Immer wieder Sonntags... von Seelendieb (Ein Möchtegernkrimi) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Jan lehnte sich erleichtert zurück. Die Sache mit der Steuerhinterziehung war vom Tisch und somit konnte Valentine wieder über sein gesamtes Privatvermögen verfügen. Auch gab es keinerlei Konsequenzen, dass Valentine übergangsweise bei ihm untergekommen war und zwar ohne Videoüberwachung oder Fußfessel. Außerdem wurde Jan darüber informiert, dass die Untersuchung abgeschlossen war und Valentine wieder in sein Heim zurück konnte. Zimmermann grinste, als er nun auch noch die Bestätigung in den Händen hielt, dass der einstweiligen Verfügung statt gegeben wurde und das die Untersuchung nicht rechtswirksam und somit unzulässig und alle Ergebnisse und Spuren quasi unbrauchbar waren. Ja, Jan konnte sich regelrecht bildlich vorstellen wie Slade reagiert hatte und musste lachen. Sein Blick ging zur Uhr und er war erschrocken wie spät es eigentlich schon war. 19 Uhr würde er sich mit Valentine zum Abendessen treffen, in dem er mit ihm alles bereden würde. Und es war schon 18 Uhr und er musste sich doch noch frisch machen! Also fuhr er den PC runter, räumte schnell alles auf und verließ sein Büro. Schnell war er bei sich zu Hause und machte sich frisch, um dann Punkt 19 Uhr im Restaurant am reservierten Tisch zu sitzen und auf Valentine zu warten. Van betrat die Karaokebar. Er trug nur einen schlichten Rollkragenpullover und ausgeblichene Jeans. Schnell ließ er seinen Blick gleiten und schon sah er die winkenden Arme von Nick und Anthony. „Lang ist es her...“, grüßte er die beiden und setzte sich an den Tisch. „Dann wird es ja Zeit es wieder aufzufrischen“, erwiderte Nick nur grinsend und schon wurde vor Van ein Bier hingestellt. Dieser leerte es auch sofort auf Ex und musterte dann Anthony. „Warum geben wir uns die Kante?“, wollte Van wissen. Anthony schnaubte gefrustet. „Weil dein Möchtegernanwalt ein Arschloch ist!“, grummelte er und erzählte kurz, was Jan erreicht hatte. Van lachte schallend auf. „Dann würde ich mal sagen, auf meinen Rechtsverdreher!“, rief er amüsiert auf und bestellte eine Runde. Jan blickte auf die Uhr. Es war bereits halb acht und Valentine war noch immer nicht aufgetaucht! Der Kerl würde ihn doch nicht etwa versetzen? Innerlich musste Jan den Kopf schütteln. Nein, das würde Valentine nicht machen. Dafür war er viel zu korrekt und Geschäftsmann. Außerdem bestand dieser ja selber auf Pünktlichkeit und so würde er sich hüten zu spät zu kommen... Hoffte Jan. Denn es würde weht tun. Sehr weh tun, wenn dem nicht so wäre. Es würde Jan zeigen, dass Valentine ihn nach wie vor nicht ernst nahm und er tatsächlich nur ein Mittel zum Zweck, ein kleines Übel war, was man ertrug. Tief durchatmend bestellte er sich nun einfach etwas zu Essen. Musste Valentine dann eben nachbestellen... Mittlerweile waren Van, Anthony und Nick so angeheitert, dass sie beschlossen nun auch mal zu singen. Bei drei Runden Schere, Stein, Papier und genauso vielen Kurzen, einigten sie sich darauf gemeinsam „Moskau“ von Dschingis Khan zu singen. Als dann auch die ersten Töne erklangen, nahmen sie jeder ihren Vodka und gingen auf die Bühne. Und schon gröhlten sie mehr falsch als richtig das Lied. Jan ließ sich Zeit und trank in Ruhe ein Glas Rotwein zu seinem Essen. Als Valentine gegen zehn Uhr immer noch nicht aufgetaucht war, kam er zum Schluss, dass er wirklich versetzt worden war. Das tat weh. Vor allem, weil er den Kerl ja auch noch bei sich hatte wohnen lassen und Van heute früh hoch und heilig versprochen hatte, zu erscheinen. Schließlich kam ja die Idee eben von diesem... Kerl! Jan schluckte und atmete tief durch. Er verlangte die Rechnung und bezahlte. Schließlich stand er vor dem Restaurant und blickte in den Himmel. Wenn er schon alleine aus war, konnte er doch mal schauen, ob er sich noch etwas ablenken konnte. Und so lief er los, die Straßen entlang und tauchte ins Dresdner Nachtleben ein. Van, Anthony und Nick waren dicht. Richtig dicht! Sie lästerten über Gott und die Welt, machten sich über alles und jeden lustig und sangen ein Lied nach dem anderen falsch. Schließlich saßen sie wieder an ihrem Tisch und befeuchteten ihre Kehlen. „Sag mal, Van, wo wohnst du jetzt eigentlich?“, wollte da Anthony wissen. Van schnaubte abfällig. „Ich nächtige zur Zeit bei Zimmermann. Danke dafür, Anthony! Selbst der Knast war luxeriöser! Ich wohne mit ihm zusammengepfercht auf weniger als 27 m². Teile mit ihm ein Bad und keine Ahnung! Keine Privatsphäre! Im Knast ging es mir tausend mal besser, als bei ihm. Vor allem ist er ja noch ein Student. Kein Geld für nichts, von nichts eine Ahnung. Ich mache drei Kreuze, wenn ich wieder zurück zu mir nach Hause kann!“ Jan betrat die Karaokebar. Eigentlich wollte er nur mal schauen, ob er jemanden kannte und ein Bier trinken, doch da fiel ihm ein Tisch in die Augen und ihm entglitten sämtliche Gesichtszüge. Dort saßen doch tatsächlich Slade, Hiller und Valentine an einem Tisch und tranken gemeinsam! Jan blinzelte mehrere Male, doch das Bild blieb das gleiche und irgendwie fühlte er sich so richtig verarscht! Langsam näherte er sich den Dreien und bekam schließlich zu hören, was Valentine da über ihn und seine Wohnung sagte. Jan war geschockt. Und so trat er vollends an den Tisch und knallte die Akten auf diesen vor Valentine hin. „Kleine Kinder und Betrunkene sagen stets die Wahrheit...“, sagte er unendlich leise und tonlos. Valentine fuhr erschrocken zusammen und blickte auf und seine Augen weitete sich vor Entsetzen. Siedendheiß fiel ihm ein, dass er sich ja eigentlich mit Jan hatte zum Essen treffen wollen. „Ich kann es erklären...“, setzte er reuig an. Doch Jan ließ seinen Blick zu Slade wandern. Er sah sah Häme und Spott in dessen Augen, Hiller hielt sich zurück. Dessen Augen waren emotionslos und Valentine? „Fick dich!“, zischte Jan Valentine an und machte auf den Absatz kehrt. Van war wie erstarrt und dann sprang er auf. „Jan, warte!“, rief er und eilte Zimmermann hinterher. Slade und Hiller blickten den beiden hinterher. „Was war denn das jetzt? Kann der Kleine nicht verkraften, wenn man die Wahrheit sagt?!“, spöttelte Anthony. Nick jedoch blickte noch immer sehr ernst auf die Tür der Bar. „Warst du schon einmal in Indien, Anthony?“, fragte Nick dann leise. „Nein, wieso?“ - „In Indien wird die Gastfreundschaft ganz groß geschrieben. Je ärmer die Familien, desto herzlicher die Gastfreundschaft. Es wird das wenige, was man besitzt mit Freuden geteilt. Und je weniger der Gastgeber hat, desto mehr bekommt der Gast... auch wenn das bedeutet, dass der Gastgeber anschließend mehrere Wochen hungern muss. - Ich denke, wir sollten mehr Demut zeigen und nicht alles für selbstverständlich hinnehmen... und dankbar sein für jede Kleinigkeit, die das Leben für einen parat hält. Es war nicht richtig, was Van gesagt hat. Das psychologische Gutachten von ihm straft seine Worte Lüge. Und er hat Jan sehr verletzt... vor allem wenn man bedenkt, was der junge Mann in so kurzer Zeit alles für Van bewirkt hat. Es war falsch“, erklärte Hiller ruhig. „Amen“, meinte Slade nur und prostete Nick zu. Etwa eine Stunde später tauchte Van komplett gefrustet wieder auf. Er hatte Jan nicht mehr erwischen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)