Zum Inhalt der Seite

Zwischen den Stühlen

...ist auch noch Platz
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Eine Nacht, drei Träume (Chihiro)

Eigentlich ist sie froh darüber, dass Kakashi geblieben ist, trotz der Tatsache, dass er sich merkwürdig benommen hat. Sie spürt seinen ruhigen festen Blick auf sich. Das Gefühl entspannt sie ein wenig. Langsam fällt sie in einem unruhigen Schlaf.
 

Dunkelheit. Kalte Dunkelheit umgibt sie. Ihr Körper fühlt sich schwach an. Die Schmerzen hämmern durch ihre Nervenbahnen.

Müde öffnet sie die Augen. Verschwommen erkennt sie die Steinwände, die sie umgeben. Ihr Blick wandert nach unten, Metall ist um ihre Handgelenke gewickelt. Wahrscheinlich schmerzen sie, aber ihr ganzer Körper ist ein einziger Schmerz, da fällt jeder Einzelne nicht mehr ins Gewicht.

Eine Ratte huscht durch ihre Zelle und auf sie zu. An ihren nackten Füßen bleibt sie stehen. Schnuppernd stellt sich der Nager auf die Hinterbeine und begutachtet die Frau.

Müde schmunzelt Chihiro. "Du wirst dich noch gedulden müssen."

Scheinbar zustimmend fiept das Tier und wuselt davon.

Die Tür geht auf. Das schwache Licht vom Gang brennt ihr in den Augen.

Eine große Gestalt steht im Türrahmen. Bedächtig nähert sich diese und geht vor der Frau in die Hocke. Eine grobe Hand packt Chihiro am Unterkiefer und drückt ihren Kopf nach oben.

Zwei eisige Augen funkeln sie an. "Du bist ganz schön zäh."

Am liebsten würde sie ihm in die Fresse spucken, aber ihre Kehle ist so trocken.

Das klimpern von Metall ist zu hören. Sie weiß was das bedeutet. Er wird sie nach nebenan bringen.

"Auf ein Neues Tänzchen", frohlockt der Folterknecht. Während er über den Gang schlendert, summt er vergnügt. Er freut sich. Der kraftlose Körper wird von dem Mann über den kalten Steinboden gezerrt. Wie ein Kind, dass seine Puppe hinter sich her schleift.

Chihiro kämpft mit der Ohnmacht. Ihr Kopf fährt die Konturen der Steine nach. Ihr ist kalt, so unsagbar kalt.

Als sie wieder etwas mehr zu Bewusstsein kommt, sind ihre Hände über ihrem Kopf an einer Kette. Das komplette Gewicht ihres ausgemergelten Körpers hängt daran. Die Spitzen ihrer großen Fußzehen schleifen über den Boden. Als würde sie ein sanfter Lufthauch anstoßen, baumelt die Frau in der Mitte des Raumes. Der Schmerz in den Schultergelenken wird beinahe unerträglich.

Belustigt summt die schwarze Gestalt weiter vor sich hin, während er ihr das verdreckte Leibchen vom Körper schneidet.

Ihr ganzer Leib ist von Wunden übersät. Frische und Alte, die sich langsam entzünden. Fieber schwächt sie seit einigen Tagen zusätzlich.

Zwei eisige Augen tauchen vor ihr auf. Ein bösartiges Lachen hallt zwischen den steinernen Wänden wieder.

Danach folgen ihre Schreie. Nicht mehr so kraftvoll wie am Anfang, als sie gefangen genommen wurde, aber so lange sie noch schreien kann, wird sie es tun. Sie hat die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber sollte doch jemand kommen, sollte er sie hören.

Sie befinden sich tief in einem Berg. Diese Bastarde nutzen ein natürliches Höhlensystem als Unterschlupf. Wie weit genau sie sich im Bauch des Felsens befinden, weiß Chihiro nicht.

Der rettenden Ohnmacht nahe, hört sie plötzlich etwas. Sie hält es für einen Schwarm Fledermäuse, weil es einfach das logischste ist, aber als das Geräusch näherkommt, erkennt sie ihren Fehler. Es sind keine Fledermäuse, sie hört Vögel. Tausend Vögel, die auf dem Weg zu ihr sind.

Mit ihrem letzten bisschen Kraft schreit sie, schreit bis ihr die Lungen schmerzen. Sie hört noch das Splittern von Holz und den erstickenden Schrei ihres Peinigers.
 

Schweißgebadet fährt Chihiro aus ihrem Schlaf hoch. Ihre Augen huschen panisch durch die Dunkelheit. Ihr Herz rast. Ihr Atem geht schnell, viel zu schnell.

Zwei Arme umschließen sie und eine warme Stimme flüstert ihr ins Ohr, "Ruhig. Du musst langsamer atmen."

Ihr Körper zittert vor Angst und Adrenalin. Sie kämpft mit den Tränen.

Leise zählt Kakashi, „Eins, zwei; eins, zwei …“

Sie legt ihren Kopf gegen seinen Brustkorb, versucht ihre Atmung in den Griff zu bekommen und dem vorgegebenen Takt anzupassen. Langsam beruhigt sie sich.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt Kakashi sie los. Als er aufstehen will packt sie ihn unerwartet fest am Arm. "Bleib bitte hier", flüstert sie mit gebrochener Stimme. Sie rutscht etwas bei Seite um ihm Platz zu machen.

Stumm folgt er ihrer Bitte und platziert sich neben ihr im Bett. Der Grauhaarige legt den Hinterkopf an die Wand, das Kissen ist zwischen seinen Schulterblättern.

Immer noch leicht zitternd vergräbt sie ihr Gesicht an seiner Seite und bricht in Tränen aus.

Schützend legt er seinen Arm um sie und drückt sie an sich. Gedankenverloren streicht der Kopier-Ninja mit dem Daumen über ihren Rücken. "Ich bin hier. Ich pass auf dich auf", spricht er leise vor sich hin. Wieder und wieder, bis sie endlich aufhört zu weinen und wieder einschläft.
 

Es riecht nach Desinfektionsmittel. Der pochende Schmerz in ihrem Körper ist weniger geworden. Er ist nicht ganz verschwunden, aber er bewegt sich im erträglichen Rahmen. Etwas kitzelt ihren Arm.

Ihre Augen zu öffnen ist schwere wie gedacht.

Sie ist froh, dass es scheinbar Nacht ist. Es ist dunkel im Raum, was ihren Augen erstmal guttut. Das Licht durch die Straßenbeleuchtung reicht ihr vollkommen, um ihre Umgebung zuerkennen. Sie ist im Krankenhaus.

Das Kitzeln an ihren Arm taucht wieder auf. Chihiro versucht den Kopf zu drehen, sie trägt aber eine Halskrause die es verhindert. Wieder das Kitzeln.

Vorsichtig hebt sie die Arme an. Keine Kabel, keine Schläuche. Langsam bewegt sie ihren Körper, rutscht etwas auf die Seite und dreht sich schließlich nach rechts. Ihr Blick fällt auf eine graue Mähne. Ein Lächeln huscht über ihre Lippen. Sie stupst den Mann an die Schulter. Verschlafen hebt sich der Kopf.

Müde blickt sie ein schwarzes Auge an. „Wie geht es dir?“, fragt er flüsternd.

„Geht schon“, antwortet sich rau. Ihre Kehle fühlt sich immer noch trocken an.

„Schlaf noch ein bisschen“, fordert er.

„Geh nach Hause, Kakashi“, sagt sie noch bevor ihre Augen wieder zufallen.

In dem Moment, in dem sie in den Schlaf abdriftet, fühlt sie etwas.

Warme Lippen drücken sich an ihre. „Ich liebe dich“, flüstert eine Stimme.
 

Ruckartig richtet sich Chihiro in ihrem Bett auf. Es ist hell im Schlafzimmer, aber draußen ist es noch ruhig. Wahrscheinlich ist es noch früher Morgen. Sie ordnet ihre Gedanken. Sie will nicht zu Seite sehen um festzustellen ob er noch da ist, womöglich seinem Blick ausgeliefert zu sein. Unsicher fährt ihre Hand auf die andere Bettseite. Inständig hofft sie, dass er weg ist. Erleichtert atmet sie auf. Niemand da, aber das Laken ist noch warm, er ist noch nicht lange weg.

Sie steht auf und geht ins Badezimmer. Der Blick in den Spiegel zeigt ihr deutlich, dass die Nacht wieder zu kurz war. Sie schließt die Augen. Die Bilder ihres Traums kommen wieder hoch.

Die eisigen Augen ihres Folterknechts.

Die unsägliche Kälte.

Doch die Bilder wandern weiter ins Krankenhaus. Die warmen Lippen auf ihren, "Ich liebe dich".

Erschrocken öffnet Chihiro die Augen wieder. Traum? Erinnerung? Unmöglich zusagen.

Während sie sich mit der Hand durch ihre wild abstehenden Haare wuschelt, fährt sie mit der Zunge über ihre Lippen und stockt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So ein bisschen Background-Info zu Chihiros Geschichte. :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Scorbion1984
2019-11-16T10:42:10+00:00 16.11.2019 11:42
Das ist verwirrend ,wer sehnt bzw geht denn nun mit wem ? Kakashi mit ihr oder doch Yamato ?
Antwort von:  Charly89
16.11.2019 12:14
Erstmal danke für deine Kommentare :)
Ja, im Moment ist das ganze noch ein kleines Verwirrspiel. Das löst sich aber ein wenig mit dem nächsten Kapitel, daher kann ich noch nichts verraten. ;)


Zurück