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In Zeiten des Krieges

Draco x Ginny
von
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Teil 1 – Kapitel 14

November 1997

 

Die Tage zogen in Windeseile vorüber und der November neigte sich langsam dem Ende. Umso kälter es draußen wurde, desto eisiger wurde die Stimmung im Schloss. Durch die Verteidigungs-AG wurde den Schülern die bedrohliche Lage, die außerhalb von Hogwarts herrschte, nur umso bewusster. Doch nichts von alledem spielte in diesem Moment eine Rolle für die rothaarige Gryffindor. Weder der Unterricht oder Quidditch oder sonst irgendetwas, worüber man sich Sorgen machen könnte. Ginny entspannte sich in der großen Badewanne voller wohlduftendem Badeschaum. Es war, als wäre das Vertrauensschülerbad zu einem anderen Ort geworden, abgeschieden und weit entfernt von der Realität in Hogwarts.

 

Ihre täglichen Treffen waren beinahe schon zur Routine geworden. Fast jeden Abend um acht Uhr trafen sie sich hier drin. Abwechselnd trugen sie sich in den Zeitplan für das Vertrauensschülerbad ein und nutzten die eine Stunde für ein wenig Zweisamkeit. Hier drin würde sie niemand stören. Geheime Orte in Hogwarts gab es viele, doch abgesehen von den verborgenen Nischen und den leeren Besenkammern war es im Bad der Vertrauensschüler wenigstens gemütlich. Dieser Raum war warm, beleuchtet und die riesige Wanne bot mehr als Platz für zwei.

 

Es war ihr süßes Geheimnis. Niemals würde Ginny jemandem auch nur ein Sterbenswörtchen von diesen Treffen erzählen. Kaum vorzustellen, wie ihre Familie oder ihre Freunde reagieren würden, wenn sie erführen, was sie und Draco hier drin trieben. Auch wenn die Rothaarige sich manchmal danach sehnte, jemandem davon erzählen zu können. Sie hatte niemanden, mit dem sie dieses Geheimnis teilen konnte, und dieser Gedanke ließ sie sich schrecklich einsam fühlen.

 

Jedes Mal, wenn sie in den Gängen des Schlosses an einem Händchen haltenden Paar vorbei ging oder wenn sie im Gryffindor-Gemeinschaftsraum zwei sich küssende Teenager sah, versetzte es ihrem Herzen einen kleinen Stich, denn es war das, was sie sich auch wünschte. Aber das ging nicht. All diese Dinge, die verliebte Paare nun einmal miteinander taten, konnte sie nicht tun. Nicht mit ihm. Ihr blieben nur diese geheimen Treffen. Ihnen blieb eine Stunde, jeden Tag. Wer weiß für wie lange.

 

Sie saßen beide in der Wanne. Der süße Duft von Vanille lag im Raum, ein Duft, den Ginny bereits mit dem blonden Slytherin verband. Er suchte immer die Düfte für das Badewasser aus. Bereits vor ihren Treffen hatte das Bad nach Vanille gerochen, als sie es nach ihm benutzt hatte. Manchmal entschied er sich für etwas blumiges, wie Maulbeere oder Feige, doch sein Favorit schien eindeutig Vanille zu sein, da er sich immer wieder für diesen Duft entschied. Ginny saß rittlings auf seinem Schoß. Die langen roten Haare hatte sie zu einem Haarknoten gedreht und ihren Zauberstab durchgesteckt, damit es zusammengehalten und nicht nass wurde. Das Badewasser ging ihr bis knapp oberhalb des Bauchnabels. Hier und da schwammen einige Schaumkronen über die Wasseroberfläche, wie Wolken an einem blauen Himmel. Draco lehnte gegen den Beckenwand, beide Arme auf dem Rand des Porzellans ausgebreitet und betrachtete sie genüsslich. Ihre Hände lagen um seinen Nacken gelegt, die Finger miteinander verschränkt.

 

„Ich liebe diesen Anblick“, raunte er mit halb geschlossenen Augen. Seine grauen Augen wanderten über ihren nackten Oberkörper.

 

Und ich liebe dich, schoss es ihr durch den Kopf und sie versuchte diese Gedanken zu verdrängen. Niemals würde sie diese Gedanken laut aussprechen. Vielleicht wusste er es. Vielleicht auch nicht. Es spielte keine Rolle.

 

Ginny warf einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hing. Kurz vor neun. Die Zeit in diesem Raum schien viel zu schnell zu vergehen. Widerwillig löste sie sich von dem Slytherin. Sie glitt von seinem Schoß und wollte zur Treppe der Badewanne, um sich anzuziehen.

 

„Wo willst du hin?“

 

Ginny warf erneut einen Blick auf die Uhr, verwirrt, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht in der Uhrzeit geirrt hatte. „Die Stunde ist um“, erklärte sie dann.

 

Draco sah sie unberührt an. „Na und“, sagte er. „Nach uns hat keiner das Bad belegt. Wir können also so lange hier drin bleiben, wie wir wollen.“

 

Sie stutzte. Bisher waren sie noch nie länger hier drin gewesen, als eine Stunde.

 

So gerne sie auch wollte, sie hatte gar keine Zeit dafür. „Ich muss lernen“, gestand Ginny. Auf seinen ungläubigen Blick hin fügte sie hinzu: „Der Aufsatz für Verwandlung muss morgen fertig sein. Ich kann mir nicht schon wieder Nachsitzen einfangen.“ Sie seufzte bei dem Gedanken an das Nachsitzen bei Snape. „Im Moment ist schon genug los. Ich weiß gar nicht, wann ich noch lernen soll. Wenn ich nicht gerade zur Verteidigungs-AG muss, dann zum Quidditchtraining, und noch dazu kommen die Prüf–“ Sie stoppte abrupt in ihrem Redeschwall und sah ihn an. Fast hätte sie vergessen, mit wem sie da gerade sprach. „Wieso erzähle ich dir das überhaupt ...“

 

Sie wollte gerade aus der Wanne steigen, als er fragte: „Was ist das Thema des Aufsatzes?“

 

Langsam drehte sie sich um, die Hand bereits am Treppengeländer, das aus der Wanne führte, und sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Das war neu. Generell redeten sie nicht wirklich miteinander. Ein paar kurze Sätze, bloße Floskeln, oder Absprachen bezüglich des nächsten Treffens. Ihre Münder waren sonst mit etwas anderem beschäftigt. Und das war auch besser so, denn ihre vorangegangenen Gespräche waren meist alles andere als gut verlaufen. Vor allem ihr letzter Streit war Ginny noch gut in Erinnerung geblieben, als sie ihn am liebsten einen Kopf kürzer gehext hätte. Seit dem Beginn ihrer Treffen gab es dieses ungeschriebene Gesetzt keine privaten oder ansatzweise wichtigen Informationen auszutauschen.

 

Wollte er jetzt die Spielregeln ändern?

 

„Komm schon, Weasley, da ist doch nichts dabei.“ Er machte eine Handbewegung und bedeutete ihr, dass sie wieder näher kommen sollte. Als würde er sagen wollen, das Thema sei ungefährlich genug. „Lass uns ein wenig reden, über … Hausaufgaben.“

 

Es dauerte mehrere Momente, in denen Ginny überlegte, bis sie dann nachgab. Ihr Blick war immer noch skeptisch, was ihn amüsiert schmunzeln ließ. „Na schön.“ Der Gedanke daran mit Draco Malfoy ein normales Gespräch zu führen, bei dem niemand schrie oder Beleidigungen benutzte, war ungewohnt und seltsam. Sie tauchte bis zum Kinn im Badewasser ab, wobei sie tief in die Hocke gehen musste, und schwamm langsam auf ihn zu. Dabei sah sie ihn unverwandt an und auch er brach nicht einmal den Blickkontakt.

 

„McGonagall nimmt gerade das Thema Animagi mit uns durch.“

 

„Jetzt erst?“ Er hob eine Augenbraue. „Wir hatten dieses Thema bereits im dritten Schuljahr.“

 

Ginny zuckte mit den Schultern, merkte dann aber, dass er es nicht sehen konnte, da sie unter Wasser waren.

 

„Was genau verstehst du nicht?“

 

„Es ist nicht so, dass ich es nicht verstehe“, gestand Ginny langsam und etwas verlegen, „sondern eher so, dass ich mehr geschlafen habe, als dem Unterricht zu folgen. Den Abend davor hatten wir noch lange Quidditch-Training, wegen dem Spiel gegen Hufflepuff am Wochenende.“

 

Nachdem Oliver Wood seinen Abschluss an Hogwarts gemacht hatte, war Harry der neue Kapitän der Mannschaft geworden. Auch wenn er niemals so verrückt werden würde wie Wood, der darauf besessen gewesen war seinen Mannschaftskameraden das Äußerste abzuverlangen – Fred und George konnten ein Lied davon singen – so war er alles andere als unengagiert. Bis spät in die Nacht hatten sie trainiert, obwohl es im November schon früh dunkel wurde. Zahlreiche magische Lichtkugeln über dem Quidditchfeld hatten dabei für Licht gesorgt, damit sie die Bälle sehen konnten.

 

„Deswegen konntest du Dienstag nicht. Quidditch“, stellte er fest und sie nickte. „Es wird noch der Tag kommen, an dem auch du einsehen wirst, dass kein Training der Welt deine lausigen Fähigkeiten auf einem Besen verbessern wird.“

 

Ginny reckte das Kinn. „Es reicht gerade noch, um dich vom Besen zu werfen.“

 

Er schmunzelte. „Das wird dir nie gelingen.“

 

Einige Sekunden vergingen, in denen sie sich nur ansahen. Dann brach Ginny das Schweigen.

 

„Was wärest du für ein Tier? Als Animagus, meine ich.“

 

Er seufzte und rieb sich leicht genervt die Nasenwurzel. „Man kann sich die Gestalt nicht aussuchen“, erklärte er, wobei er klang, wie ein angespannter Professor Snape. „Der Charakter einer Person beeinflusst, in welches Tier man sich verwandelt. Das müsstest du eigentlich wissen. Ehrlich Weasley, vielleicht solltest du doch lieber lernen gehen.“

 

Sie rollte mit den Augen, machte sich aber innerlich eine Notiz, dankbar für diese hilfreiche Anmerkung. „Na fein, was wärst du für ein Tier, wenn du es dir aussuchen könntest?“, wagte sie den zweiten Versuch.

 

Inzwischen war sie ihm wieder näher gekommen. Seine Arme glitten unter Wasser und er umfasste ihre Handgelenke. Sanft zog er sie erneut auf seinen Schoß, sodass sie wieder so saßen, wie noch vor wenigen Minuten. „Ich weiß nicht. Darüber habe ich noch nie nachgedacht“, sagte er, während seine Hände ihre Hüften umfassten und sie noch näher an sich zog. Sie schlang ihre Beine um ihn. „Ich schätze irgendetwas, das fliegen kann.“

 

Ginny legte den Kopf leicht schief und musterte seine grauen Augen. „Tatsächlich?“, wollte sie überrascht wissen. „Ein Vogel?“

 

Daraufhin verzog er leicht das Gesicht. „Ich hatte eher an so etwas wie einen Drachen gedacht.“

 

Ginny warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Ja ne, ist klar.“ Sie lachte. „Wohl eher ein kleines Rotkehlchen“, neckte sie ihn und stupste ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase. Mit ein wenig mehr Ernst in der Stimme sagte sie: „Hmm, oder vielleicht ein Rabe? Ein Adler wäre auch sehr passend.“

 

„Wie kommst du auf einen Raben?“, fragte er plötzlich interessiert.

 

„Ich weiß nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich finde es passt zu dir.“

 

Er hob eine Augenbraue. „Weil Raben dafür bekannt sind, dass sie Pech bringen?“

 

„Nein, weil Raben schlau sind.“

 

Und weil sie schwarz waren und Draco etwas Dunkles ausstrahlte. Die Dunkelheit passte zu seiner Persönlichkeit. Das hatte sie schon vor Jahren bemerkt. Aber statt Ginny damit abzuschrecken schien es sie irgendwie anzuziehen.

 

„Wieso keine Schlange?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.

 

„Das wäre zu offensichtlich, findest du nicht? Außerdem bin ich gerne in der Luft. Fliegen gefällt mir.“

 

Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Geht mir genauso.“

 

Das war wohl das persönlichste und ehrlichste Gespräch, das sie je miteinander geführt hatten.

 

Draco Malfoy war alles andere als ein offenes Buch. Nein, er war verschlossen und glich einem der Bücher aus der Verbotenen Abteilung der Bücherei in Hogwarts, mit vielen eisernen Ketten drum herum gewickelt und einem fetten Vorhängeschloss, von dem man den rostigen Schlüssel längst weggeworfen hatte. Doch heute, in diesem Moment, schien es, als würde sich dieses Buch ein wenig öffnen. Nur ein ganz kleines bisschen.

 

„Und du?“

 

Ginny überlegte. „Wenn ich es mir aussuchen könnte? Hmmm … Im Gegensatz zu dir will ich nicht fliegen. Ich bleibe lieber an Land. Ich wäre gerne klein, damit ich mich gut verstecken kann, aber auch stark, damit ich mich wehren kann und ich will schnell sein. Irgendetwas schönes. Bloß nichts Ekliges.“

 

Er beugte sich leicht zu ihr vor und in seinen Augen blitzte etwas auf. „Das trifft alles auf eine Schlange zu.“

 

Sie rollte mit den Augen. „Ich sagte doch, nichts Ekliges!“

 

Er lehnte sich wieder zurück. „Schlangen sind nicht eklig.“

 

„Das liegt anscheinend im Auge des Betrachters.“ Plötzlich fiel ihr etwas ein. Etwas, das sie bereits ganz vergessen hatte. „Da wir gerade über Hausaufgaben sprechen“, begann sie langsam. „Wie lief eigentlich deine Hausarbeit für Trelawney?“

 

Ginny musterte ihn ganz genau. Sein Ausdruck war ruhig und sein Gesicht zeigte keinerlei Regung. Nur in seinen Augen konnte sie etwas sehen.

 

Sie sah, wie sich das Buch wieder schloss.

 

„Da reicht man dir den kleinen Finger und du willst gleich die ganze Hand.“

 

„Wieso sollte ich eine Gelegenheit nicht ergreifen, wenn ich sie sehe?“

 

Seine Mundwinkel zuckten. „Listig …“

 

Sie wusste, was er dachte. List war eine Eigenschaft, die dem Haus Slytherin zugeordnet wurde. Fred und George hatten sie früher immer damit aufgezogen, der Sprechende Hut würde sie bei ihrer Einschulung nach Slytherin schicken. Doch sie hatte sie eines Besseren belehrt.

 

Ginny wollte nicht aufgeben. Es würde schwierig werden, aus ihm etwas herauszubekommen, doch sie wollte es versuchen. „Ich weiß, dass der Mondstein nicht im Unterricht behandelt wurde.“

 

Er hob eine Augenbraue. „Tatsächlich? Und woher, wenn ich fragen darf?“

 

„Ich habe Harry und Ron gefragt“, gestand sie, auch wenn sie wusste, dass es für sie nicht von Vorteil sein würde, die Namen seines Erzrivalen zu erwähnen. „Ich weiß, dass sie mit dir zusammen Wahrsagen belegen. Allerdings wussten sie nichts von einem Mondstein. Es war also keine Hausarbeit. Du hast gelogen.“

 

Sie blickte in seine grauen Augen, versuchte irgendeine Regung in ihnen zu erkennen und aus dem Blonden schlau zu werden. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, als würde er sich erklären, als würde er ihr sagen, was es mit diesem Stein auf sich hatte und weshalb er damals auf dieser Lichtung war, dort, wo alles angefangen hatte. Doch sie blickte in eine Maske. Kalt und regungslos.

 

„Das war nicht das erste Mal“, sagte er langsam, „dass ich dich angelogen habe, und vermutlich auch nicht das letzte Mal.“

 

Diese Worte versetzten ihr einen Stich.

 

„Gut zu wissen.“

 

Oft fragte sie sich, wie sie sich zu ihm so hingezogen fühlen konnte, bei all den Gemeinheiten, die er von sich gab. So zärtlich seine Berührungen sein konnten, so kalt waren seine Worte, oft völlig widersprüchlich im Gegensatz zu seinem Verhalten. Sein Körper gab ihr Nähe, seine Worte aber Distanz. Es war schwierig, das auszuhalten und Ginny wusste nicht, wie lange sie das noch konnte.

 

Ohne ein weiteres Wort stieg sie aus der Wanne. Sie zog ihren Zauberstab aus ihrem Haarknoten und ihr langes rotes Haar fiel ihren Rücken hinab.

 

„Accio, Handtuch.“

 

Ein Handtuch kam angeflogen und sie begann sich abzutrocknen, während sie ihre Schuluniform zusammensuchte. Währenddessen blieb Draco in der Wanne sitzen und machte keinen Anstalten, das Bad ebenfalls verlassen zu wollen. Er sah ihr lediglich dabei zu, wie sie sich anzog. Lange sagte keiner von ihnen ein Wort.

 

„Dann bis morgen, Weasley“, sagte er, als sie bereits auf die Tür zusteuerte.

 

Zuerst antwortete sie nicht. Sie wünschte, sie hätte die Kraft nein zu sagen, ihm widerstehen zu können und ihm nicht so ausgeliefert zu sein.

 

Sie öffnete die Tür …

 

„Bis morgen, Malfoy.“

 

… und ging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2020-03-09T20:16:38+00:00 09.03.2020 21:16
Und ich liebe dich, schoss es ihr durch den Kopf


ah herrje... aber ich mag es wenn Ginny Liebeskummer hat xD
<3
Antwort von:  stone0902
10.03.2020 17:19
Ich liebe Drama eben genauso sehr wie du ;)


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