Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 53: Auftakt zum Ende ---------------------------- „Bist du ganz sicher dass das, was du da gesehen hast, wirklich eintreffen wird?“ fragte Frigga mit zitternder Stimme, während ihr Blick zwischen ihrem Sohn und Runya hin und her schweifte. „Dass es…. eine Vision und nicht bloss ein Alptraum gewesen ist?“ Runya schluckte. Zu gerne hätte sie ‚nein‘ gesagt, aber das wäre eine Lüge gewesen. Sie war sich sicher. Nur in einem Punkt nicht… „Es war eine Vision.“ gab sie leise zurück. „Aber dass es genauso kommt, wie ich es gesehen habe, steht nicht fest.“ Thor und Frigga zuckten zusammen. „Was soll das heissen?“ „Manchmal sind meine Visionen nur eine Art Abbild von der Realität.“ Runya straffte die Schultern und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. „Ich sehe manchmal Dinge, die zwar eintreffen, aber nicht in jedem einzelnen Detail wie in der Vision.“ Sie erinnerte sich an eines der letzten Male, wo sie die Zukunft geträumt hatte: sie hatte den Tod ihrer besten Freundin vorausgesehen - wie sie in raschem Galopp von ihrem Lieblingspferd fiel und sich dabei den Hals brach. Als Runya es der Freundin berichtet hatte, hatte diese gemeint: „Dann reite ich fortan eben nur noch auf anderen Pferden.“ Ein fataler Irrtum: sie war dennoch zu Tode gestürzt. Nicht auf dem selben Tier, von dem Runya geträumt hatte, sondern auf einem anderen. Doch das Ergebnis war schrecklich gleich gewesen. „Vielleicht sind nicht alle Einzelheiten so, wie ich sie geträumt habe.“ sagte die Prinzessin. „Aber das Wesentliche wird leider stimmen: das Schwarze Element sucht nach einem ‚Stein der Macht‘. Und dieser liegt tief vergraben im Innern Asgards. Wenn ES ihn findet und ausgräbt, fällt diese Welt dabei auseinander.“ Thor wollte gerade einwerfen, dass dies ja wohl unmöglich sei, aber ein Blick auf das totenbleiche Gesicht seiner Mutter liess ihn erstarren. Frigga sah aus, als ob sie von einem Gespenst heimgesucht worden wäre. Sie verschränkte die Arme ineinander und wandte sich ab, um ihr Zittern zu verbergen. Es gelang ihr nicht. Thor stand auf und legte ihr die Hand auf die Schultern. „Mutter..?“ sagte er fragend. Die Königin drehte sich wieder um. „Als das Schwarze Element uns das erste Mal angriff, gab es Gerüchte, dass es nach dem Stein der Macht sucht. Doch niemand wollte diesen Gerüchten glauben. Zum einen, weil der Stein selbst bisher ein Mythos war und zum anderen weil derjenige, der uns gewarnt hat, als nicht besonders…. vertrauenswürdig galt.“ „Wer war es?“ fragte Runya, obwohl sie die Antwort ahnte. „Loki.“ erwiderte Frigga denn auch erwartungsgemäss. „Er war es auch, der darauf hingewiesen hat, dass der Stein tatsächlich existiert und tief im Innern Asgards vergraben liegt. So tief, dass man ihn nicht herausbekommt, ohne unsere Welt dabei aller Wahrscheinlichkeit nach zu vernichten.“ „Warum weiss ich nichts davon?“ warf Thor erregt ein. Er durchforstete sein Gedächtnis, aber er konnte suchen soviel er wollte: er hatte das alles noch nie zuvor gehört. „Weil du damals schon mitten im Kampf warst und dieses Gespräch einzig zwischen Vater und Loki stattfand - und mir, die ich die beiden streiten hörte und hinzu gekommen bin.“ Frigga presste beide Handflächen gegen ihre Schläfen, die auf einmal heftig schmerzten. „Aber was ist dieser Stein der Macht denn nun?“ fragte Runya leise. „Und warum sollte ES ihn unbedingt in die Finger kriegen wollen?“ „Wie der Name schon sagt: der Stein verleiht Macht. Unbegrenzte Macht. Wer ihn besitzt, herrscht damit über alles.“ Runya begriff nicht. „Über eine zerstörte Welt?“ Die Antwort der Königin von Asgard kam kaum hörbar über ihre Lippen: „Was macht eine zerstörte Welt schon aus, wenn man dafür über alle anderen herrschen kann?“ ___________________________________________________ Alfrid wachte mit einem heftig pochenden Schädel auf. Er brauchte ein paar Minuten, bis er realisierte, was vorgefallen war. Dann sprang er mit einem lauten Fluch auf die Füsse. Loki hatte ihn reingelegt. Wieder einmal! Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Er hatte sich alles so genau überlegt, war sicher gewesen, dem Magier diesmal nicht nur einen, sondern ein paar hundert Schritte voraus zu sein. Und nun das. Wie hatte er nur zulassen können, dass dieser Mistkerl schon wieder die Oberhand behielt? Aber noch war es nicht zu spät. Er würde ihn finden und seine Rache bekommen. Und daran würde ihn auch dieses DING, das den Palast unsicher machte, nicht hindern. Schliesslich hatte er IHM die Beute sozusagen unter der Nase weg geschnappt. Allzu gefährlich konnte ES also nicht sein - was immer ES denn auch war. Schon wieder etwas zufriedener mit sich und der Welt und vor allem mit neu getanktem Selbstbewusstsein eilte Alfrid nach oben. Und mit jedem Schritt wurde seine Wut grösser… …während sein Sinn für die Realität in gleichem Masse abnahm. _________________________________________________ Loki hatte es geschafft, unbemerkt in die geheime Bibliothek zu gelangen. Eigentlich lief ihm die Zeit davon, aber er brauchte unbedingt diesen einen Zauberbann, den er, wie er nur zu gut wusste, in einem uralten Buch der ersten Magiers Asgards finden würde. Einem Buch, dessen Existenz die meisten, sogar Odin selbst, längst vergessen hatten, wie Loki wusste. Naja, daran, dass Odin dieses Buch vergessen hatte, war er nicht ganz unschuldig gewesen... Flüchtig grinste Loki in sich hinein, als er daran dachte, wie er an seinem - damals noch vermeintlichen richtigen Vater - den ersten Vergessenszauber ausprobiert hatte, den er gelernt hatte. Und wie überrascht er selbst gewesen war, dass ihm der äusserst knifflige magische Trick auf Anhieb gelungen war. Lautlos wie eine Katze huschte er an den endlosen Bücherregalen und den Glaskäfigen mit den noch immer in einem künstlichen Schlaf gefangenen Asgardianern vorbei. Gerne hätte er sie aufgeweckt, um wenigstens ein paar Verbündete an seiner Seite zu haben. Aber erstens blieb ihm nicht die Zeit, jeden Einzelnen aus seinem Zustand zu holen, und zweitens war es äusserst zweifelhaft, dass sie ihm beistehen würden. Sehr viel eher würden sie in ihm einen Feind sehen - womit aus den vermeintlichen Verbündeten also sehr schnell das Gegenteil würde. Loki konzentrierte sich wieder auf die vor ihm liegende Aufgabe und hastete durch die Reihen. Da, endlich, das gesuchte Regal. Er streckte die Hand nach dem Buch aus und wollte es gerade ergreifen, als er merkte, wie er zu zittern begann. Schwer atmend versuchte er, die plötzliche Beklemmung, die ihn ergriffen hatte, abzuschütteln, doch als seine Finger das Buch umschlossen, war es, als träfe ihn ein Schlag aus heiterem Himmel. Auf einmal stand Odin wieder vor ihm und schrie ihn an… hob Gungnir und schleuderte ihn mit der Macht seiner Magie ans Ende der Halle. Loki stöhnte und blinzelte die schauderhafte Erinnerung weg. Verflixt, warum passierte ihm das schon wieder? Und ausgerechnet jetzt? Wenn es eines gab, das er sich zur Zeit wirklich nicht erlauben konnte, dann war es Schwäche! Mit immer noch zitternden Händen nahm er das Buch und verschwand wieder so lautlos, wie er gekommen war. Gerade noch rechtzeitig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)