Cursed von Lycc ================================================================================ Kapitel 1: Verflucht -------------------- Cursed Kapitel 1 – Verflucht Rote Augen, in denen ein unbändiges Feuer flackerte, starrten ihn lauernd an. Ein Mund aus dem zwei feine, spitze Reißzähne ragten, grinste ihm boshaft entgegen. Aiden fuhr aus dem Bett hoch. Das schrille Klingeln seines Weckers hatte ihn aus dem Schlaf und damit auch aus seinem Traum gerissen, wofür er ausnahmsweise sogar dankbar war. Aiden träumte oft seltsame Dinge – was wohl in der Natur von Träumen lag – aber das war selbst für ihn eine Spur zu abgedreht. Verschlafen massierte sich Aiden die linke Schulter. Er hatte wohl auf ihr gelegen, denn sie fühlte sich seltsam verspannt an und schmerzte sogar leicht. In aller Ruhe begann er sich eine Jeans und ein weinrotes T-Shirt überzustreifen. Vor dem Spiegel, der an der Schranktür angebracht worden war, blieb er stehen und betrachtete sich. Kurze braune Haare, schmale Statur und vergleichsweise geringe Körpergröße. Durchschnitt. Aiden war immer Durchschnitt – in der Schule, im Sport, im Aussehen. Der Fluch des Ordinären. An ihm war eben nichts Besonderes, daher fiel er auch nie jemandem auf – ganz im Gegenteil – zu seinem Leidwesen wurde er sogar regelmäßig übersehen. Aiden seufzte einmal flach und wandte sich kopfschüttelnd von seinem Spiegelbild ab. Er schlüpfte in seine Turnschuhe und steifte sich eine schwarze Jacke über. Im Vorbeigehen warf er sich seine Schultasche über die Schulter ehe er sein Internatszimmer verließ um zum Frühstück in den Speisesaal zu gehen. Im Saal herrscht reges Treiben, da viele Schüler sowie Aiden erst kurz vor Unterrichtsbeginn zum Essen gingen um möglichst lange im Bett bleiben zu konnten. Zwischen den verschlafenen Gesichtern seiner Mitschüler entdeckte Aiden schließlich wen er suchte. Mit einem Tablett bewaffnet, auf dem nur eine Tasse schwarzen Tees und ein unbelegtes Brötchen lagen, ließ er sich auf einen unbequem Holzstuhl fallen. „Morgen“, nuschelte ihm sein Gegenüber mit vollem Mund entgegen. „Morgen Lukas.“ Dieser schlang seinen Bissen hinunter und blickte irritiert zu seinem Schulfreund rüber. „Man, siehst du scheiße aus“, platze er heraus. Aiden verzog keine Miene, sondern entgegnete nur sarkastisch: „Wie immer versüßen mir deine lieblichen Worte den Morgen ungemein. Ich hab nicht gut geschlafen. Schlecht geträumt und dann auch noch mit einer verspannten Schulter aufgewacht.“ „Dein Glück, dass Sport heute ausfällt.“ Lukas setzte eine mitfühlende Mine auf und Aiden nickte zustimmend während er sich ohne großen Appetit ein Stück seines Brötchens in den Mund schob. Der Tag verlief weitestgehend normal. Unterricht, unangekündigte Leistungskontrolle, plötzlicher Platzregen während der Mittagspause – also alles wie immer. Aiden hat schon beim Aufstehen gespürt, dass er heute einfach im Bett hätte liegen bleiben sollen und auf genau dieses himmlische Möbelstück ließ er sich nun rücklings fallen. „Man bin ich froh, dass dieser Tag vorbei ist“, sagt er laut zu sich selbst und erhielt unerwarteterweise eine Antwort. „Tja. Ich schätze, dann hab ich schlechte Nachrichten für dich.“ Wie angestochen fuhr Aiden aus dem Bett hoch, konnte aber niemanden entdecken. Sein Zimmer war vollkommen leer. Nein, eingebildet hat er sich diese hämische Stimme ganz bestimmt nicht und sie gehörte auch zu niemanden, den er kannte. „Wer ist da?“, fragt er in die Leere seines Zimmers hinein und schaute sich dabei suchend um. „Das 'Wer' ist eher nebensächlich. Das 'Was' sollte dir Sorgen bereiten.“ Aiden fuhr herum. Er hatte versucht zu erhören von wo die fremde Stimme kam, die ihn mit diebischer Freude verspottete und zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass sie direkt in seinem Kopf zu sein schien. „Okay, dann eben 'WAS' ist da?“, antwortet Aiden nun gereizt und bemüht um eine feste Stimme. „Das kriegst du schon noch mit“, kam es belustigt zurück, wie um das Gespräch zu beenden. 'Bitte was?' Er stutzte. Was sollte das denn bitte? Wer oder Was auch immer sich da ein Scherz mit ihm erlaubte, Aiden fand ihn ganz und gar nicht witzig. Er fragte noch ein paar mal in die Leere seines Zimmers, erhielt jedoch keine Antwort mehr und kam sich auch bald ziemlich albern dabei vor. Er entschloss sich dazu, der verhöhnen Stille in seinem Zimmer zu entfliehen und in einen der Gemeinschaftsräume zu gehen. Am Nachmittag und Abend waren sie zwar oft überlaufen, aber alles war besser als allein in seinem Zimmer zu bleiben. „Wolltest du nicht etwas Schlaf nachholen?“, begrüßte ihn Lukas' vertraute Stimme. Aiden winkte ab. „Lass uns doch ne Runde Tischkicker spielen.“ – gesagt, getan. Aidens Gedanken kreisten und Lukas brachte ihm eine Niederlage nach der anderen bei, bis Aiden endgültig die Lust an dem Spiel verlor. „So schlecht hast du ja ewig nicht gespielt. Vielleicht hättest du doch lieber noch ne Runde an der Matratze gehorcht.“ Es war nicht nur die Müdigkeit, die Aiden aus dem Konzept brachte. Er fühlte sich auch durchgängig beobachtet. Von wo oder von wem konnte er zwar nicht sagen, aber er hatte die ungute Vorahnung, dass der Besitzer der unheimlichen Stimme ihn noch nicht in Ruhe lassen würde. 'Das merkst du schon' klang verdächtig als würde etwas auf ihn zukommen. Der Gemeinschaftsraum leerte sich nach und nach, doch Aiden wollte noch nicht wieder in sein Zimmer zurückkehren. Solange er hier mit den Anderen war konnte er so tun als wäre nichts passiert und er gab sich alle Mühe das Bedürfnis sich umzusehen zu unterdrücken. Doch es half alles nichts. Zur Ruhezeit fand er sich allein in seinem Zimmer wieder. Allerdings, war alles wie immer. Keine Stimme, keine Geister, keine Mitschüler, die sich einen Spaß erlaubten. Unruhig wälzte sich Aiden in seinem Bett umher. Das Gefühl beobachtet zu werden hatte sich verändert sobald er sich ins Bett gelegt hatte. Seitdem fühlte er einen geradezu hungrigen Blick auf sich ruhen, der ihm das Einschlafen unmöglich machte. Der Zeiger der Uhr hatte die Eins schon lange hinter sich gelassen, als er endlich in den Schlaf hinabglitt. „Na, na, na, so einfach mach ich es dir nicht.“ Aiden riss die Augen auf. Die Stimme klang dieses mal nicht in seinem Kopf wider, sondern schien von seiner Bettkante aus zu kommen. Und tatsächlich, blickten ihn aus der Dunkelheit des Raumes, zwei rot glühende Augen entgegen. Aiden wollte schreien, doch noch ehe er den Mund öffnen konnte, spürte er wie dieser ihm gewaltsam zugedrückt wurde. Seine vor Angst geweiteten Augen blicken in das lodernde Rot seines Gegenübers, der ihn belustigt anfunkelte. Das Gesicht des Fremden war ihm nun so nah, dass er selbst im Halbdunkeln einzelne Züge erkennen konnte. Rote Augen, in denen unbändiges Feuer flackerte und ein hämisch grinsender Mund, aus dem zwei spitze, feine Reißzähne ragten. Genießerisch beobachtete die Gestalt wie verschiedene Emotionen über Aidens Gesicht huschten. Schock, Angst, die Erkenntnis sich keinem Menschen gegenüber zu wissen, Hilflosigkeit und schließlich Panik. Geduldig wartet er bis Aiden seine Gefühle unter Kontrolle gebracht hatte und wieder aufnahmefähig war. „Also“, begann er mit einem übertriebenen Lächeln, das seine Reißzähne im fahlen Mondlicht blitzen ließ. „Ich habe wenig Lust dir die ganze Zeit den Mund zuzuhalten, daher sage ich dir einfach wie es läuft: Du schreist. Jemand kommt. Ich verschwinde. Du erzählst was passiert ist und wer auch immer vor dir steht wird dir versichern, dass du nur einen Albtraum hattest. Du wirst wieder alleingelassen. Ich komme wieder zurück und der Spaß geht von vorn los. Wenn du also schreien willst, dann schrei'.“ Sofort löste sich der grobe Griff um Aidens Kiefer, doch das Gesicht des lebenden Albtraums blieb so dicht wie zuvor. Er blickte ihn herausfordernd an und entblößte seine Zähne in voller Länge. Aiden kämpfte gegen den Impuls zu schreien und biss sich schließlich auf die Unterlippe. Mit gespielter Enttäuschung zogen sich die roten Augen etwas zurück. Aiden setzte sich auf und rückte hastig mit dem Rücken an die Wand am Kopfende des Bettes, um möglichst viel Abstand zwischen sich und die Gestalt auf seiner Bettkante zu bringen. Absolut gelassen und mit vorfreudiger Miene saß dieser auf dem himmelblauen Bettbezug und beobachtete sichtlich amüsiert Aidens Reaktion. „Wer“, setzte Aiden an, aber verbesserte sich sofort. „Was bist du?“ Überrascht zog der Schatten die Augenbrauen hoch. „Du lernst schnell“, erwiderte er mit einem erfreuten Lächeln. Er machte eine wegwerfende Handbewegung und beantwortet Aidens Frage ganz beiläufig mit „Dein Todesurteil.“ Aiden schluckte schwer und biss sich erneut auf die Lippe. Sollten Schmerzen einen nicht aus Träumen aufwachen lassen? Aiden schmeckte bereits sein eigenes Blut. Keine Chance – er war wach. Wieder beobachtete der Schatten geradezu genießerisch, wie Aidens Gedanken und Gefühle sich überschlugen. „Aber... aber warum... weshalb also... ich meine...-“ „Keine Ahnung“, unterbrach der Schatten sein Gestammel. „Das 'Wer' und 'Warum' liegt nicht bei mir und es ist mir auch relativ egal.“ Eine kurze Pause folgte. „So. Ich schätze das genügt um dir für heute Nacht den Schlaf zu rauben.“ Mit diesen Worten griff der Schatten völlig selbstverständlich nach Aidens Arm und in diesem Moment begann der eh schon formlose Körper der Albtraumgestalt sich vollkommen aufzulösen. Vom Ort der Berührung aus ging sein Körper schnell in schwarzen Rauch auf. Die kleinen Schwaden zogen sich zu Aidens Arm, umschlangen diesen für einen Moment und verschwanden dann gänzlich darin. Nun war es um Aidens Selbstbeherrschung geschehen. Wie von Sinnen stürzte er aus dem Bett und durch das Halbdunkel des Raumes. Mit beeindruckender Treffsicherheit betätigte er im Vorbeirennen den Schalter für das Badezimmerlicht und sah für einen kurzen Moment lang nur Sterne, da die plötzliche Helligkeit seinen Augen zu schaffen machte. Als er wieder klar sehen konnte, schob er seinen Ärmel bis zur Schulter hoch und begutachtete die Stelle an der der Schatten – wie Aiden ihn für sich getauft hatte – ihn berührt hatte. Nichts. Sein Arm war völlig in Ordnung. Auch in seinem Gesicht, wo der Schatten ihm den Mund zugehalten hatte, war nichts Außergewöhnliches zu erkennen. In seinem Unterbewusstsein glaubte Aiden ein unterdrücktes Lachen wahrnehmen zu können, doch das hätte er sich genauso gut auch nur einbilden können. Recht behielt sein ungebetener Besucher dennoch – an Schlaf war gar nicht mehr zu denken. Stattdessen überschlugen sich seine Gedanken förmlich. Er sollte sterben. Warum? Was hatte er getan? Und warum sollte der Schatten das erledigen? Was verflucht noch mal war dieser Schatten überhaupt? Aiden wusste nur eins – er hatte Angst und er konnte mit niemandem sprechen. Keiner würde ihm glauben. Er glaubte ja selbst nicht, was hier passierte. „Man, du siehst ja noch beschissener aus, als gestern.“ Lukas starrte ihn ungläubig an und eine Spur von Sorge schlich sich in deinen Blick. „Hast du überhaupt geschlafen?“ Aiden winkte ab. „Albträume“, gab er müde zur Erklärung ab und das war nicht mal gelogen, auch wenn es eigentlich nur EIN – leider sehr realer – Albtraum war. Die ersten zwei Unterrichtsstunden kämpfte Aiden noch gegen die Müdigkeit an, in der dritten übermannte sie ihn schließlich. „Aiden Moore!“ Er schreckte hoch. „Langweile ich dich?“ Aiden musste einige Mlae blinzeln, bis seine Augen sich an das grelle Licht gewöhnten und den Blick auf seine Geschichtslehrerin ermöglichten, die bebend vor Zorn neben ihm stand und die Arme vor der Brust verschränkte. Aiden ließ die Standpauke geduldig über sich ergehen, ignorierte das Feixen seiner Mitschüler und vor allem das schadenfrohe Grinsen des Schattens, welches er ganz deutlich spüren konnte. Mühevoll quälte er sich durch die restlichen Unterrichtsstunden, wobei Lukas ihn zweimal wecken musste bevor der Lehrer etwas bemerkte. So führte sein erster Weg nach Ende der letzten Stunde zurück in sein Zimmer. Er warf die Tasche in die Ecke, zog die Schuhe aus und wusch sich das Gesicht. „Dir macht das Ganze wohl auch noch Spaß, was?“ Aiden hatte wütend klingen wollen, doch dazu war er einfach zu müde. „Ich weiß, dass du mich hören kannst. Komm wenigstens raus und antworte mir, Schatten!“ Doch nichts rührte sich. Seufzend bewegte er sich auf sein Bett zu und hielt mitten in der Bewegung inne. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder den Schatten auf seiner Bettkante sitzen. Resigniert steuerte er seinen Stuhl an, drehte die Lehne Richtung Bett und setzte sich rittlings auf die Sitzfläche. Die Arme auf der Rückenlehne verschränkt starrte er wartend die Bettkante an bis ihm die Augen irgendwann unfreiwillig zufielen. „Ja.“ Aiden schreckte erneut hoch. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er eingeschlafen war. „Was?“ Irritation mischte sich in seine Müdigkeit. „Ja“, wiederholte der Schatten. „Mir macht das Ganze tatsächlich Spaß“, beantwortete er die Frage, die Aiden zuvor im Bad gestellt hatte. Der Schatten hatte bewusst so lange mit seiner Antwort gewartet, bis ihm die Augen zugefallen waren. Im eingeschalteten Deckenlicht des Zimmers konnte Aiden seinen Quälgeist endlich genauer betrachten. Er saß tatsächlich an der gleichen Stelle auf dem Bett wie die Nacht zuvor, hatte die Beine übereinander geschlagen und stützte sich nach hinten mit den Händen ab. Schwarzes, langes Haar ging nahtlos in einen schwarzen Schatten über, der wie ein Umhang seine Schultern umhüllte und ihm sanft bis zu den Knöcheln um den Körper fiel. Bis auf sein Gesicht, den Hals und die Hände war alles in ein tiefes Schwarz gehüllt. Sein Körper schien aus fester Materie zu bestehen, jedoch verschmolz dieser mit dem Umhang, welcher wiederum tatsächlich nur aus Schatten oder instabilen Partikeln zu bestehen schien. Sanft wehte er um den schlanken Körper der blasen, rotäugigen Gestalt, welche so unwirklich in der gewohnten Umgebung seines Zimmers wirkte. Aiden riss den Blick von ihm los und konzentrierte sich auf das Wesentliche. „Warum soll ich sterben?“ Der Schatten seufzte „Du scheinst doch nicht so schnell zu lernen, wie ich dachte.“ Er entfaltete seine Beine, drehte sich im Sitzen um die eigene Achse und ließ sich auf Aidens Bett fallen, so dass er nun parallel zur Bettkante lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er tat das in einer einzigen fließenden Bewegung und ohne Aiden auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Seine Körperhaltung wirkte entspannt, die Augen des Schattens waren jedoch hellwach und lauernd. „Wie ich bereits sagte, interessiert mich weder das 'Wer' noch das 'Warum'.“ „Wenn du hier bist, um mich zu töten, warum bin ich dann noch nicht tot?“ „Weil das 'Wann' und 'Wie' ganz und gar meine Entscheidung ist.“ „Verdammt, kannst du dich nicht ein einziges Mal verständlich ausdrücken?“, fragte Aiden, der so langsam mit den Nerven am Ende war, und musste prompt die Konsequenzen dafür tragen. Er hatte nur geblinzelt, doch der Schatten lag plötzlich nicht mehr entspannt auf der Bettkante. Stattdessen spürte Aiden nun eine Hand, die grob seine Haare packte und seinen Kopf in den Nacken zog. An seiner Kehle konnte er die Schärfe einer Klinge fühlen, die die selbe Temperatur wie sein eigener Körper zu haben schien. „Das bedeutet, dass ich dir wenn mir danach ist die Kehle durchschneide. Vielleicht verschlinge ich auch einfach Stück für Stück deine Seele, bis nichts mehr von dir übrig ist außer einer leeren Hülle. Oder ich mache dir das Leben so zur Hölle, dass du deinem Leid von selbst ein Ende setzt.“ Der Atem des Schattens streifte Aidens Ohr, so nah war er ihm gekommen. „War dir das jetzt verständlich genug?“ Der Schatten ließ seine Worte einige Sekunden lang wirken, ehe er langsam den Griff um Aidens Haare lockerte. „Schatten“, sagte er belustigt, „ein reichlich einfallsloser Name. Wenn du mich unbedingt ansprechen musst, dann nenn' mich Reel.“ Und mit diesen Worten glitt seine Hand zu Aidens Schulter, wo er das gleiche Kunststück wie letzte Nacht mit seinem Arm vollzog und verschwand. Aiden klammerte sich noch eine gefühlte Ewigkeit an der Stuhllehne fest. Sein Körper war wie eingefroren und als er es endlich schaffte sich von der Lähmung zu befreien mit der Reel ihn belegt hatte, fühlten sich seine Finger völlig verkrampft an. In den nächsten Tagen meldete sich Reel kein einziges Mal zu Wort. Er tauchte auch nicht mehr auf, sobald Aiden einschlief und auch das hämische Lachen, dass er zuvor gelegentlich in seinem Unterbewusstsein zu hören glaubte, verstummte. Nur das ständige Gefühl beobachtet zu werden blieb. Doch auch ohne die nächtlichen Besuche schlief Aiden nur sehr wenig. Reels Schweigen war noch schlimmer als seine sarkastischen und bissigen Kommentare, denn die Ungewissheit zerrte zunehmend an Aidens Nerven. Knapp eine Woche war seit Reels letztem Besuch vergangen als Aiden beim Aufwachen wieder in die roten Augen blickte. Ratlos und konzentriert musterten sie ihn von der Bettkante aus. Unsicher was er tun sollte verharrte Aiden in der Bewegung. War es jetzt etwa so weit? Sollte er jetzt sterben? „Hast du dich für das 'Wann' entschieden?“ fragte Aiden vorsichtig, als der Schatten keine Anstalten machte etwas zu sagen oder sich zu bewegen. „Tatsächlich“, begann dieser nach einer kurzen Pause, „beschäftigt mich ausnahmsweise mal das 'Warum'. Normalerweise ist es mir egal, aber normalerweise ist es auch mehr als offensichtlich.“ „Heißt das, dass ich weiterleben darf?“ Schlagartig kehrte die Belustigung in Reels Gesicht zurück. „Sei nicht albern“, antwortete er, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen. „Du bist mit mir verflucht worden, also werde ich dich töten.“ Reel ließ seine Worte abermals wirken und betrachtete genießerisch, wie der kleine Funken Hoffnung in Aidens Augen erstickte. „Ich beobachte dich noch etwas und wenn mir das zu langweilig wird, denke ich mir eine schöne Möglichkeit aus dir das Leben zu nehmen“, endete er mit zuckersüßer Stimme und sah ihm dabei eindringlich in die Augen. Aiden spürte wie sich die schmalen Finger des Dämons plötzlich um seinem Hals legten und im nächsten Moment löste dieser sich wieder in schwarzen Rauch auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)