Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 5: Im Stark Tower ------------------------- Zitternd sass sie im Quinjet, nur wenige Meter von dem Mann entfernt, der soeben vor ihren Augen Agent Coulson getötet und Thor in der Glaskapsel, in der er eben noch selber gesessen hatte, in die Tiefe fallen liess. Sie hatte mitangesehen, wie Loki von einem seiner Gefolgsleute, die alle unter seinem Bann standen, aus dem Gefängnis befreit worden war, wie Thor plötzlich hereingestürmt kam und Loki auf einmal wieder in der Kapsel drin stand... Wie sich deren Tür nochmals öffnete und Thor mit einem lauten Schrei auf seinen Bruder losstürmte, um ihn am Ausbruch zu hindern – und dann einfach durch ihn hindurchflog. Hatte ihren Augen kaum trauen können und nicht gewusst, wie ihr geschah, als sie, unbemerkt und dank des Tarnanzuges unsichtbar, reglos in der Ecke verharrte und nicht wusste, was sie tun sollte. Hatte schliesslich fassungslos mitansehen müssen, wie Coulson versuchte, Loki daran zu hindern, Thor, der nun anstelle seines Bruders im Glaskäfig festsass, in die Tiefe fallen zu lassen... Und wie Loki, der eigentlich vor Coulson stand und von diesem mit einer riesigen Handkanone in Schach gehalten wurde, plötzlich hinter Coulson auftauchte und ihn mit seinem Zepter erstach. Der Schrei war ihr im Halse stecken geblieben, und erneut rieb sie sich die Augen, als der erste Loki sich in Luft auflöste und der zweite, echte Loki zu der Bedienungsanlage ging, die Sicherheitsklappe hochhob und auf den Knopf drückte, der Thors gläsernes Gefängnis aus der Verankerung löste und abstürzen liess. Und dabei ging alles so schnell, dass Melinda nicht einmal richtig zum Denken kam - geschweige denn zum Handeln! Ohne recht zu wissen, was sie überhaupt tat, war sie Loki benommen gefolgt. Geleitet von ihren Instinkten und mit dem Bild des toten Agenten vor ihrem inneren Auge, ging sie hinter dem Asen her und bestieg mit ihm zusammen den Quinjet, der sogleich abhob und einen schwer getroffenen Helicarrier zurückliess. Würden die Leute an Bord überleben? Ehe das ganze Inferno losgegangen war, hatten Lokis Handlanger eines der Triebwerke des Helicarriers ausser Gefecht gesetzt. Melinda hatte noch mitbekommen, dass Iron Man und Captain America versuchten, es wieder in Gang zu setzen, aber ob ihnen das gelingen würde..? Vielleicht war sie gerade die einzige, die lebend davonkam... In ihrem Kopf schwirrte es, und tausend Gedanken und Gefühle drangen auf sie ein. Am schlimmsten war die unheimliche Nähe zu dem Mann, der das alles verursacht hatte! Zum Glück machte der Quinjet relativ viel Lärm, denn so übertönten die Motoren Melindas schweren Atem, der nur langsam ruhiger wurde. Sie versuchte, sich zusammen zu reissen und Loki genauer zu mustern. Versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, irgendetwas von seinen Absichten zu erahnen, aber es war unmöglich. Ausser einem kurzen, spöttischen Lächeln, als sie abgehoben waren, zeigte der Mann jetzt kaum eine Regung mehr. Fast kam es ihr vor, als sei er gar nicht wirklich da – als würde er sich auf etwas oder jemanden konzentrieren. Oder sogar – der Gedanke kam ihr ganz plötzlich – mit jemandem kommunizieren. Sie schalt sich eine Närrin, doch irgendwie liess sich die Vermutung nicht abschütteln. Loki war sicher nicht der Typ Mann, der seine Zeit mit Meditieren verbrachte, und dafür wirkte sein Gesichtsausdruck auch viel zu angespannt. Doch er starrte bewegungslos und ohne auch nur einmal zu blinzeln an die gegenüberliegende Wand, und die unheimliche Ahnung, dass gerade nur sein Körper anwesend war, nicht aber sein Geist, wurde immer stärker. Melinda liess keinen Blick von ihm, und wie schon bei ihrer ersten Begegnung gefiel ihr zu ihrem grössten Missmut leider sehr, was sie sah. Wäre er kein elender Verbrecher gewesen, hätte sie diesen Mann einfach nur umwerfend gefunden. Doch so sträubte sie sich mit allen Mitteln gegen ihre wachsende Faszination und versuchte weiterhin, irgendetwas von dem unbeweglichen Gesicht neben ihr abzulesen. Auf einmal rührte sich Loki wieder, und die junge Agentin erstarrte. Instinktiv wusste sie, dass sie am Ziel angelangt waren – wo immer das sein mochte. Auf die Idee, dass dieses Ziel der Stark Tower sein könnte, wäre sie jedoch im Leben nicht gekommen! Der Jet setzte Loki – und Melinda – auf der grossen Plattform ab und flog dann weiter. Sie fragte sich, wie der Ase in das abgeschlossene Gebäude hereinkommen wollte, war jedoch sicher, dass er das ohne Probleme hinkriegen würde. Und sie sollte sich nicht getäuscht haben: Loki berührte nur ganz kurz eine der Glastüren, die zur Plattform führten, und sie schwang auf. 'Zaubern müsste man können!' dachte Melinda zynisch und schlich sich hinter Loki in das Gebäude. Ängstlich fragte sie sich, was nun kommen würde. Loki schritt durch den grossen Raum im obersten Stockwerk des Towers, als würde er sich hier Zuhause fühlen. Melinda folgte ihm weitaus unsicherer und konnte nicht umhin, über all den Luxus zu staunen, der sich ihr hier offenbarte. Tony Stark wusste wirklich zu leben! Sie war so versunken in die Betrachtung ihrer Umgebung, dass sie erst nach einigen Sekunden merkte, dass der Mann vor ihr abrupt stehen geblieben war und angestrengt zu lauschen schien. Erschrocken und überrascht entfuhr ihr ein etwas zu lautes Keuchen. Sofort versteifte sich Loki noch mehr und hob leicht seine rechte Hand. Es war, als suche er den Raum ab... nein, eher so, als fühle er ihn ab. «Dachte ich es mir doch.» sagte er schliesslich fast gelangweilt, während ein zynisches Lächeln um seinen Mund spielte. «Ich bin nicht allein. Aber eines muss ich zugeben, Agent Crave: sie haben es geschafft, mich bis gerade eben zu narren...» Die Agentin wurde kreideweiss, doch noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, fuhr Lokis Hand nach vorn und packte sie am Hals. Ein neues Lächeln erschien auf seinem Gesicht – noch zynischer und spöttischer als vorhin. Und um einiges gefährlicher. «Offen gesagt: das mag ich nicht so besonders!» Ungläubig sah sie mit an, wie ihr Tarnanzug seine Unsichtbarkeit verlor und zu seiner normalen grau-blauen Farbe wechselte. In ihrem Kopf schwirrte es, und als Loki mich unvermittelt losliess, taumelte sie rückwärts. «Nette Kleider, die sie da anhaben. Lassen sie mich raten: Stark?» Woher wusste er das? Wie kam es, dass er überhaupt alles zu wissen schien? Magie? Oder war da noch mehr? Als hätte er ihre Gedanken erraten, versetzte Loki spöttisch: «Der gute Thor war wohl keine ausreichende Quelle, um mehr über mich zu erfahren, wie? Naja, das wundert mich nicht wirklich, denn wie sollte er ihnen sagen können, was er selbst nicht weiss?» Obwohl es zwar eine logische Schlussfolgerung sein konnte, dass er glaubte, sie hätte sich bei Thor über seine Fähigkeiten erkundigt, beschlich Melinda auf einmal das unheimliche Gefühl, dass er Gedanken lesen konnte. Hatte er nicht sogar sowas ähnliches gesagt? Kaum wagte sie, die Frage zu stellen. Loki lachte nur. «Gedanken lesen..? Naja, wenn sie wollen, können sie es so nennen. Ich würde es eher anders formulieren...» Langsam kam er näher. Se versuchte auszuweichen, stiess aber gegen die halbrunde Wand, die dem Balkon, auf dem sie abgesetzt worden waren, gegenüberlag. «Und wie?» hauchte sie, um Loki hinzuhalten. Wieder dieses flüchtige, spöttische Auflachen. «Sagen wir einfach, ich habe mich ein wenig in ihrem Kopf umgesehen.» Er war jetzt ganz nahe, und als sie sich wegdrücken wollte, stützte er seine Arme rechts und links von ihr an der Wand ab, sodass sie in der Falle sass. Seine Augen suchten die ihren. «Ich könnte mich fast geschmeichelt fühlen, dass sie so einen Aufwand betreiben, um in meiner Nähe zu sein,» meinte er belustigt. Diese Augen..! Diese wunderschönen grün-blauen, gefährlich schimmernden Augen... Melinda drohte sich in ihrer Tiefe zu verlieren und versuchte, sich dem Bann durch langes Atemholen zu entziehen. «Bilden sie sich bloss nichts ein,» erwiderte sie scharf. «Ich wollte an ihrer Seite bleiben, um sie zur Strecke zu bringen!» Was sagte sie da bloss? Das war doch völliger Quatsch, das wusste sie – als ob sie es ernsthaft mit jemandem wie ihm aufnehmen könnte. Melinda erwartete, gleich wieder sein spöttisches Lachen zu hören, und musste innerlich sogar zustimmen. Doch Loki tat etwas ganz anderes... Er neigte sich nach vorn und ehe sie wusste, wie ihr geschah, spürte sie seine Lippen auf ihren. Der Kuss war überraschend sanft und überrumpelte sie derart, dass sie nicht nur keine Gegenwehr leistete, sondern zu ihrem eigenen Entsetzen merkte, dass sie ihn erwiderte. Erst genauso sanft, dann fordernder. Da zog Loki sie an sich und stürzte die junge Frau in einen Strudel aus Leidenschaft, der sie mit fortriss... bis er den Bann nach wenigen Minuten auflöste, indem er sie leicht von sich schob und belustigt anschaute. «Sieh an: so leicht sind sie also aus dem Konzept zu bringen, Agent Crave..?» Verflixt, was hatte sie getan? Der Kerl spielte mit ihr, und sie machte dabei auch noch mit! Am liebsten hätte sie sich selbst geohrfeigt. Mit aller Wut, die sie aufbringen konnte, funkelte sie ihn an. «Sie verdammter...» «Na, na, so spricht man aber nicht!» lachte Loki und verschränkte amüsiert die Arme über der Brust. Sein Blick tastete sie von oben bis unten ab, und sie merkte, wie sie rot wurde – und das nicht nur vor wachsender Wut. Nein: noch immer brannte Lokis Kuss auf ihren Lippen, und der Schwindel, der in ihr ausgelöst worden war, schien nicht abnehmen zu wollen. Man konnte über den Mistkerl sagen, was man wollte, aber küssen konnte er wirklich... Leider! Ein lautes Geräusch von draussen hinderte Melinda an einer Antwort. Loki drehte noch nicht mal den Kopf, als er sie mit einem letzten spöttischen Lächeln bedachte. «So gerne ich unsere kleine Unterhaltung auch fortführen würde: ich habe leider jetzt wichtigeres zu tun. Sie entschuldigen mich, Agent Crave?» Und damit wandte er sich ab, um nach draussen zu gehen. Iron Man war angekommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)