In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 34: Teil 2 – Kapitel 7 ------------------------------ Juli 1998 Kingsley bewahrte wie immer einen kühlen Kopf. Deshalb waren sie sich alle schnell einig gewesen, dass er derjenige sein sollte, der sich als der Premierminister der Muggel ausgeben würde. Merlin sei Dank hatten sie noch ein wenig Vielsafttrank. Es war ein leichtes gewesen, einige Haare des Muggels zu bekommen, der wichtigsten und meist am schwierigsten zu beschaffenden Zutat dieses Verwandlungstranks. Kingsley hatte den Trank in wenigen Zügen ausgetrunken und sich in den Muggel verwandelt. Er war ein wenig kleiner und ein wenig schmaler als der Auror und auch um einige Jahre jünger. Ungewohnt für ihn war nun auch das kurze Haar auf seiner Kopfhaut zu spüren, denn er selbst hatte seit Jahren schon eine Glatze. In einen anderen Körper zu schlüpfen war immer wieder ein spannendes Erlebnis.   Der Muggel befand sich im Augenblick an einem sicheren Ort und träumte dank eines Zaubers vermutlich gerade einen besonders schönen Traum. Die Todesser hatten es auf den Minister der Muggel abgesehen und die Mitglieder des Orden des Phönix würden alles Mögliche unternehmen, um ihren Plan zu vereiteln. Kingsley saß nun, gemeinsam mit den anderen Politikern in einem großen Saal. Durch seine Arbeit im Ministerium kannte Kingsley sich ein wenig mit den Muggeln und deren Politik aus. Den Premierminister Englands, Tony Blair, hatte er selbst einige Male getroffen, und so war es ihm ein leichtes, ihn zu imitieren. Die anderen Politiker schienen jedenfalls keinen Verdacht zu schöpfen.   Nun hieß es also warten. Warten und herausfinden, ob ihre Information echt wahr, oder ob es sich als falsche Information herausstellen würde. Schlimmstenfalls handelte es sich um eine Falle. Aber auch darauf waren sie vorbereitet. Wichtig war nur, dass sie den Plan der Todesser vereiteln würden. Und Kingsley Shaklebolt würde alles in seiner Macht stehende tun, um Voldemort und seine Todesser daran zu hindern, ihre Schreckensherrschaft weiter auszuführen. Sie mochten die Gewalt über das Zaubereiministerium und Hogwarts haben, doch die Muggel würden sie nicht bezwingen können. Sie mussten sie aufhalten. Koste es, was es wolle.   Dafür würde Kingsley sogar sterben …   ***   Tonks verstand nicht viel von Muggeln und sie verstand auch kein Wort von dem, was die Politiker dort besprachen. Aber allem Anschein nach musste Kingsley seinen Job ganz gut machen, denn bisher hatten die ahnungslosen Muggel noch nicht bemerkt, dass ihr Premierminister in Wahrheit ein Zauberer war.   Kurz hatten sie im Geheimversteck darüber diskutiert, ob sie womöglich alle Muggel aus der Gefahrenzone schaffen sollten und sie so wie ihren Anführer zu verstecken, doch sie hatten bei weitem nicht mehr genug Vielsafttrank, sodass sie sich nicht alle in jemand anderen verwandeln konnten. Das war Tonks auch ganz recht gewesen. Nichts gegen die Muggel, aber wer weiß, in wen sie sich verwandelt hätte.   Tonks blickte aus ihrem Versteck der Reihe nach in die Gesichter der Anwesenden. Vielleicht in diese ältere Frau, Mitte fünfzig, in der ersten Reihe? Oder vielleicht in den Mann, mit dem riesigen Schnurbart, in der Reihe dahinter? Nein, danke … Sie wollte nicht riskieren, dass ein alter, buckliger Muggelkörper sie daran hinderte, sich mit einem Todesser zu duellieren. Sie war noch jung, äußerst flink und wendig. Wenn Nymphadora Tonks sich duellierte, dann glich es einem Tanz. Ein gefährlicher Tanz, bei dem ein Stolpern einem Todesurteil gleich kommen konnte. Nur einen Moment nicht aufgepasst und man konnte von einem Fluch getroffen werden. Ihre guten Augen und Ohren und ihre Reflexe hatten ihr schon mehrmals das Leben gerettet.   Sich selbst unter die Muggel mischen war ebenfalls keine Option. Inzwischen kannten die Todesser ihre Gesichter. Snape und Wurmschwanz hatten ihnen ihre Namen verraten, ebenso wie Ministeriumsangestellte, denen man die Informationen mithilfe von Veritaserum entlockt hatte. Man hätte sie sofort erkannt. Deshalb hielten sich einige von ihnen hier drin versteckt, während die anderen draußen Wache hielten.   Hier stand sie nun, hinter diesem Vorhang, unbemerkt vor den Augen der Muggel. Sie wartete, wartete auf die Todesser. Mit dem Zauberstab fest in der Hand umklammert.   Sie war bereit ...   ***   Bill dachte an seine Tochter. Was die kleine Dominique jetzt wohl gerade tat? Seitdem er Vater geworden war hatte sich so vieles für ihn geändert. Er machte sich nun um ganz andere Dinge Sorgen und er setzte nun andere Prioritäten. Doch eines würde sich nie ändern: Bill Weasley würde immer für das Gute kämpfen! Deshalb hatte er auch nicht gezögert, als es darum ging, die anderen Mitglieder des Orden des Phönix heute zu unterstützen. Schließlich hatte er sich damals nicht nur zum Spaß freiwillig gemeldet, sondern weil er etwas Gutes bewirken wollte. Und er wollte Widerstand leisten. Widerstand gegen Voldemort.   In Frankreich hatte sich die Botschaft über seine Machtergreifung wie ein Lauffeuer verbreitet. Seiner Familie zuliebe – und damit meinte er nicht seine Eltern und seine Geschwister, sondern seine eigene kleine Familie, seine Frau und seine Tochter – war er nach Frankreich gereist, um sich von alledem fernzuhalten. Doch in seinem Herzen hatte Bill es immer gewusst: Er wollte zurück. Zurück nach England. Er konnte doch nicht einfach rumsitzen und Däumchen drehen, während das England, das er kannte, im Chaos versank.   Eines Tages hatte er dann den Entschluss gefasst, zurückzukehren und gesagt: Wenn du nicht gehen willst, dann gehe ich eben ohne dich. Und so hatte er es auch gemeint. Doch Fleur hatte nur gelächelt und geantwortet: Mon amour, wenn du ge‘st, dann ge‘e isch auch. Isch lasse disch nischt allein. Und ihm war mal wieder klar geworden, weshalb er sie so sehr liebte. In ihrer Brust schlug das Herz am rechten Fleck und Fleur war ebenso mutig wie wunderschön.   Dominique blieb jedoch in Frankreich. In Sicherheit. Und Bill spürte die Last eines jungen Vaters nicht versagen zu dürfen. Denn wenn ihm etwas geschah, dann hatte das auch Folgen für seine Tochter. Dieser Auftrag war gefährlich. Doch er hatte keine Angst, Nicht um sich. Nur für seine Tochter. Für sie würde er alles tun. Ihm durfte nichts geschehen, schließlich hatte ihr kleines Familienglück gerade erst begonnen. Er wollte seine Tochter aufwachsen sehen und mit ihr und seiner Frau noch so viele schöne Momente erleben.   Deshalb durfte er nicht versagen …   ***   Sirius hasste es zu warten. Schon während seiner Schulzeit war es ihm schwer gefallen lange still zu sitzen. Es kitzelte ihn in den Fingern. Er brannte darauf, sich endlich zu duellieren. Sein Zorn auf die Todesser war inzwischen ins Unermessliche gestiegen. Ihr Machthunger und ihre Arroganz widerten ihn an. Die Minuten verstrichen, während die Muggel gerade über irgendetwas abstimmten. Sie waren beinahe schon beneidenswert, denn sie hatten keine Ahnung davon, in welcher Gefahr sie sich im Augenblick befanden.   Sirius versuchte einen Blick auf die anderen Ordensmitglieder zu werfen. Sie alle verbargen sich in diesem riesigen Saal, versteckt hinter Schränken, Vorhängen oder wurden von Unsichtbarkeitszaubern vor den Augen der Muggel verborgen. Ungeduldig begann Sirius mit dem Fuß zu wippen, stoppte sich dann aber sofort, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Er wartete, wartete weitere unerträgliche Minuten, bis die Tür endlich aufging. Mit einem Knall schlug sie gegen die Wand und die Muggel sahen erschrocken auf. Natürlich benötigten die Todesser einen auffälligen Auftritt. Vermutlich genossen sie ihre Show und die Angst in den Gesichtern ihrer vermeintlichen Opfer. Als mehrere Todesser in den Raum stürmten, standen einige Muggel panisch auf.   Sirius hielt seinen Zauberstab bereit. Ein angriffslustiges Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Die Todesser feuerten ihre Flüche ab, doch sie staunten nicht schlecht, als sie kurz vor den Muggeln abprallten, wie an einer unsichtbaren Wand. Selbstverständlich hatten sie etliche Schutzzauber gesprochen, um die Muggel zu schützen. Das schienen die Todesser auch schnell zu begreifen.   „Was geht hier vor sich?“, fragte einer von ihnen. Ein weiterer versuchte sich nun dem Premierminister zu nähern, doch auch sein Fluch erreichte nicht sein Ziel. Und Kingsley zog seinen Zauberstab.   „Das ist er nicht! Sie benutzen Vielsafttrank“, rief der Todesser und dann begann das Chaos.   Sirius sprang als erstes aus seinem Versteck. Mit einem Schockzauber gelang es ihm den nahe stehendsten Todesser auszuschalten. Das Überraschungsmoment war für den Bruchteil der Sekunde auf seiner Seite. Sofort kam ein grüner Blitz angesaust, unter dem sich Sirius gerade noch bücken konnte. Er parierte den Angriff, der von Links kam und sprang zur Seite, als ein weiterer von rechts kam. Das Schreien der Muggel drang an sein Ohr, doch er versuchte sie nicht weiter zu beachten. Es war alles geplant. Einige beschützen die Muggel, die anderen bekämpften die Todesser. Jeder spielte seine Rolle.   Mit dem Beinklammerfluch schaffte er es einen Todesser zu überraschen und versetzte ihm kurzerhand einen Lähmzauber, wodurch er wie ein gefällter Baum einfach umfiel. Dann ging er auf den am Boden liegenden Gegner zu und trat ihm mit voller Wucht in die Seite.   Sirius Black war noch nie der Defensive gewesen …   ***   Remus beschützte die Muggel mit all seiner Macht. Er hatte den mächtigsten Schutzzauber um sie gesprochen, den er kannte und so lange er aufrecht stand, würde er halten. Schützend stellte er sich mit Kingsley, Bill und Tonks vor die Muggel und versuchte mögliche etwaige Angriffe abzuwehren. Die Muggel hatten in Panik versucht aus dem Raum zu fliehen und er begann, den einen nach dem anderen, mit einem Schlafzauber zu belegen. Eine Frau stand neben ihm, das Gesicht weiß wie Kreide und starrte mit offenem Mund auf das Geschehen vor ihr. Remus setzte den Stab an ihre Schläfe und murmelte einen Spruch, woraufhin sie schlafend in sich zusammensackte. Sanft fing er sie auf und setzte sie auf den Stuhl. Sie ruhte mit den Armen und dem Kopf nun auf dem Tisch und sah aus wie ein Schüler, der es geschafft hatte während seines Unterrichts einzuschlafen. Ein mildes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.   „Schlaf“, murmelte er. Wenn sie aufwachte würde sie sich an nichts mehr hiervon erinnern. Remus Lupin kannte sich nämlich nicht nur gut aus mit Schutzzaubern, sondern auch mit Vergessenszaubern. Schließlich mussten sie dafür sorgen, dass die Muggel sich hinterher an nichts mehr erinnerten. Und das würde seine Aufgabe sein.   „Was geht hier vor sich?“, forderte ein Mann aufgeklärt zu werden. Er trug einen schicken Anzug mit einer Krawatte. Fassungslos verfolgten seine Augen das Geschehen um ihn herum.   „Keine Angst“, sagte Remus. Er schenkte ihm ein freundliches Lächeln und fasste ihn an der Schulter. „Wir sind hier um Sie zu beschützen.“ Dann versetzte er auch diesen Muggel in Schlaf. Als er sich umdrehte, sah er, wie ein Zauber an seinem Schutzwall abprallte. Der Zauberer, der ihn gesprochen hatte, blickte ihn an. Da er seine Maske trug konnte Remus sein Gesicht nicht erkennen. Sein Lächeln verschwand. Der Todesser versuchte es erneut, versuchte es immer weiter. Wieder und wieder prallten die Zauber gegen seine unsichtbare Mauer.   Und Remus machte sich bereit, nicht nur die Muggel, sondern auch sich selbst zu verteidigen …   *** Fleur hielt die Hand ihrer Schwiegermutter. Im Raum war es Mucksmäuschen still. Seitdem die anderen aufgebrochen waren warteten sie im großen Salon im Grimmauld Place. Warteten auf die Rückkehr ihrer Liebsten und hofften, dass die Mission verlief, wie nach Plan. Fleur hatte panische Angst, die sie jedoch verbarg. Schon als Kind hatte man ihr beigebracht, solche Emotionen nicht offen zu zeigen. Außerdem versuchte sie stark zu sein für Molly, die neben ihr zitterte. Sie strich ihr beruhigend über die Hand und versuchte ihr Trost zu spenden. Denn schließlich waren sie nun eine Familie.   Die Weasleys waren so anders, als ihre eigene Familie. Fleur war ganz anders aufgewachsen, als Bill. Die Delacours gehörten zu einer der reichsten und bedeutendsten Familien Frankreichs. Von Geburt an hatte sie alles besessen, was sie sich gewünscht hatte und alles bekommen, was sie wollte. Sie war in Beauxbatons nicht nur die Klassenbeste und Schulsprecherin gewesen, sie war ein Trimagischer Champion! Sie hatte sich im Trimagischen Turnier mit allerhand Kreaturen und gefährlichen Herausforderungen auseinandersetzen müssen. Und auch wenn sie das Turnier nicht gewonnen hatte, hatte sie stolz auf ihre Leistungen sein können. Denn Fleur Delacour war nicht nur ein hübsches Mädchen, nein, sie war auch eine herausragende Hexe – fähig, ehrgeizig, clever und talentiert.   Von daher hatte sie Bill auch begleiten wollen, doch er hatte darauf bestanden, dass sie im Geheimversteck blieb und auf ihn wartete. Und das Warten machte sie beinahe verrückt. Natürlich würde alles gut gehen. Davon war sie felsenfest überzeugt. Und doch war das alles erst der Anfang. Es würde nicht das letzte Mal sein, dass sie sich gegen die Todesser behaupten mussten. Der Krieg hatte gerade erst begonnen. Ihnen stand noch viel bevor, das war ihr klar. Ihr Ziel war alles andere als einfach: Voldemort besiegen und seine Schreckensherrschaft beenden.   Und die wohl stärksten Zauberer von ihnen waren untergetaucht. Dumbledore war der mächtigste Zauberer, den sie kannte. Sogar Madam Maxime sah zu ihm auf und meinte, sie würde ihm in einem Duell unterliegen. Immerhin war er Albus Dumbledore, Bezwinger von Gellert Grindelwald.   Wenn er es einmal geschafft hatte die Zaubererwelt von einem Tyrannen zu befreien, dann würde es ihm vielleicht auch noch ein zweites Mal gelingen. Und dann blieb da schließlich noch Harry Potter. Der Junge, der Fleur schon damals beeindruckt hatte. Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihn kaum wahrgenommen. Doch ziemlich schnell hatte er ihren Respekt verdient. Wo immer er sich auch gerade befand, sie hoffte, dass er sie in ihrem gemeinsamen Ziel ein Stück voran bringen würde. Sie wollte sich nicht auf ihn allein verlassen, aber doch ruhte ihre Hoffnung auf diesem Jungen.   Gemeinsam würden sie es schaffen, ihr Ziel zu erreichen und ihre Tochter würde in einer friedlichen Welt aufwachsen, genau wie sie damals, unbeschwert mit all ihren Liebsten um sich herum und wunschlos glücklich.   Und Fleur wusste, dass sich dieser Wunsch früher oder später erfüllen würde.   Denn sie hatte schon immer alles bekommen, was sie wollte …   ***   Moody zeigte keine Gnade. Denn er wusste, auch er würde keine erfahren. Während er sich mit einem Todesser duellierte war er wieder einmal dankbar dafür, dass er mit dem Zauberstab schneller umgehen konnte, als mit seinem eigenem Körper. Mit seinem Holzbein war er ziemlich eingeschränkt, doch das magische Auge verhalf ihm dafür für einen besseren Durchblick. So konnte er nach vorne schauen, und den Fluch seines Gegners abwehren und gleichzeitig nach hinten schauen, wo er schon den nächsten Angreifer auf sich zustürzen sah. Mit einer schnellen Drehung wehrte er den Fluch ab und feuerte einen Stupor nach dem anderen.   Die Todesser waren sauer, das spürte er genau. Ihre Mienen verbargen sich hinter ihren Masken, doch anhand ihrer hektischen Bewegungen konnte er sehen, wie sie zunehmend frustrierter wurden. Ein Zauberspruch hielt sie davon ab, von diesem Raum zu disapparieren, deshalb blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich denjenigen zu stellen, die den Ausgang blockierten. Und falls sie es doch raus schaffen sollten wartete draußen die Nachhut. Ihre Angriffe wirkten immer verzweifelter. Vermutlich hatten sie angenommen, diese Mission würde für sie ein leichtes Spiel werden. Dieser Bursche Michael Corner hatte heute mit seiner Nachricht mehrere Leben gerettet.   Der Stupor traf den Todesser und er sackte in sich zusammen, sodass Moody sich wieder seinem vorigen Gegner widmen konnte. Ein roter Lichtblitz sauste an ihm vorbei und er sprach einen Stolperzauber, den der Gegner jedoch abwehrte. Als nächstes versuchte er es mit einem Lähmzauber, gefolgt von einem Schockzauber, dann der Entwaffnungszauber – alles erfolglos. Währenddessen näherte sich Moody seinem Gegner und dieser trat gleichzeitig einige Schritte zurück.   Bei dem Blick in die ausdruckslose Maske kam ihm eine Idee. Er schwang seinen Stab und beschwor einen Stuhl. Der Todesser, der sich nur auf seinen Gegner fokussierte, konnte durch die eingeschränkte Sicht seiner Maske das herannahende Möbelstück nicht auf sich zukommen sehen und wurde von dem Stuhl getroffen. Moody nutzte den Moment und schockte seinen Gegner. Dann trat er auf ihn zu und blickte auf ihn hinab.   Mit einem Schwenker seines Stabs wischte er ihm die Maske vom Kopf und sah in das Gesicht von Augustus Rookwood. Moody schnaubte. Eigentlich sollte dieser Mann in Askaban sitzen, doch anscheinend hatte Voldemort seine treuen Anhänger befreien lassen. Dieser Mann hatte mehrere seiner ehemaligen Kameraden auf dem Gewissen. Jetzt war endlich der Moment der Rache gekommen. Wehrlos wie eine Schildkröte auf dem Rücken lag er vor ihm.   Was blieb ihm schon anderes übrig, als seinen Gegner zu töten? Das Ministerium würde ihm keinen fairen Prozess machen und die Dementoren in Askaban machten ebenfalls gemeinsame Sache mit dem Feind. Der Orden des Phönix griff nicht auf die Unverzeihlichen Flüche zurück, wenn es nicht sein musste. Aber Alastor Moody wusste, wenn er ihn jetzt am Leben ließ, würde er vielleicht eines Tages zurückkehren und dann ihn töten.   Was würdest du an meiner Stelle tun?   Rockwoods Augen waren der einzige Teil seines Körpers, der sich bewegen konnte. Sie waren weit aufgerissen und starrten ihn voller Hass an. Er kannte die Antwort.   Er hob seinen Zauberstab.   „Avada Kedavra!“   Moody zeigte kein Mitleid. Denn er wusste, auch er würde keins erfahren …   ***   Hagrid kraulte Fang hinter den Ohren. Der Saurüde lag zu seinen Füßen und hatte den Kopf auf seinem Schoß gebettet. Hin und wieder schlief sein Hund ein und begann leise zu schnarchen, während sein Herrchen ihn streichelte. Eigentlich war es bald Zeit für das Mittagessen, aber Hagrid war im Moment nicht nach Essen zumute. Er wartete im Grimmauld Place gemeinsam mit Molly und Fleur. Ihm war übel und er war total nervös. Leichte Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Er sorgte sich um jeden einzelnen von ihnen.   Wäre er doch etwas nützlicher dann hätte er mitgehen und helfen können. Doch leider war Rubeus Hagrid ein miserabler Zauberer. Mit seinem pinken Regenschirm konnte er nicht viel ausrichten. Er fühlte sich nutzlos. Nun konnte er all seine Hoffnungen auf die anderen setzen, die freiwillig ihr Leben riskierten. Die jüngsten von ihnen waren gerade erst volljährig geworden.   Diese Kinners sind so tapfer … so tapfer …   Er warf einen Blick zu Molly, die den Tränen nahe stand. Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen. Irgendetwas aufmunterndes. Doch es kam nichts heraus. Deshalb schloss er den Mund wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Und kam sich vor wie ein Idiot.   Wie sich Molly wohl fühlen mochte konnte er sich nicht einmal vorstellen. Ihre gesamte Familie befand sich nun in London. Nicht auszudenken, wie groß die Trauer wäre, wenn sie auch nur einen von ihnen verlieren würde. Vor kurzem erst war Percy gestorben und diesen Verlust hatte sie immer noch nicht überwunden, würde es vielleicht auch nie.   Seine Gedanken schweiften ab, zu seinen eigenen Eltern. An seine Mutter konnte er sich nicht mehr erinnern. Als sie ihn und seinen Vater verlassen hatte war er erst drei Jahre alt gewesen. Hin und wieder fragte er sich, ob sie wohl noch lebte und wie es ihr ging. Oder ob sie auch schon gestorben war, so wie sein Vater …   Bei dem Gedanken an seinen altern Herrn seufzte Hagrid. Gut, dass er diese Zeiten nicht mehr mitkriegen musste. Er konnte in Frieden sterben. Ein Luxus, den sich, wie er wusste, nicht jeder leisten konnte. Das waren wahrlich schreckliche Zeiten, in denen sie sich befanden.   Und mittendrin all die Kinners …   Er hoffte nur, dass es Harry, Ron und Hermine gut ging. Aber solange Dumbledore bei ihnen war, würde ihnen sicherlich nichts geschehen. Vor allem an Harry dachte er oft. Schließlich kannte er den Kleinen, seit er ein Baby war. Inzwischen war aus ihm ein junger eifriger Zauberer geworden. Hagrid selbst hatte keine Kinder, aber manchmal, wenn Harry, Ron und Hermine ihn besuchten, dann dachte er, dass es sich wohl vielleicht so anfühlen mochte, wenn man welche hätte. Jedesmal, wenn sie ihn zum Tee in seiner Hütte besuchen kamen, freute er sich von ganzem Herzen. Bei dieser Erinnerung breitete sich das Gefühl von Freude in ihm aus.   Doch dann wurde ihm bewusst, dass es Momente wie diese vielleicht nie wieder geben würde …   *** Fred und George warteten draußen mit einem Feuerwerk. Den Todessern würde Hören und Sehen vergehen, wenn um sie herum die Luft explodierte. Die zwei stritten sich immer wieder, von wem die Idee gekommen war, doch letztendlich waren sie sich einig, dass diese Idee genial war!   Zauberer versuchten normalerweise in der Muggelwelt kein Aufsehen zu erregen, doch da war man bei Fred und George Weasley an der falschen Adresse. Die Zwillinge hatten schon früh bemerkt, dass sie nicht nur begabte Zauberer, sondern auch begnadete Explosiotionisten waren. Bämm! Denn was versprach größeren Erfolg, als die Überraschung oder die Ablenkung eines Feuerwerks?   Genau!   Noch mehr Feuerwerk!   Und die beiden Weasleys nannten das ihr Spezialgebiet. Remus würde schon mit seinen Vergessenszaubern dafür sorgen, dass die Muggel sich hinterher an nichts erinnerten – auch wenn es schade war. Etwas größeres, ausgefalleneres, knalligeres würden sie nie wieder zu Gesicht bekommen.   Eigentlich hatten sie vorgehabt ihr Hobby zum Beruf zu machen und einen Scherzartikelladen in der Winkelgasse zu eröffnen, doch da hatten ihnen die Todesser leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Somit hatten sie Unmengen an Feuerwerkskörpern und sonstigen Scherzartikeln zur Verfügung und es würde einen ungeheuren Spaß machen, das heute live in Aktion zu sehen. Denn leider hatte ihnen ihre Mutter verboten, auch nur noch einen einzigen Böller in den Garten zu werfen, da ihnen sonst auch noch das letzte Huhn davon laufen würde. Und im Grimmauld Place hatten sie auch keine Gelegenheit mal ein wenig Lärm zu verursachen.   Von daher konnten sie es kaum erwarten, dass der Spaß endlich begann.   Hoffentlich würden die anderen ihnen noch ein paar Todesser übrig lassen. Nach all den Monaten eingesperrt im Geheimversteck genossen sie es endlich wieder an der frischen Luft zu sein und – wie Fred gerne sagte – die Sau raus zulassen.   Von dem Moment an, als sie die Todesser das Gebäude betreten sahen, warteten sie ungeduldig darauf, dass die Show endlich losgehen konnte. In der Straße, in der sie standen, liefen die Muggel an ihnen vorbei, vertieft in ihre eigenen Angelegenheiten. Manche befanden sich auf dem Weg zur Arbeit oder zum Wochenendeinkauf. Fred und George fielen in ihren dunklen Umhängen und ihren Koffern voller Ware kaum auf.   Sie beide stritten sich gerade darum, wer von ihnen als erster angreifen durfte, als das klirrende Geräusch eines zerbrechenden Fensters ertönte und eine Gestalt hindurch flog.   „Aha!“, rief George, der sofort seinen Zauberstab zückte und damit einen besonders großen Feuerwerkskörper antippte. Ein Funken sprang über und entzündete die lange Zündschnur. George steckte sich die Finger in die Ohren und rief: „Achtung!“, woraufhin kurz danach die Rakete hochging.   Ein riesen Knall ertönte und bunte Funken zischten durch die Luft. Die Muggel ergriffen panisch die Flucht und machten den Weg somit frei. Das Feuerwerk zischte direkt auf den Todesser zu, der gerade noch die Möglichkeit hatte aufzuschauen, bevor es in seinem Gesicht mit einem lauten Knall explodierte.   „Ha! Eins zu null für mich“, rief George und grinste seinen Bruder schelmisch an. Sie beeilten sich weiteres Feuerwerk zu entzünden. Ihnen blieb nicht viel Zeit, denn sobald die Todesser ins Freie gerieten konnten sie wieder disapparieren.   Zwei weitere Todesser sprangen durch das offene Fenster. Sie beachteten ihren Kameraden, der auf dem Boden lag nicht weiter. Einer disapparierte sofort, doch der andere wandte sich direkt in ihre Richtung.   Fred hielt in seiner Hand einige Kugeln, die beinahe so aussahen, wie ein Ball, den man vom Quidditch kannte. Er hatte die Farbe eines Klatschers, aber die Größe eines Schnatzes. Fred reckte das Kinn und grinste breit. „Du darfst dich glücklich schätzen“, erklärte er dem Todesser. „Denn du darfst unsere neueste Erfindung testen.“   Der Todesser hob seinen Stab und kam mit energischen Schritten auf sie zu. Fred warf die Bälle in die Luft und sie flogen auf den Todesser zu, genauso zielgerichtet wie ein Klatscher bei einem Quidditchspiel. Mit einem Stupor wollte der Todesser sie abwehren, doch sie wichen blitzschnell aus, genauso flink wie ein Schnatz. Alle vier flogen durch die Luft und von verschiedenen Seiten auf ihn zu, umkreisten ihn, während er versuchte sie abzuwehren. Dann begannen sie nacheinander zu explodieren.   „Was meinst du Fred?“   „Ich glaube, es ist Zeit für unseren Verkaufsschlager, George. Unser Freund hat anscheinend noch nicht genug.“ Der Todesser rappelte sich stöhnend wieder auf. Fred griff in seine Hosentasche und holte einen Ei-großen Ball hervor. Er warf ihn in die Luft und zielte mit dem Stab auf ihn.   „Expulso!“   Der Ball explodierte und löste sich auf in mehrere kleine Bälle, die, sobald sie auf dem Boden aufschlugen, ebenfalls explodierten. Der Todesser versuchte sie abzuwehren. Immer wieder teilten sich die Bälle in mehrere Einzelteile auf, nur um wiederum zu explodieren, der Radius der Explosionen wurde immer größer und es waren zu viele, als dass er jeden einzelnen erwischen konnte.   Sie hörten die Schreie des Mannes, dessen Körper von den Explosionen herumgewirbelt wurde, bis sie verebbten und er reglos am Boden liegen blieb.   „Was sagst du dazu, George?“   „Hm, ich finde, es war viel zu schnell vorbei, Fred. Auf einer Skala von Eins bis Zehn Knallern würde ich nur eine Acht vergeben.“   In dem Moment kam ein Todesser um die Ecke gelaufen, dicht gefolgt von Arthur. Als er sah, dass sie ihm den Weg versperrten, blieb er stehen. Eingekesselt von beiden Seiten.   Fred und George tauschten einen Blick. Der Spaß war zum Glück noch lange nicht vorbei …   ***   Charlie war ein herausragender Zauberer. Schon während seiner Schulzeit hatte er festgestellt, dass er besonders gut im Duellieren war. Vielleicht lag es daran, dass er sich früher immer gegen seine anderen Brüder behaupten musste. Er war allerdings überrascht davon, dass doch so viele Todesser anwesend waren. Sie hatten mit vier, vielleicht fünf Gegnern gerechnet, doch sicherlich nicht mit neun. Und obwohl die Mitglieder des Phönixordens ihnen immer noch zahlenmäßig überlegen waren, machten es ihnen die Todesser alles andere als leicht.   Er sah drei oder vier Körper bereits reglos am Boden liegen. Rechts von ihm kämpften Sirius und Moody gleichzeitig gegen einen Todesser, der selbst diesen beiden erfahrenen Zauberern die Stirn bieten konnte. Links von ihm wehrten sich Tonks und Remus gegen einen Zauberer, der immer noch versuchte an die Muggel heranzukommen, doch dann gab er seine Versuche auf und sprang kurzerhand aus einem der Fenster. Das Klirren des brechenden Glases ließ für einen Moment alle zusammen zucken. Kurz darauf folgten ihm zwei seiner Gefährten durch die zerbrochenen Scheiben. Draußen würde sie allerdings eine Überraschung erwarten, denn dort wartete die Nachhut bereits auf sie. Wenig später hörte er das Knallen des Feuerwerks und er wusste, dass Fred und George sie auf ihre Weise begrüßten.   Während die ersten Todesser begannen zu fliehen duellierte er sich mit zwei der zurückgebliebenen. „Incendio!“ Charlie schwang seinen Zauberstab und aus dessen Spitze drang ein riesiger Feuerball, der auf die beiden zu schnellte. Seit seiner Zeit in Rumänien hatte er eine Vorliebe für Feuerzauber entwickelt. Sie waren nicht nur nützlich, wenn man im Freien ein Feuer entzünden wollte, um sich zu wärmen, sondern auch eine effektive und einschüchternde Waffe gegen einen Gegner.   Einer der beiden Todesser reagierte blitzschnell und errichtete einen Schutzzauber, sodass die tosenden Flammen an der unsichtbaren Wand abprallten. Kurz darauf feuerte der andere Todesser einen Schockzauber auf ihn ab, den Charlie wiederum parierte.   Die beiden Todesser waren gut, jedoch wirkten sie noch etwas unerfahren, und es gelang ihnen nicht einmal zu zweit an ihm vorbei zu kommen. Sie alle trugen schwarze Kapuzenmäntel und die Todessermasken versteckten ihre Gesichter. Seiner Beobachtung nach schätzte er, dass es sich um junge Anhänger handeln musste, die wenig Kampferfahrung besaßen. Manche ihrer Angriffe wirkten unüberlegt und impulsiv. Jedoch hielten sie sich wacker und ergriffen nicht sofort die Flucht, wie einige ihrer vermeintlichen Kameraden. Ihnen blieb nichts anderes übrig, wenn sie hier raus wollten, denn Charlie Weasley versperrte ihnen den Weg zum Ausgang.   „Na was ist?“, fragte Charlie mit einem verschmitzten Schmunzeln. „Werdet ihr schon müde? Wir haben doch gerade erst angefangen.“ Er stellte sich vor, wie sie hinter ihren Masken vor Wut die Gesichter verzogen. Ihre Mimik konnte er nicht sehen, was ihm im Duell durchaus einen Nachteil bescherte, denn anhand der Gesichtszüge konnte man die Gedanken seines Gegners lesen und anhand seiner Blicke oder Lippenbewegungen Angriffe vorhersehen. Bei seinen beiden Gegnern tappte er jedoch im Dunkeln. Seine Taktik war deshalb den Feind zu provozieren und ihn dadurch vielleicht unvorsichtig werden zu lassen.   Die Antwort des Todessers brachte ihn jedoch aus dem Konzept.   „Halt die Fresse, Weasley, sonst stopfe ich sie dir!“ Der Todesser richtete den Zauberstab auf ihn. „Deine Arroganz wird dich noch deinen Kopf kosten.“   Charlie stutzte, nur einen kurzen Moment, doch das war der Moment, auf den sein Gegner gewartet hatte. Die Stimme … er kannte sie! Für eine Sekunde war er abgelenkt und innerhalb eines Blinzelns hatte der Fluch ihn am rechten Arm getroffen. Charlie prallte gegen die Wand, als schon die nächsten Zauber auf ihn zurasten. Schmerz breitete sich in seinen Gliedern aus, bis in die Schulter und zu den Fingerspitzen. Mit Mühe schaffte er es den Griff um seinen Zauberstab nicht zu verlieren. Ohne ihn wäre er so gut wie tot. Es gelang ihm noch sie mit einem Protego abzuwehren, aber da waren die beiden Todesser auch schon an ihm vorbei und aus der Tür heraus.   Wer war dieser Mann? Er kannte ihn, das war offensichtlich, denn der Klang seiner Stimme hatte etwas in seinen Erinnerungen geweckt. Charlie hatte das Gefühl eines Déjà-vu. Schon oft hatte diese tiefe ruhige Stimme ihn verspottet.   Aber wo?   Und wann?   Quidditch … er kannte diese Stimme vom Quidditch …   Sich den Arm halten und keuchend sackte er auf die Knie. Die Schmerzen benebelten ihm die Sinne. Ihm wurde ganz schwindelig im Kopf und er musste aufpassen, nicht umzukippen. Er versuchte einen Blick auf die Wunde zu werfen. Immerhin sah er kein Blut. Kurz darauf war Remus auch schon bei ihm. Wie durch einen Schleier bemerkte er, wie er sich die Wunde ansah und etwas Unverständliches murmelte.   Dann wurde alles schwarz.   ***   Neville hatte in seinem Leben schon oft Angst gehabt, doch diese Situation war ein ganz und gar anderes Level. Ihm schlotterten die Knie und ihm war kotzübel. Die Nacht zuvor hatte er kein Auge zugemacht. Mit weit aufgerissen Augen und tiefen Schatten darunter starrte er nun auf das Gebäude, in dem sich die Muggel befanden – und wartete. Neben ihm stand Ginny, die das genaue Gegenteil von ihm ausstrahlte. Sie strömte eine Gelassenheit und Zuversicht aus, die er mit jeder Faser seines Körpers versuchte einzufangen. Er wünschte sich, er wäre so mutig wie sie. Dabei war sie nicht nur ein Jahr jünger als er, sondern auch noch ein Mädchen … Dafür würden seine Klassenkameraden ihn auslachen! Wie peinlich …   Neville versuchte wirklich mutig zu sein, doch die Angst lähmte ihn. Im Gegensatz dazu würde er viel lieber einen Tag lang freiwillig bei Professor Snape nachsitzen … ach was, sogar eine ganze Woche!   Früher war seine größte Angst immer Professor Snape gewesen, wie auch der Irrwicht offenbart hatte, damals, im Unterricht von Professor Lupin. Doch mittlerweile gab es etwas, was ihm viel größere Angst einjagte. Seit dem Tag, als Hogwarts angegriffen wurde, am sechsten Januar – dieses Datum hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt – hatte er erst erfahren, was wahre Angst bedeutete. Sie war nichts im Vergleich zu der Angst vor dem gemeinen Professor, der einen vor der ganzen Klasse demütigte und mit seinem schrecklich bösen Blick dafür sorgen konnte, dass einem die Knie schlackerten, nein diese Angst war so viel größer. An dem Tag, als um ihn herum seine Klassenkameraden gestorben waren, als er vor den einstürzenden Trümmern in Deckung gehen musste, als er sich Angesicht zu Angesicht mit einem Todesser befand, dessen Todesfluch er nur knapp entkommen war, die panischen Schreie, das verzweifelte Flehen, all das zusammen mit der verzweifelten Angst vor dem Tod vermischten sich zu einem unerträglichen plagenden Gefühl, das er, seitdem er es zum ersten Mal erlebt hatte, nicht mehr los wurde.   Und trotz dieser Angst war er hier und er wusste, das lag nur daran, weil seine Großmutter ihn mitgeschickt hatte. Er hoffte nur, er würde sie nicht enttäuschen. Eines Tages würde er ihr seinen Mut beweisen. Wenn nicht heute, dann vielleicht an einem anderen Tag. Die anderen schienen zumindest an ihn zu glauben, denn sonst hätten sie ihn wohl kaum zu dieser Mission mitgenommen.   Sie hatten sich in drei Gruppen eingeteilt: vier für den Schutz der Muggel, vier für den Angriff auf die Todesser und weitere vier bildeten die Nachhut. Neville Longbottom befand sich in der letzten Gruppe. Es war für ihn wohl das kleinste Übel, denn er fühlte sich weder imstande einen der Todesser todesmutig anzugreifen noch damit die Muggel mit seinem Leben zu beschützen.   Hier zu stehen und zu warten konnte beinahe mit der altbekannten Prüfungsnagst verglichen werden: Vorher bangte und zitterte man, doch sobald man sich in der gefürchteten Situation befand, verflog die Angst. Und so war es auch jetzt. In dem Moment, in dem die Tür aufging, und zwei Todesser hindurch kamen, war es, als würde sich ein Schalter in seinem Kopf umlegen. Die Angst war weg. Er reagierte nur noch. Sein Instinkt übernahm nun die Oberhand über seinen Körper.   Plötzlich war Neville mittendrin und sprach den ersten Zauberspruch, der ihm einfiel: „Petrificus Totalus!“ In seinem ersten Schuljahr war er selbst in den Genuss dieses Lähmzaubers gekommen und da er hier nicht vorhatte jemanden umzubringen oder stark zu verletzen griff er auf einen Spruch zurück, der den Gegner lediglich außer Gefecht setzte.   Doch der Lähmzauber verfehlte sein Ziel.   Jetzt war die Aufmerksamkeit des Todessers auf ihn gerichtet und Neville schluckte nervös, als der Feind ihm sein Gesicht zuwandte und er sehen konnte, wie sein Gegner seinen Zauberstab hob.   Krampfhaft versuchte er sich an den Verteidigungzauber zu erinnern … sein Herz begann vor Aufregung zu rasen und seine Hände waren plötzlich schweißnass … Es schien, als stände plötzlich er unter dem Lähmzauber. Der Todesser sprach einen Zauberspruch und er sah den roten Lichtblitz auf sich zu rasen. Instinktiv hielt er beide Hände vors Gesicht und hörte sich selbst „Protego!“ rufen, womit er den Fluch abwehrte.   Erleichtert blickte er an sich hinab. Merlin sei Dank, er war unversehrt. Überrascht und beeindruckt von seiner schnellen Reaktion und Abwehr widmete er sich wieder seinem Gegenüber – diesmal ein wenig zuversichtlicher … *** Ginny wurde gänzlich von ihren Emotionen gesteuert. Die ganze Wut, die Trauer und die Verzweiflung, die sich über die letzten Monate angesammelt hatten, lechzten nun danach sich entladen zu dürfen. Dies und der Gedanke an den Mondstein sorgten dafür, dass sie sich unbesiegbar fühlte.   Als die zwei Todesser aus dem Gebäude kamen griff sie sofort an, um ihnen keine Möglichkeit zu überlassen disapparieren zu können. Sie und Neville befanden sich in der Straße, in der sich der Haupteingang befand. Fred und George waren in der Nebenstraße. Ihr Feuerwerk war laut und deutlich zu hören, was bedeutete, dass die Todesser doch noch einen anderen Weg gefunden hatten aus dem Gebäude zu kommen. Ob diese beiden, die ihr nun gegenüberstanden, überrascht waren, sich nun gegen zwei weitere Gegner behaupten zu müssen, konnte sie schlecht einschätzen, da sie ihre Gesichter nicht sehen konnte.   Ob überrascht oder nicht, sie reagierten zumindest sehr schnell. Nevilles Zauber ging leider daneben, doch in dem Moment, als beide Todesser in seine Richtung blickten, griff sie an.   „Levicorpus!“   Der Todesser wurde von den Beinen gerissen und hing kopfüber in der Luft. Der wiederum sprach schnell einen Gegenzauber und landete unsanft wieder auf dem Boden. Neville stürzte sich bereits erneut auf ihn und Ginny sah noch, wie sein nächster Zauberspruch traf, während sie sich dem anderen Todesser widmete.   Ihr Gegner brachte mit einem Confringo die Straßenlaterne neben ihr zum Explodieren. Die Druckwelle riss sie von den Beinen und sie landete auf dem Boden. Jedoch war sie nicht verletzt. Schnell rappelte sie sich wieder auf, gerade noch rechtzeitig, um den herannahenden Schockzauber ihres Gegners mit einem Protego abzuwehren. Anschließend sprach sie einen Fesselungszauber, doch der Todesser verwandelte die Seile, die auf ihn zurasten in Schlangen. Sie fielen auf den Boden und wechselten ihre Richtung, schlängelten auf Ginny zu, mit aufgerissenen Mäulern und zischenden Zungen.   „Finite!“, rief sie laut und die Schlangen lösten sich wieder in Luft auf. Der Todesser holte mit seinem Zauberstab aus und deutete damit auf die Hauswand hinter ihr. Plötzlich begann das Mauerwerk in sich einzustürzen und die Ziegel und Backsteine drohten auf sie hinabzufallen, während das Haus in sich zusammenfiel. Ginny lief davon und versuchte, sich in Sicherheit zu bringen, und es schien, als würden die Trümmer sie wie durch ein Wunder verfehlen.   Im nächsten Augenblick befand sie sich bereits seinem nächsten Angriff gegenüber. „Deprimo!“   Der Boden unter ihr sackte weg und Ginny stolperte. Sie landete auf allen Vieren. Und als sie aufblickte, stand er direkt über ihr.   „Suffocatio!“   Ginny starrte zu ihm auf, wartete auf den Schmerz, auf das Zuschnüren des Halses und der quälenden Luftnot … doch es geschah nichts …   Der Mondstein!   Hätte sie ihn nicht dabei gehabt würde sie jetzt vermutlich mit dem Tod ringen. Als der Todesser bemerkte, dass sein Fluch keine Wirkung zeigte, versuchte er es mit einem anderen Zauberspruch. „Stupor!“   „Reductio!“ Ihr Zauber wehrte seinen ab. Schnell stand sie wieder auf. Sie versuchte es nun mit einem Entwaffnungszauber, doch der Gegner wehrte auch diesen Spruch ab.   Angespannt biss sie die Zähne aufeinander. Sie starrte den Todesser finster an. Seine regungslose Maske starrte zurück. Zorn flammte in ihr auf. Diese Feiglinge versteckten sich hinter ihren Masken und trauten sich nicht ihr wahres Gesicht zu zeigen. Wer verbarg sich wohl dahinter? War es ein alter Mann? Oder ein junger Bursche? War er vielleicht verängstigt? Oder war er genauso wütend wie sie? Kannte sie ihn vielleicht? Oder war sie ihm noch nie begegnet?   Nur am Rande nahm sie wahr, wie am Ende der Straße Neville, nun unterstützt von ihrem Vater und Bill, gegen den zweiten Todesser kämpfte.   Ginevra Weasley machte sich bereit für den Angriff.   Was folgte, war ein magischer Schlagabtausch. Ginny und der Todesser duellierten sich mit Schock- und Lähmzaubern. Doch sie beide schienen ebenbürtig. Wenn der eine seinen Angriff sprach, erwiderte der andere daraufhin sofort seine Abwehr. Ginny näherte sich ihm Schritt für Schritt und zielte immer wieder auf sein Gesicht.   Sie wollte es sehen, sie wollte es unbedingt! Irgendwie nagte dieses Ungewisse an ihr. Wer wusste denn schon, wer sich dahinter verbarg? Vielleicht war es jemand, der gegen seinen Willen handelte? Der unter dem Imperius-Fluch stand? Oder womöglich war es ein ehemaliger Freund, der schwachgeworden war und die Seiten gewechselt hatte, jemand von dem man es nie erwartet hätte?   Sie wollte sein Gesicht sehen. Nur einen Moment. Sie wolle einfach sicher gehen.   Was, wenn es Draco war?   Der Gedanke machte sie noch rasender. Für einen Moment sah sie rot.   „Infractio!“   Der rote Blitz traf ihn direkt im Gesicht. Der Todesser schrie vor Schmerz auf und schlug sich beide Hände vors Gesicht. Er stolperte einige Schritte zurück. Keuchend hielt er seinen Zauberstab schützend vor sich, während er mit der anderen Hand sein rechtes Auge zuhielt. Die Todessermaske lag nun in Bruchstücken auf dem Boden und Ginny starrte in das Gesicht von Theodore Nott. Eine klaffende Wunde verlief quer über sein Gesicht. Dickes, dunkelrotes Blut lief aus dem verletzten Fleisch.   Es war tatsächlich jemand, den sie kannte.   Und doch spürte sie Erleichterung …   „Das wirst du büßen!“, zischte er mit hasserfülltem Blick.   Ginny machte sich bereit für den nächsten Angriff – doch er disapparierte. Mehrere Sekunden lang starrte sie auf die Stelle, an der er noch vor einem Moment gestanden hatte. Es war keine große Überraschung, ausgerechnet sein Gesicht zu sehen. Denn schließlich war auch sein Vater ein langjähriger Anhänger Voldemorts und die Slytherins hatten bekanntlich geholfen Hogwarts zu stürzen. Sie hatte Nott nicht gut gekannt, nur einige male in der Schule gesehen. Und auch, wenn er den Weg ging, den man von ihm erwartete, blieb dennoch ein Funke der Enttäuschung. Denn man hatte immer noch die Hoffnung, dass man sich irrte. Er war nur ein wenig älter als sie und doch war er bereits auf einer Mission um unschuldige Muggel umzubringen.   Ihr Atem ging schnell und sie hielt ihren Zauberstab immer noch so fest umklammert, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Erst als in der Nähe ein Feuerwerk explodierte wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.   Der Kampf war noch nicht vorbei.   ***   Arthur musste gegen seine Instinkte ankämpfen, als er sah, wie sein Sohn zu Boden ging, und er nichts anderes wollte, als ihm zu helfen. Doch das musste warten. Remus und Tonks würden sich schon um Charlie kümmern, denn schließlich waren sie für den Schutz eingeteilt. Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren, denn draußen ging der Kampf weiter.   Als er auf der Straße die Lage überblickte – Ginny und Neville, jeder einem Todesser gegenüber – entschied er sich instinktiv dafür Neville zur Hilfe zu eilen. Nicht, weil er seine erste und einzige Tochter nicht unterstützen wollte, sondern, weil er das Gefühl hatte, dass sie keine Hilfe benötigte. Sein kleines Mädchen war schon immer tapfer gewesen und auch jetzt konnte sie sich mit dem Todesser messen. Sie ließ sich nicht unterkriegen und zeigte keine Furcht, was ihn unheimlich stolz machte.   Neville hingegen wirkte in die Enge gedrängt und versuchte mit Mühe und Not die Angriffe des Todessers abzuwehren.   „Hey!“, rief Arthur, um die Aufmerksamkeit des Todessers von Neville weg und auf sich zu lenken. In dem Moment, als der Feind sich umdrehte, machte Arthur sich bereit.   „Wingardium Leviosa!“   Die Trümmerteile des eingestürzten Gebäudes, die sich in der Straße verteilt hatten, erhoben sich in die Lüfte. Der Todesser und Neville schauten ihnen beide wie gebannt hinterher. Große Ziegel und Backsteine sammelten sich in der Luft, etwa drei Meter über dem Kopf des Todessers. Sie schwebten, als würden sie nicht mehr wiegen, als eine Feder.   Dann ließ Arthur mit dem Schwenk eines Zauberstabs die Trümmerteile wieder fallen und sie stürzten auf den Todesser hinab. Mit einem Hechtsprung konnte er noch im letzen Moment entkommen. Neville zögerte nicht und richtete seinen Zauberstab auf ihn.   „Expelliarmus!“   Der Zauberstab flog ihm aus der Hand und landete direkt in der von Neville. Ungläubig starrten er und Arthur auf diesen Machtwechsel. In dem Moment kam Bill angelaufen, der mehrere Schock- und Lähmzauber auf den nun wehrlosen Todesser abfeuerte. Doch er reagierte schnell und wich ihnen aus. Er sprang auf die Füße und noch ehe Neville reagieren konnte stand er vor ihm und rammte ihm mit voller Wucht seine Faust ins Gesicht, riss ihm seinen Zauberstab aus der Hand und rannte davon.   Neville sackte in sich zusammen, während Bill weiterhin versuchte, den Todesser mit einem seiner Zaubersprüche zu treffen. Doch nun, wieder im Besitz seines Zauberstabs, feuerte der Todesser zurück. Während Bill in Deckung ging, lief Arthur dem Todesser hinterher, direkt in die Richtung von Fred und George. Er musste sich ordentlich anstrengen mit ihm mitzuhalten. Der Kampf war schon anstrengend genug gewesen und Arthur Weasley war nun auch nicht mehr der Jüngste. Bei einer langen Verfolgung hätte er nicht den Hauch einer Chance.   Als sie in die Seitenstraße einbogen, in der Fred und George ihr Feuerwerk veranstalteten, blieb der Todesser abrupt stehen. Vor und hinter ihm versperrten sie ihm nun den Weg. Jetzt war es aus mit ihm. Zwei weitere Todesser lagen auf dem Boden und wie zuvor schon bei Ginny verspürte Arthur den Anflug von Stolz. Seine Kinder hatten sich gut entwickelt. Sie waren die neue Generation des Widerstandes und würden mit ihren Fähigkeiten schon bald ihre Eltern in den Schatten stellen.   Der Todesser blickte zu seinen beiden besiegten Kameraden, lief dann zu demjenigen, der ihm am nächsten war, und noch während er ihn auf die Beine zog, disapparierte er mit ihm.   „Genau! Verzieh dich in das Loch, aus dem du gekrochen bist, du feige Ratte!“, rief Fred – oder George, so genau war er sich im Moment nicht sicher. Arthur holte einmal tief Luft und steckte seinen Zauberstab weg. Der Kampf war nun vorbei, die Todesser entweder besiegt oder geflohen.   „Gut gemacht, Jungs“, sagte Arthur mit einem anerkennenden Lächeln und schlug einem der Zwillinge kräftig auf die Schulter. Nun, da das Adrenalin nachließ, bemerkte er, wie verschwitzt er war, und wie er immer noch nach Atem rang. Nein, er war wohl wirklich nicht mehr der Jüngste …   Nun kamen auch Ginny, Bill und Neville um die Ecke, um sich zu vergewissern, dass es allen gut ging. Sie stellten sich im Kreis auf und atmeten einmal tief durch. Anscheinend waren sie alle, bis auf Neville, der eine blutende Nase mit einem Taschentuch bedeckt hielt, unverletzt.   Was Arthur jedoch nicht sah, war, wie der zweite Todesser, der bisher reglos auf dem Boden gelegen hatte, sich langsam erhob, unbemerkt von den Augen der Weasleys. Und er wie seine anderen Kameraden mit einem leisen Plop disapparierte. Doch nicht ohne seinen Gegner noch ein letztes Mal anzugreifen. Der Zauberspruch traf Arthur Weasley direkt in den Rücken …   ***   Molly schaute immer wieder auf die magische Uhr, die die Aufenthaltsorte der Familie Weasley anzeigten – sie war eine der vielen Gegenstände, die sie aus dem Fuchsbau mitgenommen hatte. Einige der Zeiger wechselten gerade von In Lebensgefahr zu Unterwegs, und sie atmete erleichtert auf. Sie hatte beinahe vergessen, wie schlimm es war, das Warten …   Diese Uhr war Fluch und Segen zugleich. Es war schön zu wissen, wo sich ihre geliebte Familie befand, doch die Zeiger ständig auf In Lebensgefahr zu sehen, so wie bereits während des ersten Krieges, war für eine Mutter nur schwer zu ertragen.   Die ersten die zurückkehrten waren Bill und Charlie. Molly und Fleur sprangen beinahe gleichzeitig von der Couch auf. Zuerst verspürte sie Erleichterung. Die beiden Gesichter ihrer Söhne zu sehen verdrängte das erstickende Gefühl der Hilflosigkeit, doch es verflüchtigte sich schnell und wechselte zu Besorgnis   „Was ist passiert?“, fragte sie, als sie zu den beiden eilte. Bill stützte Charlie und legte ihn auf der Couch ab. Er schien nur knapp bei Bewusstsein zu sein und wirkte sehr blass.   „Er hat einen Fluch abbekommen“, antwortete Bill leise, der seinen Bruder besorgt ansah. Fleur stand dicht hinter ihm, die Lippen fest aufeinander gepresst. Bill deutete auf Charlies Arm, auf dem sich schwarze Linien abbildeten. „Remus hat schon einen Heilzauber gesprochen und bewirkt, dass es sich nicht weiter ausbreitet.“   „Magie noire“, flüsterte Fleur und Charlie stöhnte leise und gequält.   In dem Moment ertönten mehrere Plops. Ginny, Neville und Remus erschienen im Wohnzimmer des Black’schen Anwesens.   „Grundgütiger!“, murmelte Hagrid beim Anblick von Nevilles blutüberströmten Gesicht.   Aber Neville wank ab. „Ist nur ne gebrochene Nase“, näselte er, wobei er klang, als hätte er einen fetten Schnupfen. Remus wandte sich Charlie zu und murmelte leise irgendwelche Heilzauber. Um Nevilles Nase würde er sich später kümmern.   Weitere Plops ertönten und das Wohnzimmer füllte sich immer mehr. Moody und Sirius erschienen. Gut, über die Hälfte waren inzwischen zurück. „Kingsley und Nymphadora kommen gleich nach“, verkündete Moody laut und humpelte auf einen Stuhl zu, um sich zu setzen. „Die kümmern sich noch um die Gedächtnisse der Muggel und die Schäden in der Stadt.“   Molly Weasley betrachtete alle Ankömmlinge ganz genau und untersuchte sie auf jeden kleinsten Kratzer. Sie alle wirkten blass und angespannt, aber das war zu erwarten gewesen. Niemand hatte geglaubt, sich gegen die Todesser zu stellen wäre ein Kinderspiel. Sie alle wirkten unverletzt, bis auf Charlie und Neville. Molly zog Ginny in eine feste Umarmung und versicherte sich, dass es ihrer Tochter gut ging. Sie schien unversehrt. Aber als Molly bemerkte, wie die braunen Augen, die ihren eigenen so sehr ähnelten, dem besorgten Blick der Mutter auswichen, spürte sie, dass etwas nicht stimmte.   Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Es waren noch nicht alle zurück.   In dem Moment ertönte ein weiteres Plop und Fred und George erschienen, die ihren Vater in der Mitte trugen.   „Arthur!“, rief Molly bestürzt. Sofort war sie bei ihm. „Was ist mit ihm passiert?“ Sie umfasste vorsichtig sein Gesicht, doch er zeigte keine Regung. Anscheinend war er ohnmächtig. Ja, ohnmächtig, etwas anderes kam gar nicht infrage. „Arthur!“, rief sie wieder. „Arthur!“ Sie spürte, wie sich Arme um sie legten und sie von ihm fortzogen. Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Was ist mit ihm passiert?“, fragte sie erneut. Sie wollte zu ihm, doch sie wurde immer noch festgehalten. Vielleicht war es Bill … Jemand, der neben ihr stand, redete beruhigend auf sie ein. Eine weibliche Stimme … Doch sie konnte nur auf ihren Ehemann starren, der reglos und weiß wie ein Geist halb auf dem Boden lag und halb von den Zwillingen gestützt wurde.   „Ein Fluch hat ihn erwischt“, sagte Fred. „Wir wissen nicht, was für einer.“ Remus kniete sich nun zu Arthur, fühlte seinen Puls, seine Stirn. Es waren nur Sekunden, doch für Molly fühlte es sich an wie Ewigkeiten. Ewigkeiten voller Ungewissheit. Er durfte doch nicht …   „Tu doch etwas, Remus!“ Inzwischen schluchzte sie. Die Tränen fielen ungehindert auf die Arme, die sie hielten, hinab.   „Wir müssen ihn ins St. Mungo’s bringen“, sagte Remus mit belegter Stimme. „Dafür reichen meine Heilkünste nicht aus. Ich kann ihm nicht helfen.“   „Das können wir nicht“, entgegnete Sirius sofort. „Das ist zu gefährlich.“   Remus wandte den Kopf und sah Sirius mit resignierten Augen an. „Wir haben keine Wahl. Sonst stirbt er.“   Dies sorgte für eine neue Welle an Schluchzern. Molly wäre in sich zusammengesackt, hätte sie jemand nicht aufrecht gehalten. Ihr Mann durfte nicht sterben! Das durfte einfach nicht wahr sein! Hätte sie ihn doch bloß nie gehen lassen!   „Wir wissen nicht, mit was für einem Fluch wir es zu tun haben“, setzte Remus noch einmal an. Auch er wirkte verzweifelt. „Es ist unsere einzige Chance.“   „Die Todesser herrschen nun über alles. Auch über das Krankenhaus“, sagte Moody.   Fred und George wechselten einen Blick. „Wir kennen da wen“, begann George vorsichtig. Fred nickte und erklärte: „Ein alter Freund von uns arbeitet dort. Wir bringen Dad zu ihm. Er wird uns sicher helfen.“ Die Zwillinge blickten zu ihrer Mutter, baten mit ihren Augen stumm um Erlaubnis. „Ihm können wir vertrauen.“   „Zu gefährlich!“, knurrte Moody.   Aber Molly nickte. Sie würde alles versuchen, um ihren Ehemann, dem Vater ihrer Kinder und der Liebe ihres Lebens das Leben zu retten.   Alles. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)