Loki: The Dark Prince - Der dunkle Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 2: Wie alles begann --------------------------- Überrascht sah die Agentin Melinda Crave von Ihrem Schreibtisch auf, als sie ihn hereinbrachten. Sie arbeitete an der Seite von Bruce Banner und wurde genau wie dieser durch die lauten Schritte vieler Männer auf dem Gang aufgeschreckt. Gut zehn bis an die Zähne bewaffnete S.H.I.E.L.D.-Agents führten Loki zu dem grossen Glaskäfig in der Mitte des Helicarriers, der eigentlich, wie die junge Frau wusste, für jemand anderes gebaut worden war. «Das ging aber schnell,» sagte sie zu Bruce, immer noch total überrascht, dass es offensichtlich gelungen war, diesen Loki so einfach zu überwältigen. Banner erhob sich ebenfalls und sah den Gefangenen durch die Glastüre ihres Raumes hindurch forschend an. «Ja...» murmelte er gedankenverloren. Melinda musterte Loki interessiert und, offen gestanden, mit wachsender Faszination. Ähnlichkeiten mit seinem Bruder Thor wies er keine auf, wie sie verwirrt feststellte: das einzige, was sie gemeinsam hatten, war die grossgewachsene Gestalt. Doch anders als der blonde, muskelbepackte Thor war Loki dunkelhaarig und schlank, blass und geheimnisvoll. Und... er sah gut aus. Sehr, sehr gut sogar, wie sie widerwillig feststellte. Da traf sie völlig unvermittelt sein Blick. Ein intensiver, unheimlicher Blick aus faszinierend grün-blauen Augen. Ihr Herz blieb einen Moment lang stehen – doch seine Augen schweiften schon hinüber zu Bruce. Und als er ihn ansah, huschte ein spöttisches, wissendes Lächeln über Lokis Gesicht. Ein Lächeln, das Melinda das Blut in den Adern gefrieren liess. Auch Bruce schien zu stocken und rieb sich die Augen. Was war das grade gewesen..? Wusste dieser Loki etwa, dass Bruce mehr war, als es den Anschein machte? Doch wenn ja, woher? Die Männer entschwanden mit ihrem Gefangenen ihren Blicken, doch der seltsame Moment liess die Frau nicht mehr los. Sie murmelte eine kurze Entschuldigung und ging hinaus, um Fury und die anderen zu sehen. Melinda musste unbedingt wissen, wie sie Loki gefangen hatten – denn in ihr stieg eine unheimliche Ahnung auf. Die unheimliche Ahnung, dass Loki genau da war, wo er hingewollt hatte! Diese Ahnung wurde zur quälenden Gewissheit, als Fury und die Avengers ihr berichteten, was sich in Stuttgart – und während des Fluges hierher - zugetragen hatte. Wie überraschend einfach Captain America und Iron Man Loki zur Strecke gebracht hatten, obwohl dieser laut Cap hundertmal stärker war als sie beide zusammen. «Er hat mich während unseres Kampfes mit Leichtigkeit hochgehoben und von sich geschleudert,» berichtete Steve Rogers, wie der gute Captain eigentlich hiess, und während er es sagte, schien er es immer noch nicht ganz glauben zu können. Er, der Supersoldat, war wie eine Spielzeugpuppe durch die Luft geschleudert worden! «Und das erst noch mit einer Hand.» Ein Energiestrahl aus Iron Mans Handkanone hatte dann allerdings Loki durch die Luft fliegen und unsanft am Boden aufschlagen lassen. Wobei 'unsanft' die Untertreibung des Jahrhunderts war, denn einem Menschen hätte dieser Aufprall glatt das Rückgrat gebrochen. Loki jedoch hatte nur kurz aufgestöhnt... Und sich dann ergeben. Auf dem Weg hierher war schliesslich wie aus dem Nichts Thor aufgetaucht und hatte Loki aus dem Flugzeug gezerrt. Iron Man und Captain America waren ihnen gefolgt, und dann hatten sich die drei um den Gefangenen geprügelt. Eine Situation, die diesem mit Sicherheit die Möglichkeit zur Flucht geboten hätte – doch Loki war noch da gewesen, als sich die Männer endlich wieder eingekriegt und ihren kleinlichen Zwist beigelegt hatten. Das alles stank doch förmlich nach Absicht, nach einem Plan – sahen die anderen das denn nicht? Jemand, der so stark und unverwüstlich war, wurde doch nicht wirklich derart leicht ausser Gefecht gesetzt und haute nicht einmal ab, als er die Gelegenheit dazu bekam. So jemand liess das nur mit sich machen, wenn es genau das war, was er wollte. «Meine Rede,» sagte Cap, als Melinda ihre Bedenken äusserte. «Aber ausser ihnen, Agent Crave, wollte mir das noch niemand glauben.» «Ist ja auch nicht unsere Hauptsorge im Moment,» warf Fury ein. «Wichtig ist allein das, was wir aus ihm herausholen können. Und damit sollten wir schnellstmöglich beginnen.» «Sie meinen, er erzählt ihnen einfach so, was er plant?» fragte Melinda leicht amüsiert. «Einfach so wohl kaum,» gab Fury bissig zurück, «Es wird wohl etwas Überredungskunst dazu nötig sein.» Die junge Agentin erstarrte, doch Thor kam ihrer Antwort zuvor. «Loki wird nichts preisgeben, wenn er es nicht will. Ganz egal, wie viele Schmerzen sie ihm zufügen.» «Das denken viele...» erwiderte Fury kalt. «Bis der Schmerz einsetzt.» War das sein Ernst? Melinda erstarrte noch mehr, schaffte aber diesmal eine Antwort: «Lassen sie mich zuerst versuchen, mit ihm zu sprechen, Sir. Sie wissen, ich bin die Beste darin, Leuten Geheimnisse zu entlocken, die sie eigentlich nicht preisgeben wollen!» «Ja – Menschen!» erwiderte Fury, «aber ob ihnen das bei einem Asen genauso leicht fallen wird...» «Einen Versuch dürfte es ja wohl wert sein. Sie können danach immer noch...» Sie holte tief Luft «stärkere Geschütze auffahren, wenn es nicht klappen sollte.» Fury schien nicht ganz überzeugt, doch Thor kam ihr zu Hilfe. «Eine gute Idee. Ich habe ihre Akte gesehen...» Er warf Melinda einen anerkennenden Blick zu «Agent Melinda Crave, S.H.I.E.L.D.s beste Psychologin und spezialisiert auf Verhöre mit Schwerverbrechern der gefährlichsten Sorte! Wenn jemand was aus meinem Bruder rauskitzeln kann, dann sind sie es.» Es fehlte nicht viel, und Melinda würde rot werden. «Danke!» gab sie nicht ohne Stolz zurück und blickte zu Fury. Dieser nickte nur ergeben. «Versuchen sie's.» Das würde sie – doch vorher wollte sie sich noch die Aufzeichnungen aus Stuttgart ansehen. Im grossen Opernhaus waren überall Kameras installiert, sodass das Geschehen fast minutiös aufgezeichnet worden war. Zuerst sah man das ausladende Foyer, in dem eine grosse Menge elegant gekleideter Menschen dem Veranstalter der Wohltätigkeits-Gala lauschte. Melinda verstand kein Wort, denn sie sprachen Deutsch, aber was der Mann sagte, war ja auch gleichgültig. Interessant wurde es erst, als die Bilder der Kameras aus den oberen Stockwerken sichtbar wurden und den grossgewachsenen, schlanken Mann im eleganten schwarzen Anzug zeigten. Geschmeidig wie eine Katze schritt Loki die Stufen zum Foyer hinunter, in seiner rechten Hand das Zepter, das sich nun in S.H.I.E.L.D.s Gewahrsam befand. Ein wirklich seltsames Stück war das: lang, nach vorne hin in zwei Teile gebogen, in deren Mitte ein seltsamer Stein schimmerte, der sich irgendwie zu bewegen schien. Melinda kniff die Augen zusammen, um in Lokis Gesicht lesen zu können, doch nichts auf seinen Zügen liess seine Absichten erkennen. Flüchtig fragte sie sich, wann und wo er sich wohl umgezogen hatte, denn jetzt trug er ganz andere – wie sie vermutete, asische – Kleidung. Doch das weitere Geschehen liess diesen Gedanken sogleich nebensächlich werden... Loki trat unvermittelt auf einen der Sicherheitsbeamten im Foyer zu und schlug ihn mit einer raschen Bewegung mit dem Zepter nieder. Der laute Schrei des Getroffenen löste darauf hin eine regelrechte Panik aus, die sich Loki zunutze machte: mit wenigen Schritten war er beim Leiter der Veranstaltung, Dr. Heinrich Schäfer, packte ihn mit der freien linken Hand am Nacken und schleuderte ihn mit einer raschen Drehung auf den breiten Rücken einer der stierartigen Skulpturen im Raum. Melinda stockte und musste sich diese Szene nochmals ansehen. Ein Mensch könnte nicht einmal ein Kind mit einer einzigen Hand mit solcher Leichtigkeit hochheben und umdrehen, und Loki tat dies mit einem Mann, der sicher an die 80 – 90 kg wog... Wenn sie bis dahin noch keine Ahnung von der übermenschlichen Kraft der Asen gehabt hatte, so bekam sie sie jetzt! Es ging aber weiter... Fassungslos sah sie mit an, wie Loki ein seltsames Instrument aus der Jackentasche zog und es Dr. Schäfer ans rechte Auge setzte – ganz offensichtlich, um Clint Barton den nötigen Netzhautscan zu verschaffen, damit dieser die Tür zum Tresorraum im untersten Stockwerk entriegeln konnte. Fast hätte die junge Frau bei der Szene selbst geschrien, doch da nun die Bilder der Kamera im Kellerraum sichtbar wurden, blieb ihr der Laut in der Kehle stecken. Sie sah Barton, der wirklich, wie man ihnen schon gesagt hatte, unter Lokis Kontrolle stand, wie er den Raum betrat und mühelos einen Safe öffnete, indem ein Behälter mit Iridium lag. Das also hatte Loki gewollt... Aber wozu um alles in der Welt brauchte er Iridium? Wieder konnte sie den Gedanken nicht weiterverfolgen, denn nun wurden erneut die Bilder der Kameras aus dem Foyer sichtbar. Dort liefen und schrien inzwischen alle Gäste wild durcheinander und versuchten in heller Panik, das Gebäude zu verlassen. Ihnen folgte – völlig ruhig und unbeeindruckt von der aufgelösten Menge – Loki. Ein Loki, der sich nun langsam vor Melindas fassungslosen Augen zu verwandeln begann! Der elegante Abendanzug, den er trug, wich langsam einem gold-grünen Gewand mit langem Cape, und auf seinem Kopf erschien ein Helm, der sie mit seinen zwei Hörnern unwillkürlich an eine andere Gestalt erinnerte – und zwar nicht an einen 'Ziegenpeter', wie Tony Stark abschätzig gemeint hatte, sondern an eine weitaus schlimmere, gefährlichere Gestalt! Der unheimliche Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes aus Asgard trug das Seine dazu bei, dass er Melinda definitiv wie das personifizierte Böse vorkam... Da Loki der schreienden Menge aus dem Gebäude nach draussen folgte, wechselten die Bilder der Innenkameras zu denen von aussen, die jedoch nur gerade den Eingang im Blick hatten und darum kaum etwas von den Geschehnissen aufgezeichnet hatten. Doch immerhin war, wenn auch immer undeutlicher, der Ton zu hören, wobei Melinda überrascht feststellte, dass Loki auf Deutsch zu den Leuten sprach und ihnen offensichtlich befahl, sich hinzuknien - was sie daraus schloss, dass die Menschen nach und nach alle langsam und erstarrt zu Boden sanken. Verwirrt fragte sie sich, wie es kam, dass Loki mehr als eine irdische Sprache beherrschte, doch S.H.I.E.L.D. hatte zu der Tatsache bereits die nötige Notiz angeheftet: laut Thor war es Loki dank seiner magischen Fähigkeiten möglich, so ziemlich alle existierenden Sprachen im Universum zu verstehen und zu sprechen. Wie praktisch, dachte Melinda mit einem Anflug von bitterem Humor – sowas sollte ihr mal passieren! Sie riss sich zusammen und verfolgte weiter das unglaubliche Geschehen. Allerdings gab es erst wieder deutliche Bilder, als Agent Romanoff und ihr Kollege mit dem Jet auftauchten und deren Frontkamera mit den Aufzeichnungen begann. Zu dem Zeitpunkt lieferten sich Captain America und Loki bereits ihren Kampf... bis schliesslich Iron Man auftauchte und die Sache beendete. Natürlich waren auch die Geschehnisse im Jet aufgezeichnet worden: es gab keine S.H.I.E.L.D.-Einrichtung ohne Kameras! So sah Melinda, wie Loki zunächst schweigend dasass und sich weder von Agent Romanoff noch von Cap oder Iron Man dazu verleiten liess, auch nur ein einziges Wort mit ihnen zu sprechen. Jedenfalls nicht, bis plötzlich das Flugzeug bedrohlich zu schwanken begann und helle Blitze den dunklen Nachthimmel durchzuckten. Auf Caps leicht spöttische Frage, ob ihm ein paar Blitze Angst einjagen würden, erwiderte Loki angespannt: «Ich bin nicht sonderlich scharf auf das, was folgt!» Cap und Iron Man warfen sich fragende Blicke zu, doch in diesem Moment setzte bereits irgendetwas mit lautem Krachen auf dem Jet auf. Melinda sah, wie Lokis Blick nervös nach oben fuhr und sich Iron Man seinen Helm überzog. Als er zur Luke im hinteren Teil des Jets ging und diese öffnete, um nachzusehen, was das gewesen war, wurde er komplett überrumpelt von dem Mann im langen roten Cape, der auf einmal auf der Rampe erschien: Thor! Iron Man hob seine rechte Hand mit der eingebauten Waffe, doch Thors Hammer schleuderte ihn kurzerhand ans andere Ende des Raumes. Und bevor Melinda richtig mitbekam, was geschah, hatte der blonde Muskelprotz bereits seinen Bruder gepackt und war mit ihm in der Dunkelheit verschwunden. Der Rest war bekannt: Cap und Iron Man waren den beiden gefolgt, hatten ihren lächerlichen kleinen Kampf durchgezogen und Loki schliesslich hierhergebracht. Seufzend erhob sie sich Es war Zeit für ihre ganz persönliche Begegnung mit dem ausserirdischen Schurken! Und dabei wünschte sie sich jetzt schon mit leiser Verzweiflung, dass er nicht ganz so gut aussehen würde! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)