Woods von Silberstrich ================================================================================ Kapitel 28: Sabotage -------------------- Jenny brauchte eine Auszeit von dem ganzen Mist und Ärger. Ja es war ziemlich viel Zeit vergangen. Sie hatte auch andere Männer kennengelernt aber er ging ihr trotzdem nicht aus dem Kopf. Es war unfair gewesen und falsch. Und dieser dämliche Lukas hatte ihn nicht verdient. Lukas hatte ihrem Ben den Kopf verdreht und ihn manipuliert und sie ausgespielt....so empfand sie es zumindest. Die Aktion mit Nick hatte ihn eigentlich zurück in ihre Arme treiben sollen, aber was war wirklich passiert? Nichts... Absolut nichts.. Genervt bog sie, eingehüllt in einen weißen, flauschigen Bademantel, aus dem Spa-Bereich auf den Flur. Sie wollte zurück nach oben und sich etwas nettes aufs Zimmer bestellen. Schokolade und einen Sekt vielleicht. Sie musste sich mal wieder so richtig verwöhnen und die Strapazen hinter sich lassen. Als sie seine Stimme hörte dachte sie erst sie würde langsam verrückt werden. Schnell blieb sie stehen und spähte unaufällig um die Ecke. Da neben einem Getränkeautomaten standen ernsthaft Ben und Pierre. Schnell verschwand sie wieder in Deckung und spitzte die Ohren, um zu lauschen. Was zur Hölle machten die beiden denn hier?? Gerade eben hatte sie noch an ihn gedacht und jetzt war er zufällig ausgerechnet hier? Das war ja wohl ein Zeichen! Ha! Sie gehörten eben doch zusammen! "Scheiße ich hätte nicht gedacht, dass ich so nervös sein würde..", sagte Ben und fuhr sich durch die Haare. "Alter es wäre schlimm wenn du nicht nervös wärst." "Was wenn er nein sagt?" "Wieso sollte er nein sagen?" "Naja manche Leute wollen einfach nicht heiraten, was wenn er mich auslacht? oder es unangenehm findet?" "Ich erkenn dich manchmal echt nicht wieder....früher hättest du dir nie solche Gedanken gemacht...ich hätte auch niemals gedacht, dass du diesen Schritt jemals mit jemandem gehen wollen würdest.." "Glaub mir...ich auch nicht..." Hinter der Wand zuckte Jenny zusammen. Heiraten????!!!!! Erneut spähte sie um die Ecke und sah gerade noch wie Ben das kleine Kästchen in die Tasche seiner Shorts steckte. Dann gingen die beiden Männer in die andere Richtung davon. Was zur Hölle?! Das durfte sie auf keinen Fall zu lassen. Ben kam zurück aufs Zimmer. Lukas sah von seinem Buch auf. "Wir wollen uns heute Abend auf der Dachterrasse oben treffen...einfach bloß weils der letzte Tag ist und so..", meinte Ben möglichst beiläufig. "Ah ok..", Lukas sah wieder auf sein Buch runter. "Schade, dass es nur ein verlängertes Wochenende war. Aber immerhin." "Hmhm..", nickte Lukas und wunderte sich wieso Ben so aufgekratzt durchs Zimmer tigerte. Während Lukas den Tag entspannt verbrachte und nochmal dazu nutzte seine Batterien so richtig wieder aufzuladen, verschwand Ben dauernd und wenn er da war wirkte er irgendwie merkwürdig angespannt. Beim Abendessen lehnte Lukas sich schließlich zu ihm rüber und fragte ihn leise: "Gehts dir nicht gut?" "Doch doch...alles klar.", murmelte Ben und stocherte appetitlos in seinem Salat rum. Danach stand er ziemlich schnell auf: "Wäre es ok für dich wenn ich in den Fitnessraum gehe und dann noch mit Pierre was mache und wir treffen uns nachher auf der Dachterrasse wieder? Du wolltest doch sowieso noch irgendwas mit Becky unternehmen , oder?" "Ähm....ja...also...", begann Lukas überrumpelt und sorgte sich langsam etwas warum sein Freund ihm heute so dermaßen aus dem Weg zu gehen schien. Ausgerechnet an ihrem letzten Tag hier. Aber was sollte er machen wenn Ben einfach sagte dass alles gut war. "Cool danke!", gab Ben ihm keine Chance weiter drüber nachzudenken und lief los. Lukas sah zu Sophie rüber: "Was war das?" Sie schluckte ihren letzten Bissen runter und zuckte dann mit den Schultern: "Pff was weiß ich...Sportler konnte ich noch nie verstehen. Mach dir keinen Kopf." Sie grinste. "Ich glaub Ben und Pierre sind einfach froh mal wieder mehr Zeit zu haben. Die sehen sich ja in letzter Zeit nicht sooft wie früher.", warf Becky tröstend ein. Er nickte etwas bedrückt: "Wahrscheinlich hast du Recht." Pierre und Ben waren natürlich nicht im Fitnessstudio sondern schoben auf der Dachterrasse Möbel herum. Es hatte Ben ziemlich was gekostet, die nur für ihre Gruppe zu reservieren und dann hier auch noch alles zu verändern. "Sind Fackeln übertrieben?", fragte Ben ungewohnt unsicher. "Wie oft hast du vor einen Antrag zu machen?" "Einmal...ich hab hier alles reingesteckt...." "Siehst du...mehr ist mehr." "Fertig...", Ben wischte sich über die Stirn. "Also ich find so sollten sie die Möbel immer stehen haben. Wir haben echt Talent.", lachte Pierre. "Komm jetzt ....wir müssen noch duschen und uns umziehen und ich hab wieder einen Blackout was ich sagen wollte...der Zettel liegt noch auf deinem Zimmer." "Ben...stress dich nicht. Notfalls sagst du einfach was du eben fühlst und das wird schon." "Na vielen Dank, dass du mir kreatives Improvisationstalent zutraust aber so wortgewandt bin ich nicht....das ist eher Lukas...", seufzte Ben. "Alter...entspann dich...." "Ich will einfach dass alles klappt. Das ist die eine Chance...ich muss doch morgen wieder weg und dann sind wir wieder getrennt und ....ich will es nicht übers Handy tun..." Eillig spurteten sie die Treppen runter und durch den Flur und wieder zu Pierre's Zimmer. Dort warteten bereits Ben's Eltern. "Hey...", Ben nahm seine Mutter kurz in den Arm und nickte seinem Vater zu. Seine Mutter strahlte übers ganze Gesicht und hatte kleine Freudentränen in den Augen. Sein Vater sah ernst und streng aus, aber das war eben sein Gesicht. "Dass ich das noch erleben darf.", seine Mutter zupfte ein Taschentuch hervor. "Ich hätts auch nicht gedacht.", grinste Pierre. "Jetzt macht mir nicht so einen Druck .. er könnte immerhin immernoch nein sagen.." "Wann gehen wir hoch? Mir fällt hier die Decke auf den Kopf." Ben sah seinen Vater an: "....in ungefähr einer Stunde...oh gott nur noch eine Stunde...." "Hey....alles gut.", lachte Pierre. Dann wandte Ben sich wieder seinem Vater zu: "Ich weiß du warst nicht gleich überzeugt davon aber....danke, dass du hier bist.." Sein Vater trat einen Schritt näher: "Ben ich stehe immer hinter dir. Egal bei welcher Entscheidung und Lukas ist in Ordnung." Ben grinste...: "Was hat sie gemacht, damit du das zu mir sagst?" Zum ersten Mal huschte eine Art schmunzeln über das Gesicht seines Vaters: "Ich kann mir endlich den Oldtimer kaufen, den ich seit 4 Jahren haben möchte." Die Zeit schien auf einmal zu rasen, daher duschten Ben und Pierre schnell nacheinander und banden sich gegenseitig die Krawatten. "War das der richtige Anzug? Ich bin doch nicht sooft in deiner Wohnung.", fragte Ben's Mutter besorgt. Er nickte: "Perfekt." Er hatte sie bitten müssen ihm den heute zu bringen, denn Lukas wusste genau was in seinem Koffer war, da hatte er ihn also nicht unterbringen können, weil er nicht wusste wie er das hätte begründen sollen und weil sie sich einen Koffer teilten, immerhin war das hier bloß ein kurzes, lockeres verlängertes Wellnesswochenende. Schließlich gingen alle schon vor. Alle bis auf Ben. Der blieb noch im Zimmer zurück und sah auf den kleinen knittrigen Zettel. Wie peinlich, dass er aufeinmal so Schwierigkeiten damit hatte sich diese Worte wirklich einzuprägen. Doch improvisieren? Hin und hergerissen ging er auf den Flur und stieß mit Jenny zusammen. "Was zum-" "Ben? Was machst du denn hier??", Jenny lachte etwas fake und umarmte ihn fest. "Wahrscheinlich das gleiche wie du.", sagte er kurz angebunden und wollte weiter gehen. "Schick siehst du aus. Vielleicht sehen wir uns ja nachher nochmal? An der Bar?" "Ja vielleicht.", er lächelte. Heute konnte nicht einmal sie ihm die Laune verderben und er hatte keine Zeit sich über diese Begegnung groß Gedanken zu machen. Jenny ging weiter und ihr Grinsen wurde bei jedem Schritt breiter. Triumphierend sah sie auf das kleine Kästchen in ihrer Hand, das sie bei der Umarmung aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Draußen war es bereits dunkel und sie hatten Glück mit dem Himmel, denn es war eine kühle und klare Nacht. Das heißt über ihnen leuchteten unzählige Sterne. Durch Fackeln und Heizkörper war es auch nicht kalt. Die Flammen unterstützten eine warme und angenehme Atmosphäre. "Richtig romantisch irgendwie ....oder? Wieso waren wir nicht schon früher Mal hier oben?", flüsterte Lukas gerade Becky zu. Dann sah er sich um. er war gerade erst gekommen. Irritiert stellte er fest, dass sich alle ziemlich schick gemacht hatten und dass merkwürdigerweise keine anderen Gäste hier oben den Abend ausklingen liesen. Er hatte gehört, dass die Dachterrasse sonst wohl recht beliebt war und dass die Bar hier oben auch lange geöffnet hatte. Apropos Bar....waren das da drüben nicht Ben's Eltern?! Ben kam nach oben und Lukas huschte direkt zu ihm: "Irgendwie sind alle heute so komisch und deine Eltern sind auch hier...und...wie siehst du aus?" "Ich dachte wenn wir schonmal so eine Location haben kann man auch mal ein bisschen was aus sich machen oder? Ja meine Eltern sind zufällig auch hier. Weiß ich auch erst seit eben. Ist doch witzig.", Ben klang ruhig, doch sein Herz raste. Mit der Antwort gab Lukas sich tatsächlich zufrieden. Sie lachten und redeten viel und die Zeit verging wie im Flug. Pierre und Ben tauschten nach einer Weile kurz Blicke aus und Ben spürte ständig einige erwartungsvolle Blicke auf sich. Seine Hand streifte seine Tasche und.... "Nein..." Wo war der Ring?! Wie konnte er den Ring verlieren?! Pierre wollte gerade etwas sagen, als Ben ihm hektisch Zeichen gab. Sie mussten das ganze abbrechen. Lukas bekam von der Aufregung gar nichts mit und unterhielt sich gerade mit Sophie. Dann trank er den letzten Schluck in seinem Glas und verabschiedete sich bei ihr weil er müde war. Leise gähnend gab er kurz Ben bescheid, dass der ja ruhig noch mit den anderen hier sein konnte und er ging schonmal vor ins Bett. Lukas verschwand also von der Dachterrasse und Ben trat gegen die Zierpalme neben sich. Wie hatte das schief gehen können?! Er hatte alles ewig lang organisiert, durchdacht, alle eingeweiht... er hatte ziemlich viel hierfür bezahlt und das perfekte Timing gewählt. Morgen würde er bereits um 6:30 morgens im Flieger sitzen. Wie konnte er so blöd sein und es versauen indem er ernsthaft das wichtigste verlor... Lukas ging die Treppe runter. War das erniedrigend und peinlich wie sich jetzt alle Blicke irritiert und enttäuscht auf ihn richteten. Ben sah verzweifelt und frustriert auf den Anfang der Treppen, wo Lukas gerade verschwunden war. Es war vorbei. Er war so wütend auf sich selbst. Er war doch sonst nicht so schusselig. War das Schicksal? Sollte es vielleicht einfach nicht sein? Hätte Lukas vielleicht wirklich nein gesagt? Scheinbar wollte das Universum keinen weiteren Schritt. Er sollte es einfach akzeptieren. Dann bemerkte er auch noch Jenny, die es ernsthaft geschafft hatte neugierig hier hoch zu schleichen. Wie eine schadenfrohe Hyäne..., dachte er. Pierre legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)