In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 33: Teil 2 – Kapitel 6 ------------------------------ Juli 1998   „Ginny, wie zum Teufel bist du an den Mondstein gekommen?“   Sie blickte auf den Stein in ihren Händen. Ihre Finger strichen sanft über die glatte Oberfläche. Erinnerungen, vergangene Bilder von ihrer Begegnung im Verbotenen Wald, spielten sich vor ihrem geistigen Auge ab. Sie hielt den Stein hoch in Richtung des Fensters, hielt ihn vors Gesicht und sah mit einem Auge hindurch, während sie das andere zudrückte. Charlie hatte das Fenster zwar geschlossen, aber die Vorhänge standen immer noch ein wenig offen und das Leuchten des Mondlichts brach sich in dem Inneren des Steins und ließ ihn erstrahlen.   „Er war ein Geschenk.“   Bei der Erinnerung an die Lichtung und an Draco, der ihr den Stein gezeigt hatte, bekam ihr Herz einen Stich. Traurigkeit übermannte sie und sie ließ die Hand wieder sinken und sie betrachtete den Stein wie etwas sehr Kostbares. Sie wusste nicht viel über diesen Stein, nur, dass es sich dabei um ein Schutzsymbol handelte und da sie ihn von Draco bekommen hatte lag er ihr ganz besonders am Herzen. Er war das einzige, was ihr von ihm geblieben war. Wieso hatte er ihn ihr gegeben? Wie oft hatte sie sich schon diese Frage gestellt und sich die verschiedensten Antworten ausgedacht?   „Weißt du eigentlich wie wertvoll der ist?“ Charlie sah sie aus einer Mischung von Ehrfurcht und Entsetzen an. Er streckte eine Hand aus, um nach dem Stein zu greifen. „Gegen den kann nicht einmal Voldemort etwas ausrichten. Wenn wir den Dumbledore–“   „Nein!“   Ginny entzog ihm den Stein, bevor er danach greifen konnte. Schnell steckte sie ihn in ihren Lederbeutel und schnürte ihn zu. Mit entschlossenem Blick sah sie ihren älteren Bruder an. „Genau aus diesem Grund habe ich niemandem davon erzählt. Weil ich wusste, ihr würdet ihn mir wegnehmen!“ Außerdem war er ein Geschenk gewesen. Ein Geschenk von Draco. Um nichts in der Welt würde sie das hergeben.   Verständnislos sah Charlie sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Ginny, jetzt sei doch vernünftig. Ich will doch nur sagen … er wäre eine mächtige Waffe. Er könnte einen Unterschied bewirken.“   Da sie seinen Blick nicht länger ertragen konnte wandte sie ihre Augen ab. Er hatte ja recht. Sie war egoistisch. Schon oft hatte sie darüber nachgedacht, dass der Mondstein in den Händen von anderen viel sinnvoller wäre. Dumbledore oder Harry hätten mit ihm eine größere Chance im Kampf gegen Voldemort. Das war ihr durchaus bewusst. Aber sie konnte sich einfach nicht dazu durchringen, ihn wegzugeben, geschweige denn dieses Geheimnis mit jemandem zu teilen.   „Ginny“, versuchte Charlie es noch einmal, als seine Schwester nicht reagierte. Sie hielt den Lederbeutel immer noch fest an sich gepresst.   „Was weißt du über diesen Stein, Charlie? Bitte erzähl mir alles, was du weißt.“   Draco hatte ihr schließlich nie etwas darüber erzählt. Bei ihrer Begegnung im Wald hatte er behauptet, der Stein sei für ein Schulprojekt gewesen, was natürlich gelogen war. Alles was sie inzwischen wusste, hatte sie von Hermine, doch die hatte selbst in ihren Büchern nicht viel finden können. Vielleicht, wenn sie ein wenig mehr über ihn erfuhr, würde sie verstehen können, weshalb Draco nach ihm gesucht hatte. Und weshalb er ihn letztendlich ihr gegeben hatte. Wenn er ihr einen Schutzzauber überließ bedeutete das doch, dass ihm etwas an ihr lag, oder? Oft hatte sie daran gezweifelt und gedacht, dass sie ihm egal war, doch diese letzte Geste hatte alles verändert. Sie sehnte sich so sehr danach ihn das alles selbst fragen zu können.   Charlie seufzte und fuhr sich mit der rechten Hand durch das lange rote Haar. „Mein alter Drachenmeister sprach oft davon. Avram Popescu. Als ich nach Rumänien gekommen bin hat er mich ausgebildet. Er hat mir viel über die Drachen beigebracht. Er war ein bärtiger alter Mann, mit mehr Brandnarben am Leib als ich“, grinste er und deutete mit dem Daumen auf sein Gesicht, auf dem seine Arbeit mit den Drachen leichte Spuren hinterlassen hatte. „Sein Englisch hatte einen starken Akzent. Er konnte recht gut mit den Biestern umgehen, doch das ein oder andere Mal ist auch er nur knapp den Flammen entkommen. Und er hatte da so ein Sprichwort: Mit Mondstein wärre nickt passiert“, versuchte Charlie den herben rumänischen Akzent nachzumachen. „Das hat er öfters erwähnt, bis ich ihn danach gefragt habe. Avram sah mich nur mit großen Augen an und sagte: La naiba, Charlie! Ihr Engländer wissen gar nix!“ Charlie schmunzelte bei der Erinnerung an seinen alten Lehrmeister. „Du mehr aufpassen in Schulle!“ Charlie zuckte bloß mit den Schultern. „In Hogwarts hatte ich nie etwas davon gehört und auch sonst wurde solch ein Stein nie erwähnt. Eines Tages lag ein Buch auf meinem Bett – von Avram, schätze ich. Es war auf rumänisch und ich hatte gerade erst angefangen die Sprache zu lernen. Von daher habe ich nicht viel verstanden.“   Ginny hatte ihm die ganze Zeit über aufmerksam zugehört. Sie wusste, nun kam der spannende Teil. Denn auch Hermine hatte versucht in Büchern eine Antwort zu finden, was ihr aber nicht wirklich gelungen war.   „Eine alte Legende besagt wohl, dass der Mond die Erde beschützt, vor Angriffen aus dem Weltall. Du weißt doch, dass Muggel an so etwas wie Aliens glauben. Pft, Schwachsinn, wenn du mich fragst. Aber im Universum gibt es so viel mehr. Das hast du ja im Astronomieunterricht gelernt, nicht wahr?“   Ginny nickte und Charlie lächelte leicht. „Etliche Planeten, Sterne und Kometen befinden sich in unserem Universum. Aber egal, ich schweife ab. Wie gesagt, es heißt, dass der Mond ein Schutzplanet der Erde ist und dass wohl von Zeit zu Zeit kleine Splitter auf die Erde fallen. Sie zu finden ist aber extrem schwer. Jedenfalls sind diese kleinen Bruchstücke vom Mond die sogenannten Mondsteine, und sie sind die mächtigste Schutzwaffe, die es je gegeben hat. Sie können denjenigen, der solch einen Stein besitzt, vor allem beschützen, sogar vor dem Todesfluch. In Rumänien scheint er wohl bekannter zu sein, als bei uns in England. Ich wusste nicht mal ob ich meinem Meister glauben sollte, schließlich klang diese Geschichte mehr nach einer alten Legende, als einer Tatsache. Aber Avram schwor, dass er schon mal einen Stein gesehen hatte. Er sagte, er sei von einem dunklen Blau und schimmert im Mondlicht. Und als ich den Stein eben gesehen hatte hab ich sofort an das Bild aus dem Buch denken müssen. Er sah genauso aus.“   Ginny betrachtete ihren Lederbeutel. Ehrfürchtig, beeindruckt, skeptisch. Steckte darin wirklich ein Stück vom Mond? Ein solch mächtiges Objekt? Irgendwie schien sie das zu bezweifeln, doch andererseits kitzelte sie die Neugier. Sie löste das Band um den Drachenzahn, der den Beutel zusammenhielt, und holte den Stein hervor. „Meinst du wirklich, dass er das alles kann?“   Mit einem entschlossenen Blick zückte Charlie seinen Zauberstab. Verschwörerisch lächelnd sagte er: „Lass es uns herausfinden.“   Die ganze restliche Nacht über probierten sie allerhand aus, um den Mondstein zu testen. Ein Stummzauber sorgte dafür, dass der Rest des Hauses nicht von ihnen geweckt wurde. Angefangen von fliegendem Mobiliar, dass an Ginny einfach abprallte, ohne sie zu treffen, bis hin zu allerhand Flüchen, die keinerlei Wirkung zeigten. Als der Morgen anbrach und die ersten Vögel draußen anfingen zu zwitschern kamen sie zu der Erkenntnis, dass es sich bei diesem Stein um einen wahrlich mächtigen Schutzzauber handelte.   Und Ginny kam zu einer Erkenntnis. Dracos Worte und seine Taten hatten immer im totalen Gegensatz zueinander gestanden. Was er sagte, war meist verletzend, beleidigend. Seit sie sich kannten hatte er nur spöttische Sprüche für sie übrig, doch seine Taten waren letztendlich das, wodurch er ihr seine Zuneigung gezeigt hatte – sanfte Berührungen oder tiefe Blicke, starke Arme, die sie fest an sich gedrückt hielten, nachdem sie sich geliebt hatten oder Küsse, die nicht nur wild und hungrig, sondern auch leidenschaftlich und zärtlich sein konnten. So drückte er das aus, was er nicht imstande war in Worte zu fassen. Schon damals im Zug, als die Todesser angegriffen hatten, hatte er sie beschützen wollen. Und dass er den Mondstein letztendlich ihr gegeben hatte, statt ihn für sich selbst zu verwenden, und sie in Sicherheit zu wissen, war der ultimative Liebesbeweis.   Diese Erkenntnis machte es nicht leichter, sich von ihren Gefühlen zu ihm lösen zu wollen. Er liebte sie. Und sie liebte ihn. Doch auch wenn es sie ein wenig tröstete und es sie eigentlich freuen sollte war ihr Herz gebrochen. Ihre Trauer schnürte ihr die Kehle zu, nahm ihr die Luft zum Atmen und trieb ihr die Tränen in die Augen.   Aber vor Charlie musste sie sich zusammenreißen.   „Kein Wort davon, zu niemandem!“, forderte Ginny und mit dem erhobenen Zeigefinger wirkte sie wie eine jüngere, aber nicht weniger einschüchternde Version ihrer Mutter.   „Aber, Ginny–“   „Versprich es!“   Charlie holte einmal tief Luft und schloss die Augen. „Na schön.“   Und obwohl er ihr das Versprechen abgenommen hatte bekam sie ein schlechtes Gewissen. Als würde sie etwas unrechtes tun, in dem sie seine Existenz vor den anderen verbarg – vor allem Moody würde ein Dutzend Möglichkeiten wissen, um ihn sinnvoll einzusetzen. Wobei sie nicht sagen konnte, was schlimmer war: dass sie diesen Stein hatte, oder vielmehr, von wem sie diesen Stein hatte.   „Sobald Harry oder Dumbledore wieder da sind … falls sich die Gelegenheit ergibt, werde ich ihnen von dem Stein erzählen.“   Charlie nickte, dann legte er seine Hand auf ihren Kopf und streichelte liebevoll über ihren Haarschopf. „Bis dahin solltest du ihn gut verwahren.“ Sein Blick wanderte abermals zu dem Lederbeutel an ihrem Gürtel, den er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, zu einem Zeitpunkt, an dem er noch nicht gewusst hatte, welches kostbare Objekt sich eines Tages darin verbergen würde. „Und vielleicht erzählst du mir irgendwann, wie du an diesen Stein gekommen bist.“   Ginny nickte. Ja, vielleicht.   Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken Charlie alles zu erzählen. Sie sehnte sich nach jemanden, der sie in den Arm nahm und sie tröstete, nach jemandem, bei dem sie sich ausweinen konnte, jemanden, den sie um Rat fragen konnte – jemand der sie tröstete, so wie ihr großer Bruder es früher schon oft getan hatte, wenn sie sich verletzt oder Angst hatte. Sie wünschte sich, sie könnte ihm erzählen, wie verzweifelt sie war, dass ausgerechnet der Mann, den sie liebte, ein Todesser war, dass es ihnen unmöglich war zusammen zu sein, dass er vielleicht verantwortlich sein könnte für den Tod eines ihrer Familienmitglieder oder ihrer Freunde oder schlimmstenfalls, dass sie sich selbst eines Tages im Kampf gegenüberstehen würden. Sie wusste nicht, ob sie mutig genug sein würde, gegen ihn zu kämpfen, wenn es drauf ankam.   Doch sie blieb stumm und behielt ihre Gedanken für sich.   „Jedenfalls werde ich dadurch beruhigter sein, wenn du heute mitkommst. Die Todesser werden es uns nicht leicht machen. Aber wenn du den Mondstein hast, wird dir nichts geschehen.“ Charlie gähnte laut, streckte sich und schaute aus dem Fenster. „Bei Merlins Bart, es ist ja schon wieder hell.“ Er seufzte, dann legte er einen Arm um seine Schwester. „Na komm, lass uns runter gehen. Ich mache uns Frühstück.“   Die beiden Weasleys zogen sich schnell ihre Morgenmäntel über und schlichen dann leise, um die anderen nicht zu wecken, hinunter in die Küche, wo sie allerdings eine Überraschung vorfanden. Die Tür stand offen und angelockt von den flüsternden Stimmen im Raum warfen sie einen Blick hinein, überrascht, dass doch schon jemand so früh wach war. Doch die beiden Personen, die sie dort antrafen, hatten sie bei weitem nicht erwartet.   In der Küche trafen sie auf zwei bekannte Gesichter: Bill und Fleur.   Sie beide saßen an einem Tisch, zu einander gebeugt und unterhielten sich leise. In ihren Händen hielt jeder eine Tasse Kaffee; der Duft drang durch den ganzen Raum und verströmte den vertrauten Geruch von Frühstück. Als Charlie und Ginny die Küche betraten sah das junge Paar auf.   Bill grinste breit, als er in die verdutzten Gesichter seiner Geschwister blickte. „Guten Morgen. Wollt ihr auch einen Kaffee?“   In wenigen großen Schritten war Charlie bei ihm und zog seinen Bruder vom Stuhl hoch in eine feste Umarmung, dicht gefolgt von Ginny, die ihn im Anschluss ebenfalls stürmisch umarmte.   „Was macht ihr hier?“, fragte Charlie, der versuchte ja nicht zu laut zu sprechen, um die anderen nicht zu wecken, was ihm nur mit großer Mühe so gelang.   Bill hielt Ginny immer noch im Arm. Sie hatten sich so lange nicht gesehen und seit Monaten nichts voneinander gehört, da war die Wiedersehensfreude umso größer. Während sie weiterhin ihre Arme um ihn geschlungen hielt und sich an seine Brust kuschelte begegnete sie Fleurs Blick. „Hallo, Fleur.“   „‘allo, Ginevra.“   Fleur beäugte ihre Schwägerin kritisch. Obwohl Bill und Ginny Bruder und Schwester waren schien es ihr gar nicht zu gefallen, dass jemand anderes ihren Ehemann so sehr in die Arme schloss. Die anfängliche Feindschaft zwischen den beiden Frauen hatte sich über die Jahre gelegt und auch wenn sie nie Freundinnen werden würden akzeptierten sie einander. Fleur war nun eine Weasley. Sie waren eine Familie. Und in der Familie Weasley wurde niemand ausgeschlossen.   „Wir sind heute Nacht angekommen“, erklärte Bill, der sich von seiner kleinen Schwester, die wie ein Junges an einem Koalabären hing, nicht gestört fühlte. „Tut mir leid, dass wir so plötzlich hier auftauchen, aber wir konnten euch keine Briefe schreiben. Wir hatten ehrlich gesagt schon lange vor, wieder zurückzukommen.“   Fleur hob die Augenbrauen, sagte aber nichts Gegenteiliges. Sogar so früh am Morgen sah die Französin einfach wunderschön aus. Das lange blonde Haar trug sie zu einem strengen Zopf zusammengebunden und das enganliegende dunkelblaue Kleid ließ sie äußerst elegant wirken. Ginny kam sich mit ihren ungekämmten Haaren und ihrem viel zu großen Morgenmantel vor wie ein zotteliger Gnom.   Als Ginny ihren Bruder endlich los ließ blickte sie von ihm zu Fleur. Die anfängliche Euphorie verebbte schnell, als sie sah, dass die beiden nur zu zweit waren. „Wo ist Dominique?“, fragte sie mit einem kleinen Hoffnungsschimmer, für den Fall, dass sie vielleicht hier irgendwo in einem Körbchen lag und schlief.   „Dominique ist bei meinen Eltern in Sischer’eit“, antwortete Fleur mit ihrem französischen Akzent. „Es tut uns leid, dass ihr sie nischt kennenlernen könnt, aber isch will nischt riskieren, dass ein wiederlischer Todesser mein bébé anfasst!“   Augenblick veränderte sich die Stimmung im Raum. Fleur hatte angesprochen, was der wahre Grund für ihr Auftauchen war.   „Ihr kommt genau richtig“, sagte Charlie und ein angriffslustiges Funkeln schlich sich in seine braunen Augen. „Wir haben heute eine Mission und können jede Hilfe gebrauchen.“   „Auf mich kannst du zählen.“ Bill hielt ihm seine Hand hin und Charlie schlug ein. In den Augen der beiden Brüder glänzte die gleiche Entschlossenheit.   „Willst du gar nicht wissen, worum es geht?“   Bill wank gelassen ab. „Nö. Lass mich erstmal Frühstück machen. Dann kannst du mir in Ruhe alles erzählen.“ Er nahm seinen Zauberstab, der auf dem Tisch lag, an dem Fleur saß und mit einem gemurmelten Zauberspruch begannen sich Schränke und Türen zu öffnen und allerhand Zutaten flogen durch die Luft. „Da sag ich nicht nein“, meinte Charlie mit einem breiten Grinsen und ließ sich auf dem Stuhl Fleur gegenüber fallen, wobei ihm einige Strähnen seines Haares ins Gesicht fielen. Während er sie sich aus der Stirn pustete rümpfte Fleur die Nase.   „Ah, Charlie … deine ‘aare sind ja noch länger geworden! Sacre bleu! Du siehst aus wie ein ‘erumstreuner!“ Charlie hob fragend eine Augenbraue, während sich Fleur mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen über den Tisch beugte. „Bitte lass sie misch schneiden!“   Charlie riss entsetzt seine Augen auf. „Niemals!“ Er fuhr sich sehnsüchtig mit den Fingern durch die langen roten Strähnen. „Es hat ewig gedauert bis sie so lang geworden sind.“   Fleur lehnte sich wieder in ihrem Stuhl zurück und verzog enttäuscht das Gesicht. Doch dann stellte sich Ginny neben sie.   „Du kannst meine schneiden.“   Fleur schaute zu ihrer Schwägerin, musterte das lange rote Haar. „Wirklisch?“   „Wirklich?“, fragte auch Charlie.   Ginny versuchte ihre ungezähmten Haare mit den Fingern zu kämmen. Inzwischen gingen sie ihr fast bis zum Bauchnabel. „Sie sind eh viel zu lang geworden.“ Als kleines Mädchen hatte sie oft von langen Haaren geträumt, doch die Wirklichkeit sah so aus, dass die langen Haare eher störten. Außerdem hatte sie lang genug lange Haare gehabt. Es war Zeit für eine Veränderung.   Fleurs Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. Elegant stand sie auf und deutete auf ihren Stuhl. „Setz disch.“   Während Bill weiterhin das Frühstück zubereitete und gerade in einer Pfanne Eier briet fragte er skeptisch: „Denk dran, du bist nicht Tonks, du kannst deine Haare nicht einfach wieder wachsen lassen.“   Ginny rollte mit den Augen. „Ich weiß, ich bin nicht dumm.“   „Ich meine ja nur.“   Fleur hielt ihren Stab bereit. Sie schien sich in ihrer Rolle als Friseurin äußerst wohl zu fühlen. „Wie kurz, Madame?“   „Ist mir egal“, meinte Ginny, doch sie spürte ihr Herz in ihrer Brust aufgeregt schneller schlagen. „Überrasch mich.“   Für einen Moment schrie ihre innere Stimme Halt! Stop! Doch Ginny ignorierte sie. Es waren doch nur Haare. Lächerlich. Die wuchsen schließlich wieder nach. Wenn auch nicht so schnell wie bei Tonks. Während Fleur mit ihrem Zauberstab die Haare schnitt und Ginny förmlich spüren konnte, wie die Strähnen zu Boden fielen, fühlte es sich an, als würde eine Last mit ihr fallen. Als würde sie sich von etwas Altem trennen und sich vorbereiten auf etwas Neues. Für einen kurzen Moment dachte sie an Draco, der immer Sprüche über ihr typisches Weasleyhaar gemacht hatte. Doch sie wusste, dass war alles nur Fassade gewesen und in Wahrheit hatte er ihr langes rotes Haar gemocht. Oft hatte er mit ihren Haarsträhnen gespielt und liebevoll darüber gestrichen. Nur noch ein Grund mehr, es abzuschneiden.   Ja, diese Entscheidung fühlte sich gut an.   Sie starrte Charlie fröhlich an, der sie mit heruntergezogenen Mundwinkeln betrachtete und dem langen Haar offensichtlich mehr hinterher trauerte, als sie, während Fleur fröhlich eine Melodie summte und ihr die Haare schnitt.   Bill, der am Herd stand, schüttelte nur belustigt den Kopf. „Das wird Mum gar nicht gefallen.“       Hosted by Animexx e.V. 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