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Sauber

Sie weiß nicht, wie lange sie jetzt da ist. Einen Tag? Drei? Eine Woche? Doch länger? Aber woher soll sie es denn auch wissen? Es gibt kein Fenster in diesem Raum! Keine Uhr. Nichts, dass es ihr leicht macht, die Tageszeit zu schätzen. Nur endlose, stickige Dunkelheit.

 

Und Stille.

 

Sie fleht zu keinem Zeitpunkt. Schreit, oder tobt. Ihr ist klar, dass es ihr nicht hilft. Und ob man sie überhaupt hört – das ist eine ganz andere Frage.
 

Nein, sie flehte auch nicht nach Gnade, als dieser Alte erneut zu ihr kam und ihr Blut abnahm. Es würde eh nicht helfen und vielleicht würde es ihn ja nur erneut belustigen. Das wollte sie nicht. Die Nadel in ihrem Arm war da schon genug.
 

Die eisernen Fesseln um ihrer Hand haben sich schon vor langer Zeit gelöst. Doch manchmal fühlt es sich noch so an, als wären sie da. Drohend, als ob zu jeder Zeit ein gefährlicher Schlag durch ihnen gehen würde und sich wieder tief in sie gräbt, sie zittern und beben lässt.
 

Nichts dergleichen geschieht.
 

Einmal am Tag – so fühlt es sich zumindest für die junge Frau an, kommt jemand zu ihr – eine alte Frau. Sie schaltet das Licht ein, stellt ein Tablett mit gräulicher Pampe auf den Tisch und geht wieder. Kommt nach einigen Minuten wieder, knurrt etwas Unwirsches und nimmt das Essen wieder mit, wenn sie nicht gegessen hat. Die junge Frau würde es schließlich nie wagen, diesen Fraß anzufassen. Wer wusste denn schon, was es war. Was es mit ihr anrichtet. Außerdem scheint sie diesen Leuten hier im lebenden Zustand besser zu gefallen. Man würde sich also schon um sie kümmern, bevor es zu spät ist.
 

So muss sie doch nur abwarten.
 

Die Dunkelheit überstehen – so, wie sie es damals getan hat, als Arlong ihre Heimat tyrannisiert hat. Jetzt ist es gewiss nicht anders, auch wenn sie das Gesicht ihres neuen Feindes noch nicht kennt.
 

Außerdem - er würde kommen. Ruffy. Er würde kommen und sie holen. Genau wie damals.

 

Die junge Frau wimmert, merkt, wie sich ihr Bauch schmerzlich zusammen zieht. Hustet, weil ihre Lippen und ihr Hals viel zu trocken sind.
 

Ein wenig mehr kauert sie sich in die Ecke des eisernen Gefängnisses, denkt an ihre Schwester, die sie wissentlich nicht erwähnt hat. An ihre Heimat. An ihre Freunde, die schon auf dem Weg zu ihr sind. An Ruffy, der nicht aufgeben wird. An Zorro, der sie zwar zur Weißglut bringen wird, aber genau so hart kämpfen wird, sie zu befreien, wie auch ihr Kapitän. Sie denkt an Lysop, der sie danach mit seinen Geschichten erheitert und an Chopper, der sie heilen wird. Und wer weiß schon, wen Ruffy bis dahin aufgabeln wird...

 

Bald werden sie da sein und dann werden sie weiter segeln, um ihren Träumen nachzujagen.

 

Sie versucht zu schlucken, schluchzt aber, da ihr Mund einfach viel zu trocken ist – just in jenem Moment, als die Tür aufgeht und die alte Frau reinkommt und das Licht einschaltet.
 

Es blendet sie unangenehm und sie presst ihre Augen zusammen.
 

„Gut. Du lebst noch“, brummt die Alte, stakst zu der jungen Frau hinüber und greift nach ihrem Handgelenk, zieht sie so auf die Beine. Auch, wenn diese durch den Mangel an Trinken und Essen unangenehm wackeln und die Schwerkraft droht, ihren schwachen Körper wieder auf den Boden zu ziehen – sie kann sich doch aufrecht halten.

 

„Nami war dein Name, nicht? Gut, gut. Jetzt komm mit, es geht weiter. Du hast die Aufnahme bestanden!“
 

„Aufnahme...?“ glaubt die junge Frau zu flüstern, doch sie weiß nicht, ob wirklich irgendwelche Laute ihre Lippen verlassen. Außerdem ist sie verwundert – schließlich hat sie doch die ganze Zeit gehofft, man würde sie eher 'aussondern', so lange, wie man sie hier in diesem Raum ließ.
 

Und diese 'Aussonderung' ist ihr eigentlich doch lieber gewesen.
 

„Habe keine Angst, meine Süße! Ein Team von Fachmännern steht schon für dich bereit! Du wirst herausgeputzt, bis du blitzblank bist! Wir wollen doch nicht, dass die Obrigkeit in Ohnmacht fällt, wenn sie deinen...Geruch...wahrnehmen muss.“
 

Nami fragt nicht, was die Alte damit meint, versucht ihr einfach so gut es geht zu folgen. Und irgendwie gelingt es ihr, mit ihr Schritt zu halten, auch wenn sie sich an dem knöcherigen Unterarm der Frau festklammern muss.
 

So erreichen sie die Tür und eine junge Blondine erwartete sie bereits – gemeinsam mit einem Rollstuhl. Sie trägt ihre langen Haare offen und einen ebenso weißen Kittel wie die Alte, doch von ihrem Gesicht kann Nami nichts erkennen, da eine medizinische Maske ihre Nase und ihre Lippen verdeckt. Doch ihre großen, stark geschminkten Augen schauen eindringlich auf die junge Frau mit orangenem Haar, was sie erneut schmerzlich Schlucken lässt.
 

„Setz dich, setz dich!“, sagt die Alte mit einem Spur von Aufforderung und drückt sie in den Rollstuhl mit einer ungeahnten Kraft. „Keine Angst – ab jetzt kannst du dich wie eine Königin fühlen! Sie werden ein richtig schnuckeliges Ding aus dir machen!“ Die Alte zwinkert ihr zu, bevor sie in die Augen der Blonden blickte.
 

„Einmal das Luxus-Programm. Nicht an den Badesalzen geizen! Sie muss in drei Stunden fertig sein. Ach, und – die Lumpen könnt ihr entsorgen!“
 

Die Blonde nickt und dreht den Rollstuhl gemeinsam mit Nami um, beginnt ihn den scheinbar endlosen Gang entlang zuschieben, der ebenso komplett aus Metall ist, wie auch ihre Zelle, in welcher sie eben noch gefangen war.
 

„Man sieht sich, Süße!“
 

Nami kann nicht recht deuten, was es war, dass die Stimmung der Alten so plötzlich ändern ließ – doch wahrscheinlich muss es mit diesem 'Luxus-Programm' zusammen hängen, wovon die Alte zuvor noch gesprochen hat. Und bei dem Wort 'Luxus' wäre sie eigentlich am liebsten vor Freude aufgesprungen. Doch irgendwas sagte ihr, dass sie sich noch immer nicht freuen sollte...
 

Voller Bedenken füllt sich ihr Kopf, als sie den Korridor entlang fährt. Vorbei an unzähligen Türen, die aussehen wie die zu ihrer Zelle und Nami ahnen lässt, wie viele andere Frauen hier gefangen sein müssen.
 

„Wo fährst du mich hin?“, fragt sie nach einiger Zeit, als das Klacken der Absatzschuhe der Frau unerträglich wird. Doch die Blonde antwortet nicht, lässt Nami seufzen. Sie ahnt, dass sie erst gar nicht fragen braucht, wo sie sich hier eigentlich befindet.

 

Schließlich scheint keiner hier wirklich darauf bedacht zu sein, ihr irgendwelche Antworten zu geben.

 

So erreichen sie bald eine große, eiserne Doppeltür, die automatisch aufschwingt, als sie sich ihr nähern und ihr einen Raum preisgibt, der sie verblüffender Maßen an eine große, geräumige Umkleidekabine erinnert. Komplett mit einem Spiegel, einer Bank zum hinsetzen und einer langen Reihe an Kleiderhagen. An einem von diesem hängt bereits ein weißer Bademantel und passende Schlappen warteten unter ihm auf dem Boden.
 

„Ausziehen.“
 

„Was?“, fragt Nami erschrocken, als die Blonde ihr diesen Befehl gibt.
 

„Nackt.“
 

„Ich kann mich doch nicht-“
 

„Das gehört dazu. Gewöhn dich daran! Außerdem gibt es ja den Bademantel da!“

 

Nami schluckt, sieht über ihre Schulter und hinauf zu der Frau hinter ihr, die sie nur eindringlich anblickt. Abwartend. Bedrohlich...

 

Da die junge Frau eh nicht weiß, was sie machen soll, steht sie vorsichtig auf, nimmt sich den Bademantel und die Schlappen und setzt sich auf die Bank. Wirft den weißen, samtigen Stoff über ihre Schultern um sich zu verhüllen, bevor sie sich so – verdeckt – entkleidet. Ein vorsichtiger, ängstlicher Blick gleitet immer und immer wieder zu der Blonden hinüber, die ungeduldig wartet.

 

„Was soll ich damit machen?“, fragt Nami schließlich, zieht sich schleunigst den Mantel fest um ihren Körper und lässt ihre Füße in die ebenso weichen Puschen wandern. Ihr Blick fällt dabei – ein wenig wehmütig – auf die dreckigen Kleider, die in von Vivi in Alabasta bekommen hat. Schließlich sind diese doch so schön gewesen...

 

„Die werden verbrannt!“
 

„Verbrannt?!“, äußert sich Nami verdattert und schüttelt den Kopf. „Die sind doch schön! Und viel zu Schade dafür!“
 

„Schreibt das Protokoll vor. Wir wollen doch nicht, dass sich darin Ungeziefer oder Krankheiten einschleichen können. Also – lass sie liegen. Es wird gleich jemand kommen, der sich darum kümmert.“

 

Die Blonde schiebt den Rollstuhl wieder nah an Nami heran, sodass die junge Frau weiß, dass sie sich wieder hineinsetzen soll.
 

Ein wenig widerwillig macht sie das auch und die Fahrt beginnt erneut – dieses Mal durch eine schmalere Tür am anderen Ende des Raumes und dieses Mal einen gefliesten Flur entlang.
 

Nami muss vor Verwunderung blinzeln, denn wenn sie nicht alles täuscht, müssen dies Fließen aus Marmor sein!
 

Zudem drang ein eindringlicher Geruch von Vanille und exotischen Blumen in ihre Nase und umso weiter sie gehen, umso wärmer wird es um sie herum. Und nebliger. Wobei...nein – nicht neblig. Es ist Dampf, der sie mehr und mehr umhüllt!

 

„Da wären wir“, sagt die Blonde, als sie wieder anhält, dieses Mal vor einer – Nami würde es nicht anders nennen – Badeoase. Komplett mit einem Kronleuchter an der Decke, weißen Marmorfliesen und einem bizarren, kleinen Springbrunnen in der Mitte. Rosafarbenes Wasser war in einem riesigen Becken vor ihr eingelassen und der Schaum glitzert im Licht der Kerzen über ihren Köpfen. Und...ertönt da von irgendwoher klassische Musik?

 

„Einmal bitte aussteigen...“, ertönt eine warme Stimme neben ihr und aus dem Dampf hinaus taucht ein junger Mann auf, der ebenfalls eine Chirurgenmaske trägt, doch seine Haare sind fliederfarben und zurück gegelt. Er wirkt auf Anhieb wesentlich freundlicher als die beiden Frauen zusammen.
 

Er ergreift ganz zaghaft ihre Hand, zieht Nami wieder auf ihre Füße und zu einer Treppe, die hinab in das Wasser führt.
 

„Nicht erschrecken!“, sagt er heiter, greift zum Knoten ihres Bademantels und zieht an ihm, bis er sich löst.
 

„Hey!“, kreischt Nami gleich erschrocken, hält den Kragen fest, sodass sich der Stoff nicht von ihrem Körper bewegen kann. Er aber lacht, fröhlich, nicht so, wie der Alte.
 

„Keine Sorge. Ich tue dir nichts! Und mit dem ollen Ding zu baden ist doch nur lästig, nicht? Ich gucke auch nicht, wenn es leichter für dich ist...“
 

Namis Herz pocht wie wild, dreht sich noch einmal zu der Blonden, die scheinbar genervt das ganze Spiel beobachtet, während der Typ sie weiter anlächelt. Dann blickt sie noch einmal sehnsüchtig zu dem oh so einladenden Wasser vor ihr und dem Wunsch, darin einfach dahin zu schmelzen.
 

„O-okay...“, flüstert sie, lässt zaghaft locker, während er gleich nach dem Mantel greift – diesen dabei aber erhoben hält, wie einen schützenden Vorhang. Dafür ist sie sehr dankbar und schlüpft schnell aus den Latschen heraus und steigt die Treppe hinab. Seufzend, als das Nass mit seiner Wärme sie komplett einhüllt.

 

„Ja..., das muss schön sein. Das stelle ich mir auch vor“, sagt er und als Nami sich umdreht – ihr Körper bedeckt vom bunten, glitzernden Nass - sieht sie, wie er noch immer zur Decke blickt. „...und keine Angst – das ist erst der Anfang! Aber vor allem anderen – ich denke, du hast Hunger und Durst, nicht?“

 

Er schnippst und die Blonde verdreht sogleich die Augen, dreht sich dann aber doch widerwillig um und holt etwas von einem großen Tisch, der gegen eine Wand steht. Sie stellt das Silbertablett an den Rand des Beckens und Nami läuft direkt das Wasser im Mund zusammen, als sie die Leckereien sieht – Orangen, Mandarinen, Bananen, Weintrauben und Erdbeeren. Würfel aus Ananas, geschälten Kiwis und von Kokosnüssen. Ein gläserner Krug mit kristallklarem Wasser, dazu ein Glas.
 

„Handverlesenes Obst. Wasser aus der saubersten Quelle des East Blues. Bedien dich. Und keine Angst, das hier ist nicht vergiftet! Das gehört zum Luxus-Programm!“

 

Nami weiß nicht was es ist, doch sie vertraut dem Kerl blind. Vielleicht sind diese Früchte einfach zu schön – wie aus einem Gemälde, als das sie hätte 'Nein' sagen können. Vielleicht ist er einfach viel zu freundlich. Oder vielleicht ist es doch ihr immenser Hunger und Durst.
 

Sie gibt nach, greift nach den Trauben und steckt sich den Mund. Erst immer nur eine. Dann zwei auf einmal. Tränen kullern über ihre Wangen vor Erleichterung, als der kühle, süße Saft ihre Zunge berührt. Kaut. Ein Stück Ananas. Ein hastiger Schluck vom Wasser, das besser nicht schmecken könnte. Ein Schluchzen entkommt ihren Lippen, als sie nach einer Orange greift, an ihr riecht und glücklich ist, dieses wundervollen Geruch noch einmal wahrnehmen zu können.
 

Der Mann gackert fröhlich, als er das sieht.
 

„Ja...so reagieren alle, die es bis hierher geschafft haben! Und jetzt dreh dich um – dieser Traum hat erst begonnen!“

 

Das tut sie auch, während der Mann erneut in die Hände klatscht und die Blonde erneut zum Tisch eilt, dieses Mal einige Fläschchen zu ihm bringt.
 

„Irgendwelche Präferenzen, was die Haarwäsche angeht?“
 

Nami schüttelt nur den Kopf, während sie sich eine Erdbeere in den Mund schiebt.
 

„Mhm...dann das hier...“, sagt er, kniet sich dann an den Rand des Beckens und hinter Nami. „Wenn ich zu ruppig bin, dann sag mir Bescheid! Du sollst dich schließlich wie eine Königin bei uns fühlen!“
 

Sie nickt, merkt dann wie er vorsichtig etwas auf ihren Kopf kippt, dass nach Rosen riecht. Seine langen Finger gleiten sogleich über ihren Kopfhaut, vorbei an jeder Strähne, massierten sie, bis ihre Knie fast aus Pudding bestehen.
 

„So schöne Haare. Und was für eine Farbe! Eine mit orangenem Haar hatten wir schon lange nicht mehr! Und schau dir diese Haardichte an! Da werde ich ja schon ein wenig neidisch!“
 

Nun ist es Nami, die ihre Augen verdreht, bevor sie diese in ihren Kopf zurückrollt, da der Mann einfach viel zu gut ist, in dem, was er da mit ihrem Kopf macht.
 

„Du musst eine Mähne haben, wenn du dich mal dazu entscheidest, sie raus wachsen zu lassen. Dann bin ich gewiss dein größter Fan!“
 

„Bist du schwul?“, platzt es plötzlich aus Nami heraus und erschrocken über ihre Worte reißt sie die Augen auf. Nicht nur ist dies absolut ungehörig so etwas zu fragen, aber wahrscheinlich auch das letzte, was ihr jetzt durch den Kopf gehen sollte!

 

Der Mann aber lacht wieder nur, schüttet noch einmal etwas von dem Shampoo nach und massiert weiter.
 

„Ob Männlein, oder Weiblein, wen interessiert das schon? Naja – mich nicht, wenn du mich schon fragst. Und nein – ich bin nicht der stereotypische schwule Friseurtyp. Ich meine – Friseur bin ich unter anderem auch. Aber ich stehe einfach darauf, wenn Menschen wundervoll aussehen. Die Welt wäre doch viel schöner, wenn wir alle unserem inneren Paradiesvogel eine Chance geben würden, nicht?“
 

„...Und dann arbeitest du ausgerechnet hier?“, brummt die Blonde da hinter ihm.
 

„Urgh...hör nicht auf Gretchen dort. Die hat ein viel weicheres Herz, als man vielleicht denken mag.“
 

„Leck mich, Hänsel!“
 

„Was ich sagen will – Nami, richtig? Also, was ich sagen will, Nami, ist, ich steh auf Knackärsche, gleich wer sie trägt. Und ein bisschen belesen sein hat auch noch nie geschadet. Ich meine – was bringt dir das hübscheste Gesicht, wenn du dich nach fünf Minuten nicht mehr unterhalten kannst? Und so ein bisschen Königskomplex habe ich auch.“
 

„Königskomplex, also?“, äußert Gretchen sich wieder.
 

„Na aber hallo. Weißt du Nami – die Prinzen sind einfach heiß! Und die Prinzessin – wow!“
 

„Ah...die 'Obrigkeiten' also?“
 

„Mhm~ Und du wirst sie bald treffen. Bis dahin haben wir noch ein bisschen Zeit, den Rost von die runterzurubbeln und dich zum Glänzen zu bringen.“

 

Namis Augenbrauen klettern nach oben.
 

Endlich ein paar Antworten auf ihre nicht gestellten Fragen, auch wenn sie nicht weiß, was sie davon halten soll.
 

„Du weißt, dass du nicht so viel quatschen sollst?“
 

„Tze...Ich unterhalte mich mit wem ich will und wen ich sympathisch finde. Nami und ich sind voll auf einer Wellenlänge! Nicht wahr?“
 

Sie nickt einfach.

 

„So, Vorsicht, einmal Kopf nach hinten!“
 

Nami lässt Hänsel einfach weiter reden, denn irgendwie ist sein Quasseln doch sehr erheiternd. Gerade jetzt, wo sie doch nicht weiß, was mit ihr passiert. Und dadurch scheint diese quälend lange Zeit – diese drei Stunden, von der die Alte zuvor noch gesprochen hat – etwas schneller vergehen.

 

So holt man sie schon bald wieder aus dem Wasser und hüllt sie in ein neues, seidenes Handtuch, bevor man sie im Rollstuhl weiterfährt, hinein in einen Raum mit großen Spiegeln und vielen Schränken und Schubladen. Eine Liege steht in der Mitte des Raumes.
 

„Gretchen wird dich jetzt rasieren.“
 

„Bitte was?!“
 

„Haarlos ist unsere Devise.“
 

Mit weiten Augen starrt sie ihn an. Hänsel prustet los und Nami seufzt erleichtert.
 

„Nur Spaß. Wir werden alles waxen...“
 

Noch immer war sie zu schwach, als das sie sich wehren konnte. Gretchen zieht sie daher aus dem Rollstuhl heraus und schiebt sie mit einer kräftigen Handbewegung gegen ihre Schulter auf die Liege. Denn – nein – sie würde gewiss nicht spaßen. Denn schon hat sie – noch bevor Nami sich hätte wieder aufbäumen können – einen Streifen, mit etwas warmen und klebrigen auf ihr Bein gelegt, ein wenig darauf rumgetippt und abgezogen.
 

Die arme junge Frau schreit – vor Schmerz und vor Schock.
 

Doch es hilft alles nichts – Gretchen wiederholt es erneut.

 

„Ist ja nicht viel bei dir. Ja – Intimbereich auch, Gretchen.“
 

„Kein Intim- OH VERDAMMT NOCH EINS!“
 

„Aber keine Angst, deine Augenbrauen müssen wir nicht zupfen. Die sind wunderbar, so wie sie sind.“
 

„Ich hasse euch...“
 

„Du bist nicht die Erste, die das sagt. Und keine Sorge – du gewöhnst dich dran. Gretchen, du hast da was ver-“ „AH!“ „Ja ganau da.“
 

Auch wenn es weh tut und Nami schreit – sie hören nicht auf mit ihrer Tortur. Erst, als an Namis gesamten Körper kein einziges Haar mehr zu sehen ist. Doch schnell eilt Hänsel wieder herbei, zusammen mit einer Flasche, deren Inhalt her schneller auf ihrer Haut verteilt, was ihr gleich Linderung verschafft.
 

Er drückt auf einen Knopf, der vor ihrem Blick versteckt ist und die Liege richtet sich auf, verwandelt sich in einen Stuhl. Sogleich tänzelt er um sie herum – einen Kamm zwischen die Zähne geklemmt, eine Schere hinterm Ohr. Hänsel kämmt und bürstet vorsichtig ihre Haare, schneidet sogar die Spitzen und föhnt sie trocken. Steckt sie mit einer schönen, goldenen Klammer zusammen und hoch. Gretchen bearbeitet in der Zeit ihre Nägel – schneidet und feilt, lackiert in einem schönen, satten Rot und cremt nachträglich noch ihre Hände ein.
 

Ja...das war nun wieder etwas, woran Nami sich doch gewöhnen könnte – nicht das Waxen. Das ist einfach Schrecklich!
 

Zum Schluss trägt Gretchen ihr Mascara auf und Hänsel bemalt ihre Lippen noch mit einem passenden Rot.
 

„So kann man sich vor der Obrigkeit sehen lassen, nicht?“, sagt er freudestrahlend und eilt zu einem der Schränke, holt einige Schachteln hervor.
 

„Und jetzt – die Kleidung!“
 

Endlich! So bequem der Bademantel und nun das Handtuch auch sind, so weiß Nami doch anständige Kleider zu schätzen. Und allem Anschein nach sind die Sachen, die sie ihr hier bieten, nicht billig.
 

„Dann lass mich mal sehen, was wir hier so haben...“, murmelt Hänsel, stellt die Schachteln auf den Boden zu ihren Füßen, kniet sich davor und öffnet den Deckel ein wenig – aber nur so, dass er hineinsehen kann. „Mhmm...nein...das nicht...Das ist so billig...“
 

Die Schachtel stößt er zur Seite, nimmt die nächste, öffnet sie und schüttelt gleich den Kopf. Beim Inhalt der dritten verweilt er länger.
 

„Ja, perfekt! So ein schöner Stoff~“
 

Er setzt die dritte Schachtel vorsichtig auf Namis Schoß, nimmt den Deckel ab und strahlt breit.
 

„Schön, nicht wahr?“
 

Nami blinzelt vor Verwunderung und greift hinein. Sie holt einen roten BH raus, der mit eleganter Spitze besetzt ist und gewiss nicht günstig gewesen sein muss. Dazu ein passender Slip, der so geschnürt wird, dass ihre Hüften frei sind. Halterlose Strümpfe...Und...waren das Strapse?!

 

„O-okay...Und was ziehe ich darüber?“
 

Hänsel legt den Kopf schief und runzelt die Stirn, bevor er sich umdreht und noch einmal zum Schrank läuft. Suchend.
 

Zurück kommt er mit einer schwarzen Robe, die so durchsichtig ist, wie die Strümpfe und ebenfalls mit Spitze besetzt ist.
 

Sie schüttelt den Kopf.
 

„I-ich soll doch die Obrigkeit treffen...Die Prinzen...und die Prinzessin, nicht?“
 

„Genau dafür ist das doch“, brummt Gretchen und lehnt sich gegen einen der Spiegel.
 

„...was?“, flüstert Nami kleinlaut.

 

Hänsel zuckt nur mit den Schultern, fast schon ein wenig verlegen.
 

„...du wirst sie kennenlernen. Wenn du ganz viel Glück hast und du ihnen gefällst – wovon ich ausgehe – werden sie für dich bieten. Der Prinz, der am meisten für dich bietet, darf dich behalten...“
 

„...behalten? Wofür denn behalten?“

 

Das klingt nicht nach dem Treffen, was sich Nami vorgestellt hat! Ihr aber wird schlecht. Alles dreht sich um sie herum und ein unangenehmes Dröhnen macht sich in ihren Ohren breit. Sie ahnt, was Hänsel ihr damit sagen will und doch hofft sie einfach weiterhin, dass das nur ein schlechter Scherz ist. Ein Albtraum, aus dem sie jede Sekunde erwachen wird.

 

Doch erneut runzelt Hänsel seine Stirn und ein wenig sieht er aus, als würde er schmollen.
 

„...Oh je...man hat dir ja überhaupt nicht gesagt, warum du hier bist, richtig?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  JD1990
2019-08-25T18:36:57+00:00 25.08.2019 20:36
Ich muss sagen im ersten Absatz beschreibst du perfekt Namis hilflosigkeit, wie sie halt so gar kein Zeitgefühl hat.

"ich bin nicht der stereotypische schwule Friseurtyp." herrlich ich musste so lachen XDD

ich finde es bemerkenswert das man Nami so lange im dunkeln lässt. Oh da muss ich gleich weiter lesen :D

Lg JD
Antwort von:  _Supernaturalist_
26.08.2019 21:20
Ich glaube, mich würde es wahnsinnig machen, so ganz im Dunkeln zu sein...aber irgendwie müssen sie ja die armen Frauen brechen...

Und als ich Hänsel so schrieb dachte ich wirklich - den kannst du jetzt nicht schwul machen >.< Naja...jetzt ist er bi XD
Von: irish_shamrock
2019-08-10T07:47:50+00:00 10.08.2019 09:47
Und weiter geht der Trip, durch Angst und Schrecken.
Und irgendwie erinnert mich die ganze Szenerie an "Die Tribute von Panem", bis auf den Sklavenhandel.
:') Mir gefällt die Namenswahl der Nebencharaktere. Auch die Beschreibungen im Allgemeinen.
Da bin ich ja mal gespannt, was Nami noch alles zu erleiden hat.

Liebe Grüße,
irish C:
Antwort von:  _Supernaturalist_
26.08.2019 21:14
Jaa...an Anfang, als ich so zu schreiben begann, dachte ich so - ist das jetzt zu TvP? Aber irgendwie fand ich es zu lustig, als einfach aufzuhören XD Und die Namenswahl? Das kam irgendwie...beim Schreiben geb ich in der Rohfassung den Leuten immer erstmal irgendwelche Namen, aber dann fand ich die eigentlich so nett, dass ich die behalten habeXD


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