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Woods

von

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Der Ring

Lukas hatte Ben erst zum Flughafen begleitet und die letzten Momente noch ausgenutzt, um ihn zu umarmen und zu küssen.

Diesmal würde er wenigstens nur 1 Woche weg sein.

Kurz darauf saß er auch schon im Krankenhaus in der Mitte einer unbequemen Stuhlreihe und passte auf Mia auf während Pierre bei Becky war.

Besorgt las er der Kleinen ein Kinderbuch vor und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
 

Pierre kniete neben dem Bett in dem Becky lag.

Überall Geräte, Kabel, Schläuche..Fast hätte er es nicht ins Zimmer geschafft.

Es war noch zu früh um genaues zu sagen.

Er nahm ihre kleine, zierliche Hand in seine und betrachtete ihr ruhiges, regungsloses Gesicht.

Mit ihrem Porzellanteint glich sie in diesem Moment einer leblosen Puppe.

Er fühlte sich ...leer und wäre es ihm möglich würde er ohne zu zögern die Plätze mit ihr tauschen.

Da lag ein großer Teil von ihm im tiefen Koma.

"Hey Dornröschen ...wach auf..ich fleh' dich an...", sagte er leise.

Zärtlich küsste er den Handrücken von der Mutter seines Kindes und atmete tief durch.

Traurig zog er das kleine Kästchen aus seiner Tasche in dem sich der Ring befand, den er ihr noch irgendwann geben wollte.

Nachdenklich klappte er es auf und sah auf den kleinen, glitzernden Stein, der funkelte wie ihr Kleid letzte Nacht.

"Nimm mir nicht die Chance dir noch diese Frage zu stellen....Nimm uns das nicht weg. Wach auf. Für Mia."

Er steckte den Ring wieder weg und strich ihr zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht.

Mit Tränen in den Augen lächelte er sie an:

"Schatz ich weiß ohne dich doch nicht mal wo das Waschmittel ist.."

Ihre Augen blieben geschlossen.

Langsam lies er seine Stirn verzweifelt und hilflos auf ihren Bauch sinken.
 

Als Pierre raus kam wirkte er zerstört und ziemlich abwesend.

Lukas lies das Buch sinken und sah ihn fragend an.

Doch sein Freund wich seinem Blick aus und hob Mia schwungvoll hoch, die auf ihn zu gerannt kam.

"Ich will zu Mama."

Lukas konnte Pierre ganz genau ansehen, dass dieser wirklich darum kämpfte die Fassung zu bewahren.

Schnell nahm er ihm Mia ab und sah sie lächelnd an:

"Wolltest du nicht jetzt noch mit mir Eis essen gehen? Onkel Ben ist nicht da, der kann uns das heute nicht verbieten!"

Ihr Gesicht erstrahlte: "Jaaaa!!!"

Pierre sah Lukas an und formte mit seinen Lippen ein lautloses "Danke", dann gab er seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn, wünschte ihnen viel Spaß und kaum waren die beiden außer Sichtweite lies er sich auf einen Stuhl sinken, stützte die Ellenbogen auf den Beinen ab und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Eine Weile später sah er auf sein Handy.

Im Messenger öffnete sich ein Foto von Lukas und Mia. Mia's Gesicht war Schokoladen verschmiert.

Lukas Text dazu lautete: Hey sorry es ist leicht eskaliert. Ich dachte ich geh jetzt mit ihr noch auf den Spielplatz und hoffe dass sie sich nach dem Zuckerscheiß auf der Schaukel nicht übergibt. Meld dich bitte wenn es was neues gibt. Kopf hoch.

Pierre schrieb nur: Ok.

Dann öffnete er auf seinem Handy ein Foto von Becky und musste an dieses eine Sprichwort denken. Wie ging es noch...

Good people are like candles; They burn themselves up to give others light. (turkish proverb).

Ohne sie wäre er nicht der Mann der er jetzt war. Sie hatte ihn in allem unterstützt und ihm einen neuen Weg ermöglicht.

Ohne sie hätte sein Leben eine ganz andere Richtung eingeschlagen.

Sie war sein Licht und dieses Licht zu verlieren würde ihn kaputt machen.

Dann wiederum durfte er aber eben genau das nicht zu lassen, weil Mia ihn brauchte.

Der zerknüllte Flyer für allein erziehende Väter lag immer noch auf dem Boden.

Langsam stand er auf, sammelte ihn ein und machte sich auf die Suche nach dem nächsten Mülleimer.

Nach einer weiteren Stunde musste er dann los um Mia von Lukas abzuholen. Lukas hatte zwar angeboten sie noch länger zu nehmen, aber das konnte Pierre nicht machen.
 

Abends saß er mit auf ihrem Bett.

Gott sie war so schnell so groß geworden und gleichzeitig so klein.

"Gute Nacht Tanz! Gute Nacht Tanz!", forderte Mia.

Pierre zögerte, das war normalerweise Becky's Part.

Unbeholfen drehte er sich zwei Mal im Kreis, kitzelte sie durch, gab ihr links und rechts einen Kuss und deckte sie zu.

"Nicht so! Wie Mama!"

Pierre sackte das Herz in die Hose.

Ohne diese Frau war er aufgeschmissen.

Heute Nacht blieb er bei seiner Tochter. Heute brauchte nicht nur sie ihn, er brauchte sie auch.

Dieses kleine blonde Wunder war ein Teil von ihm und Becky und aus irgendeinem Grund hatte er diese irrationale Angst sie könnte plötzlich aufhören zu atmen würde er sie alleine lassen.

Also blieb er. Ein erwachsener, großflächig und düster tätowierter Mann in einem rosafarbenen Bett voller Einhörner.
 

Lukas lag in eine Fleecedecke gewickelt auf der Couch und telefonierte mit Ben.

"Ich wünschte du wärst hier....Pierre braucht dich so...", flüsterte er und fügte noch hinzu,"..und ich brauch dich auch.."

Dann griff er nach der heissen Schokolade auf dem Couchtisch trank einen letzten Schluck und stellte die Tasse wieder weg.

"Glaub mir, ich habe es versucht..keine Chance...weiß man denn schon was?"

"Sie liegt im Koma...mehr kann ich dir nicht sagen..."

"Ich habe so ein schlechtes Gewissen. Hätten wir vielleicht vorher schon etwas merken müssen?"

"Sie war doch gut drauf wie so ziemlich immer. Ich fand sie wirkte wie immer."

Dann wechselten sie das Thema, weil sie jetzt im Moment ohnehin recht machtlos waren und es einfach zu bitter war.

"Hast du noch Zeit? Kann ich dich mit ins Bett nehmen?"

, fragte Lukas und machte sich mit dem Handy am Ohr auf den Weg ins Schlafzimmer.

"Na klar. Ich wäre jetzt wirklich gern zu Hause. Bei dir."

"Weißt du was ich gerade gemacht habe?", Lukas musste grinsen und kuschelte sich genüsslich unter die Decke.

"Was?"

"Ich lieg' endlich mal auf deiner Seite!"

Ben musste lachen:

"Endlich hast du mal genug Platz, was?"

"Irgendetwas gutes muss deine Abwesenheit ja haben."

"Ich wäre trotzdem lieber bei dir...würd dich gern in den Arm nehmen und küssen..streicheln..."

"Ben lass das! Das ist peinlich am Telefon, was wenn dich jemand hört?"

"Mir doch egal..", wenn er mit Lukas telefonierte konnte Ben gar nicht aufhören zu grinsen, vor allem wenn dieser sich so genierte.

"Ab morgen früh sind es nur noch 6 Tage...", murmelte Lukas und gähnte leicht.

"Bist du gerade nackt?"

"BEN!"
 

Am nächsten Morgen stand Pierre auf und begann in der Küche Frühstück für Mia zu machen.

Er selbst trank nur einen schlichten, schwarzen Kaffee.

Müde schaltete er das Radio ein und das erste Lied, das sie spielten war Billy Joel's :

Only The Good Die Young..♪♫


Nachwort zu diesem Kapitel:
..... ( ・﹏・) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kimi104
2019-09-30T16:31:41+00:00 30.09.2019 18:31
Oh weia... hoffentlich wacht becky bald auf...
Von:  Onlyknow3
2019-09-30T14:31:11+00:00 30.09.2019 16:31
ach wie traurig, das geht einem unter die Haut. Hoffendlich wird mit Becky alles wieder gut.
Pierre braucht sie wirklich sehr, allein mit Mia das packt er nicht.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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