In Zeiten des Krieges von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 2: Teil 1 – Kapitel 2 ----------------------------- Juli 1997   Die Familie Lestrange hatte ihr altes Eigenheim mit Freuden dem Dunklen Lord zur Verfügung gestellt. Für sie war es eine Ehre, dass ihr Meister, der sie aus den modrigen und kalten Mauern Askabans befreit hatte, in ihrem Anwesen lebte. Das Haus, welches schon beinahe einem Schloss glich, lag im Süden Englands, weit abgeschieden von irgendwelchen magischen Dörfern, nahe der Küste, geschützt von unzähligen Zaubern, die es den Auroren unmöglich machten, die entflohenen Insassen aus Askaban zu finden.   An diesem Abend wurde das Anwesen zum Treffpunkt der schwarzen Magier. Die Todesser, die Anhänger des Dunklen Lords, hatten sich versammelt, nachdem das Dunkle Mal auf ihren Unterarmen gebrannt hatte, und der glühende Schmerz ihnen zu verstehen gab, dass ihr Meister nach ihnen verlangte. Die Schmerzen des Dunklen Mals, welche die Todesser viele Jahre lang nicht verspürt hatten, suchten diese heutzutage viel häufiger heim, und kaum noch einer von ihnen erschrak, wenn der Arm plötzlich in Flammen aufzugehen schien, denn der Dunkle Lord rief sie in den letzten Wochen immer öfter zu sich. Zwischen den einzelnen Versammlungen lagen meist nur wenige Tage.     Das ehemalige Wohnzimmer der Lestranges war zu einem Besprechungszimmer umfunktioniert worden. Ein großer, zehn Meter langer Tisch aus schwarzem blankpoliertem Holz stand in der Mitte; auf ihm standen lange, weiße Kerzen, in silbernen Haltern, dessen Flammen nie erloschen, sowie silberne Kelche, gefüllt mit Elfenwein und Feuerwhisky. An der Front saß Lord Voldemort, mit dem Rücken zum Kamin, dessen Feuer den großen Raum nicht zu erwärmen vermochte. Anwesend waren Voldemorts treueste Gefolgsleute, die ihm schon zur Seite gestanden hatten, als er das erste Mal an der Macht gewesen war. Die Hausherren, Rabastan und sein älter Bruder Rodolphus Lestrange, sowie dessen Ehefrau Bellatrix nahmen die Plätze zu seiner Linken ein.   „Also“, Voldemorts kalte, ruhige Stimme durchschnitt die Stille im Raum. „Wie verläuft Projekt Spinnennetz?“   „Es läuft alles nach Plan, Mylord“, begann Lucius, der zur Voldemorts Rechten saß. „Die … Zielperson konnte für unsere Seite angeworben werden. Nicht einmal der Imperius war notwendig gewesen, da sich herausstellte, dass er bereits schon seit längerem ein heimlicher Verfechter unserer Ziele ist.“   Falls diese Nachricht Voldemort erfreuen sollte, so zeigte er es nicht. In seiner Hand hielt er seinen Zauberstab, drehte ihn gedankenverloren in seinen dürren Fingern. „Deine Beziehungen zum Ministerium sind wahrlich von Vorteil, Lucius. Sorge dafür, dass nichts schiefgeht. Dieses Projekt ist von äußerster Wichtigkeit. Ich verlasse mich auf dich.“   Aus seinem Mund klang das allerdings nicht wie ein Kompliment, sondern eher wie eine unausgesprochene Drohung, die besagte: Enttäusche mich bloß nicht! Lucius nickte mechanisch.   Die roten Pupillen von Voldemorts Augen wanderten den Tisch entlang zu Dolohow und Rookwood. „Wie es euch beiden erging brauche ich nicht zu fragen“, sein lippenloser Mund verformte sich zu einem kühlen Lächeln, „die Zeitungen waren überfüllt mit Schlagzeilen.“   Die Männer tauschten zufriedene Blicke aus und auch die restlichen Todesser am Tisch wussten, worauf ihr Meister anspielte. Bellatrix lachte laut und reckte stolz das Kinn, als wäre sie es gewesen, die man für diese Taten lobte.   Der Tagesprophet berichtete beinahe täglich über das Verschwinden und die Morde an den Muggeln sowie der Sichtung des grün-glühenden Dunklen Mals am Himmel, welches die Taten der Todesser bezeugte. Bislang galten diese Angriffe nur als Warnung oder als Machtdemonstration: Die Opfer wurden willkürlich ausgewählt. Für die Todesser war es ein Leichtes, Muggel anzugreifen, die sich nicht schützen konnten und es dauerte ewig bis die Auroren davon erfuhren, bis sie am Ort des Geschehens eintrafen und meistens nicht mehr helfen konnten.   Mittlerweile gab es andere Ziele. Bekanntere Ziele. Hexen und Zauberer mit unreinem Blut, Schlammblüter, zählten nun zu ihren Opfern, sowie Personen, die sich nicht auf eine Zusammenarbeit einigten. Nicht selten waren die Todesser bereits an einige Auroren geraten. Letzten Monat war es dem Ministerium gelungen Macnair zu schnappen und nach Askaban zu bringen – wo er aber nicht lange bleiben würde.   „Und wie steht es mit Leontes?“, fragte Voldemort.   „Mylord, wir haben Leontes noch nicht ausfindig machen können; den Gerüchten zufolge sei er bereits gestorben. Niemand hat ihn seit Jahren gesehen oder etwas von ihm gehört.“   Lord Voldemorts Augen verengten sich. Diese Antwort war keinesfalls befriedigend. Bis auf den Befehl, diesen Mann ausfindig zu machen, hatten sie keinerlei Informationen erhalten. Sie konnten dadurch überhaupt nicht erahnen, wie wichtig dieser Mann für ihren Meister war. Die Atmosphäre im Raum war angespannt.   Nun ergriff Rosier das Wort. „Einige Spuren verweisen nach Irland. Wir werden dem schnellstmöglich nachgehen, mein Herr.“ Die letzten zwei Wochen hatten er und Avery ihre Zeit dafür verwendet nach Leontes zu suchen. Man hatte halb England nach einem Mann abgesucht, der seit Jahren wie vom Erdboden verschluckt war.   Voldemort lehnte sich in seinem Lehnstuhl zurück. „Und was ist mit Black?“, fragte er nun ein wenig härter. Dieser Mann war ihm schon lange ein Dorn im Auge.   „Gerüchten zufolge wurde er in London gesehen“, sagte Rabastan.   „Kann dieser Mann wirklich so töricht sein sich mitten in London aufzuhalten?“, fragte Yaxley abfällig.   Voldemort lächelte eisig. „So wie ich ihn kenne kommt er früher oder später schon von selbst zu mir.“ Neben ihm kicherte Bellatrix. „Es wird nun Zeit, dass wir die Jünglinge zu uns ziehen werden“, verkündete Voldemort und ein aufgeregtes Murmeln erfüllte den Raum. Er ließ seinen Blick über die Todesser schweifen, sah sich jedes einzelne Gesicht an, auf denen sich Erstaunen und Irritation spiegelte. Bei Malfoys Gesicht verharrte sein Blick eine Sekunde länger, als bei den anderen. „Ich sehe keinen Grund“, begann Voldemort, und, obwohl er seine Stimme nicht erhoben hatte, verstummten die Todesser augenblicklich, als würde er sie schelten; sein Wort war Gesetz, „warum wir sie in Zukunft noch weiter ausgrenzen sollten. Wir brauchen Unterstützung. Es gibt einige, die in ihrem Stammbaum einen Erben vorweisen können.“ Er warf einen vernichtenden Blick auf die Lestranges und zeigte ihnen all seine bittere Enttäuschung darüber, dass sie nicht imstande waren einen Erben hervorzubringen, und blickte dann, wieder reglos, zu seiner anderen Seite, an der Lucius saß. „Wenn ich mich nicht täusche, dann ist dein Sohn inzwischen volljährig.“   „Jawohl, mein Lord. Vor einigen Wochen hat Draco das siebzehnte Lebensjahr erreicht.“   Voldemort neigte den Kopf, zeigte das Andeuten eines Nickens. „Für deinen Sohn habe ich mir schon etwas ganz Besonderes ausgedacht. Eine Aufgabe, die seinem Namen alle Ehre machen wird.“   Lucius spürte, wie alle Augenpaare nun auf ihm ruhten und er konnte sich denken, dass seine Schwägerin beinahe vor Eifersucht platze. Sie war selber schuld, wenn sie keinen Erben gebar. Dem Dunklen Lord zu dienen war eine große Ehre und er und Narzissa hatten Draco von Geburt an mit seinen Wertvorstellungen erzogen. Allerdings hatte Lucius nicht damit gerechnet, dass Draco schon so früh in die Gefolgschaft miteinbezogen werden sollte. Schließlich ging er noch zur Schule. Lucius tauschte einen raschen Blick mit Nott, Crabbe und Goyle, deren Söhne im gleichen Alter waren, wie sein Sohn.   „Mylord, darf ich fragen, um was für eine Aufgabe–“   „Alles zu seiner Zeit, Lucius. Wir wollen die Überraschung doch nicht verderben.“   „Es wird ihm eine Ehre sein“, antwortete Lucius ehrerbietend, doch es kostete ihn Mühe, unter dem forschenden Blick seines Meisters seine gleichgültige Miene aufrechtzuerhalten.   „Zu der nächsten Besprechung erwarte ich alle Söhne“, verkündete Voldemort und sah noch einmal die Todesser der Reihe nach an, besah sie mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete. Voldemort lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Nagini erschien wie aus dem Nichts, schlängelte an der Stuhllehne empor und legte sich, leise zischend, um Voldemorts Schultern. Sie zischte ihm seltsame Laute zu und Voldemort, als verstände er ganz genau was sie sagte, nickte, und streichelte ihren glatten Kopf.   „Ihr seid nun entlassen.“   * * *   Nicht weit entfernt vom Anwesen der Lestranges befand sich das Manor der Familie Malfoy, welches von der Dunkelheit der Nacht in Wiltshire eingehüllt wurde. Im Kamin im Salon brannte ein Feuer, welches es kaum schaffte den gigantischen Raum zu erhellen. Lange Schatten tanzten an den Wänden und bescherten eine unheimliche Stimmung. Vor dem Kamin saß eine blonde Frau in einem Sessel, die immer wieder einen Blick ins Feuer warf. Mehrere Stunden schon saß sie hier, seitdem ihr Mann aufgebrochen war. Seitdem wartete sie hier auf seine Rückkehr, versuchte sich mit irgendetwas abzulenken, lesen oder sticken, aber dafür hatte sie sich nicht genug konzentrieren können.   Es war bereits mitten in der Nacht, doch Narzissa würde nicht ohne ihren Mann zu Bett gehen. Sie sorgte sich, das tat sie immer, wenn ihr Mann zu ihm ging. In letzter Zeit hatte der Dunkle Lord ihn oft zu sich gerufen. Sie wusste nie, ob sie ihren Mann wiedersehen würde, wenn er dem Ruf des Dunklen Mals folgte. Dann schienen Minuten zu Stunden zu werden und das untätige Warten quälte Narzissa jedes Mal aufs Neue.   Endlich verfärbte sich das Feuer im Kamin und Narzissa atmete erleichtert auf. Aus den grünlodernden Flammen trat Lucius, ihr Ehemann, und sobald er aus dem Kamin gestiegen war, loderte wieder das kleine orangerote Feuer.   Lucius zog sich seinen Mantel aus und warf ihn achtlos auf den Boden. Noch bevor er den blankpolierten Marmor erreichen konnte, erschien ein Hauself, der den Mantel auffing und mit ihm disapparierte. Lucius war wütend, das sah sie sofort.   „Was ist passiert?“, fragte sie besorgt. Narzissa eilte auf ihren Mann zu, der aufgebracht auf und ab lief. Sie würde ihn gerne in den Arm nehmen, doch in seinem erzürnten Zustand entschied sie sich dagegen.   Lucius fuhr sich durchs Haar, eine lästige Geste, die er äußerst selten ausübte. Er atmete laut aus. „Draco soll das nächste Mal mit dabei sein.“   Narzissa wurde kreidebleich. Sie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Dunkle Lord nach ihrem Sohn verlangen würde, doch sie hatte gehofft, ihm bliebe noch mehr Zeit. Kalte Angst packte sie.   „Die Söhne von Crabbe, Goyle und Nott ebenfalls. Alle Söhne sollen beim nächsten Treffen anwesend sein. Sie sind inzwischen alle volljährig. Tse, wie stellt er sich das vor?“, fragte Lucius aufgebracht. „Im Moment sind Schulferien, aber wie soll das in Zukunft funktionieren? Ich werde wohl kaum unseren Sohn von der Schule holen können damit er an einem Todesser-Treffen teilnehmen kann! Was ist wenn Dumbledore Verdacht schöpft?“   Bei seinen Worten war sie kaum merklich zusammengezuckt. „Nun, ich schätze, da können wir nichts gegen machen“, sagte sie während es ihr das Herz brach. Wenn der Dunkle Lord erst einmal etwas befahl, dann mussten sie dem auch Folge leisten. Sie wusste, wie er Ungehorsam bestrafte. Er duldete keinen Widerspruch. Und Narzissa hatte in ihrem Leben  gelernt, gehorsam zu sein.   „Natürlich nicht“, sagte ihr Gatte barsch. „Es ist eine Ehre! Für ihn so wie für uns“, spuckte er aus und es klang alles andere als ehrenvoll. Narzissa nickte mechanisch. Nie würde sie etwas anderes behaupten. Außer ihnen war niemand anwesend und doch hatte sie das Gefühl, die Wände hätten Ohren. In diesen Zeiten konnte man nie vorsichtig genug sein.   „Wo ist der Junge überhaupt?“, fragte Lucius irritiert.   Narzissas Blick wurde weicher. „Er ist bei seiner Großmutter.“   „Wo auch sonst!“   Lucius verstand bis heute nicht, wieso sein Sohn so viel Zeit mit der alten Hexe verbrachte. Seit ihrer plötzlichen Erkrankung vor einem Monat war Druella Black bei ihnen im Manor eingezogen. Seine Schwiegermutter war ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen, doch Narzissa hatte sich vehement dagegen gewehrt sie nicht aufzunehmen und so sorgte sie seitdem für ihre schwerkranke Mutter. Lange würde sie ohnehin nicht mehr unter ihnen weilen und wenn es nach Lucius Malfoy ginge dann sollte sie das Zeitliche eher früher als später segnen. Für ihn war sie nur eine Last. Lucius hatte weder zu seinen eigenen Eltern noch zu seinen Schwiegereltern ein gutes Verhältnis gehabt, doch bei Draco war es anders. Zwischen ihnen bestand eine gewisse Verbindung. Druella und Cygnus waren Reinblüter durch und durch und doch sagte ihm sein Gefühl, dass er der alten Hexe nicht trauen konnte. Sie hatte so etwas an sich … Und er wollte nicht, dass sie seinen Sohn auf dumme Gedanken brachte.   Lucius ließ sich auf einem weich gepolsterten Sessel nieder. Allmählich spürte er die Erschöpfung. Es war bereits spät in der Nacht. Er starrte ins Feuer. Seine Augen folgten dem Flammenspiel wie in Trance. Narzissa kniete sich in ihrem Kleid, ganz undamenhaft, neben ihn und legte ihre Hände sanft auf seinen Unterarm.   „Was ist noch geschehen?“, fragte sie. Sie kannte ihren Mann gut genug, um zu spüren, dass ihm noch etwas auf der Seele lastete.   Es dauerte einige Herzschläge, bis er ihr antwortete. „Rabastan hat mir im Vertrauen erzählt“, begann Lucius mit gesenkter Stimme, „dass der Dunkle Lord öfters das Haus verlässt. Manchmal sogar für mehrere Tage. Und keiner weiß wieso.“   Verwundert runzelte sie die Stirn. „Was denkst du, wohin er geht?“   „Ich habe nicht den blassesten Schimmer.“   „Aber du bist sein engster Vertrauter!“   „Das ist es ja. Er weiht mich sonst in all seine Pläne ein.“ Lucius seufzte resigniert. „Ich vermute, dass es etwas mit Leontes zu tun hat. Er lässt uns nach ihm suchen, sagt uns aber nicht wieso. Schau mich nicht so an Narzissa, du weißt sowieso schon viel zu viel.“ Mit diesen Worten wandte er sich von ihr ab und starrte wieder ins Feuer. Nach einigen Sekunden des Schweigens erhob sich Narzissa, glättete ihr Kleid und fragte: „Wann wirst du es Draco sagen?“   „Gleich morgen.“   Sie nickte. Mit dieser Antwort hatte sie gerechnet. Ihr Mann war niemand der gerne Dinge aufschob.   „Es ist schon spät, Narzissa. Geh zu Bett. Ich komme gleich nach.“   Seine Frau verließ gehorsam das Zimmer und Lucius starrte noch eine lange Zeit ins Feuer, die Informationen des heutigen Abends verdauend.   Morgen würde er seinem Sohn sagen, dass er ein Todesser werden würde.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)