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Woods

von

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Küchenkrepp

"MAMA!!", schrie Mia.

Pierre stand gerade unter der Dusche und hörte es erst nur ganz leise, weil das Rauschen so laut war.

"MAMA!!!!"

Jetzt hatte er es ganz deutlich gehört.

Sofort stellte er das Wasser ab und rutschte beinahe aus, als er aus der Dusche sprang.

In Windeseile band er sich ein Handtuch um die Hüfte und stolperte raus.

"MIA?!"

Er riss die Kinderzimmertür auf. Es war leer.

Dann hörte er Schluchzen und rannte ins Wohnzimmer.

Mia zerrte an Becky während ihr dicke Tränen übers Gesicht rannen.

Pierre war sofort unten bei den Beiden.

"Nein...nein nein..", flüsterte er.

Becky war kalkweiß und hatte getrocknetes Blut unter der Nase.

Mit zittrigen Fingern rief er den Notarzt und zog dann seine Tochter in seine Arme.

"Mama soll aufwachen!"

"Und das wird Mama. Alles ist gut, okay? Alles ist gut.", Pierre strich ihr durch die hellblonden Haare und ging schnell Becky's Notfalltasche holen. Dann war er sofort wieder neben ihr.

Nichts war gut. Überhaupt nichts war gut.

Schwacher Puls.

Zum ersten Mal seit Ewigkeiten sprach er sie mit ihrem vollen Namen an:

"Rebecca ich warne dich.."

Über der Couch neben ihnen hing immerhin noch eine Jeans, die er sich anzog, kurz darauf waren die Rettungssanitäter auch schon da.

Barfuß und oberkörperfrei nur in Jeans und mit Mia im Arm stieg er mit in den Rettungswagen. Es war ihm so egal was er anhatte.

Beunruhigt fuhr er sich schließlich im Krankenhaus durch die immer noch nassen Haare während Mia an dem Becher Wasser nippte den er ihr besorgt hatte.

Mia hatte Becky so gefunden.

Um Gottes Willen.

Pierre fühlte sich dermaßen schuldig und beschissen, dass er Magenkrämpfe bekam.

Immer wieder erntete er komische Blicke von Vorbeigehenden weil er halbnackt und Barfuß da saß und kaum ruhig sitzen bleiben konnte.

Sie war doch so stabil gewesen in letzter Zeit. So fröhlich..

Außerdem steckten sie mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen.

Er war wirklich kein Typ der irgendwie leicht weinte oder sonst was aber

Mia sah ihn an und sagte "Papa, lach wieder." und auf einmal war er kurz davor.
 


 

Lukas wollte gerade umdrehen und zum Haus zurück gehen, als ihn eine Hand an der Schulter packte.

Erschrocken wirbelte er herum.

"Wo willst du denn hin?", fragte John.

"Ich musste mir nur kurz die Beine vertreten...Ich...", Lukas zögerte doch dann entschied er sich dafür um Ben zu kämpfen,

konnte ja nicht immer nur Ben sein, der sich vor ihn warf, "Ich hab gehört was ihr in der Küche über mich gesagt habt. Und dass es nicht okay für euch ist, dass ich mit ihm zusammen bin. Aber ich kann das mit ihm nicht aufgeben, okay?! Ich...Ich liebe ihn."

Zum ersten Mal huschte so etwas wie der Ansatz eines Lächelns über John's Gesicht:

"Okay du hast definitiv nicht alles gehört."

"Was meinst du?", Lukas sah ihn verdutzt an.

"Die sind alle total vernarrt in dich. Mum hat mir eben noch Prügel angedroht wenn ich ihren ach so tollen zukünftigen Schwiegersohn vergraule.."

Lukas wurde rot.

Das erleichterte, beschämte und überraschte ihn gleichermaßen. Allerdings konnte er spüren, dass er John noch nicht wirklich von sich überzeugt hatte.

"E..cht?"

"Ja echt. Jetzt komm zurück ehe Ben was merkt. Sonst machen mich gleich alle fertig.", grinste John.

Eigentlich hätte er wirklich lieber gehabt wenn Lukas abgehauen wäre aber Ben und seine Mutter wollten es eben anders.

Lukas nickte und sie gingen los.

Dass Ben die Szene längst vom Flurfenster im oberen Stock aus beobachtet hatte konnten sie ja nicht wissen.

Mit verschränkten Armen sah er von dort aus zu wie Lukas und John kurz redeten und dann zurück zum Haus wanderten.

Sein Vater trat neben ihn und klopfte ihm auf die Schulter:

"Nimm es John nicht übel. Für mich war es auch nicht einfach. Ehrlich gesagt gewöhne ich mich immer noch dran."

"Ich sag doch gar nichts...", erwiderte Ben und grinste dann, "Ehrlich gesagt läuft es sogar besser als ich's erwartet habe."

Kurz darauf kamen sie dann endlich auch mal zum Essen.

Lukas beobachtete John und Ben dabei wie die beiden sich andauernd neckten.

Neben seinem Bruder wirkte sein Freund auf einmal viel jünger.

Für ihn war das spannend zu beobachten.

Wenn er Ben's Familie so sah erinnerte ihn das nur leider auch daran, dass er sowas nicht mehr hatte.

Und der Grund für das Auseinanderbrechen einer Familie zu sein war echt ein doofes Gefühl.

Während Ben's Eltern sich wirklich Mühe gaben und einfach nur das beste für ihre Söhne wollten, hatten Lukas und seine Eltern inzwischen komplett den Kontakt abgebrochen. Auch seine Schwester, die ja zunächst nochmal auf ihn zu gekommen war, meldete sich schon länger nicht mehr.

Scheinbar musste er sich damit abfinden.

Daher war ihm umso wichtiger, dass er irgendwie auch John noch von sich überzeugen konnte. Nur wie?
 

Nach dem Essen saßen Ben, sein Vater und John weiter draußen und redeten über Sport und über Ben's Auslandseinsatz.

Lukas hatte sich irgendwie deplatziert gefühlt und immer wenn er seinem Freund näher kommen wollte hatte er die skeptischen Blicke der beiden anderen Männer gespürt. Also war er quasi in die Küche geflohen.

"Schön, dass wenigstens du mir hilfst!", lächelte Ben's Mum grade und funkelte raus in den Garten, wo Ben's Vater gerade auf der Terrasse Bier verteilte.

"Na klar.", lächelte Lukas und begann das Geschirr in die Maschine einzusortieren, was übrig blieb wuschen sie mit der Hand ab.

"Ich hab euch noch was von den Resten eingepackt. Das kannst du ja nachher aus dem Kühlschrank mitnehmen."

Lukas hielt kurz in der Bewegung inne und lies das Handtuch sinken:

"Das ist wirklich nett.. aber ich glaube wir bleiben doch über Nacht..."

"Wirklich? Das wäre ja schön. Wir haben genug Platz hier."

"Ben wollte es von Anfang an....ich hab ihm nur gesagt, dass das nicht geht weil ich so nervös war...", gestand Lukas verlegen.

"Aber wieso das denn? Wegen John?"

"Er mag mich nicht.."

Von draußen hörten sie lautes Lachen.

"Lass dich nicht so von ihm einschüchtern. Sei einfach du selbst und lass ihn das mit sich selbst ausmachen.", schmunzelte sie.

"Ben scheint ziemlich was auf seine Meinung zu geben...", seufzte Lukas unsicher.

Daraufhin lachte Ben's Mutter:

"Ja...das stimmt. Aber..sieh es doch mal so. Ben kennt ihn. Glaubst du nicht er wusste genau wie John reagieren würde?"

Lukas seufzte nur leise.

"Lukas ich glaub dir ist eins nicht klar..."

Er sah sie irritiert an:

"Was denn?"

"Er hat es nicht lange ertragen dich zu verleugnen. Erinnerst du dich? Ben ist wahnsinnig stolz auf das was ihr habt. Wieso bist du nur so unsicher wenn mein Sohn dir sogar einen Antrag macht um dir zu beweisen wie ernst er es meint. Er hat uns über 10 Jahre lang geschworen dass er nichts vom Heiraten hält und dann steht er plötzlich eines Tages vor mir und sagt dass er einen Ring gekauft hat und dass er das Gefühl hat angekommen zu sein.

Lukas er wollte dir Sicherheit damit geben und du hast immer noch Selbstzweifel und auch Zweifel an ihm."

Lukas spürte wie seine Wangen warm wurden.

Hatte er diesen Mann überhaupt verdient?

Dennoch war da diese Unsicherheit weil er eben von Ben's Kinderwunsch wusste. Es waren halt so viele Sachen, die ihn beschäftigten.

Auch als Ben's Mutter schließlich ins Wohnzimmer verschwand blieb er noch in der Küche stehen.

Er wollte eigentlich gern zu seinem Freund aber fühlte sich irgendwie als würde er Ben vor John und seinem Vater blamieren oder in Verlegenheit bringen.
 

Zögerlich schlich er dann irgendwann raus und setzte sich mit ordentlichem Abstand mit auf die Terrasse.

Ben's Vater nickte ihm nur kurz zu und redete dann weiter von irgendeinem Auto.

Lukas lächelte höflich und versuchte möglichst ..."wenig schwul" rüber zu kommen.

Was im nachhinein betrachtet echt erbärmlich von ihm war.

Wenn man Ben dagegen so beobachtete würde man nie drauf kommen, dass er mit einem Mann zusammen war.

Das beste Beispiel dafür, dass das Äußere eigentlich kaum etwas über einen Menschen aussagte.

Ben's Mutter kam auch wieder raus und schob mit vorwurfsvollem Blick John's Füße vom Tisch.

Plötzlich stand Ben auf und kam rüber:

"Ich hab dich schon vermisst.", sagte er und küsste Lukas vor allen anderen. Kein Bussi. Kein kurzer Schmatzer.

Nein ein richtiger Kuss. Danach lächelte er zufrieden.

John hätte beinahe sein Bier ausgespuckt so überrumpelt war er davon.

Ben's Vater wusste nicht recht wo er hin gucken sollte und einzig und allein Ben's Mutter nickte zufrieden.

Lukas sah beschämt runter war aber auch irgendwie erleichtert.

Trotzdem traute er sich gerade weder zu John noch zu Ben's Vater zu sehen und griff blitzschnell nach seinem Glas um nichts sagen zu müssen.

"Lukas meinte eben in der Küche, dass ihr doch über Nacht bleibt.", strahlte Ben's Mutter unbedarft in die Runde.

John sah sie entsetzt an, verkniff sich aber einen Kommentar.

Ben wirkte positiv überrascht:

"Wirklich?"

Lukas nickte und konnte in Ben's Gesicht sehen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.

Er musste sich eben auch mal zusammen reissen.

Ben gab ihm einen zweiten Kuss.

Woraufhin John abrupt aufstand:

"Ich muss mal pissen."

Schnell wandte er sich zum Gehen.

Ben's Mutter schlug ihm einmal eins mit der Zewa-Küchenrolle auf den Hinterkopf und dann war er auch schon im Haus verschwunden.

"Vielleicht sollten wir es nicht so zeigen...", flüsterte Lukas in Ben's Ohr.

"Heißt das ... kein Sex in meinem Kinderzimmer?", flüsterte Ben zurück.

Lukas streckte den Arm aus.

Ben's Mutter reichte ihm die Zewarolle und er zog Ben damit eins über den Kopf.
 

Am Abend ging John allein los.

Eigentlich hatte er das mit Ben machen wollen. Aber mit ihm allein und nicht noch mit dessen Verlobten zusammen. Immer noch irgendwie komisch.. John hatte ja so nichts gegen Homosexualität aber seinen eigenen Bruder mit dem er aufgewachsen war mit einem anderen Mann zu sehen war einfach ...merkwürdig.

Zumal er Ben immer nur als Frauenschwarm gekannt hatte.

Ob er sich daran gewöhnen könnte? Oder war es am Ende doch nur ein Prank?

John steuerte seine ehemalige Lieblingsbar an.

Sie war nicht mehr da und einem modernen Club gewichen.

So ein Dreck..

Er ging trotzdem rein. Hauptsache was trinken und kurz etwas Abstand zu der Lukas&Ben Situation gewinnen.

Gerade als er seinen ersten Drink in der Hand hatte kam eine ziemlich hübsche Blondine auf ihn zu.

Wohlwollend lies er den Blick über ihren Körper wandern, den sie in ein sehr kurzes und enges Kleid gepresst hatte.

Gar nicht mal übel...

"Hey kann ich dir was gutes tun?", grinste er und gab dem Barkeeper schon einmal ein Zeichen.

Sie lächelte ihn an und schlug ihre langen Wimpern auf und nieder.

"Sex on the Beach."

"Alles klar.", er orderte ihr den Cocktail und sah sie wieder an.

"Süß von dir..", grinste sie und spielte mit einer ihrer Locken während sie ihm näher kam.

"Hast du auch einen Namen Prinzessin?"

Der Barkeeper stellte den Cocktail vor ihr ab und sie saugte kurz an der Deko-Orange.

"Jennifer."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onlyknow3
2019-10-22T08:11:44+00:00 22.10.2019 10:11
Hoffentlich bleibt es dabei, schlepp die ja nicht ab John. Das würde Ben nicht verkraften, und Lukas in ein weiteres Loch ziehen. Weiter so, freuch mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Yunaxxx
2019-10-21T19:47:34+00:00 21.10.2019 21:47
Ich weine. Ich habe so Angst um Becky. Bitte lass sie nicht sterben. sie ist mein lieblings weiblicher Charakter.
Jennifer?! Das kann doch nur Jenny sein?! Was hat sich die Frau bitte wieder ausgedacht??? John renn weg! Jenny ist hinter Ben her


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