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In Zeiten des Krieges

Draco x Ginny
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo,
ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Den ersten Teil habe ich inzwischen fertig geschrieben. Er umfasst insgesamt 25 Kapitel. Ich werde auch weiterhin jede Woche ein Kapitel hochladen. Last but not least: ich würde mich über Kommis freuen :) Sagt mir, was ihr mögt oder aber auch was ihr nicht mögt. Feedback ist immer gerne gesehen.

Liebe Grüße an meine Beta _Natsumi_Ann_, die einen wirklich tollen Job macht! :)

Jetzt aber erst mal viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen

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Teil 1 – Kapitel 16

November 1997

 

Malfoy war letztendlich nicht mehr aufgetaucht. Ginny hatte eine halbe Stunde lang gewartet, bis sie es aufgegeben hatte. Sie hatte das Bad der Vertrauensschüler verlassen mit dem Kopf voller Gedanken über den blonden Slytherin, der nicht wie gewohnt zu ihrem Treffen erschienen war. Ziellos war sie im Schloss umhergeirrt, in der Hoffnung ihm vielleicht irgendwo über den Weg zu laufen. Letztendlich war es so weit gekommen, dass sie ernsthaft anfing sich Sorgen zu machen, ob ihm etwas geschehen sei und er deswegen nicht aufgetaucht war. Doch am nächsten Morgen saß er ganz normal beim Frühstück in der Großen Halle am Tisch der Slytherins, als wäre nie etwas geschehen. Und Ginny fragte sich, was los war.

 

Wieso war er nicht gekommen? Wieso hatte er nicht abgesagt? War irgendetwas vorgefallen? Ginny zerbrach sich den Kopf, doch ihr fiel nichts ein. Sie war ihre letzten Treffen mehrmals im Kopf durchgegangen, aber sie waren so verlaufen wie immer. Und zuletzt hatte sie ihn während des Quidditchspiels gesehen.

 

Wenn er allerdings dachte, sie würde das so einfach hinnehmen, dann hatte er sich geschnitten! Und zwar gewaltig! Er hätte ja wenigstens eine Eule oder ein Memo schicken können. War das etwa zu viel verlangt? Ginny wollte eine Erklärung. Allerdings war Sonntag und somit schwierig herauszubekommen, wo und wie der Slytherin seinen freien Tag verbrachte. Ginny hatte nicht vor bis abends um acht zu warten und das Risiko auf eine erneute Versetzung einzugehen, und so blieben ihr nur die Mahlzeiten in der Großen Halle, um ihn irgendwie abzupassen.

 

Zu ihrem großen Bedauern musste sie feststellen, dass er während des Frühstücks den Blick Richtung Gryffindortisch streng vermied, indem er mit dem Rücken zu den goldenen Löwen saß. Allmählich bekam sie das Gefühl, als wäre er sauer auf sie.

 

Aber weshalb?

 

Nachdem er mit seinem Frühstück fertig war verließ er die Große Halle, natürlich in Gesellschaft von seinen beiden Freunden Zabini und Parkinson. Ginny seufzte. Es würde schwierig werden, mit ihm zu reden, wenn die beiden dabei waren. Sie folgte ihm aus der Großen Halle mit sicherem Abstand und beschloss, ihm eine Botschaft zu schicken.

 

Wie ging nochmal dieser Zauberspruch von Hermine, der ihr so gefallen hatte? Ginny versuchte sich an die Worte zu erinnern und beschwor dann mithilfe ihres Zauberstabs einen kleinen Vogel aus dem Nichts hervor. Stolz betrachtete sie ihr Werk: es war ein Rotkehlchen. Diesen Wink würde Malfoy sicher verstehen, oder? Sie schickte den kleinen Vogel los, der wenig später zwitschernd über den Köpfen der Slytherins hinwegflog. Professor Flitwick wäre sicher stolz auf sie gewesen.

 

Als Draco das Rotkehlchen sah stutzte er kurz, doch dann zückte er seinen Zauberstab. Er richtete ihn auf den Vogel, der mit einem lauten Knall verpuffte. Parkinson stieß daraufhin einen erschrockenen Laut aus. Sie drehte sich um und als sie Ginny erkannte verengten sich ihre Augen zu Schlitzen. Ihre Lippen bewegten sich, doch Ginny konnte aus der Ferne nicht hören, was sie sagte. Vermutlich war es sowieso nichts Nettes. Die drei Slytherins marschierten weiter in Richtung Kerker und Ginny seufzte.

 

Na, schön, dachte sie. Dann eben auf die harte Tour.

 

Die Stunden vergingen und als es Zeit wurde für das Mittagessen wartete Ginny bei den Treppen, die zu den Kerkern führten. Sie lehnte gegen das Treppengeländer mit verschränkten Armen vor der Brust und betrachtete die Schulporträts, während sie auf den Slytherin wartete. Nach all den Jahren sollte man meinen jedes dieser Porträts zu kennen, doch es machte den Anschein, als wären noch unzählige ihr unbekannte Motive unter ihnen. Nach und nach stiegen Slytherins die Stufen empor und es schien eine Ewigkeit zu dauern bis Draco endlich kam. Diesmal war er in Begleitung von Crabbe und Goyle. Na wenigstens etwas, dachte Ginny. Die würde sie leichter loswerden können.

 

Als das Trio das Ende der Treppe erreichte stellte sich Ginny ihnen in den Weg.

 

„Ich will mit dem Schulsprecher reden“, verlangte sie mit emporgerecktem Kinn.

 

Crabbe und Goyle setzten sofort ein alarmiertes Gesicht auf. „Wieso?“, grunzte Crabbe. Er ließ seine Knöchel knacken und Ginny rief sich in Erinnerung, wo ihr Zauberstab war, falls sie ihn gleich benötigen würde.

 

„Professor McGonagall schickt mich“, erklärte sie, während sie aus ihrer Hosentasche einen Umschlag holte. Bei sechs Brüdern hatte die jüngste Weasley schnell gelernt, wie man lügen konnte, ohne rot zu werden. „Ich habe eine Nachricht. Eine vertrauliche“, fügte sie hinzu, als die zwei keine Anstalten machten zu gehen. Die beiden sahen Draco fragend an. Auch er blickte sie misstrauisch und feindselig an, aber er nickte kurz. Crabbe und Goyle war es anzusehen, dass sie dieser Situation nicht trauten, aber sie würden brav seinen Befehl ausführen, ganz die treuen Bodyguards, die sie waren.

 

„Was willst du?“, fragte er, nachdem die beiden in Richtung Mittagessen lostrotteten. Ginny wurde das Gefühl nicht los, dass sein kalter Blick keine Fassade war, sondern tatsächlich pure Abneigung. Was war los mit ihm?

 

„Sagte ich bereits. Mit dir reden.“

 

„Ich will aber nicht mit dir reden“, zischte er und machte Anstalten, sich an ihr vorbei zu drängeln. Doch so einfach ließ sie ihn nicht durchkommen.

 

„Es ist Sonntag, Malfoy. Ich habe den ganzen Tag Zeit, dir auf die Nerven zu gehen“, erklärte sie ruhig. Einige Slytherins gingen an ihnen vorbei. Manche von ihnen bedachten Ginny mit einem gehässigen Blick, andere von ihnen betrachteten das ungleiche Paar neugierig. Das schien auch Draco aufzufallen. Er war vermutlich rasend vor Wut, dass sie es wagte, ihn in aller Öffentlichkeit anzusprechen, und das nachdem sie wochenlang streng darauf geachtet hatten nicht zusammen gesehen zu werden.

 

Tja, selbst schuld.

 

„Die Nachricht von Professor McGonagall ist wirklich sehr wichtig“, sagte Ginny laut, damit es alle Umstehenden hören konnten, und wedelte mit dem Brief in der Hand. Seine grauen Augen musterten misstrauisch den Umschlag. Crabbe und Goyle waren vielleicht so doof ihr das abzukaufen, aber er nicht. Er streckte die Hand danach aus.

 

„Dann halte mich nicht weiter auf und gib mir diesen verdammten Brief!“

 

Mit aufforderndem Blick sah er sie an. Sie stutzte. Unsicher, was sie jetzt tun sollte, denn schließlich war der Umschlag leer. Zögerlich reichte sie ihm den Brief. Bemerkte er denn nicht wie dringend sie mit ihm reden wollte?

 

Wortlos nahm er den Brief und machte bereits auf dem Absatz kehrt, ohne auch nur einen weiteren Blick darauf zu verschwenden.

 

„Malfoy, warte!“

 

Der Slytherin schien ihr diesen Gefallen nicht tun zu wollen und so blieb ihr nur noch ein Ausweg. Ginny zückte ihren Zauberstab.

 

Inicdere!“

 

Draco stolperte.

 

Beinahe hätte er das Gleichgewicht verloren, doch er fing sich gerade noch. Langsam drehte er sich um und Ginny musste schlucken, bei seinem wütenden Gesichtsausdruck. Ihr Ziel war es gewesen ihn zu reizen. Draco hatte sich stets unter Kontrolle, aber wenn sie es schaffte ihn wütend zu machen würde er diese Kontrolle vielleicht verlieren und ihr endlich sagen, was los war.

 

Allem Anschein nach war sie damit erfolgreich gewesen.

 

Er zog seinen Zauberstab und kam auf sie zu.

 

„Mach sie fertig, Malfoy!“, rief einer der umstehenden Slytherins. Inzwischen hatte sich eine große Traube um sie herum versammelt.

 

Zwei Meter vor ihr blieb er stehen.

 

„Das würde ich zu gerne“, zischte er wütend, während er sie nicht aus den Augen ließ. Ginny war wie erstarrt. Sie hielt ihren Zauberstab in ihrer Rechten umklammert. Vielleicht war sie doch zu weit gegangen … Es vergingen einige quälende Sekunden, bis er den Zauberstab sinken ließ. Ein wenig ruhiger fügte er hinzu: „Als Schulsprecher jedoch werde ich mich nicht darauf einlassen.“

 

Ginny atmete erleichtert aus und spürte, wie die Anspannung von ihr wich. Für einen Moment hatte sie wirklich befürchtet ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Von Seiten der Slytherins kamen enttäuschte Laute.

 

„Verschwindet“, blaffte Draco die gaffende Meute an. „Hier gibt es nichts mehr zu sehen. Macht, dass ihr hier wegkommt!“ Nach und nach verschwanden die Mädchen und Jungen und setzten ihren Weg in Richtung Große Halle fort.

 

„Und du kommst mit“, sagte er, als sie endlich allein waren, und packte sie grob am Arm. Er schob sie auf ein Klassenzimmer zu. „Dreißig Punkte Abzug!“

 

„Dreißig?!“, fragte Ginny erschrocken. „Sag mal spinnst?!“

 

„Wenn du nicht gleich ruhig bist, dann schwöre ich, werden es doppelt so viele!“

 

Im leeren Klassenzimmer angekommen knallte er die Tür zu und belegte sie mit anscheinend allen Schutzzaubern, die er kannte. Ginny war trotz der Situation von ihm beeindruckt. Als er sich zu ihr umdrehte funkelte er sie aus kalten grauen Augen an. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“

 

„Du bist selbst schuld“, erklärte Ginny abwehrend. „Hättest du mich nicht ignoriert hätte ich dich nicht in der Öffentlichkeit ansprechen müssen.“

 

„Ich bin so kurz davor“, zischte er und hielt ihr Daumen und Zeigefinger nur Millimeter voneinander entfernt direkt vor die Nase, „so kurz, dich einen Kopf kürzer zu hexen!“

 

„Jetzt beruhig' dich mal wieder“, sagte sie, doch er schnaubte bloß. „Was ist denn bloß los mit dir?“ Besorgt musterte Ginny ihn. So wütend hatte sie ihn schon lange nicht mehr gesehen. Sein Gemütszustand beunruhigte sie. „Ich habe gestern auf dich gewartet, aber du … Du bist nicht gekommen.“

 

„Ach, ist es dir aufgefallen, ja? Ich hätte gewettet du verbringst den Abend lieber mit deinem Lover!“

 

Ginny stutzte irritiert. „Mit … wem?“

 

„Du weißt, von wem ich rede, Weasley. Ich meine deinen geliebten Potter, von dem du nicht einmal beim Quidditch die Hände lassen kannst!“

 

„Wovon redest du da bitte?“, wollte sie verwirrt wissen. Sie fragte sich, wie er auf diesen aberwitzigen Gedanken kam. Sie und Harry? Das war doch verrückt! „Harry und ich sind nur Freunde“, erklärte sie, doch Draco schüttelte nur ungläubig den Kopf.

 

Langsam spürte sie die Wut in sich auflodern. Ein Teil von ihr wollte ihn trösten, ihn in den Arm nehmen und ihm sagen, dass er sich keine Sorgen machen brauchte, dass sie nur Augen für ihn hatte und sie sich außer ihm keinen anderen vorstellen konnte. Der andere Teil in ihr jedoch wollte ihm eine scheuern, ihm sagen, dass sie immerhin kein offizielles Paar waren und keine Verpflichtungen dem anderen gegenüber eingegangen waren. Er hatte keinen Anspruch auf sie und sie war ihm nicht zur Treue verpflichtet. Und nun machte er ihr ohne Gründe einen Vorwurf und behandelte sie von oben herab.

 

Dann platzte ihr der Kragen. „Bist du von allen guten Hippogreifen verlassen? Wir sind nicht zusammen, wenn ich dich daran erinnern darf! Und zwar weil du es so wolltest! Selbst wenn da etwas wäre, dann würde es dich nichts angehen! Merlin weiß, was du mit Parkinson im Slytherin-Gemeinschaftsraum treibst!“

 

„Lass Pansy da raus“, zischte er leise.

 

„Oh, nein!“ Ginny lachte bitter auf. Sie war inzwischen rot vor Zorn. „Sie ist deine Ex, oder etwa nicht? Und jeden Tag sehe ich euch zusammen. Meinst du etwa, das gefällt mir?“ Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Ob es Tränen der Wut oder der Trauer waren vermochte sie nicht zu sagen. Vielleicht war es eine Mischung aus beidem. „So kannst du nicht mit mir reden! Für was hältst du mich eigentlich? Für dein Haustier, das angelaufen kommt, wenn du pfeifst?“

 

Er antwortete nicht darauf. Ginny sah, wie sein Ausdruck sich veränderte. Eine Spur Verunsicherung trat in seine Augen.

 

„Und Harry … Er ist wie ein Bruder für mich“, gestand sie. „Wie kommst du überhaupt darauf?“

 

Er sagte immer noch nichts. Sie überlegte lange, bis ihr das Quidditchspiel vom Vortag einfiel. Nachdem Harry den Schnatz gefangen hatte, hatte sie ihn umarmt. War das die Szene, die er fehlinterpretiert hatte? Da war doch schließlich nichts dabei. So etwas tat man, wenn man sich freute. Das hatte nichts weiter zu bedeuten. Das war unter Freunden doch ganz normal. Dann kam Ginny ein Gedanke. Vielleicht war es für Gryffindors normal, aber nicht für Slytherins, die wohlerzogen und nach der Etikette lebten. Die Schlangen brachten selten ihre Freude zum Ausdruck. Vielleicht war so etwas wirklich fremd für ihn.

 

Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Er war eifersüchtig.

 

Plötzlich war ihre ganze Wut wie verflogen. Bei Draco wusste sie nie so genau, woran sie war. Doch anscheinend schien sie ihm so viel zu bedeuten, dass allein der Gedanke, sie hätte einen anderen, ihn in Rage versetzte. So reagierte man nicht, wenn einem derjenige egal war.

 

Langsam ging sie auf ihn zu. Seine Augen musterten jede ihrer Bewegungen. Vorsichtig legte sie ihre Arme um ihn. Er rührte sich nicht, wehrte sich aber auch nicht dagegen.

 

„Du bist manchmal echt ein Idiot“, murmelte sie an seiner Brust. „Ich mag dich wirklich gern, Draco. Nur dich.“ Sie wusste, dass sie von ihm keine Entschuldigung erwarten brauchte, aber als er seine Arme um sie legte und ihre Umarmung mit festem Griff erwiderte, kam es dem beinahe gleich. Er vergrub sein Gesicht an ihrer Halsbeuge und für einen Moment genoss sie einfach nur seine Nähe.

 

Sie war kurz davor ihm zu sagen, dass sie ihn liebte. Doch nach einem Blick in seine gequälten Augen entschied sie sich dagegen, denn sie fürchtete, dass es alles nur noch schlimmer machen würde. Er wirkte immer noch angespannt und es schien etwas Unausgesprochenes in der Luft zu hängen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass ihn noch mehr belastete.

 

„Gibt es noch etwas, das du mir sagen willst?“

 

Graue Augen blickten verzweifelt in braune. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie, er würde sich ihr öffnen und ihr sagen, was ihn so sehr quälte. Doch dann schüttelte er langsam den Kopf, die Lippen fest aufeinander gepresst. Er würde nichts sagen. In seinen Augen sah sie die pure Verzweiflung. Es brach ihr fast das Herz.

 

„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie.

 

Er sah sie lange an. Dann beugte er sich zu ihr hinab und lehnte seine Stirn gegen ihre.

 

„Mir kann keiner mehr helfen.“



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