Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 28: Verabredung mit einem Monster ----------------------------------------- Lokis Idee war einfach und schwierig zugleich: das kleine Fragment des Monolithen zu verstärken mit seiner Magie, um so das Portal für ihn durchgängig zu machen. Das würde ihn, wie er wusste, allerdings eine Menge Kraft kosten – so es denn überhaupt funktionieren würde. Aber wenn es klappte, würde er auf der anderen Seite vorübergehend ziemlich geschwächt sein. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um einer Kreatur wie dem Hive gegenüber zu treten. Nicht, dass er das laut ausgesprochen hätte. Melinda schaute ihn auch so schon die ganze Zeit besorgt genug an. Da brauchte er sich nicht noch irgendwelche Kommentare von wegen 'viel zu gefährlich' oder sogar 'kommt nicht in Frage!' anzuhören. Das Gesteinsfragment war sofort nach Lokis Anweisungen hinter Glas in sichere Verwahrung genommen worden. Nun scheuchte Loki alle aus dem Raum und öffnete den Verschluss. Seine Finger tasteten nach dem kleinen Stück des Monolithen. Es fühlte sich kalt und gleichzeitig warm an. Lokis Hand zuckte instinktiv zurück. Ein unangenehmes Kribbeln breitete sich in seinem Körper aus. Er holte tief Luft und berührte den Stein erneut. Diesmal konnte er deutlich seine Kraft wahrnehmen – und den Sog, der sich zeitweilig öffnete und alles hineinzog, was hindurch passte. Nun, das war zumindest schon mal vielversprechend. Das Portal war also durch die Berührung schon mal ein Stück weit aktiviert worden. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, es richtig in Gang zu bringen und dabei die Öffnung zu vergrössern. Er konzentrierte sich und schaffte es, dass seine Hand in den Stein hineinglitt. Sofort zerrten Kräfte an ihm, die er nicht benennen konnte. 'Nur die Ruhe', sagte er sich. 'Du hast schon Schlimmeres hinbekommen'. Der Sog wurde stärker, doch ebenso wurde die Magie, die durch seine Finger floss. Loki spürte, dass er die Atome des Portalsteins ausdehnen konnte. Wie weit, das wusste er allerdings noch nicht. Ausserdem zehrte die Sache bereits schon jetzt ganz gehörig an ihm. Er fühlte sich zusehends erschöpfter. Aber er dachte gar nicht daran, aufzuhören. Dafür war er viel zu nahe dran. Über die Kameras verfolgten die Avengers jede seiner Bewegungen. Als Lokis Hand in dem dunklen Gestein versank, schrie Melinda unterdrückt auf. Natasha legte den Arm um ihre Schultern und zog sie sanft an sich. «Er weiss schon, was er tut,» sagte sie und meinte es auch so. Melinda nickte tapfer. Trotzdem hatte sie ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache. Zum einen deshalb, weil Loki darauf bestanden hatte, allein zu gehen. 'Es wird schon schwierig genug werden, das Portal für eine Person gross genug zu machen,' hatte er gesagt. 'Es für mehrere Leute durchgängig zu machen dürfte schlicht unmöglich sein.' Zum anderen sah sie Loki sehr deutlich an, welche Anstrengung ihn das hier kostete. Sein Gesicht wirkte verkrampft, und sie hörte seinen mühsamen Atem. Sie wusste nicht genau, wovor sie mehr Angst hatte: davor, dass Loki es nicht schaffen würde, durch das ausserirdische Tor zu schlüpfen oder davor, dass es ihm gelang. Auf einmal begann der Stein sich zu verflüssigen, sich zu bewegen. Melinda hielt den Atem an – und noch mehr, als sie sah, wie die Masse einen Kreis zu bilden begann, in dessen Mitte Lokis grüne Magie schimmerte. Der Kreis, zuerst noch relativ klein, wurde grösser und grösser, bis er schliesslich gross genug war, um... ...Loki einzusaugen. Melinda schrie auf, riss sich von Natasha los, die sie vergeblich festzuhalten versuchte, und stürzte in den Raum. Aber es war bereits zu spät. Das Portal schloss sich sogleich wieder, und der eben noch bewegliche Stein wurde wieder hart und fest. Loki war weg. Er wurde regelrecht auf die andere Seite geschleudert und prallte ziemlich hart auf den kahlen Boden auf. Irgendwie hatte er zwar damit gerechnet, nicht gerade in einem Paradies zu landen, aber dass der Ort dermassen öde und trostlos sein würde, überraschte ihn doch ein wenig. Denn was ihn umgab, war eine graue Felslandschaft, in der es auch nicht das winzigste Zeichen von Leben gab. Oder auch nur von Pflanzen. Er setzte sich auf den Boden und versuchte, seine Kräfte zu sammeln. Denn auch wenn scheinbar nichts Lebendiges hier war: zumindest ein Wesen gab es. Und auf dieses wollte er vorbereitet sein. Nach rund fünfzehn Minuten fühlte sich Loki stark genug, um die Gegend zu Fuss zu erkunden. Seine Magie wollte er dafür vorläufig lieber noch nicht gebrauchen. Die Kraft floss nur quälend langsam in ihn zurück, und er wollte keine unnötigen Reserven verschwenden. Auf Maveth herrschte Dunkelheit; im wahrsten Sinne des Wortes. Das einzige Licht kam von den zwei Monden, die über ihm standen und dem Planeten so nahe kamen, dass man ihre riesige Masse bestens erkennen konnte. Der eine, der hellere, war zwar etwas kleiner, aber trotzdem wirkten die beiden Himmelskörper sehr bedrohlich. Die Sonne, die sie beschien, musste extrem weit weg sein, denn sie gaben das Licht nur sehr schwach weiter. Sobald er seine Magie wieder voll einsetzen konnte, um die Sehkraft seiner Augen zu verstärken, würde diese Finsternis kein Problem mehr darstellen. Da er damit aber noch warten musste, wünschte sich Loki, er hätte etwas so Gewöhnliches wie eine Taschenlampe bei sich... Oder zumindest das Handy, auf dem Melinda immer bestand – und das natürlich nach wie vor in der Jackentasche seiner Zivilkleidung lag und nicht in der seiner asischen Rüstung, die er jetzt trug. Er wusste, dass es hier irgendwo Wasser und zumindest etwas Essbares geben musste. Denn andernfalls hätte der Hive nicht überlebt. Und dass er überlebt hatte, wusste Loki genau. Auch ohne seine Magie einzusetzen, spürte er das dunkle Böse, das an diesem Ort lauerte. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, und ihm war auch auf einmal, als könne er so etwas wie Feuchtigkeit in der Luft spüren. Wasser? Wenn ja, war es ziemlich wahrscheinlich, dass er seinen Gegner dort treffen würde... Irgendwann zumindest. Er hoffte nur, dass es nicht allzu bald sein würde. Seine Kräfte kehrten nur langsam zurück – viel zu langsam. Das war nicht normal, aber hier auf Maveth schien überhaupt nichts normal zu sein. Schon allein die zwei Monde: sie kamen dem Planeten viel zu nähe und hätten eigentlich längst von seiner Masse angezogen, und daher mit ihm kollidieren, müssen. Aber sie standen an ihrem Platz, als wären sie da festgenagelt worden. Loki folgte seinem Gespür und fand tatsächlich eine kleine ovale Senke, in der Wasser schimmerte. Die gezackten, spitzförmig zulaufenden Felsen dahinter boten sogar ein geeignetes Versteck. Wunderbar: jetzt brauchte er nur noch zu warten. Vorausgesetzt, dies war die einzige Wasserquelle hier, was bedeutete, dass der Hive tatsächlich früher oder später auftauchen würde. Doch eine innere Stimme sagte ihm, dass es so war. Also setzte er sich hinter den Felsen auf den Boden und begann zu warten, ohne dabei den Blick vom Wasserloch zu lassen. Plötzlich bewegte sich das Wasser. Kleine Kräusel bildeten sich, die rasch grösser wurde, und ehe Loki richtig mitbekam, was geschah, schnellte ein wurmartiges Geschöpf aus der Tiefe – und wurde sogleich von einem zweiten, grösseren Wurm gepackt und verschlungen. 'Igitt', fuhr es Loki durch den Kopf 'das ist wohl Hives Frühstück, Mittag- und Abendessen'. Nein, da war sogar Pizza aus Midgard noch besser! Es vergingen keine zehn Minuten, da spürte Loki auf einmal, wie sich die Umgebung zu verändern begann. Er spürte es, bevor er es sehen konnte. Bevor der Sand und die Kiesel auf dem Boden aufzuwirbeln begannen, die Nacht noch finsterer wurde und auf einmal dieses seltsame Flimmern in der Luft lag, begleitet von einem unangenehmen, knirschenden Geräusch. Erst leise und weit entfernt, dann immer intensiver und näherkommend. Der Hive war im Anmarsch! Na wunderbar: und Loki fehlte immer noch mindesten die Hälfte seiner Kraft. Aber es musste wohl auch so gehen... Ihm war klar, dass der andere seine Anwesenheit genauso spüren konnte wie er die seine. Also konnte er sein Versteck genauso gut verlassen und ihn erwarten. Und auch wenn er noch nicht ganz im Vollbesitz seiner Kräfte war: seine spitze Zunge funktionierte nach wie vor bestens. Genauso wie sein schauspielerisches Talent. Also konnte er dem Hive zumindest den weit überlegenen Gegner vorgaukeln. Ob er es denn auch sein würde, würde sich noch zeigen... Doch Loki musste sich extrem zusammen reissen, um nicht wenigstens verwundert – und angewidert – die Augenbrauen zu heben, als der Hive schliesslich sichtbar wurde. Er hatte ja in seinem Leben wirklich schon eine Menge obskurer und seltsamer Gestalten gesehen, und auf einige von ihnen hatte auch der Begriff widerlich zugetroffen. Aber was da jetzt vor ihm stand, war bei weitem etwas vom Abscheulichsten, das die neun Welten zu bieten hatten: von der Gestalt her ein Mann, war der Kopf am Kinn so schmal wie ein dünner Stab und oben so rund und breit wie ein Ballon. Ein Ballon, der umgeben wurde von etwas, das man wirklich nur mit sehr viel Fantasie als 'Haare' bezeichnen konnte... Genaugenommen glaubte Loki sekundenlang, einen Tintenfisch vor sich zu haben, denn zumindest auf die Arme und Saugnäpfe von Tintenfischen traf die Bezeichnung des Kopfschmucks, der den Hive umgab, wohl am ehesten zu. Aus schrägstehenden, schmalen Augen, die feuerrot leuchteten, blitzte ihn das Wesen an. Als es sprach, klang es ein wenig wie das Zischen einer Schlange. «Wer bist du denn?» fragte das Ding und kam langsam näher. «Ein Mensch, hier, auf Maveth... Nach all den Jahrhunderten... Das kann nur eines bedeuten.» 'Mensch'? Der Kerl traute sich was – und war offenbar nicht in der Lage, hinter das Äussere von anderen Lebewesen zu sehen. Gut, damit hatte er zumindest schon mal einen Vorteil. Und was der Hive mit seinen Worten meinte, wusste Loki auch ohne dass er sich in seinem Kopf umsah. Er glaubte, dass er von Hydra geschickt worden war, um ihn abzuholen. Loki setzte sein freundlichstes Lächeln auf und erwiderte: «Stimmt, ich bin dein Empfangskomitee von der Erde.» Was ja - genau betrachtet - sogar der Wahrheit entsprach. Auch wenn der Empfang natürlich etwas anders ausfallen würde, als der Hive sich das vorstellte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)