Behind the cold von TheOnlyOne (Es ist leichter mich zu hassen, als mich zu lieben...) ================================================================================ Kapitel 5: Five --------------- Five   Sakura öffnete die Wohnungstür. „Du hast gekündigt?!“, fragte Naruto ohne eine Begrüßung. „Dir auch ein Hallo.“, antwortete Sakura und deutete ihm einzutreten. „Was ist passiert?“ „Komm, Ino schläft noch.“ Sakura zog Naruto in ihr Zimmer, wo sie ihn schwungvoll auf ihrem Bett parkte. Dieser versuchte dabei auszublenden, wie gern er unter anderen Umständen in diesem Raum wäre. „Also, erzähl.“, forderte er eindringlich. Sakura ließ sich neben ihm nieder. Ihre Finger glitten angestrengt über ihre Stirn. „Naruto, ich kann das einfach nicht. Jeder würde sagen ich soll nichts auf seine Worte geben, aber er ist Chief Assistent. Es ist nicht nur die Tatsache wie er mit mir redet, nein, er hat zu allem Überfluss noch die Befugnis dazu. Ich bin keins seiner Betthäschen, dass er so mit mir reden kann…“ „Sag mal, hab ich was verpasst?“ „Ach, davon hat er dir noch nichts erzählt?“ „Wovon redest du? Er hat mir nur geschrieben, dass es überflüssig wäre dich mitzubringen.“ Sakura schnaubte. „Ich war früher dort als sonst, habe ihn dabei erwischt wie er seine Hände am Box Sack malträtiert hat. Leider hat meine Moral von mir verlangt seine Hände zumindest notdürftig zu behandeln. Da er sowieso keine andere Wahl hatte, habe ich versucht mit ihm über den Vorfall neulich zu sprechen. Er hatte sich auch alles angehört, aber als ich dann fertig war, hat er mir klar gemacht, dass er nicht damit aufhören wird und es mein Problem wäre, wenn ich damit nicht zurecht käme.“ Naruto ließ sich mit seinem Oberkörper zurück aufs Bett fallen und stöhnte auf. „Dieser Vollidiot.“ Sakura lachte und legte sich mit Naruto auf Augenhöhe. „Naruto, erklär‘s mir, damit ich es verstehe. Liegt es an mir oder hat er einfach generell ein Problem mit gestandenen Frauen?“ „Es liegt nicht an dir, Sakura. Ehrlich. Aber Sasuke hat einiges durchmachen müssen in letzter Zeit. Er ist einfach nicht er selbst.“ „Was, hat etwa seine Freundin mit ihm Schluss gemacht?“, fragte sie scherzhaft. Sakura hatte kein Verständnis übrig. Was konnte so schlimm sein, dass er sich so verhielt? „Nein, sein älterer Bruder ist vor ein paar Monaten gestorben.“ Uff. Dieser Satz glich einem deftigen Schlag in die Magengrube. Damit hatte sie definitiv nicht gerechnet. Geschockt setzte sie sich auf und musterte Naruto eindringlich. „Sein. Bruder. ist. gestorben? Aber… wie?“ Auch Naruto setzte sich auf und stützte seine Ellbogen auf den Oberschenkeln ab. „Sasuke würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich dir das erzähle, aber du bist mittlerweile ein Teil meines Lebens, daher ist es unvermeidbar, dass ihr euch seht, also… Schon als kleines Kind war Itachi für Sasuke ein Held. Er war besonnen, intelligent und wahnsinnig begabt. Er war ein Ass in der Schule und später die Nummer Eins in der Ausbildung. Kurz gesagt, er war der ganze Stolz der Uchiha Familie. Das führte leider aber auch dazu, dass Sasuke ständig mit seinem Bruder verglichen wurde.“ „Verglichen? Inwiefern?“ „Naja, Itachi schien der Maßstab in allen Belangen für seinen Bruder zu sein. Fugaku glaubte wohl, indem er Sasuke offenkundig mit Itachi verglich, würde dieser einmal dieselbe Laufbahn einschlagen und dieselben Erfolge feiern. Aber Sasuke ist nun mal eben Sasuke und nicht Itachi.“ Sakura versuchte Narutos Worte zu begreifen. „Aber obwohl Sasuke ständig mit seinem Bruder verglichen wurde, vergötterte er ihn. Er kam oft einfach nicht zum spielen, nur weil sein Bruder gerade Zeit für ihn hatte. Er ließ für ihn einfach alles stehen und liegen.“ „Klingt, als hatte er seinen Bruder sehr geliebt.“, Sakuras Stimme war weich. In ihrem Kopf versuchte sie Narutos Worte in Bilder zu fassen. Sasuke als kleines Kind, fröhlich und aufgeweckt, der nichts lieber wollte, als mit seinem älteren Bruder Zeit zu verbringen. Diese Vorstellung füllte ihr Herz mit Wärme. „Aber Beide wurden älter, reifer und beide schlugen die Karriere ihres Vaters ein. Itachis Karriere endete bevor sie richtig angefangen hatte. Vor ungefähr einem Jahr kam die Diagnose: Lungenkrebs. Aufgrund seiner Werte gaben ihm die Ärzte noch ein paar Jahre, aber wie so oft bei solchen Krankheiten, kann es schneller gehen als man denkt.“, Naruto senkte deprimiert sein Haupt. Auch ihm schien Itachi viel bedeutet zu haben. Sakura war geschockt. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. „Als Itachi starb habe ich mit allen möglichen Emotionen von Sasuke gerechnet, aber da war einfach nichts. Keinerlei Emotion, nur Leere…“ „Du erzählst mir diese Geschichte und willst mir weismachen, dass, nach alldem, Sasuke nicht eine Träne vergossen hat?“ Naruto nickte nur. „Das kann nur schief gehen.“ „Tja, das haben wir mittlerweile auch verstanden. Mit der Zeit wurden die Anzeichen von seiner Art der Bewältigung immer deutlicher. Er kam zu spät zur Arbeit. Manchmal sogar betrunken. Er hatte fast jede Nacht eine andere Frau bei sich zu Hause und da selbst das wohl nicht zu helfen schien, greift er mittlerweile zu Drogen.“ „Was? Nein, das ist doch absurd! Wie kann er dann auf der Arbeit so sein? Naruto, mal im Ernst ich kenne die Anzeichen.“ „Du kennst die Anzeichen, aber nicht Sasuke. Er ist wahnsinnig gut darin, sich zu verstellen, vor allem wenn es ihm nicht gut geht.“ „Also das meintest du damals mit auf ihn aufpassen.“ „Ja, ich versuche ihn so gut es geht davon abzuhalten, das hängt aber immer davon ab, ob er mich lässt. Das Problem ist mittlerweile, dass das Ministerium von seinem desolaten Zustand Wind bekommen hat. Oder zumindest von seinen zahlreichen Suspendierungen. Wenn er noch einmal verkackt, war‘s das für ihn.“ „Und das würde seinen endgültigen Abrutsch bedeuten…“, ergänzte Sakura schließlich. Abwesend starrte sie Naruto an. „Ja…“, hauchte Naruto tonlos. „Bitte versprich mir, dass du ihn nicht darauf ansprichst, Sakura.“ „Keine Sorge, das bleibt unter uns. Außerdem werden wir uns sowieso so schnell nicht mehr wiedersehen.“ Sakuras Lächeln zierte eine bittere Note. Nachdem sie nun das ganze Ausmaß von Sasukes Schmerz kannte, tat ihr ihre Reaktion beinahe schon Leid. „Alles okay?“, fragte Naruto zögerlich. „Ja, alles gut. Ist nur alles ein bisschen viel Info.“ „Kann ich verstehen.“   Eine Weile leistete Naruto seiner Freundin noch Gesellschaft. Sie entschlossen sich, das Thema Sasuke erst einmal beiseite zu legen. Es drückte deutlich die Stimmung. Stattdessen erzählte Naruto von seiner Familie, die wohl das komplette Kontrastprogramm zu der seines Freundes zu sein schien. Da war zum einen sein Vater, Minato, ruhig, besonnen und zurückhaltend, was auf seinen Sohn eher nicht zutraf. Was jedoch unbestreitbar war, war, dass Naruto das gute Aussehen seines Vaters geerbt hatte. Zum anderen seine Mutter, Kushina. Narutos Erzählungen nach, schien sie viel mit Sakura gemeinsam zu haben. Sie war impulsiv, ließ sich schnell auf die Palme bringen und trug ihr Herz stets auf der Zunge. Aber vor allem schienen Minato und Kushina ihren Sohn über alles zu lieben. Sakura konnte es an der Art, wie Naruto über sie sprach, deutlich erkennen. „Oh Man Sakura, das müssen wir echt öfter machen.“, lachte Naruto während er von Sakura zur Tür begleitet wurde. „Ja! Danke, dass du vorbeigekommen bist. Es war echt gut mit jemandem darüber zu reden.“ „Okay, sehen wir uns demnächst mal wieder?“ „Bestimmt! Wenn mein Examen vorbei ist machen wir was aus.“ Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen hob Naruto beide Daumen nach oben und verabschiedete sich schließlich. Sakura schloss die Tür und sah ihre beste Freundin, die verschlafen in ihrer Zimmertür stand. „Sag mal, wer hat dich denn so früh besucht?“, Ino gähnte und rieb sich den Schlafsand aus den Augen. „Guten Morgen Langschläferin. Ach das war nur Naruto.“ „Naruto? Ach du meinst super heißer Polizist Nummer 2?!“ Sakura lachte. Ino und die Männerwelt. „Ja genau der.“ „Das ich die aber auch immer verpasse.“ Sakura ging zu ihrer Freundin. „Dann solltest du vielleicht mal früher aufstehen.“     Morgen war endlich der große Tag gekommen. Das schriftliche Abschlussexamen ihres Studiums. Noch betrachtete Sakura das Ganze mit gemischten Gefühlen. Einerseits war sie froh, dass es morgen endlich endete. Andererseits fühlte sie sich immer noch nicht ausreichend vorbereitet. Aber wer tat das schon? Um sich Ablenkung zu verschaffen stürzte sich Sakura in das Getümmel der Innenstadt um sich Nervennahrung für morgen zu besorgen. Sie machte sich klein und versuchte durch die Lücken der Menschenmenge schnell zu ihrem Ziel zu kommen. Von weitem erkannte sie bereits das Transparent des Supermarkts. Sakura studierte noch einmal ihren Einkaufszettel und ließ sich von der treibenden Bewegung der Menschen mitziehen. Das Getümmel in der Innenstadt glich wie jedem Montagabend dem reinsten Chaos. Die meisten hatten Feierabend und da sonntags alle zu Hause verhungert waren, musste nun der Kühlschrank gefüllt werden. Organisiert, wie sonst auch, trat Sakura in den Supermarkt und begann damit ihre Einkaufsliste abzuarbeiten. Vollkornbrötchen für nährreiche Kohlenhydrate. Karotten, Paprika und Gurke für vitalisierende Gemüsesticks und Cookies und Gummibärchen für den Fall das gar nichts gehen würde. Ja, Sakura war auf alles vorbereitet. Nur an der Obsttheke machte sie noch halt. „Okay, was hatte Ino gesagt…? Äpfel, Trauben und ein paar Orangen.“ Sakura streckte sich um die Orangen zu erreichen. Nur mühevoll ergatterten ihre Fingerspitzen die orangene Frucht. Doch als sie glaubte, sie endlich zu greifen, fiel ihr die Orange aus der Hand und rollte zu den Füßen eines anderen Kunden. „Oh Verzeihung.“, rief Sakura bereits voraus. „Das ist me-.“ Sakura stolperte nach vorne und kam zu dem vermeintlich Fremden, der sie bereits unterkühlt musterte. „Sasuke.“, stellte sie fest. „Du hast echt kein Talent für sowas.“, stellte er unterkühlt fest. Mit offenem Mund sah Sakura zu ihm auf. Es war unvermeidbar, dass Narutos Erzählungen in ihrem Gedächtnis aufwimmerten. „Hey.“, entgegnete sie sanft und erntete prompt einen misstrauischen Blick seinerseits. „Wie geht’s dir?“ Sasukes Nase zog sich kraus. Er hatte Mühe zu verstehen, was hier vor sich ging. „Wieso willst du das wissen?“ „Einfach so. Du weißt schon: Smalltalk?“ Doch seinem Anblick zu urteilen wusste er von gar nichts. Er zuckte schließlich unbeteiligt mit den Schultern. „Such dir jemand anders zum vollquatschen.“ Er sah nochmal die junge Frau an und hielt einfach nur die Orange hin. Argwöhnisch sah Sakura zu ihm auf. Ernsthaft? Schon wieder? Das tiefe Mitgefühl das Sakura, nach Narutos Geschichte für ihn empfand verpuffte augenblicklich. „Danke.“, zischte sie. Sakura griff nach der Orange. Es war unvermeidlich, dass sie seine Hände prüfend betrachtete. Und so gerne sich Sakura ihre Worte gespart hätte, sie konnte nicht anders. „Schöne Hände.“, stellte sie fest. Der provokative Unterton war nicht zu überhören. „Schade nur, dass der ganze Rest ein arrogantes Arschloch ist.“ „Arschloch? Du bist in deiner Namensvergabe auch nicht kreativer geworden.“ „Tut mir Leid, leider bin ich mit dem Gebrauch solcher Worte nicht so vertraut, aber falls dir eine Steigerung einfällt, kannst du mir sie gerne mitteilen.“ Sakura lächelte ihn keck an und warf die Orange demonstrativ in ihre Einkaufstasche. „Da ist ja Sakura!“, stellte eine fröhliche Stimme fest. Wie sich herausstellte, gehörte sie zu Naruto. „Naruto, hey.“ „Lange nicht mehr gesehen. Wie war dein Examen?“ Sakura seufzte. „Morgen ist es erst soweit. Deshalb, ich sag nur Nervennahrung.“, Sie deutete auf die prall gefüllte Baumwolltasche. „Und was hast du vor? Ein romantisches Date mit Jack Frost?“ Sasuke ging nicht auf Sakuras subtile Anspielung ein und beschäftigte sich mit seinem Handy. „Date würde ich das nicht bezeichnen. Wir treffen uns mit ein paar Freunden und zocken ne Runde bei mir. Falls du Ablenkung brauchst, komm doch vorbei.“ Sasuke unterbrach die beiden mit einem genervten Stöhnen. „Können wir jetzt los? Sie hat keine Lust auf dich. Deine schlechten Anmachsprüche machen es auch nicht besser?“ Bitte? Was bildete sich dieser Mistkerl eigentlich ein? Naruto gab sein Bestes, damit Sasuke wieder halbwegs auf die Beine kam und er??? „Anmachsprüche? Sag mal, behandelt man so seinen besten Freund? Du kannst froh sein, dass du ihn hast.“, platzte es aus Sakura raus. „Weißt du was Uchiha, du hast Recht. Arschloch trifft es nicht ganz. Wie konnte ich auch nur einen Funken Mitgefühl für dich empfinden?!“ Mitgefühl? „Du bist ein Narzisst!“, schimpfte sie ihm laut entgegen. Selbst Naruto fiel die Kinnlade herunter. Doch Sakura war wütend, am liebsten hätte sie ihm alle möglichen beleidigenden Worte um die Ohren gehauen, doch sie mahnte sich selbst um Ruhe. Konzentriert versuchte sie dem eisigen Blick des Polizisten stand zu halten. Und entgegen Sakuras Erwartung, verfiel Sasuke nicht in seine altbewährte Gleichgültigkeit. Er trat einen Schritt auf sie zu und sein Kopf senkte sich zu ihr runter. Nur am Rande nahm sie den herb süßlichen Geruch von Alkohol wahr. „Spar dir dein Mitgefühl. Du weißt nichts über mich.“, flüsterte er ihr zu. In seiner Stimme steckte so viel Hass, dass Sakura ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Sasuke machte sofort auf dem Absatz kehrt und ließ Sakura und Naruto zurück. „Alles okay?“, fragte Naruto. Emotionslos sah Sakura zu ihm rüber. „Ja, glaube schon… irgendwie…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)