Immer wieder Sonntags... von Seelendieb (Ein Möchtegernkrimi) ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Slade lief mit seiner Tasse Kaffee ins Archiv. Tief atmete er durch. Wenn er nur wüsste wo er anfangen sollte zu suchen? Er ging zu einem Computer und schaltete ihn ein. Er suchte nach einen Toten – oh wunder! Er konnte sich an den Namen nicht mehr erinnern. Er wusste nur noch, dass es ein Verkehrstoter war. Was vom Prinzip her verdammt wenig war. Denn, wenn man sich die Verkehrsstatistik betrachtete für den entsprechenden Zeitraum, gab es mindestens an die hundert Tote! Und es wollte Anthony partout nicht einfallen, warum ihm dieser eine Fall in den Sinn kam! Seufzend tippte er den Zeitraum des Toten ein: Irgendwann zwischen vor anderthalb und vor zwei Jahren. Todesursache: wenn er das wüsste, wäre es leichter... So gab er nichts an. Das Opfer war männlich, in einen Verkehrsunfall verwickelt und Alter... Anthony stockte. Keine Ahnung! Schließlich spuckte ihm der Computer eine Liste von über 154 Verkehrstoten aus. Um Slades Mundwinkel zuckte es leicht spöttisch. Da er wusste, dass das damalige Opfer mindesten zwanzig Jahre gewesen war, veränderte er dementsprechend die Suchanfrage und siehe da: plötzlich waren es nur noch etwas um die achtzig. Slade seufzte. Das würde eine wirklich lange Nacht werden! Da er nicht wusste, nach was er genau suchte, begann er sich sämtliche Aktennummern aufzuschreiben. Bei der Nummer 49 stockte er. Stirnrunzelnd starrte er auf den Namen. Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen! Es war Toni Baker. Einer von Valentines Vergewaltigern. Slade rechnete im Kopf durch. Dann waren neun von zehn bereits tot! Das konnte kein Zufall sein! Eilig notierte er sich die Aktennummer und hechtete regelrecht durch die Gänge. Schließlich hatte er die Akte gefunden und kehrte mit ihr wieder zu dem Computer. Dort setzte er sich hin und begann sie zu lesen. Allerdings war er bereits nach weniger als fünf Minuten fertig. Da stand ja absolut gar nichts drin! Toni Baker. Wurde von einem Auto mit wohl hoher Geschwindigkeit erfasst. Der Fahrer beging Fahrerflucht und konnte bis heute nicht aufgespürt werden. Bakers Wirbelsäule war mehrere Male gebrochen und der Schädel mitsamt Inhalt Mus gewesen. Slade schüttelte den Kopf. Er machte einen Vermerk, dass er die Akte mitnahm und verließ das Archiv. Er würde sich mal morgen in die Rechtsmedizin begeben... Langsam betrat Slade den Sektionsraum und blickte sich um. Niemand war zu sehen. Scheinbar hatten sie jetzt Frühstückspause. Also ging er zu den Seziertisch und musterte die Leiche. Leicht verzog er das Gesicht. Der Schädel war quasi nur noch Mus. Und das erinnerte ihn verdächtig an Baker. Langsam ging er um die Leiche herum und musterte jedes noch so kleine Detail. An ihr war nichts wirklich auffällig. So schaute er sich die Röntgenaufnahmen an und stockte. Die Bilder der Wirbelsäule sahen identisch so aus, wie bei Bakers Röntgenbildern. „Das kann doch nicht sein...“, murmelte Slade, dem ihn ein immer stärker werdender Verdacht beschlich. „Ah, guten Morgen! Wie ich sehe, hast du dazu gelernt und schaust dir nun alles genau an“, wurde Slade begrüßt und er schaute auf. „Guten morgen, Zecke. Leider habe ich sehr viele Fehler gemacht und ich hoffe, dass ich sie jetzt wenigstens etwas ausmerzen kann. Hätte ich mich vorher intensiver damit beschäftigt und vor allem, mir alles gründlich angeschaut, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. - Was kannst du mir sagen?“ Der Rechtsmediziner trat an die Leiche und zuckte mit den Schultern. „Was soll ich dir groß erzählen, was du nicht selbst schon weißt? Schädel ist Mus. Die Wirbelsäule mehrfach gebrochen und nach der Art und Weise zu urteilen, muss er mit mindestens hundert Sachen aufgegabelt worden sein. Er hat noch kleinere Schürfwunden und Prellungen. Es war ein blaues Auto. Wir haben Lackreste gefunden. Wie groß das Auto war, kann ich nicht sagen, da bei höheren Geschwindigkeiten auch ein kleiner Smart Schäden anrichten kann wie ein großer Vierzigtonner. Der Lack jedoch wird aufgeschlüsselt und durch die Datenbanken gejagt. Vielleicht können wir damit einige Fabrikate herausbekommen, um die Suche einzugrenzen.“ Slade hörte zu und nickte immer wieder. „Das hört sich ja schon nach etwas an“, murmelte er leise und der Rechtsmediziner lachte leise, als er ein Fax in der Hand hielt. „Und es wird noch mehr, Dumbo...“ Anthony blickte erwartungsvoll auf. „Der Fundort der Leiche stimmt nicht mit dem Tatort überein. Das heißt, das Opfer wurde wo anders kalt gemacht...“ Der Kriminalhauptkommissar stockte und seine Augen weiteten sich. „Oh, verdammt. Das war Mord!“, murmelte er entsetzt und da nickte der Rechtsmediziner. „Sehr wahrscheinlich. Ich kann mich noch an ein Verkehrsopfer erinnern, dass identische Verletzungen hatte. Vielleicht ist der Unfallfahrer der Gleiche?“ Slade schluckte. „Baker. Seine Akte habe ich mir erst gestern durchgelesen. Aber da wurden keine Lackrückstände gefunden.“ - „Natürlich. Es war silberner Lack. Ich habe es weitergeleitet. Das Ergebnis kam aber erst, als der Fall zu den Akten gelegt worden war. Ich kann dir gerne die Datei raussuchen. Ich meine, dass es ein silberner Golf oder Ford gewesen war. Ich schick dir mal alles rüber, was ich noch so da habe von dem Fall.“ - „Danke. Das wäre nett. Weißt du noch ob Baker auch an einem anderen Ort angefahren wurde?“ Zecke schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht sagen. Wir sind bei diesem Baker anders an die Sache rangegangen. Für uns war es ein Verkehrsopfer und da haben wir nach nichts ungewöhnlichem geschaut. Hier in dem Fall wussten wir, dass es sich vielleicht um Mord handeln könnte und somit haben wir alle Eventualitäten in Betracht gezogen.“ - „Verstehe. Könnte man rein theoretisch noch immer herausfinden, ob Bakers Fundort auch der Tatort war?“ - „Wenn er nicht eingeäschert wurde und man ihn exhumieren würde, mit Sicherheit. Warum? Hast du die Vermutung, dass er auch ermordet worden ist?“ - „Er war der erste von den zehn Vergewaltigern Valentines, der zu Tode kam“, erklärte Slade. Domsch blinzelte verdutzt auf. „Wiederholen Sie das noch einmal, Slade. Sie wollen Toni Baker exhumieren lassen?! Warum das, wenn ich fragen darf!“, wollte der Staatsanwalt wissen und man sah, dass er so eben stark an Slades Verstand zweifelte. Dieser atmete tief durch und versuchte mit aller Macht seine Gedanken in Worte zu fassen. „Toni Baker war mit einer von Valentines Vergewaltigern und er starb als erstes. Ja, es ist mir bewusst, dass er scheinbar ein Verkehrsopfer war und dass er über ein halbes Jahr vor der eigentlichen Mordserie ums Leben kam. Aber die Parallelen zu dem scheinbaren Unfalltod von David Mensig sind doch sehr auffallend. Außerdem hat sich bei Mensig herausgestellt, dass sein Fundort nicht der Tatort ist. Es spricht also alles nach einen möglichen Mord. Und von den Verletzungen her könnte der Täter der gleiche sein wie bei Baker.“ - „Das ganze hat nur einen Haken, Slade. Deine Theorie würde dem ganzen widersprechen, dass wir hier einen Serienmörder haben. Weil Mensigs Tod überhaupt nichts in Schema passt.“ - „Ja, keine Ahnung. Vielleicht hatte er keine Zeit oder was weiß ich!“ - „Wenn wir Baker exhumieren, muss bei diesem das gleiche Ergebnis rauskommen. Und ich meine es gab noch nicht einmal Lackspuren!“ - „Laut Akten, ja. Aber Zecke meinte, dass es Lackspuren gab, aber die Akten geschlossen wurden bevor die Ergebnisse sämtlicher Untersuchungen vorlagen. Bitte! Genehmige die Exhumierung!“ Domsch musterte Slade lange und eindringlich. Dann griff er zu den Unterlagen, die Slade ihm auf den Tisch geknallt hatte und las sich alles in Ruhe durch. Die Ähnlichkeiten, nein, die Gemeinsamkeiten der beiden Fälle waren beängstigend. „Wenn der Fundort nicht der Tatort war, dann haben wir vielleicht unseren Mörder... und selbst wenn es zwei Mörder wären, könnten wir an den zweiten Mörder kommen“, überlegte Domsch und Slade nickte. „Meine Worte. Bitte!“ Der Staatsanwalt blätterte immer wieder durch die Akten und dann holte er sich sein Gesetzbuch heraus. Und tatsächlich, er konnte auf Grund der Fakten, die ihm vorlagen, die Exhumierung veranlassen. „Dann soll es so sein! Ich werde alles in die Wege leiten! Slade wir sehen uns in der Rechtsmedizin!“ Etwa eine Woche später betrat Slade die Rechtsmedizin und er stockte, als er Domsch sah, der ihn ernst musterte. „Slade, du hattest Recht. Baker wurde ermordet. Sein Fundort war nicht der Tatort. Und der Unfallfahrer war kein geringerer als Maik Weber!“ Nun starrte der Kriminalhauptkommissar total geschockt zum Staatsanwalt. „Bitte was?! - aber dann stellt sich ja die Frage, wo ist dieser Weber und wie zur Hölle finden wir ihn?!“ Domsch nickte. „Da sind wir bereits dran. Wir konnten mit den Lackspuren von Baker das Auto von Weber herausfiltern. Die blauen Spuren gehören einem Fiat oder Opel. Da sind unsere Spezialisten dran und versuchen auch dann den entsprechenden Halter und die Adresse rauszusuchen.“ - „Das geht ja schnell. Dann ist der Fall ja so gut wie gelöst!“ - „Scheint so. Gute Arbeit, Slade!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)