Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 41: Gespensterjagd -------------------------- Als Coulson unvermittelt vor der Tür seines Gefängnisses stand, war Loki ziemlich nervös. Wie würde es nun weitergehen? Weshalb hatten sie ihn überhaupt hergeholt? Er erfuhr es gleich – und womit auch immer er gerechnet haben mochte: damit nicht! Coulson öffnete die Tür und befahl ihm, mitzukommen. Loki hob überrascht die Braue – nicht wegen des Befehlstones, sondern dass der Mann ihn ganz alleine holen kam. Seine Überraschung wuchs allerdings noch mehr, als Coulson ihn in den grossen Versammlungsraum im 'Bus', wie sie ihre fliegende Basis nannten, führte und vor einem der Monitore stehen blieb. Alle übrigen Agenten – ausser Melinda, die den Bus flog – waren ebenfalls anwesend. Die Hände von einigen lagen über den Halftern ihrer Waffen. «Ich möchte, dass sie sich das ansehen.» sagte Coulson ohne Umschweife und startete ein Video. «Vor zwei Tagen fand in einem stillgelegten Forschungslabor namens 'Momentum Enterprises' ein Einbruch statt. Die Polizei hat sich zunächst gewundert, da es dort nichts mehr zu klauen gibt. Auf den aber nach wie vor installierten Sicherheitskameras wurde dann jedoch das angezeigt.» Er liess das Video laufen. Man sah eine Gruppe von sechs Männern, die ins Gebäude eindrangen. Sie schienen genau zu wissen, wo sie hingehen mussten, denn sie bewegten sich absolut zielsicher. In einem der Labors fanden sie dann offenbar das Objekt ihrer Begierde: eine hermetisch abgesicherte Kiste. Vorsichtig luden sie diese auf einen Schubkarren und hasteten wieder Richtung Ausgang. "Wir fanden heraus, dass die Diebe im Auftrag von zwei Wissenschaftlern handelten, die früher dort gearbeitet hatten." Loki verbarg seine Anspannung hinter einer sarkastischen Frage: «Passiert auch mal noch irgendwas?» Coulson warf ihm einen finsteren Blick zu. «Gleich.» Und tatsächlich: die Männer, die allem Anschein nach nicht wussten, was sich in der Kiste befand, wurden neugierig. Sie handelten im Auftrag Dritter und wollten jetzt herausfinden, was sie da transportierten. Also öffneten sie das Schloss und hoben den Deckel an. Überraschung zeichnete sich deutlich auf ihren Gesichtern ab, als sie den Inhalt sahen: ein Glasbehälter, der absolut... ...leer war. Die Männer schüttelten den Kopf, zuckten die Schultern und wollten die Kiste eben wieder verschliessen, als es geschah: einer von ihnen nahm urplötzlich seine Waffe zur Hand und schrie etwas von wegen 'ihr kriegt mich nicht!' Dann begann er wild um sich zu schiessen. Zwei Männer gingen zu Boden, die anderen begannen nun ebenfalls ihre Waffen zu ziehen. Alphonso Mackenzie, der muskulöse Schwarze, zoomte das Bild näher heran. Man sah den Dieben jetzt an, dass sie verwirrt waren – ja, sogar Anzeichen von plötzlichem Wahnsinn aufwiesen. Am Ende lagen sie alle tot am Boden. «Wir haben keinen Schimmer, was da los war,» schloss Coulson seinen Bericht. «Wir wissen nur soviel: die beiden Wissenschaftler waren unseren Informationen zufolge für Hydra tätig und als letzte im Besitz des Darkholds, ehe es von den Avengers sichergestellt werden konnte. Und: die zwei haben früher als verdeckte Hydra-Agenten für Momentum Enterprises gearbeitet... bevor sie spurlos verschwanden.» «Könnten sie das Bild noch etwas näher zoomen?» Loki ignorierte Coulsons letzte Info vorerst, denn er hatte gemeint, noch etwas gesehen zu haben. Doch er war sich nicht sicher. Als der Agent das Bild dann grösser machte, erkannte nicht nur er deutlich den weissen Schemen im Hintergrund, sondern auch alle anderen. «Ein Geist!» rief die kolumbianische Agentin Elena Rodriguez aus. «Oder jemand, der sich entmaterialisieren kann,» versetzte Loki trocken. Er liess das Bild noch weiter vergrössern und fügte dann mit leiser Ironie hinzu: «Lassen sie mich raten: das ist die besagte Wissenschaftlerin, von der sie vorhin sprachen..?» Das Bild zeigte deutlich den schlanken Umriss einer Frau, und obwohl die Gesichtszüge nicht eindeutig erkennbar waren, nickte Coulson schliesslich langsam. «Ja. Es macht ganz den Anschein.» Loki nickte, als hätte er keinen Zweifel daran. «Und was ist mit dem Behälter: wo ist der jetzt?» «Wir konnten ihn sicherstellen. Unsere Wissenschaftler Fitz und Simmons haben ihn bereits untersucht: er ist mit einer seltenen Legierung ausgekleidet. Scheinbar leer, ist sie doch nicht so leer wie man meinen könnte.» «Lassen sie mich raten: da ist sehr wohl etwas drin, allerdings in einem unsichtbaren Quantenzustand?» Leopold Fitz, der natürlich ebenfalls anwesend war, klappte der Kiefer runter. Auch seine Kollegin Jemma schien überrascht, wenn auch nicht ganz so sehr: sie hatte längst geahnt, dass Loki ein Genie war. Ein verflixt gutaussehendes Genie, wenn sie ehrlich sein wollte! «Ja... das war auch meine Vermutung.» stotterte Leopold und hantierte am Bildschirm. «Also habe ich Licht ausserhalb des sichtbaren Spektrums verwendet und eine Phasenumkehr durchgeführt.» «Und damit was erhalten?» Loki sah aus, als wüsste er es bereits. Fitz zeigte es ihm. Sein Versuch hatte tatsächlich das Innere des scheinbar leeren Kubus sichtbar gemacht. Am Monitor erschien eine Technologie, die den Menschen im Raum gänzlich unbekannt war. «Das ist ausserirdischen Ursprungs: eine Kristallstruktur, die sich selbst umschliesst.» sagte Fitz beinahe ehrfürchtig. «Aber wozu sie dient..?» Er hob die Schultern. «Das ist ein Eindämmungsmodul.» meinte Loki ruhig. Sein äusserst konzentrierter Gesichtsausdruck strafte seinen leichtfertigen Tonfall allerdings Lügen. «Und was die Technologie anbelangt: sie stammt aus Asgard.» Man hätte eine Nadel fallen hören, so still wurde es. Coulson fasste sich als erster: «Ein Eindämmungsmodul, sagen sie? Wofür?» «Um den Vorgang der Entmaterialisation abzuschliessen.» erwiderte Loki. «Damit der Körper, der die Umwandlung vornimmt, in seinen Grundatomen bestehen bleibt und nicht eliminiert wird.» Coulson verschränkte die Arme über der Brust und fixierte Loki stechend. «Ich gehe wohl zu Recht davon aus, dass darüber was in ihren Notizen zu finden ist?» «Ich fürchte ja.» «Also, fassen wir zusammen: wir haben ein gefährliches Buch, das sich in den Händen von zwei verrückten Wissenschftlern befand, die sich offenbar in Geister verwandeln können. Und wir haben keine Ahnung, wo die beiden Irren sind und was diese planen. Kommt das in etwa hin?» Agentin Daisy Johnson trat vor Loki hin und fixierte ihn aus stechenden Augen. «Fast korrekt.» erwiderte dieser nach kurzem Zögern. «Was das Finden der beiden Wissenschaftler anbelangt... da könnte ich eventuell behilflich sein.» «Wie das?» Loki zögerte noch immer. Er war sich nicht sicher, ob das klappen würde, schliesslich hatte er es noch nie versucht. «Wenn die beiden wirklich das Wissen aus dem Darkhold verwendet haben, um sich zu entmaterialisieren, müssten sie inzwischen eine magische Spur aufweisen. Und diese kann ich vielleicht nachverfolgen.» «Vielleicht?» Von Coulsons Gesicht liess sich nicht ablesen, was er dachte. Loki zuckte die Schultern. «Ist einen Versuch wert.» «Und was brauchen sie dafür?» Der Asgardianer lächelte kurz. «Nur ein ruhiges Plätzchen.» «Na, dann wissen wir doch, wo wir sie wieder hinbringen.» Coulson erwiderte das Lächeln mit feiner Ironie und wies nach unten: «Wenn ich bitten darf.» Wenige Minuten später machte es sich Loki in der ihm bereits bestens bekannten Hochsicherheitskabine gemütlich und konzentrierte seine gesamte Energie auf das Buch. Die anderen verfolgten ihn am Monitor – und bekamen ausser einem reglos dasitzenden Mann, der nicht einmal mehr zu atmen schien, nicht viel zu sehen. Jedenfalls solange bis... ...Loki plötzlich von einer Flutwelle grünen Lichts umgeben wurde. Die dunkle Gefahr, die auf einmal fühlbar wurde, spürten die Menschen sogar im oberen Stockwerk deutlich. Instinktiv hielten sie den Atem an, unsicher, ob sie nach unten hasten und Loki mit vorgehaltener Waffe stoppen sollten. Jedem von ihnen ging in diesem Augenblick der gleiche Gedanke durch den Kopf: 'Der Kerl legt uns rein.' Doch bevor Coulson reagieren oder auch nur etwas sagen konnte, hörten sie Lokis Stimme am Bildschirm: «Ich hab sie gefunden.» Die Agenten sahen einander an und atmeten schliesslich erleichtert aus. Jemma versuchte, die angespannte Situation zu entschärfen: «Praktisch, sowas...» sagte sie schmunzelnd. «Ob ich Loki wohl jeweils einspannen könnte, wenn ich mal etwas verlege?» Fitz sah sie leicht konsterniert an. «Du verlegst doch nie was.» Jemma lächelte nur weiter. «Sind sie sicher, dass es hier ist?» Alphonso Mackenzie schlich hinter Loki in den alten, stillgelegten Stollen hinein und fragte sich wiederholt, warum er dem Asgardianer überhaupt folgte. Dass dem Kerl nicht zu trauen war, stand ja wohl fest. Und nun lief er ihm nach wie ein Hündchen... Loki wandte sich nur flüchtig nach ihm um. «Absolut.» «Was können die hier wollen?» Das war Coulson. Auch er dachte etwas ganz Ähnliches wie Mack: dass er verrückt war, dem Mann die Führung zu überlassen, der ihn getötet hatte. Allerdings blieb ihnen kaum was anderes übrig. «Ich schätze mal, die haben sich hier unten ein Labor eingerichtet.» Loki, dem es nicht gelang, irgendwelche Hirnströme von Menschen wahrzunehmen, war momentan auch aufs Raten angewiesen. Aber was sonst sollten die Wissenschaftler in diesem abgelegenen Bergwerkstollen, der seit Jahren unbenutzt brach lag, wollen? Irgendwo mussten sie die Umwandlung ja vorgenommen haben. «Wozu hatten die überhaupt eine neue Kiste gebraucht?» Mack versuchte, sich durch die Fragen von der Tatsache abzulenken, dass er nicht genau wusste, wer hier die grössere Gefahr darstellte: Loki oder die beiden Ziele, die sie verfolgten. «Die Legierung, mit welcher der zweite Kubus ausgelegt war, ist fehlerhaft.» gab Loki zerstreut zurück. Wenn der Schwarze mal die Klappe halten würde, könnte er sich vielleicht konzentrieren. «Womit ich davon ausgehe, dass es beim ersten auch so gewesen – und er folglich beim Vorgang der Entmaterialisierung beschädigt worden ist.» Alphonso wollte etwas erwidern, doch Loki hinderte ihn mit einer raschen Handbewegung daran. Er hatte Energie wahrgenommen: die Energie von zwei Menschen, um es genau zu sagen. Doch noch immer keine Hirnaktivität und somit kein Bewusstsein, in das er eindringen konnte. Das konnte nur eines bedeuten: ihre beiden 'Gespenster' waren hier! «Bleiben sie dicht hinter mir,» sagte Loki zu den beiden Agenten. « Vergessen sie nicht: die beiden dürfen sie nicht berühren.» «Sie glauben wirklich, dass ihre Berührung Wahnsinn auslöst?» «Naja, die sechs Diebe sind ja wohl kaum einfach so verrückt geworden!» Loki seufzte innerlich. Wie begriffstutzig waren die beiden S.H.I.E.L.D.-Agenten eigentlich? «Und was macht sie so sicher, dass die auf sie keine Auswirkungen haben?» Coulson fühlte Wut in sich aufsteigen ob der Arroganz des Asgardianers. Lokis Antwort klang jedoch eher ungeduldig als arrogant: «Weil das nicht die ersten Entmaterialisierten sind, auf die ich treffe. Und weil sie mir als Magier nichts entgegen zu setzen haben.» «Na, das ist doch schon mal richtig beruhigend.» erklang Jemma Simmons Stimme über Funk. Die junge Wissenschaftlerin versuchte wie immer, positiv zu bleiben. «Dann kann euch ja nichts passieren.» «Natürlich!» versetzte Coulson trocken. Im selben Moment spürte er einen schwachen Lufthauch... ...und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Coulson und Mackenzie nahmen die beiden Schemen gar nicht wahr, genauso wenig wie den grünen Energiestrahl, der plötzlich aus Lokis Hand strömte und sich über ihnen ergoss. Das einzige, was sie realisierten war, dass sie von einer Sekunde zur anderen von der Umwelt abgeschottet dastanden – in Sicherheit hinter einem magischen Wall aus grüner Energie. «Loki!» schrie Coulson. «Was soll das?» «Keine Panik: sobald ich die beiden festgenagelt habe, löst sich der Energieschild von alleine auf.» erwiderte Loki hastig, «aber bis dahin seid ihr beide dahinter hübsch in Sicherheit.» «Wir wollen aber nicht tatenlos zusehen, sondern...» «...helfen?» gab Loki mit einem kurzen bissigen Lächeln zurück. «Das tut ihr am besten, indem ihr mir nicht im Wege steht. Ich kann nicht den Babysitter für euch spielen, und gegen zwei Unsichtbare vorzugehen ist auch für mich nicht ganz einfach.» Sprach's und verschwand im nächsten Tunnel. Coulson und Mack fluchten, doch ihnen waren die Hände gebunden. Sekunden später schätzten sie sich jedoch glücklich, in ihrem magischen 'Käfig' eingeschlossen zu sein: dann nämlich, als sich urplötzlich einer der Schemen vor ihnen zur Hàlfte materialisierte und mit ausgestreckten Armen auf sie zulief. Nur wenige Milimeter von den beiden Agenten entfernt und so schnell, dass sie ihn erst in dieser Sekunde zu sehen bekamen, hätte er sie unweigerlich erwischt – wäre da nicht Lokis Energiewand gewesen. Der magische Schutz hielt, der Schemen prallte zurück. Für Momente erkannten Coulson und Mack eindeutig das Gesicht des männlichen Wissenschaftlers, ehe das 'Gespenst' sich umdrehte, davon hastete und dabei wieder unsichtbar wurde. «Schätze, unser asgardianischer Freund hat uns soeben den Hintern gerettet,» meinte Mack sichtlich erschrocken. «Das ging so schnell, der hätte uns von hinten erwischt wären wir nicht...» «Loki ist nicht unser Freund!» erwiderte Coulson scharf. Aber auch er musste zugeben, dass hier für sie schon 'game over' gewesen wäre, hätte Loki sie nicht eingeschlossen. Aus einem der Seitenstollen drangen plötzlich Schreie an ihre Ohren. «Melinda, könnt ihr irgendwas sehen?» fragte Coulson über Funk, doch die Agentin am anderen Ende verneinte. «Nein: Loki hat seine Kamera ausgeschaltet.» 'Warum überrascht mich das nicht?' dachte Coulson und versuchte, aus den Geräuschen nebenan auf das Geschehen zu schliessen. Doch es war schwierig, denn nebst den Schreien waren auch Schritte und Laute zu hören, die auf einen Kampf hindeuteten. Auf einmal spürte Coulson, wie er beinahe von den Beinen gerissen wurde. Verblüfft starrte er an sich herunter – doch er lag nicht am Boden, sondern stand noch genauso sicher und aufrecht da wie vorhin. «Sir..?» hörte er Macks besorgte Stimme. «Alles in Ordnung?» Coulson wollte eben antworten, als er das Gefühl hatte, von einer unglaublichen Kraft durchflutet zu werden. Ihm stockte der Atem, denn sekundenlang strömte eine solche Energie durch seinen Körper, dass es ihn vollkommen überwältigte. Was war das? Erst als er Macks zugleich überraschten und entsetzten Blick auffing, begann er zu begreifen... Er war nicht mehr nur Coulson – ein Teil von ihm war wieder mit Loki verbunden! Erschrocken zuckte er zusammen und versuchte, die Kräfte, die auf ihn einströmten, abzuwehren. Doch es gelang ihm nicht. Er fühlte Macht in sich, unglaubliche Macht, aber gleichzeitig noch etwas anderes, das ihn sekundenlang schwindlig werden liess. Schuld. Grauenhafte Schuld. Instinktiv streckte er die Hand nach Mack aus, und als dieser sie nahm, wurde die Verbindung unterbrochen. Coulson stöhnte und schwankte. Doch ehe Alphonso fragen konnte, was eben geschehen war, hörten sie wieder einen Schrei. Einen Schrei, der diesmal eindeutig von Loki stammte. Was ging da hinten vor sich? Ehe sie sich die Frage richtig stellen konnten, löste sich die Energie um sie herum auf. Die beiden Agenten warfen sich einen überraschten Blick zu und hasteten dann in den Nebenstollen. Sie fanden die beiden Wissenschaftler bewusstlos, aber unversehrt und vollständig materialisiert am Boden liegend vor. Von Loki hingegen fehlte jede Spur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)