Tatsächlich schwul von Maginisha ================================================================================ Kapitel 2: Verzaubert --------------------- Nick feuchtete den Kamm an und zog damit noch einmal den Seitenscheitel nach, der unter dem launischen Herbstwind ein wenig gelitten hatte, als er für sich und Lisa Mittagessen geholt hatte. Zufrieden betrachtete er das Ergebnis. Er legte viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres. Selten sah man ihn in etwas anderem als Hemd mit Krawatte oder zumindest einer Weste, dazu niemals Jeans sondern immer nur Stoffhosen und natürlich entsprechendes Schuhwerk. Wo seine Garderobe für sein Alter auffällig sein mochte, war sein restliches Erscheinungsbild es nicht. Mittelgroß, mittelbraune Haare, mittelblaue Augen. Jemand hatte mal behauptet, dass sein Kinngrübchen ausgesprochen sexy sei, aber ihn trieb es nur beim täglichen Rasieren zum Wahnsinn. Er atmete noch einmal tief durch und trocknete sich dann die Hände an einem Papiertuch ab. In wenigen Minuten würde er einen Beratungstermin abhalten müssen, der eigentlich in Renatas Kalender gestanden hatte. Aber seine Chefin hatte sich heute Morgen krankgemeldet – sie klang wie ein verrostetes Regenrohr und hatte kaum Stimme – und so war Nick nun derjenige, der das Bra-Fitting durchführen würde. Er hatte den Proberaum schon vorbereitet, für eine angenehme Raumtemperatur gesorgt, es konnte also nichts mehr schiefgehen. Fast nichts.   Als Nick den Laden betrat, öffnete sich die Vordertür und ein Mann kam herein. Nicks Blick glitt zu Lisa, doch die war bereits in einer Beratung. Das hieß, er würde sich um den Störenfried kümmern müssen. Eine Tatsache, die ihm höchst ungelegen kam. Nicht, dass Männer keine lukrativen Kunden waren. Er wusste, dass diese in den großen Ketten, deren Verkäuferinnen auf Provisionsbasis bezahlt wurden, durchaus die beliebtesten Käufer waren. Sie waren oft nicht wählerisch, fanden alles gut, was man ihnen unter die Nase hielt, und bezahlten, ohne mit der Wimper zu zucken, 50 Euro oder mehr für einen BH, nur um den Laden schnell wieder verlassen zu können. Nick hingegen hasste es, Männer zu bedienen. Entweder musste er sich dabei irgendwelche dummen Sprüche anhören oder sein Geschlechtsgenosse bekam bei seinem Anblick gleich kein Wort heraus, was das Verkaufsgespräch nur umso schwieriger machte. Nick wusste sofort, dass es sich bei diesem Mann um die zweite Sorte handeln würde. Ausgerechnet jetzt, wo er keine Zeit hatte. Wenn die Beratungskandidatin kam und er noch mit diesem Idioten rumhing, konnte er das Fitting gleich in den Wind schreiben und das wiederum würde Renata nicht begeistern. Seine Chefin war in ihren Zustand ohnehin unerträglich und wenn sie dann noch hörte, dass Nick den Termin vergeigt hatte ... Nun, wenn es feuerspeiende Drachen gegeben hätte, hätte Nick deren Gesellschaft in dem Fall vorgezogen. Aber es half ja nichts, er musste den Mann bedienen. Vielleicht hatte er Glück und es ging schnell.   „Kann ich Ihnen helfen?“ Wie erwartet zuckte der Mann bei Klang von Nicks Stimme zusammen. Seine Finger ließen den eben noch begutachteten Spitzen-BH los, als habe er sich verbrannt. „Ähm … ich suche … Unterwäsche.“ Nick rollte innerlich mit den Augen. Ja klar, Unterwäsche. Seine Großmutter trug Unterwäsche. Im „El Corpiño“ gab es nichts, was diesen Namen auch nur annähernd verdiente. Hier gab es Dessous, Lingerie, Mieder, Corsagen, BHs, Strings, Slips, Panties und natürlich alle Arten von seidener Beinbekleidung. Von der Abteilung für Nachtwäsche fing er vermutlich gar nicht erst an. Womöglich würde der Kunde noch nach einem „Schlafanzug“ verlangen. Er verkniff sich eine entsprechende Bemerkung und lächelte freundlich. „Welche Größe suchen Sie denn?“ Und jetzt kam es. Die Handbewegung, die Männer immer auf diese Frage hin machten. Sie streckten die Hände nach vorn und bewegten sie, als würden sie einen Autoreifen montieren. Nick fragte sich, ob sie das bei den Frauen auch so machten. Konnte es etwas Abtörnenderes geben? Und dann die Antwort … „Na eine gute Handvoll.“ Das war ungefähr so aussagekräftig wie 'Ich hätte gerne ein schnelles Auto' beim Gebrauchtwagenhändler. So kamen sie nicht weiter. „Wie wäre es denn mit einem Gutschein? Dann könnte sich die Dame selbst etwas Passendes aussuchen.“ „Oh, nein, das geht nicht. Sie möchte ein … richtiges Geschenk, hat sie gesagt.“ Ah. Vermutlich die Sorte Ehemann, der die letzten Jahre Küchenmaschinen und Staubsauger zum Geburtstag angeschleppt hatte, wenn er ihn nicht gleich ganz vergessen hatte, und daraufhin drei Wochen auf dem Sofa nächtigen musste. Und anstatt subtil etwas über die geistigen Interessen seiner ihm Angetrauten herauszufinden – Nick hatte den Ehering an seiner Hand gesehen – versuchte er jetzt, bei dem Geschenk gleich noch einen Nutzen für sich selbst herauszuschlagen. Nick schnaubte innerlich. Im Grunde konnte er dem Mann nichts verkaufen, was nicht zu einem vollkommenen Reinfall und einen unweigerlichen Umtausch führen würde. Zudem hörte er in diesem Moment die Ladenglocke hinter sich läuten. Ein Seitenblick verriet ihm, dass seine Beratungskundin angekommen war. Seine Gedanken rasten. Er musste zu Plan B greifen. „Wann brauchen Sie das Geschenk denn?“ „Ihr Geburtstag ist Morgen.“ Oh, so rechtzeitig also. Das war natürlich typisch und vernichtete die Möglichkeit, den Mann zunächst nach Hause zu schicken und wenigstens die ungefähre BH-Größe in Erfahrung zu bringen. Nick begann nervös zu werden. Seine Kundin sah so aus, als wolle sie gleich wieder flüchten. Lisa sah auch schon zu ihm herüber. Er musste sich beeilen. „Hören Sie ...“ Er zückte eine Visitenkarte, auf dem das Logo des Geschäfts, ein stilisiertes, schwarzes Mieder, prangte. Mit schwungvollen Zeichen schrieb er das Datum vom nächsten Samstag und eine Uhrzeit darauf. „Das hier geben Sie Ihrer Frau zusammen mit zwei Dutzend roter Rosen und einer Reservierung beim besten Italiener der Stadt.“ „Warum Italiener?“ Sein Gegenüber schien verwirrt und starrte auf die kleine Karte. „Weil italienisches Essen stilvoll und leidenschaftlich ist“, legte Nick kategorisch fest. „Und bevor Sie dort zu Abend dinieren, darf sie sich hier im Laden alles aussuchen, was ihr gefällt. Ich werde mich persönlich darum kümmern, dass alles zu Ihrer vollsten Zufriedenheit erledigt wird. Sie werden sehen, das wird das beste Geschenk, was Sie Ihr je gemacht haben.“ Der Mann sah ihn an, als habe er nicht alle Tassen im Schrank. Mit einem tiefen Luftholen griff Nick zur letzten Waffe, die ihm übrigblieb, um den hartnäckigen Kunden endlich zu vertreiben. Er legte den Kopf leicht schief, machte große Augen und formte einen kleinen Schmollmund. „Also wenn das mein Geburtstag wäre, würde ich Ihnen dafür um den Hals fallen.“ Der Mann brauchte einen Augenblick, um die Andeutung zu verstehen. Er wurde ein wenig blass um die Nase und hatte es plötzlich ziemlich eilig zu verschwinden. Nick war das gleichgültig. Er war hier, um sich mit schönen Frauen zu umgeben und nicht mit deren tumben Freunden, Ehemännern oder Liebhabern. Das Einzige, zu dem Männer in seinen Augen gut waren, war dazu, die Kreditkarte zu halten, während Nick seine Arbeit tat. Mit einem gewinnenden Lächeln drehte er sich zu der Kundin herum, die immer noch ein wenig verloren zwischen all der Spitze stand. Sie hatte ihre dicke Jacke bereits geöffnet und Nick sah, dass ihr Oberkörper in einem fürchterlichen, orangefarbenen Rollkragenpullover steckte, der sie noch blasser machte, als sie ohnehin schon war. Offensichtlich wäre bei ihr auch eine Farbberatung angesagt, aber er wollte erst einmal bei der Basis anfangen. „Sie müssen Frau Thiede sein. Renata lässt sich entschuldigen. Sie muss leider das Bett hüten, daher bin ich heute Ihr Berater. Mein Name ist Nick.“ Die Frau strich sich die mausbraunen Haare hinter die Ohren und zog die Schultern hoch. „Nun, ich weiß nicht. Wir wollten ja heute eigentlich einen BH für mich ...“ Sie schwieg und eine leichte Röte schoss auf ihre blassen Wangen. „Ja, ein Bra-Fitting. Ich bin vollkommen im Bilde und bitte Sie, sich ganz in meine Hände zu begeben. Ich versichere Ihnen, dass Sie es nicht bereuen werden. Wenn Sie den Laden verlassen, werden Sie sich wie ein neuer Mensch fühlen.“ Das schien einen Nerv zu treffen. Sie nickte und ließ sich von Nick in den Fitting-Bereich bringen. Er wies sie an, ihre Sachen auf den Stuhl zu legen und sich zunächst „freizumachen“. „Damit ich sehen kann, womit wir heute arbeiten.“ Er hielt einen respektvollen Abstand, während sie sich leicht zögernd auszog. Als sie obenrum schließlich nur noch mit einem BH bekleidet vor ihm stand, hätte er am liebsten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Der BH, den sie trug, war vermutlich ihr bestes Stück. Trotzdem saß es überhaupt nicht und sorgte dafür, dass die Schwerkraft ihr Werk nur umso deutlicher verrichten konnte. Obwohl ihr Busen nicht übermäßig groß war, hing er irgendwo auf Höhe der Oberarmmitte. Das Unterbrustband war auf dem Rücken nach oben gerutscht und die Träger schnitten auf den Schultern ein. Damit ließ sich nun wahrlich kein Blumentopf gewinnen. Allein die Vorstellung, von Lippen, die auf einer so behandelten, wundgescheuerten Haut ihr Liebeswerk verrichten sollten, war unvorstellbar. Nick lächelte freundlich. „Ich sehe da viel, viel Potential“, sagte er und ließ seine Augen über ihre Brust gleiten. „Welche Körbchengröße tragen Sie momentan?“ „80 B.“ Nick legte den Kopf schief und spitzte die Lippen. „Ich glaube nicht, das Sie eine 80B sind. Das können Sie viel besser. Möchten Sie es mit mir zusammen ausprobieren?“ Frau Thiede nickte zögernd. „Guuut! Ich muss Sie zuerst vermessen. Wenn Sie also zunächst einmal bitte auch noch Ihren jetzigen BH ausziehen würden?“ Wieder ein kleines Zögern, das Nick mit einem charmanten Lächeln zu entwaffnen wusste. Endlich fiel auch die letzte Hülle und er sah, was er vermutet hatte. Eine wunderschöne Brust. Ihre Haut, die durch den unvorteilhaften Pullover zunächst krankhaft blass gewirkt hatte, erhielt jetzt mit der richtigen Beleuchtung etwas elfenhaftes. Es war warm im Zimmer; trotzdem zogen sich ihre Brustwarzen unter der plötzlichen Kühle zusammen und bildeten zwei rosige Knospen inmitten einer milchig weißen Hügellandschaft. Nick trat hinzu und beobachtete einen winzigen Augenblick lang das Schattenspiel der sanften Rundungen. Sie schienen wie geschaffen dafür, sie ausgiebig zu streicheln und zu halten. Warm, weich und unglaublich sensibel, weckten sie in ihm den Wunsch, sie nicht nur zu berühren, sondern sie auch zu kosten, zu schmecken, seine Lippen darüber wandern zu lassen und die empfindlichen Spitzen mit Zähnen und Zunge zu liebkosen. Natürlich durfte die Kundin von all dem nichts merken und Nick war ein Meister der Diskretion. Er hob den Blick und sah ihr in die Augen, als hätte es den kurzen Moment der Ablenkung nicht gegeben. „Jetzt möchte ich, dass Sie sich umdrehen, damit ich Ihre Maße nehmen kann. Am besten heben Sie die Brust dafür zunächst einmal etwas an. Nehmen sie je eine in Ihre Hände und schauen Sie dort drüben in den Spiegel.“ Sie tat, wie Nick ihr aufgetragen hatte, und er konnte im Spiegel, der an der Wand ihr gegenüber hing, sehen, wie sich ihre Finger um das weiche Gewebe schlossen und es vorsichtig nach oben schoben. Er trat hinter sie und zückte sein Maßband. Mit einer schnellen Bewegung griff er um sie herum und legte das Band direkt unterhalb der Brüste um ihren Oberkörper. Sein Atem streifte ihre Schulter. „Jetzt atmen Sie bitte einmal tief ein und dann so weit wie möglich aus. Ich werde das Band so fest wie möglich ziehen. Bitte erschrecken Sie sich nicht, wenn sich das im ersten Moment ein wenig unangenehm anfühlt.“ Er hörte sie schlucken und tat, was er angekündigt hatte. Ein Blick auf die Skala bestätigte ihm, dass der Umfang ihres jetzigen BHs wirklich viel zu weit gewesen war. Er ließ das Maßband los und es ringelte sich zusammen wie die berühmte Schlange im Paradies. „Sehen Sie? Schon überstanden. Allerdings müsste ich jetzt noch den Gesamt-Umfang messen. Wenn Sie so freundlich wären, ihre Brüste loszulassen?“ Wieder folgte sie seinem Befehl und er trat noch ein Stück näher, sodass er jetzt ihrem Rücken streifte. Er fasste das Maßband mit beiden Händen und legte es vorsichtig, sehr vorsichtig über die erhärteten Brustspitzen. Anschließend führte er das Band auf ihrem Rücken zusammen und las die Zahlen ab. Er verzichtete darauf, noch einmal einen Blick in den Spiegel zu werfen. Es lag ihm fern, eine der Kundinnen zu belästigen oder ihnen auch nur die Spur eines unangenehmen Gefühls zu geben, auch wenn er sich ihrer Reize durchaus bewusst war. Manchmal ein wenig mehr, als ihm lieb war. Aber Nick hatte viel Zeit und Training darauf verwendet, sich davon nicht sichtbar aus der Ruhe bringen zu lassen. Er ließ das Maßband los und trat einen großzügigen Schritt zurück. „Wunderbar! Das hätten wir geschafft. Ich werde jetzt einige Modelle heraussuchen, die zu Ihrer Brustform passen könnten. Möchten Sie in der Zwischenzeit einen Kaffee trinken?“ Frau Thiede nickte dankbar und ließ sich auf dem bereitstehenden Sofa nieder, wo sie ihre wunderschöne Brust mit dem seidenen Bademantel bedeckte, den er ihr wie selbstverständlich reichte. Er verbeugte sich noch einmal leicht und ging dann in den Verkaufsraum, um das Gewünschte zu holen. Lisa hatte inzwischen ihre Kundin abkassiert und sah ihn fragend an. „Läuft's?“ „Ja natürlich. Könntest du Frau Thiede einen Kaffee bringen? Mit Milch und Zucker, denke ich. Und hast du die neuen Cleos schon ausgepackt? Ich glaube, da könnte etwas für sie dabei sein.“ „Ja, die hängen im Ständer. Nicht zu verfehlen.“ „Super, danke!“ Nick strich durch die Reihen von Seide und Spitze, zog hier und dort etwas heraus und eilte wieder an die Seite seiner Kundin, die mit beiden Händen ihre Kaffeetasse umklammerte. Anscheinend war ihr das Ganze immer noch nicht vollkommen geheuer. Er setzte wieder ein Lächeln auf. „So, Frau Thiede. Jetzt habe ich einen ganzen Strauß voller Möglichkeiten für Sie, aber als erstes möchte ich, dass Sie es einmal hiermit versuchen.“ Er hielt ihr einen BH entgegen, auf dessen roséfarbenen Cups sich zarte Blüten aus schwarzer Spitze rankten. Sie nahm ihn entgegen und bekam große Augen, als sie die Größe sah. „70F? Das kann nicht Ihr Ernst sein! Da passe ich noch niemals rein.“ Nicks Mundwinkel wanderten nach oben. „Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“ Er ließ sie die Tasse wegstellen und bat sie erneut vor den Spiegel. „Darf ich?“, fragte er und löste den Gürtel des Bademantels. Er rutschte von ihren Schultern und bildete zu ihren Füßen einen seidenen See. Er nahm ihre Arme und dirigierte die Hände an ihre Brüste. „Sehen Sie, Sie haben eine wundervolle Brust, aber eine relativ breite Basis. Wenn wir wollen, dass Ihre Brust ihre maximale Wirkung entfaltet, müssen wir dafür sorgen, das Brustgewebe optimal zu sammeln und an die richtige Stelle zu bringen. Etwa so.“ Er hob ihre Hände an und unter ihren staunenden Augen bildete sich ein wunderbares, volles Dekolletee, dass jeder Hollwood-Schauspielerin zu Ehren gereicht hatte. Er beugte sich ein wenig vor. „Und, Frau Thiede? Sieht das gut aus?“ Sie lachte vorsichtig. „Natürlich. Aber ich kann ja schlecht die ganze Zeit meine Brust festhalten. Nick lächelte neben ihrem Ohr. „Das ist richtig und deswegen will ich Ihnen einen BH zeigen, der es für Sie tut. Das Problem ist, dass ihr jetziges Modell im Unterbrustbereich zu weit ist. Dadurch liegt das ganze Gewicht auf den Trägern. Haben Sie manchmal Nackenschmerzen?“ Sie nickte leicht und starrte immer noch auf die Brüste in ihren Händen. Er konnte es ihr nicht verdenken. „Das liegt daran, dass die Stützwirkung an der falschen Stelle sitzt. Der Halt muss auf dem Brustkorb liegen, wo er sich optimal über ihre Rückenmuskulatur verteilt. Und genau das wird der neue BH tun.“ Renata pflegte an dieser Stelle noch einzuwerfen, dass sie schließlich nicht auf einem Lampionfest seien, wo die Hauptattraktion an Schnüren aufgehängt würde, aber Nick verzichtete auf solcherlei krude Bemerkungen. Sie würden ihm vermutlich weit weniger zu Gesicht stehen als der toughen Mittfünfzigerin, die immerhin selbst über zwei solche Wunderwerke der weiblichen Anatomie verfügte und sich daher verbal mehr Freiheiten erlauben durfte. Langsam ließ er seine Hände nach unten gleiten. Frau Thiede folgte seiner Bewegung nur zögernd, so als könne Sie sich auch nicht so recht von dem Anblick ihrer wunderbaren „neuen“ Brust trennen. Mit einer jovialen Geste hielt er ihr den BH hin. „Hier, probieren Sie ihn an. Sie werden über die Wirkung verblüfft sein.“ Sie griff nach dem guten Stück und wollte ihn schon vor dem Bauch zusammenhaken, als er ihr zuvorkam und ihre Hand festhielt. „Noch ein kleiner Tipp von mir: Schließen Sie den BH immer an der Rückseite. Ihr unterer Rippenbereich ist etwas schmaler als direkt unter der Brust. Dort müssen sie den BH halten, wenn sie ihn einhaken, sonst dehnt sich das Unterbrustband zu sehr aus und sie stehen in ein paar Monaten wieder hier, um ein neues Modell zu erstehen. Und so gerne ich Sie ja auch bediene, denke ich da doch auch an Ihren Geldbeutel.“ Sie erwiderte sein Lächeln und er wusste, dass all die kleinen Zweifel, die sie zuvor gehabt hatte, ob ihr sein Gebaren gefiel oder doch ein bisschen unheimlich war, in diesem Moment von ihr abgefallen waren. Solche Tipps kamen schließlich nur von Frau zu Frau, oder nicht? Die Tatsache, dass Nick ein Mann war, war in diesem Augenblick aus ihrem Kopf verschwunden. Er hatte seine Sache gut gemacht. Nick wendete sich ab, bis sie sich bekleidet hatte.   Als sie den BH angezogen hatte, trat er erneut an ihre Seite. „Sie müssen jetzt noch einmal das Gewebe an die richtige Stelle rücken. Er deutete die Bewegung vor seinem eigenen Brustkorb an und die Kundin wiederholte sie. Danach sah sie mit großen Augen in den Spiegel. „Aber das ist ja … fantastisch! Meine Brust sieht so … groß aus.“ Sie drehte sich ein wenig hin und her. „Nicht nur groß, sondern wunderbar geformt.“ Nick lächelte. Er liebte diesen Augenblick. „Sehen Sie, dass die Körbchen viel besser ausgefüllt werden und die ganze Brust höher sitzt? Ist das Band angenehm?“ Sie bewegte sich und schnitt eine Grimasse. „Na ja, es ist schon ganz schön eng.“ „Aber sie strecken dadurch automatisch Ihren Rücken durch. Ihre ganze Haltung verändert sich. Sehen Sie das? Sie sehen großartig aus. Wie eine Diva, die über einen roten Teppich schreitet.“ Sie errötete ein wenig unter dem Kompliment. „Möchten Sie noch ein paar Modelle ausprobieren oder soll es dieser hier sein?“ Ihre leuchtenden Augen hingen immer noch an ihrem Spiegelbild, als könne sie es gar nicht glauben. „Nein“, sagte sie langsam, „ich nehme diesen hier. Kann ich ihn gleich anbehalten?“ Nicks Lächeln wurde breiter. „Aber sicherlich. Ich werde Ihnen das alte Modell einpacken.“   Als Frau Thiede den Laden nicht nur mit einem, sondern gleich mit drei neuen BHs und den dazu passenden Höschen verlassen hatte, lehnte sich Nick gegen den Ladentisch. Er wusste schon, warum er diesen Job so liebte. Wenn er diesen besonderen Ausdruck in die Augen einer Frau bringen konnte, kam er sich manchmal ein wenig vor wie eine gute Fee aus dem Märchen. Natürlich nicht mit spitzem Hut und wallendem Ballkleid. Trotzdem hatte es jedes Mal ein bisschen was von Magie und Nick zauberte gerne. Vor allem ein Lächeln auf das Gesicht seiner Kundinnen. Es fühlte sich gut an. „Hey, Houdini, du musst mir mal helfen. Der Abfluss im Bad streikt schon wieder.“ Lisa winkte ihm mit einem Pümpel. Ernüchtert schüttelte Nick den Kopf. Warum musste eigentlich immer er sich darum kümmern? Er äußerte seine Befindlichkeit und fügte hinzu: „Das ist ziemlich sexistisch.“ „Ich geb dir gleich mal sexistisch, du Pappnase. Du weißt genau, dass ich den Siphon nur deswegen nicht abgeschraubt kriege, weil du den immer so festwürgst. Also schwing deinen Hintern nach hinten und reparier das gefälligst.“ Nick seufzte übertrieben laut. „Alles, was du befiehlst, Chérie.“ Er schnappte sich das rote Gummiteil aus Lisas Händen und machte sich an die Arbeit. Es war eben nicht alles Glitzer und Regenbogen im Land der guten Feen. Manchmal musste man auch die Ärmel hochkrempeln und sich den dreckigen Seiten des Lebens stellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)