Find you! von Rizumu ([Wichtel OS-Sammlung 2019/2020]) ================================================================================ FW'19 ◊ »Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben« [Naruto] --------------------------------------------------------------- »Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben«   Serie: Naruto ◊ Pairing: Kakashi x Tenzou         Ein Blitz zog über den Himmel, gefolgt von einem lauten, kräftigen Donner. Doch es war nicht das Gewitter, dass Kakashi aus dem Schlaf aufschrecken ließ, sondern sein Alptraum. Sein linkes Auge pochte schmerzhaft, weswegen er seine Hand gegen dieses drückte. Er spürte es pochen, schmerzhaft. Sein Sharingan. Es war fast schon so, als wolle Obito ihm die Schuld für das geben, was mit dem Uchiha-Clan passiert war. Für das was dieser Itachi getan hatte. Hatten seine Alpträume etwa recht? War er schuld an dieser Tragödie? Hätte er es verhindern können, wenn er nur mehr auf Itachi geachtet hätte? Dieser Junge war sein Untergebener gewesen. Er hatte die Verantwortung für ihn. Kakashi hatte die eine wichtige Sache, die Obito ihm gelehrt hatte, missachtet: Diejenigen, die die Regeln missachten, sind das Letzte. Aber diejenigen, die ihre Kameraden verraten, sind das aller letzte. Stöhnend ließ sich Kakashi in sein Kissen zurückfallen, während ein erneuter Blitz sein Schlafraum erhellte. Er konnte alles erkennen. Zwar in Graustufen und undeutlich vor Müdigkeit, doch er konnte alles erkennen: Seine Uniform, die quer über den Boden verstreut lag und das schmutzige Geschirr auf dem kleinen, unordentlichen Tisch. Ja, er gab sich die Schuld daran, was Itachi vor zwei Wochen seiner Familie angetan hatte, weil er zu seinem Trupp gehört hatte. Sie waren so oft zusammen auf Mission gewesen und trotzdem hatte er nicht erkannt, was in ihm vor sich ging. Dabei kannte doch keiner die Dunkelheit, die in einem Menschen schlummern konnte besser als er selbst. Kakashi stieß ein erneuten Seufzer aus, der von einem lautem Donnergrollen verschluckt wurde. Er hatte seinen Dienst bei den ANBU aufgegeben. Vielen hat das nicht gefallen. Ganz vorne Danzou. Der dritte Hokage hatte ihn darum gebeten es sich noch einmal zu überlegen, denn die Spezialeinheit würde mit ihm einen talentierten Shinobi verlieren. Das war vor einer Woche. Als er heute noch einmal den Hokage besuchte, akzeptierte er seine Entscheidung. Da war nur noch einer, dem Kakashi das schonend beibringen musste: Tenzou. Tenzou war seit Anfang seiner Zeit bei den ANBU an seiner Seite und so etwas ähnliches wie sein Vertrauter gewesen. Er war, der erste seit dem Verlust seiner Kameraden, den er irgendwie als eine Art Freund betiteln würde. Wenn er denn in der Lage war, noch etwas ähnliches wie eine Freundschaft aufzubauen. Wegen ihm hatte Kakashi auch gezögert, mit seiner Entscheidung. Denn Tenzou - wenn das überhaupt sein richtiger Name war - war auf Danzous Befehl hin seiner Einheit beigetreten und gehörte den Ne an. Wenn Kakashi den ANBU den Rücken zukehrte, würden sie sich nie wieder begegnen. Aber sein Entschluss stand fest: Kakashi wollte dieser Dunkelheit um ihn herum entfliehen. Er wollte sich einer neuen Aufgabe widmen, welche auch immer das sein wuerde. Irgendetwas würde er schon finden. Aber erst einmal, musste er es Tenzou beibringen. Kakashi drehte sich zur Seite und schloss die Augen, während erneut ein Blitz über den Himmel zog und sein Zimmer kurz erleuchtete. Er verschloss seine Augen und verdrängte das kurze Licht um sich der Dunkelheit des Schlafes erneut zu übergeben.     ○ ● ○ ● ○ ● ○ ● ○     Kakashi schlug seinen Spinnt zu. Er war leer, genauso wie der Raum. Die anderen aus seiner Truppe waren schon an ihrem üblichen Trainingsplatz. Genauso wie Tenzou. Kurz hatte Kakashi überlegt, ob er sich zu ihnen gesellen sollte um sich von ihnen zu verabschieden, aber diese Idee hatte er gleich darauf wieder verworfen, denn er gehörte nicht mehr zu ihnen. Er durfte nicht wissen wer sie waren und er durfte auch nichts von ihren Missionen wissen. Aber Tenzou war bei ihnen. Kakashi war nicht in der Lage gewesen sich von ihm zu verabschieden. Wahrscheinlich hatte der Hokage das Team Ro gleich am Morgen zu sich gerufen und sie über Kakashis Entscheidung informiert. Es war wahrscheinlich, dass es ihnen verboten worden war, sich mit Kakashi zu treffen. Ein genervter Laut entfloh Kakashis Kehle und er fasste sich an die Stirn. Woher kamen diese kindischen Gedanken in seinem Kopf? Er war doch lang genug ein Teil dieser Einheit gewesen und ihm hätte der Ausmaß seiner Entscheidung klar sein sollen. Und trotzdem stand er hier und jammerte innerlich darüber, dass er sie nie wiedersehen würde? Er könnte sich für sich selbst schämen. Was kam noch? Wollte er zum Hokage gehen und darum betteln doch wieder dabei sein zu können? Kakashi wandte sich von seinem Platz ab, entschlossen sich von all dem zu lösen und es hinter sich zu lassen, wandte er sich dem Ausgang zu. Vor der Tür würden ANBU warten, die ihn zum Ausgang begleiten würden, als einen der kein Recht hatte hier zu sein. Doch ehe er Die Tür zum Ausgang öffnen konnte, blieb sein Blick am Spinnt von Itachi hängen. Er war offen, nicht so dass Kakashi hineinsehen konnte, aber wenn er hingehen würde, könnte er einen Blick hineinwerfen. Ehe er den Gedanken überhaupt ausdenken konnte, stand Kakashi schon vor eben diesem Spinnt und zog die Tür auf. Darin befand sich ... nichts. »Kakashi ... taichou«, er klang eine vertraute, tiefe Stimme, die den ehemaligen ANBU aus seinen Gedanken riss. Was auch immer dieser leere Spinnt in ihm auslöste. Natürlich hatte man ihn ausgeleert, ging es Kakashi durch den Kopf. »Ihr solltet nicht hier sein«, sagte die Stimme. Ein ANBU stand in der Tür. Er trug die Maske vor seinem Gesicht, so wie es die Vorschrift wollte und trotzdem erkannte Kakashi ihn, weil ihm seine Stimme so vertraut war. »Ich bin schon unterwegs«, erwiderte Kakashi abwesend und wandte seinen Blick von seinem ehemaligen Kameraden ab. »Ich finde den Weg schon alleine.« »Das weiß ich, Kakashi ... Taichou.« Kakashi war schon beim ersten Mal aufgefallen wie zögerlich Tenzou den eigentlich so gewohnten Titel aussprach. Es schien fast schon so, als wäre Tenzou selbst genauso hin und her gerissen, wie Kakashi bei seiner Entscheidung die ANBU zu verlassen. »Warum bist du dann hier«, fragte er. Er schob seine Hände in seine Hosentaschen. »Hast du die Hoffnung mich noch einmal überreden zu können? Willst du das ich bleibe?« Tenzou schwieg zunächst, dann schüttelte er leicht den Kopf. »Ich denke nicht, dass ich in der Position bin dir irgendetwas aus- oder einzureden.« »Hmm«, gab Kakashi nur von sich. »Oder bist du es, der sich von mir erhofft, aufgehalten zu werden?« Kopfschütteln war die Antwort. »Nein. Mein Entschluss steht fest. Die ANBU sind kein Ort mehr für mich. « Schweigen trat ein. Weder Tenzou, noch Kakashi wussten was sie darauf noch sagen sollten. Oder wollten. Zumindest der älteste wusste ganz genau, welche Worte er nicht aussprechen wollte: Seinen Abschied. Ihm war klar, wenn er diesen Raum und dieses Gebäude verlassen würde, dann würden sich ihre Wege trennen. Wahrscheinlich für eine sehr, sehr lange Zeit. Und ob sie sich dann wiedersehen würden, war ungewiss. »Hör mal«, sagte Kakashi und wand sich von Tenzou ab. Er sah seinen Spinnt an. Die Tür war zu, der Schlüssel steckte. Aber alles war besser als seinen Gegenüber anzusehen. Er wollte nicht in diese Maske sehen. »Das klingt vielleicht merkwürdig. Vor allem von mir … Aber ….« Kakashi blieben die Worte aus. Sein Kopf war wie leer gefegt. Er wusste nicht was er sagen sollte, oder warum er überhaupt zu sprechen angefangen hatte. Zurück blieb nur leere. Kein Wort, kein Antrieb. Und das Schlimme an all dem war: Er war im Zugzwang. Tenzou erwartete nun, dass er weiter sprach, weil er angefangen hatte. Das ganze war ihm so unsagbar peinlich. »Taichou … Ich muss zu meinem Dienst.« Tenzous Stimme war wie das Klingeln eines Weckers für Kakashi. Mit einem Mal war er wie aus seinem Schlaf gerissen und ihm war vollkommen klar, dass er sich nicht einfach von ihm verabschieden wollte. Nicht von ihm, der seit dem Krieg die erste Person war, die er als eine Art Freund bezeichnen würde. Nicht von Tenzou. Kakashi konnte die Geschwindigkeit seiner Bewegung nicht einmal selbst realisieren, oder gar wahrnehmen. Plötzlich stand er vor seinem bald ehemaligen Kameraden und blickte die weiße Maske an, hinter der versteckte Tenzou sein Gesicht, seine Identität. Dabei hatte Kakashi ihn schon mehrmals ohne eben diese gesehen. Ohne zögern, dafür aber mit leichtem Zittern, legte er die Hand auf die weiße Tiermaske und hob sie vorsichtig an. Kakashi rechnete damit, dass Tenzou ihn aufhalten würde, doch dieser stand nur da. Sagte kein Wort und tat nichts um ihn aufzuhalten. Er ließ Kakashi gewähren. Dabei war er doch im Dienst. Kakashi ließ die Hand mit der Maske sinken und blickte in Tenzous dunkle Augen. »Bist du dir sicher?« Fragend sah der Jüngere ihn an. »Sicher?« »Ob du bleiben willst.« Schweigen trat ein. Kakashi war sich sicher das Getrappel einer Maus hören zu können, so still war es im Raum. Aber vielleicht war es auch nichts anderes als seine Einbildung. Tenzou ließ den Kopf sinken. Nicht weit, nur wenige Millimeter, das bemerkte Kakashi, weil all seine Aufmerksamkeit auf dem ANBU lag. Aber er sagte nichts. Es war also wieder an ihm zu sprechen: »Du musst nicht bleiben.« »Taichou«, sagte der Andere in seiner gewohnt höflichen, aber distanzierten Stimmlage. Sein Gegenüber bemerkte gleich, dass ihm die Situation unangenehm war. Vielleicht weil er mit sich haderte? Vielleicht hatte Tenzou selbst Zweifel und wollte austreten? Doch seine Handbewegung ließ Kakashis naive Hoffnung wie Sand im Winde vergehen. Er spürte die Hand des Jüngeren auf der seinen, die die ANBU Maske hielt. »Ich kann nicht«, sagte er und etwas in Kakashi sagte »Ich kann nicht, bedeutete nicht, dass er nicht will«, doch er schwieg und ließ seinen Kameraden weiter sprechen: »Nicht einmal wenn ich wollte.« Kakashi schwieg, denn er war der letzte der um etwas betteln, oder flehen würde. Deswegen ließ er es auch zu, dass sich Tenzou seine ANBU Maske wieder zurück holte. Erst als dieser sich diese wieder aufsetzen wollte, hielt er ihn auf. »Dann, nur heute.« Er bekam lediglich einen fragenden Blick als Reaktion. »Nur heute. Ein letztes Mal.« Immer noch blickten ihn nur die dunklen Augen seines Freundes an. »Danach verabschieden wir uns voneinander und jeder geht seinen Weg. Als wäre nichts geschehen.« »Wovon redest du, Taichou?« Kakashi musste schmunzeln und ein belustigter Laut entfleuchte seinen Lippen. Es war eines der wenigen Augenblicke in denen er ihn aus der Fassung gesehen hatte. Sonst war Tenzou immer berechnet und kühl gewesen, doch nun war es zu amüsant ihn so zu sehen. Es machte ihn menschlicher Aber so sehr er diesen Moment auch genoss, da dies wohl ihre letzte Begegnung sein würde, musste er sie nutzen, ehe sie verstrichen war. Sein Körper handelte wie von alleine. Seine Bewegung geschah, als würde Kakashi nur als außenstehender zuschauen und beobachten, wie ein ihm Fremder, mit heruntergezogenen Gesichtsmaske, seinen Kameraden küsste und trotzdem spürte er alles so intensiv. Tenzous Lippen, die vor Unsicherheit bebten, bis sie verschwunden waren. »Kakashi-taichou«, sagte der Jüngere und klang dabei so ungewohnt unsicher. Es war nicht einmal so, als würde er ihn deswegen verurteilen. Tenzou schien lediglich verunsichert zu sein. Das erkannte Kakashi unter anderem an dem nervösen Blick zur Tür der Umkleide. »Nur heute«, sagte Kakashi und zog die Aufmerksamkeit des Anderen wieder auf sich selbst. »Ein letztes Mal.« »Ein letztes … Mal«, wiederholte Tenzou. Seine Lippen bebten erneut. »Das setzt voraus, das wir schon einmal ...« »Gerade eben«, sagte Kakashi mit einem amüsierten Grinsen und erntete dafür einen bösen Blick. Er legte seine Hand unter Tenzous Kinn und hob es an. Nur ein paar Millimeter, nichts sonderlich nennenswert, aber spürbar genug, für den Jüngeren. »Du machst dich über mich lustig«, sagte dieser nüchtern und klang wieder wie gewohnt. »Niemals«, stritt Kakashi ab. »Ich will mich nur gebührend verabschieden. Schließlich werden wir uns nie wieder sehen, befürchte ich.« »Ich-« Wie ungewohnt, dachte Kakashi. Das Tenzou einmal die Worte fehlen würde, hätte er nie gedacht. Verunsicherte ihn all das wirklich so sehr? Vor seinem geistigen Augen erschien Tenzous Bild, wie er ihn darum bat zu bleiben, nur trug er keine Maske, die sein Gesicht verdeckte, sondern blickte ihn mit seinen dunklen Augen flehend an. »Geh nicht! Bleib bei mir!«, sagte dieser Tenzou in seiner Vorstellung. Seine flehende Körperhaltung war ein so starker Kontrast, der Kakashi mit all seinen Emotionen überflutete, dass er nicht mehr aufhalten konnte, was folgte: Als er seinen Gegenüber gegen die Spinde hinter ihm drückte, konnte er die Geräusche des Metalls hören. Ebenso vernahm er das Aufprallen von Tenzous Maske auf dem kalten Boden. Doch all das blendete er aus und küsste ihn einfach. Dieses eine Mal. Er schmeckte den Abschied, genauso wie das Verlangen nach ihm und er wusste, wenn er zu weit ging, würde er es bereuen. Weil sie sich nie wieder sehen würden. Tenzou drückte ihn weg. Die Augen geschlossen, der Kopf gesenkt und die Lippen bebten leicht. »Es … Habe ich etwas … Falsches getan?«, fragte Kakashi. Wenn ja, bereute er es ihm zu nahe getreten zu sein, aber Tenzou geküsst zu haben, bereute er nicht. »Tchh«, gab sein Gegenüber von sich und blickte ihn wieder auf. Seine folgenden Worte sprach er vorwurfsvoll aus: »Du machst dich über mich lustig.« »Niemals.« »Doch.« Schweigen trat ein. »Es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich dachte nur … Ich wollte mich … Der Abschied fällt mir nur so schwer. Erstrecht von dir.« »Und dann denkst du dir, ist das die beste Möglichkeit?« »Ich wollte deine Lippen wenigstens einmal spüren«, sagte Kakashi und erst jetzt wurde ihm die Bedeutung seiner Worte klar. »Bevor wir uns nie wieder sehen.« Es war wieder ruhig und Tenzou senkte erneut den Kopf. Ihm viel der Abschied wirklich genauso schwer wie Kakashi. Zweifel machten sich in ihm breit. Hatte er doch eine falsche Entscheidung getroffen? Tenzou seufzte und riss Kakashi so aus seinen Gedanken. »Ich bin wirklich gekommen, um dich zu fragen, ob du wirklich gehen willst. Auch wenn ich nicht viel Hoffnung hatte, dich umstimmen zu können«, sagte Tenzou leise. »Ich will dich auch nicht zwingen zu bleiben.« Kakshi schüttelte den Kopf. »Dann komm mit mir.« »Nein«, sagte Tenzou bestimmt. »Ich bin ein Schatten, ich gehöre nicht ins Licht.« »Das ist doch Mist. Als wenn-« Tenzou hatte Kakashi eine Hand auf den Mund gedrückt und ihn so zum Schweigen gebracht. Er lächelte, was Kakashi nicht deuten konnte. War es Trauer, Spott, Zorn oder gar Wut, was er da sehen konnte? »Lass uns uns verabschieden«, sagte er leise. »Unter einer Bedingung.« Er ließ seine Hand sinken und gab Kakashi die Gelegenheit nachzufragen: »Eine Bedingung?« Tenzou nickte. »Wir sehen uns wieder, egal zu welchen Bedingungen, oder zu welchem Zweck und-« »Es ist nichts geschehen.« »Nein«, sagte der Jüngere und schüttelte den Kopf. Es sah so aus als würde er sich über den Älteren amüsieren. »Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben.« »Aufgehört-«, doch Kakashi kam nicht dazu seine Frage auszusprechen, als Tenzou seine Lippen auf die seinen legte. Er schmeckte die Sehnsucht, aber auch den Abschied in diesem Kuss, der für seinen Geschmack viel zu kurz dauerte. Als sie sich voneinander gelöst hatten, hob Tenzou seine ANBU-Maske auf, verbarg hinter ihr erneut sein Gesicht und ging an Kakashi vorbei. In der Tür blieb er stehen, drehte sich jedoch nicht noch einmal um und sagte: »Lebewohl, Kakashi-taichou«, dann verschwand er im dunklen Flur und ließ Kakashi allein zurück, der nichts anderes tun konnte, als ihm nach zu sehen. Er hörte Tenzou lediglich immer wieder »Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben« sagen. Wie ein Echo klangen seine Worte in ihm wieder.     ○ ● ○ ● ○ ● ○ ● ○     »Tsunade-sama«, sagte Kakashi. »Wer wird sich um Naruto und Sakura kümmern, während ich im Krankenhaus verweile?« Tsunade stand vor seinem Krankenbett, die Arme in die Hüfte gestemmt und immer noch sauer von der Standpauke, die sie ihm erteilt hatte. Sie holte tief Luft, als müsse sie sich von dem Schwall an Worten erholen. Kakashi war froh darüber, das sie nichts gehabt hatte, das sie nach ihm hätte werfen können. Den bei ihrem Wutausbruch, hätte sie es sicherlich getan. »Oh, ich habe da jemanden kompetentes gefunden. Er ist der perfekte Kandidat um sich, vor allem um Naruto, zu kümmern«, sagte sie mit Stolz in der Stimme. »Er ist einzigartig und du kennst ihn.« Kakashi wurde hellhörig. »Wen?« All diejenigen, die er kannte und in Frage kommen würden, hatten selbst Schüler und genug zu tun. Oder vergaß er da jemanden? »Du kennst ihn von deiner ANBU Zeit. Damals hast du ihn unter den Namen „Tenzou“ kennengelernt.« Kakashi erstarrte, wie vom Blitz getroffen. Er war immer davon ausgegangen, dass sie sich niemals wiedersehen würden und er war sich sicher, dass es Tenzaou genauso ging wie ihm. Und nach all den Jahren in denen er sich bemüht hatte, nicht an in zu denken, war ihm seine Bedingung für ihren Abschied nie aus dem Kopf gegangen und nachdem er Jahrelang versucht hatte sich nicht von ihnen beeinflussen zu lassen, hörte er seine Stimme so klar wie noch nie zu vor:   »Wir sehen uns wieder, egal zu welchen Bedingungen, oder zu welchem Zweck und wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben.« SW'19 ◊ »Würdest du mich bitte ansehen?« [Digimon Adventure Tri] ---------------------------------------------------------------- »Würdest du mich bitte ansehen?«   Serie: Digimon Adventures Tri ◊ Pairing: Tai x Matt           Matt saß auf der alten, durchgesessenen Bank im Proberaum seiner Band und stimmte seinen Bass. Er spielte die oberste Saite an und drehte an dem dazugehörigen Wirbel. Konzentriert lauschte er den kaum wahrnehmbaren Vibrationen, die die Saite des E-Basses erzeugte und stimmte sie vorsichtig höher. Nicht viel und dann stimmte der Ton. Während er das mit der nächsten Saite wiederholte, saß Gabumon vollkommen still und gebannt von seinem Partner auf einem Hocker auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Wenn man das Digimon so beobachtete, könnte man meines, das Stimmen eines Instrumentes wäre eine der spannendsten Tätigkeiten, die es gab. Für Gabumon war Matts Leben zumindest eben dieses: Spannend und aufregend. Selbst dann, wenn es nur im Proberaum saß und nichts machen konnte, außer still zu sein, zuzuhören und zu warten. »Hmmm«, Matt schien vollkommen in Gedanken zu sein und das Hier und Jetzt verlassen zu haben. Künstlern soll so etwas durchaus passieren, so von Zeit zu Zeit. Matt war da keine Ausnahme. Bis auf das leise Vibrieren der Saite war nichts zu hören und dann zerschnitt ein Laut die Stille. Es klang ähnlich wie ein Blitz, nur ohne das grelle Licht, aber genauso plötzlich erklang es und war wieder verschwunden. Das einzige was blieb, war Matts Fluchen. »Verdammt«, rief der Bassist und sprang von der Bank regelrecht hoch. Er stampfte mit den Beinen auf den Boden und begutachtete die gerissene Saite. »Verdammt, verdammt!« Im selben Augenblick war auch schon Gabumon an seiner Seite und sah ihn vollkommen unbeholfen an. Es wollte seinem Partner helfen, wusste aber nicht wie. »Oh Matt! Die Probe ist doch gleich!« Das Digimon sah fast schon panisch das Instrument an. Es schien in seinem Kopf zu rattern, während Matt voll mit seiner Wut beschäftigt war. Wie konnte es ihm nur passieren, dass ihm die Saite kurz vor der Probe riss? Wieso hatte er sich nicht darauf konzentriert, dass er zu hoch gestimmt hatte? Hoffentlich war mit dem Bass alles in Ordnung. »Warte«, sagte Gabumon und eilte zu Matts Instrumententasche. Es kramte darin rum und fand einen Saitenschneider, eine Saitenkurbel, diverse Plektren und Notenpapier. Bleistifte und Kugelschreiber, und wenige Sekunden später hielt es einen Satz Saiten in seinen Pfoten. Mit der Packung eilte es zurück zu seinem Partner. »Hier.« »Danke, Gabumon«, erwiderte Matt. »Aber leider fehlt bei dem Satz ausgerechnet diese eine Saite.« »Oh«, enttäuscht ließ Gabumon den Satz sinken, als wäre es seine Schuld gewesen, dass die Saite fehlte. »Naja«, sagte der Bassist und ging an seinem Partner vorbei zu seiner Instrumententasche. »Was hast du vor, Matt?«, fragte Gabumon und beobachtete ihn, wie er den Bass einpackte. »Du hast doch gleich Probe!« »Ja, aber mit nur drei Saiten funktioniert das nicht. Also muss ich neue kaufen.« Gabumon betrachtete den Satz Saiten in seinen Pfoten. Das, was Matt da sagte, war vollkommen logisch. Ohne Saiten keine Probe. »Okay!« Das Digimon eilte zu seinem Partner und hielt ihm die Packung entgegen. Gerade als Matt diese entgegengenommen hatte, wurde die Tür zum Proberaum geöffnet und ein blauhaariger, großgewachsener junger Mann kam herein. Reflexartig und fast schon panisch versteckte sich Gabumon hinter Matt, selbst wenn die Versteckmöglichkeiten in dem quadratischen Raum mangelhaft waren. »Ah, du bist es«, sagte Matt erleichtert. Seine Bandkollegen wussten von Gabumon und hatten mit der Zeit verstanden, dass nicht jedes Digimon bösartig war. Doch da die Mehrheit Angst vor ihnen hatte, waren Matt und die anderen Digiritter vorsichtig. »Sorry, aber ich muss los zum Music Store, neue Saiten kaufen.« »Ist dir schon wieder eine gerissen?« »Ja, gerade eben.« »Das passiert echt oft. Du solltest deinen Bass mal kontrollieren lassen. Vielleicht stimmt etwas mit der Sattelkerbung oder deinen Bünden nicht. Das war bei einer meiner ersten Gitarren so, schlechte Verarbeitung.« »Ich habe einfach nicht aufgepasst«, gestand Matt und schulterte seine Basstasche. »Auf jeden Fall kann ich ohne nicht spielen. Ich bin für heute weg.« »Jo … Übermorgen dann?« »Klar! Wir haben doch bald unser Konzert.« »Auf jeden Fall!« Matt und Gabumon verabschiedeten sich von ihm und verließen den Raum. Das Digimon hatte sich zur Tarnung eine Jacke übergezogen, so dass es wie ein Kind aussah und keiner es als Digimon erkannte. Manchmal erschien Matt diese Art von Tarnung für Gabumon lachhaft, aber was sollte er anderes tun? Schließlich war Gabumon nicht so klein wie Patamon und er war auch kein Mädchen, dass ein Plüschtier mit sich tragen konnte. Also blieb ihnen nichts anderes übrig. Die beiden verließen das Gebäude, in dem Matts Band ihren Proberaum gemietet hatte. Ein Gebäude, das sein Tagesgeschäft damit betrieb, Räume für alles Mögliche zu vermieten. Oft waren das eben Bands, oder Solisten, die einen Raum zum Üben brauchten, weil sie es in ihren regulären Wohnungen nicht konnten. Außerhalb war wunderschönstes Wetter. In dem Proberaum konnte er nicht hinaussehen, da sie einen der Räume ohne Fenster bekommen hatten, deswegen wurde Matt jedes Mal geblendet, sobald er das Gebäude verließ. Als erstes hielt Matt an und streckte sich, als würde die Sonne ihm neue Energie geben. Zumindest ordnete das Licht für ein paar Augenblicke seine Gedanken. Während Matt sich darauf konzentriert hatte, sein Instrument vorzubereiten, um sich noch ein paar Minuten einspielen zu können, hatte er sich so sehr auf seinen Bass fixiert, dass er es nicht mitbekommen hatte, wie seine Gedanken abgedriftet waren und sich statt mit dem Bass mit etwas vollkommen anderem beschäftigt hatten: Tai. Sein bester Freund, der all die Jahre nicht wusste, was er mit seinem Leben anstellen sollte und keine Ziele zu haben schien, hatte plötzlich einen Plan. Tai – der Chaot – wollte die Beziehung zwischen den Menschen und den Digimon verbessern. Tai der Chaot Yagami. Unwissentlich schüttelte Matt seinen Kopf und wurde von dem verwunderten Gabumon aus seinen Gedanken gerissen. »Gibt es etwas, das dich beschäftigt, Matt?« Es war ihm schon wieder passiert. Ohne es zu bemerken waren Matts Gedanken abgedriftet und er hatte alles um sich herum ausgeblendet. »Nein, nein«, wehrte er die Sorgen seines Partners ab. »Es ist alles in Ordnung.« »Ich kriege es mit, dass dich etwas beschäftigt.« »Danke Kumpel.« Matt schob seine Hände in die Jacke seiner Uniform und setzte sich in Bewegung. Er hatte keine Ahnung, warum ihn Tai plötzlich beschäftigte, und ob er bereit dafür war, davon zu erzählen und sich dies damit einzugestehen. Und erst recht nicht vor anderen. Das. War. Viel. Zu. Peinlich. »Es ist wirklich alles in Ordnung, und wenn es mal nicht so sein sollte, bist du der erste der es erfährt.« Gabumons Blick war eine Mischung aus vorwurfsvoll und erwartungsvoll. Er war merkwürdig. Natürlich merkte Gabumon, dass etwas nicht in Ordnung war, schließlich kannten sie sich dafür schon viel zu lange und hatten viel zu viel gemeinsam durchgestanden. Seinem Partnerdigimon konnte er so gut wie nichts vor machen. »Versprochen Gabumon. Als wenn ich dir etwas vormachen würde.« Es tat Matt weh, diese Worte auszusprechen, aber ihm blieb nichts anderes übrig, bis er wusste, was mit ihm los war. Matt ging vor und das Digimon tapste mit besorgter Miene hinter ihm her. Er achtete nur nicht darauf, da jede weitere Unterhaltung nichts Neues bringen würde. Er kannte den Weg zum Music Store, der ganz in der Nähe ihres Proberaums lag. Das war keine Absicht gewesen, sondern vollkommen zufällig und wurde von der jungen Band oft ausgenutzt. So wie Matt es jetzt ausnutzte, waren sie schon oft eben schnell losgelaufen um Ersatzteile zu besorgen. Saiten, Schlagzeugsticks, Schlagzeugfelle … Selbst einen Reparaturservice konnte man in Anspruch nehmen, jedoch hatte Matt den noch nie gebraucht. Auf der Außenseite des Geschäfts prangte ein Leuchtschild mit dem Namen „Music Store“ und die Schaufenster waren dekoriert mit Instrumenten und Zubehör. Man hatte Musiknoten und die verschiedenen Notenschlüssel ausgeschnitten und ins Fenster gehangen. „Musikanfänger“ war mit Fingerfarben von innen an die Scheibe gemalt worden und drum herum sah man so die typischen Instrumente, mit denen Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene das Musizieren lernten. Matt entschied sich, die Schaufensterdekoration zu ignorieren und das Geschäft zu betreten. Ein helles Glöckchen erklang zweimal. Einmal, als er eintrat und das zweite Mal, als er die Tür wieder zufallen ließ. Das Geschäft war nicht so modern, wie man es gewohnt war. Das erste, woran man es bemerkte, war die Geschäftstür, die nicht elektronisch war. Das Glöckchen erklang erneut, weil Gabumon hinter ihm eintrat. »Matt«, sagte das Digimon aufgeregt. »Was ist? Ist irgendetwas passiert?« Dabei war nicht so viel Zeit vergangen, bis Gabumon ihm in das Geschäft gefolgt war. »Tai und Agumon sind da!« »Tai?« »Ja, sie sind ganz zufällig vorbeigekommen. Tai kommt gerade von der „Paukerschule“ und sie haben uns gesehen. Wir haben die beiden schon so lang nicht mehr gesehen. War-« Matt blendete Gabumon aus, nicht gewollt und auch nicht bösartig, aber er konnte seinem Partner einfach nicht mehr folgen. Warum musste Tai ausgerechnet jetzt aufkreuzen? Das war ein Zufall, der ihm einfach zu zufällig war. »Warum jetzt … Warum ausgerechnet jetzt? Als wenn das alles miteinander zu tun hätte.« »Matt«, erklang Gabumons Stimme und riss ihn aus seinen Gedanken heraus. »Was?«, fragte Matt ungewollt gereizt. Das Digimon stutzte kurz, ließ sich dann aber nicht weiter beirren: »Wir könnten mit ihnen ein Stück mitlaufen, oder aber wir gehen irgendetwas zusammen machen. Oder?« »Hmm.« »Wir haben Tai und Agumon so lang nicht mehr gesehen.« »Seit Anfang des Jahres, als er zu Meiko gefahren war, um sie zu besuchen.« »Wir könnten mit ihnen Essen gehen. Nudeln, oder etwas anderes. Ich habe Hunger und wir haben schon lange nichts mehr gegessen«, plante Gabumon. »Tai könnte erzählen wie es Meiko und Meicoomon geht. Schließlich haben wir von ihnen auch lang nichts mehr gehört.« Innerlich zuckte Matt zusammen. Er konnte es sich nicht erklären, aber Gabumons Worte lösten irgendetwas in ihm aus, das ihn zwang sich so zu verhalten, wie er es tat: »Du kannst gerne mit Tai und Agumon mitgehen«, sagte er abweisend. »Wir treffen uns dann einfach wieder im Proberaum.« »Aber wolltest du die Probe nicht ausfallen lassen?« »Ich habe meine Meinung geändert.« Verwirrt sah Gabumon seinen Partner an. »Was ist los mit dir Matt? Irgendetwas scheint dich doch zu beschäftigen.« »Das ist doch egal. Nun los, geh schon.« Demonstrativ wandte sich Matt von seinem Digimon ab und widmete sich dem Ständer mit den Saitensätzen. Er nahm sich einen Satz und suchte dann den Kassierer auf. »Ich brauche noch aus dem Satz eine einzelne Saite ...« Gabumon konnte nichts anderes tun, als seinen Partner zu beobachten und sich zu fragen, was mit Matt los war. Da es das Gefühl hatte ihm in seinen Problemen gerade nicht helfen zu können, entschied sich das Digimon dazu, Matt tatsächlich alleine zu lassen und später wieder zurück zu kommen. Also ging es wieder aus dem Laden heraus. Das Glöckchen, das wegen Gabumon wieder ertönte, riss Matt aus dem Gespräch mit dem Verkäufer. Er drehte sich um und sah seinem Partner nach. »Gabumon?« Auch wenn er es ihm selber vorgeschlagen hatte, hatte er nicht daran geglaubt, dass Gabumon dem nachkommen würde. Matt hatte dennoch gehofft, dass es sich dafür entscheiden würde, bei ihm zu bleiben. Sein Partnerdigimon hatte beschlossen, ihm ein wenig Raum zu geben und die Chance, sich mit dem zu beschäftigen, was ihn da so einnahm. Es hatte so selten Matt so in Gedanken versunken gesehen, dass er alles um sich herum vergaß. Dass sein Partner nur nach Ausflüchten suchte, um sich nicht mit seinem Problem beschäftigen zu müssen war klar und Gabumon nahm es ihm auch nicht übel. Es vertraute darauf, dass Matt ihm alles erzählte, sobald er bereit dafür war. Solange würde es warten und erst einmal ein paar Stunden mit seinen Freunden Tai und Agumon verbringen. Die beiden warteten neben einem Brunnen. Tai saß auf der kleinen Mauer und Agumon beobachtete einen Wasserstrahl, der vor sich hinplätscherte. Es war der junge Mann, der Gabumon als erstes bemerkte und es begrüßte. Man konnte Tai anhören, dass er etwas verwirrt war: »Hey, Gabumon!« er winkte seinem Freund zu und stellte sogleich die wichtige Frage: »Wo ist Matt?« »Der ist beschäftigt«, erklärte Gabumon. »Hat gleich noch Bandprobe.« »Und da willst du ihm nicht zuhören?«, fragte Agumon, das auf seinen Freund zugelaufen kam. »Sonst willst du es auf keinen Fall verpassen, wenn er Musik macht.« Gabumon zuckte mit den Armen. Es stimmte, sonst war es nie von Matts Seite zu kriegen. Dass es seine Musik liebte, war kein Geheimnis. »Ja, aber ich habe euch schon so lange nicht mehr gesehen.« Diesmal war es Tai, der mit den Schultern zuckte. »Ja … Seit dem Streit … Weil … Als...« »Wie war es bei Meiko? Ihr habt sie doch besucht«, wollte Gabumon wissen. Es lächelte. Gabumon war damals bei dem Streit der beiden Sturköpfe dabei gewesen. »Ja … Ähm … Nett«, sagte Tai zunächst zögernd. Er kratzte sich etwas verlegen an der Wange. »Es geht ihr gut, sie vermisst uns alle.« »Das freut mich.« »Sie plant schon ihren Urlaub hier!«, berichtete Agumon stolz. »Wann kommt sie denn?«, wollte Gabumon wissen. »Weiß ich nicht. Wir sollten Mimi und Palmon fragen, die wissen sicher mehr.« Gabumon verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Hat jemand von den beiden in den letzten Tagen was gehört?« »Ich glaube, sie wollte selber Meiko besuchen«, sagte Tai und wirkte abwesend. »Sag Gabumon … Wie geht es Matt?« Gabumon entging es nicht, dass sein Freund versuchte, beiläufig zu klingen. Als wäre es nur eine Nebensache. Jedoch sprach seine Körperhaltung Bände: Sie war angespannt und verriet jedem, der offen empfänglich für die Sprache des Körpers war, dass es Tai wichtig war, zu erfahren, wie es Matt ging. »Es geht ihm gut … Denke ich.« »Denkst du?«, fragte Tai. Seine Stimme war voll von Besorgnis. »Wieso denkst du? Du musst es doch wissen, Gabumon. Wer, wenn nicht du?« Das Digimon wich den Blicken, die auf ihm lagen, aus. Es war ihm unangenehm und das Gefühl, seinen Partner im Stich gelassen zu haben, beschlich es. »Ich weiß es nicht… Er war heute so … Abwesend … So kenne ich ihn gar nicht.« »Das ist … Gar nicht mal so unüblich. Matt ist schon immer der eher ruhige Typ gewesen. Impulsiv, aber er hat immer nachgedacht und alles … Also das Gegenteil von mir.« »Diesmal ist es etwas anderes. Ich befürchte, er zerbricht sich über irgendetwas ganz schrecklich den Kopf. Matt war noch nie so abwesend, dass ihm beim Stimmen seines Basses eine Saite gerissen ist.« Tai und Agumon sahen sich verwirrt an. Das war durchaus etwas ganz Ungewöhnliches für Matt, bei dem seine Musik an erster Stelle stand. »Wirklich?«, hakte Tai nach. »Ja.« Stille trat ein und nur das Plätschern des Baches war zu hören. Gabumon erinnerte sich an den Streit von Tai und Matt, kurz vor der Reise zu Meiko. Matt war dagegen gewesen und aus irgendwelchen Gründen, die Gabumon noch heute nicht verstehen konnte, hatte Matt den Anderen vor eine Wahl gestellt: Sie, oder er. Bis heute hatte sich Gabumon nicht getraut, seinen Partner nach den Gründen für den Streit zu fragen, weil es nicht einmal sicher war, ob Matt wusste, dass Gabumon alles mitangehört hatte. »Vielleicht bringt es ja etwas, wenn du mit ihm sprichst, Tai. Vielleicht bringt das ja etwas.« Tai lachte merkwürdig verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. »Ich denke nicht, dass es eine gute Idee wäre.« »Na komm schon, Tai«, munterte Agumon seinen Partner auf. »Als guter Freund solltest du dich auch um deinen Freund kümmern!« Tai beugte sich zu seinem Partnerdigimon hinunter wie zu einem kleinen Kind und sah es an, als hätte Agumon gerade vorgeschlagen, die Welt zu bereisen und zwar in einer Seifenkiste. »Bist du verrückt?« Agumon zuckte zurück und konnte die ganze Situation nur schwerlich verstehen: »Was? Ich will doch nur helfen!« »Ich bin sicherlich der Letzte, den Matt überhaupt sehen will, egal was gerade mit ihm los ist.« »Warum?«, fragte Gabumon und klang so ungewohnt ernst. Tai und Agumon blickten synchron zu ihrem Freund herüber. Genauso ernst wie sein Tonfall klang, war auch sein Blick. »Wie?«, wollte Tai wissen. »Warum denkst du, dass Matt dich auf keinen Fall sehen will.« Es war eine Frage und gleichzeitig auch nicht. Es war dem Digimon ernst und mit Sicherheit würde es auch nicht lockerlassen, ehe Tai nicht erklärt hatte, was er damit meinte. »Du … Ich ...«, erneut kratzte er sich an der Wange. »Wie soll ich das erklären?« Stille trat ein. Gabumon wartete, genauso wie Agumon, und Tai hoffte, dass er die Situation totschweigen konnte. Oder aber, vielleicht gelang es ihm ja auch, das Thema zu wechseln, ohne dass ihm jemand böse sein würde? Nur wie? Tai dachte an Agumon und hatte auch gleich eine Idee: »Wie wäre es? Ich lade euch zum Eis Essen ein. Es ist viel zu heiß und außerdem können wir hier nicht die ganze Zeit herumstehen.« »Oh ja!«, rief Agumon begeistert. Das Digimon war mit Essbarem immer abzulenken. »Nein!« Tai zuckte bei der ungewohnt strengen Stimme Gabumons zusammen. Es schien sich nicht mit etwas anderem befassen zu wollen, ehe es nicht seine Antwort bekommen hatte. »Weißt du«, Tai überlegte, aber es fiel ihm nichts ein, wie er sich aus dieser Situation befreien könnte, ohne das Digimon vor den Kopf zu stoßen. »Ich weiß nicht, ob du nicht lieber Ma-« Als Tai in die Augen des Digimon blickte, brach er seinen Satz ab, seufzte und setzte sich auf den Rand des Brunnens. Ein Windstoß kam auf und trug Wassertropfen der Fontäne zu ihm. »Ich weiß nicht, ob Matt dir von unserem Streit erzählt hat?« Gabumon schüttelte den Kopf. Es befürchtete jedoch, dass Tai ihm nichts erzählen würde, wenn er nicht gestand, dass es im Bilde war: »Aber ich habe es mitbekommen.« Tai war alleine zum Proberaum gekommen, in dem Matt und sein Partner sich aufgehalten hatten. Die Jungs hatten Gabumon zwar hinausgeschickt, aber gehört hatte es sie trotzdem. »Du hast es mitbekommen?« »Ihr wart nicht gerade leise.« Tai seufzte. »Gut … Da kann ich nichts gegen sagen.« »Warum habt ihr euch gestritten?«, wollte Agumon wissen. »Schon gut, ich erkläre es ja schon.« Tai seufzte. »Im Grunde liegt der Grund schon viel länger zurück.« »Wie lang?«, fragte Gabumon. Er klang nicht so aufdringlich wie Agumon es sein konnte, jedoch wollte es die Geschichte mit Sicherheit genauso dringend erfahren, wie Tais Partner. »Bevor das alles mit Meicoomon angefangen hat.« Tai biss sich auf die Unterlippe und dann kratzte er all seinen Mut zusammen, um sich den ganzen Streit von der Seele zu reden.   Es war ein Sommertag vor einem Jahr gewesen, als Tai seinen Freund in seinem Proberaum besucht hatte. Matt war zu der Zeit vollkommen mit den Proben für ein Konzert beschäftigt gewesen und man hatte ihn kaum außerhalb des Proberaums, oder ohne seinen Bass, angetroffen. Deswegen war Tai auch zu ihm gegangen, um mit seinem Freund zu sprechen. Über ein Thema, dem sie andauernd ausgewichen waren und das sie nur schweigend mit sich selbst ausdiskutiert hatten: Ihre Gefühle zueinander. Andauernd hatten sie um den heißen Brei herumgeredet und keiner hatte ehrliche Worte gefunden. Weder Tai noch Matt waren ehrlich zu dem jeweils anderen und mit der Zeit hatte sich bei beiden der Frust aufgestaut, sodass sie sich – mal wieder – miteinander stritten. Ein Wort traf das andere und am Ende war es der impulsive Matt, der zuschlug. »Verdammt, Matt, was soll das?«, konterte Tai, nachdem er seinem Freund ebenfalls eine verpasst hatte. »Was das soll? Was das soll?!«, wollte Matt wissen. »Frag dich das mal selber!« »Aber du? Du bist doch selber nicht einmal ehrlich zu dir, oder irgendjemandem!« »Wozu soll ich bitte ehrlich sein?« Tai schüttelte verständnislos den Kopf. Er wusste nicht, ob er wütend oder enttäuscht sein sollte. »Wir sollten einfach mal ehrlich zueinander sein. Vielleicht hilft uns das ja mal.« »Ich wüsste nicht, wie ich noch ehrlicher zu dir sein sollte, als ich es eh schon bin.« Matt wandte Tai seinen Rücken zu und beschäftigte sich mit seinem Bass. Es war offensichtlich, dass er damit das Thema abwürgen und seinen Freund ignorieren wollte. Es gelang ihm auch. Mit einem genervten Ton sah Tai ein, dass er nicht weiterkommen würde und verabschiedete sich von Matt. Danach hatten sie sich nur spärlich wiedergesehen, auch wenn sie die gleiche Schule besuchten, und erst als „Die Sache“ mit Meicoomon begonnen hatte, hatten sie wieder viel Kontakt miteinander gehabt.   »Und als ich dann angekündigt habe, dass ich Meiko besuchen würde, ist es wieder eskaliert. Ich habe keine Ahnung, was genau in ihm vorging, aber es schien so, als hätte Matt etwas dagegen gehabt, nur dass er es nicht hatte sagen können.« Gabumon erinnerte sich wieder daran, dass sein Partner ihren Freund vor eine Wahl gestellt hatte: Sie, oder ich. »Ich denke, dass weder er, noch ich ehrlich zu uns selbst sind. Jeder hofft, dass der andere den ersten Schritt macht und so lange deuten wir nur an, was in uns vor sich geht.« »Nanu, Tai«, gab Agumon von sich und machte so auf sich aufmerksam. »So erwachsen kenne ich dich ja gar nicht.« »So erwachsen kennst du mich nicht? Was soll das denn bitte heißen?!« Dass sich Tai und Agumon anfingen zu streiten, blendete Gabumon vollkommen aus. Es war vollkommen in seinen eigenen Gedanken gefangen, um die Situation zu verstehen. Und dann viel es ihm wie Schuppen von den Augen. Matt. »Geh zu ihm, Tai!« »Wie?« Verwundert wandten sich Tai und Agumon Gabumon zu. »Ich bin mir sicher, dass es etwas bringt, wenn du mit ihm redest, und du der Grund bist, warum er so abwesend ist.« »Jetzt bin ich etwa schuld?« »Nein nein«, wehrte sich Gabumon vor Tais impulsivem Gefühlsausbruch. »Aber du bist sicher der Grund, warum er so abwesend ist. Deswegen solltest du zu ihm gehen und ihn konfrontieren, mit allem!« Tai stutzte und wartete darauf, dass das Digimon weitersprach und sich genauer erklärte, doch Gabumon sah ihn lediglich eindringlich an. »Ich denke nicht, dass er mich sehen will«, erneut kratzte sich Tai an der Wange. »Er schien ziemlich wütend auf mich gewesen zu sein.« Gabumon schüttelte den Kopf, dann nahm es Tais Hand und zog ihn mit sich. »Jetzt komm, er ist sicherlich wieder im Proberaum mit sich selber beschäftigt. Ich bring dich hin.« Tai versuchte sich gegen Gabumon zu wehren, doch er schaffte es nicht und wurde von dem Digimon mitgezogen. Es führte ihn den Weg bis hin zu dem Gebäude, in dem Matts Proberaum lag und ließ ihn auch erst da wieder los. Aus dem Raum klang dumpf die Musik der Band. »Sie sind beschäftigt. Ich gehe lieber«, sagte Tai und wollte gehen, doch Gabumon öffnete einfach die Tür zum Raum. Gleich darauf hörte die Musik auf und Tai konnte Stimmen hören. »Matt, ich hab hier jemanden mitgebracht, kommst du eben raus?« »Jemand? Wen hast du denn da angeschleppt?« Kurz darauf trat Matt auf den Flur hinaus und sah von Gabumon zu Tai und sofort verfinsterte sich seine Miene. »Was willst du hier?«, fragte er abweisend. »Ich … Gabumon dachte, wir sollten uns mal wiedersehen und was zusammen unternehmen.« Matt sah zu seinem Partnerdigimon. »Ich habe keine Zeit«, brummte er und drehte sich um, um wieder in dem Proberaum zu verschwinden. »Matt!« Tatsächlich hielt Matt inne, als Tai ihn rief, er drehte sich jedoch nicht zu seinem Freund um. Er sagte auch nichts. »Bitte, nur kurz«, bat Tai ihn. Er wartete kurz, ob Matt irgendwie reagierte, doch sein Freund blieb still. Also holte Tai tief Luft und forderte in Gedanken, dass er all seinen Mut zusammennehmen sollte und dass er verdammt nochmal den Anfang machen sollte, um endlich einmal aus diesem Kreislauf des Streits ausbrechen zu können. Er holte einmal tief Luft und sah Matt – der ihm immer noch den Rücken zugewandt hatte – ernst an. Jetzt. Er durfte nicht zögern, nicht solange er noch den Mut besaß. Wenn er die Chance nicht nutzte, würde sie wahrscheinlich nie wiederkommen. »Ich will mit dir reden.« »Dann mach.« »Würdest du mich bitte ansehen?« Matt reagierte nicht sofort und Tai zweifelte auch daran, dass er seiner Bitte nachkommen würde und gerade als er es aufgeben wollte zu warten, drehte sich Matt zu ihm um. Tai nickte dankend und raffte dann all seinen noch verbliebenen Mut zusammen: »Das, was ich dir eigentlich schon ewig hätte sagen sollen«, fing er an, holte noch einmal tief Luft und brachte die Worte über seine Lippen: »Ich liebe dich, du Idiot.« WW'19 ◊ »Für immer ab jetzt« [Naruto] ------------------------------------- »Für immer ab jetzt«​   Serie: Naruto ◊ Pairing: Sasuke x Hinata ◊ Alternatives Universum        Hinata war getrieben von ihren Emotionen Wut und Angst. Sie trat selbstsicher einen Schritt vor den anderen ohne dabei ihre Umgebung zu realisieren. Mit einem entschlossenem Tunnelblick ging sie gerade aus. Vor ihm blieb sie stehen. Er sagte etwas, doch Hinata hörte ihn nicht. Fast wie an einem Faden gezogen, überwand sie den zwischen ihnen bestehenden Größenunterschied und küsste ihn. Ganz egal was all die anderen um sie herum dachten.       Und die Zeit steht still ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・       Hinata serviertem Blick den Tee, während die vier Männer, ihr Onkel Hizashi, ihr Vater und zwei Unbekannte, weitersprachen, so als wäre sie nicht da. Das Mädchen hörte auch nicht die Worte die gewechselt wurden. Sie blendete die Stimmen einfach aus und bemühte sich in ihrem ruhigen Tempo so schnell sie konnte, den Raum wieder zu verlassen. Mit vor Demut gesenktem Kopf erhob Hinata sich wieder, verneigte sich zum Abschied – auch wenn sie wusste, dass keiner der vier Männer sie wahr nahm – und verließ wieder den Raum. Sie schob die Tür hinter sich zu und konnte mit einem Blick über die Schulter nur noch gedämpfte Stimmen und Schemen wahrnehmen und dann ging sie zurück in die Küche, wo ihre Mutter dabei war das Geschirr abzuspülen. Die Familie Hyuuga war eine alte und traditionsreiche Familie. Sie gehörten zwar nicht zur Gründerfamilie von Konoha, jedoch lebten sie schon so lange hier, dass sie hoch angesehen waren. Trotzdem dass sie einiges an Hauspersonal besaßen, bestand ihre Mutter, die Arbeit in der Küche großteils selbst zu verrichten. Sie holte sich die Hausmädchen nur dann dazu, wenn sie zu viel zu tun hatte. Ab und an halfen aber auch ihre beiden Töchter Hinata und die jüngere Hanabi aus. Seitdem Hinata in der Lage war ein voll gestelltes Tablett zu halten, war es ihre Aufgabe bei wichtigen Gästen den Tee zu servieren. Dafür hatte sie den strengen Unterricht ihrer Mutter bestehen müssen. »Hinata, Hanabi«, sagte ihre Mutter, ohne von ihrer Arbeit aufzuschauen. Sie sprach stets freundlich aber auch streng zu ihren Töchtern. Sie besaß dieses Talent zur liebevollen Strenge, so dass ihre Töchter ihnen niemals etwas übel nehmen konnten. »Bringt jetzt Tee zu Neji-kun.« Hinata sah zum Tisch, an dem Hanabi bisher mit ihren Stiften gemalt hatte. Auf ihm standen zwei Tabletts. Eines mit der Teekanne und das andere mit zwei Tassen beladen. Ihre kleine Schwester war sofort aufgesprungen und glücklich darüber, dass auch sie helfen und wie ihre große Schwester den Hyuuga-Clan zu repräsentieren. Sofort griff Hanabi nach dem Tablett mit der schweren Teekanne und wollte es anheben, doch gleich darauf ertönte die Stimme ihrer Mutter: »Hanabi, ich denke du solltest lieber das leichtere Tablett nehmen.« Sanft entzog sie ihrer Jüngsten das schwere Tablett und führte das enttäuschte Mädchen zu dem daneben stehenden Tablett mit den beiden Tassen. »Aber Oka-sama, ich kann das schon«, protestierte Habanbi. »Natürlich, natürlich«, die Frau lächelte. »Aber du sollst doch vor gehen. Als erstes werden immerhin die Tassen auf den Tisch gestellt.« Hanabis zuvor noch enttäuschten Augen hellten sich auf und es war fast schon so, als würden sie funkeln. Quasi als „erste Tochter“ den Raum zu betreten, war für die zweitgeborene Tochter wie ein Ritterschlag. »Darf ich auch einschenken?« Auch wenn Hanabi ihre große Schwester, mit ebenso großen Augen ansah, schüttelte Hinata den Kopf: »Die Kanne ist schwer. Lass mich das lieber noch machen.« Die Wangen des jüngeren Mädchen blähten sich enttäuscht und trotzig auf und sie ließ ihre Schultern hängen. »Wenn du größer bist«, tröstete Hinata ihre Schwester und nahm das Tablett mit der Teekanne. »Komm. Wir sollten Neji-Nii-san nicht warten lassen.« Es dauerte ein paar wenige Sekunden bis Hanabi sich dazu durchringen konnte das Tablett mit den Tassen hoch zunehmen. »Denk daran Hanabi«, sagte ihre Mutter, als die Mädchen die Küche verlassen wollten. »Du musst vorgehen und die Tür öffnen. Denk an deine Anmut. So wie wir es geübt haben.« »Ja Oka-sama!«, antwortete Hanabi mit einer Mischung aus genervt sein und Vorfreude. »Wo sitzt Neji-Niisan?«, wollte das Mädchen von ihrer großen Schwester wissen. »Er befindet sich in Oto-samas kleinen Besuchszimmer.« Den restlichen Weg schwiegen sie. Sie gingen den kurzen Weg über die Veranda hin bis zu dem kleinem Raum. Es war leise darin und die Schemen der beiden Personen darin saßen ruhig an dem kleinen, runden Tisch. Hanabi zog mit Begeisterung und Aufregung die Tür auf und ging hinein. Das kleine Mädchen verneigte sich vor den beiden Gästen, die die beiden Neuankömmlinge nicht wirklich beachteten. Der Fremde saß mit seinem Rücken zu ihnen und regte sich kein Stück. Lediglich ihr Cousin Neji nickte kurz in ihre Richtung, ehe er wieder den Gast mit seinem Blick fast schon festzunageln. Hinata konnte die Anspannung im Raum förmlich spüren. Während Hanabi ihr Tablett auf dem Tisch abstellte, schloss Hinata hinter sich die Tür wieder zu und ging dann zum dem Tisch um den beiden Jungen Tee einzuschenken. Der Fremde machte auch zu diesem Zeitpunkt keine Anstalten sie anzusehen. Er hatte schwarzes, kurzes Haar, dass nach hinten hin Abstand und schien in Hinatas Alter zu sein. Neji war etwas älter als Hinata und starr auf ihren Gast fixiert. Es schien fast schon so, als handelte es sich bei dem Jungen um einen verurteilten Schwerverbrecher. Dabei handelte es sich nur um den Sohn eines sogenannten „Geschäftspartners“ ihres Vaters. Hinata versuchte zwar, soweit sie es in ihrer Position konnte, sich aus den Geschäften ihrer Familie herauszuhalten, jedoch war sie aufgeklärt genug mit ihren 12 Jahren, dass sie die Arbeit ihres Vaters beim Namen nennen konnte. Es handelte sich hier um einen Treffen zwischen Untergrundbossen und sein Gast hatte seinen Sohn zu diesem mitgebracht. Um ihn nicht unbewacht in dem Haus der Hyuuga sitzen zu lassen, hatte man Neji damit beauftragt den fremden Jungen im Auge zu haben. »Können wir euch noch etwas bringen?«, wollte Hanabi wissen. Sie war die einzige ihm Hause Hyuuga, die noch nicht in die Geschäfte ihrer Familie eingeweiht wurde. Es war einfach noch nicht die Zeit dafür. »Nein, Hinabi-Sama«, antwortete Neji kurz, schenkte dem Mädchen jedoch ein kurzes Lächeln, ehe er sich wieder dem Fremden widmete. »Wir haben alles. Vielen Dank.« Zufrieden nützlich gewesen zu sein, sprang Hanabi auf, nahm ihr Tablett, verneigte sich überschwänglich vor den beiden Jungen und eilte zur Tür. Schwungvoll wurde sie von dem Mädchen aufgezogen und sie eilte hinaus. »Ihr solltet nun auch gehen, Hinata-sama«, sagte Neji nun streng an Hinata gerichtet. »Das ist keine Situation der ihr beiwohnen solltet.« »Aber Neji-Nii-san«, wollte sie ihm entgegnen, doch eine Regung des Besuchers zog ihre volle Aufmerksamkeit auf sich: Für einen kurzen Augenblick konnte sie sein Gesicht sehen. »Ihr solltet nun wirklich gehen Hinata-sama. Danke für den Tee.« »Ja, ich werde mich wieder zurückziehen«, murmelte Hinata, die ihren Blick nicht von dem Gast nehmen konnte. Sie verneigte sich vor den beiden und verließ dann Zimmer. Langsam schob sie die Tür wieder zu um nicht zu viel Krach zu verursachen und blieb vor der verschlossenen Tür noch ein paar wenige Augenblicke stehen. Sasuke. Es war Sasuke Uchiha der dort bei Neji saß. Das bedeutete, dass ihr Vater sich mit dem Oberhaupt des Uchiha-Clans traf. Einer der Familien, die quasi auf der „Feindes“-Liste ihres Vaters stand. Sie konnte sich an Clansitzungen erinnern, in denen er noch wütend über die Uchiha geschimpft und verkündet hatte, das er niemals mit ihnen zusammenarbeiten würde. Da Vertreter des Uchiha-Clans aber nun dennoch bei ihnen war, musste sich dieses Treffen um etwas großes handeln. Sie war gespannt auf das, was ihr Vater zu berichten hatte, wenn sich die Familie erneut zusammentraf und Hinata war sich sicher, dass eine Versammlung nicht lange auf sich warten lassen würde. Aber als erstes würde sie am nächsten Tag auf Sasuke Uchiha in der Schule treffen. Ob er sich bewusst war, dass sich sein Vater mit dem ihren traf? Das er sich in ihrem Haus aufhielt?       Nichts ist geplant, nichts ist gewollt. Ein Schlag mit Hunderttausend Volt. ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・       »Hinata-chan? Hast du die Mathehausaufgaben? Ich möchte sie mit meinen vergleichen. Die waren diesmal gar nicht so einfach.« Hinata nickte und reichte ihrer Mitschülerin ihr Heft. »Die waren diesmal wirklich schwer«, gestand sie dabei. »Hyuuga«, ertönte eine strenge Stimme und das Mädchen, dass sie um ihre Hausaufgaben gebeten hatte, verschwand aufgeschreckt zurück auf ihren Platz. Sasuke Uchiha stand kurz darauf vor ihrem Tisch. Er sah auf sie hinab und wirkte düster und bedrohlich. Sasuke war nicht dafür bekannt aufgeschlossen und Kontaktfreudig zu sein, aber sein derzeitiges Auftreten war um einiges bedrohlicher als sonst und Hinata ahnte woher der Wind wehte. »Sa-sa-«, stammte sie schüchtern. »Uchiha-kun.« »Komm mit«, sagte er lediglich. Er nickte nur Richtung Tür und ging dann in eben diese Richtung, ohne auf Hinata zu warten. Auch wenn sie Zweifel hatte ihm zu folgen, konnte sie nicht anders als ihm nachzufolgen. Mit ihrem Vater hatte sie noch nicht wegen des Treffens gesprochen, also würde sie vielleicht etwas von ihm erfahren können. Sasuke wartete auf dem Flur auf sie. Als sie das Klassenzimmer verlassen hatte, setzte er sich wieder in Bewegung und führte sie bis hin auf das Schuldach. Hier hielt sich keiner auf, da sie nur eine kurze Pause zwischen den Stunden hatten und die Lehrer nicht so lange des Unterrichts fern blieben. Hinata hatte noch nie das Schuldach so leer gesehen, wobei sie es im Winter nicht wirklich verwunderlich fand. Der Winterdienst wurde hier nicht wirklich konstant ausgeübt und allzu oft war die Tür zum Schuldach abgeschlossen, sodass sie gar keinen Zugang hatten. Er stellte sich an den zwei Meter hohen Zaun am Rand des Daches und schaute auf den Schulhof hinunter. Bis vor einer halben Stunde hatte es noch geschneit, weswegen das Dach voll mit Schnee war und unten auf dem Schulgelände war der Hausmeister dabei die Wege freizuschaufeln. Hinata ging deswegen auch nicht weit auf Sasuke zu, sondern blieb unter dem Vordach des Eingangbereichs stehen, wo kein Schnee lag. Es war kalt und sie wünschte sich, dass sie eine Jacke mitgenommen hätte. »Wa-warum willst du mich sp-sprechen?«, fragte Hinata unsicher und schlang ihre Arme um ihren Oberkörper, als eine kalte Windböe sie streifte. »Wegen gestern?« »Weißt du warum Mein Vater zu euch ging, Hyuuga?« Es war ihr schon beim ersten Mal aufgefallen, wie abweisend er ihren Familiennamen aussprach. Die Abneigung die ihr Vater dem Uchiha-Clan entgegenbrachte, beruhte also auf Gegenseitigkeit. Sie wusste nur nicht wo der Ursprung dieses Hasses lag. Hinata schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Warum sollte man der Hyuuga-Prinzessin auch etwas solches verraten?«, sagte er voller Spott, ehe er mit ernster Stimme weitersprach: »Der Uchiha-Clan plant einen Krieg anzuzetteln.« Panisch schlug Hinata die Hände vor den Mund und sie meinte einen erschrockenen Laut gehört zu haben. Sie wusste von der Macht die ihrem Vater innewohnte. Politiker, Amtsträger, Anwälte, Richter … Sie alle hatte er in der Hand und der Uchiha-Clan war eine viel mächtigere Familie in Konoha, da sie zu den Gründern zählten. Sie hatten die alleinige Macht über die Polizei … Ihre eigene Untergrundmacht war um einiges Größer als die der Hyuuga Familie. Wenn diese sich zusammen tun würden, dann- Hinata wollte gar nicht darüber nachdenken. Aber, würde ihr Vater sich dem Uchiha-Clan anschließen? War Hiashi Hyuuga so Machthungrig? Sasuke schüttelte den Kopf. »Ja, mein Vater war da um deinen Vater zur Unterstützung zu bewegen, jedoch denke ich nicht, dass er Erfolg hatte.« Hinata war erleichtert darüber das zu hören. Jedoch kam ihr etwas ganz anderes in den Sinn: Wenn ihr Vater sich den Uchiha nicht anschließen würde, dann würde er sich gegen sie stellen, allein schon da er von ihren Absichten wusste. »Ich sehe, deine Gedanken müssen die richtigen Wege eingeschlagen haben«, sagte Sasuke und riss Hinata aus eben diesen. Verwirrt sah sie ihn an. »Du solltest dich vielleicht fragen warum ich mit dir gesprochen und dich hier hergelockt habe. Warum ich dir das erzähle, wo unsere Familien doch eh schon nicht gut aufeinander zusprechen waren und jetzt wahrscheinlich bald sogar verfeindet sind.« Zögerlich nickte Hinata. Durchdringend sah Sasuke sie an. Hinata wäre gerne im Nichts verschwunden oder weggelaufen, nur um nicht von ihm angesehen zu werden. »Ich will den Plan meines Vaters verhindern«, sagte er. Nichts an ihm schien, als würde er Scherzen. »Ich will ihn nicht stürzen und ich will auch nicht sagen das er keine Ehrenhaften Beweggründe hat, aber sein Weg ist falsch. Ich will Gerechtigkeit schaffen, ohne dass Unschuldige ihr Blut, oder gar ihr Leben lassen müssen.« Hinata sah ihn mit weit geöffneten Augen an. Ihren Hände lagen immer noch über ihren Mund. Still stand sie da und traute sich weder ein Wort zu sagen, noch sich zu bewegen. Sie wusste ja noch nicht einmal ob sie von all dem geschockt war. Sie konnte überhaupt gar nichts dazu sagen. »Nun da der Hyuuga-Clan von den Vorhaben meines Clans weiß, wird er Postion dazu einnehmen müssen. Wenn er sich dem Vorhaben der Uchiha nicht anschließt, wird er sich gegen ihn Positionieren müssen, denn keiner wird es tolerieren können, wenn sich die Uchiha noch mehr Macht an sich reißen.« Hinata nickte. »Verstehe mich nicht falsch, ich will selber das der Uchiha-Clan mehr Macht und Bedeutung erlangt, aber der Weg den ich wähle wird ein anderer sein. Darüber musst du dir jedoch keine Gedanken machen müssen. Das was ich von dir will, ist etwas ganz anderes.« »Von mir?« Hinata sah Sasuke verwirrt aus. »Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich haben könnte, dass dir von nutzen sein würde.« »Du besitzt nichts, außer deinem Namen, das stimmt.« Hinata wich zurück. Es war ihr schon einmal widerfahren, dass Fremde sie nur wegen ihres Namens in ihre Gewalt gebracht und ihren Vater Erpresst hatten. »Du musst mir helfen.« »Ich?« Sasuke nickte. »Wir sind nicht viele im Uchiha-Clan, die diese Grausamen Vorgehensweisen ablehnen. Genauer gesagt sind wir zu viert. Du wirst mir sicher zustimmen, dass wir damit kaum eine Chance haben, aber wenn du, wenn der Hyuuga-Clan uns unterstützen würden, dann hätten wir eine Chance ihnen Einhalt zu bieten und sie zu einer friedlicheren Variante zu bewegen.« »A-aber wie stellst du dir das vor? Mein Vater mag euch nicht wirklich. Glaubst du also wirklich, dass ausgerechnet ich ihn davon abbringen könnte, sich für euch zu entscheiden?« Sasuke schüttelte den Kopf. »Er darf sich lediglich nicht mit den anderen Familien Konohas gegen den Uchiha-Clan stellen. Das würde ein Urteil und die darauffolgende Ächtung meiner Familie bedeuten.« »Ich kann es … verstehen … Aber … Was soll ich tun?«, wollte Hinata verunsichert wissen. »Er … hört nicht auf mich ...« »Das einzige was du tun musst, ist deinen Vater dazu zu bringen, dass er meinen Bruder anhört. Mehr nicht. Du musst auch nicht für uns sprechen, oder auf unserer Seite sein, aber ich denke dass du genauso wenig daran interessiert bist, dass zwischen unseren Familien ein Krieg ausbricht, wie wir.« Hinata musste nicht lange darüber nachdenken. Sie wollte sich eigentlich ungern in die Machenschaften ihres Vaters einmischen, aber sie wollte auch nicht zusehen, wie er gegen den Uchiha-Clan in den Kampf zog. »Hinata«, sagte Sasuke und das Mädchen schreckte aus ihren Gedanken auf. Es war so merkwürdig, wie er sie bei ihrem Namen nannte. »Egal auf welche Seite dein Vater sich schlagen wird, es wird einen Krieg geben. Unschuldige werden mit hineingezogen werden. Ich denke du weißt wie grausam so etwas sein kann.« Hinata wand sich von ihm ab. »Krieg kann nicht mit einem Krieg verhindert werden.« »Ich weiß«, sagte das Mädchen. Sie klang etwas genervt und hysterisch. Was definitiv nicht geplant war und sie dazu brachte, sich selbst Angst zu machen. »Ich … Es tut mir leid … ich …«, ehe sie sich erklären oder wieder einen klaren Danken fassen konnte, drehte sie sich auf der Stelle um, riss die Tür auf und rannte die Treppe hinunter. Sie stolperte fast, konnte sich aber zum Glück noch rechtzeitig festhalten. Sie spürte Tränen ihre Wangen hinabrinnen und hörte wie Sasuke nach ihr rief, doch sie ignoriert ihn einfach und flüchtete sich zurück in ihr Klassenzimmer. Der Lehrer war schon im Zimmer und der Unterricht hatte bereits begonnen. Sie entschuldigte sich und setzte sich auf ihren Platz. Der Lehrer bat sie darum in Zukunft pünktlich zu sein, mehr nicht. Das war die macht ihres Namens. Der Macht der Hyuuga. Sasuke erschien ein paar Minuten nach ihr im Klassenzimmer und auch bei ihm hatte der Lehrer nur ein paar wenige Worte. Natürlich. „UchihaI“. Während sich Sasuke auf seinem Platz – in der anderen Ecke des Raumes – setzte, fixierte er Hinata mit einem Blick, der ihr mehr als nur unangenehm war. Er schien zu durchbohren und am liebsten wäre sie auch aus dem Unterricht geflohen, doch das war keine Option.       Keine Chance zur Gegenwehr. ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・       Hinata zitterte am ganzen Körper. Sie hatte Angst vor der Reaktion ihres Vaters, denn er war viel zu ruhig. Viel zu ruhig. »Oto-Sama, ich bitte dich«, sagte Hinata noch mal. Es war so ungewohnt ihn so eindringlich anzusprechen. Bisher hatte sie sich doch nie in seine Geschäfte eingemischt. »Hör sie wenigstens an.« »Warum haben sie dich überhaupt angesprochen?«, wollte Hiashi wissen. »Wo?« Sie zuckte zusammen und ließ ihren Blick sinken. »Sasuke Uchiha geht mit mir in eine Klasse.« »Sasuke Uchiha, huh?« Hinata hatte noch nie so viel Angst vor der Reaktion ihres Vaters gehabt. »Bitte, ich habe sonst keinen Kontakt zu dem Uchiha-Clan und bisher hatte er mich auch nie angesprochen, und wenn es-« Mit einer Handbewegung deutete Hiashi ihr, dass sie schweigen sollte. Ruhe trat in dem kleinen Büro ein und nach ein paar Augenblicke griff er nach dem Telefon dass auf seinem Schreibtisch stand. Er wählte eine Nummer, hielt den Hörer an sein Ohr und wartete kurz. »Neji soll in mein Büro zu Hause kommen. Sofort. Gut. Es ist dringend, sagt ihm das.« »Neji-Nii-san?« Hiashi verabschiedete seinen Gesprächspartner kurz und Kühl und legte auf. »Zu deinem Schutz«, kommentierte er und legte das Telefon wieder beiseite. »Du bist also der Meinung, dass ich mich nicht gegen den Uchiha-Clan stellen, sondern sie davon abbringen soll? Kennst du den Clan überhaupt? Kennst du sein Oberhaupt?« Hinata schüttelte den Kopf. »Aber ich will keinen Krieg und es würde auf jeden Fall zu einem kommen, wenn wir dies nicht verhindern.« Hiashi schloss die Augen. Es vergingen nur wenige Sekunden, aber für seine Tochter kam es wie eine Ewigkeit vor, bis er wieder sprach. »Ich erkenne deine Engagement an, jedoch fehlt es deinem Vorhaben an Informationen. Das Clanoberhaupt der Uchiha plant einen Putsch um aus dem Untergrund heraus die Politik in Konoha zu stürzen. Ja, mir wurde eine Neuaufteilung der Mächte angeboten, sollte ich mich dazu entscheiden den Uchiha-Clan zu unterstützen, aber ich gedenke nicht sie zu unterstützen. Der Uchiha-Clan wird zu den Waffen greifen und du weißt, dass sie dank ihrer Macht über die Polizei genügend haben. Es wird zum Krieg kommen und jeder der sich ihnen entgegen stellt, wird sich wehren müssen. Der Krieg den sie anstreben, ist unvermeidlich, Hinata.« »Aber es muss einen Weg geben, Oto-sama«, sagte Hinata flehend. »Ich bitte dich. Ich kenne niemanden der so klug und geschickt ist wie du es bist, Oto-sama.« Hinata konnte es ihrem Vater ansehen, dass er sich kurz von ihren Worten aus dem Konzept bringen ließ. Dies wehrte jedoch nicht allzu lange, dann viel Hiashi wieder in seine gewohnte undurchdringliche Maske der Teilnahmslosigkeit und Überlegenheit. »Ich wüsste nicht, was mich die Belange der Uchiha angeht.« »Aber Oto-sama, ein Krieg der Uchiha würde uns alle angehen. Würdest du still bleiben, wenn die Uchiha wirklich versuchen die Macht an sich zu reißen?« Hiashi verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Natürlich kann ich dann nicht still sitzen bleiben. Würden die Uchiha mehr Macht erhalten, würde es bedeuten, der Hyuuga-Clan könnte an Macht verlieren.« »Aber es würden unschuldige verletzt. Es würde das Blut des Hyuuga-Clans vergossen werden, das du zu beschützen willst.« »Dann ist es so!«, herrschte ihr Vater sie an. Hinata zuckte zusammen und ihr erster Impuls war es das Zimmer wieder zu verlassen. Jedoch ließ die Stimme ihres Cousins sie innehalten. »Ihr habt nach mir verlangt, Hiashi-sama?« »Ah, Neji«, sagte das Oberhaupt des Hyuuga-Clans, als hätte es die Unterhaltung mit seiner Tochter zuvor nicht gegeben. »Bitte komm herein.« Neji tat wie ihm geheißen wurde und öffnete die Tür. Er betrat den Raum und schob die alte Türe wieder zu. Hochachtungsvoll verneigte er sich vor dem Clanoberhaupt und dessen erstgeborenen Tochter. »Vielen Dank, dass Ihr mich gerufen habt. Dass Ihr meinte Dienste schätzt, ist mir eine Ehre.« »Genug der reden«, sagte Hiashi und machte mit seinen Armen eine wegwerfende Handbewegung. »Hinata!« Hinata sah verunsichert von Hiashi zu Neji und wieder zu ihren Vater. »Mir gefällt es nicht, dass diese Uchiha-Bengel einfach so an dich heran kommt. Da du aber auf die beste Schule Konohas gehst, kann ich dich nicht einfach von ihr nehmen. Ich brauche dich da«, erklärte er streng. »Deswegen wird Neji immer in deiner Nähe sein. Ich werde veranlassen, dass er die Schule wechselt.« »Hiashi-sama, mir steht es nicht zu eine solch angesehene Schule zu besuchen. Ich stamme aus der Zweigfamilie«, wehrte sich Neji. Doch Hiashi schüttelte nur den Kopf. »Ich brauche dich dort, zum Schutze meiner Tochter. Du wirst die angeschlossene Mittelschule besuchen, aber jede mögliche Minute bei ihr sein. Du wirst sie zur Schule bringen, in ihre Klassenräume begleiten und sie nach Hause geleiten.« »Aber Oto-sama-«, versuchte Hinata sich zu verteidigen, doch ihr Vater unterbrach sie mit einer einfachen Bewegung seiner Hand. »Wenn der Uchiha-Spross es einmal geschafft hat dich allein anzusprechen, wird ihn nichts daran hindern noch mal auf dich zuzugehen. Außerdem kann keiner sagen, ob er nicht noch auf andere Ideen kommt, wie reden.« Neji nickte zustimmend. »Wir sollten die Uchiha nicht unterschätzen. Sie sind zu allem bereit und schrecken nicht davor zurück Unschuldige hineinzuziehen und zu opfern, wenn es ihrer Sache dienlich ist«, pflichtete er dem Oberhaupt bei. Neji besaß wie Hiashi eine Abneigung gegen den Uchiha-Clan. »Ich bin bereit alles zu tun, um die Sicherheit von Hinata-Sama zu garantieren.«       Bewegungslos, blind, taub und stumm. Und nichts geschieht um mich herum. ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・       Hinata fühlte sich gefangen. Sie konnte mit Neji an ihrer Seite nichts mehr machen. Egal was sie tat, ihr Cousin war bei ihr. Er holte sie morgens ab, brachte sie zum Unterricht, begleitete sie in die Pause und war immer rechtzeitig vor ihrem Klassenraum um sie abzufangen und das selbst wenn sie lediglich einen Raum wechseln musste. Es war anstrengend und unangenehm, auch wenn Hinata sich nichts anmerken ließ. Das was Hiashi damit beabsichtigt hatte trat ein: Sasuke Uchiha hatte keine Zeit mehr um mit ihr ungestört und alleine zu sprechen. Die einzigen Momente in denen Neji nicht in ihrer Nähe war, war während des Unterrichts, aber dort waren immer ihre Mitschüler in ihrer Gegenwart. Ob er es überhaupt versuchen wollte noch einmal mit ihr zu sprechen wusste sie natürlich nicht, aber in Hinsicht wie er sie beim letzten Mal verhalten hatte, konnte sie es sich kaum vorstellen, dass er es einfach so auf sich beruhen ließ. Nachdem Gespräch, indem Hiashi Neji dazu aufgefordert hatte Hinata überall hinzubegleiten, war es dem Clanoberhaupt erschreckend schnell gelungen den Schulwechsel von Neji in die Wege zu leiten. Sie hatte wirklich gehofft, dass sie noch etwas zeit bis zu dem Wechsel ihres Cousin hatte um Sasuke Uchiha darüber zu informieren, was ihr Vater von seiner Bitte hielt, doch anscheinend hatte sie die Macht ihres Vaters unterschätzt. Einmal hatte sie Neji darum gebeten sie nur kurz mit Sasuke alleine zu lassen, damit sie ihm die Situation und die Absage ihres Vaters erklären konnte, doch auch dazu sagte ihr Cousin entschlossen nein. Es war zu gefährlich. Mitten am Tag? In der Schule? Hatte sie skeptisch gefragt, doch Neji war stur geblieben. Man kann nie wissen, was die Uchiha alles planen und wozu sie fähig sind. Sie sind zu allem bereit. Hinata hatte das ganze nicht verstanden und auch nicht weiter nachgefragt. Die Fronten waren eindeutig zu verhärtet, als dass sie ihren Cousin hätte umstimmen können, also wählte sie den einzigen Weg, der ihr übrig blieb: Sie musste während des Unterrichts irgend wie mit Sasuke in Kontakt treten und da gab es nur eine einzige Möglichkeit. Sie riss aus ihrem fein und ordentlich geführtem Heft eine Ecke heraus – was ihr ihm Herzen weh tat – und schrieb mit kleinen Schriftzeichen die Nachricht an Sasuke: »Wir müssen irgendwie ungestört reden, aber mein Cousin.« Hinata faltete das Papier zusammen, wartete bis der Lehrer sich zur Tafel umwand und beugte sich zu ihrer Sitznachbarin herüber. Sie zog dem blondem Mädchen am Ärmel ihrer Schuluniform und flüsterte »F-für Sasuke … kun«, leise und hielt ihr den Zettel hin. Das Mädchen schien zu verstehen was sie mit dem Zettel machen sollte, nur an ihren Fragendem Blick konnte Hinata erahnen, dass sie den Namen nicht verstanden hatte. Sie war zu leise gewesen. »Sasuke-kun«, flüsterte Hinata erneut und noch einmal. Erst beim vierten Mal hatte sie deutlich genug gesprochen, dass ihre Nachbarin es verstehen konnte – natürlich immer noch leise genug damit der Lehrer nichts davon mitbekam – und sie reichte den Zettel weiter. Hinata konnte versteckt hinter ihrem Unterrichtsbuch beobachten wie ihre Nachricht von Tisch zu Tisch weiter bis hin zu Sasuke gereicht wurde. Als Sasuke der Zettel gereicht wurde, schien es so als würde er die Annahme verweigern und dann wurde das Papier schlussendlich auf seinen Tisch geworfen. Wahrscheinlich weil der Überbringer keinen Ärger deswegen haben wollte. Vor Schreck wandte sich Hinata nach vorne und fixierte stur den Text vor sich im Buch, ohne auch nur ein Schriftzeichen davon zu lesen. Sie wirkten wie komische Zeichnungen oder Kritzeleien, aber sie ergaben keinerlei Sinn. Plötzlich und vollkommen unerwartet wurde ein Zettel direkt vor ihr hinter ihr Buch geworfen. Hinata wäre am aller liebsten aufgesprungen vor Schreck, jedoch hielt sie sich zurück und konnte ihr Herz beruhigen, dass vor Aufregung wie wild pochte. Es mussten mehrere Minuten vergangen sein, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Da lag er, der unsauber zusammengefaltete Zettel, der Sasukes Antwort beinhalten musste. Sie nahm ihn und entfaltete um die Nachricht zu lesen: »Ich weiß. Krankenzimmer, jetzt? Er wird dir nicht während dem Unterricht folgen können.« Natürlich konnte Neji das nicht, das war ihr bewusst. Nur deswegen hatte Hinata ihm diese Nachricht zukommen lassen, doch wie sollte sie in das Krankenzimmer kommen? Genau diese Frage schickte sie per Zettelpost an Sasuke. Die neue Nachricht kam wenige Augenblicke auch bei ihm an und ein paar weitere Minuten später war die Antwort auch wieder bei Hinata auf dem Tisch: »Lass dir was einfallen.« Hinata war sich nicht klar, warum sie sich was einfallen lassen sollte. Sie hatte keinen Grund ins Krankenzimmer zu gehen- Mit einem Mal wurde es Hinata klar was nun ihre Aufgabe war: Sie musste es schaffen, dass der Lehrer sie ins Krankenzimmer gehen ließ, doch wie? Hinata hatte noch nie den Raum verlassen müssen weil es ihr nicht gut ging. Im Allgemeinen hielten sich die Tage die sie wegen Krankheit der Schule fernbleiben musste, in Grenzen. Wie sollte sie es also schaffen, dass der Lehrer sie gehen ließ? Und wie sollte Sasuke es schaffen mitzukommen? Sie beschloss, dass sie sich nicht darüber Sorgen machen sollte, sondern es ihm zu überlassen die bessere Variante war. Sie wollte sich komplett auf ihren Part konzentrieren. Deswegen hob sie zitternd den Arm. Sie war schrecklich nervös, weil sie noch nie gelogen hatte und bei ihrem Lehrer empfand sie es noch viel schlimmer, so dass sie befürchtete, dass sie Ohnmächtig wurde. Schwindelig war ihr zumindest schon mal. »Was ist Hyuuga? Ich habe keine Frage gestellt«, fragte der Lehrer, der genau in diesem Moment sich zur Klasse umgedreht hatte. »I-ich«, stotterte sie. War es plötzlich wärmer im Klassenzimmer? Irgendjemand musste die Heizung so rapide aufgedreht haben, dass es Hinata zu warm wurde. »M-mir ge-geht es nicht so-o guht. I-ich, kann ich ins … I-ich möchte … Ich würde gerne ins Krankenzimmer gehen.« »Um Himmelswillen«, sagte der Lehrer und sah Hinata mit einer Mischung aus Panik und Besorgnis an. »Würde bitte jemand sie ins Krankenzimmer begleiten?« Hinata ließ ihren Blick gen Tisch sinken. »Ich kann-«, fing Hinatas Tischnachbarin an, jedoch wurde sie von einer anderen, weit aus entschlosseneren Stimme unterbrochen: »Ich bringe sie ins Krankenzimmer.« Hinata musste nicht aufschauen um zu wissen, dass es Sasuke war. Klappte es? Sie hörte wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde, dann konnte sie Schritte hören. »Gut, Uchiha«, sagte der Lehrer und sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter ruhen. »Bitte sorge dich um sie. Komm zurück, sobald die Krankenschwester da ist, sollte sie gerade nicht im Krankenzimmer sein.« »Werde ich«, hörte sie Sasuke neben ihr sagen. Er zog sie behutsam von ihrem Stuhl auf ihre Beine, als wäre sie wirklich krank. Und irgendwie war sie es ja auch. Sie fühlte sich schwach auf ihren Beinen und konnte sich kaum vorstellen, dass sie selbst laufen konnte. Und das alles nur wegen einer Lüge. Sasuke führte sie raus aus dem Klassenzimmer und den Flur entlang. Während sie zum Krankenzimmer gingen, beschloss Hinata für sich im stillen, dass sie nie wieder, nie, nie wieder irgendjemanden anlügen würde. Egal warum. Im Krankenzimmer war wirklich niemand. Kein Schüler und auch keine Krankenschwester. Sie waren wirklich allein und konnten ungestört miteinander reden. Als sie den hellen Raum betreten hatten, schloss Sasuke die Tür hinter ihnen wieder. »Du kannst verdammt gut Schauspielern«, sagte er und ließ Hinata los und wie das geschah, sackte sie benommen zu Boden. Sie weinte und würde am liebsten im Boden versinken, so sehr schämte sie sich wegen ihrer Lüge. Nur um alleine mit Sasuke reden zu können. Der verwirrte Junge zog sie panisch wieder auf ihre Beine und weil sie sich nicht alleine aufrecht halten konnte, brachte er sie zu einem der Betten und ließ sie sich darauf setzen. »Was zum Teufel ...«, gab Sasuke von sich und ließ sich auf der anderen Seite neben ihr nieder. »Ich hätte nicht gedacht das du wirklich krank bist. Warum hast du das nicht gleich gesagt?« »I-ich bin nicht krank«, gestand Hinata. Langsam erholte sie sich von ihrem Schwindel. »Ich habe einfach nur noch nie … Gelogen.« Skeptisch sah Sasuke sie an. »Wirklich nie?« Sie schüttelte den Kopf. »Wow.« Hinata sah zu Sasuke. Sie bewegte ihren Kopf nur langsam, weil sie Angst hatte, dass ihr erneut schwindelig wurde, wenn sie sich zu schnell bewegte. »Hast du schon einmal ...« Sie wagte es nicht ihre Frage auszuformulieren und hoffte, dass Sasuke sie von allein verstehen würde. »Natürlich«, sagte er, als wäre es das normalste der Welt. »Wie oft mich das vor dem Zorn meines Vaters bewahrt hat. Er hat es mir quasi beigebracht.« Hinata sah ihn an, als wäre er gerade über Wasser gegangen und als Sasuke den Blick bemerkte, wandte er sich ab, als wäre es eine Beleidigung gewesen. »Es verwundert mich nicht, dass die Hyuuga-Prinzessin so etwas nicht braucht.« Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie musste plötzlich kichern. Sie legte ihre Hand vor ihren Mund und erstickte die Laute. »Was ist daran bitte so lustig?« »Nur du nennst mich Hyuuga-Prinzessin. Das ist so lustig.« Sasuke zuckte mit den Schultern. »Es nennen dich viele in meinem Clan so. Es ist wahrscheinlich eher ein Ausdruck des Spottes, wie Anerkennung.« Betroffen ließ Hinata den Kopf sinken. »Ich weiß nicht einmal warum. Ich habe doch niemandem etwas getan.« »Du bist die Tochter von Hiashi Hyuuga. Seine Erstgeborene. Das ist der Grund. Du wirst nach ihm die Familie übernehmen.« Erschrocken sah Hinata zu ihm, doch Sasuke blickte gerade aus an die Wand. »Du kannst nichts dagegen tun. Es ist dein Blut, dass dich in deine Rolle drückt.« »Was ist mit dir?« Sasuke wand sich ihr zu und ihre Blicke trafen sich. »Mit mir?« »Du bist der Sohn von Fugaku Uchiha.« »Ich bin nur der Zweitgeborene Sohn. Das ist was anderes. Du musst meinen Bruder Itachi fragen. Er hat Erwartungen zu erfüllen, ich nicht. Ich darf nur nichts tun, dass dem Clan schadet und Schande bringt. Der unbedeutende Sohn.« Hinata erinnerte sich daran, wie Neji dem Plan an ihre Schule zu wechseln widersprach. Er hatte etwas ähnliches gesagt. »Das ist doch schrecklich.« Skeptisch sah Sasuke sie an. »Warum sollte es das sein? Was meinst du?« »Ich … Mein Cousin, Neji-Nii-san, hat etwas ähnliches gesagt.« Er zuckte mit den Schultern. »Er wird genauso wenig zu sagen haben, wie ich es habe, weil ich lediglich der zweitgeborene Sohn bin.« »Das stört dich nicht?« »Natürlich tut es das, aber was will ich machen? So ist das System.« »Warum tut nicht irgendjemand etwas gegen dieses System?« Sasuke zuckte mit den Schultern. »Weil es seit Ewigkeiten so ist. Außerdem haben mein Bruder und ich vor, etwas dagegen zu tun.« »Wegen eurem Vorhaben.« »Lass mich raten. Da Neji dafür sorgen soll, dass ich dir nicht zu nahe komme, können wir auf die Unterstützung deines Vaters nicht hoffen, stimmt es?« Hinata nickte. »Ich hatte keine Chance ihn umzustimmen. Ich befürchte, er wollte mir nicht einmal zuhören.« »Mach dir nichts daraus. Wir haben damit gerechnet. Es ist nicht so, dass wir es aufgeben werden.« »Aber was passiert jetzt?« Sasuke seufzte. Zumindest klang es so, denn Hinata wagte es nicht sich zu ihm umzudrehen. »Ich weiß es nicht. Mein Bruder erzählt mir nicht alles was er plant.« »Warum?« »Eine „Kleiner Bruder“ Sache? Er wird mich nicht in Gefahr bringen wollen«, sagte Sasuke und stand von dem Bett auf. »Das geht dich aber nichts mehr an. Du hast dich schon genug mit unseren Problemen beschäftigt.« »Wo willst du hin?« »Zurück in den Klassenraum«, sagte er knapp und klang distanziert. »Du solltest dir überlegen warum du ebenfalls zurück zum Unterricht kommst.«       Keine Suche, keine Fragen mehr. Und vielleicht kommt er niemals wieder. Dieser eine, dieser eine Moment. ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・       Hinata zitterte am ganzen Körper. Sie hatte noch nie so viel Angst gehabt. Neji war streng mit ihr, er achtete darauf wie sie sich in der Öffentlichkeit verhielt, darauf, dass sie sich ihrem Namen entsprechend verhielt, doch er hatte sich noch nie so wütend vor ihr aufgebaut. Sie wusste nicht woher Neji davon erfahren hatte, dass sie den Unterricht geschwänzt hatte um ungestört mit Sasuke reden zu können. Es konnte eigentlich nur der Lehrer, oder einer ihrer Klassenkameraden gewesen sein. Wer es genau war, war auch egal. Neji hatte wie immer auf dem Flur auf sie gewartet und seine Wut, hatte man ihm wirklich ansehen können. Neji Hyuuga war durchaus in der Vergangenheit als ein Impulsiver Charakter aufgetreten, doch ihr gegenüber hatte er sich immer beherrschen können. Aber dieses Mal, war es anders. Als Hinata das Klassenzimmer verlassen und sie Neji gesehen hatte, war sie wie paralysiert stehen geblieben. Sie hatte es sofort gewusst: »Er weiß es«, war ihr durch den Kopf gegangen. »Er hat davon erfahren.« Ihr Cousin kam so wie sie den Klassenraum verlassen hatte auf sie zu und packte sie grob am linken Oberarm und zog sie mit einem groben Ruck zu sich. Sie konnte ihm ansehen, dass er sich massiv zurückhielt. Jede seiner Gesichtspartien bebten vor Wut. Doch bevor er nur ein Wort aussprechen und seiner Wut einer Form geben konnte, war Sasuke dazwischen gegangen. Er hatte Hinata aus dem Griff ihres Cousin befreit und sie hinter sich geschoben, sodass Neji keinen direkten Blick mehr auf sie hatte. Das alles war so schnell gegangen, dass sie sich kaum daran erinnern konnte was sie gesprochen und was sie getan hatten. All die Bilder verschwommen hinter ihren Tränen. Es war Laut. Sasuke sagte etwas, Neji reagierte und die Schüler um sie herum schrien, stachelten die Jungs an, oder riefen nach Lehrern. Aber die konnten aufgrund der Schaulustigen nicht zu den drei Schülern durchdringen. Hinata wurde von Sasuke gestoßen, weil Neji zugeschlagen hatte. Die Worte des anderen Jungen mussten ihn soweit gereizt haben, dass er seine Emotionen nicht mehr im Zaum halten konnte. Sasuke war nur kurz verwirrt von der überraschenden Aktion des Älteren und noch kürzer schaute er nach dem Mädchen hinter ihm, ob alles in Ordnung war und dann reagierte er mit einem Gegenschlag. Sie versuchte noch die beiden Jungs zum Aufhören zu bewegen, doch keiner der beiden reagierte auf sie. Sie schienen sie nicht einmal zu bemerken. Hinata musste Machtlos mit ansehen, wie die Jungs sich prügelten. Und nun saß sie im Büro ihres Vaters. Neben ihr stand ihr Cousin. Ein blaues Auge, eine geschwollene Wange, eine Platzwunde an der Unterlippe und eine Beule am Kopf, ihm musste der Kopf brummen, noch schlimmer wie es bei Hinata tat, nach der Standpauke, die ihr Vater ihr verpasst hatte. Er war wie ein Vulkan ausgebrochen. Hiashi hatte sich nicht einmal im geringsten die Mühe gegeben seine Wut im Griff zu haben. Er war einfach nur erbost über das verhalten der beiden. Hinata, die gegen seine Erlaubnis mit Sasuke gesprochen und dann auch noch die Lehrer belogen und den Unterricht geschwänzt hatte und dann Neji, der seine komplette Erziehung vergessen hatte und sich in aller Öffentlichkeit mit diesem Sasuke geprügelt hatte. Als wäre er einer dieser einfachen Jungen, ohne Manieren und Anstand. Hiashi war recht schnell zu dem Ursprung des Problems gekommen: Seit dem Tag, an dem er Fugaku Uchiha erlaubt hatte in sein Haus zu kommen, war alles den Bach herunter gelaufen. Es war genau das eingetreten, was Hinata hatte verhindern wollen: Die Uchiha waren der absolute Feind und musste bestraft werden. Die Arroganz ihn in ihren Plan einzuweihen, obwohl er diesen auch gegen sie verwenden könnte, war in Hiashis Augen nur ein weiterer Beweis, dass sich dieser Clan allen anderen gegenüber überlegen fühlten und das musste ein Ende haben. Hinata konnte nur erahnen, was ihr Vater plante zu tun, denn er weihte sie nicht in seine Gedanken ein. Stattdessen verkündete er ihr, dass sie die Schule wechseln und ab nun eine andere besuchen würde – vielleicht auch ein Internat, das wusste er noch nicht – und damit schickte er seine Tochter hinfort. Lediglich Neji durfte bei ihm bleiben.       In den Verstand fest eingraviert und mit dem Herz fotografiert. So geht er niemals mehr verloren. ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・       Hinata war nervös gewesen, als ihr Vater ihr einen Brief ins Internat schickte, indem er von ihr verlangte, dass sie nach hause zurück kam um ihn als seine erstgeborene Tochter und Erbin zu begleiten. Vier Jahre wahren vergangen, in der sie nur spärlich zurück in ihr Familienheim hatte kehren dürfen und auch da war sie vollkommen isoliert von allen Anderen. Sie wusste nicht mal, ob sie noch dazu in der Lage war, mit Menschen sozialen Kontakt zu haben. Je näher der Termin gekommen war, desto schlimmer war ihre Nervosität geworden und nun stand sie hier, neben ihrem Vater umringt von zig Menschen die sie nicht kannte. Es war das erste Mal, dass die Familien Konohas wieder zusammen kamen, nachdem die Uchiha versucht hatten mehr Macht zu ergreifen. Sie waren alle da. Hinata hatte Ino Yamanaka – ihre damalige Tischnachbarin in der Klasse – und ihren Vater entdeckt, Shikamaru Nara – ebenfalls ein Klassenkamerad – und weitere ehemalige Mitschüler mit ihren Vätern, und oder Müttern. Sie sah lediglich nicht Sasuke. Er hatte ihr geschrieben und sie hatte ihm geschrieben. Briefe, die unter einem fremden Namen an sie gesendet wurden. „Naruto Uzumaki“, einem Freund von Sasuke und so wie er ihr geschrieben hatte, der Freund von Ino. Die Neji damals über das geheime Treffen von Sasuke und ihr berichtet hatte und für den Streit auf dem Flur verantwortlich war. Das hatte sie gestanden, nachdem Hinata die Schule so plötzlich wechseln musste. Vorsichtig sah sich Hinata um. Bei all den schwarzen Anzügen fiel es ihr schwer einzelne Personen auszumachen. Zudem wurde sie immer wieder darin unterbrochen, weil irgendjemand ihren Vater ansprach und mit „der verlorenen Tochter“ sprechen wollte. Keiner hatte Hiashi eine Vorwurf gemacht, dass er seine eigene Tochter in ein Internat geschickt und sie von der Außenwelt isoliert hat, sondern ihm dafür ihr Mitgefühl ausgesprochen, weil er ein solches Opfer aufbringen musste. An Hinata dachte dabei keiner. Wie oft hörte sie, wie schön sie doch geworden war. Die Vier Jahre hatten ihr gut getan. Ihr Haar war nun länger – elegant nannte man es – und ihr Körper hatte feminine Kurven bekommen. Man beneidete den jungen Mann, der sie einst zur Frau nehmen würde um sein Glück und ihr Vater bedankte sich für die Komplimente. Und was war mit Hinata? Sie zuckte zusammen und sah sich um. Hatte sie da gerade einen rot weißen Fächer gesehen? Das Familienwappen der Uchiha? Egal wie gründlich sie sich umsah, sie konnte nichts sehen. Nichts und niemanden. Hinata hatte nachdem die Nachricht ihres Vaters eingetroffen war, das letzte Mal an Sasuke geschrieben und ihm berichtet, dass sie zurück nach Konoha kommen würde um an diesem Event teilnehmen zu können, doch sie hatte keine Antwort bekommen und befürchtete, dass der Brief mit seiner Absage nun in ihrem Zimmer im Internat und wartete auf sie. Und sie war hier. Sicher verstand sie es, wenn Sasuke nicht anwesend war. Der Uchiha-Clan war seit dem Putschversuch kein gern gesehener Gast und wurde wie ein schwarzes Tuch behandelt. Seine Bedeutungslosigkeit in den Köpfen der Clanoberhäupter war enorm. Auch ihr Vater verschwendete keinen Gedanken mehr an die Familie, die er einst so sehr gehasst hatte. Nie hatte Sasuke ihr über den verbleib seiner Familie geschrieben. Sie wusste nur aus den Nachrichten dass seine Eltern und viele Angehörige des Clans ihr Leben gelassen hatten. Natürlich wusste die Öffentlichkeit nicht von ihrem Versuch die Macht über Konoha an sich zu reißen. Für die Bevölkerung wurde dies als ein Attentat auf den Polizeichef und die Polizei allgemein abgetan. Es wurde auch berichtet dass der erstgeborene Sohn – Itachi – den Platz als Polizeichef übernehmen sollte. Was daraus geworden war, wusste sie nicht. Vielleicht wusste ihr Vater etwas, aber sie traute sich nicht ihn zu fragen, besonders nicht vor all den anderen Familienoberhäuptern. Also lächelte und hoffte ihn trotzdem zu entdecken. Plötzlich wurde gemurmelt. Es war dieses Raunen, dass durch Menschenmassen ging, wenn Unstimmigkeit herrschte. Ohne die Worte verstehen zu können, war ihr klar, dass gerade Missbilligung kommuniziert wurde. »Hiashi-Sama«, raunte ein Mann dem Oberhaupt der Hyuuga ins Ohr. Hinata konnte seine Worte kaum verstehen: »Der Uchiha-Clan. Itachi und Izumi Uchiha, in Begleitung von Sasuke Uchiha.« Hinata spürte wie ihr Herz schneller schlug. Sasuke. Sasuke war hier. Sie sah sich um um ihn zu sehen und es war wie in einem Märchen. Die Menschen die ihren Vater und sie umgeben hatten, hatten eine Schneise frei gegeben und sie konnte direkt die drei Ankömmlinge sehen. Itachi mit seiner Frau Izumi, die sich bei ihm eingehakt hatte und Sasuke, dessen Mimik so unbeteiligt wirkte. Am liebsten wäre sie sofort los gelaufen und hätte ihn begrüßt, doch eine Regung ihres Vaters ließ sie innehalten. »Ist es Arroganz, oder Surrealismus, dass ihr euch traut aufzutauchen«, fragte Hiashi und verbarg dabei nicht seine Wut und seinen Hass. »Ihr traut euch etwas.« Hinata hätte am liebsten etwas gesagt um ihren Vater zurück zu halten. Jedoch wusste sie, dass es nichts bringen würde. Bei dem Krieg den Fugaku Uchiha damals versucht hatte auszulösen, war Hinatas Onkel – Hisashi Hyuuga – ums Leben gekommen. Ihr Vater musste es dem Uchiha-Clan immer noch übel nehmen und das konnte Hinata auch durchaus verstehen, doch bei den dreien handelte es sich um Unschuldige. Sie hatten alles versucht um diesen Kampf zu verhindern und tatsächlich ist das schlimmste auch nicht passiert. »Ich verstehe den Hass den Sie verspüren, Hyuuga-San«, sagte Itachi. Er sprach höflich und in seiner Stimme war keine Spur von Abneigung oder Hass. »Aber bedenkt bitte, diesen Hass bringen Sie unseren Eltern gegenüber, nicht uns. Es tut uns leid, was Ihnen passiert ist, aber wir übrigen Uchiha teilen die Vorstellungen des vorherigen Oberhaupts nicht.« Izumi Uchiha lehnte sich nur noch mehr an ihren Mann, fast so als würde sie versuchen sich vor all den Blicken der umstehenden Menschen zu verstecken. »Wir sind nicht hier um Streit zu suchen, sondern um wieder alle Familien Konohas an einen Tisch zu bringen. Bitte geben Sie unsere Anfrage auf Frieden statt, Hyuuga-san.« »Das ist doch … Eure Familie hat nichts als Ärger bereitet und jetzt wagt ihr euch hier her zu kommen und um Vergebung zu bitten?« »Wir sind nicht diejenigen, die euch angegriffen haben, nur diejenigen die sich gegen eure Gegner gewährt haben. Aus dem Grund haben wir damals auch Eure Hilfe erbeten, Hyuuga-san.« Hiashi brummte etwas unverständliches vor sich hin. Es war ihm anzusehen, dass er nach passenden Worten suchte, die das Auftreten Itachis zerschmetterten. Doch dieser stand da so unbekümmert, aufrichtig und ohne jegliche Feindseligkeit, dass er keinen Weg fand um ihn anzugreifen. Blieb nur Sasuke. Der Junge der ihm seit nun vier Jahren ein Dorn im Auge war. Der Jüngere der beiden Brüder stand unbekümmert neben dem Paar, die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick abgewandt. Es machte den Eindruck als wollte er partout nicht hier anwesend sein. Warum? Hinatas Herz schien immer noch nicht aufhören wollen laut zu pochen. Sasuke war gewachsen, ein Stück größer als sie und immer noch das rabenschwarze, kurze Haar wie er damals hatte. Die Augen ebenso dunkel und die Haut so hell. Sie erinnerte sich an den Schnee, damals vor vier Jahren, als er sie auf das Dach gelockt hatte. »Und dann bringt ihr diesen Bengel mit?«, fragte Hiashi spöttisch, doch keiner schenkte ihm oder seinen Worten Beachtung, denn seine Tochter hatte sich in Bewegung gesetzt. Sie ging auf die drei zu, getrieben von allerlei Emotionen. Sie war wütend auf ihren Vater, weil er den alten Hass nicht beilegen konnte und weil er sich damals gegen Sasuke und seinen Bruder gestellt hatte, statt ihnen zu helfen. Sie war wütend, weil er sie weggeschickt hatte und sie hatte Angst davor, was mit ihr passieren würde, nachdem dieser Abend vorbei war. Sie tat alles um diese Emotionen auszublenden und selbstbewusst ihren Weg fortzusetzen. Sie blendete die umstehenden Leute aus und ignorierte ihre Worte. Auch ihren Vater und seine Rufe ignorierte sie. Hinata war lediglich froh, dass er ihr nicht nachgelaufen war, den gegen seinen Griff würde sie sich nicht wehren können. Würde Sasuke ihr erneut zur Hilfe eilen, wie er es bei Neji getan hatte? Nun wo sie fast vor Sasuke stand, wandte er sich ihr das erste Mal zu. »Hinata«, sagte er verwundert. Nicht weil sie da war, sondern weil er ahnte, dass sie dabei war einen Fehler zu begehen und die Wut ihres Vaters auf sich zu ziehen. Sie bleib vor ihm stehen. Er war tatsächlich einen ganzen Kopf größer als sie. »Hallo«, sagte er leise. Man konnte es Sasuke ansehen, dass er ein gewisses Unwohlsein verspürte, weil alle Blicke auf ihnen lagen. Hinata hingegen blendete sie vollkommen aus und konzentrierte sich komplett auf Sasuke. Sie streckte sich und stellte sich auf die Zehenspitzen um den Größenunterschied zwischen ihnen zu überbrücken und küsste ihn. Die Empörung um sie herum wurde nur lauter und deutlicher, aber sie ignorierte alles. Sasuke hingegen schien es schwer zu fallen gelassen zu bleiben, doch auch er schien ihre Umgebung ausblenden zu können. Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich. Er erleichterte ihr auch ihre Haltung, sodass sie nicht mehr anstrengend auf ihren Zehenspitzen stehen musste. Sie hätte ewig so dastehen können, doch ihr Vater unterbrach sie. Hiashi Hyuuga zog sie auseinander und sah sie mit einem wütenden Blick an. Er brachte keine Worte zusammen, die seine Emotionen zum Ausdruck bringen konnten, das las sie in seinen Augen. Sie griff nach Sasukes Hand um Halt und Mut zu bekommen und wartete ab, was ihr Vater vor all den Augen zu tun gedenke, doch seine Lippen bewegten sich nur wütend, ohne dass auch nur ein Ton herauskam. Im Raum war es toten still, alle Anwesenden warteten was nun zwischen Hiashi und seiner Tochter passieren würde und es schien als würde nicht nur Hinata und Sasuke unter dem Druck der Aufmerksamkeit leiden, sondern auch Hiashi die Geduld und die Beherrschung verlieren. Er beendete den Versuch mit sich mit Worten mitzuteilen und hob die Hand. Sekunden später ertönte ein klatschen und Hinatas Wange färbte sich rosa und dann rot. Man konnte deutlich den Abdruck seiner Hand auf ihrer Haut sehen. Sasuke funkelte Hiashi feindselig an und hielt Hinata, die es nicht einmal versuchte ihre Tränen zu verbergen. »Was fällt dir ein unsere Familie zu verraten und zu beschmutzen?« Hinata viel es schwer ihn anzusehen, nach der Ohrfeige. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er sie schlagen würde. Der einzige Trost war, dass es alle gesehen hatten. Sie alle. »Ich habe nur das getan, was getan werden musste. Diesen sinnlosen Streit beilegen. Ich habe dich darum gebeten dieses Sinnlose Blutvergießen zu verhindern, aber du hast mich weggeschickt«, sagte sie unter Tränen. Ihre Wange schmerzte und brannte. »Ich wollte das nicht, ich wollte nicht das Onkel Hisashi stirbt, ich wollte nicht das irgendjemand verletzt wird, genauso wenig wie Sasuke und sein Bruder es verhindern wollten und trotzdem tust du so, als hätten sie Schuld daran!« »Hinata«, sagte Hiashi wütend. Er wollte weiter sprechen, doch das Gemurmel der umstehenden Gäste wurde immer lauter. Sie stimmten Hinata zu. Doch das Mädchen hörte sie nicht. Sie spürte nur das unangenehme Pochen in ihrer Wange und Sasukes Nähe. »Wenn du mich entschuldigst, Oto-sama, ich muss mir meine Wange kühlen«, sagte sie so höflich wie es ihr in dieser Situation möglich war. Hinata verneigte sich hochachtungsvoll vor ihrem Vater und verließ den Raum. An ihrer Seite Sasuke, der immer noch ihre Hand hielt. Sie hörte Itachi, der ihren Vater ansprach und darum bat sich zu beruhigen, doch sie achtete nicht darauf. Sie war lediglich erleichtert, dass Sasuke an ihrer Seite war. »Ich gestehe«, fing Sasuke an, als er ihr die Tür hinaus aus dem Gebäude aufhielt. »Dass ich mir unser Wiedersehen anders vorgestellt hatte.« Hinata schniefte vor weinen. »Ich auch.« Draußen schneite es. Wie damals in der Schule, als sie auf dem Schuldach standen. Winter. Sie begann diese Jahreszeit als schrecklich hektisch und emotional anzusehen. »Aber ich bin froh dich wieder zu sehen. Ich habe so lange darauf gewartet.« Hinata schmiegte sich an und Sasuke legte die Arme um ihren Oberkörper. Der Wind war kalt, aber das störte sie nicht im geringsten. Der kühle Wind tat ihrer geschundenen Wange sogar gut. Sie schloss ihre Augen und ließ ihre Gedanken los.   Eine unendliche Suche   Ein Leben lang darauf gewartet.   »Hinata«, sagte Sasuke leise, als wolle er die Stille um sie herum nicht unterbrechen. Sie reagierte mit einem leisen Laut, verharrte jedoch in ihrer Position. Er machte auch keinen Eindruck als wolle er sie in der nächsten Zeit los lassen wollen. »Ich wollte dir die ganze Zeit etwas schreiben, aber ich habe keine passenden Worte dafür gefunden, deswegen habe ich auch kein Wort davon geschrieben.« »Du musst es auch nicht«, sagte Hinata. Eine Schneeflocke landete auf ihrer pochenden Wange und sie zuckte kurz zusammen. Sasuke überprüfte ob es ihr gut ging und strich dann durch ihr langes, mitternachtsblaues Haar. »Ich liebe dich Hinata.« Sie schmunzelte. »Ich dich auch Sasuke. Ich dich auch.«       Die Zeit steht still Weil ich diesen Moment für immer behalten will Ich halt ihn fest Für immer ab jetzt ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・ FW'20 ◊ »Im Namen der Freundschaft« [Fairy Tail] ------------------------------------------------ »Im Namen der Freundschaft«   Serie: Fairy Tail ◊ Pairing: Gajeel x Levy ◊ Alternatives Universum       Es herrschte Aufruhr in Magnolia und das viel früher als sonst. Die Sonne war gerade erst dabei aufzugehen. Der Himmel war in einem Farbverlauf von Dunkelblau, über violett hin zu einem zarten rosa getaucht und unzählige Sterne waren noch zu sehen. Hühner pickten auf den verlassenen Wegen nach Essen und gaben nur leise, fast schon verschlafene, Laute von sich. Die malerische Morgenszenerie interessierte die Gruppe Ninja nicht, die ihren Weg über die Dächer der noch morgen trunkenen Stadt suchten. Sie dienten dem Kaiser und waren darüber alarmiert worden, dass ein Feind in den Palast eingebrochen war und die Kaisertochter entführt hatte. Ihr Auftrag war es die Eindringlinge zu verfolgen und die Tochter des Kaisers wieder zurück zu bringen. Sie hatten die Information bekommen, dass die Eindringlinge versuchten gen Süden aus der Stadt zu verschwinden. Alle Stadtwachen waren informiert und sollten niemanden aus der Stadt heraus oder in sie hineinlassen. Es war hingegen an den Ninja des Kaisers, die Angreifer zu fangen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Zudem mussten sie unbedingt herausfinden, wie die Angreifer in die Stadt und anschließend in den Kaiserlichen Palast eindringen konnten, ohne dass sie bemerkt wurden. Bis dahin, hatte die Rettung der Prinzessin absolut oberste Priorität! Unter den Ninja, die wie Schatten ungesehen durch die Dämmerung huschten, befand sich die junge Ninja Levy McGarden, die noch nicht lange Teil der Palastgarde war. Zusammen mit den anderen Ninja ihres Trupps war sie über den Einbruch in den Palast informiert und losgeschickt worden. Sie hatte noch geschlafen, als die Alarmierung kam und sich umgehend umgezogen und auf den Weg gemacht, um sich den Einsatzbefehl ihres Vorgesetzten zu holen. »Im Park«, rief dieser besagte Gruppenführer und auf der Stelle wechselten alle Ninja des Trupps – vier an der Zahl, ohne ihren Vorgesetzten – die Richtung und eilten, so lautlos wie schnell, zu der im Süden liegenden Grünanlage der Stadt. Der grüne Bereich in der Stadt war ein Treffpunkt um sich von dem stressigen Alltag zu erholen. Levy selbst verbrachte hier viel Zeit, wenn sie keinen Dienst oder Training hatte. Oft hatte sie unter einem der Magnolienbäume mit ihrer besten Freundin gesessen und über Bücher gesprochen - oder einfach welche gelesen. Sie liebte ihre Freundin, genauso wie sie Bücher liebte, doch leider kam sie viel zu selten dazu, sich mit Lucy zu verabreden und gemütliche Stunden zusammen zu verbringen. »Haltet euch zurück, das könnte eine Falle sein«, warnte der Gruppenführer seine Ninja und kurz darauf erreichten sie den Park und die fünf Schatten landeten lautlos wie Vögel auf einem der Häuserdächer, die an den Park angrenzten. Von dort aus war nichts verdächtiges zu sehen. »Kage, Kuro«, raunte der Gruppenführer leise, aber mit Nachdruck in der Stimme seinen Ninja zu. Ohne weitere Anweisungen geben zu müssen, machten sich die beiden Ninja davon um, aus sicherer Entfernung den Park zu erkunden und den Feind ausfindig zu machen. Es dauerte nicht lange, bis die beiden wieder zurück waren. Leise wie Blätter landeten sie vor dem Gruppenführer und berichteten was sie entdeckt hatten. »Weit und breit ist kein Feind zu erkennen«, berichtete Kage. »Aber die Prinzessin«, sagte Kuro. »Wir haben die Prinzessin entdeckt.« »Die Prinzessin?! Wo ist sie?« Kuro zeigte in Richtung des Parks. Genauer gesagt in Richtung des großen Baumes, der inmitten diesens stand. »Prinzessin«, japste Levy panisch und sprang ungeachtet ihrer Einheit und ihrer Befehle hinunter auf den menschenleeren Weg. »McGarden!«, rief ihr Gruppenführer ihr nach, doch sie hörte ihn nicht. Levy stolperte durch eine Gruppe von pickenden Hühner und eilte in den Park hinein. Sie kannte ihre Ausbildung, sie wusste, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle halten und auf ihre Befehle warten musste. Doch nun, wo die Rettung der Prinzessin so nah war, ignorierte sie die ihr drohende gefahr. Flink wie sie in ihrer Ausbildung gelernt hatte, bewegte sie sich durch die Grünanlage. Sie war sich nicht sicher, ob ihr Vorgehen unbemerkt blieb, jedoch vertraute sie auf den Bericht ihrer Teamkameraden. Levy brauchte nicht lange bis sie den zentral gepflanzten Baum, der seit zig tausend Jahren dort stand und seine Baumkrone wie ein Blätterdach über den Park erstreckte, gelangte. Sie umrundete den breiten Baumstamm, weil sie nichts von der Prinzessin sehen konnte und entdeckte sie auf der dem Süden zugewandten Seite. Das Bild was sich ihr bot, raubte Levy den Atem. Vollkommen geschockt sank sie zu Boden, die Hände vor dem Mund, um ja nicht losschreien zu müssen. »Lucy«, murmelte sie und konnte den Blick nicht von der Prinzessin wenden. Die Prinzessin war mit Metall – genau konnte sie es in dem schummrigen Licht nicht erkennen – regelrecht an den Baum genagelt worden. So wie Levy es erkennen konnte, war Lucy nicht verletzt worden, sie hing lediglich in ihrem Nachtgewand und bewusstlos an dem Baum fest gepinnt und überall war das Zeichen der Verbrecher zu sehen. Das Zeichen war mit schwarzer Farbe in Eile auf das Nachtkleid der Prinzessin gepinselt worden und noch nicht getrocknet. Sie lief den hochwertigen Stoff hinab und zog ihre Spuren. »Lu-chan«, murmelte Levy verzweifelt und den Tränen nahe. »McGarden!«, drang die wütende Stimme ihres Gruppenführers zu ihr herüber, doch die junge Ninja reagierte nicht. Levy war nicht in der Lage, den Blick von ihrer Freundin abzuwenden. »Weißt du eigentlich wie dumm diese Aktion war?!«, herrschte der Vorgesetzte sie an. »In was für eine Gefahr du dich und uns gebracht hast?! Was fällt-« Noch während er sie wegen ihres Fehlverhaltens zurecht wies, folgte er mit seinem Blick dem der jungen Ninja und entdeckte die Prinzessin. Der erfahrene Ninja zuckte zusammen und gab ein erschrockenes »Prinzessin Lucy« von sich. Sekunden darauf wies er jedoch seine Gefolgsleute an, die junge Prinzessin von dem Baum zu befreien und gleich darauf lösten sich die restlichen Ninja aus den schützenden Schatten um der Anweisung folge zu leisten. »Bringt sie zurück in den Palast! Dort wird man sich um sie kümmern und dafür Sorgen, dass sie sich erholt«, wies er die gefügsamen Ninja an, ehe er sich wieder an die immer noch am Boden sitzende Levy wandte: »Und du McGarden, kehrst auch zurück zum Palast. Dort werden wir über deine Aktion hier sprechen.«   ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・   Eigentlich war Levy kein trotziges Kind. Aber sie hatte das Zeichen auf Lucys Kleid erkannt und da es sich hier nicht nur um die Prinzessin handelte, der sie diente, sondern auch noch um ihre beste Freundin, musste sie handeln. Sie konnte es nicht einfach hinnehmen, dass man ihr so etwas schreckliches antat! Deswegen war sie auch nicht in den Palast zurückgekehrt, um sich die Standpauke ihres Lebens abzuholen und wahrscheinlich auch noch den Dienst zu quitieren. Stattdessen war sie nach Hause geeilt, um schnell ein paar Sachen zusammenzusuchen und sich auf eigener Faust auf den Weg zu machen und den Übeltäter seiner gerechten Strafe zu übergeben. Jedoch war Levy dazu gezwungen, sich einzugestehen, dass sie alleine keine Chance gegen ihren mächtigen Feind hatte: Phantom Lord! Nach kurzer Überlegung war ihr gleich eine Person eingefallen, die für diesen Job in Frage kam, denn die Palastwachen brauchte sie nicht fragen. Niemand würde freiwillig ohne Anweisungen losziehen, um zu riskieren, dass sie ihre Position verloren. Nein, Levy musste sich jemand anderes suchen, der ihr half und das musste jemand sein, der Phantom kannte. Diese Person hatte sie bei einer früheren Mission kennengelernt. Damals war ihr Trupp losgezogen, um einen plündernden und raubenden Ronin zu stellen und zur Strecke zu bringen. Nach einem Zusammenstoß mit diesem Verbrecher, war Levy von ihrem Trupp getrennt worden und in die „Gesellschaft“ dieses Flegels geraten. Sie musste gestehen, dass ihre Bekanntschaft äußerst unangenehm und gezwungen war. Er hatte zunächst versucht sie loszuwerden, sie war vollkommen orientierungslos und auf ihn angewiesen gewesen, doch mit der Zeit hatten sie gelernt sich – wenn auch nur Übergangsweise – aufeinander zu verlassen. Wenn Levy es richtig interpretierte, hatte dieser Ronin sogar versucht, sie auf seine Seite zu ziehen. Natürlich hätte dieser Verbrecher nie ein Wort darüber verloren oder sie direkt gebeten. Aber Levi war sich sicher, dass sie nicht falsch lag. Er war früher in Diensten Phantoms gewesen und kannte ihren Gegner besser als jeder Andere und wenn sie recht hatte und ihm lag irgendetwas an ihr, dann würde er ihr bei ihrer selbst auferlegten Mission helfen.       Erkenntnis darüber, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie ihn finden sollte, traf Levy viel zu spät und so war sie schon einige Stunden – sie schätzte die vergangene Zeit auf einen halben Tag – unterwegs, dort wo sie ihr das letzte Mal gesehen hatte. Der Wald war dicht und sie konnte nur selten einen Blick auf den Himmel erhaschen. Es war eine Schande wie viel Zeit sie hier verschwendete, wo sie doch ihre wichtige Freundin rächen wollte. Es nagte an ihr, dass sie nicht weiter kam und Zweifel taten sich in ihr auf. Vielleicht hätte ich nicht einfach losrennen sollen, sondern auf eine Strategie warten sollen, ging es ihr durch den Kopf. Ich war wirklich sehr übereifrig, aber es geht hier schließlich um meine Freundin. »Was haben sie Lucy nur angetan?«, murmelte Levy vollkommen in ihren Gedanken gefangen. Plötzlich sauste vor ihr ein Messer nieder, bohrte sich in den Boden und jagte der jungen Ninja einen gehörigen Schreck ein. Levy stolperte zurück und landete unsanft auf ihrem Hintern. »Gihi«, gab eine Person von sich, die die Ninja nicht bemerkt hatte. »Unvorsichtig wie immer.« Die Person landete mit einem Sprung vor ihr und brachte gelassen sein Wurfmesser wieder an sich. »Wenn alle Palastninja so sind wie du, wundert es mich nicht, das Phantom die Prinzessin aus ihren Gemächern entführen konnte.« Levy hätte dieses selbstgefällige Grinsen unter Millionen wiedererkannt. Dieser arrogante Ronin würde sich wahrscheinlich niemals ändern. »Gajeel«, brummte Levy verärgert, doch der Samurai kümmerte sich nicht darum, sondern schritt theatralisch vor ihr auf und ab. »Ich frage mich ja schon, was Phantom Lord damit beabsichtigt hat, sich erst die Mühe zu machen in den Palast einzubrechen, sie aus ihren Gemächern zu entführen, sie dann aber in der Stadt zu lassen.« Er ging vor ihr in die Hocke und stützte sein Gesicht auf seiner Hand ab. »Eine reine Provokation und du fällst darauf hinein, Shrimp. Ausgerechnet du, die nichts gegen Phantom Lord ausrichten kann.« Levy lief aufgrund der Worte puterrot an. Sie war wütend über Gajeel, weil er recht hatte. Sie war einfach los gestürmt, da ihre Emotionen sie übermannt hatten, aber zurück gehen konnte sie nun nicht mehr. Sie musste ihre selbstgewählte Mission weiter gehen - für ihre Freundin. »Und ausgerechnet mich willst du um Hilfe bitten«, sagte Gajeel * und stand auf. Levy hockte immer noch auf dem Boden und wich seinem Blick aus. »Woher willst du das wissen?« »Gihi.« »Lach mich nicht aus!« Gajeel zuckte mit den Schultern und griff nach einem ihrer Arme. Er erwischte ihr rechtes Handgelenk und zog sie mit einem Schwung über seine Schulter. »Gajeel!«, beschwerte sich Levy lautstark und strampelte mit Armen und Beinen, aber der Ronin hatte sie fest im Griff. »Ey«, sagte er und wog Levy auf seiner Schulter. »Sag mir nicht du bist noch leichter geworden. Ich weiß ihr Ninja seid flink, aber an dir ist ja echt gar nichts dran.« »Was soll das heißen?« »Na«, fing er an und setzte sich in Bewegung, wohin er mit ihr wollte, wusste Levy nicht. »Ninja brauchen Kraft und du bist so schmächtig und klein als würdest du irgendetwas … naja … einfaches machen. Als würdest du Blumen verkaufen.« »Mach dich nicht über mich lustig, Gajeel!« Levy versuchte, sich mit einem gezieltem Schlag gegen seinen Rücken zu befreien, doch der Samurai lachte nur und ließ sich nicht von ihr beeindrucken. »Und lass mich runter!« »Damit du mir verloren gehst?« Gajeel lachte erneut. »Du bist viel zu klein, da übersehe ich dich nur.« »Lass.Mich.Runter!« Levy holte Luft und fing an zu schreien: »Gaje-« Sie kam nicht dazu, den Namen voll auszusprechen, denn der Ronin hielt ihr den Mund zu, indem er sie von seiner Schulter nahm und sie an sich drückte. »Ah, ich denke du solltest leise sein, wer weiß, wer sich hier noch aufhält. Unter Umständen könnte ich mich dazu entscheiden, dich hier einfach zurückzulassen.« »Als wenn du es über dich bringen könntest, mich hierzulassen.« Gajeel gab ein amüsierten Laut von sich. »Du solltest mich nicht falsch einschätzen. Wie hast du mich damals genannt? Einen Verbrecher ohne Ehre.« Levy zuckte zusammen und gleich darauf landete sie wieder auf seiner Schulter. Er setzte seinen Weg fort. »Du bist ein Ninja aus dem Palast und dazu noch die vertraute der Prinzessin. Wie viel Geld du mir wohl einbringen wirst?« »Was? Du kannst doch nicht Magnolia erpressen! Das hast du beim letzten Mal schon nicht gemacht.« »Zeiten ändern sich.« »Gajeel!« Schweigen trat ein. Sie bekam Zweifel an ihm, auch wenn sie nicht glauben wollte, dass er sich so verändert hatte. Gut, er war ein Ronin, ein Samurai ohne Herrn, der die unterschiedlichsten Aufträge annahm, so wie es ihm passte und auf seinen eigenen Vorteil bedacht war. Er überfiel Bauern und Händler, er mischte sich in Kriege ein – mal auf der einen, mal auf der anderen Seite – und genau deswegen versuchte Magnolia auch, ihn auszuschalten. Er war gefürchtet und gleichzeitig versuchten viele Parteien, ihn dauerhaft für ihre Seite zu gewinnen. Doch Gajeel war ein Freigeist. Er wollte sich von niemandem etwas sagen lassen und sich an keinen Ort binden. Deswegen hatte Levy auch auch nicht gewusst, wo sie nach ihm suchen sollte. Dabei fiel ihr etwas auf, was sie sich nicht erklären konnte: »Wie hast du mich eigentlich gefunden?« Gajeel blieb abrupt stehen, nur für einen kurzen Moment, als müsse er darüber nachdenken, wo er als nächstes hingehen wollte, dann setzte er seinen Weg fort. »Gajeel«, sagte Levy flehend. »Ich habe dich gesucht und ich hatte keine Ahnung, wo ich dich suchen sollte, aber du hast mich gefunden und du weißt von dem Angriff von Phantom Lord auf Magnolia-« Es war fast schon so als würde ihr ein Licht aufgehen: »Du wusstest von dem Plan. Warst du etwa dabei?« Wieder blieb Gajeel stehen. Er setzte sie so schnell ab, dass Levy nicht wusste was da gerade geschah und dann sah sie in ernste, rote Augen. »Nein, ich war nicht dabei, aber ich habe von ihrem Plan gehört, also bin ich hin, um zu beobachten was passiert, nur für den Fall dass-«, er verstummte und wand sich ab. »Du weißt ja von Lily. Er hat von dem Plan von Phantom Lord erfahren und wir haben beschlossen, dass es besser ist, herauszufinden was unsere größten Gegner tun. Das ist alles.«   ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・   Levy stand in einer verlassenen und heruntergekommenen Hütte. Davon ausgehend, wie viel des Holzgebäudes sich die Natur wieder zurückgeholt hatte, war sie schon lange verlassen. Löcher in den Wänden, der Decke und den Fenstern. Es war kaum noch Glas in den Rahmen zu sehen. Die alte, vermoderte Inneneinrichtung war grünlich und stellenweise fast schon gänzlich von Moos bedeckt. Es gab eine Kochstelle und an der stand Gajeels Begleiter und Partner Panther Lily, während die mannshohe schwarze „Katze“ vor einem Topf stand und pflichtbewusst den darin kochenden Reis bewachte. Levy hatte angeboten sich um das Essen zu kümmern, doch Lily hatte darauf bestanden, dass ihr Gast nichts tat. „Eine Geisel“, hatte sich Gajeel eingemischt, doch keiner der beiden hatte ihm Beachtung geschenkt. Gajeel hatte sich auf eine alte Kommode gesetzt, die noch intakt genug war um sein Körpergewicht standzuhalten, und polierte sorfältig die Klinge seines Katanas. Er wirkte fast schon gedankenverloren, während er sich um seine Waffe kümmerte. Würde er nicht hin und wieder einen Kommentar zu Levy und Lilys Unterhaltung abgeben, könnte man beinahe vergessen, dass er anwesend war. »Du bist dir im Klaren, dass die ganze Aktion eine Provokation von Phantom Lord war?« Lily und Levy wurden von Gajeels Stimme aus ihrer Konversation gerissen und blickten ihn verwirrt an. »Stell dich nicht dümmer als du bist. Phantom Lord stichelt schon lange gegen Magnolia und hat schon mehrere Angriffe gestartet. Das ist nur ein weiterer Versuch, euch aus der Defensive zu locken und du hast den Köder geschluckt, wie ein Karpfen den Wurm.« »Hast du eigentlich eine Ahnung was sie getan haben?!«, wollte Levy empört wissen. Sie hatte nicht das Bedürfnis das „Dümmer als du bist“ auf sich sitzen zu lassen. »Sie haben eure Prinzessin aus ihren Schlafgemächern entführt und euch an einem Baum gepinnt serviert« Gajeel fing an zu lachen. »Das hätte durchaus von mir stammen können!« »Gajeel, du Dummkopf!« »Was?«, gab der Samurai gespielt überrascht von sich. »Gajeel«, meldete sich PantherLily zu Wort. »Sollte es Phantom Lord gelingen, Magnolia in den Krieg zu ziehen, wird das auch Auswirkungen auf uns haben.« Gajeel zucke mit den Schultern. »Ein Krieg der beiden würde uns nichts anderes bringen als mehr Aufträge. Irgendeiner würde uns früher oder später anheuern, Lily und wenn man bedenkt wie Magnolia zu uns steht, wird es wohl Phantom sein.« Der Samurai schob sein Katana zurück in seine Scheide. »Ein Krieg würde unseren Finanzen gut tun.« Levy spürte die Blicke beider auf sich ruhen. Ihr war klar, was das bedeutete, würde Phantom Gajeel und Lily anheuern, ständen sie sich als Gegner gegenüber und auch wenn keiner von ihnen es aussprach, wollte niemand diese Situation haben. Dass Magnolia sich um die Dienste der beiden bemühen würde, war so unwahrscheinlich wie Schnee in der Wüste. »Dafür müsste Magnolia erst noch einen Grund geben, dass Phantom Lord gegen uns in den Krieg zieht und das wird nicht passieren!« »Ha!« Gajeel erhob sich von der Kommode und ging zu Levy. Er schaute auf die – in seinen Augen – unglaublich kleine Person hinab. »Und was denkst du, bist du im Begriff zu tun? Du lieferst Phantom den Grund gegen Magnolia in den Krieg zu ziehen frei Haus.« »Was, aber die haben doch uns-« Gajeel stupste ihr gegen die Stirn. »Du denkst also daran wird Phantom sich halten? Du bist drauf und dran in ihre Falle zu tapsen. Wenn wir dich nicht aufgehalten hätten, hättest du Magnolia den Krieg bringst, weil Phantom Lord deinen Alleingang als Angriff werten wird.« Niedergeschlagen musste Levy zugeben, dass er Recht hatte. Sie ließ ihren Kopf sinken. Sie war in ihrer Trauer und ihrer Wut einfach drauflosgerannt und hätte sich selbst und ihre Heimat damit in Gefahr gebracht. Sie verdankte Gajeel ihr Leben: Schon wieder? Auf Gajeels Lippen zeichnete sich ein Grinsen ab. »Als Dankeschön kannst du darauf achten, dass du nicht einen Krieg anzetteln wirst, wenn du mich das nächste Mal aufsuchst.« »Das nächste Mal?«, fragte Levy verwundert, doch als sie weiter nachfragen wollte, drang eine Stimme zu ihnen hinein: »Gajeel Redfox! Wir wissen, ihr habt sie in eurer Gewalt. Gebt sie zurück!« Gajeel gab einen belustigten Laut von sich. »Schneller als erwartet«, murmelte er und griff nach ihrer Hand. »Das ist der Trupp, der dich nach Hause bringen wird.« »Nach Hause?« Sie war immer noch damit beschäftigt, die Wörter von Gajeel zu übersetzen. »Ja, meinst du ich halte dich auf und warte darauf, dass du von alleine wieder von hier verschwindest?« Ohne große Gegenwehr zog er Levy auf ihre Beine und einen Augenblick lang standen sie sich und sahen sich in die Augen. »Außerdem wird so verhindert, dass du Tod und Verderben über das Land bringst.« »Gajeel«, sagte Levy und trat in einer Kurzschlussreaktion auf seinen Fuß, was ihn nicht im Geringsten beeindruckte. »Du Idiot.« Als sie versuchte sich von ihm loszureißen, ließ er sie er sie gewähren, nur um ihr den Erfolg zu gönnen. Dabei wäre es für ihn ein Leichtes gewesen wäre, sie festzuhalten. »Von mir aus. Wenn es dich von Dummheiten abhält, gerne«, sagte er und ging zur Tür. Er öffnete sie und ergriff zeitgleich erneut ihre Hand, um sie zur Tür zuziehen. »Levy McGarden-«, fing die Person draußen an, doch ehe er weiter rufen konnte, öffnete Gajeel die Tür und schubste sie hinaus. »Hier habt ihr sie!«, brüllte er schlecht gelaunt dem Trupp Ninja zu, die die alte Hütte umstellt hatten. Wahrscheinlich versteckten sich noch viel mehr in den Bäumen rundherum. »Und nun verschwindet.« Levy spürte einen Stoß in ihrem Rücken und stolperte vor. Sie konnte sich gerade so auf den Beinen halten und verhindern, dass sie auf dem Waldboden landete. Als sie sich nach Gajeel umdrehte, sah sie noch, wie die Tür zu fiel. Er war wieder verschwunden. Dieser ungehobelte Klotz hatte dafür gesorgt, dass sie nach Hause gebracht wurde und keine Dummheiten mehr begehen konnte. Gajeel hatte für ihre Sicherheit alles getan was in seiner Macht stand. Selber konnte er sie schließlich kaum nach Magnolia bringen, wo er doch als Verbrecher galt. »Gajeel, du Dummkopf«, murmelte sie lächelnd. Innerlich war sie aufgrund ihrer Gefühle hin und her gerissen. Gerne wäre sie bei ihm geblieben, doch ihr Platz war im Palast an der Seite der Prinzessin. Lucy machte sich sicherlich schon Sorgen um sie und außerdem würde eine gehörige Standpauke und eine Strafe, die sich gewaschen hatte, in Magnolia auf sie warten. Sicherlich würden sie sich für ihren Alleingang etwas ganz besonderes ausdenken. So etwas wie jeden Grashalm im Palastgarten einzeln waschen, oder die Kiesel der Gartenwege zählen und dokumentieren. Irgendetwas, was sie lange von ihrem eigentlichen Dienst abhalten und viel Zeit kosten würde. Aber wenigstens war sie so in der Lage gewesen, Gajeel wieder zu sehen. Auch wenn es nur für kurze Zeit war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)