Sie umkreiste ihn so schnell, dass er sie überall sah: ein verzerrter, schwarz-weißer Schweif, in dem immer wieder die konturlose Maske ihres Gesichtes aufblitzte.

Kotetsu schloss die Augen, aber das half nicht. Er sah sie immer noch in der Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern.

Erst als ein plötzlicher Windstoß sie davontrug, kehrte Ruhe ein.

Nur mit viel Überwindung wagte Kotetsu es, die Augen aufzuschlagen und seine Hände sinken zu lassen. Er hörte sein eigenes Blut rauschen, so heftig klopfte sein Herz. Tränen stiegen ihm in die Augen und er zitterte.

Atemlos richtete er seinen verschleierten Blick auf die junge Frau am Boden, zu der die geisterhafte Gestalt ihn geführt hatte.

Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, denn das Mädchen lag auf dem Bauch mit dem Hinterkopf zu ihm. Wie ein Schleier verdeckten die Strähnen ihres langen, kupferroten Haars ihren Körper.

Das regelmäßige Heben und Senken ihres Rückens war das einzige Zeichen von Leben in ihr.

Kotetsu!

Kotetsu zuckte zusammen. Zögerlich hob er eine Hand und strich mit den Fingern vorsichtig ein paar der roten Strähnen zur Seite: sie fühlten sich ganz weich an.

„Ich bin doch da“, murmelte er, fasziniert von dem Anblick, den das zur Seite gestrichene Haar enthüllte. Mit der freien Hand wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht „Du brauchst nicht mehr nach mir zu rufen.“

Kotetsu!

Die Stimme veränderte sich. Sie wurde tiefer, rauer – kurz männlich. Und, vertraut. Besorgt. Aufgeregt.

„Izumo...?“

Kotetsu stöhnte auf und griff sich an die Stirn. Seine Sicht neigte sich – nach rechts, nach links. Seine Sinne erwachten wieder zum Leben.

Er roch die Sporen junger Waldpilze, die nahe der Baumwurzeln am Rande der Lichtung trieben.

Er roch das würzige Aroma wilder Kräuter, die zwischen den Grashalmen sprossen.

Er roch Moos und süßliches Harz.

Er hörte das gurgelnde Plätschern eines Baches, der unweit dieser Lichtung fließen musste.

Er hörte den Wind, der verheißungsvoll durch die Baumwipfel strich.

Und er spürte Nässe. Nässe von Tau und von Schweiß, die auf seiner Haut und in seiner Kleidung steckte. Seine Zähne klapperten. Ihn fror.

Was ist denn los mit dir? Wer ist das?

Izumos Stimme klang seltsam verzerrt. Für Kotetsu hörte sie einen Halbton höher als sonst und ein metallisches Echo folgte ihr.

Verwirrt sah Kotetsu von Izumos Gesicht zum bewusstlosen Mädchen, dann wieder zurück zu Izumo. Er war wie gelähmt.

„Ich weiß es nicht…“, murmelte er und würgte leise. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.

„Kotetsu!“, rief Izumo aus, als dieser kippte.

Über ihnen färbte der Morgen den Himmel allmählich blutrot...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Votani
2019-11-10T04:09:28+00:00 10.11.2019 05:09
Hey du. :D Ich hab deine FF zufaellig auf Twitter gesehen und dachte, ich schaue mal rein. Ich war ja skeptisch, als du etwas von "high fantasy" geschrieben hast, aber Kakashi auf dem Cover konnte ich nicht wiederstehen. :D Zwar hab ich keine Ahnung, was du direkt aus der Geschichte machen wirst, aber der Anfang hat mir schon mal gut gefallen!
Die Geisterfrau hast du super beschrieben. Ihr Auftauchen konnte ich mir bildlich richtig gut vorstellen und es war sogar richtig gruselig. Hat mir gut gefallen. Generell kriegst du Beschreibungen unheimlich gut hin. Ich bin gespannt, was es mit der Frau auf sich hat und freue mich schon auf das naechste Kapitel. :)
Antwort von:  Cedar
10.11.2019 15:22
Oh, der erste Kommentar - wie aufregend!
Vielen Dank für deine Rückmeldung und natürlich auch dafür, dass du der Geschichte überhaupt eine Chance gegeben hast.
Meine erste große Literatur-Liebe war seinerzeit "Lord of the Rings" und deswegen hat Fantasy, speziell eben High Fantasy, einen speziellen Platz in meinem Herzen und ich dachte, wenn ich schon mit einem Paralleluniversum arbeite kann das ja von den Fantasy-Welten inspiriert sein, die ich so liebe - Narnia, Mittelerde... Die Ninja erwartet also der ein oder andere Kulturschock und Kakashi wird sich als Hokage ganz anderen Herausforderungen stellen müssen als seine Vorgänger.
Ich will nicht zu viel verraten, aber als Anregung auf die Frage, was ich direkt aus der Geschichte machen werde: was wurde wohl aus dem Vater von Hagoromo und Hamura geworden ist; wer er war... Ich wurde inzwischen darüber unterrichtet, dass der Anime dazu was rausgebracht hat, aaaaaber beim Anime bin ich schon so bei Asumas Tod ausgestiegen und habe nur noch den Manga gelesen. Diese Anime-Storyline existiert für mich also nicht, aber ich hab' sie auf Narutopedia recherchiert und finde meine Version ehrlich gesagt besser. Also, du darfst gespannt sein und ich hoffe, die weiteren Kapitel gefallen dir ebenso gut.
Cheers,
Cedar


Zurück