Beyond the Happy Ending von MsBlueLion ================================================================================ Kapitel 4: Erwachen -------------------   „Ich habe mich gefragt, wann ich dich hier sehen würde“ , war alles, was Totosai sagte, als Inu Yasha mit der aufsteigenden Sonne an der Höhle des alten Mannes ankam. Die Reise zum Vulkan verlief für den Halbdämon glücklicherweise ohne große Zwischenfälle und er war irgendwie froh, nach der langen Zeit ein vertrautes Gesicht zu sehen. „Wüsste nicht warum du das tun solltest, alter Mann.“ Spottete er leise und lehnte sich fast beiläufig an einen der Felsbrocken vor dem Haus. Seit er das letzte Mal hier gewesen war, hatte sich nicht viel verändert. Ein Teil des ehemaligen Tierschädels fehlte noch immer und an seiner Stelle prangte ein Loch in Form eines perfekter Halbkreis, der entstand, als Sesshoumaru das Meido losgelassen hatte. Vereinzelt hingen Schwerter und Klingen an der Wand der Schmiede und ein Feuer züngelte knisternd neben einer ausgerollten Matte, die offenbar als Schlafplatz für den Schwertschmied diente. Mo-Mo, die dreiäugige Kuh, schenkte dem Neuankömmling für einen Augenblick ihre Aufmerksamkeit, ehe sich ihre Augen wieder schlossen und sie ihren wohlverdienten Schlaf fortsetzte. „Unhöflicher Welpe. Solltest du so mit Älteren reden?“ „Keh, als ob es dich stören würde.“ Inu Yashas Hände glitten in die Ärmel seines Haoris und er verdrehte die Augen zum Himmel. Er wusste, dass Totosai seine Worte nichts weiter als harmlos sehen würde und daher steckte in ihnen auch kein wirkliches Feuer.   „Tee?“ Der ältere Dämon hob einen Kessel und beobachtete ihn mit seinen großen, nicht blinzelnden Augen, als er sich zu der Feuerstelle setzte. Ein Achselzucken seitens des Halbdämons war die einzige Reaktion und Totosai nahm es als eine Bestätigung. Während der Tee in einem kleinen, verbeulten Topf zubereitete wurde, ließ sich Inu Yasha mit einem leisen Seufzer gegenüber dem Schmied fallen und starrte in die lodernden Flammen. „Nun Inu Yasha, was bringt dich hierher?“ Der Schmied zauberte von irgendwo her zwei Tassen, ohne auf die hochgezogene Augenbraue zu achten und blickte ihn nur ausdruckslos an, als er auf eine Antwort wartete. „Ich war in der Nähe. Dachte, ich könnte genauso gut vorbeischauen und sehen, ob du noch am Leben bist.“ Schulterzuckend kreuzte der junge Hanyo die Beine, wohl wissend, dass er eigentlich nur aus einem ganz bestimmten Grund hier her gekommen war. Aber er würde sich nicht dazu hinreißen lassen, wegen seiner eigenen Sorgen schwach auszusehen. So war sein altes, unverschämtes Verhalten doch noch immer die beste Verteidigung. Totosai summte nur leise und reichte Inu Yasha eine der beiden Tassen, welcher bei dem bitteren Geschmack des Gebräus leicht das Gesicht verzog. Teekochen war definitiv keine positive Eigenschaft des Schwertschmieds.   „Sag mal, alter Mann, hast du eine Ahnung warum gerade alle so verrückt spielen? “ Die Frage überraschte den alten Dämon und er kratzte sich mit einem langen Finger im Ohr, während er die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste. „Mhm, verrückt, meinst du? Also hast du es bemerkt.“ „Keh, was soll das heißen? Natürlich habe ich. Ist ja fast unmöglich es nicht mitzubekommen, wenn der ganze Wald nach Angst und Gift stinkt.“ Die Hündchenohren zuckten irritiert und seine Augen verengten sich leicht, als er Totosai anstarrte. „Dann ist es also wieder soweit. Die Zeit vergeht schnell....“ Der Schmied nickte bestätigend zu seinen Worte, obwohl er eher zu sich selbst als zu Inu Yasha sprach und ließ den Halbdämon nur noch verwirrter. „Von was redest du eigentlich, du alter Zausel?“ „... das letzte Mal war dein großartiger Vater noch da“ , sinnierte der Dämon weiter, ohne auf die Frage zu achten. „Was wird nun werden? Diese beiden ungezogenen und dummen Welpen wissen doch gar nicht, was auf sie zukommt...“   Thwack.   Inu Yasha knurrte gereizt und hielt drohend seine Faust nach oben, als er Totosai wütend anstarrte, der sich aus seiner verschobenen Postion wieder aufrichtete, einen deutlichen Abdruck auf dem Kopf. „Ich habe keine Zeit für deine unnützen Worte, die keinen Sinn ergeben. Von was faselst du?“ „Wirklich keinen Respekt...Ihr Hundeyokai seid doch allesamt impulsiv...“ „Totosai.“ Der Schwertschmied verstummte bei der offensichtlichen Warnung sofort und schüttelte nur den Kopf, als er sich erneut eine Tasse Tee nahm und dann den Halbdämon seufzend musterte.   „Du bist zu jung um es erlebt zu haben und ich glaube, selbst dein Bruder dürfte sich nicht an dieses Ereignis erinnern. Aber diese seltsame Aura die du spürst, ist bereits Jahrtausende alt und taucht aller fünfhundert Jahre auf, wenn eine Wintersonnenwende kurz bevor steht.“ „Huh? Hast du eine Ahnung was es ist?“ „Nicht genug, um die richtigen Antworten auf deine Fragen zu geben. Als dein Vater während eines solchen Jahres hier war, hat er darüber nur wage Andeutungen gemacht. Wenn ich mich recht entsinne, hat es etwas mit der Macht der Uralten und einem Packt zu tun, der vor langer Zeit geschlossen wurde. Den Erzählungen zu Folge schien dieses Abkommen etwas in die Welt entfesselt zu haben, was mit jedem halben Millennium an Kraft gewinnt, im Gegenzug jedoch den Lebensfluss vergiftet. Dein Vater war wie so oft bestrebt gewesen, dieses Problem zu lösen... ein wirklich störrischer Hund... Doch da es immer noch hier verweilt, nehme ich an, dass er es nicht geschafft hat. Aber ich kann nur das verfolgen, was mir die Schwerter sagen.“ Inu Yashas Blick zuckte zu den Waffen an der Wand und dann zu der Klinge in seiner Scheide. Er hatte zwar noch nie verstanden, wie Totosai mit den Schwertern kommunizieren konnte, aber offenbar schien es zu funktionieren. „Du bist einfach nur zu alt und zu senil, um dich daran zu erinnern“ , murmelte er schließlich leise, wissend, dass er hier keine brauchbaren Antworten bekommen würde. Stattdessen zog er Tessaiga hervor und legte es auf den Boden. „Kannst du einen Blick darauf werfen?“   ---------------------------------------------------------------------------------   Der große Hammer schwang durch die Luft, bevor er mit einem lauten Knall auf die Klinge niederschmetterte. Ein Feuerstrom erhitzte das Metall, ließ es wütend rot glühen und dann wiederholte sich der Vorgang erneut. Stück für Stück bearbeitete der Schmied das Schwert, während der Halbdämon in einem guten Abstand zu ihm stand, um der Hitze der Flammen nicht zu nahe zu kommen. Goldene Augen verfolgten jeden Handgriff und jede Bewegung aufmerksam und einmal wäre er fast gesprungen, als der Aufprall des Hammers ein widerlich knackendes Geräusch von sich gab. Einige Zeit später trat Totosai zurück, hob die Waffe in die Luft und inspizierte sie kritisch, ehe er nickte und sie wieder auf den Stein legte. In ein paar schnellen Zügen ließ er ein Tuch darüber laufen und polierte die Klinge, bis sie einen leichten Glanz auf sich trug, trotz ihres scheinbar alten Aussehens.   „Was hast du angestellt?“ Fragte der alte Dämon unverblümt und reichte Inu Yasha sein Schwert, der es prüfend durch die Luft gleiten ließ. „Das arme Ding sah aus, als hättest du damit Bäume gefällt. Schon wieder.“ „Keh“ , spottete der junge Hanyo nur leise und erweckte die wahre Form von Tessaiga, um es skeptisch anzustarren. „Gibt es ein Problem?“ Totosai neigte neugierig den Kopf und seine großen Augen wanderten noch einmal über die Klinge, auf der Suche nach dem, was er vermisst haben könnte. „War etwas falsch an Tessaiga?“ „Du meinst neben den ganzen Kratzern und Kerben, die du ihm zugefügt hast?“ Der seltsame Ausdruck in Inu Yashas Blick wurde tiefer und seine flauschigen Ohren plätteten sich etwas. „Es funktioniert also alles ganz normal?“ „Willst du meine Fähigkeiten in frage stellen, du unhöflicher Welpe?“ Doch der Halbdämon achtete schon gar nicht mehr auf den älteren Dämon. Stattdessen trat er einige Schritte beiseite, leitete einen minimalen Teil seiner Kraft in das Schwert und spürte das sanfte Echo der sich entwickelnden Windnarbe, die tief durch das Metall summte. Tessaiga fühlte sich nicht anders an, als an jeden anderen Tag und reagierte perfekte auf jede noch so kleine Veränderung seines Yoki mit einem eigenständigen Puls. Hatte er sich vielleicht getäuscht und alles war nur eine Illusion, ausgelöst durch die verpestete Aura in dem Wald? Es wäre ungewöhnlich, aber nicht unmöglich, denn schließlich trieb Naraku mit seinem Miasma ebenso seine Spielchen Ein nachdenkliches Stirnrunzel zierte sein Gesicht, als er sich seinem Bewusstsein absichtlich ein Stück weit mehr öffnete und dort sein Yokai vollkommen ruhig und still vorfand, wie es all die Jahre gewesen war. Und obwohl sein Temperament an den Ränder seines Geistes aufflackerte, verspürte er nichts von dem Anstieg seiner dämonischen Kräfte, kein Zittern der Muskeln oder das brennende Gefühl in seinen Adern. Alles war ganz normal.   „Inu Yasha.“ Sein Name ließ ihn aufblicken und er bemerkte, dass Totosai ihn noch immer fixierte. Dem alten Dämon war die Veränderung innerhalb des jungen Halbdämons aufgefallen, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich ganz bewusst zurückgehalten und fungierte einfach nur als stiller Beobachter der Situation. Er wusste um den impulsiven Charakter des Hanyo, eine Eigenschaft, die er in gewisser Weise von seinem Vater geerbt hatte und es war für ihn daher ein leichtes zu erkennen, dass der Junge mit irgendetwas nicht zufrieden schien. „Du bist unruhig, was beschäftigt dich?“ „Huh? Bin ich nicht!“ , protestierte er mit wenig Feuer und ließ die Klinge in ihre einfach Form zurückkehren, bevor er sich mit fester Miene an den Schmied wandte. „Würden Schwerter im Kampf vollkommen eigenmächtig handeln? Auch entgegen der Intention seines Besitzers? “ Wenn Totosai überrascht war, dann zeigte er es nicht wirklich, stattdessen verschränkte er die Arme vor der mageren Brust, als er sich wieder auf der Matte niederkniete und den Hanyo weiterhin beobachtete. Offenbar gingen die Gedanken des Halbdämons tiefer, als er angenommen hatte und er war erstaunt darüber, dass er diese ungewohnte Seite seiner Persönlichkeit so offen zeigte. Bei ihren früheren Treffer war der Junge ungeduldig und unhöflich, er hatte nie den Anschein erweckt, dass er sich tatsächlich intensiv mit sich und seiner Umwelt befasst, geschweige denn, die Dinge um ihn herum in Frage stellte. Aber vermutlich hatte er sich in ihm getäuscht, wie in vielen anderen Sachen, die ihn betrafen.   Als der ehemalige Inu no Taisho ihm erzählte, dass sein jüngster Sohn einmal das legendäre Schwert Tessaiga erben sollte, hatte er den alten Hund bereits für verrückt erklärt. Und sobald er Inu Yasha das erste Mal tatsächlich vor sich hatte, schwand auch der letzte Rest seiner Hoffnung. Aber dennoch hatte es der junge Hanyo geschafft, sich gegen jede Widrigkeit durchzusetzen und am Ende – mit ein wenig Hilfe – die Klinge vollständig zu meistern. Toga wäre stolz. „Dämonische Schwerter können eine Art des eigenen Willens entwickeln und das impliziert in manchen Fällen auch eine gewisse Handlungsfreiheit. Es kommt immer darauf an, wie und woraus sie hergestellt wurden sind. Erinnere dich an Tokijin, die einstige Waffe deines Bruders oder an So´unga. Dessen Macht war sogar so stark, dass es ein ganz eigenes Individuum erschaffen hatte und nicht nur über den Schwerträger, sondern auch über Andere befehlen und handeln konnte. Und nur die stärksten Yokai waren in der Lage dazu, seinen giftigen Einfluss zu kontrollieren.“ „Vater.“ „Ganz genau. Dein Vater schaffte es, die tödliche Energie des Schwertes zu unterdrücken und es sich zu unterwerfen. Er hat nie jemanden verraten, woher diese Höllenschwert kam; ist eines Tages einfach damit aufgetaucht.“ „Also hast du es nicht geschmiedet?“ „Bist du verrückt?“ Totosai zuckte bei dem Gedanken an diese Waffe fast merklich zusammen. Er hatte dieses Ding in seiner Nähe noch nie gemocht. „Wer auch immer es erschaffen hat, musste Wahnsinnig gewesen sein. Wir können froh sein, dass ihr Hundebrüder es schlussendlich vollständig von dieser Welt verbannen konntet.“   Inu Yasha nickte nur verstehend und strich mit den Finger über das Metall in seinem Schoß. „Also kann Tessaiga selbstständig handeln?“ „Natürlich, ist dir das während deiner Kämpfe noch nie aufgefallen? Als ich das Schwert aus dem Fangzahn schmiedete, waren Tenseiga und Tessaiga noch eine einheitliche Klinge. Stark sowohl in ihrer physischen, wie auch in ihrer mentalen Macht und es war zu erwarten, dass sie eigenständig agieren würde. Dein Vater war derjenige der sie trennen ließ und sie mitsamt ihrer Kräfte an euch vermachte, obwohl dein Schwert wohl einen weiteren besonderen Zusatz genoss.“ „Was meinst du damit?“ Goldene Augen weiteten sich etwas und seine Ohren standen hoch, als er den Worten aufmerksam lauschte. „Nun, offenbar war deinem Vater bewusst, dass das Yokaiblut in deinen Adern irgendwann einmal zu einem Problem werden und eine Gefahr für dich darstellen könnte. Sobald ich die Klingen trennte, versiegelte er ein Teil seiner Macht in dem Schwert, eine Art Schutzmechanismus, der den Yokai in dir unter Kontrolle halten sollte, wann immer er auftaucht. Obwohl du deinen Vater nie direkt getroffen hast, ist seine Aura tief in deinem Bewusstsein verwurzelt, ebenso wie die Tatsache, dass er das Alpha eurer Familie war. Daher reagiert der Dämon in dir auf die anhaltende Energie des verstorbenen Inu no Taisho und unterwirft sich ihr.“ „Keh, so ist das also... Er hat das alles geplant, oder?“ „Wer?“ „Mein alter Mann.“ „Was ist mit ihm?“ „Die Schwerter. Er hat das von Anfang an geplant!“ „Welche Schwerter? Und wer bist du?“   Thwack.   „Einfach Senil“ , murrte Inu Yasha und senkte seine Hand, um Tessaiga wieder in seinen Obi zu schieben. Natürlich hatte er in den Kämpfen oft den Puls seiner Waffe gespürt und manchmal schien es sogar wirklich so, als hätte es ein ganz eigenes Leben, wenn es ihm auf seine ganz verdrehte Art und Weise den Arsch rettete. Doch wenn das Schwert bis jetzt auf einem so einfachen Weg mit ihm kommuniziert hatte, was bedeutete dann der Ausfall während des Kampfes mit den Oni? Totosai sagte, ein Teil der Macht seines Vater wäre noch immer in Tessaiga - dies würde zumindest erklären, wie die Klinge seine Verwandlung bisher immer stoppen konnte. Und vielleicht war es eben auch genau der Grund, warum es nicht auf ihn reagiert hatte: Weil er zu diesem Zeitpunkt von seinem dämonischen Blut beherrscht wurde, sich die Aura seines alten Mannes dagegen aufgelehnt und dessen Macht das Schwert zu solchen Handlungen gezwungen hatte – zu seinem Schutz. Als er jünger war glaubte er immer, sein Vater hätte ihm außer seiner Feuerrattenrobe nichts hinterlassen und obwohl seine Mutter ihm stets versicherte, dass sein Vater ihn auf dem ersten und letzten Blick liebte, konnte sein hartnäckiger Verstand mit seinem Verlust nicht umgehen. Er war damals zu jung um zu verstehen, dass der Inu no Taisho für ihn und Izayoi gestorben war und es nie in seiner Absicht lag, sie zu verlassen. Er hatte immer nur die Wut der anderen Menschen auf seine Mutter gesehen. Wie sie sie beleidigten und dafür verantwortlich machten einen Hanyo aufzuziehen, er hatte ihre Tränen gesehen und die bösen Wörter gehört und in all den Jahren wünschte er sich, sein Vater wäre gekommen, um sie aus dieser Hölle zu holen. Und als er älter wurde, in den kalten Tagen und Nächten, die er irgendwo halb verhungert in den Wäldern verbrachte, hatte er sein Herz verhärtet und ihn verflucht, bis davon überzeugt war, dass sein Vater das Salz seiner Tränen oder die Schmerzen seines Herzens nicht wert war.   Aber dann erhielt er Tessaiga und mit ihm die Gewissheit, dass der ehemalige General sich sehr wohl um ihn gesorgt haben musste. Das allein hatte bereits einen Großteil seiner Verbitterung besänftigt und je besser er mit dem Schwert wurde, desto Dankbarer fühlte er sich. Schlussendlich besiegelte der Kampf mit So´unga seine jahrelange Wut und er verstand, dass er sich all die Jahre der Ressentiments nur geirrt hatte. Nicht das er es irgendjemanden erzählen würde. Es war ihm schließlich schon immer schwer gefallen, seine Gefühle zu zeigen. Die Ereignisse seiner Vergangenheit hatten ihn dazu veranlasst, undurchdringliche Wände zu formen, die nicht leicht zu brechen waren, eine Notwendigkeit für sein Überleben. Nun aber fühlte er eine seltsame Wärme in seinem Herzen, als er sich der Tatsache bewusst wurde, dass sein Vater selbst nach seinem Tod über ihn wachte und sogar ein Teil seiner Macht immer an seiner Seite bleiben würde. Es hatte etwas beruhigendes, einen tiefen Frieden, den er lange nicht mehr gefühlt hatte und ihn sogar dazu veranlasste, ein kleines Lächeln auf seine Lippen zu zaubern. Vielleicht war es gar nicht so schlimm, dass Tessaiga tatsächlich eigenständig handeln würde. Wer wusste schließlich besser mit dem Tier in seinem Inneren umzugehen, als sein eigener Vater? Was auch immer die Zukunft bringen mag, er würde bereit dafür sein.   ---------------------------------------------------------------------------------   „In Ordnung, alter Mann. Wir sehen uns.“ Inu Yasha drehte sich um, ein neues Feuer hatte sich tief in seinem Bauch entzündet und ihn ins Leben zurückgeholt. All das kopflose Wandern ohne klaren Zweck, kein Ziel vor sich zu haben, begann ihn offenbar Wahnsinnig zu machen. Er würde nie soweit gehen zu sagen, dass er Naraku zurückhaben wollte, aber er hatte das wage Gefühl, dass er den Adrenalinschub der Schlacht vermisste. Und jetzt hatte sich ihm eine perfekte Gelegenheit ergeben, wie er diesen Mangel womöglich ausgleichen könnte: Er würde den seltsamen Vorkommnissen einfach auf den Grund gehen und vielleicht sogar das schaffen, woran sein Vater gescheitert war. Er hatte wieder eine sinnvolle Aufgabe. „Warte Inu Yasha. Ich habe etwas, bei dem du mir noch helfen kannst.“ Totosai erhob sich von seinem Platz und verschwand in den hinteren Teil seines Hauses, ohne auf eine Antwort zu warten. „Vor einigen Monaten tauchte dein Bruder bei mir auf.“ Die Stimme des Schmiedes klang gedämpft und ein Stirnrunzeln zierte das Gesicht des Halbdämons. „Sesshoumaru? Wollte der Bastard schon wieder ein neues Schwert? Ich dachte, Bakusaiga würde ihm endlich reichen...“ Nach seinem unglücklichen Treffen mit dem Daiyokai während des Neumondes, hatte er eigentlich alles versucht, um sich nicht mehr mit diesem Idioten zu beschäftigen und doch durchfuhr ihn immer noch ein seltsam stechender Schmerz, wenn er an den Älteren dachte. Schuld waren seine menschlichen Gefühle. Totosai stürzte die Lippen. „Wie grausam, Inu Yasha. Warum würdest du denken, dass Sesshoumaru nur zu mir kommen würde, wenn er eine Bitte hat. Er hätte nur Hallo sagen können.“ „Also ist er gekommen, um Hallo zu sagen?“ „Nein, er hatte eine Bitte.“ „Keh, natürlich hatte er“ , murrte Inu Yasha sarkastisch und ignorierte Totosais Seufzer, als dieser wieder vor ihm erschien.   „Er hat einen Dolch in Auftrag gegeben, ist aber seitdem nicht mehr zurückgekehrt, um ihn zu fordern.“ Die flauschigen Ohren des Halbdämons zuckten und ein leicht verwirrter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Sesshoumaru war keiner, der eine so kleine, leicht verdeckte Waffe benutzten würde. Sein Stolz und seine Ehre würde es ihm nie erlauben, auf eine Technik zurückzugreifen, die einen Dolch erforderte. Was also wollte er damit? „Du hast doch gerade nichts zu tun. Also suche ihn für mich und gib ihm die Waffe.“ Der Schmied schenkte den gemurmelten Fluch keine Beachtung und reichte dem Hanyo eine elegant gearbeitete Klinge. „Ich bin kein Bote...“ War alles was Inu Yasha erwiderte, ehe sich sein Blick auf den Dolch konzentrierte. Das Metall schien hauchdünn und glänzte matt im Licht der Sonne, während sich ein kastanienbraunes Gehäuse um die Klinge hüllte. Das Holz fühlte sich in seiner Hand leicht warm an und er erkannte auf der einen Seite das feine Muster eingravierter Blumen. Der Rand der scharfen Schneide war mit den gleichen starren Muster versehen, welches auch Bakusaiga trug und es war nicht schwer zu erkennen, dass es zu Sesshoumarus Besitztümern gehörte. Offensichtlich hatte sich Totosai für die Herstellung Zeit genommen, aber es erklärte noch immer nicht, warum sein Bruder eine solche Waffe in Auftrag geben würde.   „Warum würde Sesshoumaru so etwas wollen?“ Fragte der Halbdämon skeptisch nach, als er den Dolch in einen seiner langen Ärmel verschwinden ließ. „Ich stell keine Frage, sondern mache meinen Job.“ Der alte Dämon zuckte nur mit den Schultern und legte den Kopf schief, als er seinen Hammer an seine Schulter lehnte. „Keh, du hast einfach immer noch zu viel Angst vor ihm“ , meinte Inu Yasha mit einem Grinsen, ehe er sich umwandte und ein kurzes „Bis irgendwann mal!“ über die Schulter rief. Und damit ließ er den Schmied hinter sich und machte sich wieder auf den Weg, ein neues Ziel vor den Augen. Er hatte zwar keine Ahnung wo sein verdammter Bruder war und eigentlich stand eine weitere Begegnung mit ihm ganz weit unten auf seiner Liste, aber er würde ihm sicherlich früher oder später über den Weg laufen. Doch wenn es nach ihm ginge, könnte sich dieser Tag ruhig noch etwas Zeit lassen.   ---------------------------------------------------------------------------------   Stille erfüllte das Land, nur das sanfte Geräusch eines schlagenden Herzens hallte zwischen den leeren Mauern und Steinen wieder, wie der eindringliche Rhythmus einer Taiko-Trommel.   Dunkle Augen öffneten sich der Welt und streiften über die trostlose Landschaft zu seinen Füßen, als er das erste Mal seit einer langen Zeit die kalte Luft um sich herum atmete und die Gegend mit jeden seiner weit geöffneten Sinne erfasste. Er konnte es wieder fühlen. Den Puls der Erde unter seinen Füßen, die leichten Verschiebungen in den Strömen der Macht und das Summen der schwarzen Magie um ihn herum. Berauschend in jeglicher Form und erfüllend mit der reinen und unverbrauchten Energie, die ihm in den letzten Jahrhunderten genommen wurden. Alles strömte wieder zu ihm zurück und er empfing es mit offenen Armen, um sich daran zu näheren und zu wachsen. Fast fünfhundert Jahre hatte seine bewusste Form in den Tiefen seiner alten Heimat geruht. Niemals tot aber auch nie ganz lebendig, wurde er von den alten Mächten seiner Ahnen geschützt und bewacht, während sich sein Geist mit dem Fluss des Lebens verband und über die Jahre hinweg in vollkommener Ruhe mit der Zeit selbst verfloss. Nun aber war er erwacht und das fast vergangene halbe Millennium, welches er im Schlaf verbrachte, war für ihn nur ein flüchtiger Moment, ein sich immer wiederholender Wimpernschlag seiner Existenz. Jetzt kehrte sowohl sein Bewusstsein, als auch sein Körper in das sterbliche Diesseits zurück und mit ihnen brach auch die Kraft aus dem Inneren seiner Seele hervor und überflutete die Welt bis in jeden noch so kleinsten Winkel.   Sein blasses Gesicht neigte sich der Sonne entgegen und ein totes Lächeln zierte seinen Ausdruck, als er langsam über die staubige Erde lief. Er war früher aufgewacht als das letzte Mal, vielleicht zehn oder fünfzehn Tage, denn der Herbst hatte seinen Wendepunkt noch nicht erreicht. Es war immer ein reines Glücksspiel, wann er aus den Armen seiner Ruhestätte entlassen wurde. Meistens blieben ihm nur ein, zwei Monate, bis sich die Wintersonnenwende über das Land legen und er zu seiner vollen Stärker zurückkehren würde, um den Planeten von dem Einfluss der Uralten zu reinigen. Und wie jedes Mal in diesem immerwährenden Kreislauf, schien die Welt ihn zu dem Zeitraum seiner Ruhe offenbar komplett vergessen zu haben. Aber er empfand keine Empörung über diese Dinge. Schließlich waren die Menschen in ihrer Existenz zu kurzlebig, um jemals seine Präsenz zuvor verspürt haben zu können und die Dämonen selbst waren höchstens ein unliebsames Ärgernis, mit denen er auskommen musst.   SeKain ließ die alten Höhlen hinter sich und streifte durch das karge Land. Ein leichter Schmerz legte sich über seine Muskeln und Knochen, die viel zu lange im völligen Stillstand verweilen musste und nun gegen die plötzlichen Bewegungen protestierten. Doch er ignorierte das Gefühl und konzentrierte seine Gedanken auf die kommenden Tage, obgleich er dabei immer wachsam auf alles um sich herum war. Der kalte Wind zehrte an seiner Gestalt und wirbelte seine Haare hinter ihm auf, als er auf einem kleinen Hügel zum stehen kam und seinen Blick schweifen ließ. Fast fünfhundert Jahre und scheinbar nichts hatte sich an seiner so schönen trostlosen Heimat geändert. Der Herbst hatte das Land rau und das Meer unerbittlich gemacht. Harte Winde rissen an den knorrigen Bäumen und peitschten um die zerklüfteten Felsformationen und Berghänge umher, während sie die wenig Blätter achtlos vor sich her trieben. Wo einst grüne Wiesen die Weiten der Landschaft prägten, war der Boden mit flächigen Moos und verdorrten Pflanzen bedeckt, die Dornenhalme grau und erstarrt. Schon lange waren die Flüsse versiegt, der Regen vergiftet und die Erde unter den Füßen nichts weiter als toter Staub. Vereinzelt erhoben sich Ruinen in die trostlose Umgebung hinein, die letzten Zeugnisse ehemaliger Zivilisationen nun nichts weiter als eine armselige Ansammlung von Holz und Steinen, ausgeblichen über Jahrzehnte im fahlen Licht der Sonne.   Hier war sein Geburtsort, das Heim seiner Familie und die Wiege einer einstigen Nation. Doch niemand war mehr übrig. Niemand außer ihm. Er war der letzte Überlebende, der das Erbe und das Vermächtnis seines Blutes in sich trug und er würde bleiben, bis die Sonne verglühte und der Mond in Stücke brach. Es war sein Schicksal, wie es zeitgleich auch sein Fluch war. Jahrhunderte um Jahrhunderte des Schlafens, nur um sich wenige Monate lang entfalten und die Macht der schwarzen Magie gänzlich fließen lassen zu können, bevor ihn das Licht der aufgehenden Sonne zurück in seine Ruhestätte zog und die Uralten wieder über das Land regierten. Doch bald würde es enden. Er hatte sein Ziel fast erreicht. Amaterasu...ich werde mich nicht mehr länger deiner Herrschaft beugen.   SeKains Blick wanderte nach unten, ein fast unscheinbarer weißer Fleck erregte seine Aufmerksamkeit. Mit einem milden Lächeln kniete er sich hin und starrte auf die kleinen, halb zerrissenen Blätter einer einzelnen weißen Blumen, die inmitten der Ödnis versuchte zu erblühen. Er streckte die Hand aus und fuhr sanft mit den Fingerspitzen über die zarte Blüte, die sich unter seiner Berührung leicht neigte. Das Gefühl auf seiner Haut war seltsam und zeitgleich auch vertraut, es löste ein Kribbeln in seinen Nerven aus, welches sich durch seinen gesamten Körper zog. Wie klein und einfach diese Blume doch war, so unschuldig in ihrer Existenz. So leicht zu zerstören. Sie erinnerte ihn an frisch gefallenen Schnee, rein und unverfälscht und doch...fehlte ihr etwas. Etwas bedeutendes. Ein leichtes Stirnrunzel bildete sich auf seine Gesicht, er wandte sich plötzlich ab und erhob sich wieder, um dem Abstieg der Sonne zu verfolgen.   Die kommende Nacht würde er nutzen um zu ruhen, seine körperliche Kraft wieder aufzuladen und seine mentale Energie zu stärken. Er würde es brauchen, um die nächsten Monate zu bestehen. Danach wurde es endlich Zeit, dass er Sie erschuf – Seine Kinder. Kreaturen, geboren aus dem Herzen der schwarzen Magie, genährt durch Wahnsinn und in so vielen Jahren perfektioniert. Wie er sie vermisst hatte. Obgleich sie anfänglich nur das ungewollte Ergebnis eines gescheiterten Versuches waren, als er Jaki vom Körper eines Individuums trennte, erschuf er sie aus einer Laune heraus immer weiter und schickte sie in die Welt aus. Es war reine Neugierde die ihn trieb und oh, wie nützlich sie sich doch erwiesen. Ihre erste Form war grotesk und ohne einen wirklich definierten Körper, eine weder humane noch dämonische Gestalt, die sich immer wieder veränderte. Jetzt waren sie menschlicher, aber immer noch unbeständig. Sie trugen keinen Geruch, keine Aura, nur das unverkennbare Gefühl von etwas bösartigen. Aber sie fanden für ihn die Quellen der unverbrauchten und reinsten Kraft allen Lebens, während sie den unbrauchbaren Rest gnadenlos unschädlich machten. Dörfer und Tempel waren ihnen zum Opfer gefallen, all jene, die die Gefahr in ihnen erst zu spät erkannten. Selbst Dämonen schienen sich in ihrer Einfachheit zu täuschen, ehe sie dem Bann ihres Giftes verfielen und zu willenlosen und mordenden Monstern wurden – zu dem wurden, was schon immer in ihren Tiefen schlummerte.   Und doch überlebten nicht alle seine Kinder. Über die Jahre waren die Mönche und Priesterinnen stärker und besser geworden, resistenter gegenüber der schwarzen Magie. Und auch Yokai, die ihrem eigenen dunklen Willen widerstehen konnten, waren in der Lage sie zu töten. Es machte seine Sache....komplizierter. Er musste mehr Magie und Kraft anwenden, die ihm wiederum an andere Stelle fehlte und er hatte noch nicht die perfekte Vollendung in seinen Kindern gefunden. Sie sollte ihm gleich sein, sein Ebenbild und doch.... SeKain seufzte leise und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Er konnte nicht alles haben und die Vorstellungen nach vollendeter Perfektion war ein unerreichbares Ziel, selbst für ihn. Schließlich war er nur ein Mensch und alles musste innerhalb einer festen Grenze funktionieren, obgleich die Linien an manchen Stellen dünn und verwaschen schienen. Nur dann war es ein leichtes sie zu übertreten, denn ihrer Unklarheit lockte einen an und machte es plötzlich so scheinbar einfach, die Dinge dahinter zu ergreifen. Und sie versprach so viel mehr, als die sterbliche Welt bieten konnte. Eine Macht, nach der nicht nur die Menschheit strebte und dennoch für so viele unerreichbar war. Die ideal Vollendung von Körper und Geist.   „Ich frage mich, wo wohl das Ende meiner Kraft liegen mag. Wann erreicht meine Magie den Punkt ohne Wiederkehr?“ Seine Stimme verlor sich im kalten Herbstwind und er starrte auf seine Finger, die zuvor das Blütenblatt berührt hatten. Er war schon so lange hier und hatte auf diese Fragen in all den Jahren noch keine Antwort gefunden. Seine Fähigkeiten waren begrenzt, ja, aber woran sie gebunden waren, war ihm noch immer ein Rätsel. Schließlich lebte er, ohne zu leben und hatte doch einen Atem, einen Herzschlag und die Möglichkeit des Empfindens. Wenn das nicht Leben war, was war es dann? „Bin ich vielleicht einfach nur unfähig, mein eigenes Limit zu erkennen?“ Seit er auf diesem Planeten wandelte, gab es eine Vielzahl von Menschen und Dämonen, die ihm im Kampf gegenübergetreten waren – die einen erfolgreicher als die anderen. Und einige hatten es tatsächlich vollbracht, ihn an einen gefährlichen Punkt seiner Kraft zu drängen, an dem er selbst nicht mehr daran glaubte zurückkehren zu können. Die Angst vor dem Tod war nichts was er fürchtete, aber dennoch war die Ungewissheit auf sein womögliches Ende auf dieser Welt störend. Vor allem, wenn er seine Aufgabe nicht erfüllen konnte.   ---------------------------------------------------------------------------------   Die Meeresschlange aus dem Norden war sein erster Gegner. Ein alter und weiser Dämon, der sich etliche Meter über den Grund des Ozeans erstreckte und schon viele Jahre an diesem Ort verweilte. Er traf ihn, nur ein halbes Millennium nach seiner Wiedergeburt und weil er seine neue Bedeutung für die Welt noch nicht ganz verstehen konnte, war diese Begegnung wohl eine der Gefährlichsten. In seinem Leichtsinn vergaß er damals fast, dass die Schlange schon Äonen vor ihm dort war und seine Kraft weitaus mächtiger war, als er sie selbst zu diesem Zeitpunkt besaß. Ihre... Auseinandersetzung war lang und schwer, ein ermüdendes Aufeinandertreffen zweier alter Magieformen und am Ende war er nur knapp daraus hervorgegangen.   Doch nicht immer war es ein Spiel auf Leben und Tot. Manchmal fand er die Präsenz früherer Gegenspieler wieder und manchmal verschwand sie einfach vollkommen. Diese menschliche Priesterin war eine von ihnen. Midoriko. Er erinnerte sich wage an sie, eine äußerst mächtige – und widerspenstig – Miko, die sich ein gutes Jahr nach ihrer Begegnung selbst opferte, um irgendeine geschaffen Kreatur aus tausenden Dämonen zu besiegen. Ihr eigenes Zusammentreffen verlief weniger befriedigend für ihn, denn er musste ihre göttliche Macht zähneknirschend anerkennen und sich mit einem Unentschieden zufrieden geben, an das er heute nur ungern dachte. Was im Nachhinein mit ihr passierte, hatte nie wirklich sein Neugierde geweckt und auch dieses seltsame Juwel, welches am Ende aus ihrem Herzen übrig blieb, war nichts was er begehrte. Immerhin war dieses Shikon no Tama aus einem Teil der spiritueller Kraft entstanden und er hätte es lieber zerstört, als es zu besitzen. Ohne Zweifel wäre die Frau in der Lage gewesen ihn zu töten, doch als eine Gesegnete der Uralten war ihre Aufgabe das Reinige der Dämonen und nicht das Töten von Menschen, die sie eigentlich schützen sollte. Also entzog sie ihm stattdessen einen Großteil seiner Macht und versiegelt diese zwei volle Millennien, ehe er wieder vollkommen hergestellt war. Keine wirklich glorreiche Zeit für ihn. Verdammte Frau. Hätte ich sie nur getötet, hätten die Yokai die Welt vielleicht tatsächlich übernehmen können. Meine Arbeit wäre umso leichter gewesen...   Aber dann gab es natürlich noch Ihn. Den Inu no Taisho der Hundedämonen. Eines der wohl spannendsten und aufregendsten Zusammentreffen, welches SeKain je hatte. Wie war er doch begeistert von dem Mann, als er ihn das erste Mal traf. Diese Kraft, diese kontrollierte und doch zerstörerische Macht, die unter dessen Haut gebrodelt hatte. Und dann die Schwerter die er führte. Der erste Dämon der es vermochte eine himmlische Klinge zu tragen, während er zeitgleich auch ein Höllenschwert besaß. Was für eine schwerwiegende Aufgabe das wohl für den Yokai bedeuten musste, den immerwährende Streit zweier Mächte ganz allein bewältigen zu müssen. Tatsächlich empfand er gegenüber dem General einen tiefen Respekt, den er über die Zeit nie verloren hatte. Er bewunderte sogar den stolzen und doch ehrwürdigen Inuyokai, dessen Verlangen und Drang sein Volk zu schützen so groß war, dass er dafür alles tun würde und doch stets diplomatisch und bewusst handelte. Es stand außer Frage das der Taisho ebenfalls temperamentvoll und impulsiv war und doch machte vielleicht gerade dies den Reiz aus. Und oh, wie sich ihre Klingen doch gekreuzt hatten. Vermutlich war der Hundegeneral für die meisten Morde an seinen Kreationen verantwortlich und hatte ihn tatsächlich mehr als einmal großen Schaden zugefügt. Doch am Ende konnte auch er nicht alle Kinder seiner eigenen Rasse vor dem Unvermeidlichen retten, selbst wenn die Barrieren noch so stark gewesen waren – und das waren sie. Die Schutzherrin der Hundedämonen hatte eine wirklich gute Arbeit geleistet und es dauerte tatsächlich bis zu seinem nächsten Erwachen, ehe er herausgefunden hatte, dass die Hüterin in einer engen Beziehung zu dem Taisho stand. „Mh, ein sehr enges Verhältnis.... Dieser Junge von damals...“   Ein Puls durchlief den Boden unter SeKains Füßen und summend zog er all die Energie um sich herum auf und ließ sie durch seinen Körper fluten. Jetzt da er wieder wach war, konnte er den Einfluss der schwarzen Magie viel besser kontrollieren und lenken. Auch wenn sie sich bereits in den letzten Monaten erfolgreich durch den Planeten gefressen hatte, war sie bei weitem nicht so stark, um der Macht der Uralten ernsthaft zu schaden. Aber dafür war er ja nun da. Mit einem kalten Lächeln auf den Lippen, drehte er sich um und ging zurück zu der Ruhestätte seiner Ahnen. Er war gespannt darauf zu erfahren, was in den letzten Jahrhunderten seiner Abwesenheit passiert war und mit welchen Widerständen er wohl rechnen müsse. Immerhin konnte er vor ein paar Jahren eine mächtige Störung innerhalb der sterblichen Welt spüren, die selbst den Lebensfluss verunreinigt hatte und dies würde bedeuten, dass seine Aufgabe erheblich erleichtert wurde.   „Ich bin endlich zurück.“ Flüsterte er im Rauschen des Windes, seine Gestalt verblasste in dem aufgewirbelten Staub der toten Erde und der Ort kehrte zu seiner Einsamkeit zurück.   Wo er stand, blieb nur ein einziger, dunkler Fleck zurück und die einstige weiße Blume war verdorrt und schwarz. Sie hätte nie existieren sollen. So unvollkommen und fehlerhaft.   Ich hätte dich am Leben gelassen, doch dir fehlt eine wichtige Eigenschaft.   Dir fehlt die Farbe Rot.   Rot wie das Blut.   ---------------------------------------------------------------------------------   wichtige japanische Wörter:   Ningen: abfällige Bezeichnung für Menschen   Kami: Gott   Reiryoku: spirituelle oder göttliche Kraft   Yoki (oder auch Yoryoku): dämonische Energie und die Lebenskraft eines Yokai. Kann sowohl die körperlichen Fähigkeiten verbessern (Inu Yashas Sankon Tesso, um die Stärke und Angriffsreichweite seiner Klauen zu erhöhen), als auch Konstrukte bilden (Sesshoumarus Lichtpeitsche) oder in Form von Elementen kanalisiert werden   Kenatsu: eine Fähigkeit die hauptsächlich von Yokai-Schwertern besessen wird. Wenn Yoki in das Schwert geschleudert wird, kann der Benutzer seine Feine schlagen, ohne dass die Klinge physischen Kontakt hat. (Unter solch einen Angriff fällt zum Beispiel Inu Yashas Kaze no Kizu)   Yoketsu: visuelle Manifestation der dämonischen Energie in Form eines Strudels hinter einem Yokai. Wird dieser Wirbel und das damit verbundene Yoketsu durchtrennt, wird der Dämon sofort getötet.   Jaki: bösartige Energie, die ähnlich der dämonischen Aura ausgestrahlt wird. Entsteht aus der dunklen Natur oder dem Willen (Yin) eines Individuums   dämonisches Jaki: jeder Dämon und Mensch besitzt das Potenzial Jaki auszustrahlen. Je böser der Yokai ist, desto größer sind die Fähigkeiten in der Kontrolle, Verwendung und Stärkung des Jaki, um Objekte und Menschen zu kontrollieren   Höllenjaki: entstand durch die vielen bösartigen Kreaturen in der Hölle und ist auch im Meido vorhanden   Shoki: alternative Bezeichnung von Miasma oder auch Sumpfgas genannt   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)