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Wisteriabloosoms above golden scars

von

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Als sie das Tor, das als Eingang zur Residenz führte, erreichten, begegneten die beiden Wachposten WangJi augenblicklich mit einer tiefen, respektvollen Begrüßung.

 

Man ließ sich Kleinen Apfel von diesem übergeben, mit der Anweisung sich Best möglichst um ihn zu kümmern, bevor sie sich die Treppe weiter hinaufbegaben.

 

Lan Zhan hatte ihm auf dem Weg hierher erzählt, das sein Bruder sich in Isolation begeben habe, gab er sich einen großen Teil der Schuld daran, wieviel Unheil unter Jin GuangYaos Einfluss geschehen war und das er diesem so blind vertraut hatte.

 

Wei Ying konnte Lan Huans emotionales Tief verstehen.

 

Selbst hatte er diesen nie für seine loyale Einstellung zu seinem geschworenen Bruder verurteilt.

 

Er hatte schlicht daran geglaubt, dass Jin GuangYao trotz all der Ungerechtigkeiten, welche er hatte erdulden müssen, ein guter Mensch geblieben war.

 

Wei Ying hoffte nur, das Lan Huan nicht in Bitterkeit versinken würde und damit auch die Kraft anderen zu vertrauen. Menschen wie er waren eh schon so selten und doch so notwendig für eine bessere Welt.

 

Erneut überkam ihn eine Welle der Dankbarkeit für Lan Zhan.

 

Dieser hatte ihn nie aufgegeben. Ihn regelrecht wieder eingesammelt, als er zurück in diese Welt gekommen war und nicht wusste, wohin ihn sein Weg nun führen sollte.

 

Ohne Lan Zhan wäre ihm ein zweites, freies Leben nicht möglich gewesen, war er der einzige der felsenfest zu ihm gehalten und ihn genauso unnachgiebig verteidigt hatte.

 

Abgesehen von Wen Ning, der ihm allerdings wie ein verlorener Welpe folgte und mehr seinen Herren in ihm sah, auch wenn er ihm oft genug versichert hatte, das sie Freunde waren und nicht Herr und Hund.

 

Sie schritten die steinernen Stufen schweigend hinauf und Wei Ying spürte die neugierigen Blicke der beiden Wachen noch in seinem Rücken.

 

Doch machte er sich nichts daraus. Er war es gewöhnt und es auch nicht verwunderlich, das man sich sicherlich fragte, was er wieder hier verloren habe.

 

Nun wo Lan Zhan Chef Kultivierer, wie auch vorübergehendes Oberhaupt des Lan Clans war.

 

Allein die Vorstellung, was dies alles an Arbeit bedeutete, ließ Wei Ying die Nase rümpfen, gefolgt von einem kritischen Blick auf den Mann vor ihm.

 

Dessen weites Gewand ließ nicht zu, zu erkennen, ob dieser schmaler geworden war, da er womöglich kaum noch Zeit fand vernünftig zu essen.

 

Es war auch schwer zu sagen, ob dieser ausreichend schlief, zeigte dessen Gesicht schon früher nie wirklich, ob es diesem nicht gut ging.

 

„Lan Zhan.“ Er hätte ihn auch einfach fragen können, wie es ihm ginge, doch wollte er sich selbst davon überzeugen, das alles in Ordnung war und griff somit nach dessen Handgelenk.

 

Die spirituelle Energie die er daraufhin wahrnehmen konnte, strömte hell und intensiv durch dessen Körper, gespeißt von einem goldenen Kern dessen Kraft über die letzten Monate merklich zugenommen hatte.

 

Lan Zhan war eben einfach jemand der mit seinen Aufgaben, mit der auf ihm liegenden Verantwortung, zu wachsen wusste.

 

Er immer das Beste von sich selbst abverlangte.

 

Wei Ying hatte die Wärme, die er von dessen Qi einfangen konnte ebenso vermisst.

 

Das letzte Mal als er sie zu spüren bekam, war nach der Flucht aus Jinlin Tai als Jin Ling ihm diese unschöne Stichwunde zugefügt hatte.

 

Lan Zhans Qi verschaffte ihm ein wohliges Gefühl von Geborgenheit und zu Hause, das es ihn versonnen lächeln ließ.

 

„Wei Ying?“ Lan Zhans Stimme klang etwas irritiert, was ihn seine Augen wieder öffnen ließ, die er über das Konzentrieren geschlossen hatte.

 

Lan Zhans Gesichtsausdruck wirkte ungewohnt. Unsicher?

 

Er folgte dessen Blick, der auf seine Hand gerichtet war und Wei Ying erst jetzt bemerkte, dass er diesen nicht einfach nur festhielt, sondern unbewusst mit seinem Daumen immer wieder sanft über dessen Pulspunkt strich.

 

Es erschien peinlich intim und er zog seine Hand so schnell zurück, das er ebenso ein Schritt nach hinten tun wollte, die Stufe, auf der er stand, jedoch nicht breit genug war und sein Fuß ins leere trat. Er strauchelte einen gefährlichen Augenblick, als es Lan Zhans Hand war die nun nach der seinen Griff und ihm half die nötige Balance wieder zu bekommen.

 

Wei Ying grinste albern spitzbübisch über seinen wortwörtlichen Fehltritt.

 

„Danke, Lan Zhan. Du bist und bleibst mein ewiger Held.“, neckte er ihn, auch um von der vorangegangenen Situation abzulenken.

 

Zu seiner Freude wurden Lan Zhans Ohrenspitzen erneut rot und nachdem dieser sicher war, dass er fest auf beiden Füssen stand, ließ er ihn wieder los.

 

„Sei Vorsichtig.“, wies dieser ihn noch an und zusammen erklommen sie den restlichen Weg.

 

 

 

Es hatte sich nicht viel verändert, aber Wei Ying war schließlich auch nur ein gutes Jahr nicht mehr hier gewesen und er wusste ebenso, dass die Ältesten des Gusu-Lan Clans nicht viel von unnötigen Veränderungen hielten.

 

Er ließ seinen Blick weiter über die eleganten Gebäude, akkurat angelegten Wege und schnörkellosen Gartenanlagen wandern, die die eine oder andere Erinnerung in ihm weckten.

 

Er war gerade dabei eine dieser Erinnerung mit Lan Zhan aufrollen zu wollen, als dieser von einem Lan Mitglied angehalten wurde und man ihm mitteilte, dass es wichtige Neuigkeiten gäbe.

 

„ZeWu-Jun ist aus der Isolation zurückgekehrt und wünscht sie zu sehen.“ Lan Zhans Gesichtszüge zeigten einen flüchtigen Mix aus Erleichterung und Überraschung.

 

„Ich werde mich zu ihm begeben.“, ließ er den Überbringer wissen, der sich daraufhin wieder zurückzog.

 

„Wei Ying…“ Er hob kurzum eine beschwichtigende Hand und lächelte seinen alten Freund verstehend an.

 

„Geh zu ihm. Ich kann mich schon beschäftigen, solange du weg bist.“ Damit zwinkerte er ihm zu, doch schien Lan Zhan noch immer darauf aus sich bei ihm entschuldigen zu wollen, sah er es diesem regelrecht an, als er dann auch schon seinen Mund ein weiteres Mal öffnete.

 

„Du brauchst kein schlechtes Gewissen wegen mir zu haben.“ Er legte Lan Zhan beide Hände auf die Schultern und drehte ihn in die Richtung in die dieser gedacht hatte zu gehen, um zu seinem Bruder zu gelangen.

 

„Na los. Er wartet auf dich.“, gab er ihm noch mit einem leichten Nachvorneschieben an.

 

Lan Zhan griff darauf nach einer Hand, die noch immer auf seinen Schultern lag, drehte sich jedoch nicht wieder zu ihm um.

 

„Du wirst immer noch hier sein, wenn ich zurückkomme?“, fragte dieser unerwartet und mit so etwas wie Unsicherheit in seinen Worten.

 

Wei Ying musste unwillkürlich darüber schmunzeln.

 

„Keine Sorge eure Exzellenz. Ich werde nicht einfach wieder verschwinden. Versprochen.“ Lan Zhan nickte vertrauend.

 

„Gut.“ Dann war er auch schon auf dem Weg.

 

Wei Ying schaute sich weiter um und atmete die klare, kühle Luft des Berges tief ein, bevor er sich ebenso wieder in Bewegung setzte.

 

Er würde Lan Zhans Räumlichkeiten nicht unerlaubt betreten, also lief er einfach etwas herum, begleitet von dem ein oder anderen interessierten Blick, wenn man ihn sah oder an ihm vorbei kam.

 

Er grüßte stets mit einem seichten Lächeln und leichtem Kopfsenken. Er hatte keinen steifen Respekt zu zollen und erwartete es auch nicht ihm gegenüber.

 

Seine Schritte führten ihn zu einem weitläufigen Platz, wo er eine Ansammlung erkennen konnte, der er sich kurzum näherte.

 

Es war ein bunter Haufen junger Studenten.

 

Gerade mal über ein Jahr war vergangen und doch hatte er das Gefühl, das weitaus mehr Zeit verstrichen war, wenn er sie sich so betrachtete.

 

„Was nun? Oder gebt ihr alle schon auf?“, vernahm er die überheblich anmutende Stimme von Jin Ling, auf das einige der anderen abwinkten und sich zurückzogen.

 

Ein trotziges Schnalzen war von seinem Neffen zu hören, von dem er nun auch erkennen konnte, dass dieser einen Bogen in einer Hand hielt. Wei Yings Blick fiel auf die Zielscheiben des Übungsplatzes in denen einige Pfeile steckten.

 

„Niemand ist dir im Bogenschießen gewachsen.“, meinte jemand was Jin Ling ein frustriertes Gesicht ziehen ließ.

 

„Wie können sie besser werden, wenn sie es nicht weiter versuchen?“

 

„Sie vertrauen eben mehr auf ihre Schwertkünste. Sei doch stolz das du keine Konkurrenz hast.“ Damit klopfte man Jin Ling auf die Schulter und ließ ihn für sich.

 

Wei Ying blieb noch einen unschlüssigen Moment stehen, bevor er zu Jin Ling aufschloss.

 

Er wusste aus Erfahrung wie frustrierend es sein konnte, keinen ebenbürtigen Trainingspartner zu haben.

 

Wenn man sich an niemanden mehr messen konnte, blieb auch der eigene Fortschritt unerkannt.

 

„Ich stelle mich der Herausforderung junger Herr Jin.“, machte er auf sich aufmerksam, was Jin Ling derart schnell zu ihm herumwirbeln ließ, dass es ihm etwas das Gleichgewicht nahm.

 

Dann starrten ihn zwei ungläubige Augen entgegen, kombiniert mit einem offenstehenden Mund.

 

„Du…?“

 

„Kein Interesse? Oder hast du Angst, dass ich dir die Schau stehlen könnte.“, stichelte Wei Ying seinen Neffen, der ruckartig wieder in seine selbstsichere Positur zurückfand und ihm einem trotzigen Seitenblick zukommen ließ.

 

„Große Worte für einen Herumtreiber.“, murrte Jin Ling und Wei Ying erkannte sofort Jiang Cheng darin wieder, auf das er ein erheitertes Kopfschütteln zeigte.

 

Dann hielt man ihm auch schon einen Bogen vor. „Onkel erzählte, dass du angeblich der Beste im Clan gewesen wärst.“ Jin Ling drückte ihm den Bogen etwas nachdrücklicher vor die Brust. „Waren das nur Märchen?“

 

Gott, der Junge hatte wirklich das Ego seines Vaters.

 

Aber gut. Sollte Jin Ling sein kleines Kräftemessen bekommen.

 

„Gut möglich.“, erwiderte er mit einem Grinsen, auch weil es ihm ein sentimentales Gefühl einbrachte, dachte er daran, das Jiang Cheng Jin Ling tatsächlich auch ein paar positive Dinge zu ihm erzählt haben musste.

 

„Ich weiß, dass du gut bist, also lass es uns ein wenig interessanter gestalten.“ Wei Ying hatte seinen Neffen schon mit dem Bogen umgehen sehen, das er ebenso verstand, dass das simple Zielen auf ein unbewegliches Ziel ihn nicht ansatzweise herausforderte.

 

Wei Ying zog ein paar Talismane aus der Innenseite seines Gewandes und mit einigen Fingerstrichen über diese, ließ er sie sich in Papierdrachen wandeln die denen gleich kamen, mit welchen er und Jiang Cheng früher trainiert hatten.

 

Sie brauchten keinen Wind, sondern schwebten von selbst nach oben und zogen aufgeweckte Kreise und Bahnen, das es für einen weniger geschickten Schützen schwer wäre diese tatsächlich zu treffen.

 

Jin Ling zeigte sich wenig beeindruckt oder in seinem Selbstbewusstsein angekratzt.

 

Sicherlich hatte er mit Jiang Cheng schon in dieser Art trainiert.

 

Wei Ying hatte ein wenig von dessen Stil in dem von Jin Ling wiedererkannt.

 

Er ließ seinem Neffen den Vortritt, welcher auch ohne große Probleme das erste, wie auch das zweite Ziel erwischte.

 

Er hatte deutlich an seinen Fähigkeiten gearbeitet und Wei Ying war wirklich stolz auf ihn.

 

Der Gedanke, dass er gern auch etwas zu dessen Erziehung beigetragen hätte, war nicht neu, nur hatte er schon länger nicht mehr daran gedacht, da er ihn nicht noch einmal wiedersah nach der Sache im Guanyin Tempel.

 

Wei Ying unterhielt ihn, indem er ebenso seine Ziele traf.

 

Es war ebenso lange her, dass er mit einem Bogen geschossen hatte, doch fühlte es sich an, als wäre es erst gestern gewesen.

 

Es war ein Talent, um das ihn stets viele beneidet hatten.

 

„In Ordnung, dann lass uns zu Phase zwei übergehen.“, grinste er seinen Neffen an, der ihn auf diesen Kommentar etwas schief ansah und Wei Ying kurz mit den Fingern schnippte.

 

Die Papierdrachen zuckten einen Moment in der Luft an Ort und Stelle, bevor sie sich ein wenig wandelten und nun wie die großen Insekten aussahen die ihr Papier geziert hatte.

 

Dann gingen diese zum Angriff über, dass es Jin Ling kurz seine Augen weiten ließ, er dann aber sofort in Aktion ging, als der erste riesige Schwärmer auf ihn zuhielt.

 

Es war etwas vollkommen anderes seine Fähigkeiten effizient einsetzen zu können, wenn das Ziel einen verfolgte und ebenso den gemachten Angriffen ausweichen konnte.

 

Dennoch ließ sich Jin Ling nicht zu sehr aus dem Konzept bringen, auch wenn manche Bewegungen etwas ungeschickt waren. Oder er nicht schnell genug, um den nächsten Pfeil zu ziehen und er somit nur selbst ausweichen konnte, indem er sich abduckte, oder hinter etwas versteckte.

 

Zu Wei Yings Begeisterung, war Jin Ling nicht einfach mehr darauf aus kopflos sein Ziel zu erwischen, sondern zeigte nach einigen Fehlversuchen nun etwas Nachdenken, wie er diese geschickter zur Strecke bringen konnte.

 

Und als er es dann getan hatte, zeigte dieser ein triumphierendes Strahlen in seine Richtung, dass Wei Ying das Kind zeigte, das er nie hatte aufwachsen sehen können.

 

Er erwiderte es mit seinem eigenen stolzen Lächeln.

 

Jin Ling würde ein formidabler Anführer für seinen Clan werden, da hegte er keinen Zweifel dran.

 

Er war grade dabei sich für seine Runde in Position zu begeben, als ihn ein erfreutes und lautes „Wei Qiánbèi!“, zu Ohren kam und er sich kurz darauf mit einem überschwänglichen Wirbelwind aus weißem Stoff und schwarzen Haaren konfrontiert sah, der ihn so fest und herzlich umarmte, das er zugetan auflachte.

 

„Lan Yuan. Willst du deinen Qiánbèi zerquetschen?“ SiZhui schüttelte leicht den Kopf, ließ ihn aber dennoch nicht los, auf das er dessen Umarmung nicht weniger warm erwiderte.

 

Es tat gut solch eine innige und ehrliche Zuneigung zugeteilt zu bekommen.

 

Er hatte A-Yuan ebenso vermisst.

 

„Wie geht es dir?“, wisperte er in dessen Haarschopf und etwas lenkte darauf seinen Blick nach vorn, wo er Jin Ling stehen sah, der sie mit einem Blick bedachte der Wei Ying etwas merkwürdig erschien.

 

Dann grinste er seinen Neffen erneut breit an.

 

„Jin Ling, du siehst aus als würdest du auch eine Umarmung von deinem Onkel wollen.“, meinte er, auf das die erwartete, trotzige Reaktion auch nicht aus blieb.

 

„So weit kommt es sicher nicht!“, motzte dieser mit einem hochgezogenen Kinn und vor der Brust verschränkten Armen.

 

„Dann möchtest du lieber eine Umarmung von SiZhui?“ Es sollte ein Spaß sein, doch wurden Jin Lings Wangen schlagartig rot und seine Augen weiteten sich in Empörung und Verlegenheit, bevor er sich abwandte und zu den Zielscheiben stapfte, um die dort befindlichen Pfeile herauszuziehen.

 

´Hoh, das war interessant. `

 

Es würde sich womöglich lohnen ein Auge darauf zu haben, dachte Wei Ying so für sich und strich A-Yuan noch einmal leicht über die Haare, bevor er diesen sanft von sich schob, um ihn sich ansehen zu können.

 

„Also, wie ist es dir die letzten Monate ergangen?“

 

 

 

Wei Ying verfolge SiZhuis Plappern fröhlich, während sie sich zu dritt zu einem Projektplatz begaben, der relativ neu angelegt worden war.

 

Der Gusu Lan Clan legte Wert darauf seinen Studenten auch die Natur ans Herz zu legen, indem sie sie damit arbeiten ließ. Körperliche Ertüchtigung mochte für einen gut trainierten Kultivierer nicht unbedingt von Nöten sein, doch schaden konnte etwas physische Anstrengung genau so wenig.

 

Wei Ying fragte sich, um was für ein Projekt genau es sich wohl handelte, hatte sich SiZhui recht wage dazu geäußert und ihn öfter mit einem Lächeln darüber angesehen, als würde er dies absichtlich tun.

 

Als sie ihr Ziel schließlich erreicht hatten, klappte Wei Ying dann doch etwas der Mund auf.

 

SiZhui strahlte zufrieden über seine Reaktion und selbst Jin Ling schien sich ein Schmunzeln darüber nicht verkneifen zu können.

 

Vor ihnen breitete sich ein kleiner See aus, dessen Oberfläche an edel bestickten, weiß goldenen Stoff erinnerte, schimmerte das Sonnenlicht zwischen Lotosblüten aus roten Jaspis und grünem Jade Blattwerk, wie das prunkvolle Gewand einer göttlichen Erscheinung.

 

Es diesen Anblick für ihre Welt, ein stückweit entfremdete, in ihrer zauberhaften Schönheit.

 

„Wie ist das möglich? Es ist nicht die Zeit für die Lotusblüte.“, murmelte er und trat näher an das Gewässer heran.

 

Er kniete sich hin und streckte eine Hand ins Wasser, welches unerwartet warm war. Vorsichtig griff er nach einer der ungewöhnlich, tiefroten Blüten die er erreichen konnte und welche in ihrer Farbe der Quaste an Chenqing gleich kamen.

 

Kaum das er sie aufgenommen hatte falteten sich ihre Blütenblätter weiter auf und legten einen goldschimmernden Blütenstand frei.

 

Nun vernahm er auch einen intensiven, schweren Duft der zuerst etwas überwältigend war, dann aber weicher und überaus angenehm wurde.

 

Etwas wehmütig dachte er an seine Shī jiě und das ihr dieser See mit seinem prächtigen Lotus sicherlich gefallen hätte.

 

Wei Ying schaute automatsch zu Jin Ling, den er dabei beobachten konnte, wie dieser SiZhui versteckte Blicke zuwarf, dieser sich der Aufmerksamkeit jedoch nicht bewusst wurde, hatte er sich neben ihn gehockt, um zu erzählen, das dieser Lotus einzigartig wäre und exakt für die Bedingungen in der Wolkenschlucht gezüchtet worden war.

 

Als Jin Ling merkte, dass er ihn ertappt hatte, schaute dieser ruckartig zurück auf das Wasser, was das Ganze nur noch offensichtlicher erscheinen ließ.

 

„Wer kam auf die Idee, gerade in der Wolkenschlucht solch einen See anzulegen?“ Es erschien wirklich nicht gerade ideal für diese Pflanze, die vielmehr nach Yunmeng gehörte.

 

„HanGuang-Jun hat ihn anlegen lassen“ Darauf schaute ihn SiZhui wieder mit diesem Lächeln an, das irgendwie wirkte, als hätte es ein verstecktes Extra, das er allerdings nicht zu deuten im Stande war.

 

„Ist es nicht wunderschön Wei Qiánbèi?“

 

Lautes Stimmengewirr war mit einem Male zu vernehmen, das sich wie eine energische Auseinandersetzung anhörte und SiZhui, wie auch Jin Ling in die Richtung blicken ließ aus der es zu kommen schien.

 

Wei Ying folgte den beiden gemächlich und fand sich kurz darauf vor einer weiteren freien Fläche vor.

 

Das Erdreich war zum Teil ausgehoben und in der schon befindlichen Grube stand eine Gruppe von der sich zwei, recht hitzköpfig mit ihren Worten an den jeweils anderen zeigten.

 

Wei Ying legte seinen Kopf etwas schief, kamen ihm die Gesichter doch irgendwie bekannt vor.

 

Dann war auch schon SiZhui zur Stelle und stellte sich zwischen die beiden Streithähne. Jin Ling an dessen Fersen, als wäre er sein Bodyguard.

 

„JingYi. Jin Chan. Was ist der Grund für diesen Streit?“, fragte SiZhui daraufhin mit ruhigem Ton, was die beiden Angesprochenen verdrossen zischen ließ.

 

„Er soll arbeiten wie wir anderen auch. Stattdessen tut er nur so und lässt seine Leute für ihn graben. Wie arrogant kann man sein!?“ An Lan JingYi´s Temperament hatte sich nicht viel geändert, wie es aussah und es ließ Wei Ying mit einem Gefühl der Verbundenheit zurück, war er selbst auch nie gut darin gewesen seinen Frust zu kaschieren oder wegen anderer herunterzuschlucken, nur um keine Konfrontation einzugehen.

 

Sein Gegenüber war der junge Kerl der damals Jin Ling im Garten des Koi Tower provoziert hatte, und der nun einen abfälligen Blick auf JingYi warf.

 

„Ich habe schon Blasen an den Händen von all dem Gegrabe.“ Darauf zeigte er seine Handflächen, um sein Gejammer auch zu unterstreichen, was JingYi nur mit den Augen rollen ließ, das einem „verweichlichter Schnösel“ gleich kam.

 

„Ich bin nicht hier her gekommen, um im Dreck zu wühlen! Ich will etwas lernen, das mir auch was bringt. Nicht…“ Jin Chan wedelte nun mit einer Hand über die Fläche um sie herum. „…nicht dafür! Warum soll ich mich abmühen nur, weil HanGuang-Jun dieser unwürdigen Person nachschm…“ Jin Chans Gemecker verstummte abrupt, in Tandem mit einem derben Tritt von Jin Ling auf dessen rechten Fuß. Wei Ying stellte mit gemischten Gefühlen fest, das SiZhui sich wohl Lan Zhans Schweigezauber angeeignet hatte.

 

Etwas das ihm den Spaß in Zukunft aus so mancher Sache nehmen würde können.

 

Es war schon ausbremsend genug, dass er einen Lan mit dieser Fähigkeit kannte.

 

Lan Zhan hatte wirklich einen Musterschüler in SiZhui gefunden.

 

Jin Chans Kopf lief nun gefährlich rot an, vor Zorn und sicherlich auch vor Schmerz, den er nicht verbal ausdrücken konnte, außer aufgebracht zu murren.

 

Dann brach das Chaos los.

 

Jin Chan stieß Jin Ling grob nach hinten, was diesen ins Taumeln brachte. Mit einer Hand griff Jin Chan nach SiZhuis Gewand, welche allerdings von Jin Ling noch rechtzeitig gestoppt wurde, indem er diese mit der Hülle seines ungezogenen Schwertes abwehrte.

 

Dieser Angriff ließ nun JingYi Jin Chan nach hinten schuppsen und schon war die Rauferei in vollem Gange.

 

Wei Ying schaute dem Ganzen noch einen Moment amüsiert zu, bevor er, als der verantwortungsbewusste Erwachsene der er war, mit einem seiner kleinen Tricks die Raufbolde, einen nach dem anderen, mit seinem Fesselzauber zu verschnüren wusste, dass diese sich nicht mehr weiter bewegen konnten.

 

Ein irritiertes Raunen ging durch die Menge, als er sich dann auch schon mit einem erhabenen Schmunzeln am Rande der Grube zeigte, was ihm mehrerer überraschte Blicke einbrachte, von denen der ein oder andere auch etwas eingeschüchtert ,oder im Falle von Jin Chan, etwas leicht Abfälliges zeigte.

 

„Was soll das?!“, moserte dieser, nun seiner Stimme wieder mächtig und zappelte unbeholfen gegen die Fesseln an, was ihn die Balance verlieren ließ und er unsanft auf seinem Hintern endete.

 

Die anderen schauten weiterhin auf ihn, als wäre er eine Geisterscheinung.

 

„Wisst ihr, HanGuang-Jun war der Erste an dem ich diesen Zauber ausprobiert habe.“, erzählte er sinnierend und drehte dabei Chenqing verspielt zwischen seinen Fingern.

 

„Was für einen Grund soll es bitte gegeben haben, HanGuang- Jun fesseln zu müssen?“, fragte Lan JingYi aufbrausend, als glaube er ihm kein Wort.

 

„Er wollte einfach nicht inne halten. Egal wie sehr ich ihn auch bettelte, das wir eine Pause einlegen sollten.“, erklärte er mit einem leichten Schmollen in seinem Ton. „Lan Zhans Ausdauer ist erschreckend und er so unnachgiebig. Ich glaube allerdings er wollte einfach nur seine Dominanz durchsetzen. Er mochte es damals schon mich auf meinen Knien zu sehen.“

 

Wei Ying schmunzelte nun etwas nostalgisch. „Er war ebenso nicht angetan von diesem Trick.“ Er schaute wieder auf die Gruppe Studenten, die ihn größtenteils fassungslos und merkwürdigerweise mit hochrotem Kopf ansahen. Manche hatten ihre Blicke gesenkt und er fragte sich, was es mit diesem seltsamen Benehmen auf sich habe.

 

„Wei Ying.“ Ein altbekanntes, wohliges Kribbeln durchzog seinen Körper, als er seinen Namen in diesem sanften Ton hörte und er sich Lan Zhan mit einem Lächeln zuwandte, das er nicht unterdrücken konnte.

 

„HanGuang-Jun.“ Dieser schaute ihn einen Moment schlicht an, bevor er an ihm vorbei blickte.

 

„Was ist vorgefallen?“, erkundigte er sich beim Anblick der verschnürten und verdreckten Studenten.

 

„Oh, nichts weiter. Nur eine kleine Demonstration meiner Künste, da man mich so nett darum gebeten hatte.“, flunkerte er, um den Jungs die Strafe für unziemliches Verhalten zu ersparen. Er selbst fand, dass eine gute Rauferei durchaus auch ihren pädagogischen Wert haben konnte.

 

„Und ich erzählte ihnen von….“

 

„NICHT!“, hallte es in Unisono von den Jugendlichen zu ihnen herüber, die abermals peinlich berührt erschienen, was ihn verwirrt eine Augenbraue heben ließ.

 

Es sah so aus als hätte man seine Geschichte wohl nicht wirklich unterhaltsam gefunden, dabei dachte er gerade, das solche kleinen Anekdoten über den jungen HanGuang-Jun interessierte Zuhörer finden würde.

 

Nun fühlte er sich tatsächlich wie ein alter Mann.

 

Mit einem Fingerschnippen löste er die Fesseln wieder und es war SiZhui der als erstes auf sie zukam. Mit einem kurzen Räuspern und noch immer leicht roten Wangen und Ohren, begrüßte er Lan Zhan, dem sich die anderen anschlossen, ohne direkten Blickkontakt zu halten.

 

Hatte dieser den Nachwuchs etwa schon derart eingeschüchtert mit seiner unzugänglich erscheinenden Art?

 

Dieser wies die Studenten nun an, sich zu säubern und zu ihrer nächsten Stunde zu begeben, dem man auch ohne Zögern Folge leistete.

 

Jin Ling kam ebenso an ihnen vorbei, auf das dieser ihm noch ein „Schamloser Kerl!“ zu zischte und mit den anderen verschwand.

 

Lan Zhan schenkte ihm darauf einen fragenden Blick, den er mit einem Schulterzucken begegnete.

 

„Ich hab nichts getan. Ehrlich. Ich erzählte ihnen nur, dass ich diesen Fesselzauber das erste Mal an dir getestet habe. Nichts weiter. Wer konnte ahnen das die heutige Jugend so irritierend auf etwas historische Geschichte reagieren würde.“

 

Lan Zhan sah aus, als kaufe er ihm diese harmlose Erklärung nicht ganz ab, hinterfragte aber auch nichts weiter.

 

Stattdessen holte er etwas aus seinem Roben Ärmel das er an Wei Ying weiterreichte.

 

Ein Besucher-Token.

 

„Ich muss mich noch um einige Dinge kümmern.“, meinte er und auch wenn es für jeden anderen nicht herauszuhören sein mochte, so klang dessen Stimme abermals entschuldigend.

 

„Wenn du in die Stadt gehen möchtest.“ Wei Ying verstand, das Lan Zhan ihn nicht hier in der Wolkenschlucht sitzen lassen wollte und er ihm mit dem Token die Möglichkeit ließ, diese zu verlassen und nach eigenem Ermessen wieder hierher zurückkehren zu können.

 

Wei Ying nahm den Token und steckte ihn sich ein. Lan Zhan hatte sich schon zum Gehen abgewandt, das ihm ein Ende von dessen hellblauem Stirnband über die Wange strich, welches der Wind aufgegriffen hatte, und er unbewusst eine Hand danach ausstreckte.

 

Es fühlte sich noch genau so weich an, wie er es in Erinnerung hatte. Der Drang daran zu ziehen, bis es sich löste, dass er es gänzlich in seiner Hand halten könnte, kam plötzlich. Nicht aber der Gedanke, das er wünschte es wert zu sein dieses geheiligte Symbol des Lan Clans; Lan Zhans Stirnband, berühren zu dürfen, wann immer ihm danach verlange, ohne dessen eingewobenen Wert damit zu entweihen.

 

Stattdessen ließ er es durch seine Finger gleiten, ohne das Lan Zhan etwas davon mitbekam.

 

„Ich habe das Gästequartier herrichten lassen.“, informierte ihn dieser, während er ihm zurückfolgte.

 

Wei Ying nickte von ihm ungesehen.

 

Er würde lieber mit ihm in der Jingshi übernachten wollen.

 

Einfach um ihm nahe sein zu können, selbst wenn er auf dem Boden zu schlafen hatte.

 

Wei Ying wäre fast in ihn hineingelaufen, als dieser plötzlich stehen blieb und sich ihm wieder zudrehte.

 

„Bitte, warte auf mich.“ Erneut schwang etwas in dieser Bitte mit, das Wei Ying leicht an seinem Herzen zog.

 

Glaubte Lan Zhan wirklich, dass er ohne ein Wort einfach wieder verschwinden würde?

 

Er lehnte sich etwas mehr nach vorn, beide Hände auf dem Rücken, das er nicht dem Impuls nachging diese an Lan Zhans Wangen zu legen, wenn jener ihn so ansah.

 

Er beäugte diesen nun mit einem ermahnenden Blick.

 

„Eure Exzellenz, nun schauen sie nicht so. Was wird man denken, wenn jemand uns so sieht? Bestimmt, dass ich mich ihnen gegenüber respektlos verhalten habe und man in diesem Falle nicht zögern würde mir eine Strafe deswegen aufzuladen.“ Er schaute ihn nun mit großen, mitleidigen Augen an. „Ich lebe definitiv nicht lange genug, um sämtliche Regeln des Clans erneut 300 Mal abzuschreiben.“ Dann lächelte er wieder und stieß den anderen leicht mit der Schulter an.

 

„Lan Zhan, ich habe genug Zeit. Also tu was du zu tun hast. Selbst wenn es Tage dauern sollte. Ich kann warten.“

 

Auf dich immer.

 

Wieder schaute dieser ungewohnt unsicher, bevor er stumm nickte und abermals entschwand.

 

Wei Ying zog den Token hervor und drehte ihn ein paar Mal überlegend in seiner Hand.

 

Vielleicht hatten ja die Jungs nach dem Unterricht Lust ihn zu begleiten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RamDamm
2019-10-11T07:06:57+00:00 11.10.2019 09:06
Oh, die erste, das ist selten, weil ich meist immer sehr spät auf gewisse Anime stoße und dann eher zufällig nach Fanfics schaue. Ich mache mal beide Kaps in einem Abwasch. Ich muss sagen, das es mich überrascht wie gut du die beiden einfangen kannst und mich als Leser damit auch. Ich liebe die Serie (Aua.. da haben sich gerade meine Charas beschwert, nicht nett Tessaiga um die Ohren zu bekommen. *grins*) Genau, ich schreibe selbst und daher weiß ich wie schwer es ist die Charaktere zu lesen und dann richtig einzuschätzen. Ich selbst tue mich mit WangJi echt schwer. Das liegt daran weil er kaum redet, selbst nachdem ich die Novel gelesen habe ist er schwer einzuschätzen. Wei Ying und Jiang Chen sind da einfacher. Aber ich muss sagen du hast mich vollkommen mitgerissen, so sehr, das ich dir ein Kommie da lassen wollte. Von Autor zu Autor kann ich nur sagen: Klasse gemacht und weiter so... Übrigens Fehler habe ich jetzt beim lesen nicht groß gefunden, von daher einfach nur Daumen hoch für beide Kaps.

Liebe Grüße
RamDamm
Antwort von:  YoungMasterWei
11.10.2019 15:55
Hey : )
Herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich, dass jemand Interesse an dieser kleinen Story gefunden hat. Ich gebe zu, das ich auch irgendwo annahm, das es bei uns hier schon mehr Fans zu diesem Fandom geben würde. Wenn schon nicht durch die Novel dann durch dann Donghua, aber dem ist wohl nicht wirklich so.
Ich muss sagen, dass mich die WangXian auch erst so richtig durch die „The Untamed“ in ihren Bann gezogen haben, obwohl ich auch die Novel gelesen habe. Ich finde die Serie einfach in sich besser abgerundet. In der Novel gab es einige Dinge die ich seltsam fand oder mir missfielen. Klar, jeder hat seinen eigenen Geschmack, da will ich auch niemanden etwas schlecht reden.
Das Problem mit Lan Zhans Charakter hatte ich aber auch. Ich wollte unbedingt etwas zu den beiden schreiben, aber seine Persönlichkeit erschien mir so schwer einzufangen. Durch das Lesen anderer FF´s allerdings, habe ich ihn mir dann auch besser vorstellen können. Wenn man über ihn schreibt, kann man ihn am besten über seine Gedankengänge darstellen. Eben weil er nicht viel sagt. Dann war es eigentlich relativ einfach ihn wiederzugeben.
Auf der anderen Seite habe ich dann mehr Probleme Jiang Chengs Charakter aufzugreifen. Jemand schrieb mal, dass er einer der komplexesten Charaktere wäre und ich denke das stimmt auch. Bei ihm muss man so eine Balance finden zwischen sturen Stolz und subtiler Fürsorge. Mir wird er schnell wieder unsympathisch, wenn er einfach nur so oberflächlich dargestellt wird.
Wenn alles klappt gibt es jeden Freitag ein neues Kapitel. Also auch heute : D
Da wünsche ich noch ein angenehmes Wochenende.
LG
yMW


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