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Wochenende in Manitoba

von

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Epilog

Zärtlich küsste ich Steves Hand und betrachtete für einen Moment verträumt die bunten Fingernägel. In den letzten acht Monaten hatte ich sie kaum ohne Lack gesehen, doch so bunt waren sie selten. Für die Arbeit musste sier halbwegs seriös wirken, weshalb sier sich da auf unauffällige Farben beschränkte. Auffällige und knallige Farben hob sier sich für besondere Anlässe auf. So wie heute. Ich vermutete, dass es siem bei sienem Vorhaben Sicherheit verlieh. Sier fühlte sich damit so wohl.

»Du musst nicht. Ich kann auch wieder fahren«, erinnerte ich sien, als ich merkte, dass sier zögerte.

Steve hob eine Augenbraue. »Du willst, dass ich mich die nächsten Tage rollend fortbewege, oder? Ich muss den Kuchen meiner Mutter dann ganz allein aufessen.« Sier kam einen Schritt näher und küsste mich vorsichtig. »Außerdem will ich endlich mehr Zeit mit dir verbringen können. Und das geht nur, wenn du auch mal hierher kommst.«

Ich lächelte. Nie hatte ich sien gedrängt, sich zu outen, sier hatte ganz allein angefangen, mich erst sienen Freund*innen, dann den Arbeitskolleg*innen vorzustellen. Bei sienen Eltern hatte Steve bisher gezögert, vor einer Woche dann aber gefragt, ob ich heute mit siem kam. Nur zu gern hatte ich die Einladung angenommen.

Steve zog sienen Schlüssel aus der Tasche, öffnete uns damit die Tür. Im Flur hielt sier nicht, sondern ging direkt zur Küche durch.

Dort stand eine ältere Frau über einen Mann etwa im selben Alter gebeugt, der in einem Rollstuhl saß. Sie band dem Mann das große Baumwolltuch hinterm Nacken zu, dass sie über seinen Oberkörper und die Beine gebreitet hatte, dann sah sie sich zu Steve um, dier grüßte. »Hallo Schatz, da seid ihr ja endlich. Ich hatte schon Sorge, dass unterwegs etwas passiert ist.«

»Tut mir leid, wir haben ein wenig die Zeit vergessen.« Sier drehte sich halb nach mir um, streckte die Hand aus, damit ich näherkam. Als ich sie annahm, sah sier wieder zu sienen Eltern. Mit leichter Verunsicherung in der Stimme erklärte sier: »Das ist übrigens Izzy.«

Für einen kurzen Moment zögerte siene Mutter, dann kam sie auf mich zu, lächelte und reichte mir die Hand. »Hallo, Izzy. Willkommen bei uns. Ich bin Molly. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn wir uns duzen?«

»Ja, sicher, gern.« Ich schüttelte ihre Hand.

Sobald sie mich losgelassen hatte, nahm sie Steve in den Arm, streichelte siem über den Rücken und küsste siene Stirn. Was sie siem zuflüsterte, verstand ich nicht, aber sier legte ebenfalls die Arme um sie.

Steves Vater war ebenfalls zu uns gekommen. Er hob die Linke ein Stück. »Hallo Izzy. Nenn mich Mike. Schön, dich kennenzulernen.«

»Ich freu mich ebenfalls.«

Statt mich loszulassen, hielt er meine Hand fest, auch wenn er dabei nicht viel Kraft aufwendete. Er sah mir direkt in die Augen. »Muss ich dir jetzt den Schwiegervater-Talk halten oder weißt du auch so, dass du meinen Sohn gut behandeln sollst?«

»Dad!« Sofort war Steve an meiner Seite.

»Was? Das macht man doch so mit Schwiegersöhnen, oder nicht? Hättest du vorher etwas gesagt, hätte ich die Rede vorbereitet. So kommt der junge Mann gerade noch darum herum.«

»Keine Sorge, Mike meint das nicht ernst«, beruhigte mich Steves Mutter. »Kommt ihr dann jetzt endlich an den Tisch? Kaffee und Tee werden kalt.«

»Dann bekommst du sie eben zu hören, wenn du um seine Hand anhältst.« Mike ließ mich los und lächelte mich offen an.

Bevor ich dazu kam, etwas zu erwidern, schlang Steve siene Arme um mich und küsste mich auf die Wange. »Dann muss ich dir einfach nur zuerst einen Antrag machen.«

Nachdem ich mich durch vorsichtiges Annähern versichert hatte, dass es für sien in Ordnung war, küsste ich Steve flüchtig. Wenn sier mir einen Antrag machte, würde ich ihn ohne zu Zögern annehmen und sien bis dahin hoffentlich auch offiziell nicht zum Ehemann, sondern zur Eheperson nehmen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yamasha
2019-11-06T17:32:05+00:00 06.11.2019 18:32
Och wie schön ❤️ dass Steve sien Identität gefunden hat, finde ich klasse.(nur schade, dass siene Eltern anscheinend davon noch nichts wissen) und dass sier jetzt Nagellack trägt. Steht siehm bestimmt gut 😄
Und ich freu mich richtig, dass Steve's Eltern Izzy als den Partner an Steve's Seite akzeptieren. Und dann auch noch so locker damit umgehen. Ein richtig schön flauschiges happy end 😍
(falls ich falsch konjugiert habe, tut es mir leid. Ich kenn das gar nicht 😅)
Antwort von:  Vampyrsoul
12.11.2019 14:18
Oh, mein Gott, so viel Liebe grad für dich, weil du es einfach versucht hast <3

Steves Eltern wissen wirklich noch nichts davon, dass sier genderqueer ist, siem war es erstmal wichtiger, dass sie Izzy kennen- und akzeptieren lernen. Sier hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass zweiteres nicht nötig wird. Ich bin mir aber sicher, dass Steve nach dem Erlebnis auch nicht mehr lange brauchen wird, ihnen gegenüber zumindest nach und nach anzudeuten, dass es da noch mehr gibt ^^


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