Pictures von -Kuraiko ================================================================================ Prolog: -------- Mondlicht tauchte das Zimmer in ein fahles Silbergrau. Trotz der späten Stunde, waren immer noch die ein oder anderen Passanten auf den Straßen Tokyos unterwegs, doch die unscheinbare Seitenstraße, in welcher sich das Hotel befand, lag schon lange verlassen da. „Du hattest in den letzten Tagen kaum Zeit. Hat man dir wieder einen neuen Auftrag gegeben?“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht, ...wer kann das schon so genau sagen?“ „Ach komm schon, du könntest mir ruhig einen kleinen Tipp geben. Hast du hier in der Stadt zu tun, oder ist es irgendetwas länderübergreifendes?“ „Welche Fälle liegen aktuell auf deinem Schreibtisch? Ermittelst du vorrangig gegen uns, oder ist derzeit irgendein anderer im Fadenkreuz?“ Die junge Frau seufzte. „Du weißt genau das ich darüber nicht reden darf.“ „Und du weißt, dass ich nicht über meinen Job reden darf. Mit niemandem.“ Die Andere lehnte ihr Kinn auf den blonden Schopf der Agentin. Diese ließ sich noch ein Stückchen weiter zurücksinken und kuschelte sich mit dem Rücken gemütlicher an ihre Gesprächspartnerin, welche hinter ihr saß. Sie genoss die Wärme, die von der Anderen ausging, ohne dass irgendeine störende Stoffschicht zwischen ihnen wäre. Die Umarmung der Älteren hielt sie warm und sie spürte, wie langsam aber sicher bleierne Müdigkeit in ihr aufstieg. „Sag mir wenigstens, ob dein neuer Auftrag gefährlich ist.“, murmelte die Blondine und blinzelte müde. „Mein Job ist genau so gefährlich wie deiner, Kätzchen. Wir wissen nie, wann wir das nächste Mal einer Schar von Bewaffneten gegenüberstehen.“, entgegnete ihre Partnerin ruhig. „Arbeit ist ein schlechtes Thema, was?“ Auf Jodies Lippen zeichnete sich ein leichtes Schmunzeln ab. „Wenn man bedenkt, dass wir beide vermutlich so gut wie tot wären, wenn irgendjemand hiervon wüsste, hast du vermutlich Recht.“, lautete die trockene Antwort der Kriminellen, ehe sie leise lachte. Die Agentin beschloss das Thema zu wechseln. „Hast du schon gehört, dass nächste Woche eine neue Spielhalle in Beika eröffnen soll?“ „Ach ja? Ich ahne bereits, wen ich die nächsten Wochen dann wohl so schnell nicht mehr wiedersehen werde.“ „Wer hat denn das behauptet? Ich dachte mir, dass wir uns die neue Halle gemeinsam ansehen könnten, Chris.“ Ohne es zu bemerken, hatte sie damit begonnen mit dem Finger Kreise und Muster auf den linken Arm der Kriminellen zu malen. Diese schien sich nicht weiter daran zu stören, streichelte sie mit der anderen Hand, während sie redeten, eh schon die ganze Zeit über, über den Rippenbogen und die seidig weiche Haut auf Bauchhöhe der Jüngeren. „Dir ist schon klar, dass es keine besonders gute Idee ist, wenn wir uns in der Öffentlichkeit zusammen sehen lassen?“ Jodie legte den Kopf ein wenig zur Seite, um in ihrer derzeitigen Position zu der anderen Blondine hochsehen zu können und bemerkte, dass Chris fragend eine Augenbraue hochgezogen hatte. „Als wenn das für die Frau mit den 1000 Gesichtern ein ernsthaftes Hindernis darstellen würde!“, erinnerte die Agentin sie, was die Kriminelle zu einem schrägen Schmunzeln veranlasste. „Mal ehrlich, was genau findest du bloß an Spielhallen?“ Angesprochene zuckte nur leicht mit den Schultern. „Es ist doch viel amüsanter mit der Waffe in irgendeinem Videospiel einen neuen Rekord aufzustellen, als sie in Realität gebrauchen zu müssen.“ „Also eine Art Schießtraining?“ „Nein, natürlich nicht. Du weißt genau so gut wie ich, dass eine Spielzeugpistole in einer Spielhalle beispielsweise nicht mal über einen Rückstoß verfügt, aber irgendjemand muss der Zombieapokalypse schließlich Einhalt gebieten.“ „Ich wusste gar nicht, das unsere Stadt von einer Zombieepidemie heimgesucht wird.“, amüsierte Chris sich. Jodie dachte noch gar nicht daran aufzugeben. „Du und ich, wir treten gegeneinander an. Schauen wir, wer geschickter im Umgang mit der Waffe ist und mehr Zombies erledigt.“ Die Ältere lachte. „Ich weiß ja nicht, Kätzchen.“ „Du bist nur ein Jahr älter als ich, da könntest du dich ruhig ein wenig mitreißen lassen.“ „Was ist der Preis für die Gewinnerin?“, schien Chris schließlich einzulenken. Kurz überlegte die junge Agentin. „Mh,... der Verlierer übernimmt nächstes Mal die gesamte Hotelrechnung?“ „Als wenn das eine von uns in den finanziellen Ruin stürzen würde.“, stellte die Ältere schmunzelnd fest. „Aber gut, finden wir heraus, wer die meisten Zombies tötet.“ Mit den Fingerspitzen strich die Ältere über den Bauch ihrer Partnerin, was diese dazu brachte leise zu lachen. „Hey, das kitzelt!“, protestierte sie. „Da will sie gerade noch die Zombieapokalypse verhindern und nun weint sie wie ein kleines Mädchen.“, zog ihr Gegenüber die Agentin auf. „Du weißt ganz genau wie kitzlig ich bin!“ Sie wand sich hin und her um der kleinen Attacke irgendwie zu entkommen. „Die Streicheleinheit vorher war mir irgendwie lieber...!“ Kurz hielt die Ältere inne um die Andere wieder zu Atem kommen zu lassen und ihr die Gelegenheit zu geben, sich eine Träne vom Lachen aus dem Augenwinkel zu wischen. Als die Blondine zu der anderen Amerikanerin blickte, bemerkte sie, dass das Schmunzeln der Kriminellen plötzlich irgendwie wölfisch wirkte. „Ach ja? Du meinst ungefähr so?“ Sie spürte wie die Hand der Älteren langsam über ihre Seite, ihren Bauch und schließlich weiter herunter wanderte. „Wirklich? Du bist der Teufel, weißt du das eigentlich?“, seufzte die junge Frau und zog gespielt ein Gesicht, ohne dabei jedoch wirklich unglücklich zu klingen. Anstelle einer Antwort verwickelte die Kriminelle sie in einen Kuss. ~ Erste Sonnenstrahlen weckten die junge Agentin. Sie unterdrückte ein Gähnen und räkelte sich, ehe sie noch recht verschlafen blinzelte. Einen Moment brauchte sie, um sich zu orientieren – handelte es sich bei dem Raum doch nicht um ihr Schlafzimmer, dann wusste sie wieder, wo sie sich befand. Die Blondine rieb sich kurz über die Augen und sortierte einige verirrte Strähnen aus ihrem Gesicht, dann drehte sie sich auf die Seite, auch wenn sie wusste, was sie auf der anderen Seite des Bettes vorfinden würde. Die Decke war ein Stück weit zurückgeschlagen und die Kuhle im Kopfkissen verriet, dass dort bis vor kurzem noch eine andere Person gelegen haben musste. Jodie legte eine Hand auf die Matratze neben sich, welche sich noch leicht warm anfühlte. Zwar ließ sich nicht leugnen, dass bis vor kurzem noch jemand hier geschlafen hatte, von ihrer Partnerin fehlte jedoch inzwischen jede Spur. //Nicht das es mich überraschen würde, aber irgendwann schaffe ich es schon noch vor dir aufzuwachen.// Nachdem sie sich noch einmal gestreckt hatte, schwang die junge Frau die Beine aus dem Bett und stand auf. Ein Blick auf die Wanduhr verriet ihr, dass sie zwar noch ein wenig Zeit hatte, doch wenn sie nicht zu spät zur Arbeit kommen wollte, sollte sie besser nicht mehr endlos herumtrödeln. Bevor die Agentin mit der, vom Boden aufgesammelten, Kleidung in Richtung Bad verschwand, warf sie noch einen raschen Blick auf den Tisch, der unter dem Fenster stand. Ein schiefes Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen. Wie sie es bereits erwartet hatte, fanden sich auf dem Tisch einige Geldscheine und Münzen. Als sie damals erstmals Geld auf dem Tisch vorgefunden hatte, hatte dies zuerst zu einem gewaltigen Missverständnis und Empörung geführt, doch inzwischen wusste sie, dass die Ältere lediglich ihren Anteil an der Rechnung für das Hotelzimmer zahlte und da Chris es bisher immer geschafft hatte, sich heimlich, still und leise auf und davon zu schleichen, legte sie Jodie ihren Anteil der Rechnung eben auf den Tisch. Ihr Handy blinkte und die Blondine wusste bereits jetzt, was sie vorfinden würde. Neben der Tatsache, dass sie sich die Rechnungen teilten, hatte ihre Partnerin noch eine ganz andere Angewohnheit entwickelt. Sie öffnete die Nachricht, welche sich auf ihrem Handy fand, nur um im nächsten Moment ein Bild von sich selbst zu begutachten, friedlich schlafend und auf der Seite zusammengerollt. Unter dem Bild fand sich noch die Nachricht »Wie üblich würde es wohl nicht einmal eine Blaskapelle im Zimmer schaffen, dich morgens aufzuwecken, Kätzchen.« Die junge Frau verdrehte nur kurz die Augen. Wieder hatte sie eine Chance verpasst, aber irgendwann würde sie es schon noch schaffen den Spieß umzudrehen. //Irgendwann kriege ich mein Foto schon noch, verlass dich drauf.// Schließlich legte sie das Handy zurück auf den Tisch und verschwand im Bad, um sich für den anstehenden Arbeitstag zurechtzumachen. Kapitel 1: Flashback #1 ----------------------- ~ ~ ~ ~ Flashback ~ ~ ~ New York vor etwa eineinhalb Jahren   So harmonisch wie es nun der Fall war, waren die beiden Frauen jedoch noch lange nicht immer miteinander umgegangen. Die Amerikanerin konnte sich noch gut an ganz andere Zeiten erinnern. Als sie schließlich im Auto saß und auf dem Weg zur Arbeit war, musste sie unweigerlich an den Tag vor ungefähr eineinhalb Jahren zurückdenken, an dem die Feindschaft zu ihrer eigentlichen Erzrivalin angefangen hatte zu wanken. Sie erinnerte sich dass das FBI kurz vor besagtem Tag an einige neue, wichtige Informationen gelangt war. Zwar hatte ihr Team damals bereits seit einer ganzen Weile gegen die Organisation, bestehend aus Schwerverbrechern, ermittelt, doch obwohl sie wusste, dass es vielleicht unprofessionell war, hatte Jodie schon immer eins der Organisationsmitglieder ganz besonders im Visier gehabt. Sie wusste, dass die kriminelle Organisation ausschließlich aus Personen bestand, die bereits das ein oder andere schwere Verbrechen verübt hatten, doch die Feindschaft zu der anderen Blondine hatte einen ganz persönlichen Hintergrund. Jedes Mal, wenn sie das Gesicht dieser Frau sah, sah sie sich erneut mit dem Alptraum aus ihrer Kindheit konfrontiert. Die andere Amerikanerin hatte damals ihren Vater kaltblütig ermordet, das Haus angezündet und es billigend in Kauf genommen, die damals noch sehr junge Jodie in den Flammen ihrem Schicksal zu überlassen. Nur dem puren Zufall hatte sie es zu verdanken, dass sie den Anschlag damals überlebt hatte. Lange Zeit war sie der festen Überzeugung gewesen, dass eben jene kaltblütige Mörderin ein Teil der Organisation war, gegen die sie ermittelten. Verbissen hatte sie versucht, an neue Informationen oder irgendwelche nützlichen Anhaltspunkte zu gelangen, doch die Frau war wie ein Phantom. Wollte sie gefunden werden, tauchte sie kurz auf dem Radar des FBIs auf, wollte sie unerkannt bleiben – was meistens der Fall war – schien sie wie vom Erdboden verschluckt, fast so, als wäre sie in der Lage jede beliebige Identität anzunehmen. Später hatte die junge Agentin herausgefunden, dass diese Vermutung gar nicht mal so weit hergeholt war. Was sie jedoch enorm gestört hatte, war die Tatsache, dass ihre Erzrivalin sonderbarerweise nicht zu altern schien. Gut 20 Jahre waren seit dem schrecklichen Vorfall vergangen und noch immer hatte die Frau sich nicht verändert. Zwar schien es vor einigen Jahren so, als wäre die Kriminelle überraschend verstorben, doch daran hatte die Agentin lange Zeit nicht geglaubt. Wenn die Mörderin nicht mehr lebte, wie hätte es denn dann bitte auch möglich sein sollen, dass sich ihre Wege nach wie vor von Zeit zu Zeit kreuzten? Jodie war überzeugt davon gewesen, dass die Kriminelle ihren Tod nur inszeniert hatte und hatte mit ihrem Team jede noch so kleine Spur verfolgt, die diese Vermutung bestätigte. Den Durchbruch hatte schließlich die Befragung des Zahnarztes der Schauspielerin ergeben, nachdem sie endlich an den Namen des Arztes gelangt waren. Was der Mediziner wusste, hatte den kompletten Fall in ein ganz anderes Licht gerückt. Der Arzt hatte dem FBI mitgeteilt, dass er nicht nur der Zahnarzt der Zielperson gewesen war. Besagte Frau hatte eine Tochter, ungefähr im gleichen Alter wie die junge Agentin selbst. Mutter und Tochter hatten den gleichen Zahnarzt gehabt. Diese Information hatte so ziemlich alles verändert. Ihre Zielperson hatte den eigenen Tod folglich gar nicht inszeniert und sich schließlich eine neue Identität geschaffen, nein, einige Zahnabdrücke bewiesen zweifelsohne, dass es sich bei Mutter und Tochter nicht um zwei gespielte Rollen, sondern tatsächlich um zwei verschiedene Personen handelte. Damit war schließlich auch das Rätsel gelöst worden, warum die Kriminelle scheinbar nicht alterte. Während das Verbrechen in ihrer Kindheit von Sharon Vineyard begangen worden war, war Jodie in den letzten Jahren der Tochter der Schauspielerin, Chris Vineyard, über den Weg gelaufen. Zwar hatte diese mit dem Brandanschlag in der Vergangenheit nichts zu tun, doch ein Unschuldslamm war sie deshalb trotzdem nicht. Die Tochter der Brandstifterin, welche sich selbst ebenfalls für eine Schauspielkarriere entschieden hatte, war immerhin ein Teil der Verbrecherorganisation, gegen die das FBI ermittelte, was wiederum bedeutete, dass auch an ihren Händen Blut klebte. Zwar war die andere Blondine nicht für den Alptraum aus ihrer Kindheit verantwortlich, dennoch konnte die Agentin nicht abstreiten, dass sie sich bei den Ermittlungen gegen sie besonders ins Zeug legte. Nachdem das FBI diese Erkenntnis erlangt hatte, hatten die Ermittler nur wenige Wochen später Wind von einer geplanten Aktion der Verbrecherbande bekommen. Bis zu einem gewissen Punkt, war für die Behörde alles wie am Schnürchen gelaufen, doch dann hatte die ganze Sache erneut eine ungeahnte Wendung genommen.   Jodie erinnerte sich noch genau, wie es ihrem Team vor etwa eineinhalb Jahren gelungen war, drei der Organisationsmitglieder bei der Übergabe eines wichtigen Dokuments zu überraschen. Leider nur hatten die Verbrecher damals gezeigt, dass sie es den Behörden nicht ganz leicht machen würden. Um zu verhindern, dass der Informant noch irgendwelche Informationen ans FBI weitergeben konnte, hatte einer der Verbrecher den Mann kurzerhand erschossen. Der Angriff auf den Informanten war so schnell erfolgt, dass niemand es noch hatte verhindern können. Was folgte, war ein Schusswechsel mit den Agenten. Da die Kriminellen in der Unterzahl gewesen waren, war ihnen letztlich nur der Rückzug geblieben. Dummerweise hatten die Zielpersonen sich bei der Flucht aufgeteilt, weshalb auch die FBI Agenten keine andere Wahl gehabt hatten, als sich in drei Gruppen aufzuteilen. Als das Team sich aufteilte, um möglichst alle Zielpersonen festzunehmen, hatte die Blondine ganz automatisch die Verfolgung ihrer Erzfeindin aufgenommen, ohne sich zuvor mit den restlichen Agenten abzusprechen. Camel hatte sich ihr angeschlossen und so jagten sie durch die überfüllte Stadt.   Die junge Frau wunderte sich, warum Chris es vorzog zu Fuß zu fliehen und das mit den Absätzen. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass die andere Blondine ein Fluchtfahrzeug hier ganz in der Nähe geparkt hatte, doch dies schien nicht der Fall zu sein. Da die Straßen New Yorks noch ziemlich belebt waren, mussten Jodie und ihr Kollege sich immer wieder durch Menschenmassen kämpfen. Auch die Überquerung einer Straße war bei dem aktuellen Verkehrsaufkommen nicht ganz ungefährlich und wollte wohlüberlegt sein. „Beeil dich! Sie ist da vorne!“, rief die junge Frau ihrem Kollegen zu, bekam jedoch keine Antwort. Jodie sah zur Seite und bemerkte, dass jede Spur von Camel fehlte. Sie mussten sich in der Menschenmenge aus den Augen verloren haben. Aus den Augen verloren, hätte sie beinah auch die Kriminelle, doch diesen Gefallen wollte sie ihr nicht tun. Sie kämpfte sich weiter hartnäckig durch die überfüllte Innenstadt, bis sie schließlich in eine unscheinbare Seitenstraße einbog. Gerade noch sah sie ihre Zielperson in einem Innenhof verschwinden. Sie beeilte sich und folgte ihr. Schließlich fand die Agentin sich im Hof einer ehemaligen Metallwarenfirma wieder. Im Gegensatz zu den Hauptstraßen der Großstadt, war es hier menschenleer. Sie verlangsamte ihre Schritte, blieb schließlich ganz stehen und sah sich suchend um. Aufgrund des ganzen Krimskrams, der hier herumstand, bot der Hof dutzende Verstecke, doch auch wenn sie hier alles auf den Kopf stellen musste, sie würde nicht eher aufgeben, bis sie die andere Blondine gefasst hatte. Aufgrund des Schalldämpfers, war nur ein leises 'Pock' zu hören. Die junge Frau wurde herumgerissen, während ein rasender Schmerz sich in ihrer Schulter ausbreitete. Zwar hatte die Kugel sie nur gestreift, zurück blieb dennoch eine böse blutende Wunde. „Damn it..!“, zischte Jodie durch zusammengebissene Zähne und presste eine Hand auf die Wunde. Aus dem Augenwinkel konnte sie links von sich eine Bewegung wahrnehmen. Die Blondine, welche sie eben die ganze Zeit über verfolgt hatte, kam hinter einem Stahlträger hervor. Die Pistole noch in der Hand haltend, musterte die Kriminelle ihre Gegnerin genau. Ihre Mimik wirkte selbstsicher, fast schon ein wenig überheblich, die grünen Augen funkelten amüsiert. „So allein?“, sprach die Ältere die Agentin direkt an. „Wo hast du denn deinen Kollegen gelassen? Habt ihr mich nicht gerade noch zu zweit verfolgt?“ Ihre Stimme verriet, dass sie sich ganz eindeutig über sie lustig machte. Nun fiel es der Agentin wie Schuppen von den Augen. Ihre Zielperson war zwar gerade vor dem FBI geflüchtet, nicht aber um sich aus dem Staub zu machen, nein, sie schien es viel mehr darauf angelegt haben, die Gruppe zu trennen, um ein einzelnes Mitglied der Behörde in eine Falle zu locken, wäre eine solche Auseinandersetzung doch wesentlich leichter zu gewinnen, als es mit einer Übermacht zu tun zu haben. „Meinen Kollegen brauche ich nicht um dich festzunehmen, verlass dich drauf.“, zischte die junge Frau. Es war nicht nur die Tatsache, dass es sich bei der Kriminellen um die Tochter der Brandstifterin handelte, die ihre Kindheit damals mit einem Schlag zerstört hatte, nein, die überhebliche Art der Frau, ließ Jodie wütend werden. „Ach ja? Unvorsichtig wie du bist, wäre ich mir da nicht so sicher.“, verhöhnte ihr Gegenüber sie. Die Ältere richtete die Waffe auf sie und zielt erneut. Nur der Tatsache, dass Jodie blitzschnell einen Satz nach links machte, verhinderte einen weiteren Treffer. Die Kugel rauschte um Haaresbreite an ihrem Gesicht vorbei. Sofort griff nun auch die Agentin nach ihrer Waffe, hatte diese mit einem geübten Handgriff entsichert und zielte auf ihre Gegnerin. Leider verfehlte sie diese um etwa 30 Zentimeter. „So verbissen, wie du mich bereits seit Monaten verfolgst, könnte glatt der Eindruck entstehen, dass du etwas gegen mich hast.“, ergriff die Kriminelle das Wort. Nach wie vor hatte sie ihre selbstsichere Art nicht abgelegt und schien die FBI Agentin in gewisser Weise zu verhöhnen. „Nicht nur gegen dich, das FBI hat generell etwas gegen Verbrecher wie die, mit denen du dich in Massen umgibst.“, zischte die junge Frau verärgert. „Trotzdem scheinst du es speziell auf mich abgesehen zu haben.“, entgegnete ihr Gegenüber. Erneut nahm die ältere Blondine die Agentin mit der Waffe ins Visier, doch diesmal war Jodie schneller. Sie zielte auf die Hand ihrer Gegnerin und schoss. Die Kugel verfehlte Chris zwar, traf jedoch deren Pistole, welche mit einem Scheppern auf dem Boden aufschlug. Fluchend setzte die Kriminelle ihrer Waffe nach, doch die Agentin räumte ihr diese Zeit nicht ein. Sie stürzte nach vorn, prallte gegen ihre Gegnerin und so fanden sie sich nur einen Sekundenbruchteil später auf dem Boden wieder. Die beiden Frauen rangen miteinander. Während die Kriminelle versuchte sich zu befreien, versuchte die Agentin sie auf den Boden zu drücken, um sie festzunehmen. Während ihres Befreiungsversuchs, schreckte Chris nicht davor zurück, mit der Faust auf die Schusswunde am Arm der Jüngeren zu schlagen, welcher für einen Moment vor Schmerz die Luft wegblieb. Dennoch riss sie sich zusammen, ließ sich nicht abschütteln und verdrehte der Blondine schmerzhaft den Arm. Was ihre Kraft betraf, wurde Jodie das Gefühl nicht los, dass die Andere sich eher auf ihre Waffe verließ, hatte die Agentin trotz dem Streifschuss relativ schnell die Oberhand gewonnen. Für einen Moment blieb Chris ganz einfach liegen und die FBI Agentin fragte sich, ob ihr Gegenüber wohl aufgegeben hatte. „Du hättest laufen sollen, als du die Chance dazu hattest. Hier endet die Reise für dich.“, stellte sie fest und registrierte überrascht, dass die grünen Augen der Anderen amüsiert aufblitzten. Was war so komisch daran verhaftet zu werden? „Ach wirklich?“, hakte die am Boden Liegende nach. Mit einem Ruck hatte sie ihren rechten Arm aus dem Griff der Agentin befreit. Als die Ältere nach ihr griff, befürchtete die junge Frau bereits einen Gegenangriff, doch es sollte ganz anders kommen. Die Blondine konnte nicht mehr verhindern, dass die Schauspielerin ihr den Arm in den Nacken legte. Anstatt zu versuchen die Agentin in den Schwitzkasten zu nehmen, riss sie die überraschte Frau jedoch nur zu sich herunter. Jodie, die über der Kriminellen kniete, um dieser gleich die Handschellen anzulegen, konnte nicht mehr verhindern das Gleichgewicht zu verlieren. Sie fiel vornüber, landete jedoch weich. Durch den Sturz, war sie nur wenige Zentimeter vom Gesicht der Kriminellen ausgekommen, doch da deren Arm nach wie vor im Nacken der Blondine lag, gelang es ihr, diese mit einem Ruck erneut zu sich heranzuziehen. Die Augen der jungen Frau weiteten sich ungläubig, als sie die Lippen ihres Gegenübers auf ihren spürte. Für einen Moment starrte sie die Ältere nur vollkommen perplex an, dann spürte sie, wie der Horror sich von einer Sekunde auf die andere in ihr breit machte. Diese Verbrecherin, die ihrer Mutter und dem Alptraum ihrer Kindheit so ähnlich sah, hatte in einer Situation wie dieser nichts besseres zu tun, als sie zu küssen?! Der Agentin gelang es sich loszureißen. Vollkommen aus dem Konzept gebracht, taumelte sie ein Stück weit nach hinten. „What the hell?!“ Ihr Gegenüber hatte die Chance genutzt, um ebenfalls ein Stück weit zurückzuweichen. Nun, da die Agentin die Kriminelle nicht mehr festhielt, stand diese rasch wieder vom Boden auf. „Na du bist ja leicht zu überrumpeln.“, amüsierte die Ältere sich. Nach wie vor war da dieser arrogante, überhebliche Ausdruck in ihren Augen. Jodie, die sich nun auch wieder zurück auf die Füße gekämpft hatte, zögerte nicht lange. Ob es die Worte ihres Gegenübers waren, die sie stetig zu verhöhnen schienen, oder aber die dreiste Aktion im Vorfeld, konnte sie nicht genau sagen, jedoch konnte sie nicht verhindern, reflexartig mit der flachen Hand auszuholen. Es klatschte, als sie ihrer eigentlichen Gegnerin eine Ohrfeige versetzte. „Was zum..?! Was fällt dir ein?!“, forderte sie aufgebracht eine Erklärung, für das Verhalten der Kriminellen eben. Diese starrte sie einen Moment lang überrascht an und rieb sich mit einer Hand über die Wange, dann war das selbstsichere Funkeln in ihren Augen zurück. „Nimm es nicht persönlich, Kätzchen. Du glaubst also zu wissen, wer von uns Jäger und wer Gejagte ist?“ Die FBI Agentin blinzelte irritiert. „Das FBI wird immer hinter Verbrechern wie dir her sein, und wir werden sie fassen.“ „Ach wirklich? Bist du dir da ganz sicher?“, verhöhnte die Ältere sie. „Schluss jetzt mit diesen Spielchen! Du bist hiermit festgenommen und solltest dich besser freiwillig ergeben.“ „Einem Mädchen wie dir, dass sich durch einen so simplen Trick so leicht aus der Fassung bringen lässt? Ich fürchte nicht.“ Nach wie vor mit einem Schmunzeln auf den Lippen, machte die Frau einen Schritt zurück. „Na schön, dann eben mit Gewalt.“ Die junge Agentin setzte gerade zur Verfolgung an, als die Frau mit den platinblonden Haaren an einem alten Stahlrohr neben sich zerrte und damit eine wahre Kettenreaktion auslöste. Die Stahlrohre, welche neben ihnen im Innenhof der alten Fabrik gelagert worden waren, stürzten scheppernd zwischen die beiden Frauen. „Wenn du unbedingt mit mir spielen möchtest, dann ein anderes Mal, Kätzchen. Ich habe jetzt leider keine Zeit mehr für dich. Oh, und ich fürchte, du wirst diese Entscheidung noch bereuen.“ Chris zwinkerte der Jüngeren zu, dann lief sie los und verließ den Innenhof durch einen unscheinbaren Nebenausgang. „Warte!“, rief Jodie ihr nach und kletterte über die umgestürzten Stahlrohre, konnte ihrer Zielperson jedoch nur noch nachsehen, als sie das Hindernis endlich überwunden hatte. Chris jagte auf einem Motorrad auf und davon. Die junge Agentin fluchte und hielt sich die verletzte Schulter.   ~   Zweieinhalb Monate waren seit der Begegnung in New York vergangen. Jodie hatte ihren Kollegen nicht die ganze Wahrheit erzählt, sondern lediglich zugegeben, dass die Blondine auch ihr entkommen war. Mit welchem Trick die Ältere sie aus der Fassung gebracht hatte, verschwieg sie, war ihr die ganze Geschichte doch einfach viel zu peinlich. Inzwischen waren Gerüchte laut geworden, dass die Organisation, gegen die das FBI ermittelte, in Japan aktiv geworden war. Es sah sogar ganz so aus, als würde ein Großteil der Verbrecher im Land der aufgehenden Sonne agieren. Auch Chris Spur führte nach Japan, was Grund genug für die junge Agentin war, ihren Vorgesetzten darum zu bitten, sich mit einigen ihrer Kollegen eine Zeit lang ins Ausland versetzten zu lassen. Sie wollte es sein, die die andere Blondine fasste. Zwar war diese nicht für den Mord an ihrem Vater damals verantwortlich, wie sich herausgestellt hatte, doch die überhebliche Art der Anderen, ließ die junge Frau jedes Mal aufs neue vor Wut köcheln. So war sie mit ihrem Team also nach Japan gereist. Die Verständigung war zwar schwer, aber durchaus möglich. Ein wenig Japanisch hatte Jodie schon zuvor gesprochen, vor Ort hatte sie nun das Gefühl, dass es ihr Tag für Tag leichter fiel, mit den hier lebenden Menschen zu kommunizieren.   Die Verbrecher an sich waren dem FBI zwar noch nicht ins Netz gegangen, doch nachdem sie sich ungefähr drei Wochen im Land der aufgehenden Sonne aufgehalten hatte, begann Jodie erst an ihrem eigenen, dann am Verstand ihrer Kollegen zu zweifeln. Erst hatte sie die merkwürdigen Vorfälle noch als Jetlag abgestempelt, später dann als Zufälle, doch irgendwann wurde es wirklich seltsam. Manchmal, wenn sie mit einem ihrer Teamkollegen sprach, verlief das Gespräch ganz normal, doch wenn sie sich zu einem späteren Zeitpunkt erneut mit der Person unterhielt, erinnerte diese sich merkwürdigerweise nicht mehr an die vorherige Unterhaltung. Dies war natürlich nicht immer der Fall, doch schienen ihre Kollegen in den letzten Tagen so vergesslich zu sein, dass es sie schier in den Wahnsinn trieb. Erst vorgestern noch, hatte sie sich gegen Mittag mit ihrem Vorgesetzten James Black unterhalten, welcher ihr zugesichert hatte, ihr am Nachmittag noch einige Unterlagen vorbeizubringen, doch nachmittags dann, fehlte von Black jede Spur. Jodie hatte vermutet dass der andere Agent sich entweder verspätete, oder dass ihm irgendetwas dazwischengekommen war, doch als sie ihn schließlich angerufen hatte, hatte dieser noch nicht einmal gewusst, von welchen Unterlagen überhaupt die Rede war. Irgendetwas lief hier gewaltig schief. Es wurde nicht unbedingt besser, als sie eines Tages gerade den Computer ihres provisorisch eingerichteten Büros heruntergefahren hatte und gerade das Gebäude verlassen wollte. Kurz vor der Tür des Bürogebäudes, in welchem die Behörde sich vorübergehend eingemietet hatte, wurde sie jedoch von einer Kollegin aufgehalten, welche nach ihr rief. „Da bist du ja! Wir haben schon gedacht du kommst nicht mehr. Die ganze Gruppe wartet bereits.“ Die Blondine zog fragend eine Augenbraue hoch. „Excuse me? Ich fürchte ich kann dir nicht ganz folgen.“ Ihre Kollegin blinzelte verwirrt. „Na die Karaoke Bar! Du hast doch vorhin das ganze Team verrückt gemacht, dass wir unbedingt mal alle gemeinsam in die Karaoke Bar hier gleich um die Ecke gehen sollten. Jetzt tu nicht so, als hättest du das allen ernstes schon wieder vergessen.“ Karaoke Bar? Jodie war zwar durchaus dafür zu begeistern, mit ihren Kollegen besagte Bar zu besuchen, doch dass sie diesen Vorschlag gemacht haben sollte, wüsste sie. Wollte ihre Kollegen sie gerade auf den Arm nehmen? Andererseits...die andere Agentin sah nicht so aus, als wenn sie sich das eben nur ausgedacht hätte. Das war doch... „Ahaha, die Bar – yes, natürlich, wie könnte ich so etwas vergessen?“, spielte sie das verrückte Spielchen schließlich mit, wartete die ganze Gruppe immerhin schon und diese Blöße wollte sie sich nun auch wieder nicht geben. „Für einen Moment habe ich wirklich gedacht du hättest es vergessen. Na los, gehen wir!“, lachte ihre Kollegin, gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken und lief zu den anderen Agenten, welche bereits vor dem Gebäude warteten. Kopfschüttelnd und immer noch ein wenig neben der Spur folgte Jodie den anderen. Wer immer diesen Ausflug eingefädelt hatte, sie war es zumindest nicht gewesen. Aber da alle davon überzeugt zu sein schienen, dass sie die Idee gehabt hatte, ließ sie schon fast glauben, dass ihre Kollegen davon überzeugt waren auch mit ihr gesprochen zu haben. Hatte sie hier irgendeinen Doppelgänger, der sich einen Scherz erlaubt hatte? In Japan? Wohl eher nicht. Die junge Agentin grübelte. Irgendjemand musste sich für sie ausgegeben haben und das überzeugend genug, um die Kollegen, welche sie bereits lange kannte, zu täuschen. Dazu kam noch die Tatsache, dass sie selbst in letzter Zeit auch immer mal wieder mit Kollegen gesprochen hatte, welche sich später nicht mehr an die Unterhaltungen hatten erinnern können. War die Person, die sich hier einen Scherz erlaubte, am Ende auch in der Lage, die Identitäten der Anderen anzunehmen? Aber wer sollte dazu in der Lage sein, Aussehen, Stimme und Charakter von verschiedenen Menschen so perfekt zu imitieren? Eigentlich fiel ihr da ganz spontan nur eine Person ein. Jodie wurde eiskalt. »Nimm es nicht persönlich, Kätzchen. Du glaubst also zu wissen, wer von uns Jäger und wer Gejagte ist?« , erinnerte sie sich an die Worte, denen sie neulich keine besondere Bedeutung beigemessen hatte. »Wenn du unbedingt mit mir spielen möchtest, dann ein anderes Mal, Kätzchen. Ich habe jetzt leider keine Zeit mehr für dich. Oh, und ich fürchte, du wirst diese Entscheidung noch bereuen.«, hallte die Stimme ihrer Erzfeindin in ihrem Kopf wieder.   Nachdem sie befürchtete zu wissen, wer da neulich ihre Herausforderung angenommen hatte und nun ein mieses Spiel mit ihr spielte, blieb es in den nächsten Tagen überraschend ruhig. Jodie konnte jedoch nicht verleugnen, ihren Kollegen gegenüber misstrauischer eingestellt zu sein als sonst. Waren die Personen, die sie bereits jahrelang kannte, wirklich die, die sie zu sein schienen? Wenn sie mit den anderen Agenten sprach, behielt sie diese genau im Auge und versuchte auf kleinste Unterschiede im Aussehen oder Verhalten der Anderen zu achten. Bisher schien jedoch alles wieder mit rechten Dingen zuzugehen. „Ich habe heute keine Zeit mit zum Schießtraining zu kommen.“ Shuichi Akai lehnte locker an einer Wand, während sie sich unterhielten. „Ist das dein Ernst? Das ist jetzt schon das dritte Mal in Folge, dass du das Training sausen lässt.“ Mit verschränkten Armen blickte die Blondine ihren Ex-Freund an. Als dieser sie jedoch lediglich seinerseits abwartend musterte, ihr aber eine Antwort schuldig blieb, fuhr sie fort :“Ich weiß ja, dass du gut bist, aber auch ein Scharfschütze sollte das Training nicht ständig ausfallen lassen. Sich auf seinem Können auszuruhen, ist noch nie jemandem gut bekommen.“ Angesprochener seufzte nur und schüttelte leicht den Kopf. „Ich hole die Trainingseinheit ja nach, aber heute habe ich keine Zeit.“ „Ach ja? Hast du also schon etwas anderes vor?“, hakte die nun neugierig gewordene Amerikanerin nach. „Genau so ist es.“, informierte Akai nur, woraus sie leider auch nicht klüger wurde. „Ah, ich weiß. Du bist verabredet. Mit irgendeiner Frau?“, zog sie ihn grinsend auf und versetzte ihm mit dem Ellbogen einen leichten Stoß in die Seite. „Du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst. Es stört mich nicht mehr.“ Der Scharfschütze entfernte sich einen Schritt weit von der Wand, an der er eben noch gelehnt hatte. „Nein, das ist es nicht. Es hat nur mit der Arbeit zu tun.“, wich er aus. Das Shuichi noch nie sehr gern und viel über sich gesprochen hatte, war kein Geheimnis. „Also dann, wir sehen uns. Ich muss jetzt los.“ Kurz hob er eine Hand zu Gruß, dann zündete er sich routiniert eine Zigarette an und verließ den Raum. Jodie blickte ihm nach. Sie mochte es nicht, wenn Shuichi so ein Geheimnis um irgendwelche Aufträge oder Verabredungen machte. Sie seufzte und schüttelte den Kopf. Was das betraf, würde er sich wohl nie ändern. Dann stutzte die Blondine jedoch. Moment mal... dass der Scharfschütze starker Raucher war, war ihr durchaus bekannt, aber dass er sich eine Zigarette innerhalb eines Gebäudes im Rauchverbot anzündete, war ihr neu. Sie hatte eben nicht so genau darauf geachtet, aber hatte sich nicht auch die auf der Zigarettenschachtel abgebildete Marke, von der Marke, die er sonst für gewöhnlich rauchte, unterschieden? Jodie dachte nach und versuchte sich noch einmal vor Augen zu führen, wie der Scharfschütze eben den Raum verlassen hatte. Die Absätze seiner Schuhe - eben war sie nicht darüber gestolpert, aber nun, wo sie sich das Bild noch einmal vor Augen geführt hatte, meinte sie sich zu erinnern, dass seine Schuhe eben verdächtig hohe Sohlen gehabt hatten. Ihr Ex-Freund hatte noch die Plateauschuhe getragen, das hatte er auch gar nicht nötig...wobei, so groß war der Agent ihr eben gar nicht vorgekommen. „Shu...“, … Oh verdammt! Die Blondine lief eiligst hinaus auf den Gang. Der schwache Geruch nach Zigarettenrauch lag noch in der Luft, doch in welche Richtung war ihre, als ihr Ex-Freund getarnte, Erzfeindin nun gegangen? Spontan entschied sie sich in Richtung des Haupteingangs des Gebäudes zu laufen. Sie würde sie sicher nicht entkommen lassen! Vor der Tür entdeckte Jodie Black, Camel und auch Akai stehen. Letzt Genannter rauchte eine Zigarette, während er sich mit den Agenten unterhielt. Auf ihre Lippen stahl sich ein grimmiges Lächeln. Oh nein, diesmal war Chris zu weit gegangen, war sich ihrer Sache wohl zu sicher gewesen, dies zeigte sich allein schon daran, dass sie in ihrer Tarnung noch mit zwei FBI Agenten vor der Tür stand und einen Plausch hielt. Vielleicht hatten Camel und Black den Betrug noch nicht bemerkt, sie dafür schon. Rasch hatte sie die Eingangshalle durchquert, das Gebäude verlassen und sich zu der restlichen Gruppe gesellt. „Hallo. Brauchst du auch eine kleine Pause?“, grüßte ihr Vorgesetzter sie. „Komm, stell dich zu uns.“, forderte Camel sie auf. „Hab ich dich! Diesmal entkommst du mir ganz sicher nicht!“, fuhr die Blondine nun wiederum den Scharfschützen an, welcher sie entgeistert ansah. Diese dreiste Frau! Selbst jetzt war sie noch arrogant genug um weiter zu schauspielern und die Frechheit zu besitzen, allen Ernstes überrascht zu tun! Aber nicht mit ihr! Sie würde die andere Blondine nun ganz einfach im Beisein ihrer Kollegen demaskieren. Beherzt griff die junge Agentin also zu, kniff ihrem Gegenüber heftig in die Wange und zog daran, um die Maske herunterzureißen. Doch das hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt... „Au! Sag mal tickst du noch ganz sauber? Was hab ich dir getan?!“, beschwerte ihr Ex sich vollkommen überrumpelt. Jodie stutzte. Sie ließ seine Wange wieder los und beobachtete, wie die Haut, in welche sie eben noch gekniffen hatte, sich rötlich verfärbte. Das war keine Maske, das hier war der echte Shu. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Erneut hatte dieses Biest sich einen Scherz auf ihre Kosten erlaubt.   „Was hast du dir dabei gedacht?!“ Aufgebracht stemmte James Black die Hände auf den Tisch. „Ich musste von meiner Waffe Gebrauch machen, das Mädchen war in Gefahr!“ Erneut waren knappe zwei Wochen vergangen. Zwar hatte Jodie in letzter Zeit das Gefühl gehabt, dass ihre Kollegen auch wirklich ihre Kollegen waren, doch hatte sie heute erst wieder festgestellt, dass Japan doch kein so sicheres Land war, wie sie angenommen hatte. Mitten am Tag hatte ein zwielichtiger Typ eine Oberschülerin in aller Öffentlichkeit angegriffen. Der Mann hatte sein Opfer wohl ausrauben wollen, doch als die Schülerin ihre Tasche nicht einfach so hatte herausrücken wollen, hatte er ein Klappmesser gezückt. Von den umstehenden Passanten hatte keiner einen Versuch gemacht zu helfen. Die junge Agentin, die eher zufällig an der Szene vorbeigekommen war, hatte hingegen nicht einfach wegsehen können. Sie hatte den Angreifer unmissverständlich dazu aufgefordert, das Mädchen loszulassen. Als der Bewaffnete darauf nicht reagierte, hatte sie sich als Polizistin ausgegeben, was zwar nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber auch nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen war. Sie hatte ihm angedroht von ihrer Dienstwaffe Gebrauch zu machen, wenn er die Schülerin nicht sofort in Ruhe lassen würde. Der Angreifer jedoch hatte leider nicht so reagiert, wie sie es sich gewünscht hatte. Anstatt das Mädchen gehen zu lassen, hatte er die Oberschülerin nur weiterhin mit dem Messer bedroht und hatte letztlich sogar versucht das Mädchen als Geisel zu nehmen, um der Situation zu entfliehen. Die Gefahr für das Opfer war einfach zu groß geworden. Um zu verhindern, dass der Schülerin etwas passierte, hatte die FBI Agentin ihren Worten schließlich Taten folgen lassen und dem Angreifer in den Arm geschossen, damit dieser die Waffe fallen ließ. Zwar war die Schülerin durch ihr Handeln noch einmal mit dem Schrecken davongekommen, leider nur, hatte sie hier in Japan aktuell nicht die Befugnis ihre Dienstwaffe überhaupt einzusetzen. Natürlich hatte sie ihrem Vorgesetzten den Vorfall beichten müssen, welcher sie zwar einerseits verstehen konnte, andererseits jedoch auch dazu verpflichtet war, ihr wegen des unerlaubten Einsatzes ihrer Dienstwaffe die Leviten zu lesen. Aktuell drehte das Gespräch sich im Kreis. Black würde einen Bericht bezüglich des Vorfalls verfassen müssen und musste hierzu jedes Detail der Geschichte kennen. Was den Schuss betraf, gingen die Meinungen jedoch ein wenig auseinander. „Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast, aber du hättest nicht einfach so auf ihn schießen dürfen. Hast du dir außerdem mal Gedanken darüber gemacht, was passiert wäre, wenn du einen der umstehenden Passanten getroffen hättest?“ Die Blondine hätte sich am liebsten die Haare gerauft. „Ich wusste was ich tue. Ich bin im Umgang mit der Waffe gut genug und hätte ganz sicher keinen Zivilisten getroffen.“ Ihr Vorgesetzter seufzte und schüttelte den Kopf. „Trotzdem hast du ohne Erlaubnis von deiner Dienstwaffe Gebrauch gemacht. Wir hätten den Vorfall vielleicht noch verschleiern können, wenn du nur einen Warnschuss in die Luft abgegeben hättest, aber du hast dafür gesorgt, dass der Mann ins Krankenhaus eingeliefert wurde, weil ihm die Kugel aus dem Arm operiert werden musste.“ „Hätte ich nur einen Warnschuss abgegeben, wäre das Mädchen jetzt eventuell tot!“, protestierte Jodie inzwischen ebenfalls aufgebracht. „Zum Glück ist sie das nicht und zum Glück ist generell nichts schlimmeres passiert, trotzdem wird die Angelegenheit Konsequenzen haben.“, stellte Black fest. „Und wie sehen die aus?“ Auch die junge Agentin zügelte ihr Temperament wieder ein wenig. „Darüber werde ich mir Gedanken machen müssen.“, antwortete ihr Vorgesetzter ihr und blickte nachdenklich drein. Es war klar, dass er keine härtere Strafe verhängen wollte, als unbedingt nötig. Ein Klopfen an der nicht ganz geschlossenen Bürotür zog die Aufmerksamkeit der beiden Agenten auf sich. Schließlich streckte Akai den Kopf ins Zimmer. „Was hast du schon wieder angestellt?“, wollte er an seine Ex-Freundin gewandt wissen, ehe er jedoch hinzufügte :“Wobei, eigentlich brauchst du nichts zu sagen. So wie ihr euch angeschrien habt, weiß es bereits das ganze Team.“ James Black räusperte sich nur. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass die Meinungsverschiedenheit so ausgeartet war. Jodie verschränkte die Arme vor der Brust. Der Vorfall vorhin und nun das unschöne Gespräch mit dem Chef reichten ihr schon, da konnte sie nun ganz gut darauf verzichten, dass auch noch Shuichi seine Meinung zu der ganzen Sache kund tat, konnte sie sich doch eh schon denken, wie diese aussah. „Und? Bist du nur hier, um uns mitzuteilen, dass wir leiser streiten sollen, oder willst du mir jetzt auch noch einen Vortrag halten?“ Der Scharfschütze ignorierte ihren Kommentar und wandte sich stattdessen an James Black :“Die Situation ist zweifelsohne nicht ideal gelaufen, aber von dem, was ich mitbekommen habe, hätte ich in einer Gefahrensituation wie dieser, wohl nicht anders gehandelt als Jodie.“ Die junge Frau stutzte. Sie hatte mit einer weiteren Bergpredigt gerechnet, stattdessen stellte ihr Kollege sich auf ihre Seite. Da Akai vom gesamten Team sehr respektiert wurde, konnte dies in der aktuellen Situation bares Gold wert sein. Nachdem der andere FBI Agent weitergezogen war, unterhielt die Blondine sich noch einige Minuten lang mit Black, welcher sie bat nachher noch einmal vorbeizuschauen, da er etwas Bedenkzeit bräuchte, um zu entscheiden, welche Konsequenzen der nicht gestattete Einsatz ihrer Dienstwaffe nun für sie haben würde. Als Jodie das Büro schließlich wieder verließ, beschloss sie noch einmal bei Shuichi vorbeizuschauen, um sich für eben zu bedanken. Zuerst einmal machte sie jedoch Halt am Kaffeeautomaten auf dem Flur, ehe sie ihren Weg mit einer Tasse starkem Kaffee fortsetzte. Wie sie es sich schon fast gedacht hatte, fand sie den Scharfschützen in dessen Büro. Die Tür stand leicht offen, also klopfte sie gar nicht erst an, sondern betrat den Raum ganz einfach. „Shu.“, begrüßte sie ihr Gegenüber. „Wegen gerade eben -“, begann sie und wollte sich eigentlich dafür bedanken, dass ihr Ex-Freund sich ganz klar auf ihre Seite gestellt hatte, als der Scharfschütze sie unterbrach. „Was ist mit eben? Ich bin vielleicht seit zwei Minuten zurück im Büro und erfahre von Camel, dass du jemanden angeschossen hast. Zwar hast du nur versucht die Schülerin zu beschützen, aber wie kannst du von deiner Dienstwaffe Gebrauch machen, wenn du keine Genehmigung dazu hast?!“ Die Blondine stutzte. Was redete er denn da? Dann erstarrte sie, als sie sich plötzlich der Tatsache bewusst wurde, dass es nicht der echte Shu gewesen sein konnte, welcher sich gerade bei Black für sie eingesetzt hatte...   Frustriert und erledigt bahnte sie sich nach diesem ereignisreichen Tag einen Weg durch die Stadt. Noch hatte die junge Frau kein großes Interesse daran in das Appartement zurückzukehren, welches sie für die Zeit, in der sie hier in Japan lebte, gemietet hatte. Zwar hatte ihr Vorgesetzter ihr durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er sich während des Gesprächs mit dem Hauptquartier für eine möglichst milde Strafe für sie eingesetzt hatte, als wirklich mild empfand die Blondine es jedoch nicht, für drei Wochen vom Dienst suspendiert worden zu sein. Da hatte sie einer Schülerin heute vermutlich das Leben gerettet und dann das! Manchmal war ihr die ganze Bürokratie der Behörde wirklich zuwider. Die Agentin bog in eine Nebenstraße und wich einigen Passanten aus, welche ihr in der engen Straße gerade entgegengekommen waren. Mit dem Blick scannte sie die Schilder, welche an den Türen und Fenstern der Häuser angebracht worden waren. Die erste Bar betrat sie nicht, da es hier insgesamt nur fünf Sitzplätze gab und drei davon bereits von betrunkenen, alten Herren belegt waren. Im nächsten Laden schien es vor jungen Menschen zu wimmeln, jedoch war die Musik, welche aktuell gespielt wurde, dermaßen laut und fröhlich, dass es sie in die Flucht schlug. Schließlich jedoch hatte sie Glück. Aus dem nächsten Schuppen, ein gutes Stück weiter, drang zwar gedämpfte Musik, jedoch schien es hier besser auszuhalten und auch weniger voll zu sein. Nach einem Tag wie diesem, würden ein oder zwei Gläser Alkohol ganz sicher nicht schaden, bevor sie schließlich in ihr Appartement zurückkehrte. Jodie betrat den Laden und sah sich kurz um. An der Bar selbst saßen nur wenige Leute, dafür hatten sich einige Grüppchen an die umliegenden Tische gesetzt. Auf der Tanzfläche war nicht all zu viel los und die Musik die hier lief, ließ sich mit ihrem Musikgeschmack vereinbaren. Auf ihrem Weg zur Bar, bemerkte sie, wie zwei großgewachsene, dunkel gekleidete Männer sich gerade von jemandem verabschiedeten, ehe sie auf den Ausgang zuliefen und dabei zwangsläufig auch an ihr vorbei mussten. „Aus dem Weg.“, erhob der Hüne vor ihr die raue Stimme und blickte mit einem so abschätzigen Blick auf sie herab, als habe er gerade ein Insekt entdeckt. Die Kälte in den grünen Augen des Silberhaarigen jagte der Agentin einen Schauer über den Rücken. Was um Himmels Willen war denn das für ein Typ?! Ganz automatisch hatte sie einen kleinen Schritt zur Seite gemacht, hatte sie unbewusst doch beschlossen, dass es sich bei ihrem Gegenüber um eine Person handelte, mit der sie sich nicht wegen eines so nichtigen Grundes anlegen wollte. Kurz noch, brannte der eiskalte Blick des Fremden sich in ihren, dann erhob der bullige Typ, der den Mann begleitete das Wort :“Komm schon, lass uns gehen, Bruder.“ Ohne die junge Frau eines weiteren Blickes zu würdigen, setzte der Silberhaarige sich wieder in Bewegung und verließ in Begleitung des bulligen Typen das Lokal. Etwas skeptisch blickte Jodie den beiden im ersten Moment noch nach und versuchte diese Begegnung irgendwie einzuordnen, dann schüttelte sie leicht den Kopf und setzte ihren Weg zur Bar fort. Eigentlich hatte sie sich setzen und sich etwas zu trinken bestellen wollen, doch noch ehe sie den Tresen erreicht hatte, fiel ihr auf, dass eine Frau, welche ganz hinten an der Bar saß, sie unverblümt anblickte. Erst lag Überraschung in den grünen Augen der Anderen, dann wich diese einem höhnischen Funkeln. Der jungen Frau zog sich der Magen zusammen, als sie realisierte, um wen es sich bei der blonden Ausländerin handelte. Seit Wochen schon suchte sie das Land der aufgehenden Sonne erfolglos nach dieser Frau und ihren kriminellen Kollegen ab und nun stand sie der Älteren unverhofft genau gegenüber. Die andere Blondine, die sich in den letzten Wochen bereits den ein oder anderen dreisten Scherz auf ihre Kosten erlaubt hatte, war auch jetzt überheblich genug, als dass sie nicht im geringsten beunruhigt schien, sich der FBI Agentin gegenüberzusehen. Für einen Moment blieb Jodie wie erstarrt stehen und überlegte, ob sie dem Drang nachgeben sollte, sich augenblicklich auf ihre Erzfeindin zu stürzen, um diese zu überrumpeln und letztlich zu verhaften. Aber mal ganz von ihrer Suspendierung abgesehen, stellte sich natürlich auch die Frage, wie gut es wohl wäre, in eine Bar zu spazieren, nur um im nächsten Moment ein solches Chaos zu veranstalten. Ehe sie Zeit zum reagieren hatte, klopfte die Ältere auf den Platz neben sich, nach wie vor dieses selbstsichere Lächeln auf den Lippen. Was zum?! Die Kriminelle war wirklich dreist genug, sie mit der Geste aufzufordern sich neben sie zu setzen, als wären sie alte Bekannte?! Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend, setzte die Blondine sich langsam in Bewegung, würde es doch auch nicht weiterhelfen wie angewurzelt im Raum stehen zu bleiben. „Und? Wie ist es gelaufen?“, erkundigte die Kriminelle sich, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt. „Da du um diese Uhrzeit, noch dazu mitten in der Woche, eine Bar besuchst, nehme ich mal an, nicht all zu gut?“ „Du hast Nerven...!“, grollte die junge Agentin, die schwer mit sich zu kämpfen hatte, auf dem Barhocker Platz zu nehmen, anstatt ihrem Gegenüber an die Kehle zu gehen. „Was denn? Zwergenaufstand?“, amüsierte die Andere sich. „Du hast wirklich Nerven, dich ständig unter mein näheres Umfeld zu mischen und jetzt hier zu sitzen, als könntest du kein Wässerchen trüben...!“ Anstatt direkt darauf einzugehen, winkte Chris den Barkeeper heran. „Einen Martini für die Kleine hier.“ Irritiert blinzelte die Agentin, als ihre eigentliche Erzfeindin eine Bestellung aufgab und der Barkeeper wenig später ein Glas vor ihr auf den Tresen stellte. „Ich kann selbst bestellen!“, giftete sie die ältere Blondine an, ehe sie weiter sprach :“Was genau versprichst du dir davon, dich ständig unter meine Kollegen zu mischen und mir Streiche zu spielen? Stalkst du mich am Ende noch?!“ Angesprochene konnte ein leises, amüsiertes Lachen nicht unterdrücken. Einen Moment lang hob sie ihr eigenes Martiniglas an, musterte die Flüssigkeit darin und nippte schließlich daran, ehe sie sich zu einer Antwort herabließ. „Dich stalken? Denkst du, ich hätte keine anderen Hobbys?“ „Dann sag mir, was zur Hölle du dir dabei denkst!“ Aufgebracht stürzte die junge Frau den Alkohol in ihrem Glas mit nur einem einzigen Schluck herunter, nur um anschließend ein wenig das Gesicht zu verziehen. „Du erwartest auf diese Frage nicht wirklich eine ehrliche Antwort, oder?“, spottete Chris und blickte Jodie geradewegs an. „Ich habe durchaus genug zu tun, aber dir währenddessen den ein oder anderen Streich zu spielen, ist einfach zu amüsant.“ „Du hast genug zu tun? Getarnt in unserer Behörde?“, hakte die Agentin nach, nun hellhörig geworden. Unbeeindruckt zuckte die andere Blondine mit den Schultern. „Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Wer weiß das schon? Fakt ist, dass es wirklich urkomisch ist, wie leicht du mir jedes mal wieder auf den Leim gehst. Aber reg dich nicht auf, schließlich wolltest du drüben in New York doch noch mit mir spielen, Kätzchen.“ „Das ist doch...! Du musst dir deiner Sache ja wahnsinnig sicher sein, wenn du wie selbstverständlich im Bürogebäude des FBIs herumschleichst. Deine überhebliche Art wird dir früher oder später das Genick brechen, weißt du das?“ Irritiert blinzelte Jodie, als ihr Blick an ihrem Glas hängen blieb. Das eben noch leere Glas, war in der Zwischenzeit bereits durch ein Neues ersetzt worden. Kurzentschlossen griff sie danach. „Das höre ich ständig. Fakt ist allerdings, dass ich mich vollkommen frei in sämtlichen Behörden bewegen kann, weil es wohl Einstellungsvoraussetzung bei euch ist, stumpfsinnig genug zu sein, um nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können.“ Zu Beginn empfand die junge Frau es als äußerst befremdlich, neben ihrer Erzfeindin zu sitzen, zu trinken und sich einigermaßen zivilisiert mit der anderen Blondine zu unterhalten. Sie hatte vor die Ältere festzunehmen - trotz ihrer Suspendierung - , doch redselig wie die überhebliche Frau im Augenblick schien, gelang es ihr vielleicht, an die ein oder andere brauchbare Information zu gelangen, wenn sie noch ein wenig abwartete. An Informationen gelangte letztlich jedoch nur Chris, wurde doch auch die FBI Agentin mit jedem Glas und immer weiter steigendem Alkoholpegel umgänglicher und gesprächiger. Schließlich erzählte sie ihrer Erzfeindin sogar, dass Black sie wegen des unbefugten Gebrauchs ihrer Dienstwaffe, gemeinerweise für drei Wochen suspendiert hatte. Es blieb nicht nur bei dieser Information, zwei Gläser später, regte die Blondine sich fürchterlich über die Entscheidung ihres Vorgesetzten auf. Auch die Kriminelle leerte das ein oder andere Glas, jedoch merkte man ihr den steigenden Alkoholpegel nicht so stark an, da die betrunkene Agentin redete wie ein Wasserfall und sie somit eher die Rolle der Zuhörerin übernahm. „Meinst du nicht, dass es langsam reicht?“ Mit einer kurzen Geste, gab die Ältere dem Barkeeper zu verstehen, dass er ihnen vorerst keine neuen Getränke mehr kredenzen sollte. Ein wenig fragend blickte sie die Agentin an, welche ihr gerade sehr ausführlich erzählte, dass ihr Vorgesetzter heute wirklich maßlos übertrieben hätte. „...Erst meint der Chef mir Vorträge halten zu müssen, dann fängt mein Ex auch noch damit an! Und weißt du, was es nicht unbedingt besser macht? Das ich ursprünglich davon ausgegangen bin, dass Shu auf meiner Seite steht, bis sich dann herausgestellt hat, dass du mir nur wieder einen deiner Streiche gespielt hast!“ Chris seufzte. Ursprünglich hatte sie die Jüngere nur ein wenig aufziehen wollen, nur um dann aus der Bar zu verschwinden, nun jedoch hatte ihr Gegenüber mehr getrunken, als es wohl gut gewesen wäre und hatte allem Anschein nach beschlossen sie zu einer Art Kummerkasten umzufunktionieren. Das war durchaus etwas, was der Kriminellen nicht jeden Tag passierte. „Du bist betrunken, weißt du das eigentlich?“, äußerte sie, musste insgeheim jedoch zugeben, dass ihr die beschwipste, redselige Agentin besser gefiel, als die Blondine im nüchternen Zustand, welche jedes Mal wenn sie sich sahen, den Anschein machte, als wenn sie ihr am liebsten den Hals umdrehen würde. „Und wenn schon!“, lautete die Antwort. Jodie stand von ihrem Sitzplatz auf, legte der Schauspielerin beide Hände auf die Schultern und blickte sie ernst an, sofern das nach dem Alkoholkonsum überhaupt noch möglich war. „Verrat mir lieber mal, was dich dazu bewegt hat, vorhin ins Büro zu sehen und dich für mich einzusetzen. Hast du dir wieder nur einen Scherz erlaubt, oder was genau wolltest du damit bezwecken?“ Der Stimme der Agentin war der Alkohol anzuhören. Angesprochene hob eine, der fein geschwungenen Augenbrauen. „Nein, diesmal nicht. Ich habe die ganze Sache eher zufällig mitbekommen und gesagt, was ich dachte.“ Eine Spur amüsierter fügte sie hinzu :“Es ist ja immerhin nicht so, als wenn ich dadurch mit ernsthaften, beruflichen Konsequenzen zu rechnen hätte.“ Natürlich hatte sie das nicht, ging Black vermutlich bis jetzt noch davon aus, dass es Akai gewesen war, der sich eingemischt hatte. Im Hintergrund begann ein neuer Song. Diesmal handelte es sich um kein japanisches Lied, sondern um einen westlichen Song. Die Agentin erkannte die Melodie und auch den Songtext sofort, hatte das Lied sich in ihrer Jugend doch einige Wochen hartnäckig in den Charts in ihrer Heimat gehalten und war dementsprechend oft im Radio gelaufen. Kurz zögerte sie, dann fiel ihr Blick auf Chris. Ihre Hände lagen nach wie vor auf den Schultern der Älteren. „Na los, komm mit!“, verlangte sie schließlich, zog ihre etwas überrumpelte Gesprächspartnerin auf die Füße und anschließend in Richtung der Tanzfläche, welche nach wie vor nicht sehr gut besucht war. „Ist das dein Ernst? Ich weiß ja nicht.“ Etwas skeptisch wirkte die Kriminelle durchaus. „Natürlich! Außer dir ist außerdem niemand hier, der mit mir tanzen könnte, also hab dich nicht so.“ Da ihr die aufgekratzte Version der Agentin lieber war, als die Agentin im nüchternen Zustand, und auch Chris bereits ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte, ließ sie sich schließlich mit auf die Tanzfläche ziehen.   Egal wie oft sie versucht hatte, den restlichen Abend zu einem späteren Zeitpunkt im Geiste zu rekonstruieren, so musste die junge Frau doch zugeben, dass sie sich nur noch bruchstückhaft erinnern konnte. Bis heute erinnerte sie sich noch daran, dass die Schauspielerin in der Lage gewesen war, sich selbst im alkoholisierten Zustand noch ungewöhnlich elegant zu der Musik zu bewegen, welche an diesem Abend gespielt wurde. Sie wusste nicht mehr, ob sie die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf der Tanzfläche auf sich gezogen hatten, jedoch erinnerte sie sich noch daran, dass sie das seltsame Gefühl, ausgerechnet mit ihrer eigentlichen Erzfeindin zu tanzen, relativ schnell bei Seite geschoben hatte. Nach dem Tag, der einem einzigen Desaster glich, hatte sie es genossen, ganz einfach abschalten zu können und sich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Die Zeit auf der Tanzfläche war wirklich nett und auch die Tatsache, dass irgendwann ein Lied gespielt wurde, welches eher für engere Tänze geeignet war. Die andere Blondine hatte sie, ohne groß darüber nachzudenken, ganz einfach etwas näher zu sich gezogen und so kam es, dass die Agentin feststellte, dass ihr Gegenüber nicht nur gut tanzen konnte, sondern auch ein wirklich wohlriechendes Parfum trug. Im nüchternen Zustand hätte sie der Älteren wohl erst gar nicht vorgeschlagen gemeinsam zu tanzen, an diesem Abend jedoch, fühlte sie sich ganz einfach wohl in der Nähe der Kriminellen, während die grünen Augen der Älteren eine faszinierende Anziehungskraft auf sie ausübten. Wenn sie später darüber nachdachte, dann konnte die Blondine nicht sagen, was sie sich dabei gedacht hatte, sich ganz einfach zu der etwa gleichgroßen Frau zu lehnen. Sie musste wohl der Meinung gewesen sein, dass es eine gute Idee wäre die Ältere ganz einfach zu küssen und das, obwohl sie sich neulich noch so darüber aufgeregt hatte, als Chris ähnliches getan hatte, um die Agentin aus der Fassung zu bringen und einer Festnahme zu entkommen. Aus der Fassung gebracht, hatte die junge Agentin ihr Gegenüber an diesem Abend in der Bar mit ihrer Aktion jedoch nicht, ganz im Gegenteil, hatten die Augen der Anderen doch amüsiert gefunkelt, ehe sie auf den Kuss eingegangen war, was zeigte, dass auch die Kriminelle zu diesem Zeitpunkt bereits viel zu tief ins Glas geschaut haben musste. Irgendwann musste die Turtelei der beiden eigentlich so grundverschiedenen Frauen wohl ein wenig ausgeartet sein, erinnerte sie sich doch nur noch dunkel daran, dass sie die Tanzfläche irgendwann als ungeeignet abgestempelt und die Bar gemeinsam verlassen hatten. Wenn Jodie heute so darüber nachdachte, dann war es damals einfach pures Glück gewesen, dass sie an diesem Abend weder ihren Kollegen vom FBI, noch Chris kriminellen Kollegen in die Arme gerannt waren, hätte beides doch wohl kaum ein sonderlich gutes Ende gefunden.   Die nächste klare Erinnerung, die die Blondine hatte war, dass sie aufwachte, weil die Sonne ihr grell genau ins Gesicht schien. Sie blinzelte verschlafen und schirmte im nächsten Moment auch schon die Augen mit einer Hand ab, da das helle Licht sie blendete. Als sich ihre Augen schließlich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, drehte die Agentin sich auf die Seite, um einen Blick auf den Wecker zu riskieren. Wie viel Uhr war es? Die junge Frau stellte fest, dass es bereits fast 9 Uhr morgens war, gleichzeitig gewann sie jedoch auch die Erkenntnis, dass es sich bei dem Wecker auf dem Nachtschrank nicht um ihren eigenen Wecker handelte..., genau so wenig, als dass es sich um ihren Nachtschrank gehandelt hätte. Was um Himmels Willen?! Von jetzt auf gleich hellwach, setzte die Blondine sich ruckartig im Bett auf und blickte sich um. Der Raum war nicht sehr groß und zwar nett, aber unpersönlich eingerichtet. Man musste kein Genie sein um zu erkennen, dass es sich um ein Hotelzimmer handelte. Was? Aber warum...? Sie bemerkte, dass das Kleid, welches sie gestern getragen hatte, zusammen mit ihren anderen Klamotten auf dem Schreibtisch des Zimmers abgelegt worden war. Bereits nichts gutes ahnend, ließ sie die Decke ein Stück weit sinken, blickte an sich herab und sah sich in ihrem Verdacht nur noch einmal bestätigt. Heilige...! Niemals hätte sie es für möglich gehalten, einmal so viel über den Durst du trinken, als das sie es schaffen würde, sich in so eine Situation zu bringen. Ihr Kopf schmerzte vom übermäßigen Alkoholkonsum. Die Kopfschmerzen wurden nicht unbedingt besser, als die junge Frau verzweifelt versuchte, sich die letzten Stunden in Erinnerung zu rufen. Als die Erinnerung und Bilder dann bruchstückhaft tatsächlich zurückkehrten, war sie fassungslos. Es wäre schon irritierend genug gewesen, hätten ihre Erinnerungen ihr verraten, dass sie die Bar mit irgendeinem Unbekannten verlassen hätte, doch so gnädig war ihr Gedächtnis nicht. Der Agentin zog sich der Magen zusammen. Wie zur Hölle hatte sie es geschafft so viel zu trinken, dass sie ausgerechnet mit ihrer eigentlichen Erzfeindin, einer Schwerstkriminellen, hier gelandet war?! Zuerst einmal wurde sie von eiskaltem Entsetzen gepackt. Wie zur Hölle hatte ausgerechnet ihr das passieren können?! Im ersten Moment war sie versucht die Schauspielerin nur noch mehr zu hassen, als sie es eh schon tat, doch dann erinnerte sie sich auch daran, dass die Ältere ebenfalls ziemlich betrunken gewesen war und nun wirklich nichts getan hatte, was die Agentin gestern Abend nicht noch selbst gewollt hatte. „Das...das darf doch einfach nicht wahr sein...“, murrte sie, verfluchte den Alkohol, den damit zusammenhängenden Kater und alles, was sie wohl oder übel letzte Nacht getan hatte. Ihre einzige Genugtuung war, dass Chris, von der inzwischen jede Spur fehlte, heute morgen wohl einen ganz ähnlichen Schock bekommen haben musste, wie sie selbst gerade. Trotz allem wäre Jodie an diesem Morgen am liebsten im Erdboden versunken, so viel stand fest. Schließlich stand sie auf, sah sich sicherheitshalber noch einmal im Raum um, doch die andere Blondine musste sich bereits vor einer ganzen Weile fortgeschlichen haben. Zuerst einmal wanderte sie ins Badezimmer, welches direkt nebenan war und duschte. Während das angenehm kühle Wasser auf sie niederprasselte, versuchte die junge Frau wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie war sich unschlüssig, ob sie versuchen sollte, das Geschehene irgendwo in den hintersten Winkel ihres Gedächtnis zurückzudrängen, oder nicht. Wie sie jedoch bereits beim duschen merkte, war es gar nicht so leicht, den Vorfall ganz einfach zu verdrängen, war sie dafür doch viel zu schockiert über sich selbst. Wenigstens war die Suspendierung in diesem Moment gar nicht mal so unpraktisch, denn Jodie war überzeugt davon, dass ihr auf der Arbeit heute Fehler unterlaufen wären, war sie aktuell doch viel zu sehr damit beschäftigt, sich über das Geschehene den Kopf zu zerbrechen. Schließlich stieg sie aus der Dusche, band ein großes Handtuch um sich und begann nun, nach dem ersten Schockmoment zudem auch zu realisieren, dass sie es nicht nur vermasselt hatte, die Kriminelle gestern in der Bar zu verhaften und zudem riesigen Ärger auf der Arbeit bekommen würde, sollte jemals herauskommen, zu was sie sich hatte hinreißen lassen, nein, wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie in einem Punkt noch einmal unheimliches Glück gehabt. Damals in New York hatte Chris ihr, ohne lange zu zögern, in die Schulter geschossen. Gestern Abend, in der Nacht und auch am nächsten Morgen hätte die Kriminelle alle Möglichkeiten der Welt gehabt, die Agentin mit einer Kugel ins Jenseits zu befördern und doch fehlte ihr nichts. Die Schauspielerin hatte sich nur klammheimlich weggeschlichen, hatte ihr jedoch kein Haar gekrümmt. Kopfschüttelnd kehrte Jodie in den Wohnbereich des Hotelzimmers zurück, da sich dort ihre Kleidung befand. So schnell würde sie ganz sicher keinen Alkohol mehr anrühren und wenn es nach ihr ging, dann würden die anderen FBI Agenten von diesem Vorfall hier niemals erfahren. Sie blieb vor dem Schreibtisch stehen, begann damit ihre Kleidung von der Tischplatte zu sammeln und sich wieder anzuziehen. Gerade als sie ihr Kleid hochgehoben hatte und wieder hineingeschlüpft war, bemerkte sie, dass unter dem Kleidungsstück etwas gelegen hatte. Ihr Blick fiel auf einige Scheine und Münzen...Geld. Im ersten Moment starrte die junge Frau das Geld einfach nur ungläubig an, dann spürte sie, wie furchtbare Wut in ihr aufstieg. Die ganze letzte Zeit über war Chris ihr schon auf der Nase herumgetanzt, der jetzige Vorfall war an sich ja schon absurd und verstörend genug, aber nun besaß die Ältere die Nerven, sie so zu verhöhnen, indem sie dreisterweise Geld hier zurückgelassen hatte, scheinbar als kleine Bezahlung für die letzte Nacht. Die Blondine war im ersten Moment fassungslos. Wenn die Schauspielerin sie hier allem Anschein nach bezahlte, beinhaltete dies auch eine ganz klare Botschaft, für was die Kriminelle die FBI Agentin halten musste. Gut für Chris, das sie aktuell nicht hier war, denn sonst wäre die Jüngere ihr sicherlich an die Gurgel gegangen. So hingegen, griff sie nur nach dem Zettel, den sie unter dem Geld gefunden hatte und rechnete schon damit, dass die Andere es sich wohl nicht hatte nehmen lassen, sie auch noch anhand einer kleinen Notiz zu verspotten, doch während sie die Nachricht las, entspannte sie sich wieder ein wenig, erklärte der Zettel schließlich auch, warum sie das Geld wirklich auf dem Schreibtisch vorgefunden hatte. »Ich bin mir sicher, dass du das Geld im ersten Moment vollkommen falsch interpretiert hast - du bist immerhin so berechenbar. Tatsächlich ist das hier allerdings nur mein Anteil an der Hotelrechnung. ...P.S : Ich war heute morgen sicherlich genau so schockiert wie du. Zwar hätte ich gern dein ungläubiges Gesicht gesehen, aber ich denke , du wirst es mir nachsehen müssen, dass ich es für das Beste hielt, über alle Berge zu sein, bevor du aufwachst, Wildkätzchen.<< Kapitel 2: Flashback #2 ----------------------- Fünf Tage waren seit diesem Vorfall vergangen. Natürlich hatte die Blondine mit niemandem darüber geredet, was passiert war. Durch ihre Suspendierung hatte sie aktuell nicht jeden Tag Kontakt zu ihren Arbeitskollegen, doch auch wenn sie nach wie vor nicht wirklich glücklich über die ihr auferlegte Strafe war, so hatte Jodie doch beschlossen, ganz einfach das beste aus den drei Wochen Zwangsurlaub zu machen. Normalerweise fraß die Arbeit selbst einen Großteil ihrer Freizeit und Urlaub war Mangelware. Nun jedoch, befand sie sich in einem Land, welches sich bestens als Urlaubsziel eignete und Zeit genug hatte sie auch. Vor zwei Tagen war die junge Frau kurzentschlossen nach Kyoto gereist, da sie sich die Stadt nur zu gern einmal ansehen wollte. Der Zeitpunk war zudem perfekt - im Büro hatte sie derweil so oder so nichts verloren, also konnte sie die Suspendierung auch genau so gut dazu nutzen, sich das Land der aufgehenden Sonne anzusehen. Das Hotel, in welches sie sich für ihren Aufenthalt in Kyoto eingemietet hatte, war recht traditionell und verfügte zudem über eine eigene heiße Quelle. Nachdem sie die ersten beiden Tage ihres Kyotoaufenthalts dazu genutzt hatte, sich die Stadt genauer anzusehen, befand die Blondine, dass es eine Schande wäre, die heißen Quellen nicht wenigstens einmal besucht zu haben, wenn sie sich schon direkt hinter dem Hotel befanden. In einem hoteleigenen Kimono machte sie sich also schließlich daran den kleinen Pfad zu passieren, welcher das Hotel mit dem Badebereich verband. Links und rechts wurde der Pfad von einem gut gepflegten Garten gesäumt. Dies hier war ein wirklich idyllischer Ort in Kyoto, das musste sie zugeben. Mit den Gedanken bereits bei den heißen Quellen, hatte Jodie schließlich das Gebäude erreicht, welches sich vor dem Badebereich befand, eine Rezeption beinhaltete und scheinbar auch zu den Umkleiden führte. Die Rezeption wurde vor allem von den Badegästen angesteuert, welche keine Gäste des Hotels waren. Gegen einen geringen Preis durften jedoch auch externe Gäste den Badebereich nutzen und wurden an der Rezeption zudem mit Handtüchern und ähnlichem versorgt. Da die junge Agentin sich für ihren Aufenthalt hier in Kyoto im Hotel eingemietet hatte, musste sie keine extra Zwischenstation mehr an der Rezeption einlegen, sondern hätte direkt in Richtung der Umkleiden laufen können, doch stutzte sie merklich, als sie aus dem Augenwinkel die Person bemerkte, welche gerade mit der Rezeptionistin sprach. Um Verwechslungen auszuschließen, blieb die Blondine stehen und musterte die Person noch einmal genauer, doch wenn sie ehrlich war, war es ihr eigentlich unmöglich die geringfügig ältere Amerikanerin mit irgendjemandem zu verwechseln. Im ersten Augenblick vollkommen fassungslos, starrte sie ihre Erzfeindin an und spürte, wie ihr abwechselnd heiße und eiskalte Schauer über den Rücken liefen. Auf ihren Armen bildete sich schlagartig Gänsehaut. Was zum?! Was suchte die Kriminelle denn bitte in Kyoto? Ausgerechnet hier?! Mit zwei Handtüchern beladen, machte die Schauspielerin sich auf den Weg in Richtung Umkleide und schien sie noch gar nicht bemerkt zu haben. Einen Moment lang stand Jodie einfach nur da, unschlüssig, was genau sie nun eigentlich tun wollte. Schließlich setzte sie sich wieder in Bewegung, verschwand ebenfalls in der Damenumkleide und hatte die Andere kurz hinter der Tür eingeholt. Entschlossen griff sie nach der Schulter der Älteren. „Was tust du hier?“, zischte sie und war mehr als nur überrascht über das Wechselbad der Gefühle, welches in ihr ausgelöst wurde, kaum dass sie sich ihrer Erzfeindin nun wieder gegenübersah. Einerseits war da Entsetzen, da die Kriminelle scheinbar genau gewusst hatte, dass die Agentin nach Kyoto gereist war, dann empfand sie eine gewisse Wut, dass die Andere es scheinbar nicht lassen konnte ihr zu folgen. Zeitgleich fühlte sie sich unwohl...nein, vielleicht eher reichlich seltsam, wenn sie daran dachte, wie das letzte Zusammentreffen mit der Kriminellen geendet war. Zu all diesen Emotionen mischte sich eine gewisse Aufregung. Die Blondine versuchte sich einzureden, dass diese daher rührte, dass eine Begegnung mit der unberechenbaren Schauspielerin immer so etwas wie ein Spiel mit dem Feuer war. Den Gedanken daran, dass die Aufregung vielleicht auch ganz einfach daher stammen konnte, dass sie sich nun wieder über den Weg gelaufen waren, versuchte Jodie so gut es ging zur Seite zu drängen. Chris fuhr herum, kaum dass die junge Agentin nach ihrer Schulter gegriffen und sie angesprochen hatte. Im ersten Moment wirkte sie überrascht und ein wenig alarmiert, dann wich die Überraschung wieder diesem überheblichen Funkeln in ihren Augen. „Was ich hier mache? Sollte das nicht eigentlich offensichtlich sein?“, hakte die Ältere amüsiert nach und hielt der anderen Blondine die Handtücher entgegen. Jodie konnte darüber nicht lachen. „Erzähl mir nichts! Du verfolgst mich doch nur schon wieder!“ Chris blickte sie an und sah so aus, als hätte sie sehr mit sich zu kämpfen, die Jüngere nicht auszulachen. „Jetzt nimmst du dich aber ein wenig zu wichtig. Ich wusste bis eben nicht einmal, dass du in diesem Hotel Urlaub machst.“ Die blauen Augen der Agentin verengten sich verärgert. „Wenn du angeblich nicht wusstest, dass ich hier bin, woher weißt du dann, dass ich hier Urlaub mache?“, hakte sie warnend nach. Chris ignorierte den drohenden Unterton in Jodies Stimme und tippte lediglich kurz auf das Logo auf dem Kimono der Agentin. „Dummes Kätzchen. Nur Hotelgäste würden wohl einen Kimono mit diesem Logo tragen.“ Beschämt und verärgert zugleich, machte die Blondine einen raschen Schritt auf die Schauspielerin zu, bereit ihr hier und jetzt an den Hals zu gehen. Chris jedoch wich mit einer kaum merklichen Drehung aus, was die Agentin ins Straucheln brachte. Vermutlich wäre die Blondine am Ende sogar noch auf einem Wasserfleck auf den Fliesen des Umkleidebereichs ausgerutscht, hätte die Kriminelle nicht einen Arm um sie gelegt und sie festgehalten. Mit einem Ruck zog die Ältere sie etwas näher zu sich heran und wandte sich dann den anderen Badegästen, welche sich derweil noch in der Gruppenumkleide befanden, zu. „Entschuldigen Sie meine etwas ungestüme Freundin bitte. In unserer Heimat ist es üblicher so mit Freunden zu scherzen, als hier.“ Erst jetzt bemerkte die Agentin, dass die derweil anwesenden Japanerinnen die beiden Blondinen bereits ein wenig befremdlich angestarrt hatten, hatten sie doch bereits beim Betreten der Umkleide für Aufsehen gesorgt. Einen Moment lang hing Jodie in Chris Griff und wäre am liebsten im Erdboden versunken, dann wurde sie sich bewusst, dass die Ältere sie eben davor bewahrt hatte den Boden zu küssen und sie nach wie vor mit ganzem Gewicht an der Kriminellen hing. Etwas peinlich berührt, stellte sie sich wieder vernünftig hin und folgte der Anderen schließlich zu einer freien Bank der Umkleide. „Ich bin nur hier um zu baden. Meinst du, du schaffst es in der nächsten halben Stunde hier kein Drama zu veranstalten?“, wandte Chris sich amüsiert an die Agentin. „Mal ganz davon abgesehen, dass du derweil vom Dienst suspendiert bist, soweit ich weiß.“, zog sie sie auf. Wie immer, wenn die Schauspielerin mit Jodie sprach, sprach sie englisch. Zwar befanden sie sich derweil in Japan, doch dies allein war für die Blondine kein Grund, nicht ganz einfach in ihrer Muttersprache mit der anderen Amerikanerin zu reden. „Sei einfach still.“, grummelte die junge Agentin, die sich wohl oder übel der Tatsache bewusst wurde, dass es nicht all zu viel Sinn machen würde, ausgerechnet in der Umkleide, oder im Onsen, zu versuchen die Kriminelle zu überwältigen und festzunehmen. Mal ganz davon abgesehen, dass so eine Aktion viel zu viel Aufsehen erregen würde, hatte sie aufgrund der Suspendierung sowieso weder ihre Dienstwaffe, noch Handschellen mit nach Kyoto genommen und brav an der Hand, würde die andere Blondine sich ganz sicher nicht ins Gefängnis führen lassen. Auch wenn die Agentin nicht sonderlich prüde war, so empfand sie es dennoch als etwas befremdlich, als ihre Erzfeindin in der Gemeinschaftsumkleide damit begann, sich neben ihr zu entkleiden. Eigentlich war es nur logisch, dass die Schauspielerin ihre Kleidung hier ablegte, konnte sie doch schlecht vollständig angezogen in die heiße Quelle springen, irgendwie fühlte es sich aber dennoch seltsam an, dass ausgerechnet die Kriminelle sich nun neben ihr umzog, als seie dies das Normalste der Welt. Die Blondine begann selbst zögerlich damit, sich aus ihrem Kimono zu schälen, konnte es jedoch nicht vermeiden, dann und wann aus dem Augenwinkel zu der anderen Amerikanerin zu sehen. Ob sie es wollte oder nicht, wieder blitzten beim Anblick ihres Gegenübers die Erinnerung an neulich vor ihrem inneren Auge auf. Ein seltsames Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. „Was denn? Schlaf nicht ein, zieh dich um.“, zog die Schauspielerin sie auf. „Was war an 'sei still' so schwer zu verstehen?!“, giftete Jodie Chris an, doch die nahm ihren Ärger wie üblich nicht ernst. Schließlich verfrachteten die beiden Frauen ihre Kleidung in jeweils ein Schließfach, ehe sie die Umkleiden verließen und es sich wenig später in der heißen Quelle gemütlich machten. Die Quelle war recht groß. Viel war hier aktuell wirklich nicht los. Obwohl also genug Platz gewesen wäre, um sich auszuweichen, zog die Agentin es vor in der Nähe der Kriminellen zu bleiben, um diese im Auge behalten zu können. Jodie vermutete, dass Chris ihr ebenfalls nicht über den Weg traute und es aus diesem Grund ebenfalls vorzog sich in ihrer Nähe aufzuhalten, ganz einfach um die FBI Agentin im Auge behalten zu können. Doch auch wenn die Beweggründe der beiden Frauen, sich in der Quelle nicht bestmöglich aus dem Weg zu gehen, durchaus logisch waren, befremdlich war es dennoch für die junge Blondine, neben ihrer eigentlichen Erzfeindin zu baden, fast so, als wären sie alte Freunde.   Eine Weile lang herrschte Schweigen. Die beiden Frauen versuchten sich zwar aus dem Augenwinkel zu beobachten, sich ansonsten jedoch so normal wie möglich zu verhalten. Obwohl sie eigentlich Feinde waren, aus Dauer wurde die Stille unangenehm. „Wenn du die Wahrheit sagst und es Zufall ist, dass wir uns hier über den Weg gelaufen sind, was genau tust du dann hier in Kyoto?“, brach Jodie schließlich das Schweigen. „Erwartest du darauf wirklich eine ehrliche Antwort von mir?“ Chris blickte sie aus dem Augenwinkel an. „Da du der Frage ausweichst, nehme ich an, du hast irgendeinen Auftrag hier in der Nähe.“, stellte die Jüngere skeptisch fest und wandte sich der Kriminellen zu. Diese zuckte jedoch nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht habe ich auch einfach nur ein paar Tage frei und mache Urlaub, wer weiß das schon?“ „Erzähl mir nichts.“, grummelte die junge FBI Agentin. Sie war sich recht sicher, dass die Schauspielerin nicht einfach so durchs Land reiste, sondern dass sie vermutlich wieder irgendeinen Auftrag für die Organisation erledigte. Fragte sich nur, was genau die Ältere diesmal plante. Einerseits war da diese leise Stimme, die ihr riet, ganz einfach trotz der Suspendierung auf eigene Faust zu ermitteln, andererseits wusste sie, dass Chris das leider sofort durchschauen würde, da sie ein ziemlich helles Köpfchen war. Jodie bemerkte, dass ihr Gegenüber ein wenig abwesend wirkte und sie geradewegs anstarrte. Ein wenig befremdlich war das schon, erst recht, wenn man bedachte, wie oder besser gesagt wo, ihre letzte Begegnung geendet war. Gerade wollte die Blondine die Andere schon auf dieses unhöfliche Verhalten ansprechen, als sie dem Blick der Älteren folgte und bemerkte, dass die Schauspielerin ihre Schulter musterte. Die junge Agentin fuhr sich unbehaglich mit der Hand über die Schulter und benetzte die Haut dabei ein wenig mit Wasser. Chris wurde durch die Bewegung der Anderen aus ihren Gedanken gerissen, blinzelte und erkundigte sich schließlich :“Denkst du, dass die Narbe noch verschwinden wird?“ Verwundert über diese Frage war Jodie durchaus. „Die Wunde ist vollständig verheilt, aber das hier ist wohl eine bleibende Erinnerung. Was erwartest du auch? Du hast mir damals einen ziemlich bösen Streifschuss versetzt.“ Die Erinnerung an ihre Auseinandersetzung damals in New York war noch sehr präsent und doch, wenn sie nun darüber nachdachte, fielen der FBI Agentin doch einige Ungereimtheiten auf. Besonders glücklich darüber, dass ihre Schulter seit der Begegnung damals eine Narbe zierte, war sie nicht gerade, doch hätte sie mit der Kriminellen wohl niemals von sich aus noch einmal über dieses unschöne Zusammentreffen gesprochen, hätte sie nicht der Blick der Schauspielerin so irritiert. Die Ältere war es, die sie damals angeschossen hatte und nun betrachtete sie die Narbe, während ihre Mimik fast so etwas wie Bedauern ausdrückte. Jodie fragte sich, ob Chris nur schauspielerte, oder ob sie sich der Tatsache nicht bewusst war, dass die Agentin sie gerade lesen konnte wie ein offenes Buch. „Du bist nicht gerade ungeschickt im Umgang mit der Waffe. Du hättest mich damals ganz leicht töten können, wenn du nicht bloß auf auf meine Schulter gezielt hättest.“, stellte sie fest. „Warum hast du den Überraschungsmoment damals also nicht sinnvoller genutzt?“ Angesprochene blickte sie an und wirkte im ersten Moment ein wenig überrascht. Kurz schien Chris tatsächlich über die Frage der Jüngeren nachzudenken, dann wich ihre Überraschung wieder der sehr viel undurchsichtigeren, leicht überheblichen Maske. „Na du stellst Fragen.“, meinte sie schließlich und lehnte sich seitlich gegen die FBI Agentin, als seie dies das Normalste der Welt. Die junge Frau zuckte bei der Aktion kurz zusammen, war sie doch reichlich perplex darüber und war das für ihren Geschmack doch ein wenig zu viel Nähe zu ihrer Erzfeindin und auch ein wenig zu viel Hautkontakt. Das sie hier gemeinsam in der heißen Quelle badeten, war an sich schon seltsam genug. Beinahe wäre Jodie ein Stück weit zur Seite gerückt, doch dann befand sie, dass sie der Schauspielerin diese Genugtuung, sie ganz offensichtlich einmal mehr aus der Fassung gebracht zu haben, nicht gönnen wollte. So spielte sie das Spielchen also mit, wich nicht zurück und lehnte sich ihrerseits seitlich gegen die Kriminelle. „Es wäre doch schade gewesen, dich mit einem Schuss ganz einfach ins Jenseits zu befördern. Dass du die ganze Zeit über schon so verbissen versuchst mich zu schnappen und so leicht aus der Fassung zu bringen bist... ein wenig Katz und Maus mit dir zu spielen ist viel unterhaltsamer, als dich einfach so auszuschalten.“ Wie so oft, war da wieder dieses amüsierte Funkeln in den grünen Augen der Älteren. Durch die Worte der Schauspielerin fühlte die Blondine sich durchaus provoziert, aber wenn sie sich ihren Ärger jetzt anmerken lassen würde, wäre es nicht genau das, was Chris wollte? „Du bist ziemlich überheblich. Du scheinst zu glauben, mir immer einen Schritt voraus zu sein und das lässt dich letztlich unvorsichtig werden.“ Jodie war nicht sonderlich überrascht, dass ihre Worte ihr Gegenüber nicht einmal im Ansatz aus der Fassung brachten. „Hältst du mich wirklich für so sorglos, Kätzchen?“, hakte die Schauspielerin nach. „Wie erklärst du es dir dann, dass deine werten Kollegen sich seit Jahren die Zähne daran ausbeißen mich zu schnappen? Und wie kommt es, dass du es noch nicht geschafft hast, mich festzunehmen?“ Die FBI Agentin griff nach dem Arm der anderen Blondine, bemüht darum, sie aus dem Griff so schnell nicht entkommen zu lassen. „Du bist zumindest sorglos genug, hier mit mir zu baden, als wäre es das Normalste der Welt. Solltest du von damals nicht bereits wissen, dass ich dich überwältigen kann, wenn ich es will?“ Leider nur blieb die Schauspielerin weiterhin vollkommen unbeeindruckt und tat der Agentin nicht den Gefallen, überhaupt zu versuchen, sich aus ihrem Griff loszureißen. Sie drehte sich lediglich zu ihr, sodass sie sich im Wasser nun genau gegenüber standen, die Nasenspitzen kaum einen Zentimeter voneinander entfernt. „Du bist vom Dienst suspendiert, schon vergessen, Süße. Für den Moment schaffst du es vielleicht mich festzuhalten, aber ob es dir ohne Handschellen gelingt mich bis zur nächsten Polizeistation zu schleifen...? Ich bezweifle das ja.“ Das Grinsen der Älteren wurde noch eine Spur breiter. Sie stupste mit ihrer Nasenspitze leicht gegen Jodies, ehe sie noch zu bedenken gab :“Zumal ich mir nicht vorstellen kann, dass du du einfach so aus der heißen Quelle und dem Gebäude spazieren würdest, ohne dich vorher zumindest wieder anzuziehen. In der Umkleide müsstest du meinen Arm also zwangsläufig wieder loslassen.“ Obwohl sie gerade über eine mögliche Festnahme und Fluchtmöglichkeiten sprachen, so waren sich beide Frauen durchaus der Tatsache bewusst, dass sie dieses Szenario aktuell nur in der Theorie durchgingen. Die andere Amerikanerin ausgerechnet hier im Onsen festnehmen zu wollen, wäre eine dumme Idee, dessen war Jodie sich durchaus bewusst. Dennoch ärgerte es sie, dass Chris sie scheinbar nicht ganz ernst nahm. „Gut, vielleicht ist eine Festnahme in den heißen Quellen wirklich nicht sehr realistisch, allerdings bist du trotzdem so überheblich, dass es dir eines Tages das Genick brechen wird. Was hättest du zum Beispiel gemacht, wenn ich neulich zuerst aufgewacht wäre?“, sprach sie den nächsten Punkt an, nur um es im nächsten Moment auch schon zu bereuen. Nicht nur, dass sie sich eigentlich vorgenommen hatte diesen Zwischenfall nie wieder zu erwähnen und die Ältere sich ihr gegenüber aktuell schon wieder viel zu selbstsicher und distanzlos verhielt, sie bezweifelte wirklich, dass es eine gute Idee gewesen war, die gemeinsame Nacht zu erwähnen, noch in dem Moment, in dem sie den Satz ausgesprochen hatte. Ihr Gegenüber zog eine Augenbraue hoch und schien einen Moment zu überlegen, wie sie nun mit dieser Aussage umzugehen hatte, doch das amüsierte Funkeln verschwand nicht aus ihren Augen. Allem Anschein nach hatte die Sache neulich, die Kriminelle wesentlich weniger verstört als die FBI Agentin. „Oh, du willst darüber reden, Kätzchen?“, ergriff Chris schließlich das Wort. Die junge Frau fühlte sich in ihrer Vorahnung nur noch einmal bestätigt. Natürlich würde ihr Gegenüber die Sache lockerer nehmen und versuchen ihr einen Strick daraus zu drehen. „Nein, so war das nicht gemeint. Beantworte mir nur meine Frage.“ Angesprochene zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich habe einen recht leichten Schlaf und hätte es wohl sehr schnell gemerkt, wenn du vor mir aufgewacht wärst. Du hättest mich also nicht so leicht überrumpeln können.“ Die Jüngere murrte nur, kam jedoch nicht dazu irgendetwas zu äußern, da die Schauspielerin erneut das Wort ergriff :“Weißt du, einerseits bin ich natürlich nicht traurig darum zuerst aufgewacht zu sein und das Zimmer verlassen zu haben, andererseits habe ich dadurch auch dein geschocktes Gesicht verpasst, als du aufgewacht bist.“ Sie schmunzelte amüsiert. Die Agentin fühlte, wie ihre Wangen sich schlagartig wärmer anfühlten und sie trat ihrem Gegenüber aus Protest unter Wasser auf den Fuß. Nicht, dass das im Wasser sonderlich schmerzhaft wäre, wie ihr dann bewusst wurde. „Hey! Sei lieber froh, dass du mein Gesicht an dem Morgen nicht gesehen hast. Wärst du noch da gewesen, hätte ich dich eigenhändig erwürgt!“ Jodie schmollte, was Chris unweigerlich zum Lachen brachte. „Ach komm schon, jetzt sei nicht so dramatisch. Die ganze Sache war immerhin nicht nur meine Idee und soweit ich mich erinnern kann, warst du nicht all zu unglücklich mit der Gesamtsituation.“ „Ich erinnere mich nur noch sehr bruchstückhaft, du kannst mir also viel erzählen.“, stellte die Blondine fest und fragte sich im nächsten Moment, warum sie der anderen Amerikanerin das überhaupt erzählte. „Ach, ganz sicher? Dafür, dass du angeblich einen BlackOut hast, starrst du mich die ganze Zeit über ziemlich oft an, Kätzchen.“ „Das bildest du dir ein!“, widersprach die Agentin sofort entschieden, ehe sie etwas zögerlicher hinzufügte :“Im Übrigen hätte ich wirklich nicht von dir erwartet, dass du dich auf diese Art und Weise für andere Frauen interessierst.“ Die Ältere zog leicht eine Augenbraue hoch und schien kurz zu überlegen, was sie darauf antworten sollte. Schließlich sagte sie :“Tue ich im Normalfall ja auch nicht. Von dir hätte ich das im übrigen auch nicht gedacht. Warst du nicht mal mit diesem Scharfschützen zusammen? Aber du wusstest ziemlich genau, was du willst.“ Während die Schauspielerin recht offen mit dem Geschehenen umging, begann Jodie sich unweigerlich zu fragen, was genau sie angestellt und scheinbar vergessen hatte, konnte sie sich doch nach wie vor nur sehr bruchstückhaft an den Ausrutscher vor einer Woche erinnern. „Ich weiß nicht wovon du da sprichst. Wie gesagt, ich habe an dem Abend eindeutig zu viel getrunken und erinnere mich an fast nichts mehr.“ „Ist das so?“ Weiterhin wirkte die andere Blondine recht amüsiert und schaffte es, ihr Gegenüber mit ihrer nächsten Aktion erneut reichlich aus dem Konzept zu bringen. „Möchtest du dann vielleicht, dass ich deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfe?“ Kaum hatte die Kriminelle diese Frage gestellt, lehnte sie sich zu der FBI Agentin, welcher sie aktuell ja eh direkt gegenüberstand. Die Blondine war im ersten Moment reichlich fassungslos, als sie Chris Lippen, warm und weich, auf ihren eigenen spürte. Einerseits war sie fassungslos über die Distanzlosigkeit und Dreistigkeit der Schauspielerin, andererseits war sie besonders geschockt über sich selbst, was die Nähe zu ihrer eigentlichen Erzfeindin mit ihr anstellte. Sollte sie nicht eigentlich wütend werden und den Kuss sofort unterbinden? Eigentlich sollte sie das wohl, doch während sie spürte, wie die Ältere sich im Wasser gegen sie lehnte, blitzten hier und da Erinnerungen an neulich auf und sie konnte spüren, wie ein wohliges warmes Gefühl in ihr aufstieg und ihr Herz schneller schlug als eben noch. Kurzzeitig war sie vollkommen überrumpelt erstarrt, doch als ihr logisches Denken wieder einsetzte, ertappe die junge Agentin sich dabei, dass sie begonnen hatte, den Kuss der Anderen zu erwidern. Was zum?! Was genau stimmte eigentlich nicht mit ihr? Die Frau vor ihr war nicht einfach irgendjemand, sondern eine gefährliche Verbrecherin, die ihr Team bereits seit Jahren erfolglos zu schnappen versuchte. Was also dachte sie sich gerade dabei? Was hatte die Ältere an sich, das es ihr gelang, ihr logisches Denken so leicht auszuschalten und ihre Magengegend in einen ganzen Schwarm von flatternden Schmetterlingen zu verwandeln, als wäre sie ein verliebter Teenager. Als die Schauspielerin wieder einige Zentimeter auf Abstand ging, blinzelte die Jüngere ihr im ersten Moment reichlich durch den Wind entgegen. „Hey hey, sag bloß du mochtest das?“, neckte Chris sie, scheinbar bemüht, Jodie erneut aus der Fassung zu bringen, wie es ihr so oft gelang. Die junge Frau jedoch hatte beschlossen, dass Spielchen nicht ganz so mitzuspielen, wie ihr Gegenüber es geplant hatte und versuchte den Spieß nun ganz einfach umzudrehen. Sie legte der anderen Blondine eine Hand in den Nacken und zog sie wieder näher zu sich heran, um ihre Lippen erneut mit einem Kuss zu versiegeln. Die andere Amerikanerin war über das Verhalten ihrer eigentlichen Gegnerin sichtlich irritiert, ging jedoch schließlich auf den Kuss der Jüngeren ein. Zwar schrie die innere Stimme der Agentin diese an, ob sie eigentlich vollkommen den Verstand verloren hätte, doch schließlich nuschelte sie nur in den Kuss :“Und was ist, wenn dem so wäre?“ „Nun, ich denke dann solltest du mir verraten, in welchem Zimmer du dich eingemietet hast. Die Leute hier gucken schon ganz komisch.“ Jodie verstand weder, was ihre eigentliche Erzfeindin an sich hatte, dass sie dieses Spielchen so bereitwillig mitspielte, noch verstand sie, was um Himmels Willen sie dazu veranlasst hatte, Chris tatsächlich die gewünschte Information zu geben. Aktuell war sie lediglich froh, dass keiner ihrer Kollegen mitbekam, zu welchem Wahnsinn sie sich da hatte hinreißen lassen. Was in Kyoto geschah, würde definitiv in Kyoto bleiben, so viel stand fest.   Tatsächlich blieb das, was in Kyoto geschah, auch in der Stadt, jedoch traf dies nur teilweise zu. Natürlich würde sie ihre Kollegen niemals wissen lassen, zu was sie sich während ihres Urlaubs erneut hatte hinreißen lassen, der Kontakt zu der anderen Amerikanerin riss jedoch nicht ab, nachdem sie zurück in Tokio war. Es war wirklich verrückt. Die junge Agentin wusste zu Beginn nicht, was genau sie sich eigentlich dabei dachte, ein solches Risiko einzugehen, doch traf sie sich weiterhin mit der Kriminellen. Anfangs versuchte sie die ganze Sache vor sich selbst zu rechtfertigen, indem sie sich einredete, dass das alles nur eine Bettgeschichte war und die Tatsache, dass sie sich eigentlich allein schon aufgrund ihres Berufs nicht mit der polizeilich gesuchten Blondine treffen durfte, der Affäre ihren gewissen Reiz gab, doch insgeheim wusste sie, dass es mehr als nur das war. Während sie sich in Kyoto aufgehalten hatten, waren sie sich nicht nur nahe gekommen, sondern hatten die Zeit natürlich auch zum Reden genutzt. Weiterhin war Jodie sich durchaus der Tatsache bewusst, dass Chris in gewisser Weise unberechenbar war und für das FBI weiterhin mit Vorsicht zu genießen war, der Agentin selbst hatte sie jedoch zu keiner Zeit mehr zu schaden versucht. Bisher hatte sie die Ältere nur als eiskalte, berechnende Kriminelle gesehen, während ihrer Zeit in Kyoto hatte sie jedoch noch eine ganz andere Seite an der Blondine kennengelernt. Chris war nicht nur die Verbrecherin, die seit Jahren dem FBI immer und immer wieder durch die Lappen ging, nein während ihres Urlaubs hatte die junge Agentin viele Seiten an der Anderen kennengelernt, mit denen sie so nicht gerechnet hätte. Die Schauspielerin mochte durchaus berechnend sein, doch wenn sie sich nicht als Gegner gegenüberstanden, hatte sie sie als eine viel entspanntere Person kennengelernt. Die andere Amerikanerin war sehr intelligent und neigte zum Sarkasmus, jedoch besaß sie auch Humor und hatte es sich scheinbar zum Hobby gemacht, Jodie immer wieder aufzuziehen. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, doch waren Gespräche mit der geringfügig Älteren wirklich interessant und angenehm. So verrückt es auch klingen mochte, doch nachdem sie die menschliche Seite ihrer eigentlichen Erzfeindin kennengelernt hatte, schätzte sie deren Nähe. Natürlich änderte dies nichts daran, dass es ihnen eigentlich verboten war sich zu treffen. Sie standen auf unterschiedlichen Seiten. Jodie wollte sich lieber nicht vorstellen, wie genau ihre Kollegen oder ihr Chef reagieren würden, wenn sie erfuhren, dass sie sich ausgerechnet privat mit der gesuchten Kriminellen traf und dieser inzwischen näher gekommen war, als es aus Sicht des FBIs wohl vertretbar war. Sollte diese Geschichte jemals herauskommen..., nun, sie bezweifelte ehrlich gesagt, dass die Sache nur eine weitere kurze Suspendierung zur Folge haben würde. Auch nicht zu unterschätzen waren Chris kriminelle Kollegen, die wohl noch um einiges bedenklicher waren, als die Mitarbeiter der Behörde. Die junge Frau wollte der Gruppe von Schwerstkriminellen nun wirklich nicht über den Weg laufen, würde eine solche Begegnung doch ein äußerst ungutes Ende nehmen. Und doch, obwohl die ganze Sache eigentlich mehr als absurd und unvernünftig war, trafen die beiden Frauen sich weiterhin. Vielleicht war es ja gerade das Risiko und das Wissen, etwas Verbotenes zu tun, dass sie den Treffen mit der Anderen noch einmal besonders entgegenfiebern ließ. Nach wie vor hatten ihre Begegnungen in gewisser Weise etwas von einem Katz und Maus Spiel, jedoch war die Feindseligkeit der beiden Amerikanerinnen verloren gegangen. Chris machte sich gerne einen Spaß daraus, sich der Agentin in irgendeiner zivilen Verkleidung zu nähern und zu testen, wie lange es wohl brauchen würde, bis Jodie das Spielchen durchschaute. Die FBI Agentin ging der Anderen diesbezüglich immer wieder auf den Leim, war inzwischen jedoch bereits besser darin geworden, die Tarnung der anderen Blondine zu durchschauen. Gerne trafen die beiden sich nach der Arbeit in der Stadt, wobei die Schauspielerin meist mithilfe von Masken, Make-Up und Perücken ihre eigentliche Identität verschleierte, sodass sie nicht Gefahr liefen, dass ihre Treffen irgendwann aufflogen, weil sie der falschen Person über den Weg gelaufen waren. Ein wenig dauerte es zwar, bis die beiden Frauen der jeweils anderen gegenüber wirklich aufgetaut waren und sich über den Weg trauten, doch war Jodie überrascht, wie schnell die Ältere es geschafft hatte, ihre Abneigung der Schauspielerin gegenüber ins komplette Gegenteil umschlagen zu lassen. Doch auch wenn sie inzwischen nicht mehr versuchten sich gegenseitig auszuschalten und über die meisten Dinge ganz offen miteinander redeten, so gab es dennoch zwei große Tabus innerhalb dieser ungewöhnlichen Beziehung. Die beiden Frauen waren sich schnell einig gewesen, dass es das beste wäre niemals miteinander über die Arbeit zu sprechen, denn was ihre Karrieren betraf, so standen sie nach wie vor auf unterschiedlichen Seiten. Über das Berufsleben zu sprechen, würde im schlimmsten Fall bedeuten, dem Feind Informationen zukommen zu lassen, also versuchten sie so gut es ging die Augen davor zu verschließen, auf welcher Seite die Jeweils andere eigentlich stand, auch wenn dies nicht immer leicht war und wohl immer so etwas wie ein bitterer Beigeschmack bleiben würde. Die Tatsache, dass sie eigentlich Feinde sein sollten, brachte es mit sich, dass sie immer eine gewisse Vorsicht walten lassen mussten, würde es doch schlimme Folgen haben, würden ihre Treffen auffliegen. Vorsichtsmaßnahmen ließen sich jedoch relativ einfach in die Wege leiten. So hatten sie beispielsweise nur die Nummern ihrer Privathandys ausgetauscht, sodass Kollegen diesbezüglich wohl eher nicht misstrauisch werden würden. Auch war es ein großer Vorteil, dass Chris so etwas wie die Frau mit den 1000 Gesichtern war, fiel es ihr doch leicht, die unterschiedlichsten Identitäten anzunehmen. Sollten sie in der Stadt also mal einer Person über den Weg laufen, die sie besser nicht zusammen sehen sollte, so würde besagte Person die Kriminelle höchst wahrscheinlich gar nicht erkennen und keinen Verdacht schöpfen, da es Jodie natürlich nicht verboten war, sich mit irgendwelchen Bekannten in der Stadt zu treffen, shoppen zu gehen, oder Kaffee zu trinken. Ein wenig bereute die junge Agentin es dennoch, dass ihre Partnerin in der Öffentlichkeit wohl immer eine Maske tragen müsste, wenn sie gemeinsam unterwegs waren. Dies war der einzig sichere Weg, wie niemand Verdacht schöpfen würde und dennoch bedauerte sie es, das attraktive Gesicht und die meist funkelnden grünen Augen der Anderen nicht immer sehen zu können, wenn sie Zeit miteinander verbrachten. Auch war es ein viel zu hohes Risiko, sich Zuhause zu treffen. Immer bestand das Risiko, das Arbeitsunterlagen irgendwo herumflogen, oder plötzlich ein Kollege an der Tür klingelte. Die Lösung des Problems bestand darin, sich in einem der vielen Hotels der Stadt einzumieten, wenn sie mehr Zeit miteinander verbringen wollten, als es bei einem Stadtbummel der Fall war. Ein Hotelzimmer war eine neutrale Umgebung, in der die beiden Frauen dennoch für sich sein konnten. Zumeist bestand die junge Agentin darauf, dass zuerst einmal Maske und sonstige Tarnung der Kriminelle in irgendeine Ecke wanderten, sobald die Tür hinter ihnen zugefallen war, da diese Umgebung eine der wenigen Gelegenheiten war, ihre Freundin vollkommen zivil zu sehen, ohne gleich befürchten zu müssen, dass sie aufflogen. Die Beziehung, die sich aus ihren Treffen nach und nach entwickelte, hatte zwar einige Hürden zu nehmen und doch hielten sie daran fest. Mit der Zeit lernten die beiden Frauen sich auch im Alltag besser kennen und entdeckten die ein oder andere Angewohnheit der jeweils anderen. So konnte Chris beispielsweise schon bald ein Lied davon singen, dass Jodie es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, die Zigaretten der Schauspielerin zu verstecken, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab, da die Jüngere es nicht mochte, wenn ihre Freundin in geschlossenen Räumen rauchte. Die Kriminelle hingegen, liebte es die Agentin auf eine ganz andere Art und Weise zu necken. Chris war eine wahre Frühaufsteherin und somit bisher immer vor Jodie aufgewacht. Da am nächsten Morgen zumeist die Arbeit rief, blieb keine Zeit, im Hotel zu bleiben und darauf zu warten, dass die Andere aufwachte. Es war wirklich amüsant, wie tief die junge Agentin doch schlafen konnte und so bot es sich natürlich an, jedes Mal, bevor sie sich aus dem Hotelzimmer schlich, ein Foto von der Jüngeren zu machen und ihr dies aufs Handy zu schicken, da sie genau wusste, dass Jodie sich darüber aufregen würde. Was die jüngere Blondine an der ganzen Fotosache jedoch am meisten aufregte, war die Tatsache, dass sie es in all der Zeit noch nie geschafft hatte, einmal vor Chris aufzuwachen und somit bisher jedes Mal die Chance verpasst hatte, ein Foto von ihrer schlafenden Freundin zu schießen, obwohl sie wohl durchaus auch gerne eins gehabt hätte. Irgendwann hatte sie sich schon fast daran gewöhnt, morgens allein aufzuwachen und neben einem gewissen Geldbetrag auf dem Tisch, da die beiden Frauen sich die Hotelrechnungen teilten, ein Foto auf dem Handy vorzufinden. Meist fand sich unter besagten Fotos noch eine kurze Nachricht, die besagte, wie süß sie aussah, wenn sie schlief, oder aber wie amüsant es doch jedes Mal war, dass sie über einen so tiefen Schlaf verfügte, dass vermutlich nicht einmal eine Bombe, die vor dem Hotel gezündet werden würde, sie aufwecken könnte. Jodie hatte sich in gewisser Weise an die morgendlichen Fotos gewöhnt, hatte es nach wie vor nicht aufgegeben ihrer Partnerin das Rauchen abzugewöhnen und hatte sich fest vorgenommen, dass es ihr eines Tages schon noch gelingen würde, ihrerseits ein Foto von der noch friedlich schlafenden Chris zu bekommen.   ~ ~ ~ Flashback Ende ~ ~ ~ Epilog: -------- Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Stadt hinab. Der Asphalt spiegelte die Hitze, weshalb die Luft fast schon zu flirren schien. Es war unerträglich heiß! Die junge Frau fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, seufzte und lehnte sich noch ein wenig enger an die schattige Hauswand, um die derzeitigen Temperaturen etwas besser zu ertragen. Ihr Blick wanderte kurz zu ihrer Armbanduhr. Vielleicht war es nicht die beste Idee gewesen, sich bereits um 15 Uhr zu verabreden, glich die Stadt um diese Uhrzeit doch noch einem einzigen Glutofen. Jodie beobachtete, wie eine Gruppe von Oberschülern an ihr vorbeizog und eins der naheliegenden Kaufhäuser ansteuerte. Zwei ältere Damen schleppten sich die Straße entlang und beklagten sich über die extremen Temperaturen, wobei die Ältere der beiden sich müde auf ihren Rollator stützte. Die Agentin konnte nur zu gut verstehen, dass die derzeitige Hitze besonders älteren Leuten zu schaffen machte, war der Sommer diesmal doch auch schon für jüngere Personen äußerst unangenehm. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als etwas kühles gegen ihren Oberarm gedrückt wurde. Die Blondine fuhr erschrocken herum und sah sich ihrer Freundin gegenüberstehen, auf die sie hier im Schatten gewartet hatte. Chris hielt einen Becher Eiskaffee in der Hand und hielt ihr einen weiteren Becher entgegen. Zwar gab die andere Frau sich derweil mit Hilfe von Make-Up und Perücke als Japanerin aus, doch Jodie kannte die Andere inzwischen gut genug, um deren Tarnung leicht zu durchschauen, zumal sie dieses Erscheinungsbild bereits des öfteren genutzt hatte, wenn sie sich trafen. „Du siehst aus, als wenn du gleich schmilzt.“, begrüßte Chris die Jüngere schmunzelnd. „Ach ja? Das liegt aber auch nur daran, dass du mich hast warten lassen.“, antwortete sie, ohne dabei wirklich böse zu klingen. Dankbar nahm sie der Schauspielerin den Eiskaffee aus der Hand. „Genau das, was ich jetzt brauche.“ Seite an Seite machten sie sich schließlich auf den Weg durch die Stadt, auch wenn die beiden Frauen sich bemühten, sich im Schatten aufzuhalten, wann immer es möglich war. „Wie hältst du es in dem Outfit bloß aus?“, wollte Jodie wissen und spielte dabei nicht auf das luftige Sommerkleid ihrer Partnerin an, sondern viel mehr, dass diese eine Art Maske und Perücke tragen musste, um ihre Identität zu verschleiern. „Besser als aufzufliegen, meinst du nicht auch? Wobei es bei diesen Temperaturen ein ziemliches Leid ist mit dir zusammen zu sein.“, lautete die Antwort, ehe die Schauspielerin einen Schluck Eiskaffee trank. „Hey! Ich hab dir nicht zu deiner Karriere geraten, ohne die du dieses Problem jetzt nicht hättest.“, protestierte die Jüngere. Sie blickten sich einen Moment lang gespielt empört an, mussten dann jedoch unweigerlich lachen. Die Agentin legte einen Arm um ihre Freundin und zog diese näher zu sich, doch bereits nach wenigen Minuten waren sie sich einig, dass Nähe bei den aktuellen Temperaturen einfach nicht erstrebenswert war. Schließlich führte ihr Weg sie ins Beika Kaufhaus, welches glücklicherweise klimatisiert war. „Ich habe gelesen, dass im Obergeschoss heute ein neues Modegeschäft eröffnet hat. Lass es uns mal ansehen.“, forderte Chris die Jüngere auf. Dagegen, sich den neuen Laden einmal anzusehen, hatte auch Jodie nichts einzuwenden.   Als sie gegen 19 Uhr in einem Restaurant saßen und aufs Abendessen warteten, fiel der jungen Frau spontan noch etwas ein. Eigentlich mangelte es nie an Gesprächsthemen, wenn sie mit ihrer Freundin zusammen war und gerade deshalb, beschloss sie das Thema lieber gleich anzuschneiden, ehe sie über irgendetwas anderes sprachen und sie es am Ende noch vergaß. „Da fällt mir ein : weißt du was am Samstag ist?“, hakte die Blondine also nach. Ein wenig skeptisch zog die Kriminelle eine Augenbraue hoch. Diesen Gesichtsausdruck ihrer Freundin kannte sie und meist bedeutete er, dass sie irgendetwas geplant hatte und sie Teil dieses Plans war. „Eine...neue Zombieapokalypse in der Spielhalle?“, hakte sie schließlich zögerlich nach. Jodie stutzte auf diese Antwort hin, war eine weitere Schlacht in der Spielhalle doch nicht das, worauf sie hinaus gewollt hatte. Erst neulich hatten sie die gerade eröffnete Spielhalle besucht, wo sie die andere Blondine dazu genötigt hatte, so einige Videospiele mit ihr auszuprobieren. Auch die Schlacht gegen die Zombies hatten sie neulich geschlagen. Zwar war die FBI Agentin selbst sehr geschickt im Umgang mit der Waffe, dennoch hatte sie nicht schlecht gestaunt, wie zielsicher die Ältere ein Ziel nach dem anderen ausgeschaltet hatte, wenn auch nur mit einer Spielzeugpistole. Zu einem erneuten Besuch in der Spielhalle würde sie zwar nicht nein sagen, jedoch hatte sie das Gesprächsthema eigentlich auf etwas ganz anderes lenken wollen. „Nein, diese Schlacht ist erst einmal geschlagen, wobei ich irgendwann gerne noch eine Revanche hätte.“, verneinte sie also. „Ich wollte viel eher auf das Stadtfest Samstagabend hinaus. Hast du die ganzen Plakate denn nicht gesehen?“ „Oh..., doch, natürlich sind mir die Plakate aufgefallen. Ich habe gehört das Fest soll recht traditionell sein, richtig?“ Die junge Frau war sich ziemlich sicher, dass Chris den Wink mit dem Zaunpfahl genau verstanden hatte, doch hatte sie bisher noch nicht so reagiert wie gewünscht. „Ja, ganz genau. Einige meiner Kollegen wollen es sich ansehen, aber ich würde lieber mit dir hin.“ Die Schauspielerin zog eine Augenbraue hoch und nickte kurz zu einer der Einkaufstaschen. „Daher wolltest du heute unbedingt nach einem Kimono Ausschau halten, verstehe.“ „Hey, das war keine Antwort!“, protestierte Jodie. Einen Moment lang schwieg ihr Gegenüber und schien über etwas nachzudenken. „Ich kann dir derzeit noch keine endgültige Antwort geben, wenn ich ehrlich bin. Ich versuche es einzurichten, weiß aber noch nicht, ob es zeitlich klappt.“ Auch wenn sie nie darüber sprachen, so wusste sie dennoch, dass ihre Partnerin keine festen Arbeitszeiten hatte. Die Agentin würde auf näheres nachhaken keine Antwort bekommen, doch konnte sie sich denken, das die Kriminelle sich unsicher sein musste, was den Zeitplan irgendeiner sicher nicht ganz legalen Mission anging. So absurd es für Außenstehende auch klingen mochte, damit diese Beziehung trotz ihrer sehr gegensätzlichen Berufe klappen konnte, gab es meist keine andere Möglichkeit, als die Augen so gut es ging davor zu verschließen, dass die andere Amerikanerin ihr Geld nicht nur mit Schauspielerei, sondern eben auch mit kriminellen Machenschaften verdiente. Dennoch, dies war einer dieser Momente, in dem Jodie diese Tatsache wieder einmal vor Augen geführt wurde. Glücklich war sie natürlich nicht damit, ändern konnte sie daran allerdings auch nichts, da sie die Andere inzwischen ganz einfach nicht mehr an ihre Kollegen verpfeifen konnte.   Langsam wurde es Abend. Der Feuerschein der roten Papierfackeln tauchte die Straßen in ein warmes, gemütliches Licht. Inzwischen waren bereits viele Menschen auf dem Stadtfest unterwegs. Berufstätige, die inzwischen Feierabend hatten, wanderten mit ihren Kollegen über das Fest, Gruppen von Schülern begutachteten die verschiedenen Stände, während junge Familien und Paare sich einen Weg durch die Menschenmenge bahnten. Viele der Besucher des Stadtfestes trugen zur Feier des Tages einen Kimono und auch die junge Amerikanerin hatte es sich nicht nehmen lassen, in eines der traditionellen Gewänder zu schlüpfen. Der meeresblaue Stoff, welcher hier und da mit einigen helleren und dunkleren Mustern versehen war, bot einen guten Kontrast zu dem dunkelroten Kimono ihrer Partnerin. Zwar hatte sie die Ältere keinen Kimono kaufen sehen, doch wunderte es sie nicht im geringsten, dass die Schauspielerin bereits ein solches Kleidungsstück besessen haben musste. Die andere Blondine war in der Lage in tausende Rollen zu schlüpfen. Entsprechend groß musste ihr Kleiderschrank zwangsläufig auch sein. „Es ist ganz schön voll hier, findest du nicht?“ Jodie zog Chris zu einem anderen Stand, wo sie einige Kinder dabei beobachteten, wie sie versuchten mit Papierkeschern Goldfische zu angeln. „Na das war doch abzusehen.“, entgegnete Angesprochene mit einem leichten Schmunzeln, welches etwas schadenfroher wurde, als ein Kind es geschafft hatte, bei seinen Angelversuchen binnen kürzester Zeit bereits den dritten Papierkescher zu zerstören. „Die meisten Leute haben inzwischen Feierabend und in etwa einer Stunde beginnt auch schon das große Feuerwerk.“ Die eigentliche Blondine strich sich eine verirrte Strähne ihrer schwarzen Perücke aus dem Gesicht. Natürlich konnten die beiden Frauen sich auch hier auf dem Stadtfest nicht einfach so zusammen sehen lassen, also war die Schauspielerin gewohnheitsmäßig in eine ihrer vielen Rollen geschlüpft. Zwar hätte Jodie die Andere gern zivil in ihrem Kimono gesehen, beschweren würde sie sich jedoch nicht. Die Hauptsache war es immerhin, dass Chris überhaupt Zeit gefunden hatte. Vor zwei Tagen hatte die Kriminelle sie angerufen und dem gemeinsamen Besuch des Stadtfestes schließlich zugestimmt, unter der Bedingung, dass sie erst ein wenig später hingehen würden. Als sie heute vor dem Fest noch kurz auf ihre Partnerin gewartet hatte und diese schließlich aufgetaucht war, hatte die Schauspielerin noch einen leicht gehetzten Eindruck gemacht, doch obwohl sie sich scheinbar beeilt haben musste, um es pünktlich zum verabredeten Treffpunkt zu schaffen, saßen Outfit, Frisur und Make-Up wie üblich tadellos. „Wenn das Feuerwerk bereits in ungefähr einer Stunde beginnt, sollten wir vielleicht langsam in Richtung Flussufer aufbrechen, um noch einen guten Platz zu bekommen. Was meinst du?“ „Von mir aus gern. So fasziniert, wie du die Kinder beim Goldfischangeln beobachtest, solltest du es vorher allerdings vielleicht selbst noch versuchen. Die Zeit haben wir sicher noch.“, neckte Chris die Agentin. „Hey! Was soll ich denn mit einem Fisch?“, lachte diese. Gemeinsam machten sie sich schließlich in aller Ruhe auf dem Weg zum Flussufer, von wo aus man den besten Blick aufs Feuerwerk erhaschen konnte. Im Vorbeigehen konnten sie sich noch die einzelnen Stände ansehen, an welchen sie bisher noch nicht vorbeigekommen waren, ehe sie schließlich den Fluss erreicht hatten, dessen Ufer bereits jetzt schon gut besucht waren. Wie sie selbst auch, warteten auch andere Festbesucher bereits auf den Beginn des Feuerwerks. Während sie warteten, zog die Kriminelle ihre Freundin näher zu sich und legte einen Arm um sie. „Ich bin froh, dass es sich zeitlich einrichten ließ, dass wir uns das Fest und das Feuerwerk heute gemeinsam anschauen können.“, sagte sie, was eine Seltenheit war, da Chris solche Dinge sonst für gewöhnlich eher nicht äußerte. Auch die FBI Agentin genoss den gemeinsamen Festbesuch. Sie kämen in Teufelsküche, wenn irgendjemand davon Wind bekäme, dass sie sich nun schon seit etwa eineinhalb Jahren trafen und doch, fiel es in Situationen wie dieser leicht, dies auszublenden, wurden die beiden Frauen von den anderen Festbesuchern doch kaum beachtet. Hier Arm in Arm mit ihrer Freundin zu stehen, fühlte sich an wie ein kleines Stückchen Normalität und genau so sollte es sein. Unter dem Staunen der Menschenmenge stiegen schließlich die ersten Raketen empor und zauberten bunte und goldene Blumen an den Nachthimmel.   Erste Sonnenstrahlen, welche durch einen Spalt in der Gardine ins Zimmer fielen, weckten Jodie. Die junge Frau schirmte ihre Augen ein wenig unwillig mit einer Hand ab, war sie doch eigentlich noch ziemlich müde und hatte kein großes Interesse daran jetzt schon aufzustehen, zumal heute Sonntag war. Doch die Sonne ließ sich einfach nicht ignorieren. Die Blondine drehte sich auf den Rücken, gähnte und öffnete schließlich die Augen. Sie war noch vollkommen verschlafen. Die Müdigkeit wich jedoch schlagartig, als sie aus dem Augenwinkel etwas bemerkte. Gestern hatten die beiden Frauen ein Zimmer in einem der umliegenden Hotels angemietet, um den restlichen Abend und die Nacht gemeinsam zu verbringen. Eine ganze Zeit lang hatten sie sich gegenseitig vom Schlafen abgehalten, ehe sie den Tag schließlich eng aneinander geschmiegt hatten ausklingen lassen. Die junge Frau war es gewohnt, dass ihre Partnerin für gewöhnlich früher aufwachte als sie und sie sich morgens allein im Zimmer wiederfand, doch der heutige Tag begann anders als sonst. Die Blondine staunte nicht schlecht, als sie die Schauspielerin neben sich liegend vorfand. Die Andere hatte ihr den Rücken zugedreht und schlief noch friedlich auf der Seite zusammengerollt. Beinahe hätte Jodie ihrem ersten Impuls nachgegeben, einen Arm um ihre schlafende Freundin gelegt und hätte versucht selbst ebenfalls noch ein wenig zu ruhen, doch dann war sie schlagartig hellwach und ein schwer zu deutendes Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Endlich! Wie lange hatte sie nun schon auf diesen Augenblick gewartet? Normalerweise war sie die Langschläferin und Chris die Person, die morgens bereits mit den Hühnern aufstand, doch es sah ganz so aus, als könnte auch die andere Amerikanerin dann und wann einmal ausschlafen. So leise wie möglich stand die junge Agentin aus dem Bett auf. Rasch setzte sie ihre Brille auf, ehe sie durch den Raum schlich, ihr Handy vom Schreibtisch aufhob und in den Kameramodus wechselte. Darauf bedacht jetzt bloß kein Geräusch zu machen und zu riskieren ihre Partnerin zu wecken, tappte sie schließlich ums Bett herum und blickte durch ihre Handykamera. Einen Moment hielt sie noch inne und beobachtete die schlafende Blondine. Sie sah so friedlich aus. Langsam kroch die Kälte an ihr empor. Kein Wunder, immerhin war es im Raum nicht gerade warm und sie war barfuß und nur im Evakostüm aus dem Bett geklettert. Wieder blickte die junge Frau auf ihr Handy und betätigte schließlich den Auslöser der Kamera, als sie meinte, ihr Motiv vom Blickwinkel her perfekt getroffen zu haben. Endlich! Wie lange hatte sie auf diese Chance nun schon gewartet? Ihre Freundin hatte die Angewohnheit entwickelt, morgens heimlich ein Foto von ihr zu schießen, wann immer sie zusammen in einem Hotelzimmer übernachteten und nie war es ihr bisher gelungen, einmal vor Chris aufzuwachen, um ebenfalls ein Foto zu schießen. Nun, bis heute. Zufrieden begutachtete die Agentin das Foto, schickte es der Anderen aufs Handy, um diese ein wenig damit aufzuziehen und legte es schließlich in einem Ordner auf dem Mobiltelefon ab. Die junge Frau ließ das Handy wieder sinken und fröstelte. Sie hatte ihr Foto und hier im Raum war es wirklich frisch. Da heute Sonntag war und sie folglich frei hatte, gab es keinen Grund zur Eile. Nachdem sie Handy und Brille auf dem Nachtschrank neben ihrer Bettseite abgelegt hatte, schlüpfte sie rasch zurück unter die Decke um sich aufzuwärmen. Die Agentin kuschelte sich an ihre Freundin und legte einen Arm um sie, ehe sie noch einmal die Augen schloss. Da Jodie inzwischen hellwach war, gelang es ihr nicht wieder einzuschlafen, doch störte sie sich nicht wirklich daran. Eine knappe halbe Stunde Ruhe war ihr noch vergönnt, dann bemerkte sie, wie die Schauspielerin langsam aufwachte. Die andere Blondine blinzelte verschlafen und gähnte hinter vorgehaltener Hand, dann wollte sie sich wohl drehen, hielt in der Bewegung jedoch inne und stutzte. Chris blickte rüber zu der Jüngeren, welche sie bereits mit offenen Augen und einem rasch breiter werdenden Grinsen begrüßte. „Guten Morgen, Schlafmütze!“ Angesprochene blinzelte und schien im ersten Moment überrascht über die Tatsache, dass Jodie bereits vor ihr aufgewacht war, jedoch hatte sie sich schnell wieder gefangen und schmunzelte nun ebenfalls. „Guten Morgen. Was ist denn mit dir los? Hat dich heute jemand aus dem Bett geschmissen?“, scherzte sie. Die Agentin begann mit einer der langen, hellblonden Strähnen ihrer Partnerin zu spielen. „Nicht direkt. Vielleicht sollte ich dich eher fragen, was mit dir los ist, dass du heute so lange geschlafen hast. Du entdeckst doch nicht etwa am Ende noch die Vorzüge vom Ausschlafen?“ Die Ältere streckte sich. „Im Leben nicht. Kreuz dir den Tag heute besser rot im Kalender an.“ Kurz musste die junge FBI Agentin an das Foto denken, welches sie heute endlich hatte schießen können. „Schon passiert, verlass dich drauf.“, kommentierte sie vergnügt. Ihre Partnerin lehnte sich zu ihr um ihr einen Kuss auf die Lippen zu geben. An einen solchen Start in den Tag könnte sie sich durchaus gewöhnen. „Du hast heute frei, oder? Ich habe gehört, dass dieses Hotel über ein sehr nettes Frühstücksbuffet verfügen soll. Wie wäre es also mit einem gemütlichen Start in den Tag?“, schlug Chris schließlich vor. Lange musste Jodie nicht über eine Antwort nachdenken. „Von mir aus gerne.“ Auch sie streckte sich, machte jedoch noch keine Anstalten aufzustehen, sondern legte ihren Arm nur wieder um die Andere. „Aber zehn Minuten bleiben wir noch liegen, in Ordnung?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)