Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 57: Sieg oder Tod ------------------------- Thor war noch nie so schnell geflogen – oder zumindest konnte er sich nicht daran erinnern, schon mal ein solches Tempo an den Tag gelegt zu haben. Nicht einmal damals, als er diesem Feuerdrachen hatte entkommen müssen. Trotz der beiden Frauen, die sich an ihn klammerten, sauste er so schnell durch die Lüfte wie nie zuvor in seinem Leben. Aber ob es dennoch schnell genug war... Nicht auszumalen, wenn sie zu spät kämen. Wenn Loki sterben würde! Seinetwegen – weil er nicht da gewesen war, um den kleinen Bruder zu beschützen. Auch Frigga war innerlich wie erstarrt vor Angst, vor allem weil sie, anders als Thor, genau spürte, wie die Kräfte um sie herum zunahmen. Und Loki war mittendrin. Es war der reine Wahnsinn und das bedeutete, dass ihm keine andere Wahl geblieben war. Frigga hoffte, sie würde genügend Kraft aufbringen können, um ihrem Sohn beizustehen um so das Schlimmste – seinen Tod! – abwenden zu können. Runyas Gehirn war hingegen vollkommen leer. Sie vermochte keinen einzigen klaren Gedanken zu fassen. In ihrem Bewusstsein war nur Platz für Angst – Angst um den Mann, den sie liebte. Die Hauptstadt lag endlich vor ihnen. Frigga und Thor stellten sich darauf ein, den Schutzschild gewaltsam durchdringen zu müssen, wurden jedoch positiv überrascht: die magische Wand gab sofort nach und liess sie mühelos eindringen. Ein Zeichen dafür, dass das Schwarze Element geschwächt war. Leider auch ein Zeichen dafür, dass ihnen die Zeit davon lief... __________________________________________________ Während die Magie zu wirken begann, spürte Loki, wie die die Wände um ihn herum auseinander zu brechen schienen. Die Elemente drohten zu schmelzen, sich zu verflüssigen, doch Loki wusste, dass dies nicht auf der Ebene der Realität geschah, sondern nur auf der anderen, weit höheren Ebene der Magie. Trotzdem spürte er die hereinströmende Hitze nur zu gut, so sehr, dass er es kaum noch aushielt. Die Welle von Kraft, die von ihm und dem Buch, das er noch immer in den Händen hielt, ausging, erfasste sein gesamtes Bewusstsein und dehnte sich von dahin aus in das Bewusstsein der Macht, die er zu bannen versuchte. Loki keuchte. Schweiss tropfte ihm von der Stirn und er musste mit aller Kraft gegen den Drang, das Buch – und somit die Magie – loszulassen, angehen. Die Hitze schien unerträglich, nicht nur für ihn als Nachkomme eines Frostriesen, sondern für jedes lebende Wesen überhaupt. Aber Loki wusste, dass er nicht schwach werden durfte. Er konnte spüren, dass er nahe dran war. Dass seine Kräfte und die der magischen Runen aus dem Buch überzugreifen begannen auf den Feind. Und dann hörte er den Schrei. Er schien ganz Asgard zu durchdringen, schien jedes einzelne Atom des Planeten zu erfüllen und frass sich in Lokis Bewusstsein mit so unglaublicher Schärfe, dass er selbst einen Schrei ausstiess. Ja, er war nahe dran... sehr nahe. Und er würde es auch schaffen, das konnte er jetzt ganz genau erkennen. Vorausgesetzt natürlich, er blieb lange genug am Leben. Denn noch während er das Buch mit eisernem Griff festhielt merkte er, wie seine Hände zu zittern begannen, mehr noch als bisher. Wie die Haut noch blasser als sonst, ja, beinahe durchsichtig, wurde. Da wusste er definitiv, dass ihm nur noch wenige Minuten blieben. Nur noch wenige Minuten, bis sein Körper in seine Atome zerfallen würde... _______________________________________________________ Alfrid starrte seine ehemalige Liebe an, als sähe er ein Gespenst vor sich. Er wollte etwas sagen, aber nur ein undeutliches Stottern brach aus seinem Mund. Das einzige, was er schliesslich zu stammeln vermochte, war ihr Name: «Eysma...» Die Frau war nicht minder verwirrt und erschrocken. Sie schien einen Moment zu brauchen, bis sie sich erinnerte, wen sie da vor sich hatte. «Alfrid?» Ihre Augen weiteten sich und sie schob sich langsam aus dem Glasbehälter. Mit einem Schritt war der Mann bei ihr und half ihr heraus. «Was... geht hier vor? Wo bin ich?» Eysma schaute verwirrt um sich. Ganz offenbar hatte sie keine Ahnung, was in Asgard abgelaufen war. Doch noch ehe Alfrid sich fassen und ihr antworten konnte, spürte er es... Magie. So stark und so mächtig, dass ihm ein Keuchen entfuhr. Er zuckte zusammen und merkte, wie ihm schwindlich wurde. Was ging da vor sich? Wer war das? In diesem Moment stammelte Eysma: «Was um alles in der Welt tut Loki da?» Alfrid zuckte noch mehr zusammen und musterte die Frau verblüfft. Woher wusste sie, dass dies Lokis Magie war? Denn dass es so war, das merkte er jetzt auch. Aber Eysma..? Loki hatte sie doch ihrer Kräfte beraubt. Wieder wollte er etwas sagen, doch wieder kam ihm Eysma zuvor. Ihre Augen nahmen eine seltsame, fast durchschimmernde Farbe an, ehe sie leise fortfuhr: «Wir müssen ihm beistehen. Wir müssen ihm helfen, Asgard zu retten.» «Was..?» Diesmal kam die Antwort schnell. Schnell und scharf. Alfrid glaubte, sich verhört zu haben. Aber der Frau war es offenbar ernst damit. Und als Alfrid sie jetzt genauer musterte, gewann er den Eindruck, dass sie sich in einer Art Trance befand. Da dämmerte es ihm. Natürlich, Loki hatte sich ihrer Magie bemächtigt. Das bedeutete, dass er dabei auch ein Stück von sich selbst hatte preisgeben müssen. Alfrid schalt sich einen Narren. Wie hatte er diese grundlegende Tatsache vergessen können? Wer die Magie eines anderen an sich nahm, verlor dabei immer einen Teil von sich selbst. Einen Teil, der dann auf immer mit dem anderen verbunden blieb. Was aber nicht hiess, dass die andere Person deshalb zum Sklaven eines solchen Magiers wurde. Ganz im Gegenteil: es war das Risiko, das man in einem solchen Fall einging. Denn schliesslich musste man damit rechnen, dass der oder die andere diesen – wenn auch winzigen – Vorteil nutzen würde, um einem zu schaden. Warum also wollte Eysma Loki jetzt beistehen? Und was faselte sie da von «Asgard retten»? Sicher, mit diesem Ding, das jetzt die Macht übernommen hatte, war nicht zu spassen, und Alfrid war nur zu gerne bereit, dagegen anzugehen, wenn die Zeit geeignet schien. Aber Asgard an sich retten..? Nein, das war ja wohl etwas übertrieben, oder? Denn Alfrid hatte sofort gespürt, dass Eysma nicht nur von der Rettung seiner Bewohner sprach. Dass sie eine viel umfassendere Rettung meinte – die des gesamten Planeten nämlich. Er wollte die Frau gerade darauf ansprechen, als er ihre Hand auf seinem Arm spürte. «Komm.» sagte sie hastig. «Es ist schon fast zu spät. Wir müssen uns beeilen.» Alfrid wollte protestieren, wollte ihr sagen, dass er nicht im Traum daran dachte, seinem Todfeind zu helfen... Doch ehe er merkte, wie ihm geschah, war er bereits dabei, der Frau zu folgen. ____________________________________________________________ Die Hauptstadt lag ruhig vor ihnen – verdächtig ruhig. Thor flog vorsichtig durch die Häuserreihen, doch er merkte, dass Vorsicht gar nicht nötig war. Niemand liess sich blicken, kein einziges Lebewesen. Man hätte denken können, die Stadt sei ausgestorben. Frigga war ebenso überrascht. Sie spürte die dunkle Magie, die hier herrschte, aber sie merkte auch, wie schwach sie geworden war. Loki schaffte es also tatsächlich, das Schwarze Element zu bannen. Allein! Für einen Augenblick zuckte eine Welle von heissem Stolz durch Frigga, ehe ihr gleich wieder klar wurde, was das bedeutete. «Thor, da drüben.» wies sie ihren Sohn an und zeigte auf die Hügelkette gleich hinter der Stadt. Thor blinzelte verwirrt, doch als er den eindringlichen Blick seiner Mutter auffing, gehorchte er sofort und flog zu der gewünschten Stelle. «Vielleicht sollten wir...» begann er, als er die beiden Frauen sanft am Fuss des Hügels absetzte, doch Frigga unterbrach ihn. «Leise. Ich kann es hören.» «Hören?» Thor und Runya warfen sich einen fragenden Blick zu. «Was denn?» «Das Schwarze Element.» erwiderte Frigga und dann, im gleichen Atemzug. «Ihr beide bleibt hier. Es ist zu gefährlich für euch.» Thor glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. «Zu gefährlich? Mutter, ich bitte dich...» Er wollte gerade auflachen und seine Mutter daran erinnern, dass er der Donnergott war, als Frigga sich bereits umdrehte und auf den Fels zuging. Wieder warfen sich Thor und Runya einen fragenden Blick zu. Wo wollte die Königin von Asgard denn hin? Der Fels bildetete eine undurchdringliche Wand, und es war auch nicht die Spur einer Höhle oder einen Stollens zu sehen, durch die man vielleicht ins Innere hätte gelangen können. Doch gerade als Thor seine Mutter zurückrufen wollte, geschah es: Frigga berührte den dunklen Fels mit der rechten Hand... ...und sofort erschien eine Öffnung im Gestein, durch die Frigga ohne ein weiteres Wort zu sagen hindurch trat. Thor und Runya wollten ihr instinktiv nacheilen, doch der Fels verschloss sich sofort hinter Asgards Königin wieder. «Mutter!» Thor hämmerte gegen den kahlen Stein aber er wusste natürlich, dass es sinnlos war. Wohin immer Frigga gegangen sein mochte: sie konnten ihr nicht folgen. Da spürte er Runyas Hand auf seinem Arm. «Thor, schau mal.» versetzte sie leise. Der Donnergott drehte sich um... ...und sah eine Gruppe halb verhungerter Kinder hinter sich auftauchen. «Das sind die Kinder aus meiner Vision.» sagte Runya kaum hörbar. «Die Kinder, die das Schwarze Element gezwungen hat, nach dem Stein der Macht zu graben.» In diesem Moment ertönte ein unheimliches, schrilles Geräusch aus dem Inneren des Felsmassivs, fast wie ein langgezogener Schrei eines sich unter Qualen windenden Lebewesens. Weder der Donngergott noch Runya hatten je so etwas gehört. Totenblass starrten sie einander an. Thor wollte etwas sagen, doch wieder spürte er Runyas Hand auf seinem Arm. Ihr Griff war fester diesmal, sehr fest. Und dann begann sie mit einer völlig veränderten Stimme auf einmal zu sprechen... Thor brauchte einen Moment, bis er erkannte, mit wessen Stimme sie da sprach. Lokis Stimme. _________________________________________________ ES spürte, wie ES schwächer wurde, von Sekunde zu Sekunde. Wie konnte das sein? ES wusste doch genau, dass Loki alleine war. Dass kein Odin ihm zur Seite stand. Und wer ausser Odin wäre wohl in der Lage, die ungeheure Energie, die durch diese Magie freigesetzt wurde, zu bündeln? Bildete Loki sich etwa ein, das ganz alleine zu schaffen? ES hätte gerne gelacht, aber dafür war IHM der Ernst der Lage zu sehr bewusst. Sicher, Loki konnte unmöglich schaffen, was er sich – wohl in einem Anflug von Grössenwahn – vorgenommen hatte. Aber dennoch bekam er es hin, dass ES seine Kräfte zurückziehen musste. Dass ES Asgard nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Wutschnaubend rauschte ES durch das Gewirr der Gänge und Höhlen, der Quelle der Magie folgend, die ES nur zu deutlich wahrnehmen konnte. Dass sich dabei SEINE Gestalt zu wandeln begann, nahm ES gar nicht wahr. ES hatte nur noch ein Ziel: Loki so schnell wie möglich auszuschalten. Und dann war ES da, wo ES hin musste. ES stiess einen Schrei aus, der nicht nur an den Wänden widerhallte, sondern sich endlos fortzusetzen schien. Doch das war IHM egal. Und warum hätte ES sich auch darum kümmern sollen, wer ES hören konnte? Ausser Loki gab es niemanden, der IHM gefährlich werden konnte. Und in wenigen Minuten würde es auch ihn nicht mehr geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)