Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 16: Heisse Küsse und eine schreckliche Enthüllung --------------------------------------------------------- Endlich waren sie einen Moment allein. Erleichtert schloss Melinda Crave die Tür hinter den anderen und drehte sich zu Loki um. Der sass inzwischen relativ entspannt auf der Liege und musterte sie nachdenklich. «Geht es ihnen wirklich gut?» fragte die junge Frau leise, als sie zu ihm schritt. Loki hob die rechte Augenbraue und schmunzelte verhalten. «Jetzt mal ganz ehrlich, Agent Crave: wollen sie das wirklich wissen?» «Natürlich! Ich habe schliesslich alles getan, um ihnen zu helfen. Sie hatten... fürchterliche Schmerzen, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich...» «Warum?» unterbrach Loki sie mit ungewohntem Ernst. «Warum diese Mühe meinetwegen?» Was sollte sie darauf antworten? Sie wusste es ja selbst nicht genau. Mit einem leisen Seufzer liess sie sich neben ihm nieder. «Ich...» begann sie, aber da fühlte sie bereits seine Hände auf ihren Schultern. Sie erschrak – und ehe sie wusste, wie ihr geschah, war sein Gesicht dem ihren ganz nahe. «Ernsthaft, Melinda: warum?» Ihr Herz raste, und selbst wenn sie eine Antwort gewusst hätte, hätte sie keinen Ton herausgebracht. Doch Loki liess ihr auch gar keine Möglichkeit dazu. Sein Gesicht kam dem ihren noch näher, und eine Sekunde später fühlte sie bereits seine Lippen auf ihren. Erst nur ganz sanft, fast ein wenig zögernd, doch dann, als sie sich – gegen ihren Willen – seinem Kuss öffnete, wurden sie drängender, fordernder. Melinda wollte es nicht, aber ihr Körper gehorchte ihr plötzlich nicht mehr, und ehe sie sich's versah, hatte sie ihre Arme um Loki geschlungen und versank mit ihm in einem noch grösseren Strudel aus Leidenschaft denn beim ersten Mal. Es schienen ihr Stunden zu vergehen, ehe er sich von ihr löste. Nur ganz sanft, ihr Gesicht noch immer in seinen Händen. Seine Augen ruhten forschend und, wie ihr schien, mit leiser Traurigkeit auf ihr. «Es tut mir leid,» versetzte er tonlos. «Das hätte ich wohl nicht tun sollen.» Die Tatsache, dass er sie nicht losliess, strafte seine Worte Lügen. Aber Melinda schüttelte trotzdem den Kopf. «Mir tut es nicht leid,» hörte sie sich sagen, ehe sie die Worte zurückhalten konnte. «Im Gegenteil.» Und da es nun einmal heraus war, konnte sie gerade so gut das tun, was sie schon die ganze Zeit über hatte tun wollen: sie neigte sich ihm wieder zu und küsste ihn erneut. So lange und so intensiv, als ob sie ihn nie mehr loslassen wollte. Ein Knarren an der Tür liess die beiden schliesslich zusammenzucken. Sie schafften es gerade noch, sich voneinander zu lösen, ehe Bruce hereinkam. «Die anderen würden jetzt gerne mit ihnen sprechen,» sagte er, zu Loki gewandt. Dann glitt sein Blick zu Melinda. «Das gilt natürlich auch für sie.» «Bruce...» Melinda sprang auf und fasste den Mann am Arm. «Sie werden doch... S.H.I.E.L.D. nicht verständigen wollen, oder?» «Sie scheinen ja nicht gerade grosses Vertrauen zu ihrem Arbeitgeber zu haben,» meinte Bruce lächelnd. Melinda biss sich auf die Lippen, doch da winkte Banner auch schon ab. «Schon gut, ich weiss schon, was sie denken... Aber um ehrlich zu sein: ich habe keine Ahnung, was die anderen wollen. Nur dürfte es klar sein, dass wir S.H.I.E.L.D. früher oder später schon über Lokis Anwesenheit informieren müssen. Denken sie nicht auch?» Ehe Melinda etwas erwidern konnte, sagte Loki leise, fast mehr zu sich selbst: «Ob S.H.I.E.L.D. oder Hydra, das sei mal noch dahingestellt...» «Wie bitte?» Sowohl Banner als auch Melinda wirbelten zu ihm herum. «Was sagen sie da?» Loki grinste säuerlich. «Ich schätze, das dürfte doch wohl klar sein, oder? Ich meine, dass ihre tolle Geheimorganisation von einer noch geheimeren Organisation infiltriert ist, müssten sie doch sicher wissen...» Die fassungslosen Blicke der beiden Menschen vor ihm zeigten jedoch deutlich, dass dem nicht so war. Loki konnte sich nur wundern. Er selbst hatte eher beiläufig davon erfahren, war sich aber sicher gewesen, dass Fury, der ihm eigentlich nicht als Dummkopf erschienen war, davon wusste. Davon, dass Hydra, diese verrückte verschworene Gemeinschaft, die es sich zum Ziel gemacht hatte, für die Wiederkehr eines verbannten Kree-Kriegers zu kämpfen, nicht unerkannt unter S.H.I.E.L.D.s Fittichen hatte weiterbestehen können... Aber offensichtlich hatte er sich da geirrt. «Das müssen sie genau erklären.» unterbrach Banner Lokis Gedankengang. «Uns allen!» setzte er hinzu, als Melinda Anstalten machte, den Mann gleich auszufragen. Loki seufzte verhalten und folgte den beiden zu den übrigen. Die sahen ihm überwiegend finster entgegen – nur Steve Rogers Blick war nach wie vor eher fragend als böse. Bevor einer von ihnen das Wort ergreifen konnte, liess sich Loki in einen von Starks Sesseln fallen und schlug die Beine übereinander. Er hoffte, dass er so wirkte, wie er es wollte, obwohl er sich ganz und gar nicht als Herr der Lage fühlte. Doch vielleicht konnte er sich immerhin noch auf sein schauspielerisches Talent und auf seine Silberzunge verlassen. Viel mehr war ihm ja schliesslich nicht geblieben. «Ich kann verstehen, wenn sie mich S.H.I.E.L.D. ausliefern wollen,» begann er, «aber es wäre vielleicht nicht ganz uninteressant für sie zu wissen, dass sich innerhalb ihrer geliebten Geheimorganisation eine weitere, sehr viel gefährlichere, breit gemacht hat. Ich nehme an, dass ihnen zumindest der Name 'Hydra' geläufig ist, oder?» Als ihn alle mit offenen Augen und Mündern anstarrten, hob er die Hände und grinste süffisant. «Na, immerhin etwas. Folgendes in der Kurzfassung: als ich damals... Gast auf ihrem Helicarrier gewesen bin, habe ich mich – ähm.... – in euren Köpfen etwas umgesehen. In allen Köpfen. Ja, ich weiss...» Er winkte ab, «...das ist nicht die feine englische Art. Aber es ist nun mal geschehen, und was ich da teilweise so erkennen konnte, war ziemlich interessant. So gab es zum Beispiel fünf Agents an Bord, die nicht wirklich zu S.H.I.E.L.D., sondern eben zu Hydra gehören. Einer von ihnen war Agent Sitwell. Die anderen sind...» «Das ist eine unverschämte Lüge!» schnappte Barton dazwischen und sprang auf. «Noch ein Wort, und ich vergesse, dass ich mich eigentlich zusammen reissen wollte.» Loki grinste flüchtig. «Vorsicht, Agent Barton. Es geht mir besser als noch vorhin. Und obwohl ich über keine Magie mehr verfüge, weiss ich doch trotzdem immer noch genau, wie man kämpft. Und wenn ich mich nicht sehr irre, habe ich darin auch ein paar Jährchen mehr Erfahrung als sie.» Sein Blick war spöttisch, enthielt aber auch eine ziemlich deutliche Drohung. Steve Rogers, der spürte, dass seine Kollegen kurz davor waren, auf Loki loszugehen, sprang ebenfalls auf und sagte scharf: «Sehen sie mich an, und sagen sie mir ins Gesicht, dass dies die Wahrheit ist!» Loki starrte ihn verblüfft an. Glaubte er wirklich, dass er es merken würde, wenn er ihn anlog? Rogers war wirklich zu naiv! Andererseits, das musste er sich widerwillig eingestehen, war es genau diese naive Hoffnung an das Gute in jedem Wesen, das er, Loki, jetzt dringend nötig hatte. Denn auch er erkannte natürlich genau, dass die Avengers ihm jetzt wirklich am liebsten an die Gurgel gehen würden. Flüchtig streifte sein Blick Bruce Banner, und als er realisierte, dass dieser die Hände zusammenpresste, konnte er nicht verhindern, dass er sich nervös auf die Lippen biss. In bewusst sanfterem Ton erwiderte er hastig: «Ich lüge nicht, Rogers. Denken sie mal genau nach: warum sollte ich das tun? Was hätte ich davon, ihnen ein solches Märchen zu erzählen?» «Oh, da hätte ich schon ein paar Ideen,» sagte Barton gehässig. «Die wahrscheinlichste scheint mir derselbe Versuch wie beim letzten Mal zu sein: uns zu entzweihen.» Loki konnte sich ein lautes Auflachen nicht verkneifen. «Ja. Und weil es das letzte Mal ja so super geklappt hat, versuche ich es gleich noch einmal!» Als Bartons Gesicht sich vor Wut verzerrte, fügte er sarkastisch hinzu: «Dass sie mich hassen, Agent Barton, ist mir klar. Aber dass sie mich für einen Idioten halten, ist mir neu. Ich könnte mich fast beleidigt fühlen.» Melinda war bei dem kurzen Dialog ziemlich blass geworden und wünschte sich, dass Loki endlich den Mund halten – oder sich wenigstens einer etwas anderen Wortwahl bedienen würde. Wenn er so weiter machte, redete er sich noch um Kopf und Kragen. «Mal ernsthaft.» Loki trat dicht vor Barton und fixierte ihn scharf. «Wenn ich euch alle wirklich anlügen wollte, hätte ich das ein bischen gekonnter inszeniert. Ich bin darin nämlich ziemlich gut, wissen sie.» Wieder ein flüchtiges, süffisantes Grinsen. «Also dürft ihr davon ausgehen, dass ich die Wahrheit sage, wenn es nach einer Lüge klingt.» «Sehr überzeugend, wirklich,» beeilte sich Natasha zu sagen, ehe ihr Kollege explodieren konnte. «Aber jetzt mal bitte in Ruhe und der Reihe nach: wieso ist ihnen Hydra eigentlich überhaupt ein Begriff? Was wissen sie über diese Organisation? Und aus welchem Grund sollten sie uns helfen wollen? Denn eine Hilfe wäre es, wenn sie tatsächlich die Wahrheit sagen würden und wir somit jetzt wüssten, dass S.H.I.E.L.D. infiltriert ist.» «So viele Fragen, Agent Romanoff?» Loki schmunzelte und setzte sich wieder. Er wies auf die anderen Stühle, als wäre er hier zuhause. «Vielleicht sollten sie alle auch wieder Platz nehmen. Das wird nämlich ein Weilchen dauern.» Fassungslos und ohne ihn auch nur einmal zu unterbrechen hörten sie zu, wie Loki ihnen die eigentliche Geschichte von Hydra enthüllte. Und je länger er sprach, desto mehr wuchs in ihnen – wenn auch widerwillig – die Überzeugung, dass er sie nicht belog. Dass er ihnen wirklich und wahrhaftig gerade die Augen über eine seit Jahrhunderten auf der Erde existierende Geheimorganisation enthüllte, von der sie fälschlicherweise angenommen hatte, dass sie sozusagen ein 'Ableger' der Nazis war... Und je länger Loki sprach, desto mehr erkannten sie, in welcher Gefahr sie alle schwebten. In welcher Gefahr die gesamte Menscheit schwebte. Sie erfuhren, dass vor mehr als tausend Jahren eine Einheit der Kree auf dem Planeten Erde gelandet war mit dem Ziel, die Menschen mittels genetischer Manipulation zu 'Supersoldaten' heran zu züchten, um sie für ihre Zwecke einzuspannen. Die ersten Experimente schlugen fehl, doch schliesslich gelang es den Kree, mehrere sogenannte 'Inhumans' zu erschaffen, deren genetisch verändertes Material ihnen übermenschliche Kräfte verlieh. Die Kree, deren Ziel es war, diese besonderen Menschen als Waffe für ihre Feinde einzusetzen, waren hocherfreut und gingen noch einen Schritt weiter: sie schufen sozusagen den Supersoldaten schlechthin. Alveus oder der 'Hive', wie er auch genannt wurde, besass die Macht, die Gedanken von Inhumans zu kontrollieren sowie die Körper verstorbener normaler Menschen zu übernehmen, um so quasi ewig weiter bestehen zu können. Der Hive sollte die Inhumans-Armee für die Kree anführen. Doch zu diesem Zeitpunkt erfuhr die Regierung der Kree von diesen nie offiziell genehmigten Versuchen und schloss das Programm. Die wenigen auf der Erde verbliebenen Kree wurden von Alveus und den Inhumans vom Planeten vertrieben. Somit waren diese Kreaturen sich selbst überlassen. Alveus, der zu einer immer grösser werdenden Gefahr nicht nur für die Inhumans, sondern die gesamte Menschheit wurde, konnte sich aber nicht allzu lange über den Sieg über seine Schöpfer freuen. Die Inhumans, die ihn mittlerweile wie die Pest fürchteten, schlossen sich mit den Menschen zusammen und schafften es, Alveus mittels eines Portals auf den Planeten Maveth zu verbannen. Dieses Portal bestand aus einem Monolithen der Kree, der daraufhin scheinbar zerstört wurde, um sicher zu stellen, dass der Hive niemals zurückkehren konnte. Nur wurde der Monolith leider nicht zerstört, sondern die einzelnen Teile durch eine besondere Gruppe von Menschen und Inhumans beiseite geschafft. Diese Gruppe machte es sich zum Ziel, Alveus eines Tages zurück zu holen, damit er die Welt – zusammen mit ihnen – regieren konnte. Sie gaben sich durch die Jahrhunderte hindurch viele Namen, doch seit der Nazizeit kennt man sie als 'Hydra'. Und deren verschworenes Ziel ist nach wie vor dasselbe: den Hive zurückholen, um die Weltherrschaft anzutreten. «Wenn sie alle Fragmente des Monolithen zusammen getragen haben, wird ihnen das auch gelingen,» schloss Loki seinen Bericht. Es blieb still nach seinen Worten... sehr still. Bis Steve Rogers schliesslich leise fragte: «Gibt es irgend jemanden, der das, was sie da gerade erzählt haben, bestätigen könnte?» «Sie glauben mir kein Wort, stimmt's?» erwiderte Loki und verdrehte die Augen. Er dachte einen Moment nach und fügte dann zögernd hinzu: «Thor... könnte ihnen zumindest einen Teil davon bestätigen. Ob er das alles auch so im Detail weiss, kann ich nicht sagen. Aber als Prinzen von Asgard, das sich ja schliesslich als Beschützer aller neun Welten sieht, mussten wir die Geschichte jeder einzelner dieser Welten schon in jungen Jahren lernen. Und das schloss die Welt der Kree und deren Geschichte natürlich mit ein. Thor war zwar nie so der Studiertyp, aber an die groben Zusammenhänge dürfte er sich wohl noch erinnern. Nur...» Er grinste säuerlich, «...ist Thor natürlich nicht hier. Und darum: nein, es dürfte wohl keinen geben, der ihnen versichern kann, dass ich nicht lüge. Ausser den Leuten von Hydra natürlich. Aber dass die ihnen den Gefallen tun, dürfte wohl eher unwahrscheinlich sein.» In seinem letzten Satz schwang schon wieder derart viel Hohn mit, dass Barton auf juckte und die Fäuste ballte. Tony merkte es aus dem Augenwinkel heraus und sagte hastig: «Ich setze Jarvis darauf an. Mal sehen, was er herausfinden kann. Und dann sehen wir ja, wie viel an ihrer Geschichte dran ist.» «Da fällt mir gerade ein: wer hat eigentlich mein Zepter?» Loki lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. «Ich kann mich natürlich irren, aber eine innere Stimme sagt mir, dass es nicht mehr im Besitz von S.H.I.E.L.D. ist – dem sie es doch scheinbar ausgehändigt haben.» Dass es mehr als eine innere Stimme war, die ihm das sagte, verschwieg er geflissentlich. Denn er hatte damals, nach seiner Gefangennahme, durchaus noch mitbekommen, dass dieser eine Abgeordnete, dem die Black Widow seine Waffe übergeben hatte – wenn er sich recht erinnerte, war sein Name Price gewesen – ganz wild auf das Zepter gewesen war. Und da er es einfach nie hatte lassen können, hatte ihm ein kurzer 'Abstecher' in Price Gehirn auch verraten, warum: er wollte dieses mächtige Werkzeug unbedingt für Hydra sicherstellen. Auch den Tesserakt hätte er nur zu gerne in die Finger bekommen, aber das hatte Thor grade noch verhindern können. Ehe jemand etwas einwerfen konnte, meinte Tony bestimmt: «Auch das kriegen wir sicher raus. Und bis dahin...» Er hob die Hände und stand auf, «...bleibt unser Freund hier unser Gast.» Ein flüchtiger aber verschmitzter Blick zu Clint, der schon protestieren wollte. «Womit Gast in diesem Fall die höfliche Umschreibung für 'Gefangener' ist. Doch immerhin biete ich ihnen ein Zimmer statt einer Zelle – solange sie keine Scherereien machen, natürlich nur. Und bloss, damit das gleich klar ist: der Raum gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Sie kommen das also nicht raus, wenn ich das nicht will. Probieren sie's also gar nicht erst.» Loki grinste ihm flüchtig zu. «Ich werde brav sein.» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)