TETSUO von Hera_Tenebrae89 (When one person changes everything) ================================================================================ Kapitel 9: Painful past ----------------------- Kaneda saß mit seinem Vater im Auto. Er saß hinten auf dem rechten Rücksitzt und spielte in der Luft mit einem kleinen Motorrad. Dabei machte er fröhlich die Geräusche davon nach und fuhr wild Runden. Er wollte, wenn er erwachsen war, auch gerne ein Motorrad haben! Das fand er sehr toll, er mochte Autos und Motorräder. Aber nach einer Weile sah er aus dem Fenster neben sich. Er fragte sich wohin ihn sein Papa nur brachte? Sie waren schon lange unterwegs und auch nicht an einem Ort den er kannte. Auch wenn er noch sehr klein war hatte er ein gutes Gedächtnis und konnte sich die Umgebung schnell einprägen. Diesen Ort kannte er nicht. Sie schienen in einem äußeren Stadtteil von Neo Tokyo zu sein, denn es wuchsen an den Straßenrädern mehr Bäume, als in der Innenstadt. Auch wenn diese etwas krank aussahen. Auch erkannte er die kleineren Häuser, keine Hochhäuser. Inzwischen hatte er sich hingekniet und sah weiter gespannt raus. Fragte dabei: „Du Papa? Wo sind wir denn hier?“ Sein Vater vorne auf dem Fahrersitz antwortete aber nicht und fuhr einfach nur weiter. Shotaro war schon länger aufgefallen dass sein Papa nicht mehr viel mit ihm sprach oder unternahm. Außer das nötigste. Und er fand es noch komischer dass seine Mama nicht mit dabei war. Angeblich machten sie doch deinen Ausflug. Warum war seine Mama also nicht dabei und blieb zuhause? Sollten Ausflüge nicht gemeinsam sein? Vor allem blieb sie so allein und traurig zuhause. Bevor sie losgefahren waren hatte sie ihn noch fest gedrückt. Warm und herzlich. Aber sie hatte dabei geweint. Er fragte was los war, aber sie gab ihm nur einen Kuss auf die Stirn und antwortete nicht. Auch als er sagte: Bis später, kam nichts mehr von ihr. Sie weinte nur bitterlich. Er verstand das nicht. Hatten Mama und Papa sich gestritten? Auch hatte sein Papa einen großen Koffer dabei. Verreisten sie vielleicht ohne seine Mama? Und endlich kam der Wagen zum stehen. Shotaro sah noch immer aus dem Fenster und sich gespannt um. Sie waren am Straßenrand zum stehen gekommen und er sah bereits einen Spielplatz hinter einen Gitterzaun. Viele verschiedene Kinder tummelten sich dort in allen Altersklassen. Auf Schaukeln, im Sandkasten oder auf der Wippe. Das Donnern der Fahrertür riss ihn aus seiner Aufmerksamkeit und er sah zu seinem Vater, der um das Auto lief und den Koffer aus dem Kofferraum des Wagens holte. Diesen schlug er ebenfalls zu und dann kam er zu seinem Sohn an die Tür. Schnell setzte sich Shotaro wieder ordentlich hin und machte seinen Sicherheitsgurt los. Schnappte sich sein Motorrad und sah zur Tür. Als sich diese öffnete kam er rausgesprungen und lächelte lieb zu seinem Vater hoch. Anders als andere Kinder war Shotaro für einen fünfjährigen sehr aufmerksam und neugierig. Normalerweise waren Japaner eigentlich eher zurückhalten und diszipliniert erzogen. Er war auch ein guterzogenes Kind, aber sehr energiegeladen und konnte den Hintern kaum stillhalten. Etwas was er von seiner Mutter hatte, so wie auch ihre Augen. Er lachte und fragte: „Was machen wir jetzt Papa?“ Der sah zu ihm runter und streichelte ihm schnell durch das Haar. Etwas was er schon lange nicht mehr gemacht hatte. Deswegen genoss er es auch so. Und dennoch gab er seinem Sohn keine Antwort und nahm ihn an der rechten Hand. Links hatte er den Koffer. Kurz darauf liefen sie die Straße einige Meter hoch und direkt auf das Gebäude zu, das neben dem großen Spielplatz war. Es war ein sehr großes Gebäude, aber kein Hochhaus. Er sah mehre Fenster an den Hauswänden. Es wirkte etwas älter aber nicht verwahrlost. Und dann schritten sie auch schon durch eine große Tür. Waren in einer Halle und Shotaro sah sich um. Dort hingen Malereien von Kindern an den Wänden, es waren Sitzmöglichkeiten vorhanden und etwas vor ihnen ein Anmeldetresen. Wo auch schon eine etwas ältere Frau stand und sich freundlich auf sie zubewegte. Sie sprach mit seinem Vater und Shotaro sah sich derweil weiter um. Sah hinten in einem Gang wie mehre Kinder dort standen und ihn beobachteten. Freundlich winkte er zu, aber die drehten sich nur um und rannten weg. Okay…Aber wo war er nun genau? Und warum waren sie hier? War das vielleicht ein neuer Kindergarten? Musste er ihn eventuell wechseln? Aber er mochte seinen alten Kindergarten… Aber dann fühlte er auch schon wie sein Vater ihm noch mal durch das Haar streichelte, so das er hoch sah. Offensichtlich hatten sie fertig gesprochen und sein Papa lächelte ihn an. Er darauf zurück. Es machte ihn glücklich, denn sein Papa hatte ihn lange nicht mehr angelächelt. Er stellte dann den Koffer ab und kam zu seinem Sohn runter auf die Knie. Sah ihn lieb an und hielt noch immer die Hand auf seinem Kopf. Sie verweilte dort und es wurde warm an der Stelle. Er war so groß geworden. Es kam ihm nicht so lange vor da hatte er ein kleines Bündel in den Armen gehabt und war offiziell Vater geworden. Nun stand vor ihm ein kleiner und wunderschöner Junge, lilanes T-Shirt und kurze beige Hose. Aber Shotaro fiel da etwas auf…Zitterte sein Papa etwas? Shotaro legte den Kopf leicht schief und fragte lieb: „Alles okay Papa? Ist dir kalt?“ Er fragte das wegen dem Zittern, aber dann wurde er auch schon von seinem Vater gedrückt. Es war eine lange und innige Umarmung, die ihn so glücklich machte, dass er ihn gleich zurück drückte. Er lachte auch kurz dabei. Und dann endlich antwortete ihm sein Vater: „Es ist alles gut…Shotaro…“ Er löste die Umarmung und sah ihn lieb an. Aber noch immer wusste das Kind nicht was los war. Sein Vater streichelte ihm wieder über den Kopf. „Mama und ich haben dich sehr lieb Shotaro. Und wir wollen das es dir gut geht.“ Der Kleine lächelte seinen Vater an. „Das weis ich doch Papa! Ich hab euch auch sehr lieb!“ Schmerzhaft verzog sein Vater das Gesicht. Tat ihm etwas weh? Shotaro konnte das nicht begreifen. Und dann küsste ihm sein Vater peinlich auf die Stirn. Aber es war sehr…zittrig und lang. So langsam wurde ihm unwohl dabei und er fragte unsicher: „Papa…?“ Der aber löste sich endgültig von ihm. Ließ ihn komplett los und sprach dann sanft: „Geh etwas auf den Spielplatzt spielen…Ja mein Großer?...Papa hat dich lieb.“ Und da kam die ältere Dame hinter Shotaro und fasste ihn an den Schultern. Verwirrt sah er zu ihr rauf. Sie lächelte sanft und sprach: „Na komm Shotaro Kaneda. Ich zeige dir mal unseren Spielplatz.“ Sie nahm ihn dann an der rechten Hand und zog ihn sanft mit sich. Shotaro griff kurz noch die Hand seines Vaters, aber rutschte dann von dieser ab. Es fühlte sich an…als würde man etwas abtrennen. Eine Verbindung kappen und das machte ihm Angst. Aber er war ein großer Junge und hörte auf seinen Vater. Also ging er still mit und sah noch mal hinter sich. Sah wie sein Vater mit einer jüngeren Dame sprach. Und dann verließ er auch schon die Eingangshalle. Kam auf dem Spielplatz an und wurde dort abgestellt, denn die Oma musste zu zwei anderen Kindern die sich prügelten. Unsicher sah er sich um und lief etwas weiter auf den Platz. Da er nicht wusste was er hier sollte stand er erst mal nur da und beobachtete. Aber nach einigen Minuten bekam er Durst und ging zu einem Wasserspender der in der Nähe des Zauns stand. Befeuchtete seine Kehle und sah wieder zu dem Platz hinter sich. Was sollte er hier? Und warum kam sein Papa nicht um ihn zu holen, oder mit ihm zu spielen? Da es schon Nachmittag war ging auch so langsam die Sonne unter. Und mit ihr bekam er Angst. Sein Papa kam einfach nicht. Er drückte sich das Spielzeug-Motorrad an die Brust und schlurzte. Und dann hörte er eine Autotür von der Straße hinter sich. Er drehte sich um und…lächelte fröhlich. Er sah seinen Papa! Er war auf der anderen Seite des Zauns und hatte…die Autotür aufgemacht? Mit jeder Sekunde verschwand das Lächeln von seinen Lippen und er sah ihm nur entsetzt dabei zu. Sein Vater…stieg in das Auto. Und dann wurde es auch noch angeschmissen. Laut dröhnte es auf und Shotaro sah nur erschrocken hin. Nein…was machte er da? Schlagartig riss es ihn aus seiner Starre und er rannte an den Zaun. Krallte sich verängstigt und erschrocken in diesen und schrie: „Papa!? Warum fährst du ohne mich?! PAPA!!“ Aber dann fuhr das Auto auch schon los und er stand nur noch erstarrt an dem Zaun. Und während es immer dunkler wurde, immer leiser auf dem Platz…da wurde ihm bewusst das sein Papa ihn vergessen hatte. Nein…Er würde ihn nicht vergessen. Er war noch jung aber die Puzzel-Teile setzten sich in seinem Kopf zusammen. Seine Mutter die vorhin so schrecklich geweint hatte, sein Vater der seit Tagen immer weniger Kontakt zu ihm haben wollte, der Koffer, die stille Fahrt an diesen Ort und die Tränen in den Augen seines Vaters, die er erst nicht realisieren wollte. Sein Vater hatte ihn nicht vergessen…Er hatte ihn wegegeben. Sie hatten ihn ausgesetzt. Er fing bitterlich an zu weinen und rutschte am Zaun runter. Noch immer das Spielzeug in den Händen. Es war als hätte man ihm das Herz rausgerissen. Der Schmerz war unerträglich und noch schlimmer war das Gefühl…gehasst zu werden. War er so böse gewesen dass sie ihn nicht mehr haben wollten? Lag es daran dass er nicht gerne sein Gemüse aß? Weil er manchmal etwas frech war? Er wusste es nicht. Er wusste nur dass er seine Eltern so sehr liebte…und sie ihn dennoch weggegeben hatten. Sein Weinen vermischte sich mit lautem Heulen. Und er saß einfach nur da. Es wurde dunkler. Und mit der Dunkelheit wurde auch sein Herz dunkler. Seine Gedanken düster. Je mehr Zeit verging. Ihm wurde klar…dass er nie wieder lieben wollte. Sein Herz und Vertrauen waren gebrochen worden. Und von nun an…war er sich selbst der nächste und auf sich allein gestellt. Aber auf der Spitze dieser Erkenntnis und des Schmerzes…saß der Hass auf diese Welt. In der noch immer zerstörten und unordentlichen Wohnung fing Yamagata langsam an die Verletzten zu versorgen. Zu aller erst hatte er sich um das Messer in der Schulter seines Bosses gekümmert. Es war aus der Schulter entfernt worden, aber zu mehr kam er dann auch nicht mehr denn sofort kümmerte sich Tetsuo um die Verletzung von Kaneda. Drängte förmlich dazu. Der Ältere hatte das wie ein Champion weggesteckt und nicht gebrüllt als das Messer seinen Körper verlassen hatte. Yamagata musste es schnell rausziehen, sonst wäre es nur noch schmerzvoller geworden. Aber Kaneda war taff, so wie immer. Damit er zugänglich für jeden war, hatte Yama den Verbands- und Erstehilfe-Kasten auf den Boden zwischen alle gestellt und jeder wand sich einem Verletzten zu. Er kümmerte sich um Kai und Tetsuo, wie gesagt, um Kaneda. Kai seine Wunde war an sich nicht so schlimm. Der Arm war etwas zerschnitten und einige Glassplitter hingen noch immer in der Haut. Das einzig Miese war, dass einige der Großen sogar etwas tief in der Haut steckten. Die mussten zu letzt entfernt werden, damit danach gleich der Blutverlust auch behandelt werden konnte, denn sie würden definitiv blutende Wunden hinterlassen. Also fing er an langsam die kleinen Splitter aus ihm zu zupfen. Kai blieb auch stark und sah ihm aufmerksam dabei zu. Er lächelte, was der Große aber nicht sah. Er wusste ja gar nicht…das Yamagata so sanft sein konnte und vorsichtig. Hätte man bei dem Charakter und den groben Händen echt nicht erwartet. Und vielleicht genoss er es deswegen auch etwas, so betüttelt zu werden. Der Schmerz war nicht im Vordergrund, sondern mehr die Wärme vor Glück in ihm. Das er ihn so sanft behandelte. Als alle kleinen Splitter raus waren, fragte der Große zu ihm runter: „Geht’s noch? Ich müsste jetzt an die großen Mistkerle ran.“ Kai nickte ihm nur zu. „Klar kein Problem. Mir geht es gut Yamagata.“ Und während der Große ihm die größeren Splitter aus dem Fleisch zog, sah sich Kai im Zimmer um. Suchte Ablenkung vor dem Schmerz. Dieser fremde PsyKI hatte schlimm randaliert. So schnell bekam Kaneda seine Wohnung nicht wieder auf Vordermann. Der Tisch war im Eimer, die Wände hatten Risse dadurch dass Leute dagegen geschmissen wurden und die Tür zum Balkon war völlig im Eimer. Auf dem Boden lagen verstreut Küchenutensilien womit Tetsuo ja um sich geworfen hatte. Auch war Blut auf dem Boden verteilt und das Skelett von Takeyama lag auch noch links von ihnen rum. Vielleicht war es besser die Bude aufzugeben? Reparieren war eh nicht mehr drin. Aber ganz wichtig war: Sie mussten auch noch das Skelett irgendwie verschwinden lassen. So gesehen war Kai auch sehr verwundert dass keiner wegen dem Krach mal bei ihnen vorbei kam, um zu fragen ob alles okay wäre. Die Oma, die neben Kaneda seiner Wohnung lebte, schlief vielleicht und hörte ja eh nicht gut. Aber der Rest… Vielleicht war ihnen das wirklich scheiß egal was bei den Nachbarn ablief. Wäre nichts Neues. Es war eine Schande wie die Menschen sich untereinander behandelten. Er zuckte kurz auf vor Schmerz und kam aus seinen Gedanken, als Yama ihm einen größeren Splitter aus der Haut zog. Es tat weh, blutete sogar stärker so dass er sogar wieder hinsah deswegen. Der hatte das Zucken bemerkt und stoppte sofort, sah etwas unsicher dann den Kleinen an. Sollte er weiter machen? Es tat Kai weh. „…Geht es?“ Er fragte das sehr umsichtig und besorgt. So das Kai ihn nur anlächelte und antwortete: „Es geht mir gut Yamagata. Mach dir keine Sorgen.“ Der sah ihn eine Zeit lang an…und machte dann weiter. Ihm war nicht wohl dabei. Er wollte Kai nicht verletzten oder wehtun. Komisch. Wenn er so zurückdachte war das schon immer so. Er sorgte sich stets um das Wohl des Kleinen und auch damals wollte er ihm immer seine Lieblingsblumen schicken, als er noch im Krankenhaus war. Aber vorbeikommen konnte er nicht. Er konnte nicht sehen wie Kai schwer verletzt im Krankenbett lag und Schmerzen hatte. Es tat ihm weh nur daran zu denken…Es tat ihm weh? Er mochte den Kleinen sehr, dass stand außer Frage. Aber dass hörte sich eben schon…echt schwul an. Er wurde etwas rot und machte schneller. Irgendwie wollte er schnell fertig werden. Ihm wurde unwohl und warm…So das er anfing den letzten großen Splitter aus der Haut zu ziehen. Kaum als der auch draußen war, nahm er sich gleich schon einen Verband und wickelte ihn um den Arm. Fast geschafft und währenddessen sah Kai rüber zu Kaneda und Tetsuo…und musste nur lächeln. Sie sahen süß aus, so zusammen, keine Frage. Tetsuo wusste erst nicht was er machen sollte. Er saß nur vor Kaneda und hatte Verbandszeug in den Händen. Er wollte ihm die Wunde verbinden, aber wusste nicht wie er anfangen sollte und war noch immer etwas beschämt. Sie hatten sich vorhin so intensiv angefasst und berührt. Waren willig gewesen sich zu paaren. Nun wo der Kopf wieder klar war…wurde es ihm peinlich wie er sich verhalten hatte. Er war etwas rot im Gesicht und Kaneda saß nur da und sah ihn erstaunt an. Wollte er ihn nicht verarzten? Warum machte er nichts? Und als sie noch weitere Sekunden einfach nur so da saßen fragte er schließlich lieb: „Hey? Wolltest du nicht die Wunde verarzten?“ Tetsuo riss es aus seinen Gedanken und er sah ihn ertappt an. Mist! Ihm wurde das noch peinlicher und er stammelte, als er nach dem Desinfektionsmittel rechts von sich griff: „T-tut mir leid! Moment!“ Kaneda lächelte aber nur. „Wo bist du denn gewesen?“ Er fragte das weil er gemerkt hatte wie Tetsuo mit seinen Gedanken gaaaanz wo anders war. Aber als er keine Antwort bekam zuckte er nur mit den Schultern und fasste sich noch etwas verschmerzt an den unteren Rand seines T-Shirts. Packte es und fing an es sich hochzuziehen. Tetsuo sah ihn erschrocken an und stammelte plötzlich beschämt: „W-was macht du da?!“ Verwirrt sah ihn Kaneda an. Was er da machte? Ernsthaft? „Ähhhhh…Ich ziehe mein Oberteil aus? Wie willst du denn sonst meine Wunde versorgen? Über dem T-Shirt?“ Und innerlich schlug sich der junge PsyKI ins Gesicht, trat sich selber in den Arsch und brach sich ein Bein dabei. Er kam sich so dumm vor! Natürlich musste Kaneda sein Oberteil ausziehen, duh! War doch logisch. Warum stellte er sich nur so an?! Und als der Ältere das Teil gerade so über seinen Kopf zwang und es dann endlich aus hatte, erstarrte der Kleine leicht. Der Anblick haute ihn leicht um. Er hatte vorhin gefühlt das Kaneda gut gebaut war, aber das er SO gut gebaut war hätte er nicht für möglich gehalten! So ohne Oberteil war das viel beeindruckender und sein Herz pochte wieder etwas schneller und ihm wurde warm. Als er allerdings die Wunde in der Schulter sah…verzog sich seine Mine traurig und leicht schmerzhaft. Der Schnitt war sehr tief in der Haut, auch blutete die Wunde noch immer leicht und er reagierte darauf sofort. Er tränkte einen Watteball in Desinfektionsmittel und schluckte. Scheiße, das würde verdammt weh tun. Er hatte davon gehört, also von Desinfektionsmittel und es war, laut seiner Heimat, wie die Heilkräuter die sie für Wunden verwendeten. Also wusste er dass es brennen und ziehen würde. Er sah den Älteren an und sprach unwohl: „Das wird jetzt zu 100 Prozent weh tun. Aber ich muss die Wunde reinigen und dann die Blutung stillen…“ Kaneda aber lächelte nur frech und zuckte nur kurz mit den Schultern, auch wenn die eine dabei erneut schmerzte. „Schon klar. Halb so wild.“ Aber als das Wattebällchen dann die Wunde berührte zuckte er schmerzhaft zusammen und verkrampfte sich dabei. Biss sich förmlich auf die Lippe und atmete tief ein. Er würde nicht brüllen. Er würde nicht…scheiße es fühlte sich an als würde man erneut mit einem Messer in die Wunde bohren! Tetsuo sah zu ihm und sprach besorgt: „Geht es?“ Kaneda nickte nur hektisch und schnell und stammelte etwas heiser, aber gefasst: „K-Klar! Alles locker…“ Er wollte eigentlich anfangen zu heulen und jaulen wie ein Schlosshund. Aber er ließ den knallharten Kerl raushängen und gab sich keine Blöße. Tetsuo hatte ihn aber durchschaut und verzog das Gesicht etwas genervt. Wirklich? Er spielte den starken Mann? Er hörte auf zu tupfen und musste das nächste Wattebällchen nehmen, da das Erste bereits zugeblutet war. Damit tupfte er die Wunde dann trocken und sprach dabei: „Du musst nicht den harten Kerl spielen, wenn es weh tut.“ Kaneda sah ihm weiter dabei zu. Dann aber grinste er über den Schmerz hinweg und antwortete: „Ich spiele ihn nicht, ich bin ein harter Kerl.“ Tetsuo schnaubte genervt und sprach auch so: „Du bist ein Blödmann.“ Dabei griff er sich den Verband und fing an die Wunde vorsichtig zu verbinden. Er machte das so sanft und umsichtig, dass Kaneda ihm dabei verliebt zusah. Sieh mal einer an…er konnte also doch zart und lieb sein, auch ohne dass er vorher angebaggert wurde…Und auch war er erstaunt dass Tetsuo wusste wie das ging. Also wie man eine Wunde so professionell verband. Viele denken es wäre nichts dabei, aber es war nicht ganz so einfach, man musste schon auf gewisse Dinge achten. Kaneda selber wusste nicht welche das waren, aber Kai hatte das mal gesagt also musste es stimmen. So fragte er ihn neugierig: „Wo hast du das gelernt? Ich meine so gut eine Wunde zu behandeln und verbinden.“ Tetsuo sah zu ihm. Er wurde etwas rot und machte dann aber weiter, als er antwortete: „Ich hab das von klein auf gelernt. Mutter Miyako brachte es mir bei. Sagte es ist immer wichtig sowas zu können. Jetzt bin ich froh das ich es kann…“ Und das meinte er auch so. Miyako…ach das war doch seine Adoptivmutter, die so mächtig war. Und endlich machte Tetsuo den letzten Zug und festigte den Verband. Er hatte die Wunde komplett behandelt. Aber er ließ noch seine Hände auf dem Verband ruhen…auf dem Oberkörper von Kaneda…Und ihm wurde wieder warm. Sofort fiel ihm erneut ein was sie da eben vor gehabt hatten. Bevor dieses ganze Chaos aufgebrochen war. Er errötete wieder. Er war wirklich…er war wirklich bereits gewesen sich zu paaren. Nie hätte er gedacht das es mal so über ihn kommen würde. Wäre nichts dazwischen gekommen, dann wäre es passiert. Er war so willig gewesen, so verrückt nach Kaneda…Und der ja auch nach ihm. Warum…war ihm das dann so peinlich? Wenn sie sich doch offensichtlich wollten. Warum schämte er sich jetzt deswegen? Sein Blick ruhte auf seinen Händen…Er konnte unter seinen Händen die Warme Haut spüren…den starken Herzschlag in der Nähe. Ja sogar die starke Muskulatur von Kaneda…Schnell löste er den Kontakt und legte seine Hände in seinen Schoß. Er saß vor dem Älteren gekniet. Kaneda sah ihn nur verwirrt an. Warum war Tetsuo so plötzlich wieder so unsicher? Dann aber lächelte er sanft und streckte sich locker, gähnte dabei laut, so das ihn Tetsuo sofort verwirrt ansah. Frech blickte der Ältere zu ihm und sprach: „Was eine Nacht…oder Tetsuo?“ Der sah ihn noch immer verwirrt an. „Was?“ Locker nahm sich der Ältere wieder sein Shirt und sah es an. Er wusste dass sein Körper den Kleinen nervös machte, das war so offensichtlich. Es war echt süß. Und es lag auch bestimmt daran dass sie eigentlich vorhin Sex haben wollten…Wo er wirklich willig gewesen war das zu tun, war es bei dem Kleinen wahrscheinlich mehr eine Kurzschlussreaktion auf die Situation gewesen. Kaneda hatte ihn scharf gemacht und Erfolg gehabt. Aber dennoch war er glücklich, selbst wenn es nur deswegen gewesen war…Es zeigte das Tetsuo etwas für ihn empfand. Und das war mehr als er erst mal haben konnte…Dennoch war es Schade. Er wollte wirklich Sex mit ihm. Aber offenbar musste das noch etwas warten. Aber nun wusste er dass Tetsuo dafür bereit war, wenn es wieder mal soweit sein sollte. Aber Kaneda wollte ja nicht nur das, sondern auch seine Liebe… Er zog sich dann das Shirt an und sah wieder lieb zu ihm. Tetsuo war noch immer etwas verwirrt. Warum…machte er das? Warum sprach er nicht mal mit ihm wegen dem was vorher passiert war. Wegen der…beinahe Paarungsaktion. Nahm er…Rücksicht? Hatte er gespürt dass es ihm peinlich war? Aber dann sprach Kaneda auch schon: „Naja ich meine ja nur…Ist viel passiert heute.“ Er sah dabei rüber zu dem Skelett das mitten im Raum lag. Und noch nie war er sich so sicher gewesen wie in jenem Moment. Tetsuo folgte seinem Blick und sah auch das was von Takeyama noch übrig war. Ihm wurde aber wieder schlecht dabei und wand erneut seinen Blick ab und auf seinen Schoß runter. „Ich muss das beenden.“ Erstaunt sah Tetsuo zu dem Älteren hoch, der noch immer entschlossen zu dem Skelett sah. Aber dann wand er sich wieder an den PsyKI: „Ich muss das beenden bevor es noch schlimmer wird. Ich werde nicht zulassen dass sie weiterhin PsyKI in Monster verwandeln. Ich werde sie stoppen.“ „Kaneda…“ Kam es leise aus dem Kleinen und er sah ihn nur dabei an. Und dann lächelte der Ältere wieder zu ihm. Es war erstaunlich…Erst waren es nur seine Freunde gewesen. Seine Gang die er beschützen wollte. Menschen die ihm ein neues Leben geschenkt hatten und ihm das Gefühl gaben ein zuhause gefunden zu haben. Freundschaft war etwas was ihn am Leben hielt. Ihn aus der Dunkelheit befreite die ihn seit damals umschlossen hatte. Aber nun hatte er etwas Weiteres gefunden. Etwas was er dachte für immer verloren zu haben und das es nicht wirklich existierte. Es war Liebe. Er hatte jemanden gefunden den er liebte. Und er würde für Tetsuo alles tun was in seiner Macht stand um diese Liebe zu schützen und zu besitzen. Als seine Eltern ihn weggaben wurde es in seinem Leben dunkel und einsam. Er dachte die ganze Welt wäre sein Gegner und er könnte niemand mehr vertrauen. Dann kamen seine Freunde. Kai. Yamagata. Und nun…war da Tetsuo. Es war egal was sie verband, oder was damals in dieser schicksalhaften Nacht auch passiert war. Er wusste nur dass er ihn liebte. Und er würde den jungen PsyKI nie wieder loslassen…Sie waren miteinander verbunden…durch was auch immer. Tetsuo stand in den frühen Morgenstunden auf einem großen Ast eines Baumes. Sein langes Haar wehte leicht im Wind, so wie auch sein rotes Cape und er sah dabei zu wie die Sonne aufging. Sich langsam über einen alten Tempel schlich und ihre Welt in Licht und Wärme hüllte. Den dunklen Dschungel erhellte und mit Leben füllte. Ein Neuer Tag brach an. Locker lehnte er sich gegen den Stamm links von sich und hatte die Arme vor sich verschränkt. Aber er hatte nicht wirklich viel geschlafen diese Nacht. Was daran lag dass es die schlimmste Nacht überhaupt war. Aber eher nur für ihn. Oder besonders für ihn. Und diese war sogar noch schlimmer gewesen…Es war Kōbi no yoru gewesen. Die Nacht in der sich gepaart wurde. Diese Nacht war jeden Monat nur einmal, nämlich dann wenn der Vollmond in voller Blüte war und sein Licht alles erhellte. Es war die Nacht der ewigen Liebe konnte man sagen. Dazu musste man etwas ausholen: Paaren konnte man sich wann immer man wollte, aber in dieser Nacht wurden Bindungen geknüpft. Wenn man sich in der Nacht paarte war das für immer. Es gab keinen anderen Partner mehr in deinem Leben, nur diesen mit dem man sich gepaart hatte. Und es war erstaunlich wie viele immer wieder daran teilnahmen. Es war ein Fest. Es wurde gegessen, getrunken, gefeiert, Lieder gesungen und getanzt um das heilige Lagerfeuer. Aber wenn ein Mann um das Feuer tanzte und dann nach der Hand eines anderen bat…dann war das eine Aufforderung für eine ewige Paarung. Es gab keine Vorgabe. Liebe zwischen einem Geschlecht war erlaubt. Auch Männer konnten Männer zum Tanz auffordern. Und genau das…war ihm in dieser Nacht passiert. Ihm war noch immer unwohl wenn er daran zurückdachte. Nie hätte er es für möglich gehalten dass ihn jemand zum Tanz bitten würde. Sich ewig mit ihm paaren wollte. Und dann auch noch ein Mann. Und nicht nur irgendeiner…es war der stärkste im Dorf gewesen. Er schüttelte den Kopf und wollte diesen Gedanken damit auch abschütteln. Natürlich hatte er verweigert…und das aus gutem Grund… „So früh schon wach Tetsuo? So eine Schönheit…in dem Licht des Mondes so wie auch im Licht der strahlenden Sonne…“ Er sah muffig rechts neben sich. Nein sogar sehr sauer und abwehrend, als die Person neben ihm auf dem Ast landete, die diese schleimigen Worte gesagt hatte. Das Holz unter ihnen wippte leicht bei der Landung und auf Abstand blieb jener junge Mann stehen…der ihn gestern zur Paarung gebeten hatte. Der steckte die Hände in die Hosentasche und sah verführerisch und leicht böse zu Tetsuo rüber. Sein ebenfalls rotes Cape wehte im Wind und endlich sprach der Jüngere sauer zu ihm rüber: „Wie sehr ich mir doch wünschte du würdest auf deinem Schleim ausrutschen und dir beim Sturz vom Ast das Genick brechen. Dann hätte ich ein Problem weniger Akira.“ Der größere junge Mann, ihm gegenüber, blieb noch weiter auf Abstand stehen und sie sahen sich nur an. Er war ein gutaussehender junger Mann. Jedes Mädchen würde sich sofort mit ihm einlassen. Aber nicht Tetsuo. Er sah durch diese Fassade durch…Dann aber schloss Akira die Augen und lächelte etwas überheblich, musste dann leicht lachen auf die harten Worte von Tetsuo. Und sofort fragte ihn der Jüngere genervter und böser: „Was findest du so lustig?“ „Ach es ist einfach nur amüsant. Ich kenne dich seit du von Miyako in das Dorf gebracht wurdest. Ich habe dich aufwachsen sehen. Sah einen kleinen, zarten Jungen, der sich vor seinem eigenen Schatten fürchten konnte. Und nun schau dich an…Du bist so schnell groß geworden…Stark, Klug und Zielsicher. Wunderschön dazu…Du weist was du willst und lässt dich nicht herum schupsen Tetsuo. Und dennoch…hab ich dich anscheinend gestern mit meiner Bitte ziemlich aus der Bahn geworfen, oder?“ Tetsuo drehte sich sauer, aber gefasst zu ihm. Akira sah ihn böser aber amüsiert an. „…Und dennoch bist du so frech zu mir Tetsuo…Obwohl du weist das ich dich in Stücke reißen könnte…“ „Sagt nun der Jenige der sich gestern noch auf ewig mit mir paaren wollte. Du bist schlecht im Bedrohen Akira, versuch es doch erst gar nicht. Aus der Bahn geworfen…tut mir leid ich bin nun mal nicht billig und leicht zu haben. Und mit dir werde ich mich niemals paaren. Eher hört die Sonne auf zu scheinen, oder der Mond stürzt uns allen auf den Schädel!“ Akira lachte wieder leicht. Und dann machte er einen Schritt vorwärts auf dem Ast. Tetsuo behielt ihn genau im Auge. Mit dem kleinsten Schritt seines Gegenübers wurde ihm unwohler. Er traute ihm nicht. Akira war alles Mögliche, aber nicht der Messias oder Lichtbringer von dem alle sprachen. Viele hielten ihn auf Grund seiner Kräfte genau dafür. Aber nicht Tetsuo. Akira hatte etwas an sich was ihn…unmenschlich wirken ließ. Die Anderen sahen es vielleicht nicht aber er konnte es spüren. Er konnte es als Kind schon spüren und hatte deswegen eine scheiß Angst vor ihm gehabt. Was sich äußerte das er immer erleichtert war wenn Akira mal wieder für Wochen verschwunden war. Das war völlig normal. Er verschwand und kam irgendwann einfach mal wieder vorbei. Keiner hielt ihn auf, nicht mal Ryu. Eigentlich war es verboten das Reich zu verlassen und dennoch tat Ryu nichts dagegen. Tetsuo wusste auch warum…weil er Angst hatte. Alle hatten irgendwie Angst vor Akira. Aber keiner gab es zu. Deswegen konnte er machen was er wollte. Er war einfach zu mächtig…Aber dennoch hielt er sich an gewisse Regeln innerhalb des Dorfes. Er war erst vor kurzem wieder lange verschwunden gewesen…aber kam gestern Abend zur Feier zurück… „…Warum bist du gestern wieder zurückgekommen Akira? War dir langweilig? Wolltest du mir einfach nur den Abend versauen du Mistkerl?“ „Du weist warum ich zurückgekommen bin Tetsuo…Nur wegen dir. Weil du mir gehörst und immer mir gehören wirst.“ Tetsuo lachte bei dem Satz kurz auf: „Hahaha! Ja genau! Steht auf meiner Stirn oder meinem Arsch irgendwo dein verfickter Name?! Du solltest mal etwas aus der Sonne bleiben Akira! Die hat dir offenbar schon viele Teile deines Gehirns verbrannt!“ Akira blieb aber ruhig und sah ihn nur an. Sprach mit seiner sehr gut, aber auch kühl klingenden Stimme: „Und was ist mit dir Tetsuo?“ Der hörte auf zu lachen und sah wieder zu ihm. Wie meinte er das? Erneut wurde der Jüngere abwehrend und aufmerksam. Aber sofort sprach der Ältere vor ihm auch schon weiter: „Du bist schon lange überfällig. Warum paarst du dich denn nicht, hm? Wo du es doch so sehr willst…“ „Du weist nichts über mich, du Mistkerl.“ Sprach Tetsuo giftig zu ihm rüber und langsam näherte sich der Größere auch schon. Es waren nur noch wenige Schritte zwischen ihnen und dann hätte Akira ihn erreicht. Und mit jedem Schritt den er näher kam…wurde Tetsuo weiter unsicherer und bekam Angst. Es war wirklich Angst dich sich einschlich…Die Kraft die sein Gegenüber ausstrahlte war immens. Dagegen war er nur ein kleines Licht das verpuffte. Und als er nur noch 4 Schritte auf dem gewaltigen Ast entfernt war, sprach der Jüngere zu ihm lauter, giftig und abwehrend: „Bleib mir vom Leib! Komm mir nicht zu nahe!“ Und tatsächlich blieb Akira stehen. Sie sahen sich nur an. Aber dann lächelte er und kam weiter auf ihn zu. Tetsuo wand sich rückwärts…und war mit dem Rücken dann an dem Baumstamm. Sackgasse. Es ging nicht mehr weiter, so sehr er auch wollte. Er sah kurz hinter sich und als sein Blick sich danach wieder nach vorne wand stand auch schon Akira genau vor ihm. Er sah zu ihm runter, da er ein Stück größer war und lächelte noch immer. Tetsuo dagegen hatte das Gefühl ihm würde sein Herz in die Hose rutschen. Er war sofort erstarrt und sah ihn auch so an. Eine Hand fasste sanft sein Kinn und drückte es leicht nach oben. Die Andere stützte sich neben ihm an dem Baumstamm hinter ihm ab. Versperrte damit einen Fluchtweg. Und dann kam der Körper näher…und Tetsuo fing leicht an zu zittern. Das Gefühl was über ihn hereinbrach…war schrecklich. Er dachte sie würde ihn verschlingen…die Stärke die von seinem Gegenüber ausging. „Du bist aber auch nicht besser Tetsuo…Du hältst mich so auf Abstand und wehrst dich gegen mich…obwohl du das doch nicht willst. Wie lange willst du noch leugnen mit mir eins zu werden?“ Akira hauchte ihm diese Sätze beinahe schon zu. „…Du weist nichts über mich!“ Und dann schlug Tetsuo die Hand an seinem Kinn weg und sah ihn weiterhin nur sauer an. Sein Gegenüber schien etwas überrascht von dieser Aktion im ersten Moment…aber dann amüsiert. Tetsuo dagegen atmete schnell vor innerlicher Angst und Wut. Aber dann wurde schlagartig sein Kinn erneut gepackt. Dieses Mal aber fest. Ein eiserner Griff, aus dem er sich nicht schnell oder einfach lösen konnte. Etwas was ihn sauer machte und er sich wandt deswegen. Aber dann spürte er auch schon wie ihm Akira sehnsuchtsvoll auf die linke Wange küsste. Etwas was ihn erstarren ließ. Denn durch diese Berührung fühlte er Dinge…die er nicht spüren wollte. Die Lust seines Gegenübers auf ihn. Der Wille sich mit ihm paaren zu wollen. Es fraß ihn förmlich auf…Und dann riss er sich los. Er verpasste ihm so einen heftigen Schlag auf die linke Wange, dass Akira sogar kurz inne hielt vor Schreck. Diesen Moment nutzte Tetsuo um sich endgültig von ihm zu entfernen und er sprang vom Ast runter. Weg aus der Sackgasse, in die er sich selber rein manövriert hatte und schwebte etwas weiter unter dem Ast in der Luft. Er sah sauer hoch und hörte nur den Älteren lachen. Ein etwas böses Lachen, aber auch verdammt amüsiert von der Situation. Der Kleine war dagegen nicht so amüsiert und knurrte leicht. Und dann sah Akira auch schon links zu ihm runter und hielt sich die geprellte Wange. Er lächelte…warum lächelte er? „Auch du wirst eines Tages dem Drang nicht mehr wiederstehen Tetsuo. Und wenn dieser Tag gekommen ist…wirst du mein sein.“ Und damit wand er sich ab und war auf der Stelle verschwunden. Teleportation, dieser Mistkerl. Tetsuo brauchte noch einige Sekunden um sich wieder zu beruhigen, aber dann kam er wieder hochgeflogen. Setzte sich dieses Mal aber auf den Ast und atmete aus. Es vergingen einige Minuten bis er wieder bei klarem Verstand war und die Ereignisse von eben abgeschüttelt hatte. Aber…er wusste nicht was er tun sollte. Wenn Akira gewollt hätte, dann hätte er sich nehmen können was er wollte. Stattdessen spielte er Psychospiele mit Tetsuo seinem Verstand. Und genau das machte ihm Sorgen. Wie sollte er sich dagegen wehren? Er war stark in seinem Willen, aber auch der stärkste Wille konnte gebrochen werden. Wenn man wusste wie…oder wenn die Triebe überhand nahmen…Was wenn er wirklich irgendwann so wild wurde, wegen der Paarung? Was wenn seine Uhr wirklich bald losging? Würde er sich dann nicht mehr unter Kontrolle haben. Denn wenn es etwas gab wovor er noch mehr Angst hatte als vor Akira…dann war es die Kontrolle zu verlieren. Die Kontrolle über seinen Körper und Geist. Er schlurzte. Er hatte schon lange daran gedacht diesen radikalen Weg einzuschlagen. Aber sich nie getraut. Aber vielleicht war es nun soweit. Sein Blick fuhr hoch und zu dem großen Tempel im Osten rüber. Über die Bäume in der Ferne und zum Horizont, an dem sich immer mehr die Sonne zeigte. Um dem zu entgehen…um zu leben…musste er fort. Er musste alles hinter sich lassen was ihm etwas bedeutete…Und es würde in der kommenden Nacht sein. Denn er musste weg…weg von Akira. Das Skelett versank in demselben Kanal, indem auch die vorherigen Leichen verschwunden waren. Die Sonne schlich sich langsam über die Häuser und die Morgendämmerung erhellte die zur jeder Zeit aktiven Straßen von Neo Tokyo. Aber es war noch etwas dunkler an dem Kanal wo sie sich niedergelassen hatten, als Yamagata das Skelett von Takeyama in diesen schmiss. Danach kam er wieder zurück und gesellte sich zu den anderen Jungs und setzte sich auf seine Karre. Kai stand angelehnt an seinem Motorrad und fummelte an dem Walkie rum. Hoffte die Frequenz wiederzufinden womit sie Mad und Joker seine Leute letztens belauschen konnten. Aber nach einigen Versuchen blieb es noch immer ohne Erfolg. Kaneda stand neben ihm und sah ihm gespannt dabei über die Schulter. Alle waren sie wieder in ihren Biker-Anzügen angezogen. Alle bis auf Tetsuo. Der saß seitlich auf dem Sitz von Kaneda seiner Karre und starrte weiter auf den Boden. Er schien sehr weit weg zu sein. Nicht in den Geschehnissen von der Nacht, sondern noch weiter weg. In seiner Vergangenheit. Man sah ihm das nicht an…aber er war innerlich zerrissen und wusste nicht wie er weiter machen sollte. Ob er mit Kaneda reden sollte…Die nächste Frequenz brachte nur wieder ein Rauschen hervor und Kai atmete genervt aus. „Wieder nichts. Ich glaube das können wir komplett vergessen.“ „Bist du dir sicher dass sich die Frequenz auch in dem Wellenbereich befand?“ Fragte Yama zu ihm rüber und machte sich dabei eine Kippe an. Kai sah von dem Walkie auf und antwortete ihm sofort: „ Natürlich bin ich mir sicher. Aber die sind anscheinend nicht blöd. Nach dem was auf der Baustelle letztens passiert war, werden die Verdacht geschöpft haben dass sie irgendwo eine Informationslücke besitzen. Die haben ihre Frequenzen bestimmt abgeändert.“ Kaneda verschränkte die Arme vor sich. „Ergibt Sinn. Selbst die haben gescheckt dass wir nicht aus Zufall da gelauert haben. Verdammt.“ Yama nahm die Kippe aus dem Mund und hauchte den Rauch aus. Lehnte sich dabei vor auf sein Lenkrad und fragte: „Also was machen wir jetzt Kaneda?“ Wenn er das nur wüsste. Die Situation war schon angespannt und aufgerieben genug und nicht gerade leicht noch dazu. Er wusste dass sie erst Mal nichts mehr tun konnten. Mad und Joker konnten weis Gott wo sein in Neo Tokyo. Es gab so viele Winkel und Orte in dieser verfluchten Stadt, dass sicherlich nicht mal die Erbauer wussten wo was verborgen lag und was existierte. Sie zu suchen war also völliger Unsinn. Es kostete nur Zeit und Nerven, die sie eh nicht mehr hatten. Es war in der letzten Nacht so viel passiert, dass man schnell an seine mentalen Grenzen kam. Und Tetsuo musste es noch mieser gehen. Kaneda sah rechts zu ihm rüber. Er saß noch immer völlig still einfach nur auf der Karre. Nachdem sie das Apartment verlassen hatten, war der Kleine still geworden und in sich gekehrt. Man sah ihm an wie weit weg er mit seinen Gedanken war. Aber Kaneda fragte sich nur WO er damit war. Er machte sich Sorgen. Er sah wieder zu Yamagata vor sich. „Wir werden definitiv nicht mehr zur Schule gehen. Das ist einer der ersten Orte wo sie uns abfangen könnten, oder finden wenn sie uns suchen. Auch das Harukiyas würde ich meiden, da hat uns einer von Joker seinen Leuten auch schon mal ausfindig gemacht.“ Dann gab es nicht mehr viel. Ehrlich gesagt keinen Ort mehr an den sie sich zurückziehen konnten, der Kai sofort einfiel. Ihre Wohnungen waren auch nicht sicher. Nicht nachdem sich herausstellte das dieser PsyKI sie einfach aufspüren konnte wegen…Er sah zu ihrem PsyKI rüber…Wegen Tetsuo. Solange er bei ihnen war konnten sie gezielt aufgespürt werden, sollte Mad noch andere PsyKI haben. Er schluckte und sah zu seinen Füßen, sprach dann leise zu Kaneda neben sich: „Ich weis du willst das jetzt nicht hören, aber solange ER bei uns ist werden sie uns überall aufspüren können…“ Kaneda sah zu ihm runter…und dann wieder zu Tetsuo, als Kai zu dem rüber nickte. Leider hatte er da recht. Wenn es stimmte, dann war der Kleine ein Magnet für seine Art. Sie mussten sich spüren und effizient finden können, sonst hätte Takeyama sie nicht gefunden und Tetsuo hatte ihn ja auch Sekunden früher plötzlich…Moment…er konnte ihn auch spüren! Aber klar! Warum war er nicht früher darauf gekommen?! Er schlug sich laut gegen die Stirn und Kai, so wie Yamagata sahen verwirrt zu ihm deswegen. Dann sprach Kaneda laut: „Aber ja! Warum bin ich nicht früher darauf gekommen?!“ Und dadurch wurde auch Tetsuo plötzlich aus seinen Gedanken gerissen und sah vom Boden auf. Ließ seinen Blick auf Kaneda ruhen und beobachtete ihn wie er auf ihn zukam. Der Ältere fasste ihm sanft an die Schultern und fragte runter: „Tetsuo, du bist doch AUCH in der Lage andere PsyKI zu spüren, oder?“ Tetsuo runzelte die Stirn und sah ihn nur an. Kai legte das Walkie auf den Sattel seiner Karre derweil und kam verdutzt auf Kaneda zu. „Was soll das Kaneda?“ Der sah nicht hinter wegen Kai seiner Frage und fragte Tetsuo erneut: „Du kannst das doch, oder?“ Und dann nickte der junge PsyKI etwas unsicher. „Klar kann ich das. Es ist nicht ganz leicht, weil wir als Kinder lernen uns dagegen instinktiv abzuschotten, aber wenn man unter ich sage mal: großen Stress, Schmerz, Erregung, oder Angst leidet, dann ist das möglich. Warum fragst du?“ Kaneda ließ ihn los und klatschte erfreut einmal Laut die Hände zusammen und wand sich ab. Lief einige Schritte von ihm weg dabei. Alle sahen verwirrt zu ihm deswegen. Was war denn in den gefahren? Er drehte sich wieder zu Tetsuo um und kam auf ihn zu, bis er vor ihm stand und sprach: „Weil ich jetzt weis wie wir die Schweine finden können! Nämlich mit dir!“ Es dauerte nur Sekunden da wusste Kai auch schon als erster was los war. Und ihm gefiel das nicht. Er kam protestierend neben seinen Boss und sprach dann etwas lauter und besorgt: „Das meinst du jetzt nicht ernst, oder Kaneda?“ Der sah zu ihm. „Was denn? Das ist die einzige Möglichkeit wie wir die Wichser ausfindig machen können, bevor die wieder jemanden zu uns schicken! Wenn die noch mehr PsyKI gefangen halten, dann kann Tetsuo das spüren und uns direkt zu ihrem Versteck bringen!“ „Du willst ihn als Detektor benutzen?!“ „Er kann uns direkt zum Versteck bringen und wir räuchern diese Mistkerle aus!“ „Das ist nicht gerade dein Ernst Kaneda! Du bringst ihn damit unnötig in Gefahr!“ Verunsichert sah Tetsuo zwischen Kai und Kaneda hin und her. Es war eine etwas lautere Konversation und der Kleine wollte nicht dass sich zwei Freunde stritten nur wegen ihm. Es schien nämlich in diese Richtung zu gehen. Yama rauchte nur seine Kippe weiter, war voll für die Worte seines Bosses, aber sagte nichts, das war gerade nicht sein Kampf. Kai dagegen nahm völlig Partei für Tetsuo seine Sicherheit. Und das aus einem Grund: Er wusste das Kaneda gerade alles Hals über Köpf brechen wollte. Er wollte für den PsyKI das Thema so schnell wie möglich vom Tisch haben, weil er ihn liebte und in Sicherheit wissen wollte. Aber genau deswegen lief er gerade Gefahr unvorsichtig und rücksichtslos zu werden. Er durchdachte das Ganze nicht richtig. Und die Diskussion ging weiter: „Ich verstehe dass du ihn beschützen willst! Aber du durchdenkst das gerade nicht richtig Kaneda! Mit dieser Aktion bringst du ihn nur unnötig in Gefahr! Und außerdem kannst du das nicht einfach über seinen Kopf hinweg entscheiden!“ „Er hat damit kein Problem! Er will doch auch dass es vorbei ist! Und genau das werden wir tun! Wir überraschen diese Mistkerle und räuchern sie aus wenn sie es gerade nicht erwarten!“ Er zeigte dabei auf Tetsuo, der noch immer still blieb und nichts dazu sagte. Er schien verunsichert. Warum ergriff er keine Partei? Er schien sehr stark verunsichert zu sein und sah dann einfach nur Kaneda an. Etwas…traurig auch dabei. Kai bemerkte das und sprach noch lauter: „Sie ihn dir an!!“ Es war so laut und schrill, dass sogar Yamagata überrascht war. Eigentlich was Kai sanft und umsichtig wie ein Lamm. Nur selten platzte er so emotional aus sich raus. Was war nur mit ihm los? Kaneda stockte…und sah dann doch langsam zu Tetsuo rüber. Sah wie verunsichert und traurig er schien…Was ihn erschrak. „Du entscheidest über seinen Kopf hinweg und setzt gerade seine Sicherheit und sein Leben auf Spiel! Was ist los mit dir Kaneda!?“ Tetsuo und Kaneda sahen sich einfach nur an…Und als sich dann der Kleine zuerst mit seinem Blick abwand…reagierte Kaneda wieder auf die Worte von Kai und wurde sauer. Er sah zu ihm und fauchte: „Das geht dich nichts an!! Ich hab mich hier um alle zu kümmern! Also entscheide ich auch was das Beste ist! Hast du kapiert?!“ Kai sah ihn erschrocken an in der Sekunde, aber das wand sich auch gleich um in Zorn und er verzog das Gesicht wütend und traurig. Dieser Esel! Er konnte doch nicht einfach über Tetsuo hinweg entscheiden!! Als Kaneda den Jüngsten so anmachte stieg plötzlich Yamagata von seiner Karre und warf die Kippe weg. In wenigen Sekunden stellte er sich sauer zwischen seinen Boss und schützend vor Kai und sprach dann zu Kaneda: „Es reicht Alter! Kai macht sich nur Sorgen, also fährst du ihn gefälligst nicht so an! Ich stimme dir zu dass diese Arschgesichter ausgeschaltet werden müssen, aber Kaisuke hat völlig recht! Sicher kann Tetsuo da helfen die zu finden, aber wir brauchen einen verfickten Plan mann!“ Normalerweise ist Yamagata auch immer für Radau und denkt nicht nach bevor er schaltet. Aber die Dinge die in der letzten Zeit passiert waren schienen auch ihn zu verändern und umsichtiger werden zu lassen. Auch die Tatsache dass viele immer dabei verletzt werden. Besonders Kai. Der stand da und sah Yama erstaunt in den Rücken. Nicht nur wegen dem was er tat…sondern auch wie er ihn genannt hatte. Er hatte ihn beim vollen Namen genannt. Kai war nur ein Kürzel für seinen Namen Kaisuke. Aber nicht viele kannten seinen richtigen vollen Namen. Nur Kaneda und Yamagata. Und jetzt auch Tetsuo. Wenn er ihn bei diesen Namen ansprach…wurde ihm kribbelig. Er fasste sich aber gleich wieder wütend und schob sich links an Yama vorbei. Fauchte dabei zu Kaneda: „Mach doch was du willst!“ Und dann lief er zu seiner Karre und setzte sich drauf, warf sie an und fuhr los. Alle sahen ihm erschrocken nach, besonders Yama der einen Schritt vor machte und ihm nachrief: „Warte mann!! Kai!!“ Aber der fuhr einfach weiter und bog links in die nächste Gasse ab. War sofort aus dem Blickfeld der Jungs verschwunden. Yama zögerte nicht lange und sah zu seinem Boss. Etwas sauer natürlich und sprach dann auch so: „Da hast du echt klasse die „Boss-Karte“ ausgespielt du Blödmann! Was soll das?!“ Aber er wollte keine Antwort von Kaneda, denn er rannte auch gleich zu seiner Kiste und schmiss sich drauf. Feuerte sie an und drehte auf der Stelle um. Dann brauste er los und folgte Kai. Ließ damit Kaneda und Tetsuo alleine am Kanal stehen. Yamagata konnte leicht aufholen und heftete sich an seine Fersen. Er folgte Kai zwanzig Minuten lang durch die Straßen und raus auf den dritten Highway der in einen weiteren alten Stadtteil außerhalb von Neo Tokyo führte. Sie brausten über ihn und in diesen Teil der alten Stadt. Und nach einigen weiteren Minuten hatte Kai auch plötzlich in einem Einkaufsviertel abgebremst. Schlagartig und Yama sah überrascht auf. Er sah, während er noch zu ihm fuhr, wie der Jüngste von seinem Vehikel abstieg und noch immer geladen in ein Kaufhaus lief. Man bemerke dass es sich genau wie in Shima um ein Geisterstadtteil handelte. Niemand war auf den Straßen und die Häuser waren alt und mit Pflanzen überwuchert. Das Glas der Häuser gesprungen, alt und milchig, oder sogar zersplittert. Yamagata kam neben der Karre seines Kumpels zum stehen und sah zu der Bude vor sich. Was will er denn hier? Das war doch… Er stieg von dem Motorrad ab und legte seine Brille um das Lenkrad. Dann folgte er Kai in das Gebäude. Er lief durch die Tür. Glas knisterte unter seinen Füßen, als er über die Scherben der zerstörten Eingangstür lief. Es war ein Kleidergeschäft, zumindest das Erdgeschoss und da es keinen Strom mehr gab war es auch etwas dunkel darin, nur das noch immer stärker werdende Licht der Sonne erhellte den Laden von außen etwas. Und die Löcher in den Wänden des Gebäudes durch die Lichtstrahlen schossen. Er sah umgeworfene Kleiderständer mit Ware, zerstörte Sitzmöglichkeiten, und vorne die kaputte und dreckige Theke des Ladens zum bezahlen. Es hatte sich in all den Jahren echt nichts verändert. Aber keine Spur von Kai. War aber nicht schlimm, er wusste wo er war. Also lief er langsam weiter rein und wand sich nach rechts zu den Umkleiden. Und wer sagte es, er hörte schon leises Schlurzen. Er ging in den extra Raum rein und hinter zu der Letzten der vier Umkleiden. Locker lehnte er sich an den Rand der Umkleide und sah in sie hinein. Er musste leicht schmunzeln, denn er sah für eine Sekunde seine Vergangenheit vor sich. Er sah Kai viel jünger. So wie sie sich damals kennengelernt hatten. Nämlich genau hier. Er saß ebenfalls in dieser Ecke und kratzte an der kaputten Wand Striche hinein. Das machte er gerade auch. „Von all den beschissensten Orten auf diesem scheiß Planeten, kommst du echt hier her?“ Kai sah über seine rechte Schulter hinter sich. Er sah den Großen muffig an und wand sich dann wieder ab. Sprach mürrisch: „Lass mich in Ruhe.“ „Würde ich, wenn du nicht so geladen wärst und damit eine Gefahr für dich selbst. Irgendwer muss ja auf dich aufpassen, wenn du so bist.“ Er bekam keine Antwort und Yama war wieder in seiner Vergangenheit. Es war Jahre her, da hatten sie sich hier kennengelernt. Kai hatte die Drogendealer für die Yama arbeitete bestohlen und war mit den Nüssen abgehauen. Sie haben ihn hinterhergeschickt um das zu klären und den Mistkerl zu töten. Er verfolgte ihn bis in dieses Gebäude, natürlich ohne Karre, damals war er noch jung gewesen und machte alles zu Fuß, so wie auch Kai. Genau in dieser Kabine hatte er ihn gestellt. Er war schockiert als sich herausstellte dass es ein Junge in seinem Alter, vielleicht sogar jünger war, der seinen Boss einfach rotzfrech und geschickt die Drogen abluchsen konnte. Und als er Kai so verängstigt, wie ein wildes Tier in der Ecke sitzen saß…da konnte er es nicht tun. Es stellte sich dann heraus dass der Kleine auch noch krank gewesen war und das er die Drogen verkaufen wollte um an Medikamente ranzukommen und diese zu bezahlen. Er brach kurz darauf auch zusammen durch sein Fieber. Yama wusste damals nicht ganz warum er das tat. Warum er einige der Drogen behielt und sie für Geld verkaufte um dann davon Medizin zu kaufen. Aber er rettete damit Kai das Leben. Er pflegte ihn in diesem Laden gesund. Behütete ihn und umsorgte ihn, bis es ihm wieder besser ging. Er dachte er tat das aus Respekt vor ihm. Respekt vor seinem Mut und seiner Stärke dem Tod und der Krankheit zu trotzen. Kurz darauf löste er sich von den Drogendealern und blieb bei Kai. Und irgendwann kam noch Kaneda dazu…Aber inzwischen wusste er es. Genau in dem Moment fiel ihm ein verdammter mentaler Stein auf den Kopf und erleuchtete ihn dabei. Alles ergab langsam Sinn. Kai sah zu ihm und sprach mürrisch: „Nicht alles an diesem Ort ist schlecht…“ Yamagata sah zu ihm runter. „Stimmt…hier haben wir uns kennengelernt.“ Auf einmal stand Kai auf und trat voller Wut gegen die verkratzte Wand vor sich. Es bröckelte etwas der alte Staub und Moos von der Wand und er fauchte: „Er ist doch so ein Idiot!!“ Yamagata sah ihm einfach nur dabei zu und legte die rechte Hand an seine Hüfte. Er sollte sich ruhig mal austoben und Wut raus lassen. Kai war viel zu brav und lieb. Er sollte echt mal etwas Dampf ablassen… „Kaneda? Ja aber das wissen wir doch schon lange. Und dennoch ist er unser bester Freund und unser Anführer. Weil wir seinem Urteil vertrauen und er uns. Warum regst du dich also gerade so auf Kaisuke?“ Kai wand sich zu ihm um und fauchte, sauer wegen Kaneda: „Weil er Tetsuo so in Gefahr bringt! Wie kann er sowas tun, nachdem er das mit dem PsyKI in seinem Wohnzimmer erlebt hat?! Warum tut er das?! Tetsuo könnte etwas passieren! Vielleicht genau das selbe, oder noch viel schlimmer!! Er liebt ihn doch!! Wie kann er die Person die er liebt nur so in Gefahr bringen?!“ Yamagata sah ihn einfach nur an. Ob Kaneda diesen Blödmann Tetsuo wirklich liebte wusste Yama nicht. Okay er sah schon dass sein Boss etwas anders mit dem PsyKI sprach und umging, aber…naja ob es gleich Liebe ist? Aber er konnte eh niemanden davon abhalten jemand anderen zu lieben. Und der Kuss beim Trinkspiel war auch nicht ohne gewesen zwischen den beiden. Aber das war ihm momentan egal. Er machte sich Sorgen um Kai. Der nahm das schon etwas zu ernst…Vielleicht auch persönlich? Dann setzte sich der Jüngste wieder auf die kleine Sitzgelegenheit in der Umkleide und sah zum Boden. Vorsichtig setzte sich der Große rechts neben ihn. Sprach erstaunlich sanft für seine Verhältnisse: „Er wird schon wissen was er tut. Kaneda hat ein unglaublich gutes Gespür und ist ein geborener Anführer. Und das weist du auch.“ Kai schwieg etwas… „Aber was wenn er sich irrt? Auch er irrt sich mal.“ „Und wenn das passierte hat er uns auch immer wieder aus der Scheiße rausgeholt in die er uns reingebracht hatte. Ich glaube nicht dass er diesen Spinner Tetsuo in Gefahr bringen wird. Immerhin…ist er doch schon einer von uns.“ Kai sah ihn erstaunt an. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Yamagata sah schnell weg, als ihm klar wurde was er da peinliches von sich gegeben hatte. Oh mann warum war er denn nur so peinlich? Und das seltsamerweise nur bei Kai… „A-Also zumindest sieht Kaneda das anscheinend so, der Trottel!“ Kam es dann noch schnell hinterhergeworfen aus ihm raus…und Kai lächelte. Plötzlich musste er auch an früher zurückdenken. An den Tag wo er ihn hier gestellt hatte. Er erinnert sich auch noch daran das er noch nie so glücklich gewesen war wie an diesem Tag…An dem Tag wo Yama ihn gesundpflegte und ihn aufnahm. Ihm wurde warm und er rückte etwas näher an ihn ran und legte seinen Kopf auf die linke Schulter des Großen, der dann etwas verdutzt runter sah. Er wagte jetzt einfach den Versuch. Er konnte es nicht mehr für sich behalten… „Ich hab übrigens gelogen.“ „Hm? Was meinst du?“ Kai rutschte noch etwas näher. „Ich habe keine Freundin die ich liebe…Das war gelogen.“ Yama sah nur runter…Irgendwie hatte er ihm das auch noch nie wirklich geglaubt. „Sondern?“ Erst stockte der Jüngste und wusste nicht wie er es sagen sollte…Einige Sekunden der Stille vergingen bis er dann aus sich kam und sanft sprach: „Sondern einen Freund…“ Und daraufhin sagten beide nichts mehr. Man hörte draußen die Grillen zirpen in der Hitze des Sommers, so still war es. Aber irgendwann brach die Stille als Yamagata lässig sagte: „Ich wusste es doch. Ich wusste schon immer dass du ein kleiner Homo bist. Kenn ich…ihn immerhin?“ Kai lief etwas rot an. „Du kennst ihn…sogar sehr gut…“ Yamagata erstarrte dabei vor Schock, was der Kleine merkte und verwirrt zu ihm hoch sah. Er kannte ihn?! Oh mann bedeutete dass das er…!? Etwas stotternd kam es aus dem Großen raus: „E-etwa…Kaneda?“ Und da wurde es erneut verdammt still…bis Kai laut anfing zu lachen und sich hätte wie ein Käfer auf dem Rücken rumkugeln können deswegen. Yama lief rot an und fauchte beschämt zu ihm: „Was?! Was ist daran so lustig?! Bist du jetzt in ihn verliebt oder nicht?! Hattet ihr vielleicht sogar schon Sex?! Das würde erklären warum ihr euch so gut versteht!“ Kai hörte auf und rieb sich die Tränen weg vor Lachen. Diese Fantasie und das es Kaneda sein sollte war echt zum schießen! Er schüttelte den Kopf und fasste sich um den Bauch, der noch etwas wehtat wegen dem Lachen eben. „Nein du Dummkopf! Hahaha! Als ob ich mit Kaneda was hätte!“ Und dann antwortete er auf Yamagata seine letzten Aussagen: „Ich habe nichts mit ihm. Aber…wäre das schlimm für dich?“ „Was?! Nein! Also…!“ Kai lächelte ihn an und stand plötzlich ganz langsam auf. Er kam vor ihn und setzte sich dann auf den Schoß des Größeren. Frontal natürlich und sah ihn an. Er riss mit seiner Aktion alle Wände zwischen ihnen nieder. Konnte nicht mehr und wollte ihm seine Gefühle zeigen, die schon so lange in ihm ruhten. Er sah zu ihm auf und konnte schwören ebenfalls eine leichte Röte auf den Wangen seines Gegenübers zu sehen, als er sprach: „Er ist größer als ich. Arrogant. Verarscht mich gerne. Hat eine große Klappe und ist öfters ein Trottel…Das hab ich schon mal über dich gesagt…Aber dennoch…bist du der einzige Mensch auf dieser Welt dem ich meinen Körper und mein Herz anvertrauen würde. Nur dir…der mich gefunden und immer wieder gerettet hat, als kein Anderer es konnte…“ Und mehr musste nicht gesagt werden, denn die Spannung hatte ihren Höhepunkt zwischen ihnen erreicht. Und sie entfesselte sich sofort in Taten. Er lehnte sich hoch und küsste ihn. Und erstaunlicherweise wurde er nicht abgewiesen. Sondern auch umschlugen und fest an sich gedrückt. Yamagata erwiderte ohne zu zögern. Erst war es sanft, aber nach wenigen Sekunden wurde wilder geküsst. Griffe festigten sich und Atmungen wurden schneller. Herzen rasten als würden sie einen Marathon laufen. Und sie verfielen einander. Aber gewollt. So wie es schon immer war, aber nie eingesehen wurde. Die Stille um sie war gespenstisch und in der Kabine entwickelte sich eine Hitze. Hitze der Erregung und der Lust nach dem Anderen, als sie immer weiter küssten und inzwischen daraus sogar ein Zungenkuss wurde. Hier, an diesem Ort an dem sie sich kennengelernt hatten würden die Gefühle sie überrennen und sie aneinander binden. Seelisch wie auch körperlich. Und Yamagata hatte es auch endlich verstanden. Warum er ihn verschont hatte, ihm half, sich um ihn sorgte und wütend wurde wenn Kai etwas passierte. Weil er ihn schon immer geliebt hatte. Und jetzt würde er ihn definitiv nicht mehr loslassen. Erst wenn sie ordentlich Sex miteinander hatten, denn das war für beide schon lange überfällig gewesen. Anscheinend stand er schon immer auf Kerle. Nein…nur auf Kaisuke. Er löste den Kuss und sprach zu dem Kleinen runter: „Mach dich darauf gefasst jetzt richtig durchgefickt zu werden…Kaisuke.“ Der Kleine lächelte etwas frech und küsste ihn noch mal schnell auf den Mund. Löste und antwortete ihm: „Ich warte jetzt schon lange genug darauf…Mach es bloß nicht zu kurz Yamagata…“ Und dann küssten sie sich wieder wild und der Große schob ihm langsam die Hose von der Hüfte, während Kai ihm seine öffnete. Es wirkte fast wie geprobt. So wie bei ihrem Trinkspielen in der Bar. Nur dieses Mal…war es echt. Und dann verloren sie sich in einer Welt der Gefühle und Lust. Tetsuo sah Kaneda in den Rücken, da er jetzt schon eine Weile so stand und den Beiden nachsah, obwohl sie schon längst weg waren. Er machte sich Vorwürfe. Er wollte nicht das Kaneda sich mit seinen Freunden stritt. Nicht wegen ihm. Seit er in Neo Tokyo, speziell bei Kaneda war…hatte sich in Tetsuo etwas verändert. Bevor er an diesen Ort kam, war er teils rücksichtlos, egoistisch und aggressiv gewesen. Eigenschaften die er sich angeschaffen hatte als eine Art Schutz in seiner Heimat. Dem Ort wo er gemobbt und verletzt wurde. Mehr als das er geliebt wurde. Seit er bei Kaneda war lernte er wieder Gefühle zu entwickeln. Gefühle wie: Sorge, Umsicht, Mitgefühl, Freundschaft und Liebe…Und er bemerkte das er dies nie wieder verlieren wollte. Kaneda war…sein Zuhause geworden. Aber er wollte auch nicht der Grund sein weswegen er litt und seine Familie auseinander riss. Also stand er schweren Herzens von der Karre auf und sprach dann zu dem Älteren vor sich: „Ich werde gehen.“ Auf diese Worte reagierte Kaneda plötzlich und sah hinter sich. Er schien überrascht und sah den jungen PsyKI nur an, der etwas unsicher in seinem türkisen Hoodie und der blauen Bikerhose da stand. Und obwohl er es selbstsicher sagte…klang er traurig dabei. Also drehte sich Kaneda komplett um und fragte: „Was meinst du damit?“ Tetsuo schluckte. Er krallte seine Hände in den unteren Rand des Hoodie und antwortete ihm: „Ich werde von hier fort gehen…Es…es ist besser so.“ Und bei den Worten rutschte Kaneda förmlich das Herz in die Hose. Er erstarrte auf der Stelle und sein Herz fing an wehzutun. Diese Worte waren viel schlimmer gewesen und taten mehr weh als das Messer vorhin in seinem Fleisch. Er sah ihn nur stumm an. „Ich weis dass das keine Lösung für das Problem mit Mad und Joker ist, aber ich muss es tun weil…weil ich nicht zusehen kann wie ICH dir wehtue…“ Kaneda sah ihn weiter an und hörte nur zu und Tetsuo schien wirklich am Rand der Tränen zu sein, sah auf den Boden bei seinen Worten… „Du legst dich wegen mir mit jedem an. Du streitest dich mit deinen Freunden, die deine Familie sind. Du wirst wegen mir verletzt und…und veränderst dich wegen mir…Ich kann einfach nicht hier bleiben und dabei zusehen wie ICH dich zerstöre! Ich kann es einfach nicht…Ich zerstöre einfach alles mit dem ich in Berührung komme…Es tut mir so leid. Ich…so war ich schon immer…“ Und nun schlich sich doch eine Träne aus seinem linken Auge. Ganz zart und leise rollte sie seine heißen Wangen runter und tropfte auf den kühlen Asphalt unter ihnen. Hinterließ dort eine nasse Spur. Und er zitterte. Es tat ihm so weh diese Worte zu sagen. Er wollte nicht von Kaneda weg. Nie mehr weil er ihn doch…Aber er musste ihn beschützen. Nicht nur vor anderen PsyKI sondern auch…vor sich selbst. Und dann hörte er Schritte und sah wieder auf. Kaneda kam auf ihn zu und lief dann stumm an ihm rechts vorbei. Tetsuo drehte sich um und sah wie sich der Ältere auf sein Motorrad setzte und es anwarf. Was machte er? Er zog seine Fahrerbrille auf und dann sah er zu dem Kleinen und klopfte auf den Sitz hinter sich. Die Geste sich zu setzten. Dabei sah er ihn ernst an. Und Tetsuo gehorchte…Keine Ahnung warum ausgerechnet jetzt, aber er gehorchte. Kam dann leise zu ihm und setzte sich hinter dem Älteren auf das Vehikel. Umschlang den starken Oberkörper sanft von hinten und drückte sich an ihn. Hielt sich fest, als sie kurz darauf losbrausten und den Kanal entlang fuhren. Leise wie die Maschine war raste sie weiter, bis Kaneda in eine Gasse abbog und am Ende dieser dann auf eine Straße kam. Er bretterte diese runter. Zwischen Autos und Lastern vorbei und zielgerecht. Er wusste genau wo er hinwollte. Und nach einer Weile waren sie aus dem einen Stadtteil raus und donnerten einen alten Highway raus in das alte Tokyo. Ein alter Stadtteil. Kaneda war seit Jahren diesen Highway nicht mehr langgefahren. Hatte sich sogar gesträubt sich ihm zu nähern. Und dennoch wusste er noch genau den Weg…Tetsuo hatte die Augen geschlossen und lauschte nur dem Herzschlag des Fahrers. Er war schnell. War er nervös? Oder Wütend? Er konnte es nicht fassen. Nutzte aber auch nicht seine Kräfte um es vielleicht rauszubekommen. Nie wieder wollte er das bei Kaneda tun…Er wollte für ihn…so menschlich sein wie möglich. Und nach einer Weile, ohne das Tetsuo gesehen hatte wo sie langfuhren, kamen sie plötzlich zum stehen. So das er die Augen öffnete und sich umsah. Die Sonne stand am Himmel und erhellte die Umgebung um sie herum. Ihm war aber warm, obwohl ein kühler Wind durch die Straßen wehte und über den leeren Spielplatz den er rechts neben einem alten Haus sah. Er setzte sich aufrecht und sah sich weiterhin einfach nur um. Wo waren sie? Er kannte diesen Ort nicht. Es war nicht Shima…Und dann stieg Kaneda ab und reichte Tetsuo die rechte Hand. Er sollte sie nehmen und sich vom mechanischen Ross geleiten lassen. Der PsyKI sah ihn unsicher an und fragte: „W-wo sind wir?“ „Ich möchte dir etwas zeigen…“ Kam es nur abtrennend von Kaneda und Tetsuo sah die Hand an…nahm sie dann zögerlich und ließ sich sanft von der Karre ziehen. Mit dem Griff noch immer um seine rechte Hand ließ er sich dann von dem Älteren Hand in Hand in das Gebäude führen. Das Gebäude vor ihnen mit dem Spielplatz nebenan. Es war alt und verkommen, so wie alles außerhalb von Neo Tokyo, aber sie blieben auch nicht lange da drin sondern kamen raus auf den Hof, auf den Spielplatz von eben. Er war komplett überwuchert mit frischem Gras, das im Licht der Sonne glänzte und der Wind es spielerisch bewegte. Blumen, Gänseblümchen wuchsen verteilt auf ihr und Moss und Rost zeigten sich an den alten und zerstörten Geräten zum spielen. In den elf Jahren war hier alles zugewachsen. Passierte auch schnell wenn man nichts mehr pflegte. Und irgendwann blieb Kaneda dann an einem Zaun stehen und ließ Tetsuo seine Hand los. Er machte einige Schritte von dem Kleinen weg und lehnte sich gegen den Maschendrahtzaun. Er war wieder still und schien in die Leere zu starren. Tetsuo sah ihm nur dabei zu…Was machten sie hier? Was sollte das? Und dann fing Kaneda an zu erzählen…etwas sehr wichtiges, was Tetsuo bis in den letzten Teil seiner Seele berührte: „Das hier…ist der Ort der mein Leben zerstört hatte…Das Waisenhaus in das ich abgegeben wurde…Vor 16 Jahren bin ich in Neo Tokyo geboren worden. Meine Geburt lief nicht glatt ab sondern sehr kompliziert. So wurde es mir zumindest gesagt. Ich hätte meine Mutter beinahe mit in den Tod gerissen, wenn sie nicht operiert hätten. Meine Nabelschnur hatte sich um meinen Hals gelegt und ich lag quer im Geburtskanal. Hätte mich bei der Geburt also erwürgt und… Naja wir kamen beide jedenfalls durch und ich kam als gesundes Kind zur Welt. Schon ein ziemlicher scheiß Start, was? …Mein Vater hat viel gearbeitet. Aber immer wenn er da war…waren wir eine glückliche Familie…Das dachte ich zumindest immer. Aber dann kam mein Vater mit mir hier her…als ich fünf war. Er ließ mich zurück. Gab mich in dieses Waisenhaus und verließ mich. Alle haben mich verlassen…Ich redete mir seit dem Tag immer wieder ein, dass meine Eltern gestorben wären. Bei einen Unfall gestorben wären…Zum Schutz. Denn zu wissen dass sie da draußen waren und mich verlassen hatten, tat mehr weh als zu denken sie wären einfach nicht mehr in der Lage mich abzuholen. Sie waren aber wirklich tot für mich…Ich habe es nie verstanden. Und irgendwann wollte ich es auch nicht mehr und fing an mich nur noch um mich zu scheren. Ich prügelte mich wenn es sein musste, ich stahl essen wenn ich hunger hatte und ich tat was mir gut tat. Damit machte ich mich nicht gerade beliebt. Aber es war alles was ich noch hatte…ICH war alles was ich noch hatte. Und als ich dann zehn wurde, rannte ich von hier weg. Mich suchte auch keiner. Denen war sicherlich scheiß egal was aus mir werden würde. Ein totes Kind in den Straßen mehr, machte doch keinen Unterschied…Ich lebte auf den Straßen und klaute. Verteilte Drogen von Dealern und bekam Geld dafür. So lernte ich auch Kai und Yamagata kennen, die genauso wie ich einfach weggeworfen wurden. Von den Eltern und der Gesellschaft. Aber auch Kinder wie wir wurden von den Straßen aufgelesen und mussten in dieses Drecksloch von Schule, die für Kinder ohne Ziel war. Für Abschaum…Und dann lernte ich den Anführer der Capsules kennen…Cap hat sich für uns eingesetzt und hat uns aufgenommen. Und nach einigen Jahren wollte er dann plötzlich dass ich sein Nachfolger werde. Hat wohl etwas in mir gesehen was mich dafür qualifizierte…Was auch immer das gewesen war…“ Als er Tetsuo diese Geschichte erzählte…tat dem sein Herz weh. Der PsyKI dachte…er dachte er wäre der einzige der eine schlimme Kindheit gehabt hatte. Aber Kaneda seine war sogar noch schlimmer gewesen als seine eigene…Als er Kaneda damals einmal berührt hatte, sah er kurze Bilder von seiner Vergangenheit. Sah gewisse Dinge und deswegen sah er auch wie Kaneda seine Eltern verloren hatte. Angeblich durch einen Unfall…aber das sah er nur weil der genau daran glaubte. Das war die Wahrheit des Älteren gewesen…also sah er die auch. Eine manipulierte Wahrheit. Aber Tetsuo wusste sie, die Antwort auf Kaneda seine Frage…Das sagte ihm sein Herz und das was er über die Tage hinweg über Kaneda gelernt hatte…Er schluckte und sprach sanft zu ihm: „…Er sah das du ein guter Mensch bist…Und ein Anführer.“ Darauf sah der Ältere zu ihm. Tetsuo konnte es erst nicht deuten. Er schien traurig aber auch belustigt über die Aussage von dem Kleinen und der sprach dann einfach weiter: „Du kümmerst dich um die Menschen die dir wichtig sind. Tust einfach alles für sie, weil sie deine Familie geworden sind. Deswegen hat er dich gewählt. Du bist ein guter Mensch Kaneda, ganz einfach.“ Aber dann lachte der Ältere kurz darauf. Für ihn war es zum schießen. Ganz einfach also? Und als er aufhörte sah er weiter zu Tetsuo. „Heh, ICH? Ein guter Mensch? Ich bin kein guter Mensch Tetsuo. Kleine Eilmeldung: Ein guter Mensch klaut nicht! Ein guter Mensch verprügelt nicht andere um ihnen seine Meinung aufzuzwingen, oder gedeiht am Verlust derer. Ein guter Mensch tötet nicht, wenn sich eine andere Lösung fänden ließe! Ich bin kein guter Mensch Tetsuo…ich bin ein Monster das in den Abgründen von Neo Tokyo lebt und darin gedeiht.“ Nein. Das stimmte nicht…Tetsuo machte einen Schritt auf ihn zu und schüttelte den Kopf. Er wollte nicht dass sich der Ältere sowas einredete. Aber er blieb auch gleich wieder stehen und sprach ernster, aber sanft: „Gute Menschen tun manchmal böse Dinge, aus guten Absichten oder Gründen. Jeder Mensch macht Fehler Kaneda. Deswegen sind wir Menschen! Du hast Dinge getan um zu überleben. Das kann dir keiner verübeln. In einer Welt wo alle auf dich scheißen, muss man manchmal etwas radikaler werden! Die Welt prägt einen Kaneda…das bedeutet nicht das du ein böser Mensch bist!“ Kaneda drehte sich zu ihm und sprach lauter: „Und woher weist du das?! Woher willst du wissen dass ich kein böser Mensch bin?! Wenn selbst ich schon an mir zweifle!!? Du hast nicht gesehen was ich alles getan habe!! Was ich gemacht habe um zu werden was ich heute bin! Wen ich schon verletzt und getötet habe! Selbst deine Art habe ich schon getötet!! Und ich soll ein guter Mensch sein?! Warum?!“ Es kochte über, aber in dem Gebrüll von Kaneda…klang Trauer heraus. Das konnte Tetsuo ganz klar hören und fühlen…Und dann kam der junge PsyKI direkt auf ihn zu. Er stellte sich ohne zu zögern vor ihn und sah traurig zu ihm hoch. Kaneda war aufgebracht und sein Herz schlug schneller deswegen. Aber als der Kleine ihm so nahe war…beruhigte er sich wieder langsam und sah ihn nur an. Es war wie verhext. Einfach nicht zu beschreiben. Etwas was nur die Beiden hatten…Vorsichtig und ganz sanft fasste ihm dann Tetsuo auf die rechte Wange und gab Kaneda eine erschlagende Antwort, auf seine verzweifelten Fragen: „…Weil ein böser Mensch, der nur auf Profit aus wäre und nur an sich denken würde…mich nicht in jener Nacht verschont hätte…“ Und dann fing er an zu weinen. Tetsuo musste einfach weinen und er konnte es nicht mehr zurückhalten. Das wurde ihm zu viel. Er hatte gesagt dass Kaneda ihn nie mehr weinen sehen würde…aber das konnte er nicht halten. Nicht wenn er ihn so sah…den einzigen Menschen, dass einzige Wesen auf dieser Welt…das er liebte. „Und das ist MEINE Wahrheit…Du hast mich angesehen wie noch nie jemand zuvor. Hast mich verschont und damit auch gerettet…Ich kennen deinen Schmerz. Denn ich bin in der Hinsicht wie du. Auch ich kam mir verlassen und allein vor. Und die paar Leute die ich hatte konnten auch nicht meinen Schmerz und meine Angst lindern, die ich seit meiner Kindheit in mir trage…Deswegen bin auch ich davongerannt. Hab alles hinter mir gelassen und wollte es vergessen. Wollte vergessen wer ich bin und woher ich komme. Aber das ist etwas was wir nicht können! Dieser Schmerz ist ein Teil von uns, auch wenn wir das nicht akzeptieren wollen! Wir wachsen daran und es formt WER wir sind! Also bitte hör auf damit Kaneda…Verfluch dich nicht als das was du bist…Ich mache das doch auch nicht…oder?“ Kaneda sah ihn einfach nur an. Ihre Herzen waren wieder auf einer Wellenlänge und im Einklang…Er konnte den Schmerz spüren in der Brust des Kleinen…Es war der Selbe wie seiner…Und als Tetsuo seine Hand sanft von der einen Wange gleiten ließ und ihn dann nur noch ansah…machte es Kaneda ihm fast nach. Er hob aber beide Hände hoch, fasste sanft beide Wangen von seinem Gegenüber die noch vertränt und heiß waren, von den Gefühlen die in ihm kochten. Und dann strich er mit den Daumen sanft die nassen Tränen weg, die sich ihre Wege aus den Augen schlichen. Ihm wurde bewusst das es seine Schuld war…Das tat im ersten Moment weh. Aber dann lächelte er plötzlich traurig aber glücklich. Er verstand es. „Ich dachte du wolltest nicht mehr vor mir weinen?“ Ein freches Sticheln. Tetsuo schlurzte aber nur und antwortete etwas muffig darauf: „Halt den Mund Kaneda…“ Ein weiteres Lächeln des Älteren. Genau so waren sie…Der Eine stichelte und der Andere wurde böse deswegen und fauchte zurück…Aber im Herzen liebten sie sich und konnten nicht ohneeinander. Nie wieder… „Ich werde niemals zulassen das dir etwas passiert Tetsuo. Ich habe damals alles verloren…Aber Menschen wie Kai, Yamagata…und DU haben mich gerettet. Niemals würde ich zulassen dass diesen Menschen etwas passiert. Ich beschütze sie mit meinem Leben…Daher bitte ich dich…“ Und plötzlich fing auch er leicht an zu weinen, dass es Tetsuo wie ein Blitzschlag traf, als er das sah. Kanedas Hände, die auf den Wangen ruhten fingen an zu zittern und dann beendete er: „…bitte verlass nicht auch noch du mich Tetsuo…Ich will keine Menschen mehr verlieren…die ich liebe.“ Und bei dieser Aussage war es vorbei. Tetsuo kam näher an ihn ran und drückte sich an ihn. Ließ seinen Gefühlen freien Lauf und sah ihm tief in die Augen…Ein zartes Lächeln schlich sich über seine Lippen. Er wollte ihn nicht mehr weinen sehen. Nicht mehr Leiden sehen. Deswegen wollte er gehen. Aber ihm wurde in dem Moment klar…dass wenn er geht…Kaneda sterben würde. Seine Seele und sein Herz würden sterben und das konnte er nicht. Er liebte ihn und ihm wurde klar dass er bei ihm bleiben musste. Sie heilten sich gegenseitig. Reparierten ihre gebrochenen und verletzten Herzen gegenseitig. Sie waren zwei Teile die zusammen ein Ganzes ergaben. Und Tetsuo war so dumm gewesen, dass er sowas überhaupt erst zu ihm gesagt hatte. Aber nur dadurch konnte er erfahren was in Kaneda vor ging. Und darüber war er glücklich. Alles was zwischen ihnen passiert war hatte dafür gesorgt dass er sich in ihn verliebt hatte. Es kam schleichend und Tetsuo wollte es nie wahr haben…aber nun war es passiert. Und er war glücklicher als je zuvor. Und auch über die Tatsache…das er ihn als Mensch ansah. Noch konnte er es ihm nicht sagen…aber er konnte es ihn spüren lassen. Also küsste er ihn…Sie küssten sich innig und nach einer Weile löste Tetsuo den Kuss sanft. Er war errötet und sprach dann beschämt: „T-tut mir leid…ich…ich will dich nicht so sehen…Bitte hör auf damit Kaneda…Sei…sei bitte wieder das Arschloch das mich damals verschont hat…“ Und darauf grinste der Ältere zu ihm runter. Umschlang ihn sanft und drückte ihn an sich. So zart das Tetsuo seinen Kopf auf der Brust des Älteren ruhen lassen konnte und nur dem Herzschlag lauschte. Und den Worten seines erwählten Männchens: „Ich bin alles für dich…Was immer du willst Tetsuo.“ Und das war ein Versprechen. Eines das er niemals brechen wollte. Und Tetsuo nickte. Er würde nicht gehen. Nie mehr. Hier war sein Zuhause. Bei Kaneda. Und was auch für eine Bindung in jener Nacht geschehen war…Tetsuo danke dem der sie zusammengebracht hatte. Ob es Gott war oder das Schicksal, das war ihm egal. Er dankte diesem Wesen einfach nur dafür…das es ihn zu dem Menschen geführt hatte den er liebte und der zu ihm gehörte…Dann drückte er sich von dem Älteren weg und sprach ernst zu ihm hoch: „Ich bin deiner Meinung. Wir müssen das hier so schnell wie möglich beenden. Es ist riskant, da hat Kai recht…Aber ich vertraue dir. Ich werde es tun…Ich will in Frieden leben…Hier…mit den Jungs…und mit dir Kaneda.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)