Immer wieder Sonntags... von Seelendieb (Ein Möchtegernkrimi) ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Leise vor sich hin knurrend näherte sich Van Valentine noch verschlafen und im Morgenmantel der Haustür. Dort stand jemand und klingelte seit gefühlten Stunden Sturm. „WAS?!“, fauchte er und riss die Tür mit einem Ruck auf und stockte, als er Kay erkannte. „Was willst du denn hier?“, fragte er verdutzt. „Ich wünsche einen wunderschönen guten Morgen, Van. Ich darf doch reinkommen, oder? Hast du schon gefrühstückt? Wenn nicht, dann können wir ja zusammen frühstücken und ich sag dir dann, warum ich hier bin!“, erklärte Kay ohne Punkt und Komma und drängte sich in das Schloss an Valentine vorbei. Dieser war so verblüfft, dass er keine Widerworte leistete und auch nicht wusste, was er hätte sagen sollen. So lotste er Kay in die Küche, wo er Kaffee ansetzte und den Frühstückstisch deckte. Als er sich dann zu Kay an den Tisch setzte und sich ein Brötchen griff, blickte er auf. „Also schieß los! Warum bist du hier und weckst mich zur Nacht schlafender Zeit!“ Kay schmunzelte leicht. „Wie geht es dir, Van? Du hast dich seit einer Woche nicht mehr gemeldet.“ Van hob eine Augenbraue. „Und wo ist das Problem? Glaubst du wirklich, dass ich nach allem noch freiwillig mit irgendjemanden von denen etwas zu tun haben will? Ich will meine Ruhe haben!“, grollte er und biss in sein geschmiertes Brötchen. „Ich weiß. Das war alles dumm gelaufen und es hätte nicht passieren sollen. Jan ist im Moment daran, dass du entschädigt wirst, die Verantwortlichen bestraft werden und halt das ganze Spektrum. Zudem macht er Druck, dass der wahre Mörder gefunden wird“, erklärte Kay ruhig, während er immer wieder an seinem Kaffee nippte. Van legte den Kopf schief. „Und um mir das zu sagen, bist du hier? Sag mal, hast du kein Zuhause?!“ Kay lachte schallend auf. „Glaub mir, Van. Normalerweise würde ich um diese Uhrzeit noch in den tiefsten Träumen liegen. Ich wurde auch geweckt. Staatsanwalt Domsch hat mich angerufen und er wünscht, dass wir heute zu ihm ins Büro kommen. Er möchte mit uns die neusten Ermittlungen auswerten.“ - „Heute? Zum Sonntag?! Sag mal hat der Kerl kein Zuhause?!“ - „Frag ihn das selber! Und keine Sorge, egal was der aktuelle Stand ist und egal, was die wieder hervorgekramt haben, um dich festzusetzen - du kommst nicht mehr in den Knast. Dafür sorge ich persönlich! Und auch Jan!“, meinte Kay und Van grinste beinahe spitzbübisch. „Jan wird auch dabei sein?“ - „Ja, warum?“ - „Das wird lustig werden. Da wird niemand es wagen mich nur schief anzusehen, selbst wenn ich vor Domschs Augen einen Ritualmord abhalten würde...“ - „Warum?“ - „Heute ist Sonntag. Da ist Mittagessen bei der Familie“, gluckste der Unternehmer vergnügt. Eine Stunde später betraten Van und Kay ohne anzuklopfen das Büro des Staatsanwaltes und Van stockte, als er auch Slade und Hiller sah. Nervös blickte er zu Kay, der die Stirn runzelte. Zu seinem Amüsement allerdings musste Van feststellen, dass Jan noch nicht da war und Domsch gerade fluchend das Telefon auf den Tisch knallte. „Gibt es Probleme?“, fragte Kay kühl und abwartend, sich noch nicht setzend. Domsch blickte auf und lächelte leicht. „Nicht wirklich. Zimmermann geht nur nicht an das Telefon“, erklärte er. „Würde ich auch nicht machen“, kommentierte Van. „Und darum habe ich dich persönlich abgeholt“, lachte Kay und wurde direkt wieder ernst. „Warum sind wir hier?“ „Wir wollen den aktuellen Ermittlungsstand besprechen und haben ein Paar Fragen zu klären“, erklärte da Slade ruhig und bei Van schrillten sämtliche Alarmglocken. „Ich sage nichts ohne Jan!“, polterte er direkt. Domsch blickte auf. „Was glaubst du, versuche ich gerade die ganze Zeit?! Doch der Kerl ist nicht erreichbar!“ Nun musste Van doch wieder schmunzeln und zückte in aller Seelenruhe sein Handy und wählte Jans Nummer. „Wenn du nicht vor hast mit uns Mittag zu essen, dann lege ich wieder auf. Du weißt, dass ich bei meinen Eltern bin!“, wurde das Gespräch angenommen. „Und normalerweise schlafe ich noch um diese Zeit.“ - „Und warum telefonierst du da jetzt mit mir? Geh wieder schlafen!“ - „Sie haben einige Fragen an mich, die geklärt werden sollen.“ Schweigen. Langes Schweigen. „Heute? Zum Sonntag?“ - „So wie es aussieht.“ - „Sag mal haben die kein Zuhause?!“ - „Frag sie das selber“, gab Van lachend Kays Worte wieder. „Oh glaub mir, das werde ich!“, zischte Jan und legte auf. „Jan ist unterwegs“, grinste Valentine, während er sein Handy wegsteckte. Als Jan eine halbe Stunde später das Büro betrat, ignorierte er alles und jedem bis auf Kay und Van. „Grüße von Mama und Papa“, meinte er und gab jeden eine Dose gefüllt mit Mittagessen und Besteck dazu. Dann setzte er sich und öffnete seine Dose und begann zu essen, während er jetzt erst zu Domsch blickte. „Warum sind wir hier?“, wollte er grantig wissen und pfiff auf jede Erziehung, die er genossen hatte. Frank hatte alles ungläubig beobachtete und starrte wirklich fassungslos auf die drei Männer vor ihm, die nun in aller Ruhe aßen – es roch nach Kassler, Speckbohnen und Kartoffeln. Dann räusperte er sich leicht. „Es liegen einige Ermittlungsergebnisse vor und ich wollte es mit euch durchgehen und Valentine einige Fragen stellen. Ja, ich weiß, es ist unüblich an einem Sonntag, aber ich möchte Ruhe und keine unnötigen Gerüchte haben und alles so lange wie möglich diskret behandeln.“ Jan nickte. „Dann schieß mal los!“, verlangte er. Und da räusperte sich Slade leise. Er fühlte sich nicht wohl, nach allem was passiert war, und was er nun herausgefunden hatte. Auch weil Valentine ihn keines Blickes würdigte. Nur Jan schaute erwartungsvoll zu dem Kommissar. „Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe. Und ich trage bereits die Konsequenzen“, setzte Slade entschuldigend an, was von Van nur mit einem abfälligem Schnauben kommentiert wurde. „Wie dem auch sei. Ich wurde von sämtlichen Fällen abgezogen, die mit Valentine zu tun haben. Ich wurde beauftragt, herauszufinden, ob unsere Opfer noch andere Sexualstraftaten begangen haben. Tatsächlich ist es so, dass diese Typen es noch dreimal getan haben. Nach identischem Vorgehen. Einmal vor Valentine. Das Mädchen hat Selbstmord begangen, als sich herausstellte, dass sie schwanger war. Es kam nie zu einer Anzeige. Dann der Fall von Valentine. Hier wurden die Kerle angezeigt... Den Rest kennt ihr. Dann war wieder ein Mädchen das Opfer. Sie leidet an Amnesie und ist in psychiatrischer Behandlung seit dem. Und dann einen jungen Abiturienten. Vor etwa sieben Jahren. Ich denke, dass ist unser Mann, der in Frage käme. Den wir mal befragen sollten.“ „Ok. Und warum habt ihr das nicht schon längst getan?“, wollte Jan wissen. Er war leicht angespannt, weil aller Augen auf Valentine ruhten, als Slade anfing zu reden. Ganz so, als ob sie sich irgendeine Reaktion erhofften, um Valentine vielleicht doch noch etwas anhängen zu können. Slade atmete tief durch. „Der Name des Abiturienten ist Maik Weber. Er hat das Abitur mit 1,2 absolviert. Er hatte sich in Leipzig für ein Medizinstudium eingeschrieben. Das Problem ist: Dieser Weber war fast ein Jahr in der geschlossenen nach dem Vorfall und seit dem ist er nicht mehr auffindbar. Es gibt keinerlei Spuren von ihm hier in Deutschland. Ich habe bereits sämtliche Behörden eingeschaltet, um zu überprüfen, ob er vielleicht ins Ausland gegangen ist. Es kann aber dauern, bis ich Antworten bekomme.“ Jan lehnte sich beinahe wie zufrieden zurück. „Also habt ihr quasi gar nichts, außer die Gewissheit, dass Van ausscheidet“, fasste er hämisch zusammen. Slade schluckte all seinen Ärger runter und nickte nur Zähne knirschend. „Und warum sind wir dann hier?“, stocherte Jan weiter, der es regelrecht genoss, Slade spüren zu lassen, dass er am längeren Hebel saß. „Während diesen Ermittlungen bin ich auf einige Dinge gestoßen, die mich dann doch etwas irritierten. Van, du hast mit all deinen Peinigern geschäftliche Verbindungen?“, fragte Slade und Van grinste nun offen und breit. „Richtig, Anthony. Stellt das ein Problem dar?“ Slade verengte gefährlich die Augen. „Du hast das nie erwähnt!“, zischte er bedrohlich. Van schnaubte und lehnte sich nun beinahe aggressiv vor. „Ich wurde nie gefragt... Anthony, Stopp! Lass mich ausreden. Ich sage es hier nur ein einziges Mal! Als mir bewusst wurde, dass diese Arschlöcher einfach so davon kamen, ohne dass ich je eine Chance haben würde auf Gerechtigkeit, wollte ich sie töten! Allesamt. Ich bin in psychologische Behandlung gegangen. Ich habe alles aufgearbeitet und verarbeitet. Ich habe mit dem Scheiß abgeschlossen. Allerdings spielte mir der Zufall in die Hände und nach und nach trat jeder von ihnen mit mir in geschäftliche Beziehungen. Es ist nicht mein Problem, wenn sie allesamt pleite wurden. Sie hätten nur das Kleingedruckte lesen müssen. Ich hatte jedoch meine Rache. Ihre Leben waren zerstört. Und von mir aus überprüfe alles und versuche mir einen Strick daraus zudrehen, aber ich bin rechtlich abgesichert. Du kannst mir nichts mehr. Und ich finde es gut, dass diese Kerle ihre gerechte Strafe verdienen. Obwohl es mich schon interessiert, wie der Täter das hinbekommt, dass die Typen nach den ganzen Verstümmelungen noch am Leben sind.“ Slade schreckte hoch. „Woher?!“ Jan lachte auf. „Entspann dich. Akteneinsicht. Schon vergessen? Ist ein Grundrecht jeden angeklagten Bürgers.“ Slade lief rot an. Und Jan streckte sich. „War das dann alles?“ Slade nickte leicht bedröppelt. „Gut. Dann würde ich vorschlagen, wir verabschieden uns und Slade. Nichts für Ungut. Viel Glück beim Fassen des Mörders... oder soll ich Phantom sagen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)